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Samstag, 27. Juni 2015
Reichskampfspiele
Ich habe den AfD-Adam wegen seines bescheuerten Lepantovergleichs in die Pfanne gehauen. Und deshalb wäre jetzt eigentlich eine andere dran, mit einem nicht brauen, sondern rotbraunen Rülpser, der die aktuelle Politik in Sachen Migration auf eine Stufe mit der Kriegsführung im 18. Jahrhundert stellt. Da hat eine vor lauter Gendertröterei vergessen, ihren Candide zu lesen.
Aber. Zum Glück hat die FAZ ja belesen Kommentatoren, die so einer geschmacklosen Dummheit über den Fall der"Festung Europa" - an einem Tag mit drei Anschlägen - heimleuchten. Da habe ich dann lieber etwas über die Bundesjugendspiele und ihre abschaffung gemacht, und sie aus dem Ungeist erklärt, der früher herrschte und noch etwas Schlimmer als der Ungeist der Moderne war.
Aber. Zum Glück hat die FAZ ja belesen Kommentatoren, die so einer geschmacklosen Dummheit über den Fall der"Festung Europa" - an einem Tag mit drei Anschlägen - heimleuchten. Da habe ich dann lieber etwas über die Bundesjugendspiele und ihre abschaffung gemacht, und sie aus dem Ungeist erklärt, der früher herrschte und noch etwas Schlimmer als der Ungeist der Moderne war.
donalphons, 18:05h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Samstag, 20. Juni 2015
Heimat
Es gibt schlimme Geschichten, denn 20 Kilometer von der nächsten grossen Stadt entfernt ist da nicht mehr genug Haushalt, den man hat und der ein Geschäft bräuchte. Man hat ein Auto für die Stadt, und da draussen schläft man. Wo sonst, wenn drinnen alles überfüllt ist.
Man könnte also zweifeln, wenn man so will, auch verzweifeln an dieser Entwicklung, und die Gasthöfe nebenan stehen auch leer. Einen kenne ich von früher, weil das Dorf am schönsten Weg in die nächste schöne Residenzstadt ist; da war ein grosser Bilderrahmen an der Wand und darauf die Bilder aller, die in den Kriegen gestorben, vermisst oder in Gefangenschaft gestorben sind. Ich fand diese unreflektierte Distanzlosigkeit zu Geschichte früher schlimm und fremdle immer noch damit sehr stark, aber es war vermutlich auch und vor allem ein Zeichen der Verbundenheit. Ob die neue, unreflektierte Distanz zum Ort, in dem man lebt, mit der totalen Verwendbarkeit für die Arbeit, besser ist?
Es ist nicht überall so. Ich kenne da auch ein Dorf, in dem die Leute wirklich noch beim Haushaltswarengeschäft einkaufen. Das liegt aber auch ein wenig daran, dass die Ziegelei, der Landmaschinenverleih, der Arzt, der halbe Gemeinderat und der Bundestagsabgeordnete alle zum gleichen, alten Grossfamilienverbund gehören. Meistens jedoch ist es so wie auf dem Bild. Was ist besser?
Das hier.
Das ist nur ein Dorf weiter, und man darf darüber nicht abschätzig reden, wenn eine, die den Hof besorgt, dann auch noch die ganzen Kinder mitnimmt, während die Mütter arbeiten gehen. Das ist so eine ganz kleine, aber nicht unwichtige Geschichte: Zuerst ändern sie den Hof, begrenzen sich auch das, was im Einklang mit der Natur ist, und erweitern es um das, was im Einklang mit dem Menschen ist. Niemand schreibt darüber in den Zeitungen, niemand macht sie dafür zum Star, als wäre sie eine psychisch kranke Schlitzerin, die einem ranzigen, alt wirkenden Pummel der taz gefällt, und es erfährt nur, wer die Gegend kennt und genau hinschaut.
Aber es mag vielleicht auch der Grund sein, warum nicht für immer eine Fahrschule im Haushaltsladen sein wird. Weil hier den Kindern nahe gebracht wird, wie schön die Welt ist. Und nicht, wie sie nach all den Ideologien sein sollte, die Heimat nur noch als Ausgangspunkt von Mobilität und Bewegungen betrachten.
Man könnte also zweifeln, wenn man so will, auch verzweifeln an dieser Entwicklung, und die Gasthöfe nebenan stehen auch leer. Einen kenne ich von früher, weil das Dorf am schönsten Weg in die nächste schöne Residenzstadt ist; da war ein grosser Bilderrahmen an der Wand und darauf die Bilder aller, die in den Kriegen gestorben, vermisst oder in Gefangenschaft gestorben sind. Ich fand diese unreflektierte Distanzlosigkeit zu Geschichte früher schlimm und fremdle immer noch damit sehr stark, aber es war vermutlich auch und vor allem ein Zeichen der Verbundenheit. Ob die neue, unreflektierte Distanz zum Ort, in dem man lebt, mit der totalen Verwendbarkeit für die Arbeit, besser ist?
Es ist nicht überall so. Ich kenne da auch ein Dorf, in dem die Leute wirklich noch beim Haushaltswarengeschäft einkaufen. Das liegt aber auch ein wenig daran, dass die Ziegelei, der Landmaschinenverleih, der Arzt, der halbe Gemeinderat und der Bundestagsabgeordnete alle zum gleichen, alten Grossfamilienverbund gehören. Meistens jedoch ist es so wie auf dem Bild. Was ist besser?
Das hier.
Das ist nur ein Dorf weiter, und man darf darüber nicht abschätzig reden, wenn eine, die den Hof besorgt, dann auch noch die ganzen Kinder mitnimmt, während die Mütter arbeiten gehen. Das ist so eine ganz kleine, aber nicht unwichtige Geschichte: Zuerst ändern sie den Hof, begrenzen sich auch das, was im Einklang mit der Natur ist, und erweitern es um das, was im Einklang mit dem Menschen ist. Niemand schreibt darüber in den Zeitungen, niemand macht sie dafür zum Star, als wäre sie eine psychisch kranke Schlitzerin, die einem ranzigen, alt wirkenden Pummel der taz gefällt, und es erfährt nur, wer die Gegend kennt und genau hinschaut.
Aber es mag vielleicht auch der Grund sein, warum nicht für immer eine Fahrschule im Haushaltsladen sein wird. Weil hier den Kindern nahe gebracht wird, wie schön die Welt ist. Und nicht, wie sie nach all den Ideologien sein sollte, die Heimat nur noch als Ausgangspunkt von Mobilität und Bewegungen betrachten.
donalphons, 00:28h
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Krautreporter: Sie wollten doch nur gut sein
Sind sie natürlich nicht. Wenn irgendwo Niggemeier draufsteht, dann weiss ich aus Erfahrung, wie schwierig das werden kann. Dass er sich jetzt mit Knall und wenig Nachsicht vom Projekt verabschiedet, würde ich nicht allein dem Team um Esser oder was davon übrig ist zuschreiben. Dass jemand Eigeninteressen verfolgt, ist normal, dass er es tut, wie Niggemeier das macht, muss man halt mögen. Ich finde es schon ziemlich zynisch, erst die Zukunft des Journalismus zu verkaufen, dann Kritiker abzukanzeln, dann beim Projekt, das doch recht viel Geld hat, inhaltlich kaum mitzuwirken, sich zurückzuziehen und dann die Brocken hinzuschmeissen, und der anderen Seite mit genau der Kritik reinzutreten, die von anderen von Anfang an kam.
Einer der Hauptkritikpunkte war damals die geringe Zahl von Autorinnen. Diese Kritik war unberechtigt, denn der ganze Krempel da las sich wie ein Treffen der mangelattraktiven Uni-Autorinnen von Zeit und Spiegel Online. Wir sehen da ein Problem. Wir reden da ganz lang darüber. Wir geben uns Mühe, die Schuldigen ganz schuldig zu machen und erklären dann, wie wir uns unter Ausschluss der Realität, aber mit totalem Nettsein zur Menschheit die Lösung deren Probleme imaginieren. Ja, die Krautreporter. Wenn die kommen und ein Problem analysieren, dann wird das so wie bei einer dieser Partei- oder Kirchenstiftungen, wo alles ganz gut und ganz freundlich sein muss, und die Welt nachher ein klein wenihg besser.
