: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Sonntag, 1. März 2015

Wie man davonkommt

Ich habe am letzten Wohenende ziemlich viel über Berlin mit jemandem geredet, der dort wohnt, und das ist nicht immer ganz in gleichlautender Bewertung oder reiner Konsens. Bei uns schafft es jeder Einbruch in die regionale Presse, und Schlägereien, die in Berlin an der Tagesordung sind, werden hier zu Sensationsprozessen. Schon unterhalb der polizeilichen Ermittlungen gibt es Gefährderansprachen, und die sind, wie man als Hausbesitzer erleben kann, hochgradig effektiv: Wer vor meinem Haus pöbelt und wessen Autonummer bekannt ist, wird mit dem Umstand konfrontiert, dass man sich beim nächsten derartigen Vorfall an seinen Namen erinnern könnte. Das bringt ein gewisses Publikum schlagartig dazu, sich eine ruhige Innenstadt zu wünschen, und manchmal auch einen ganz lieben Entschuldigungsbrief zu verfassen.

Kurz, wer hier bei uns nicht wegschaut, bekommt Unterstützung statt ein Messer in den Bauch - und wenn man älter wird, weiss man das durchaus zu schätzen. In Berlin ist des anders und man lebt damt, und wie schlecht man damit lebt, sieht man gerade wieder bei der Verbrechensstatistik:

Taschendiebstahl

Diese Zahl explodierte regelrecht, und zwar um 55 Prozent auf 32 121 Taten. 2013 hatte es schon einen deutlichen Anstieg auf fast 21.000 Taten gegeben, in den Vorjahren waren es um die 15.000 gewesen. 81 Prozent der gut 1000 ermittelten Tatverdächtigen hatten keinen deutschen Pass. 31 Prozent waren Rumänen. Die Aufklärungsquote liegt bei 4 Prozent, minimal höher als 2013.


Wenn man davon ausgeht, dass die überwiegende Zahl der Opfer weiblich ist, wenn man die hohe Dunkelziffer dazu rechnet - dann könnte man auch sagen, dass man im Ausland inzwischen weiss, wie leicht es in Berlin ist, sich an anderen zu vergreifen, und wie wenig die Polizei da tun kann.

In Bayern hätten wir nach solchen Horrorzahlen vermutlich eine drastische Aufstockung der Polizei und ausserdem Schwerpunktfahndungen. In Bayern würde man - vermutlich gar nicht mal falsch - auf die Traumatisierung der Opfer hinweisen, die von da an vermutlich in der Nacht Angst und den Eindruck haben würden, die Stadt sei nicht mehr sicher. Niemand würde hier wegen "racial profiling" jammern, wenn die Polizei dann von osteuropäischen Banden spräche, gegen die sie vorgeht, jeder wäre betroffen wegen all der Unannehmlichkeiten, die den Opfern dann zustossen, und auch niemand würde Verständnis für die selbst von Armut und Flucht gezeichneten Täter fordern.

In Berlin würde man sich vielleicht das feministisch angehauchte Äquivalent wünschen, sind die Täter doch fast ausschliesslich Männer und die Opfer meist weiblich. Und es ist doch überhaupt keine Frage, dass Frauen bei solchen Überfällen ausgewählt werden, weil die Täter weniger Gegenwehr erwarten, und auf Angst und Schwäche zählen. Jeder dieser Diebstähle kann auch eine sexistische Dimension haben. Und dafür ist die Aufklärungsquote dann auch enorm niedrig. Man kann Berliner Frauen bestehlen und sich ziemlich sicher sein, davon zu kommen, während die Betroffene mit dem Schaden zurück bleibt - so könnte man das auch übersetzen und einen Skandal daraus machen.

Allerdings müsste man sich dann auch mit der Täterstruktur und ihrer Herkunft beschäftigen. mit struktureller Gewalt in den unteren Schichten, und daran anknüpfend mit der Frage, ob es in Deutschland nicht insgeamt doch ganz gut geworden ist, selbst wenn Maskus kein Binnen-I verwenden und viel zu wenig Genderlehrstühle eingerichtet werden. Man müsste mal über Zuwanderungsprobleme reden und darüber, dass die Bezeichnung "Zigeunerschnitzel" sicher nicht unproblematisch ist, für den Ruf der Osteuropäer aber auch noch andere Faktoren von Bedeutung sind.

