: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Freitag, 13. Januar 2012

Es fügt sich, wie es bricht

Man kann nicht ganz bestreiten, dass das Internet das Leben schöner macht. Nehmen wir nur mal den gebrochenen Lichthebel im Auto, Opfer eines ungestümen Einstiegs: Den gibt es nicht als Einzelersatzteil. Das ist eine ganze Baugruppe, die man erwerben muss, selbst wenn 90% noch heil und funktional sind. Und die Aussage des hiesigen Bestellers lautet: Kostenpunkt extrem hoch, sie würden das dann auch gleich einbauen - noch teurer -. und ausserdem, wie wäre es denn mit einem neuen Wagen?



Nein? Nun, vor Montag wird das Teil nicht kommen, vielleicht am Donnerstag könnte man es dann einbauen, Freitag sollte es fertig sein, und ob sich das bei so einem alten Auto überhaupt lohnt... nun, es lohnt sich der Blick ins Internet. Drei Münchner Verwerter haben das Teil zu einem Bruchteil des Neupreises, und einer meint, wenn ich jetzt gleich käme, würden sie noch warten.



Und so komme ich zwar nicht an den Tegernsee, aber mit einem anderen Wagen vorbei an absurden Falschbauten nach München, beschaffe mir, was ich brauche, und muss mir keine dummen Sprüche anhören. Statt dessen kann ich über die Vergänglichkeit der Welt nachdenken, denn auch andere Marken leben nicht ewig, da bin ich, relativ gesehen, immer noch gut dran.



Da wird man natürlich gleich wieder übermütig und berechnet nicht den Verlust, sondern wie teuer es hätte werden können und wieviel davon man gespart hat. Der Mensch macht die komischsten Dinge, andere sparen Rürup und kommen nicht mehr raus, berechnen die Probleme in England zu klein, ich mache halt was bei den Verlusten falsch.



Und ich kaufe nicht alles im Internet. Bücher kaufe ich immer noch im Antiquaruiat, ich will das sehen, riechen und fühlen, und wenn ich schon hier bin, und dann auch an der Uni noch ein Parkplatz ist... ich komme ja trotzdem nicht zum Rodeln, ich muss morgen auf die Reparatur warten, ich brauche Ablenkung, also etwas zum Lesen. Alles hübsch rational.



Und mag sich auch in Schwabinbg viel geändert haben: Der kleine italienische Feinkostladen ist immer noch an der Ecke. Da kann ich umdisponieren, denn eigentlich wollte ich ja am See einkaufen. Sie haben nicht viel, aber was ich brauche, haben sie. Manches mag brechen, aber am Ende fügt sich alles wieder zusammen. Selten ein Schade, wo nicht auch ein Nutzen dabei ist, pflegte meine Grossmutter zu sagen.



Allein: Zu ihrer teit waren die grossen kataloge noch keine 5-Kilo-Brummer wie heute. Der Preis, den man zahlt, ist der des Haltungsschadens.

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An den See

Die Kontextwerbung bei Google, wenn man nach "Somnenuntergang Hamburg" sucht, lautet übrgens auf

"H*******r&M*******r
Neurochemie-Forschung & Entwicklung innovativer Antidepressiva"

Also habe ich mich gegen Hamburg entschieden. Leider. Auch wenn es schwer fällt.

Beim schwungvollen Einsteigen den Lichtschalthebel abgebrochen.

Naja. Wenigstens wohne ich nicht in Berlin.

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Donnerstag, 12. Januar 2012

Die Brandherde im Vergleich

1. Griechenland und Zypern.

Sehe ich gar nicht mal so als arg problematisch an; ich würde sogar sagen, dass eine ungeordnete Insolvenz, wie sie gerade wieder im Gespräch ist, verkraftbar bleibt. Man wird dann eben die alten Schulden in neue Schulden zwangsumschreiben - was zumindest teilweise möglich ist - und dann eigene Wege gehen. Eine Währungsreform wäre relativ einfach zu machen, das Land ist klein und die Wirtschaft nicht bedeutend. Für den Euro wäre das natürlich ein Präzedenzfall, aber das würde man schon irgendwie regeln. Und Frankreich könnte sich auch 2, 3 Banken weniger leisten, die dann wackeln. Verstaatlichung kommt im Wahlkampf immer gut. Aber das Weiterzahlen bringt überhupt nichts: Das ist ein failed state, der braucht einen Neuanfang, viellieicht mit indirekter Lenkung durch den IWF. Gefährlicher finde ich

