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Freitag, 20. Februar 2015
Beine auseinander
Stell dir vor, eine Frau wird von einem Busfahrer vergewaltigt, brutal ermordet und dann zusammen mit Komplizen auf eine Art und Weise "beseitigt", die jede kleinste menschliche Regung vermissen lässt.
Einmal in Berlin und einmal in der Türkei.
Es gibt natürlich in Deutschland entsetzte Reaktionen, und in der Türkei einen richtiggehenden Aufstand.
Deutsche Feministinnen verkünden dann schon mal, dass sie am Sonntag über Kleider beim Oscar zu lästern gedenken. War ja auch zu lustig schon beim Dschungelcamp. Damals fand auch der Mord in Berli statt, aber wichtiger ist natürlich, einem Mann Übergewicht nachzusagen.
Vielleicht hätten die Täter bei Twitter ohne genderneutrale Sprache schreiben sollen, dann hätten sie es ihm aber gegeben, die deutschen Netzfeministinnen. Nun aber regen sich die Türkinnen auf und auf Frauenblogs findet man Erinnerungen an Tschetschenien und Gedichte über Schnee. Und wenn man doch darüber schreibt - dann über den Hashtag, wie man selbst einen gemacht hat.
Es ist nicht wirklich so, dass mich solche Geschichten weg vom Internet treiben, aber mitunter tut es ganz gut, etwas anderes zu sehen und zu erleben, den Kopf frei zu bekommen und sich unter ganz normalen Menschen zu bewegen. Menschen, die an einem Freitag auf einen Berg kraxeln und in der Sonne sitzen. Sieht aus wie Heimatfilm, ist vielleicht etwas zu blau und kitschig, aber durchaus schön. Inzwischen finde ich es ja entspannend, häkelnde Omas im Sonnenschein zu sehen, Funktionsjackenträger und sogar von ihren Kindern genervte Mütter. Ich brauche das zum Justieren meiner Befindlichkeiten. Geordnete Verhältnisse. Zumindest in kleionen Dosen. Leute, die bei manchen Bildern an einen Faun in der Glyptothek denken oder an eine Zeichnung von Gulbrannson, und nicht an Manspreading.
Ähnlich gelungene Vergrätzer sind die Nachrichten aus der Ukraine und der beginnende kalte Krieg, und das Fehlen des im Zweifelsfall nötigen Remmidemmis angesichts der zuspitzenden Lage: "What would Schirrmacher do" muss man sich heute nicht mehr fragen, weil das eben nicht mehr getan wird. Es wird genau das getan, was er nie getan hätte. Alles so bräsig, so mau, so gerecht und natürlich will jeder etwas Opfer und bemitleidenswert sein, und anklagend - nur anpacken und aufregen will man nicht. Oder darüber reden, dass die Welt vielleicht auch nur deshalb so mies ist, weil das angeblich Gute inkompetent und ahnungslos ist, und es der anderen Seite so unfassbar leicht macht. Aber Hauptsache, man gewinnt moralisch.
Ja, da will ich eben etwas raus, abstand gewinnen, und unten am Hofladen lesen, dass es Rum für den Opa und Eierlikör für die Oma gibt. Oma und Opa waren übrigens zu bewegten Zeiten von APO und RAF jung und der Umstand, dass sie Getränke wie ihre eigenen Eltern bevorzugen, zeigt eben auch, dass am Ende sich doch ganz viel einrenkt. Zumindest bei uns, wenn die anderen verrückte Alte mit 77 halbverhunderten Katzen in einer verdreckten Berliner Wohnung werden, dann sei es eben so.
Scheisspille, sagte meine Grosmutter immer, weil sie fand, die vermiese manchen, die sie dringend bräuchten, entscheidende Erfahrungen und Erdungen, und auch, wenn ich das für mich selbst weiterhin ablehne - so ganz unrecht hatte sie wohl nicht. Auch wenn sie mehr Sekt als Eierlikör trank.
Die Gläser halte ich übrigens in Ehren.
Einmal in Berlin und einmal in der Türkei.
Es gibt natürlich in Deutschland entsetzte Reaktionen, und in der Türkei einen richtiggehenden Aufstand.
Deutsche Feministinnen verkünden dann schon mal, dass sie am Sonntag über Kleider beim Oscar zu lästern gedenken. War ja auch zu lustig schon beim Dschungelcamp. Damals fand auch der Mord in Berli statt, aber wichtiger ist natürlich, einem Mann Übergewicht nachzusagen.
Vielleicht hätten die Täter bei Twitter ohne genderneutrale Sprache schreiben sollen, dann hätten sie es ihm aber gegeben, die deutschen Netzfeministinnen. Nun aber regen sich die Türkinnen auf und auf Frauenblogs findet man Erinnerungen an Tschetschenien und Gedichte über Schnee. Und wenn man doch darüber schreibt - dann über den Hashtag, wie man selbst einen gemacht hat.
Es ist nicht wirklich so, dass mich solche Geschichten weg vom Internet treiben, aber mitunter tut es ganz gut, etwas anderes zu sehen und zu erleben, den Kopf frei zu bekommen und sich unter ganz normalen Menschen zu bewegen. Menschen, die an einem Freitag auf einen Berg kraxeln und in der Sonne sitzen. Sieht aus wie Heimatfilm, ist vielleicht etwas zu blau und kitschig, aber durchaus schön. Inzwischen finde ich es ja entspannend, häkelnde Omas im Sonnenschein zu sehen, Funktionsjackenträger und sogar von ihren Kindern genervte Mütter. Ich brauche das zum Justieren meiner Befindlichkeiten. Geordnete Verhältnisse. Zumindest in kleionen Dosen. Leute, die bei manchen Bildern an einen Faun in der Glyptothek denken oder an eine Zeichnung von Gulbrannson, und nicht an Manspreading.
Ähnlich gelungene Vergrätzer sind die Nachrichten aus der Ukraine und der beginnende kalte Krieg, und das Fehlen des im Zweifelsfall nötigen Remmidemmis angesichts der zuspitzenden Lage: "What would Schirrmacher do" muss man sich heute nicht mehr fragen, weil das eben nicht mehr getan wird. Es wird genau das getan, was er nie getan hätte. Alles so bräsig, so mau, so gerecht und natürlich will jeder etwas Opfer und bemitleidenswert sein, und anklagend - nur anpacken und aufregen will man nicht. Oder darüber reden, dass die Welt vielleicht auch nur deshalb so mies ist, weil das angeblich Gute inkompetent und ahnungslos ist, und es der anderen Seite so unfassbar leicht macht. Aber Hauptsache, man gewinnt moralisch.
Ja, da will ich eben etwas raus, abstand gewinnen, und unten am Hofladen lesen, dass es Rum für den Opa und Eierlikör für die Oma gibt. Oma und Opa waren übrigens zu bewegten Zeiten von APO und RAF jung und der Umstand, dass sie Getränke wie ihre eigenen Eltern bevorzugen, zeigt eben auch, dass am Ende sich doch ganz viel einrenkt. Zumindest bei uns, wenn die anderen verrückte Alte mit 77 halbverhunderten Katzen in einer verdreckten Berliner Wohnung werden, dann sei es eben so.
Scheisspille, sagte meine Grosmutter immer, weil sie fand, die vermiese manchen, die sie dringend bräuchten, entscheidende Erfahrungen und Erdungen, und auch, wenn ich das für mich selbst weiterhin ablehne - so ganz unrecht hatte sie wohl nicht. Auch wenn sie mehr Sekt als Eierlikör trank.
Die Gläser halte ich übrigens in Ehren.
donalphons, 14:41h
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