Und das alles, ohne gleich wie die CSU oder Pegida zu klingen. Das ist nicht ganz leicht, weil diese beiden Gruppen durchaus um Anschlussfähigkeit zur Mitte ringen. Das alles ist unangenehm und ausserdem auch wenig publikumswirksam - darüber redet man schon überall, da ist dann eine Feministin eine unter vielen, und fällt dann gar nicht mehr auf.

Ich war letztes Jahr in Teneriffa und vorletztes Jahr in der Nähe von Agrigent, an beiden Orten ist das Thema enorm dringlich und ich weiss daher auch, wie gerade Frauen reagieren - von freier, furchtloser Bewegung kann im Gedränge keine Rede sein. Das ist auch ein ständiges Thema, man ist immer auf der Hut, es ist nicht schön und wenn man dann nach Bayern kommt und sieht, wie nachlässig in Reuthberg die Taschen im Jägerstüberl herumliegen, wie bedenkenlos man seine Sachen in die Garderobe hängt - dann ist das eine andere Welt und eine, für die viele vieles andere in Kauf nehmen. Wichtig ist, dass es keine Debatte darüber gibt, ob man Kriminelle nicht doch verstehen oder nachsichtig behandeln sollte, und dann wählen sie eben im Zweifelsfall die CSU, die das garantiert. Politik beginnt nich bei der Sprache, sondern im eigenen Vorgarten.

Und die Linken und Feministinnen und Asylaktivisten in Berlin fordern offene Grenzen, weniger staatliche Repression, und viele Stellen für Projekte zum Thema Gewaltprävention und Studien über die Rape Culture in unserer Gesellschaft. Oh, und Freigabe von Drogen. Was sie nicht fordern, was irgendwie okay ist, womit man halt leben muss, sind kriminelle Gruppen und Straftäter, die wissen, dass sie hier kaum etwas zu befürchten haben, wenn sie sich nur die richtige Stadt heraussuchen.

Und weil sich solche Täter auch eher an jene halten, deren Taschen mehr versprechen, ist das linke Weltbild weiterhin in schönster Ordnung. Das Iphone ist eh immer in der Hand, und man regt sich damit über den nächsten Spruch einer Frau auf, die nicht auf Linie ist, und spricht ihr die "Daseinsberechtigung" ab.

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Samstag, 28. Februar 2015

Es herrscht Krieg

und natürlich stellt sich nun die einzig entscheidende Frage in der FAZ: Was ist für uns drin und warum profitieren wir nicht mehr wie früher?

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Wir werden nicht jünger

Wir werden fetter und seltsamer und kommen auf komische Ideen, was das Äussere betrifft. Wir werden fett. Wir schauen mit einer Mischung von Ironie, Verachtung und Hinterlist auf das Kommende und benutzen unsere Ellenbogen, damit die wissen, wie viel Platz wir uns nehmen. Wir wenden uns schon etwas ab und unser Verhalten ist geharnischt. Wir tragen Hüte, und teure Fetzen, die uns dann nicht mehr schmücken können, weil wir zu alt sind. Alt und etwas hässlich. Das sind wir später und auch mir wird es so gehen.

Und dafür habe ich jetzt schon ein passendes Profilbil gefunden.



Es ist leicher, sich damit abzufinden, wenn es in Öl trotz allem stimmig ist und nicht von all den Gebrechen erzählt, von denen wir dann vermutlich zu oft reden.

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Freitag, 27. Februar 2015

Amateure lesen Fifty Shades

Profis kennen sich dagegen mit SM aus und schütteln darüber in der FAZ den Kopf.

Neben der unbestreitbaren Qualität der Texte ist es für mich immer auch ganz nett, mich wie ein Chorknabe zu fühlen. Hatte ich lang nicht mehr.

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Die Maskus sind schuld

Die Ausgangslage: Feministin der Dritten Welle, die ziemlich im Schatten von der Wizorek steht, bringt erst mit vielen Rechtsextremismusvorwürfen die JuPis auf Antifalinie und hat dann wegen Studienabschluss anderes zu tun - etwa, einen Job zu finden. Das beklagt sie erst im eigenen Blog, und die Süddeutsche Zeitung übernimmt das als Teil ihrer Recherche.

Was heute so Recherche heisst - obwohl die SZ auch noch ganz anders kann.