2. Italien

Da ist insofern der Druck raus, als die Griechen vorgeführt haben, wie man einen Staat wirklich vor die Wand fährt. Relativ gesehen erscheint Italien wie ein Hort der Sicherheiut, immerhin gibt es dort mitunter sehr stabile Strukturen, und das muss nicht Mafia sein: Man mag über die italienische Familie lachen, aber sie ist auch eine Art Schutzschild, der einiges an Katastrophen aushält, und sei es nur mit den 500ern unter dem Teppich. Natürlich bräuchte auch Italien eine Art Revolution zur Entgiftung der Politik. Angst macht mir aber vor allem die dortige Bankenwelt. Wenn die Unicredit fällt, kann Italien selbst vermutlich nur noch wenig tun,. Tatsächlich glaube ich, dass der Infektionsweg der Krise nicht mehr von Athen nach Rom führt, sondern von Griechenland über die Staatsschuldenrisiken zur Unicredit und ähnlichen Banken, und erst von dort aus dann nach Rom. Und das hängt dann wieder an

3. Ungarn und dem Balkan.

Dieses ganze undurchsichtige und schwer einzuschätzende Finanzkonglomerat zwischen der Schweiz, Liechtenstein, Österreich, Luxemburg, Bayern und Italien, in dem die Unicredit nur ein Teil des Debakels ist, ist so etwas wie ein Infektionsweg an allen europäischen Strukturen vorbei. Man wollte das nach dem Fall des Eisernen Vorhangs, alle wollten Geschäfte machen, und diese Balkanblase, oder besser, ihr Rest, droht jetzt zu platzen. Was mit den Banken in Oberitalien und Österreich passiert, bestimmen nicht mehr Politik und Gesellschaft, sondern andere Politiker, Günstlinge und Kreditnehmer. Es sagt einem keiner so direkt ins Gesicht, aber die Ungarn können mit einem Bankrott nicht nur ihre Schulden loswerden, sondern auch zwei Kernregionen Europas zum wackeln bringen.

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Wenn Griechenland hochgeht und man etwas Zeit hat, kann man das vermutlich ohne Lehmaneske Folgen regeln. Wenn Italien wackelt, wird es schon schwieriger, aber theoretisch gäbe es schon Möglichkeiten, wie man eine Art sanfte Landung einleiten kann, denn Italien ist über weite Strecken ein reiches Land. Eventuell müsste man dann den Euro spalten, aber ich bin mir sicher, dass dafür die Pläne längst fertig sind. Die eigentliche Subprimeregion ist der Balkan.

Das Horrorszenario wäre in meinen Augen ein Crash Griechenlands, der auf dem Balkan genutzt wird, um Europa zu erpressen: Dann brennt sich das nach Österreich und Oberitalien. Wenn das alles zum falschen Zeitpunkt und so schnell passiert, dass man mit dem Löschen nicht nachkommt, wird 2012 ein spannendes Jahr.

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Keine Chance im Bellevuererbonker

Wulff wird diese Wochenende politisch nicht überleben. Die SMS des Altmeier-Todes ist die neue Proskriptionsliste der Berliner Reichshauptslumrepublikur.

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Mittwoch, 11. Januar 2012

Systemvergleich

Ich bin durchaus tolerant und aufgeklärt, was alte Formensprachen angeht, und ich blicke darauf mit dem Auge der Vergebung durch die Zeitumstände. In vielem könnte ich wohnen, in vielem würde ich sogar wohnen wollen, und ich finde es legitim, wenn das Lebensumfeld wie ein Museum wirkt. Aber es gibt Grenzen. Ich weiss, manche sind angetan von Potsdam, aber ich finde an vielen Orten etwas auszusetzen. Das frderizianische Rokoko trieb Blüten, gegen die ich allergisch bin:



Mit so etwas kann man vielleicht Werbung für Berliner Bier machen (man kennt das, die Überhöhung von Plörre zu Kulturgut), aber der angeblich so bescheidene Auftraggeber dieser wirklich scheusslich-humorlosen Fehlleistung wollte nicht nur TV-Zuschauern imponieren, sondern auch Personen, die durchaus eine gewisse Ausbildung in künstlerischen Dingen genossen hatten. Leider hat sich das peinlich betretene Geflüster aus diesen Zeiten nicht erhalten, und so schwelgt man jetzt wieder in diesem grotesken Meer der Scheusslichkeiten und denkt an den Massenmörder, der das alles schuf, wenn er nicht gerade mal wieder dem Bataillieren nachging - was ihm als Laster übrigens auch von engsten Beratern vorgeworfen wurde. Nur hat die bundesrepublikanische Führungsebene vermutlich zu wenig Bildung und Geschmack, hinter die peinlichen Kulissen zu schauen, und dort den Abschaum zu sehen. So einer wie der wäre heute ein Fall für Den Haag, und schon damals galt er vielen als höchst fragwürdig.



Das hier ist Bayreuth. Dort würde ich sofort einziehen, das sind die hübschesten Rokokoräume, die ich kenne, und weil sie von der Schwester dieser Unperson entworfen wurden, die bei gleich schlimmer Erziehung so anders, freundlich und friedliebend wurde, habe ich es mir bei der FAZ erlaubt zu fragen, ob denn all das Elend dieser Epoche jenseits von Bayreuth wirklich unvermeidlich war, ob man den Typen entschuldigen kann und ob es irgendeine Möglichkeit gibt, einen Staatsakt für diesen Massenmörder nicht für eine hirnverbrannte Angelegenheit zu halten.

Und die Antwort ist: Nein.

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Dienstag, 10. Januar 2012

Zur toten Hand

Andere bekommen Probleme mit der Gesundheit, weil sie zu viel vor dem Rechner sitzen. Bei mir ist es eher so, dass der Gedanke "jetzt Chili kochen" irgendwie nicht zur Idee passte, noch etwas im Bett zu liegen. Und zwar auf dem Bauch. Ich erkläre mir die Sache jedenfalls so, dass ich - typischerweise weggeschlafen - ein dumpfes Hungergefühl hatte, den für diese Nachtzeit unüblichen nicht ganz so vollen Magen, und bäuchlings liegend die rechte Hand an die Stelle schob, an der das Chili zur Ruhe hätte kommen sollen.

Jetzt habe ich abgenommen. Und etwas zuckt in meiner Schreibhand. Wenn sie schreiben soll. Das sieht etwas unheimlich aus, und wäre nicht weiter schlimm, denn einges geht trotzdem ohne Zucken:



Schrauben zum Beispiel. Fest zugreifen, und das Problem ist weg. Irgendwie stabilisiert sich alles in der Hand.



Lesen. In ruhiger Lage, nur ab und zu blätternd, ist das überhaupt kein Problem, im Gegenteil, ich vergesse es dann schnell und wende mich der Handlung zu.



Durch den Regen spazieren. Dabei hängt die Hand herunter und schwingt ein wenig, etwas Feuchtigkeit hat noch keinem geschadet, und Bewegung tut gut.



Radeln. Dabei verspannt sich der Körper so, dass alles wieder richtig geht, auch wenn die Hand belastet wird. Das einzige, echte Problem tritt beim Tippen und nach einer Weile beim Mausschieben auf. Vielleicht sind es die kleinen Erschütterungen beim Aufschlag auf die Tasten. Knipsen dagegen geht.



Und was lernen wir daraus? Wenn man Hunger auf Chili hat, sollte man kochen und sich nicht bäuchlings ins Bett legen, wenn man einem schreibenden Beruf nachgeht. Zumindest nicht, wenn man keinen Hohlwaschbrettbauch hat, der die Hand nicht belastet. Für das Umsatteln zum Fahrradmechaniker ist es allerdings zu spät. Leider bedeutet das auch, dass es mit dem schnellen Runterschmieren von Texten in drei Stunden vorbei ist. Ich schreibe langsam und - Novität - sogar mit Nachdenken, zwecks Ablenkung.

Ein schlimmer Zustand, fürwahr.