Leider gibt es solche Artikel schon zuhauf von unfassbar vielen anderen Autoren und und wenn da wenig anderes kommt - oder man das andere in Form von Thilo Jung nicht mag - dann ist das halt so wie ein besonders langweiliger Ausschnitt wie überall, gern mit Israelschwerpunkt, den alle anderen auch schon hatten, oder Supermarkt, weil einer der Autoren da halt ein Faible hat. Ich weiss nicht, wie viel Kohle Esser und Co. an Sparker gegeben haben, die die miese Software machen: Es wäre mir völlig egal, wenn die Beiträge knallen würden. Wenn das nicht immer nur der Eintopf aus Problembewusstsein wäre. Ob das nun bei der Mädchenmannschaft so ist, bei den Mädchenminderheitenticketschreiberinnen der taz oder den Mädchenkrautreportern - ich habe da nichts dagegen. Im Gegenteil, ich freue mich jedes Mal, wenn solche Grottenolme des guten Lebens neue Probleme finden, an denen sie sich schlecht fühlen können. Wäre ja noch schöner, wenn man so eine Bissgurkn wäre, so eine zwidane, und dann noch ein prima Leben hätte. Die dürfen das auch beklagen. Aber das Angemaule will doch keiner lesen.
Ich finde, wenn das Gute klug ist, kann es auch gerne mal fies, gemein und hinterfotzig sein. Don Camillo ist ein Mann Gottes und trotzdem prügelt, klaut und betrügt er nach Kräften, und es ist prima. Menschen wollen Ambivalenz und Grautöne. Sie stören sich überhaupt nicht an Inkonsistenzen und Brüchen. so ist das Leben. Ich denke mir das immer, wenn da jemand wieder zum Entfolgen und Nichtverlinken auffordert: So viel Reinheit ist einfach kein Konzept für die Masse. Die Masse findet Objektifizierung meistens wirklich nicht gut, aber manchmal halt schon. Die Masse weiss, wie es ist, und braucht kein Menschenopfer wegen einer dummen Bemerkung. Wer da anders denkt, besonders als Journalist, muss halt damit leben, dass man ihn vielleicht genauso beurteilt. Kann sein, dass ich da bald mal wieder richtig reintrete. Das kann ich nämlich auch.
Aber viel lustiger ist es doch, über die Zwischentöne zu reden. Über das Ambivalente. Ich glaube, das Leben muss jeden Tag neu verhandelt werden, und da muss man auch mal in der Lage sein, sich mit anderen Meinungen abzufinden. Was heute richtig ist, kann später grundfalsch sein. Die Leute wollen nicht nur Probleme, sie wollen gut unterhalten werden. Viele mögen auch Schlawiner und Haderlumpen, wenn sie nur charmant sind. Sie mögen Gleichnisse und Fabulierkunst und Abschweifungen. Das sind alles so Gesprächstaktiken, die die jüdische Theologie seit langem praktiziert, und damit kommt man in einer pluralistischen Gesellschaft weiter, als mit einer dogmatischen Haltung wie bei Augustinus. Natürlich kann man das den anderen nicht aufzwingen, die heute genau so verbohrt sind, wie ihre ideologischen Feinde unter Adenauer, und deren Stammtisch Filterbubble heisst. Wie man bei Krautreporter sieht: Die Texte, die da zum Gutsein beitragen, werden wohl auch kaum gelesen oder rezipiert. Das Gute ist ein Ritual, und es macht keinen Spass. Da kann man genauso gut in die Kirche gehen
Dann ist Krautreporter auch nicht opulent und scheusslich bebildert und niemals hat da jemand mal gelacht, ausser bei Jung und Naiv vielleicht -aber den haben sie ja den Hyänen und Giftkröten vorgeworfen. Natürlich hat auch Krautreporter sein Gutes, eine Autorin ist da von einem elenden FAZ-Blog mi fliegenden Fahnen übergelaufen und wenn es nicht so einen wahnsinnig grossen Pool an Problemtröten gäbe, dann hätte das die FAZ schöner gemacht. Immerhin, es war ein Versuch. Aber diese ganze fade Brennsuppn, die da jeden Tag serviert wurde, für doch recht viel Geld und nach all dem Grossmaultum aus der journalisten Erlebnisgastronomie - die ist schon enorm peinlich.
Niggemeier will mit seinen Anhängern jetzt was Eigenes aufziehen. Bin gespannt, ob das wie Bildblog wird, wo er ja auch alle anging, die am Erfolg von Adnation zweifelten. Ob Krautreporter wirklich nur verbrannte Erde hinterlassen hat, wage ich zu bezweifeln: Sie waren zwar das Projekt mit dem grössten Maul, aber es gibt ja auch andere, die eigene Gefolgschaft haben, und damit gut leben.
Einer der Hauptkritikpunkte war damals die geringe Zahl von Autorinnen. Diese Kritik war unberechtigt, denn der ganze Krempel da las sich wie ein Treffen der
Leider gibt es solche Artikel schon zuhauf von unfassbar vielen anderen Autoren und und wenn da wenig anderes kommt - oder man das andere in Form von Thilo Jung nicht mag - dann ist das halt so wie ein besonders langweiliger Ausschnitt wie überall, gern mit Israelschwerpunkt, den alle anderen auch schon hatten, oder Supermarkt, weil einer der Autoren da halt ein Faible hat. Ich weiss nicht, wie viel Kohle Esser und Co. an Sparker gegeben haben, die die miese Software machen: Es wäre mir völlig egal, wenn die Beiträge knallen würden. Wenn das nicht immer nur der Eintopf aus Problembewusstsein wäre. Ob das nun bei der Mädchenmannschaft so ist, bei den Mädchenminderheitenticketschreiberinnen der taz oder den Mädchenkrautreportern - ich habe da nichts dagegen. Im Gegenteil, ich freue mich jedes Mal, wenn solche Grottenolme des guten Lebens neue Probleme finden, an denen sie sich schlecht fühlen können. Wäre ja noch schöner, wenn man so eine Bissgurkn wäre, so eine zwidane, und dann noch ein prima Leben hätte. Die dürfen das auch beklagen. Aber das Angemaule will doch keiner lesen.
Ich finde, wenn das Gute klug ist, kann es auch gerne mal fies, gemein und hinterfotzig sein. Don Camillo ist ein Mann Gottes und trotzdem prügelt, klaut und betrügt er nach Kräften, und es ist prima. Menschen wollen Ambivalenz und Grautöne. Sie stören sich überhaupt nicht an Inkonsistenzen und Brüchen. so ist das Leben. Ich denke mir das immer, wenn da jemand wieder zum Entfolgen und Nichtverlinken auffordert: So viel Reinheit ist einfach kein Konzept für die Masse. Die Masse findet Objektifizierung meistens wirklich nicht gut, aber manchmal halt schon. Die Masse weiss, wie es ist, und braucht kein Menschenopfer wegen einer dummen Bemerkung. Wer da anders denkt, besonders als Journalist, muss halt damit leben, dass man ihn vielleicht genauso beurteilt. Kann sein, dass ich da bald mal wieder richtig reintrete. Das kann ich nämlich auch.