Darin zu lesen: Mal wieder das Jammern einer an sich sehr hoch qualifizierten Frau, die sich selbst zum Abschluss gebracht hat und nun keine Stelle findet. Wer genau sie ist, lässt die SZ offen, aber Eingeweihte finden sie auf Twitter, wo sie schon auf Jobangebote wartet.

Der Rest ist irgendwie absehbar und ein Kapitel aus dem Ratgeber "Wie ruiniere ich die Chancen, die mir mutmasslich durch Hilfe des Femimimi-Netzwerks in der SZ zuugeschanzt wurden".

Kaoskonsum so: @Tugendfurie *klugscheiß* Deine Netzpräsenz klingt wie ein Problem, nicht wie die Lösung der Probleme eines Arbeitgebers #justmy2cents

Tugendfurie so: @Kaoskonsum Wat?

Kaoskonsum so: @Tugendfurie Guck mal, wenn jemand einen einstellt, will er eine Aufgabe oder ein Problem gelöst haben. In deinem Fall Texte verfassen, redaktionelle Arbeit, sowas. Arbeitgeber wollen keinen Stress mit Genderthemen, Männer keine Zicken und Teamleiter niemanden der Mißstände an den Pranger stellt. Man findet mit 2x Googeln d. Selbstbeschreibung "Garstige Nörglerin" Was ist niemand, den man im Team will. Du bist viel zu direkt und sarkatisch unterwegs. Das Risiko, das du das Ernst meinst will keiner eingehen. ;)

Tugendfurie so: Ah ja... *kopfschüttel*

Kaoskonsum so: Menschen sind simpel, die wollen keine zusätzlichen Probleme. Du kommst anstrengend rüber.

Tugendfurie so: Genau das war Thema des Textes: Menschen haben Vorurteile und ich kann das ausbaden. Schöne Gesellschaft.

Kaoskonsum so: Du trägst deinen Teil bei. Empfehle Seminar Selbstmarketing und Überarbeitung des Twitter-Profiltexts in Kritische Hinterfragerin, klug und am Boden geblieben, kreativ & kommunikativ z.B.. Niemand sagt, die Welt sei fair.Der Widerstand lässt sich aber viel besser aus dem System heraus organisieren als von außerhalb

Tugendfurie so: Okay, stopp. Ich würde gerne keine Ratschläge mehr dieser Art bekommen. Danke, tschüss.

Kaoskonsum so: Bitte sieh es nicht als Angriff. Wenn du mir nicht sympathisch wärst, hätte ich nichts gesagt. No offense. Viel Erfolg

Tugendfurie so zu sich selbst: Meine Twitterbio sei zu selbstironisch, um einen Job zu kriegen, aber dass Maskus bewusst meinen Ruf schädigen kritisiert keine*r.


Den Dialog sollte man allen zeigen, die so gern von Chancengleichheit reden: Wer sich so präsentieren kann, hat viel mehr Chancen als jede Ex.Mitarbeiterin von Schlecker. Medienaufmerksamkeit, Kontakte, politische Unterstützer sowieso. Aber die Gesellschaft kann nichts dafür. wenn die Umsetzung dann derartig lernresistent daher kommt,

Das kann man natürlich auch anders sehen und das machen auch die Freunde. Die reden gut zu und finden das genau so richtig. wie sie es macht. So muss das sein.

Und auch in einem Jahr werden immer noch die Maskus schuld sein. Es ist so praktisch. Und deshalb bitte mehr Frauenförderung und mehr Quoten und mehr Beihilfen für feministische Projekte, dass noch mehr von denen durch das Land reisen und Frauengruppen erklären können, dass in jedem Mann ein potenzieller Breivik steckt. So wie die junge, hoch qualifizierte Frauen ausbooten, ist das ja offensichtlich.

Der Gedanke, dass jede, wirklich jeder Probleme hätte, mit so einer Haltung einen gut dotierten Job zu bekommen, noch dazu im überlaufenen Feld der Germanisten, taucht da gar nicht erst auf. Es geht natürlich um strukturelle Armut und dass sich das vom Generatio zu Generation auswirkt - eben, die Gesellschaft.

Darauf dann noch einen Rant und noch einen. Bloss nicht nachgeben oder nachdenken.