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Montag, 9. Januar 2012

Der Tag der lebenden Politikleichen

Ich fände es auch schrecklich, wenn die SPD-Verräter Müntefehring und Clement wieder zurückkommen würden. Aber da ist keine Gefahr, und Steinbrück ist jetzt auch erst mal schmollen gegangen.

Dafür bleibt Reichsraffzahn Wulff, oder besser, er bleibt nicht, er weigert sich einfach, die einzige Konsequenz zu ziehen, die ihn nicht ehrlos dastehen lassen würde. Vom unteren Ende der sozialen Schichtung her haben wir den dreisten Schnorrer ganz oben. Und jetzt ruft Seehofer auch noch den Antipoden zurück, den dreisten, arroganten Fälscher Guttenberg. Konservative Realpolitik im Jahre 2012.



Wobei man den Guttenberg vielleicht anders begreifen muss: Ich würde gar nicht darauf wetten, dass Seehofer den wirklich wegen der Stimmen will. Vermutlich würde der eine gewisse Klientel ansprechen und eine andere abschrecken, aber die Beeinflussbaren von Bild, Focus und Bunte wählen ohnehin CSU. Abschrecken würde er eher die Gebildeteren, die ohnehin schon Zweifel an der Partei habem. Eine Art Nullsummenspiel, Opportunismus gegen Überzeugungen, das nicht die Macht im Freistaat garantieren kann. Denn die CSU steht mit der relativen Lichtfigur Seehofer und Reformen in etwa dort, wo sie nach der letzten Landtagswahl mit dem Duo "Die zwei Verhuzelten" auch schon gestanden ist. Dem Niedergang wurde Einhalt geboten, würde man vielleicht in der CSU sagen. Geboten, das klingt gut, nach anschaffen und befehlen. Aber das ist, siehe FDP als Koalitionspartner, auch keine Option mehr.



Also, der Guttenberg. Ich glaube, den Sachverhalt muss man weit ausholend schildern. Der Seehofer möchte Ministerpräsident bleiben. Gleichzeitig ist da aber auch ein Söder, der gerne Ministerpräsident wäre, anstelle des Ministerpräsidenten. In der Zeit vor den Aufstieg Guttenbergs sah es ganz gut für Söder aus. Dann kam der Popstar, und alle wussten, sein Wille würde geschehen, und seinen ärgsten Gegner, den Söder, den würde er gnadenlos wegputzen, denn so ein Halbgott verträgt neben sich keine Halbgrösse. Da war Söder nicht mehr die Nummer 3, da war er gar nichts mehr. Dann stürzte der Franke Guttenberg, und dem Franken Söder war ohne sein Zutun wieder die Leitwolfrolle in Franken zugefallen. Die Dreistigkeit, mit der er dann vor Kurzem Finanzminister in Bayern wurde, vorbei an anderen Kandidaten, die besser mit dem Seehofer können, war ein Zeichen für den inneren Zustand der Partei und der Rangabfolge. Sollte die nächste Wahl grob daneben gehen, würden manche vom gescheiterten Seehofer zum Söder überlaufen, und dann wäre es vorbei für den Horst. Es sei denn, es erwüchse dem Söder in Franken ein neuer Gegner...



Im Prinzip lautet das Angebot von Seehofer an Guttenberg: Komm her, häng Dich rein, halt mir den Söder vom Leib, ich gebe Dir freie Hand, und wenn es gut läuft, bauen wir Dich im Kabinett wieder voll auf, und dann sehen wir schon. Ein Ministerposten für Guttenberg ist in Bayern sehr viel wahrscheinlicher als im Bund, wo CDU, CSU und FDP kaum Chancen für den Machterhalt haben. Minister in einem reichen Bundesland mit Aussicht auf den Ministerpräsidentenstuhl und eine Führerpartei ist gerade das Beste, was man sich als konservativer - aber was heisst das schon - Politiker erwarten darf. Das ist nicht alles, Bundeskanzler wäre er vielleicht jetzt schon, aber was sonst realistisch ist, ist auch nicht wirklich toll. Es ist ein Wiedereinstig recht weit oben. Die 44%, die die CSU jetzt hat, sind SöderSeehoferprozente. Sollten es 47% werden, wird man sagen: Guttenberg hat die CSU gerettet. Auch wenn es nur lausige 3% sind.