Aber viel lustiger ist es doch, über die Zwischentöne zu reden. Über das Ambivalente. Ich glaube, das Leben muss jeden Tag neu verhandelt werden, und da muss man auch mal in der Lage sein, sich mit anderen Meinungen abzufinden. Was heute richtig ist, kann später grundfalsch sein. Die Leute wollen nicht nur Probleme, sie wollen gut unterhalten werden. Viele mögen auch Schlawiner und Haderlumpen, wenn sie nur charmant sind. Sie mögen Gleichnisse und Fabulierkunst und Abschweifungen. Das sind alles so Gesprächstaktiken, die die jüdische Theologie seit langem praktiziert, und damit kommt man in einer pluralistischen Gesellschaft weiter, als mit einer dogmatischen Haltung wie bei Augustinus. Natürlich kann man das den anderen nicht aufzwingen, die heute genau so verbohrt sind, wie ihre ideologischen Feinde unter Adenauer, und deren Stammtisch Filterbubble heisst. Wie man bei Krautreporter sieht: Die Texte, die da zum Gutsein beitragen, werden wohl auch kaum gelesen oder rezipiert. Das Gute ist ein Ritual, und es macht keinen Spass. Da kann man genauso gut in die Kirche gehen
Dann ist Krautreporter auch nicht opulent und scheusslich bebildert und niemals hat da jemand mal gelacht, ausser bei Jung und Naiv vielleicht -aber den haben sie ja den Hyänen und Giftkröten vorgeworfen. Natürlich hat auch Krautreporter sein Gutes, eine Autorin ist da von einem elenden FAZ-Blog mi fliegenden Fahnen übergelaufen und wenn es nicht so einen wahnsinnig grossen Pool an Problemtröten gäbe, dann hätte das die FAZ schöner gemacht. Immerhin, es war ein Versuch. Aber diese ganze fade Brennsuppn, die da jeden Tag serviert wurde, für doch recht viel Geld und nach all dem Grossmaultum aus der journalisten Erlebnisgastronomie - die ist schon enorm peinlich.
Niggemeier will mit seinen Anhängern jetzt was Eigenes aufziehen. Bin gespannt, ob das wie Bildblog wird, wo er ja auch alle anging, die am Erfolg von Adnation zweifelten. Ob Krautreporter wirklich nur verbrannte Erde hinterlassen hat, wage ich zu bezweifeln: Sie waren zwar das Projekt mit dem grössten Maul, aber es gibt ja auch andere, die eigene Gefolgschaft haben, und damit gut leben.
donalphons, 10:54h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Freitag, 19. Juni 2015
Der Witz an der langen Geschichte
Die Geschichte ist eine der längsten, aber sie muss auch lang sein, weil es darin viele Facetten gibt. Das ganze Thema Migration ist einerseits voller ideologischer Tretminen und andererseits sehr vielschichtig. In dem Beitrag stecken zwei andere, die ich aus Italien schreiben wollte.
Zwei Aspekte fehlen. Man könnte den Kern der extremistischen Debatte auch mit dem Reliquienkult der Kirche vergleichen. Das ist eine schöne Parallele, und die hebe ich mir auf. Die Mutter der Idioten ist schliesslich immer schwanger.
Der andere Aspekt fehlt, weil in der FAZ schon genug Schlechtes über Syriza und Griechenland steht. Ehrlich, ich finde, man sollte da einen Schuldenschnitt machen und Basta, denn so geht es einfach nicht weiter mit Europa. Weitere Empörung bringt da nichts.
Trotzdem ist das eigentlich der irrste Dreh der ganzen Geschichte: Die in diesem Umfeld europaweit gefeierte Linksregierung droht damit, im Falle eines Grexit die dort lebenden Flüchtlinge nach Mitteleuropa ausreisen zu lassen. Nach Deutschland. Das wären in recht kurzer Zeit Hunderttausende. Was dann passiert,ist schwer vorstellbar. In dem Fall rechne ich mit der Neueinführung der Grenzkontrollen und dem vorläufigen Ende von Schengen, zusammen mit einem humanitären Debakel, irgendwo auf der Route über den Balkan. Griechenland wird dann vermutlich einfach die Versorgung weitgehend einstellen. Bleibt auch wenig anderes übrig, bei der Staatspleite.
Und wenn Griechenland dabei bleibt, bleiben auch die Flüchtlinge dort. Unter bekannt miserablen Bedingungen. Die Regierung hat da wegen der sonstigen Zustände keine andere Wahl, für eine bessere Behandlung oder eine höhere Anerkennungsquote ist kein Geld da. Afghanen werden bei uns im "rechten" Deutschland mehrheitlich anerkannt, im "linken" Griechenland haben sie kaum Chancen. Wie man es dreht und wendet: Die Flüchtlinge bekommen die Folgen der Eurokrise voll ab.
Und das ist, wie gesagt, die Hoffnung der Linken in Europa: Leute, die mit dem Elend der Flüchtlinge versuchen, Vorteile herauszupressen. Griechenland hat wenig andere Druckmittel, man geht mit Syriza nicht fair um, da kann man das irgendwie verstehen. Aber die Sicht auf Migration damit ist nicht links, sondern äusserst - pragmatisch und an eigenen Interessen orientiert. Um es nett zu sagen. Irgendwer sollte dien Linken in Europa mal aufklären, dass die Erfolge von Syriza mit einer ebenso sozialradikalen wie nationalistischen Strategie begründet wurden. Das ist nicht wirklich traditionell links. Das kann sich ein deutscher Antifa gar nicht vorstellen, wie gut das dort zusammen passt, sozialrevolutionäres Potenzial und völkische Einstellung. Bei uns in Deutschland würde man da sicher einen Vergleich mit dem linken Flügel der NSDAP unter Strasser ziehen. Nicht ganz zutreffend, aber auch nicht äusserst falsch. Griechen sind nun mal in der grossen Mehrheit enorm vaterlandsliebend.
Man sollte sich seine Vorbilder gut aussuchen. Oder vielleicht doch selbst denken.
Zwei Aspekte fehlen. Man könnte den Kern der extremistischen Debatte auch mit dem Reliquienkult der Kirche vergleichen. Das ist eine schöne Parallele, und die hebe ich mir auf. Die Mutter der Idioten ist schliesslich immer schwanger.
Der andere Aspekt fehlt, weil in der FAZ schon genug Schlechtes über Syriza und Griechenland steht. Ehrlich, ich finde, man sollte da einen Schuldenschnitt machen und Basta, denn so geht es einfach nicht weiter mit Europa. Weitere Empörung bringt da nichts.
Trotzdem ist das eigentlich der irrste Dreh der ganzen Geschichte: Die in diesem Umfeld europaweit gefeierte Linksregierung droht damit, im Falle eines Grexit die dort lebenden Flüchtlinge nach Mitteleuropa ausreisen zu lassen. Nach Deutschland. Das wären in recht kurzer Zeit Hunderttausende. Was dann passiert,ist schwer vorstellbar. In dem Fall rechne ich mit der Neueinführung der Grenzkontrollen und dem vorläufigen Ende von Schengen, zusammen mit einem humanitären Debakel, irgendwo auf der Route über den Balkan. Griechenland wird dann vermutlich einfach die Versorgung weitgehend einstellen. Bleibt auch wenig anderes übrig, bei der Staatspleite.
Und wenn Griechenland dabei bleibt, bleiben auch die Flüchtlinge dort. Unter bekannt miserablen Bedingungen. Die Regierung hat da wegen der sonstigen Zustände keine andere Wahl, für eine bessere Behandlung oder eine höhere Anerkennungsquote ist kein Geld da. Afghanen werden bei uns im "rechten" Deutschland mehrheitlich anerkannt, im "linken" Griechenland haben sie kaum Chancen. Wie man es dreht und wendet: Die Flüchtlinge bekommen die Folgen der Eurokrise voll ab.
Und das ist, wie gesagt, die Hoffnung der Linken in Europa: Leute, die mit dem Elend der Flüchtlinge versuchen, Vorteile herauszupressen. Griechenland hat wenig andere Druckmittel, man geht mit Syriza nicht fair um, da kann man das irgendwie verstehen. Aber die Sicht auf Migration damit ist nicht links, sondern äusserst - pragmatisch und an eigenen Interessen orientiert. Um es nett zu sagen. Irgendwer sollte dien Linken in Europa mal aufklären, dass die Erfolge von Syriza mit einer ebenso sozialradikalen wie nationalistischen Strategie begründet wurden. Das ist nicht wirklich traditionell links. Das kann sich ein deutscher Antifa gar nicht vorstellen, wie gut das dort zusammen passt, sozialrevolutionäres Potenzial und völkische Einstellung. Bei uns in Deutschland würde man da sicher einen Vergleich mit dem linken Flügel der NSDAP unter Strasser ziehen. Nicht ganz zutreffend, aber auch nicht äusserst falsch. Griechen sind nun mal in der grossen Mehrheit enorm vaterlandsliebend.