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Dienstag, 24. Februar 2015

Graf Haw Haw spricht jetzt russisch

Die FPÖ, Pegida, Front National, AfD, Friedensbewegte und Baumumarmer - sie haben alle eine Gemeinsamkeit. Sie ist russisch, angeblich blond und nennt sich Selena. Selena hat - wie viele andere Putinverehrer - auch einen Twitteraccount, mit dem sie auch Leute wie mich becircen möchte. Das kann man sicher mal machen, aber wenn man Pech hat, kommt dabei keine Liebe nach Moskau heraus, sondern ein Beitrag über die Social-Media-Strategie der Russen im Krieg, den sie in der Ukraine führen.

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Sonntag, 22. Februar 2015

So viel Leid, so viel Schmerz am Mittleren Ring

Worauf ich eigentlich in diesem Beitrag hinaus will: Ich habe meine Zweifel an dem, was allgemein als Fortschritt angesehen wird. Und zwar nicht, weil die Klassengrenzen weiterhin stabil sind, sondern weil alte Heilsversprechen die Kleidung und die Belihnung wechseln, je nach Mode, aber ansonsten so bleiben, wie sie sind, egal ob die Religion nun Kapitalismus oder Christentum heisst.

Nennen wir es eine moderne, aufklärerische und unambitionierte Fastenpredigt.

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Freitag, 20. Februar 2015

Beine auseinander

Stell dir vor, eine Frau wird von einem Busfahrer vergewaltigt, brutal ermordet und dann zusammen mit Komplizen auf eine Art und Weise "beseitigt", die jede kleinste menschliche Regung vermissen lässt.

Einmal in Berlin und einmal in der Türkei.

Es gibt natürlich in Deutschland entsetzte Reaktionen, und in der Türkei einen richtiggehenden Aufstand.

Deutsche Feministinnen verkünden dann schon mal, dass sie am Sonntag über Kleider beim Oscar zu lästern gedenken. War ja auch zu lustig schon beim Dschungelcamp. Damals fand auch der Mord in Berli statt, aber wichtiger ist natürlich, einem Mann Übergewicht nachzusagen.

Vielleicht hätten die Täter bei Twitter ohne genderneutrale Sprache schreiben sollen, dann hätten sie es ihm aber gegeben, die deutschen Netzfeministinnen. Nun aber regen sich die Türkinnen auf und auf Frauenblogs findet man Erinnerungen an Tschetschenien und Gedichte über Schnee. Und wenn man doch darüber schreibt - dann über den Hashtag, wie man selbst einen gemacht hat.







Es ist nicht wirklich so, dass mich solche Geschichten weg vom Internet treiben, aber mitunter tut es ganz gut, etwas anderes zu sehen und zu erleben, den Kopf frei zu bekommen und sich unter ganz normalen Menschen zu bewegen. Menschen, die an einem Freitag auf einen Berg kraxeln und in der Sonne sitzen. Sieht aus wie Heimatfilm, ist vielleicht etwas zu blau und kitschig, aber durchaus schön. Inzwischen finde ich es ja entspannend, häkelnde Omas im Sonnenschein zu sehen, Funktionsjackenträger und sogar von ihren Kindern genervte Mütter. Ich brauche das zum Justieren meiner Befindlichkeiten. Geordnete Verhältnisse. Zumindest in kleionen Dosen. Leute, die bei manchen Bildern an einen Faun in der Glyptothek denken oder an eine Zeichnung von Gulbrannson, und nicht an Manspreading.







Ähnlich gelungene Vergrätzer sind die Nachrichten aus der Ukraine und der beginnende kalte Krieg, und das Fehlen des im Zweifelsfall nötigen Remmidemmis angesichts der zuspitzenden Lage: "What would Schirrmacher do" muss man sich heute nicht mehr fragen, weil das eben nicht mehr getan wird. Es wird genau das getan, was er nie getan hätte. Alles so bräsig, so mau, so gerecht und natürlich will jeder etwas Opfer und bemitleidenswert sein, und anklagend - nur anpacken und aufregen will man nicht. Oder darüber reden, dass die Welt vielleicht auch nur deshalb so mies ist, weil das angeblich Gute inkompetent und ahnungslos ist, und es der anderen Seite so unfassbar leicht macht. Aber Hauptsache, man gewinnt moralisch.







Ja, da will ich eben etwas raus, abstand gewinnen, und unten am Hofladen lesen, dass es Rum für den Opa und Eierlikör für die Oma gibt. Oma und Opa waren übrigens zu bewegten Zeiten von APO und RAF jung und der Umstand, dass sie Getränke wie ihre eigenen Eltern bevorzugen, zeigt eben auch, dass am Ende sich doch ganz viel einrenkt. Zumindest bei uns, wenn die anderen verrückte Alte mit 77 halbverhunderten Katzen in einer verdreckten Berliner Wohnung werden, dann sei es eben so.