Und mit etwas Pech für uns Bayern, zum eigenen begrenzten Machterhalt, um nicht wie Stoiber, Beckstein und Huber zu stürzen, gemeuchelt von den eigenen Leuten, wie es Tradition in Bayern ist, verrät der Horst das schöne Bayernland an diesen Hochstapler. Ich habe Gründe, den Ude nicht zu sehr zu mögen, aber der ist mir dann doch erheblich lieber, als dieses Geschacher.

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Sonntag, 8. Januar 2012

Die Risiken des Alters

Gen München hin wird alles unschöner. Die Strassen werden voller, derr dichte Verkehr verfestigt sich zu Stahlbrei, aus leichtem Regen wird ein Schauer und dann Schnee, richtig viel Schnee, und dann stellt sich die Erkenntnis vor, dass es wenig bringt, an Tagen wie diesen weiter in den Süden zu fahren, wo kein Fortkommen ist. Oben auf den Bergen versinkt man vermutlich in der weissen Pracht, und das ist nicht ganz Sinn der Sache. Daheim gäbe es auch genug zu tun. Also mache ich in München, was zu tun ist, und fahre durch den niederländischen Stau nach Hause. Pech gehabt, die armen Pistengeusen, erst kein Schnee und jetzt Lawinensperren. Das ist schon hart. Wieder daheim dann noch mehr Niederländer, aber als Absender eines Pakets.



Das ist erleichternd. Zu den unerfreulicheren Momenten der Bildersuche gehört es, wenn man

- das passende Motiv für die Bibliothek gefunden hat, das man schon lange suchte, nämlich eine halbnackte Sybille mit aufgeschlagenem Buch. Man muss aufpassen, ikonographisch ist die büssende Maria Magdalena nicht weit weg davon, und nur die Sybille passt in meine doch eher etwas moralisch nachlässige Bibliothek.

- dann wieder Erwarten das Bild bekommt. Andere, weitaus weniger gute Stücke nämlich wurden sehr viel teurer. Eigentlich hatte ich gar nicht damit gerechnet, dass es gut geht. Sicher, es ist nur eine der vielen Kopien des beliebten Originals aus dem 17. Jahrhundert, aber immerhin in etwa aus der Zeit und nicht gegen 1900, wie das Los unmittelbar davor. Man staunt nicht schlecht, wenn solche Jugendstilkopien die 1000er Schallmauer wie nichts durchbrechen. Aber irgendwie hat der Auktionator ein wenig zu sehr die Probleme betont. Immerhin, derartig alte Restaurierungen zeigen auch aus der Entfernung, dass es sicher kein Öldruck ist. Gewonnen, jedenfalls. Erstaunlich günstig. Ein paar Wochen später wird eine andere Kopie angeboten, später, kleiner und schlechter, für den Preis einer gebrauchten Barchetta.



- Gewonnen - und zerronnen. Das Paket hatte eine Trackingnummer, aber die Probleme begannen, als das Datum der Abholung vor dem Datum der Ersteigerung lag. Dann wanderte das Paket zwischen einigen Stationen hin und her, um laut Nummer nach Wochen Deutschland zu erreichen. Und in Deutschland war ich dann drei Mal auf der Post. Die konnten nichts lokalisieren. Die Nummer war nicht im System. Und der Händler hatte zwar eine Versicherung abgeschlossen, aber die stellte sich stur: Laut der Trackingnummer war es ja in besten Händen in Deutschland, die nichts davon wussten. Anrufe. Mails. Nachforschungen. Ich bin Spezialist für die niederländische Post geworden.

- Anfang Januar tauchte das Paket wieder beim Händler auf, unzustellbar in den Niederlanden. Kein Wunder! Aber immerhin, es hat überlebt. Er schickt es nochmal. Ich frage ihn, ob es nicht besser ist, wenn ich über Tongeren (Flohmarkt!) zu ihm fahre und es hole, aber Tongeren ist imn Winter nicht lohnend. Also nochmal die Post. Ich richte mich auf Wochen des Zitterns ein. Ich fahre drei Tage später nach München. Ich kehre um. Im Hausgang ist das Bild. sauber verpackt und geliefert, völlig problemlos.