Man sollte sich seine Vorbilder gut aussuchen. Oder vielleicht doch selbst denken.
donalphons, 01:19h
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Besprechung
Es gibt wohl wenig Plätze in München, wo es noch weniger Internet gibt. Das macht den Ort für meine Zwecke auch so ausnehmend gut geeignet. Man spricht, man schaut, man denkt nach, man lässt sich nicht ablenken. Falls doch Internet nötig wäre, muss eben jemand anderes tätig werden.
Im Buchladen stand neben einem Desiderat zu Rahmen und Hängung auch noch dieser nette Spruch über Luxus und Notwenigkeit, den ich niemandem vorenthalten möchte. Wobei Luxus natürlich Definitionsfrage ist; meine Grossmutter sagte immer, Gesundheit sei das Wichtigste und der Luxus von Ibuprofen wird wohl nur verständlich, wenn man die Lage vor 200 Jahren kennt.
Es ist schon nett hier. Einer der wenigen - und sehr schön aufgeladenen - Orte, die ich hier wirklich noch liebe. Und nachdem hier keine Kleierkette einziehen wird, wird das auch so bleiben.
Im Buchladen stand neben einem Desiderat zu Rahmen und Hängung auch noch dieser nette Spruch über Luxus und Notwenigkeit, den ich niemandem vorenthalten möchte. Wobei Luxus natürlich Definitionsfrage ist; meine Grossmutter sagte immer, Gesundheit sei das Wichtigste und der Luxus von Ibuprofen wird wohl nur verständlich, wenn man die Lage vor 200 Jahren kennt.
Es ist schon nett hier. Einer der wenigen - und sehr schön aufgeladenen - Orte, die ich hier wirklich noch liebe. Und nachdem hier keine Kleierkette einziehen wird, wird das auch so bleiben.
donalphons, 22:43h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Sonntag, 14. Juni 2015
Unprätentiös
Es ist ein Privileg, dass ich gleich daneben wohne. aber kein zufall, schliesslich gehörte die Kirche früher zum Haus, und so kann ich normalerweise ganz spät aufbrechen.
Aber nicht, wenn Vivaldi auf dem Programm steht. Bei Vivaldi ist die Kirche immer brechend voll und manchmal denke ich, die Religionen sollten das gemeinsame Singen sein lassen und wieder Leute engagieren, die das richtig gut können. mit der Musik. Denn für Vivaldi würde ich mir vielleicht sogar ein paar erbauliche worte anhören. Ich lese so viel Unsinn im Netz aus der braunen und lilabrauen Ecke, da macht ein Priester das Kraut fast fettfrei.
Ein Fenster ist offen, damit es nicht zu heiss wird, und auch draussen hört man das, was man sicher schon einmal gehört hat. Ich persönlich mag die vielen negativen Bemerkungen über Vivaldi nicht sonderlich; dass er in seiner Zeit von den anderen Grossen gern als Inspiration genommen wurde, sollte die billige Kritik eigentlich zum Schweigen bringen.
Und am Ende tobt der Saal, was hier ansonsten nicht so häufig ist. Das Publikum ist sehr interessiert, aber nicht oft tobend - jetzt war es so. Man lässt da seinen Gefühlen freien Lauf.
Ich mag das, so wie es ist. Ich mag die Lage und die Gespräche danach, wenn ich den Wein giesse. Es ist alles so einfach, es stimmt, es ist nicht übertrieben und eigentlich etwas, das sich so fügt, als wäre es nichts Besonderes.
Was es sehr wohl ist.
Aber nicht, wenn Vivaldi auf dem Programm steht. Bei Vivaldi ist die Kirche immer brechend voll und manchmal denke ich, die Religionen sollten das gemeinsame Singen sein lassen und wieder Leute engagieren, die das richtig gut können. mit der Musik. Denn für Vivaldi würde ich mir vielleicht sogar ein paar erbauliche worte anhören. Ich lese so viel Unsinn im Netz aus der braunen und lilabrauen Ecke, da macht ein Priester das Kraut fast fettfrei.
Ein Fenster ist offen, damit es nicht zu heiss wird, und auch draussen hört man das, was man sicher schon einmal gehört hat. Ich persönlich mag die vielen negativen Bemerkungen über Vivaldi nicht sonderlich; dass er in seiner Zeit von den anderen Grossen gern als Inspiration genommen wurde, sollte die billige Kritik eigentlich zum Schweigen bringen.
Und am Ende tobt der Saal, was hier ansonsten nicht so häufig ist. Das Publikum ist sehr interessiert, aber nicht oft tobend - jetzt war es so. Man lässt da seinen Gefühlen freien Lauf.
Ich mag das, so wie es ist. Ich mag die Lage und die Gespräche danach, wenn ich den Wein giesse. Es ist alles so einfach, es stimmt, es ist nicht übertrieben und eigentlich etwas, das sich so fügt, als wäre es nichts Besonderes.
Was es sehr wohl ist.
donalphons, 15:34h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Freitag, 12. Juni 2015
Keine Panegyrik
Es hätte gekracht.
Sehr sogar.
Weil es ohnehin eine Plage ist, die Seiten einer Zeitung mit Nachrufen auf Leute füllen zu müssen, die man eigentlich nicht tot sehen will. Niemand schreibt gern Nachrufe, das ist ein elendes Geschäft.
Und es entbindet auch keinen Verbleibenden, das zu tun, was eigentlich nötig wäre: Weiterzumachen.
"Das muss heute noch rein."
"Das geht nicht, wir müssen noch diesen Nachruf bringen."
"..."
"Wirklich."
"Aber dann morgen."
Das ist nicht respektlos gegenüber einem Toten. Der Nachruf ist und bleibt die unerfreulichste Form der Wertschätzung. Keiner will sie wirklich.
Das geht anders besser - indem man sich überlegt, was man tun kann, damit es halbwegs im Sinne des Verstorbenen weiter geht. Nicht als Adept, sondern als weiterdenkendes Individuum. In meinem Fall ist das etwas schwierig, weil ich genau wusste: Wenn ich das jetzt so veröffentliche, dann schaut er an einigen Stellen griesgrämig. Aber das wollte er letztlich so und da, wo ich früher dachte, das wird jetzt haarig, denke ich mir heute, dann sollte so genau so sein, zu verlieren habe ich eh nichts. Ich weiss nicht, ob mir das gelingt. Es fühlt sich nicht mehr so an wie früher. Alles andere wäre aber auch seltsam.
Ich finde es absurd, die Frage Wertschätzung an einer ausbleibenden Panegyrik nach einem Jahr festmachen zu wollen, zugunsten einer Person, die davon nichts, aber auch gar nichts gehalten hat, und Schleimer verachtete. Es gab in einem Blog mal jemanden, der sowas gemacht hat, eine Todestag-Eloge für einen Wissenschaftler und ich weiss noch, wie er damals getobt hat, was das soll und dafür sind Blogs nicht da - bald war dieses Blog dann auch weg vom Fenster.
Was ich sagen will: Echtes Gedenken braucht keine rituell begangenen Tage. Das Trauma ist schon übel genug.
Halten Sie also einfach die Klappe und gehen Sie weiter zu einer famosen FAZ-Autorin und sorgen Sie durch Kommentare dafür, dass der Laden läuft. Man tut, was man kann. Es mag nicht genug sein, aber mit dem Gefühl, genug getan zu haben, wasr man bei ihm ohnehin an der grundfalschen Adresse.
Sehr sogar.
Weil es ohnehin eine Plage ist, die Seiten einer Zeitung mit Nachrufen auf Leute füllen zu müssen, die man eigentlich nicht tot sehen will. Niemand schreibt gern Nachrufe, das ist ein elendes Geschäft.