Scheisspille, sagte meine Grosmutter immer, weil sie fand, die vermiese manchen, die sie dringend bräuchten, entscheidende Erfahrungen und Erdungen, und auch, wenn ich das für mich selbst weiterhin ablehne - so ganz unrecht hatte sie wohl nicht. Auch wenn sie mehr Sekt als Eierlikör trank.

Die Gläser halte ich übrigens in Ehren.

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Donnerstag, 19. Februar 2015

Youtube Youbler und andere

Ich bin nicht gerade ein Freund der Tendenz, heutigentags jungen Menschen einzureden, dass sie ihre Zukunft als vollvermarktete Youtubefiguren suchen sollen. Ich glaube, das wird sowas wie Second Life - viel Gerede, ein paar Profiteure und viel Unsinn, für den man sich wird schämen müssen, wenn die Zukunft dann doch anders kam. Und das tut sie schon allein, selbst wenn ein Konzern die Sache nicht behindert.

Aber im Fall von Youtube reden wir über Google und Google wiederum kennt vor allem das Eigeninteresse, und wie man das dort gegen Geschäftspartner umsetzt, sollte man auch mal niederschreiben - und nicht nur die Jubelartikel über Katzenvideos.

Dem Häusler habe ich auch ein paar worte mitgegeben.

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Endlich Sonne.

Das donautal ist reich, es gibt dort Arbeit und Geld und viel Wohnraum, den man auch braucht, um der Nebelsuppe im Winter etwas entgegen zu setzen. Es war garstig, scheusslich und kalt während der letzten Woche und ist es immer noch. Aber nicht für mich.



Ich bin wieder in den Bergen. In der Sonne. Vor einer Rohrnudel in Vanillesosse und mit Honigkruste. Alle sitzen draussen. Die Sonne hat Kraft. Das Leben ist schön.



Und so bleibt das auch erst mal.

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Mittwoch, 18. Februar 2015

Kolonialrassismus

Das Studium war ihr zu weiss.

Sagte sie der taz. Vermutlich hat sie auch etwas an der Schule auszusetzen und ich kann da zustimmen, denn für Minderheiten ist das nie optimal. Manchmal mache ich mich ja auch über meine alte Schule lustig und das, was da unter Strauss alles möglich war. Aber das allgemeine Problem einer autoritären Herschaft ist nicht ihr Thema, es geht ihr nur um Schwarze, und im Studium hatte sie vermutlich auch keinen Burschenschaftler als Institutschef wie ich, sondern die üblichen, aufgeschlossenen und toleranten Menschen der Kunstszene. Trotzdem war ihr das zu weiss.

Vieles andere hierzulande findet sie zu kolonialrassistisch. Uh-oh, soll sich der Leser da denken, wir tragen wohl alle noch Tropenhelm und Pickelhaube, das macht sie in ihren Performanceinterventionen auch deutlich. Die wir übrigens über den Kulturbetrieb in unserem kolonialrassistischen Staat mitfinanzieren - ich übrigens besonders, denn ich lebe in Bayern und solche Tätigkeiten kann sich Berlin nur dutch den Bundesfinanzausgleich leisten. Da haben wir ihn, den gelebten Kolonialrassismus, kein Wunder, dass unsere Schwarzen hier den Aufstand wagen.

Aber noch fliessen die Mittel, man muss sich mit den anderen nicht abgeben, und so trifft man sich in diesem finanzierten Kulturbetrieb erst mal allein, ohne Weisse, selbst wenn die nicht arisch wären, und bespricht seine Vorstellungen und Forderungen und präsentiert die erst im Anschluss. Mitreden für andere, nee, das wäre auch kolonialrassistisch. Man will andere Rollen im Theater und mehr Möglichkeiten und natürlich mehr Förderung und Schlüsselstellen im Kulturbetrieb, so könnte man anfangen, den Kolonialrassismus in diesem Land zu bekämpfen.

Das alles schreibt sie dann übrigens in einem sog. Frauenblog einer bekannten deutschen Zeitung, das von anderen ähnlich auf Privilegien fixierten Frauen betrieben wird. Auf dass sie noch mehr Interventionen gegen den Kolonialrassismus machen kann.