Und es ist weniger schlimm als befürchtet. Generell ist es so, dass man bei Häusern mit guten Photographen befürchten muss, dass das Bild in Wirklichkeit viel schlechter aussieht. Aber andere wissen nicht, wie sie mit Reflektionen und Verzerrungen umgehen sollen, und dort kann es sein, dass das Bild nachher besser ist, oder gar nicht so schlimm wie befürchtet. Es gehört etwas Phantasie und Wagemut dazu. Wenn ich mal zu alt zum Rodeln bin, werde ich mehr arbeiten, mehr verdienen, dann richtig teure Gemälde aus schlecht bebilderten Katalogen niederländischer Händler ersteigern und sie mit der Post verschicken lassen. Andere bekommen für die Aufregung Kinder oder investieren in Waldfonds, ich wage mich an die niederländische Post, wenn es mit dem Flug in die Botanik nicht mehr geht.

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Samstag, 7. Januar 2012

Schlechte Nachrichten

Da ist zum Beispiel der Umstand, dass sich die Frau des Bundespräsidenten Mode geben lässt, deren Hersteller Redakteure des Focus als "Luxus" bezeichnen. Für die ist Luxus alles, was nach H&M kommt. So tief sind wir gesunken.

Das wusste ich leider noch nicht, als ich bei der FAZ über die Mechanismen des Shitstorms - altdeutsch Fäkalgewitter - geschrieben habe, da hätte man noch was draus machen können, aber wer hätte geahnt, dass die auch hier noch den Raffzahn ausführen... naja. Personal halt. Eingestellt von einer Frau, die besser an die Aldikasse gepasst hätte.



Dass an einem Tag wie diesem dann auch noch eine CDU-Politikerin der FDP die Koalition aufkündigt, die mit den Grünen möglich gewesen wäre - nun, ich denke, nach all den Hammerschlägen durch Wulff auf die Köpfe der Konservativen dieses Landes macht das denen auch nicht mehr viel aus. Was das überhaupt noch sein soll, dieses konservativ, ausser schlecht angezogen und verunsichert, wäre auch nich gesondert zu erklären - sind die faltigen Anzüge in Stuttgart aufgefallen? Man muss sich das mal vorstellen: So ein Sieg für die Käuflichen durch die verarschten Wähler. Und so einfach machen sie sich dann selbst kaputt. In der Opposition wäre ihnen das nicht passiert. Eine miserable Regierung, aber ein feines Cabaretprogramm mit all den Schnorrern und Hochstaplern.



Nein, man muss schon ins befeindete Ausland gehen, um die wirklich wichtigen Nachrichten ganz oben zu lesen: Die Unicredit ist ziemlich übel, übelst, 2big2fail dran. Die Hypo Real Estate und die IKB waren kleine Sylvesterkracher im Vergleich zu der Bombe, die da hochgehen kann. Wenn das kracht, zerfetzt es nicht nur Italien, sondern auch Österreich, und Bayern bekommt seinen zweiten Landesbankausgang in den Hintern gebrannt. Wenn schon die Sparkasse Verona raus will - die eigentlich genug Geld haben sollte, um bei der Rettung zu helfen - muss man sich überlegen. wer da ausser dem Steuerzahler hinein sollte. Zu blöd, dass der Steuerzahler in Italien auch noch für die Staatsschulden gerade stehen muss, die hoch verzinst werden. Eine Unicreditpleite, oder auch nur eine grössere Rettung kann sich Italien nicht leisten. Andererseits kann es sich auch nicht leisten, den Besitzer vieler Staatsanleihen pleite gehen zu lassen. Das ist wie Dexia. Nur halt ohne reiche Länder im Hintergrund.



Aber dafür gewünscht, gewollt, gefördert, mit jeder Menge ausländischer Töchter, über die man das italienische Desaster zum Problem anderer Leute machen kann. Bank Austria heisst der Sprengsatz in Wien. Naja. Wenn das hochgeht, kann man vielleicht die historische Fehlentwicklung dieser bayerischen Bergabspaltung revidieren. Zu blöd, dass Ungarn bald eine Staatspleite hinlegen (auch hier betroffen: Unicredit und alle Österreicher): Sonst hätte man Wien gut verscherbeln können, nach der Kolonialisierung von Tirol. Kärnten zu Slowenien, das wär auch was.