Und es entbindet auch keinen Verbleibenden, das zu tun, was eigentlich nötig wäre: Weiterzumachen.
"Das muss heute noch rein."
"Das geht nicht, wir müssen noch diesen Nachruf bringen."
"..."
"Wirklich."
"Aber dann morgen."
Das ist nicht respektlos gegenüber einem Toten. Der Nachruf ist und bleibt die unerfreulichste Form der Wertschätzung. Keiner will sie wirklich.
Das geht anders besser - indem man sich überlegt, was man tun kann, damit es halbwegs im Sinne des Verstorbenen weiter geht. Nicht als Adept, sondern als weiterdenkendes Individuum. In meinem Fall ist das etwas schwierig, weil ich genau wusste: Wenn ich das jetzt so veröffentliche, dann schaut er an einigen Stellen griesgrämig. Aber das wollte er letztlich so und da, wo ich früher dachte, das wird jetzt haarig, denke ich mir heute, dann sollte so genau so sein, zu verlieren habe ich eh nichts. Ich weiss nicht, ob mir das gelingt. Es fühlt sich nicht mehr so an wie früher. Alles andere wäre aber auch seltsam.
Ich finde es absurd, die Frage Wertschätzung an einer ausbleibenden Panegyrik nach einem Jahr festmachen zu wollen, zugunsten einer Person, die davon nichts, aber auch gar nichts gehalten hat, und Schleimer verachtete. Es gab in einem Blog mal jemanden, der sowas gemacht hat, eine Todestag-Eloge für einen Wissenschaftler und ich weiss noch, wie er damals getobt hat, was das soll und dafür sind Blogs nicht da - bald war dieses Blog dann auch weg vom Fenster.
Was ich sagen will: Echtes Gedenken braucht keine rituell begangenen Tage. Das Trauma ist schon übel genug.
Halten Sie also einfach die Klappe und gehen Sie weiter zu einer famosen FAZ-Autorin und sorgen Sie durch Kommentare dafür, dass der Laden läuft. Man tut, was man kann. Es mag nicht genug sein, aber mit dem Gefühl, genug getan zu haben, wasr man bei ihm ohnehin an der grundfalschen Adresse.
donalphons, 13:38h
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Dienstag, 9. Juni 2015
Jetzt und in der Stunde
Was mich ja eigentlich umtreibt, ist die Frage, was die wohl empfinden, wenn sie später mal zurückschauen. Sind die dann immer noch zufrieden, bedauern sie nicht, dass sie etwas Besseres aus ihrem Leben gemacht haben?
Es gibt Stiche aus dem rokoko mit Bauern, die in der Nacht tanzen, es gibt Stillleben aus einer an sich entetzlich armen Zeit, und aus so vielen Bildern schauen mich Menschen an, die schön sein wollen und viel dafür getan haben. Sie hatten die Blattern und die Pocken und vershleuderten vielleicht ihr Vermögen beim Whist, aber es war wenigstens nicht so erbär,ich wie vor der Glotze. Beim Jubeln über Rücktritte, die nichts besser machen, wie ich in der FAZ bemerke.
Ich verstehe das nicht. Wirklich. Dieses Zuücktreten des Lebens zugunsten der Glotze und diese ganzen Nebensächlichkeiten.
Es gibt Stiche aus dem rokoko mit Bauern, die in der Nacht tanzen, es gibt Stillleben aus einer an sich entetzlich armen Zeit, und aus so vielen Bildern schauen mich Menschen an, die schön sein wollen und viel dafür getan haben. Sie hatten die Blattern und die Pocken und vershleuderten vielleicht ihr Vermögen beim Whist, aber es war wenigstens nicht so erbär,ich wie vor der Glotze. Beim Jubeln über Rücktritte, die nichts besser machen, wie ich in der FAZ bemerke.
Ich verstehe das nicht. Wirklich. Dieses Zuücktreten des Lebens zugunsten der Glotze und diese ganzen Nebensächlichkeiten.
donalphons, 12:01h
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Sonntag, 7. Juni 2015
Garmisch ohne mich
Ich war ja oft Gast in Elmau, und allein deshalb habe ich beim G7-Gipfel neben allen politischen Gründen kein gutes Gefühl. Und so schnell kommt der Zirkus auch nicht mehr in meine Nähe. Ich bin Journalist und neugierig. Und generell macht es natürlich Sinn, seinen politischen Willen zu verkünden.
Trotzdem kriegen mich keine zehn Pferde nach Garmisch.
Garmisch ist ein für Demonstrationen dieser Art vollkommen ungeeigneter Ort. Das fängt schon mit der Lage in einem Talkessel an, den man nur auf drei Wegen erreichen kann: Durch ein schmales Tal aus dem Norden, durch eine wegen des Zugangs nach Elmau bestens gesicherte Schlucht im Süden und einen langen, engen Pass im Südwesten. Es gibt keinen einfachen Weg hinein und wenn die Polizei der Meinung sein sollte, dass man die Leute einkesseln und überprüfen sollte, auch keinen Weg hinaus.
Über die Berge kann man da im Notfall nicht gehen. Da, wo sich normalerweise bei Demos ein Strassengewirr ausbreitet, in dem man relativ leicht andere Wege gehen und sich absondern kann, ist in Garmisch nur der Berg, und da geht es nirgendwo hin. Und in Garmisch ist es nicht wie in Hamburg, wo 40 Meter weiter niemand zwischen Demonstrant und Passant unterscheiden kann: Man fällt hier auf. Und es gibt in diesem Ort keinerlei Rückzugsmöglichkeit.
Der Weg nach Elmau selbst ist sehr weit, deutlich ansteigend und eine üble Falle. Es gibt die Bundesstrasse, und wenn man da erst mal drauf ist, kommt man nicht mehr runter. Links Berg, rechts Abgrund, vorne beliebig viel Polizei und keine Chance, sie zu umgehen. Statt dessen kann die Polizei von hinten jederzeit die Demo durchstossen und die Spitze einkesseln, und die Leute hopsnehmen. Es gibt da keinen schwachen Punkt, wo man durchbrechen und die Polizei ablenken oder in ihrem Rücken auftauchen könnte. Oder auch nur eine sinnvolle Fluchtroute. Das gesamte Gelände mit seinem Anstieg begünstigt in jeder Hinsicht die Verteidiger. Randalierer suchen schwache Stellen und nutzen die gezielt aus: Die gibt es hier nicht. Blockaden kann man versuchen, aber dann ist man halt der Polizei ausgeliefert.
Und dann gibt es in Garmisch nur Vollbeschäftigung, Tourismus und keinerlei Grund, sich da anzuschliessen. In Frankfurt, in Hamburg können Randalierer auf hunderte oder tausende ortskudige Unterstützer zählen. Schon in München sich das allenfalls ein paar hundert, und der Weg von München nach Garmisch führt durch die reichste Region des Landes.Es gibt da einfach keine nennenswerte Szene. Was immer die Demonstranten brauchen, müssen sie selbst mitbringen und organisieren. Es ist feindliches Territorium, das sie da betreten, es ist weiträumig gesichert, und für den Zustrom der gefürchteten Italiener kaum geeignet: Unerkannte Einreise geht vermutlich allenfalls mit enormen Umwegen über die Schweiz und Passau.
Die Autonomen sind Opportunisten; sie brauchen eine grosse Masse, in der sie untertauchen können. eine Stadt als Kampfgebiet und Raum für eine flexible Taktik. Sie brauchen spezielle Bedingungen für Angriff und unerkannten Rückzug. Nichts davon gibt es in Garmisch und ich wage zu behaupten, dass deshalb so wenige gekommen sind. Es kann also gut sein, dass die Polizei jetzt Leute heimschickt und Kosten spart, nachdem sich gezeigt hat, wie schwach der Protest ist. Ausserdem ist der doch zu einem etwas langweiligen Ritual verkommen. Er zieht nicht mehr, und schon gar nicht in dieser Region. Indofern ist auch das Gewinsel der Demo lächerlich, die Polizei würde Passanten hindern, sich anzuschliessen: Das hier ist die falsche Region für Sympathien.