Dazu möchte ich zwei Dinge sagen. Erstens habe ich selbst jahrelang interventionistisch gearbeitet, gegen Rassismus und die Unfähigkeit, die Belange einer Minderheit zu vestehen. Und ich hätte da wirklich draufhauen können, denn der Kolonialismus ist Pipifaz gegen das, was ich eigentlich als Thema hätte haben können. Aber es ist eine schlechte, ganz schlechte Idee, Menschen, die weder etwas dafür können noch etwas damit zu tun haben, die alten Geschichten wieder und wieder um die Ohren zu hauen. Man kann das vielleicht machen, aber wenn man gar nichts anderes tut und dann auch noch Geld und Machtpositionen im Kulturbetrieb für seinesgleichen fordert, um genau das weiter zu machen, immer nur draufdreschen - mein liebr Schwan, da hätte mich die Präsidentin aber zusammengestaucht, dass ich durch den Ausfluss der Mikwe gepasst hätte. So etwas macht man bei uns aus den besten Gründen nicht. Man will da raus, man will keine Kultur von Tod und Schuld sein. Man will nach vorne schauen. Deshalb waren wie supernett, witzig und vorsichtig erklärend,

Das andere ist der Umstand, dass ich solche Forderungen dennoch unterstützen würde, wären wir ein komplettes Volk von inteventionistischen Berufsbeleidigten und Pöbelkulturfreunden, die vom Staat eine famose Ausbildung bekommen und dann in Berlin Performancetheater machen. Nur - diese Vorwürfe kommen ja nicht aus der Mitte der Gesellschaft. Keine Schleckerfrau, kein Bauarbeiter, keine alleinerziehende Mutter und kein nervöser Mittelschichtsangehöriger kann sagen, ich mache jetzt einfach nur noch Theater darüber, wie unendlich mies behandelt ich mich fühle, und dann kotze ich das auch noch der Republik in einer Zeitung vor die Füsse und beschwere mich, dass mir das Studium nicht gepasst hat. Für derartige Interventionen kann man vieles sein, überheblich, bescheuert, arrogant, dummdeist, a schand fir de Goyim, aber man ist ganz sicher nicht benachteiligt, unterpriviegiert, diskrimoniert oder kolonialrassistischer Verfolgung ausgesetzt.

Man hat da durch das Ausnutzen des Kulturbetriebs, seiner Strukturen und der sehr deutschen Vorliebe für moralische Geisselung eine sehr privilegierte Position, und ganz ehrlich:

Nein. Sollte jemand in diesem Land das nicht so sehen und das auch kundtun und der Meinung sein, da reisst eine Privilegierte ihr Maul ganz schön weit auf für das, was sie letztlich für sich selbst leistet - da würde ich mich jetzt nicht gerade hinstellen und die verteidigen. Obwohl ich natürlich die Mechanismen kenne und weiss, wie unschön die sein können, und was so ein Verhalten auszulösen in der Lage ist. Deshalb haben wir das auch nie nie nie gemacht. Aber wer sich so aus dem Fenster lehnt, wer sich, nachdem die Juden da wirklich vorsichtig sind, sich als neue Speerspitze gegen die Bevölkerung begreift und ihr unbedingt critical whiteness reindrücken will, der sollte das gegen Pegida und AfD und CSU und all die Vergrätzten und Angepissten wirklich selbst ausfechten. In dem Punkt - und weil ich da ungefragt auch unter Weiss einsortiert werde und das dann eben auch hinnehme - bin ich nicnt solidarisch.

Und ich möchte mich hier in aller Form von solchen privilegienrassistischen Einlassungen distanzieren - meine eigenen finde ich nach wie vor suoer.

Ansonsten finde ich, dass politische Verfolgte Asyl geniessen. Das heisst aber nicht, dass ich freudig jede überweite Definition von politischer Verfolgung mitgeniessen muss. Das Grundgesetz hatte da eine recht präzise Vorstellung dessen, was und wer damit gemeint war, und das würde ich mir trotz Berlienr Modelle und Lampedusa gern erhalten, selbst wenn das bedeutet, dass neue Interventionen einen neuen Kolonialrassismus beklagen werden. So sei es. Solange man den Berliner Kulturbetrieb nicht austrocknet.

Oh, und diesen Text über Antifaschismus, den möchte ich empfehlen.

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