Es sieht also so aus, als wäre hinter den Bergen das grosse Unheil. Und man hat davon nichts als Scherereien. kann mal bitte jemand dieses Elend in Bellevue wegputzen? Wir haben noch anderes zu tun, das uns bald anpackt. Wichtigeres als Kleidergeschenke an eine PR-Frau.

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Donnerstag, 5. Januar 2012

Der Islam gehört nach Deutschland

Ja, klar, Türken vor Wien und die Seeräuber und Karl Martell hat uns gerettet, und weil wir uns so tapfer gewehrt haben gegen die Invasoren, sassen wir so gegen 1400 immer noch sehr oft in Holzhäusern, und die Schweine und Menschen benutzten die gleichen Türen. Das geht auch! Zivilisation ist überbewertet. Und weil es keine Zeitung gibt und auch keiner lesen kann, bekommt man gar nicht mit., was in Syrien gerade so gemacht wird. Die haben nämlich ein Verfahren entwickelt, um aus bedrucktem Leder Tapeten zu machen. Aber auch egal: Der Mitteleuropäer macht Fachwerk und verlehmt die Zwischenräume. Lehm ist super! Lehm ist das Alinaweiss des Mittelalters! Und weil das so gut geht und der Technologietransfer im Gegensatz zum Türken- und Slawen- und Albigenserschlitzen nicht so wichtig ist, dauert es etwas, bis auch bei uns solche Dinge der Islamisten auf den Markt kommen. Im 17. Jahrhundert ist es dann so weit, man kann das praktisch überall bekommen.



Als Angehöriger der o,05% der obersten Schicht. Dann konnte man sich ein Zimmer damit einrichten lassen. Marmor war noch etwas teurer, Malerei dagegen billiger, wenn sie nicht gerade von den Stars dieser Epoche kam. Auch Spiegel waren etwas teurer. Aber man konnte auch abwechseln, ein Zimmer so und ein anderes anders, es gab damals für die Reichsten noch keine Bauvorschriften und keine Grundsteuer. Nur das Vermögen war die Grenze, und die Kunstfertigkeit der Hersteller in Flandern. Die aber, das muss man sagen, damals auch noch von den Motiven der arabischen Kulturfeinde zehrten.



Das Eigene kam dann erst im Rokoko, dann gab man die Symmetrie auf und machte so Kringel. Da sass man dann also in der orientalischen Pracht und langsam lernte man auch Lesen und Schreiben (was im Orient damals recht verbreitet war). Wenn einen das Muster auf den islamischen Tapeten nicht umbringt, vielleicht überlebt man dann auch ein Buch, zumindest etwas besser als die Pocken und die anderen Seuchen. Immerhin dachte man damals schon an die Zukunft, die Investition war teuer, und falls hier ein Flame versprochen hat, dass die Goldledertapete auch in 300 Jahren noch schön aussieht - dann hat er nicht zu viel versprochen.



Für eine 300 Jahre alte Tierhaut sieht das noch wirklich noch gut aus. Die hatten schon keine schlechte Technik, diese Araber, die dann die Flamen übernommen haben. Bald sollte auch das eigene Porzellan kommen. Und einiges andere, und dann würde man auch herabschauen auf die Muselmanen und so tun, als wäre das alles nichts gewesen, was sie taten, so wie damals bei Uropa Sauhirte in seiner Hütte, die damals ungefähr so weit entfernt war, wie wir heute von dieser Tapete sind, wenn wir Wand Tattoos für Geschmack halten und Hermestaschen für Luxus. Ein wenug mehr Islam in Gold und Himmelblau könnte ich schon brauchen.

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Was ich will

Ich will eigentlich kein Land, in dem ein Bundespräsident das Freiwild von Dieckmann ist. Ich hätte lieber ein Land, in dem es weder so einen Bundespräsidenten noch so einen Dieckmann gibt.



Nachdem sich das nicht realisieren lässt, denke ich auch öfters an ein Land, in dem ich die Sprache so schlecht verstehe, dass ich vieles einfach nicht mitbekomme. Dafür brauche ich Geld, ich will es mir aber nicht bei Freunden leihen, sondern verdienen - und bei der FAZ habe ich auch eine gute Idee, wie ich an 250.000 britische Peseten komme.

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