Und dann ist da noch das Wetter. Sturm in den Bergen ist etwas anderes als Sturm im Flachland. Da geht man nicht raus.
Trotzdem kriegen mich keine zehn Pferde nach Garmisch.
Garmisch ist ein für Demonstrationen dieser Art vollkommen ungeeigneter Ort. Das fängt schon mit der Lage in einem Talkessel an, den man nur auf drei Wegen erreichen kann: Durch ein schmales Tal aus dem Norden, durch eine wegen des Zugangs nach Elmau bestens gesicherte Schlucht im Süden und einen langen, engen Pass im Südwesten. Es gibt keinen einfachen Weg hinein und wenn die Polizei der Meinung sein sollte, dass man die Leute einkesseln und überprüfen sollte, auch keinen Weg hinaus.
Über die Berge kann man da im Notfall nicht gehen. Da, wo sich normalerweise bei Demos ein Strassengewirr ausbreitet, in dem man relativ leicht andere Wege gehen und sich absondern kann, ist in Garmisch nur der Berg, und da geht es nirgendwo hin. Und in Garmisch ist es nicht wie in Hamburg, wo 40 Meter weiter niemand zwischen Demonstrant und Passant unterscheiden kann: Man fällt hier auf. Und es gibt in diesem Ort keinerlei Rückzugsmöglichkeit.
Der Weg nach Elmau selbst ist sehr weit, deutlich ansteigend und eine üble Falle. Es gibt die Bundesstrasse, und wenn man da erst mal drauf ist, kommt man nicht mehr runter. Links Berg, rechts Abgrund, vorne beliebig viel Polizei und keine Chance, sie zu umgehen. Statt dessen kann die Polizei von hinten jederzeit die Demo durchstossen und die Spitze einkesseln, und die Leute hopsnehmen. Es gibt da keinen schwachen Punkt, wo man durchbrechen und die Polizei ablenken oder in ihrem Rücken auftauchen könnte. Oder auch nur eine sinnvolle Fluchtroute. Das gesamte Gelände mit seinem Anstieg begünstigt in jeder Hinsicht die Verteidiger. Randalierer suchen schwache Stellen und nutzen die gezielt aus: Die gibt es hier nicht. Blockaden kann man versuchen, aber dann ist man halt der Polizei ausgeliefert.
Und dann gibt es in Garmisch nur Vollbeschäftigung, Tourismus und keinerlei Grund, sich da anzuschliessen. In Frankfurt, in Hamburg können Randalierer auf hunderte oder tausende ortskudige Unterstützer zählen. Schon in München sich das allenfalls ein paar hundert, und der Weg von München nach Garmisch führt durch die reichste Region des Landes.Es gibt da einfach keine nennenswerte Szene. Was immer die Demonstranten brauchen, müssen sie selbst mitbringen und organisieren. Es ist feindliches Territorium, das sie da betreten, es ist weiträumig gesichert, und für den Zustrom der gefürchteten Italiener kaum geeignet: Unerkannte Einreise geht vermutlich allenfalls mit enormen Umwegen über die Schweiz und Passau.
Die Autonomen sind Opportunisten; sie brauchen eine grosse Masse, in der sie untertauchen können. eine Stadt als Kampfgebiet und Raum für eine flexible Taktik. Sie brauchen spezielle Bedingungen für Angriff und unerkannten Rückzug. Nichts davon gibt es in Garmisch und ich wage zu behaupten, dass deshalb so wenige gekommen sind. Es kann also gut sein, dass die Polizei jetzt Leute heimschickt und Kosten spart, nachdem sich gezeigt hat, wie schwach der Protest ist. Ausserdem ist der doch zu einem etwas langweiligen Ritual verkommen. Er zieht nicht mehr, und schon gar nicht in dieser Region. Indofern ist auch das Gewinsel der Demo lächerlich, die Polizei würde Passanten hindern, sich anzuschliessen: Das hier ist die falsche Region für Sympathien.
Und dann ist da noch das Wetter. Sturm in den Bergen ist etwas anderes als Sturm im Flachland. Da geht man nicht raus.
donalphons, 00:19h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Freitag, 5. Juni 2015
Gewissensprüfung
Bin ich noch links? Gehen wir einmal das Glaubensbekenntnis durch:
- Tierschtz: Natürlich, wenngleich ich Vegetarier und nicht Veganer bin. Die frage ich oft, was denn sein soll, wenn wir wirklich keine Eier und Milch mehr brauchen. Rotten wir dann Kühe und Hühner aus? Nur ein Scherz. Klar bin ich gegen Massentierhaltung und kaufe davon nichts.
- Gentechnik in der Landwirtschaft: Lehne ich ab. Ich bin einer von denen, die alte Obstbäume suchen und krumme Gurken mögen.
- Atomkraft: Lehne ich total ab. Keine Debatte nötig.
- Sozialer Ausgleich: Aber ja. allerdings mehr so über Tarife und eher nicht BGE. Die Besteuerung von Kapitalerträgen ist ein Witz, da müsste man was tun. Und den Minestlohn sollte man anheben un prekäre Arbeitsverhältnisse verhindern. Möchte aber zu bedenken geben, dass Lösungen für alle Regionen taugen sollten. Mindestlohn ist bei uns etwa kein Thema.
- Banken: Trennung von reguliertem Investmentbanking und anderen Geschäftsteilen fände ich nett, und ich wäre auch für eine gezielte Förderung alternativer Kreditstrukturen.
- Umweltschutz: Extrem komplexes Thema, aber bei den CO2-Zertifikaten hat man gesehen, dass man es auf keinen Fall dem Markt überlassen darf. Und nicht der Styroporindustrie. Nachhaltigkeit als Leitsatz wäre super, aber wie vermittelt man das Aktivisten, die schon alle Generationen des iPhones hatten?
- Energiepolitik: Ich sehe die Streiterei um die Trassen gar nicht mal so negativ. Das zwingt zum technischen Fortschritt. Vieles fühlt sich ungut und gemein an, aber es führt auch dazu, dass man nicht mehr einfach alternativlose Hochspannungleitungen und gigantische Kohlekraftwerke baut. Und man kommt da an grösseren Versorgungskonzernen leider mitunter nicht vorbei, Man kann keine Gasturbine crowdfunden.
- Migration/Integration: Ich muss ganz ehrlich zugeben, dass ich nach zwei Erlebnissen ins Nachdenken gekommen bin. Ich bin gross und stark, andere, die mir nahestehen, sind es nicht. Hätte der Typ in Brescia nach meiner Mutter und nicht nach mir getreten, wäre sie vielleicht seit fünf Jahren ein Pflegefall. Die Jungs, die in Mantua dem alten Mann das Haus, seinen Lebenstraum, abgefackelt haben... das sind alles so Aspekte, die die Debatte nicht einfach machen. Ich bin für praktikable Lösungen, die allen Seiten gerecht werden und wenigstens von einer qualifizierten Mindeheit in Deutschland auch getragen werden, die dann aber auch für die Integration Verantwortung übernimmt, und nicht nur nach dem Fest der Kulturen in die Hecke kotzt. Und für eine ehrliche Debatte über das Asylrecht, bevor es Mehrheiten gibt, die mit Grundgesetzänderungen heran gehen.
- Tempolimit: Na klar. Autofahren in Italien ist super entspannend.
- Gleichberechtigung: Es ist nicht mhr möglich, über das Thema unaufgeregt zu reden, ähnlich wie beim Asylrecht. Der Nachwuchs ist meist ebenso dogmatisch wie Alice Schwarzer, und Debatten verlangen eigentlich, dass es da keine Zielvorgaben und Unterwerfungsrituale gibt - würde ich auf dem Niveau argumentieren, stünde hier was von Arierinnen und wohl genetisch bedingtem Antisemitismus. Momentan sage ich da: Man muss die krasseren Exemplare stutzen, damit die Vernünftigeren wieder zum Vorschein kommen. Denn die Einschüchterung der nur minimal Andersenkenden funktioniert im Netz. Manche haben Angst, offen zu reden. Ich nicht wirklich.
