Beine auseinander

Stell dir vor, eine Frau wird von einem Busfahrer vergewaltigt, brutal ermordet und dann zusammen mit Komplizen auf eine Art und Weise "beseitigt", die jede kleinste menschliche Regung vermissen lässt.

Einmal in Berlin und einmal in der Türkei.

Es gibt natürlich in Deutschland entsetzte Reaktionen, und in der Türkei einen richtiggehenden Aufstand.

Deutsche Feministinnen verkünden dann schon mal, dass sie am Sonntag über Kleider beim Oscar zu lästern gedenken. War ja auch zu lustig schon beim Dschungelcamp. Damals fand auch der Mord in Berli statt, aber wichtiger ist natürlich, einem Mann Übergewicht nachzusagen.

Vielleicht hätten die Täter bei Twitter ohne genderneutrale Sprache schreiben sollen, dann hätten sie es ihm aber gegeben, die deutschen Netzfeministinnen. Nun aber regen sich die Türkinnen auf und auf Frauenblogs findet man Erinnerungen an Tschetschenien und Gedichte über Schnee. Und wenn man doch darüber schreibt - dann über den Hashtag, wie man selbst einen gemacht hat.







Es ist nicht wirklich so, dass mich solche Geschichten weg vom Internet treiben, aber mitunter tut es ganz gut, etwas anderes zu sehen und zu erleben, den Kopf frei zu bekommen und sich unter ganz normalen Menschen zu bewegen. Menschen, die an einem Freitag auf einen Berg kraxeln und in der Sonne sitzen. Sieht aus wie Heimatfilm, ist vielleicht etwas zu blau und kitschig, aber durchaus schön. Inzwischen finde ich es ja entspannend, häkelnde Omas im Sonnenschein zu sehen, Funktionsjackenträger und sogar von ihren Kindern genervte Mütter. Ich brauche das zum Justieren meiner Befindlichkeiten. Geordnete Verhältnisse. Zumindest in kleionen Dosen. Leute, die bei manchen Bildern an einen Faun in der Glyptothek denken oder an eine Zeichnung von Gulbrannson, und nicht an Manspreading.







Ähnlich gelungene Vergrätzer sind die Nachrichten aus der Ukraine und der beginnende kalte Krieg, und das Fehlen des im Zweifelsfall nötigen Remmidemmis angesichts der zuspitzenden Lage: "What would Schirrmacher do" muss man sich heute nicht mehr fragen, weil das eben nicht mehr getan wird. Es wird genau das getan, was er nie getan hätte. Alles so bräsig, so mau, so gerecht und natürlich will jeder etwas Opfer und bemitleidenswert sein, und anklagend - nur anpacken und aufregen will man nicht. Oder darüber reden, dass die Welt vielleicht auch nur deshalb so mies ist, weil das angeblich Gute inkompetent und ahnungslos ist, und es der anderen Seite so unfassbar leicht macht. Aber Hauptsache, man gewinnt moralisch.







Ja, da will ich eben etwas raus, abstand gewinnen, und unten am Hofladen lesen, dass es Rum für den Opa und Eierlikör für die Oma gibt. Oma und Opa waren übrigens zu bewegten Zeiten von APO und RAF jung und der Umstand, dass sie Getränke wie ihre eigenen Eltern bevorzugen, zeigt eben auch, dass am Ende sich doch ganz viel einrenkt. Zumindest bei uns, wenn die anderen verrückte Alte mit 77 halbverhunderten Katzen in einer verdreckten Berliner Wohnung werden, dann sei es eben so.

Scheisspille, sagte meine Grosmutter immer, weil sie fand, die vermiese manchen, die sie dringend bräuchten, entscheidende Erfahrungen und Erdungen, und auch, wenn ich das für mich selbst weiterhin ablehne - so ganz unrecht hatte sie wohl nicht. Auch wenn sie mehr Sekt als Eierlikör trank.

Die Gläser halte ich übrigens in Ehren.

Freitag, 20. Februar 2015, 14:41, von donalphons | |comment

 
Hat der Faun auch ein paar hübsche Dryaden gesehen? Ohne Funktionswäsche. Hinter den sieben Bergen soll es noch einiges Schöne(s) geben.

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Da entwickelt sich grad eine sehr lesenswerte Kolumne. Man muss Fischer nicht in allem zustimmen, aber er schreibt klar, leicht verständlich und ist auch in der Lage, Hintergründe, das Warumistdasso zu vermitteln. Und er bringt eine sehr angenehme Ruhe und Struktur in das Thema Sexualstrafrecht, während viele andere das Thema eben nur emotional und nicht ruhig, systematisch und faktenbasiert diskutieren können und wollen. Er vermittelt dieses "und jetzt treten wir alle mal einen Schritt zu rück und überlegen uns in Ruhe, was man sich dabei mal gedacht hat und worum es wirklich geht".

Was dazu führt, dass man solche Text zuende liest und drüber nachdenkt. Vielleicht nicht bei allem zustimmt, aber sich damit auseinandersetzt.
Um dann umso schmerzlicher den Kontrast wahrnimmt zu anderen, ahem, Aussagen, die mehr zu Text geronnenem Erbrochenen ähneln als einem überzeugenden Plädoyer für die vertretene ansicht. In den Leserbeiträgen unterm ZO Artikel geht es stellenweise schon los.