- CDUCSUFDPSPD: Viel zu rechts. Unwählbar.
- Kirchen: Da sehe ich den Moment für ein 200-Jahr-Säkulatisierungs-Reenactment gekommen.
- Sex: solange zwei Menschen wissen, was sie tun und was sie davon haben und frei in ihrer Entscheidung sind, hat der Staat sie zu schützen. Liebe ist super und zu fördern. Wir fördern Schweinemast, da kann man auch mal Liebe fördern.
- Aussenpolitik/Westanbindung: Das ist sowas wie der Elefant im Raum. Alle Linken wissen, dass man mit den USA und der NSA nicht kann, aber die Alternative im Osten ist noch übler. Die Europäische Einigung hat auch nicht funktioniert und ist eine unendliche Baustelle. Bliebe nur ein starker, geordneter und demokratischer Nationalstaat - aber der macht angesichts der realen Mehrheiten auch keinen Spass. Mir selbst übrigens auch nicht. Es ist ziemlich eindeutig, dass die Zukunft zwischen CDU, FDP und NRW-SPD aufgeteilt wird. Und Grüne, Linke und SPD machen gerade so weiter, als hätten sie nie die Wahl verloren, und bräuchten keine Weiterentwicklung. Wir sind ungefähr wieder da, wo wir beim NATO-Doppelbeschluss waren. Plus Banksterlobby und NSA.
- Export/Import: Natürlich ist dieses Land gleichzeitig zu gut und zu billig. Italien hat eine Fetzenkrise und am Brenner stehen Züge voller Audis. Deutsche Firmen zerquetschen ihre konkurrenz in vielen Bereichen, übernehmen die Reste und diktieren etliche Märkte. Das ist nicht immer nur negativ - wer einmal mit Leuten redet, deren italienische Firmen von Deutschen übernommen wurde, hört auch nette Dinge. Aber es ist schwierig und mehr Binnenkonsum kann es auch nicht sein. Insofern finde ich übrigens auch die steigenden Hauspreise als Schwamm für Geldüberlegenheit nicht schlimm wie übrigens auch die
- Mietpolitik: Da wurden früher falsche Erwartungen geweckt: Die eines deutschen Sonderweges. Das war in den Städten nach dem Krieg mit den Zerstörungen nötig, denn anders hätte man die Menschen nicht unterbringen können. Ich sehe natürlich die traurigen Schicksale der Mieter in grossen Städten, wenn ich hier mal wieder Fenster streiche, während meine Mieter auf Sardinien sind. Ich beklage mich nicht. Aber Eigentum hat auch was und dass die Menschen das jetzt bemerken, halte ich nicht für schlecht.
- Demo und freie Rede: Unbedingt. Ich finde die Krause grauenvoll und finde trotzdem, dass sie ihren Standpunkt auch öffentlich-rechtlich vertreten sollte. Das ist nun mal Meinungsfreiheit, und der Lucke sitzt da ja auch in den Talkshows. Lustigerweise könnte ich gerade heute jemand wieder vor den Kadi zerren und ihm den Umstand heimzahlen, dass die Lasersushi vergeblich versucht hat, bei der FAZ eine Gegendarstellung durchzudrücken. Aber einerseits tut mir das dort überhaupt nicht weh, zumal wenn es genau so läuft, wie es gelaufen ist, zum anderen muss man sowas aushalten. Wer ums Verrecken ein Kreuzerl auf seine eigene Stirn malen will, den halte ich nicht davon ab. Und wenn wir ein Demonstrationsrecht haben, dann sollte man das selbst nutzen und nicht anderen so absprechen, als wäre man Instant-CSU.
- politische Gewalt: Das ist neben dem Asylrecht der einzige Punkt, in dem meine Auffassung eine andere wurde. Ich bin Wackersdorf-Veteran, und man sieht ja heute, dass diese Notwehr eines Volkes richtig war. Aber auch da haben den Sieg nicht die Steinewerfer errungen, sondern die Massen der Leute. Wackersdorf kann man mit den aktuellen politischen Auseinandersetzungen nicht vergleichen.
Bin ich links? Ja.
Bin ich grün?Ja.
Allerdings schreie ich seit den Erfahrungen im Bürgerradio nicht mehr sofort mit, wenn es befohlen wird. Das habe ich vorher nicht gemacht, weil Einzelgänger im damals sehr rechten Bayern, das habe ich währenddessen nicht gemacht, weil die Leute altlinke Volldeppen waren, und heute denke ich lange nach, bevor ich etwas tue. Ich finde, es muss sitzen. Mit Lautstärke erreicht man vermutlich nicht so viel. Sicher weniger als mit lernen und besser werden. Der Wahnwitz ist ja, dass die übelsten und geistig unflexibelsten Exemplare, die ich so kenne, sich ausgerechner auf Adorno beziehen.
Und man sollte auch immer genau schauen, was die anderen so denken, tun und überlegen. Strauss ist tot. Es kann sein, dass auch auf der anderen Seite nicht jede Vorstellung grundfalsch ist, und es ist nicht jeder gut, weil er sich links positioniert. Ich finde die ideologische Verblendung, die Vernageltheit, die Arroganz generell ganz furchtbar und mein Eindruck ist, dass sie auf der linken Seite nach den grossen Niederlagen im Deutschen Herbst und beim Zusammenbruch des Ostblocks gerade auf ein neues Hoch zusteuert, befeuert durch eine Konzetration im Netz, in Berlin und befreundeten Aktivisten in den Medien. Das lohnt sich nicht bei Wahlen. Aber es dominiert den Diskurs. So etwas wie Münklerwatch schadet unseren Anliegen unendlich. Das versteht ausser den innersten Zirkeln keiner mehr. Man erreicht dadurch nichts. Keinen Millimeter Sympathiegewinn. Noch nicht mal die Isolation von scheinbaren "Abweichlern". Es ist das Netz, es ist zu gross dafür, aber manche verstehen das wohl nicht.
Oder wie soll ich es finden, wenn eine Juristin, der ich in Sachen Bankenkontrolle Recht gebe, sich an meinen Arbeitgeber wendet und versucht, dort Druck zu machen?
Was sich darin äussert, ist vermutlich auch das generelle Dilemma der Linken: Es gibt keine auch nur halbwegs einfache Lösung der verfahrenen Situation, und auch keine Aussicht auf qualifizierte Mehrheiten für einen grundlegenden Wandel. Das ist für mich, der ich Kohl in Bayern mitgemcht habe, nicht so schlimm, sondern mehr der Normalzustand - daher weiss ich, dass man offen bleiben muss. Aber für die Jüngeren ist das wohl anders.
- Tierschtz: Natürlich, wenngleich ich Vegetarier und nicht Veganer bin. Die frage ich oft, was denn sein soll, wenn wir wirklich keine Eier und Milch mehr brauchen. Rotten wir dann Kühe und Hühner aus? Nur ein Scherz. Klar bin ich gegen Massentierhaltung und kaufe davon nichts.
- Gentechnik in der Landwirtschaft: Lehne ich ab. Ich bin einer von denen, die alte Obstbäume suchen und krumme Gurken mögen.
- Atomkraft: Lehne ich total ab. Keine Debatte nötig.
- Sozialer Ausgleich: Aber ja. allerdings mehr so über Tarife und eher nicht BGE. Die Besteuerung von Kapitalerträgen ist ein Witz, da müsste man was tun. Und den Minestlohn sollte man anheben un prekäre Arbeitsverhältnisse verhindern. Möchte aber zu bedenken geben, dass Lösungen für alle Regionen taugen sollten. Mindestlohn ist bei uns etwa kein Thema.
- Banken: Trennung von reguliertem Investmentbanking und anderen Geschäftsteilen fände ich nett, und ich wäre auch für eine gezielte Förderung alternativer Kreditstrukturen.