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Schirrmacher hätte sicher versucht, den abzuwerben. Der ist nämlich bei jedem thema wirklich klar verständlich und kann sich fein ausdrücken.

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Die Frau muss, um ihrer Natur willen, im Strafrecht behandelt werden wie das Kind oder der Psychiatrie-Patient!

das ist ja nun die konsequenz von bestimmten argumentationen von Opfer-Vertreter[n], denen außer drei gescheiterten Liebesgeschichten und einer gestörten Mama-Beziehung im Leben noch nichts Schlimmes zugestoßen ist.

nicht nur demnach wäre so mancher gut beraten, über die konsequenzen von argumentationen vertieft nachzudenken, bevor er etwas sagt.

hervorhebenswert ist auch, gerade im zusammenhang mit dem narzissten-artikel von melanie mühl in der faz:
Das Leben hält unendlich viele Situationen bereit, in denen Personen "eigentlich" gegen ihren Willen etwas tun oder unterlassen, ohne dass dies jeweils als "Nötigung", als Zwangshandlung angesehen werden kann. Ich erwähne: Arbeit! Steuerzahlen! Rasenmähen! Rechts Fahren! ... Wer sich als "Opfer" von irgendetwas präsentieren kann, hat den ersten Kampf gegen die Enttäuschungen des Lebens gewonnen.

seufz.

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@don ... haetteste den Schirrmacher Fraenkie halt zum Radfahren gezwungen und die Kippen versteckt - jetzt ists zu spaet und Hinterherjammern gilt nicht. Man muss die Sachen immer alle sofort machen, der Winter kommt eh' zu schnell.

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Herauagelöst liest sich das wirklich schräg, aber er stellt davor durchaus klar, dass Vergewaltigung und sexuelle Nötigung ganz andere und bestrafenswerte Kaliber sind. Das Problem, das er mit der institutionalisierten Vertretung hat, wird nicht direkt angesprochen, aber ich meine zu erkennen, dass es hier gegen den Kriminologen Pfeifer sowie seine Mitarbeiterin geht, die mit genau solchen Zahlentricks aufwarten. Da werden dann Grauzonen, die fraglos schwierig sind, handstreichartig besetzt und er reagiert darauf auch nicht gerade mit zu grosser Nachsicht.

Das haben so einige versucht, nicht nur ich.

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Oder um das mal am eigenen Beispiel zu erklären: Eine Netzfeministin bezeichnet mich mit Nonmention, weil sie sich nicht traut, öffentlich als "Abuser". Das ist Missbrauch und der wäre in Deutschland natürlich strafbar. Kleiner Haken, ich habe nur einmal mit ihr telefoniert, drei Mails gewechselt und einmal über eine falsche Auslegung einer Statistik geschrieben. Ich bin ihr nie leibhaftig begegnet. Aber das reicht ihr schon. So werden da absichtlich Begriffe verwischt.

Natürlich ist zu zu feige, das direkt zu machen. Aber das ist dann auch genau einen von denen, die mehr Verurteilungen bei geringeren Anlässen fordert.

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lieber don, beziehen sie sich mit ihren ausführungen auf meine einlassung?

dann handelt es sich um ein klassisches missverständnis.

man gedachte weniger der verpeilten fraktion (nur um es klarzustellen: es soll auch nicht verpeilte geben) der dritten welle des feminismus - sondern man dachte viel eher an eine recht dümmliche wiedereinführung schopenhauerscher gedanken (als er mal wieder aufs papier weinte) durch die auch noch falsche hintertür: so genannte emanzipationstrebende nutzen treffsicher einen schlimmen hammer des gegners und knocken sich selbst aus. und der gegner lacht.

(um auch das klarzustellen - es geht ja nichts ohne vorbeugung -, mit gegner ist weder irgendwelcher anwesender noch fischer gemeint...)

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?
Mit "eine recht dümmliche wiedereinführung schopenhauerscher gedanken" spielen Sie auf das genannte Zitat "Die Frau muss, um ihrer Natur willen, im Strafrecht behandelt werden wie das Kind oder der Psychiatrie-Patient!" an, werte Donna Laura? So lesen sich Ihre zwei Kommentare zumindest.

In Fischers Einlassung ist doch vollkommen klar, dass er diese Einstellung nicht teilt, sondern seine Position zu einer Verschaerfung des Sexualstrafrechts sich eben aus einer Ablehnung dieser mysogenischen Praemisse abgibt. Dass es sich letztendlich um eine solche handelt, macht er durch die drastische Wortwahl klar, einfach weil die Schlussfolgerung vordergruendig nicht offensichtlich ist.

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lieber t.i.m., ihre worte verstehe ich nicht so ganz. vermutlich gibt es in diesem bereich recht viele missverständnisse, vermutlich nimmt man einander wechselseitig durch einen schleier wahr.

um somit ganz deutlich zu werden, und der lyrik vollkommen zu entsagen, ganz so, wie es sonst nicht meine art sein mag: die "opfer"vertreter, von denen fischer spricht, begehen vom ihnaltlichen und von der wortwahl her einen grossen fehler, gerade, wenn sie einem feminismus das wort reden will.

fischers position ist doch ganz in ordnung. wo ist das problem?

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Gibt kein Problem
...offenbar habe ich Sie nur missverstanden. Das passiert mir manchmal bei Ihrer "Lyrik" ;-)

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" aber ich meine zu erkennen, dass es hier gegen den Kriminologen Pfeifer sowie seine Mitarbeiterin geht, die mit genau solchen Zahlentricks aufwarten. "
Es gibt einen geheimen Zusatz in den Rundfunkstaatsverträgen, dem zufolge bei Gewaltkriminalität, insbesondere bei Beteiligung jüngerer Täter oder Opfer, der "Kriminologe Pfeifer" (erstaunlicherweise mit drei "f" und einem "r" am Ende) einzublenden ist (Bild- und Wortbeitrag dürfen allerdings beliebig aus der MAZ seit 1980 kombiniert werden).

Und daß Herr Schirrmacher ganz überrascht und begeistert von einem Richter am höchsten deutschen Ordentlichen Gericht gewesen wäre, der sich nicht nur verständlich auszudrücken vermag, sondern auch noch handfestes mitzuteilen hat, glaube ich gern. Bewundern wir nicht alle das, was uns abgeht?

Andererseits: wenn der Raddaztki-Marsch noch vor dem unbegabten Orgelgedrücke eines noch älteren und überschätzten Sekundärtugendhaften verstummt - und das FAZ-Magazin vor dem langweiligen Rest des Blattes, warum sollten wir dann nicht bald alle bei/für/in der FAZ/WELT schreiben?
Glaubt heute nicht jeder Blogger mit mehr als Tausend Lesern, er habe die Fackel neu erfunden?

Wenn es genügend Lufthansa-Meilen dafür gibt, abonniere ich diese Zeitungen allerdings sogar. Ich jdf. habe verstanden, was sie damit meinen, sich neue Leserschichten erschließen zu müssen...

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Dieser Klima-Inder, der soll vor Verhaftung verschont werden. Ich habe nicht gelesen, daß er eine Frau begrapscht hätte, von Vergewaltigung nichts. Er soll sich falsch benommen haben.
Haft? Der Mann ist 74 Jahre alt Emails und Kurznachrichten soll er..

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Auf alte Männer darf man doch eindreschen, besonders nachdem man sie an der Hotelbar von der Seite angequatscht hat. Wenn ein junger Grüner sich massivst im Ton vergreift, wird das irgendwie nicht so wirklich ausgiebig thematisiert. Zumindest hab ich noch keinen eigenen Hashtag gefunden.

scnr: http://goo.gl/FSB1do

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Grandios. Ich kann mich vage daran erinnern, dass in grauer Vorzeit mal gesehen zu haben.
Köstlich!

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Und mit Torte!

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Schön, dass du den Link zu Fischer gebracht hast.
Guter Mann.

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Dem wollte ich mich anschließen. Die Dekonstruktion (oder Aufdröseln, wie man hier sagt) der Rechtsbegriffe mitsamt teer Konsequenzen fand ich sehr lehrreich.
Danke.

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Jetzt gibt's also ZWEI Dinge in der ZEIT, die für mich noch interessant sind: 'Um die Ecke gedacht' und die Beiträge des Richters Fischer.

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Männer vergewaltigen nun mal
Auch die Tatzeit (in Dekaden gemessen) spielt eine erhebliche Rolle bei der Einordnung.
Im Bezahlrundfunk (sowohl Radio als auch Fernseh) hat gerade eine "Autorin" ihre guten Beziehungen spielen lassen und ihr Buch bewerben dürfen, das den irren zeitgeistigen Spagat zwischen "die Russen waren gar nicht so schlimm" und "die Amis sind/waren noch viel schlimmer" schafft:
Mit einer Berechnungsmethode, die selbst die höhnischsten Machos unter uns ihren Mitschülerinnen im Mathematikunterricht nicht unterstellt hätten, rechnet sie zunächst die Zahl auf die (für Holocaustleugner wichtige) Zahl von unter einer Million runter.
Dann sagt sie, daß viele Vergewaltigungen von den Westalliierten begangen worden seien. Der übliche Dämlack vom Bezahlradio (Heinemann) stellt das noch einmal energisch fest - und schon ist die Sache geritzt: keine Quellen, keine Thesen, keine Fakten; die Amis waren die wahren Vergewaltiger.

Im übrigen sollten sich die Weiber laut der Deutung dieser mit Steuergeldern alimentierten "Autorin" nicht so anstellen: sie haben das laut Heinemann zum einen in Rußland herausgefordert und zum anderen laut "Autorin" nur in den wenigsten Fällen als ungewollte Schwangerschaft "behandeln" lassen.


http://www.deutschlandfunk.de/vergewaltigungen-im-zweiten-weltkrieg-keine.694.de.html?dram:article_id=312774

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