- Umweltschutz: Extrem komplexes Thema, aber bei den CO2-Zertifikaten hat man gesehen, dass man es auf keinen Fall dem Markt überlassen darf. Und nicht der Styroporindustrie. Nachhaltigkeit als Leitsatz wäre super, aber wie vermittelt man das Aktivisten, die schon alle Generationen des iPhones hatten?
- Energiepolitik: Ich sehe die Streiterei um die Trassen gar nicht mal so negativ. Das zwingt zum technischen Fortschritt. Vieles fühlt sich ungut und gemein an, aber es führt auch dazu, dass man nicht mehr einfach alternativlose Hochspannungleitungen und gigantische Kohlekraftwerke baut. Und man kommt da an grösseren Versorgungskonzernen leider mitunter nicht vorbei, Man kann keine Gasturbine crowdfunden.
- Migration/Integration: Ich muss ganz ehrlich zugeben, dass ich nach zwei Erlebnissen ins Nachdenken gekommen bin. Ich bin gross und stark, andere, die mir nahestehen, sind es nicht. Hätte der Typ in Brescia nach meiner Mutter und nicht nach mir getreten, wäre sie vielleicht seit fünf Jahren ein Pflegefall. Die Jungs, die in Mantua dem alten Mann das Haus, seinen Lebenstraum, abgefackelt haben... das sind alles so Aspekte, die die Debatte nicht einfach machen. Ich bin für praktikable Lösungen, die allen Seiten gerecht werden und wenigstens von einer qualifizierten Mindeheit in Deutschland auch getragen werden, die dann aber auch für die Integration Verantwortung übernimmt, und nicht nur nach dem Fest der Kulturen in die Hecke kotzt. Und für eine ehrliche Debatte über das Asylrecht, bevor es Mehrheiten gibt, die mit Grundgesetzänderungen heran gehen.
- Tempolimit: Na klar. Autofahren in Italien ist super entspannend.
- Gleichberechtigung: Es ist nicht mhr möglich, über das Thema unaufgeregt zu reden, ähnlich wie beim Asylrecht. Der Nachwuchs ist meist ebenso dogmatisch wie Alice Schwarzer, und Debatten verlangen eigentlich, dass es da keine Zielvorgaben und Unterwerfungsrituale gibt - würde ich auf dem Niveau argumentieren, stünde hier was von Arierinnen und wohl genetisch bedingtem Antisemitismus. Momentan sage ich da: Man muss die krasseren Exemplare stutzen, damit die Vernünftigeren wieder zum Vorschein kommen. Denn die Einschüchterung der nur minimal Andersenkenden funktioniert im Netz. Manche haben Angst, offen zu reden. Ich nicht wirklich.
- CDUCSUFDPSPD: Viel zu rechts. Unwählbar.
- Kirchen: Da sehe ich den Moment für ein 200-Jahr-Säkulatisierungs-Reenactment gekommen.
- Sex: solange zwei Menschen wissen, was sie tun und was sie davon haben und frei in ihrer Entscheidung sind, hat der Staat sie zu schützen. Liebe ist super und zu fördern. Wir fördern Schweinemast, da kann man auch mal Liebe fördern.
- Aussenpolitik/Westanbindung: Das ist sowas wie der Elefant im Raum. Alle Linken wissen, dass man mit den USA und der NSA nicht kann, aber die Alternative im Osten ist noch übler. Die Europäische Einigung hat auch nicht funktioniert und ist eine unendliche Baustelle. Bliebe nur ein starker, geordneter und demokratischer Nationalstaat - aber der macht angesichts der realen Mehrheiten auch keinen Spass. Mir selbst übrigens auch nicht. Es ist ziemlich eindeutig, dass die Zukunft zwischen CDU, FDP und NRW-SPD aufgeteilt wird. Und Grüne, Linke und SPD machen gerade so weiter, als hätten sie nie die Wahl verloren, und bräuchten keine Weiterentwicklung. Wir sind ungefähr wieder da, wo wir beim NATO-Doppelbeschluss waren. Plus Banksterlobby und NSA.
- Export/Import: Natürlich ist dieses Land gleichzeitig zu gut und zu billig. Italien hat eine Fetzenkrise und am Brenner stehen Züge voller Audis. Deutsche Firmen zerquetschen ihre konkurrenz in vielen Bereichen, übernehmen die Reste und diktieren etliche Märkte. Das ist nicht immer nur negativ - wer einmal mit Leuten redet, deren italienische Firmen von Deutschen übernommen wurde, hört auch nette Dinge. Aber es ist schwierig und mehr Binnenkonsum kann es auch nicht sein. Insofern finde ich übrigens auch die steigenden Hauspreise als Schwamm für Geldüberlegenheit nicht schlimm wie übrigens auch die
- Mietpolitik: Da wurden früher falsche Erwartungen geweckt: Die eines deutschen Sonderweges. Das war in den Städten nach dem Krieg mit den Zerstörungen nötig, denn anders hätte man die Menschen nicht unterbringen können. Ich sehe natürlich die traurigen Schicksale der Mieter in grossen Städten, wenn ich hier mal wieder Fenster streiche, während meine Mieter auf Sardinien sind. Ich beklage mich nicht. Aber Eigentum hat auch was und dass die Menschen das jetzt bemerken, halte ich nicht für schlecht.
- Demo und freie Rede: Unbedingt. Ich finde die Krause grauenvoll und finde trotzdem, dass sie ihren Standpunkt auch öffentlich-rechtlich vertreten sollte. Das ist nun mal Meinungsfreiheit, und der Lucke sitzt da ja auch in den Talkshows. Lustigerweise könnte ich gerade heute jemand wieder vor den Kadi zerren und ihm den Umstand heimzahlen, dass die Lasersushi vergeblich versucht hat, bei der FAZ eine Gegendarstellung durchzudrücken. Aber einerseits tut mir das dort überhaupt nicht weh, zumal wenn es genau so läuft, wie es gelaufen ist, zum anderen muss man sowas aushalten. Wer ums Verrecken ein Kreuzerl auf seine eigene Stirn malen will, den halte ich nicht davon ab. Und wenn wir ein Demonstrationsrecht haben, dann sollte man das selbst nutzen und nicht anderen so absprechen, als wäre man Instant-CSU.
- politische Gewalt: Das ist neben dem Asylrecht der einzige Punkt, in dem meine Auffassung eine andere wurde. Ich bin Wackersdorf-Veteran, und man sieht ja heute, dass diese Notwehr eines Volkes richtig war. Aber auch da haben den Sieg nicht die Steinewerfer errungen, sondern die Massen der Leute. Wackersdorf kann man mit den aktuellen politischen Auseinandersetzungen nicht vergleichen.
Bin ich links? Ja.
Bin ich grün?Ja.
Allerdings schreie ich seit den Erfahrungen im Bürgerradio nicht mehr sofort mit, wenn es befohlen wird. Das habe ich vorher nicht gemacht, weil Einzelgänger im damals sehr rechten Bayern, das habe ich währenddessen nicht gemacht, weil die Leute altlinke Volldeppen waren, und heute denke ich lange nach, bevor ich etwas tue. Ich finde, es muss sitzen. Mit Lautstärke erreicht man vermutlich nicht so viel. Sicher weniger als mit lernen und besser werden. Der Wahnwitz ist ja, dass die übelsten und geistig unflexibelsten Exemplare, die ich so kenne, sich ausgerechner auf Adorno beziehen.
Und man sollte auch immer genau schauen, was die anderen so denken, tun und überlegen. Strauss ist tot. Es kann sein, dass auch auf der anderen Seite nicht jede Vorstellung grundfalsch ist, und es ist nicht jeder gut, weil er sich links positioniert. Ich finde die ideologische Verblendung, die Vernageltheit, die Arroganz generell ganz furchtbar und mein Eindruck ist, dass sie auf der linken Seite nach den grossen Niederlagen im Deutschen Herbst und beim Zusammenbruch des Ostblocks gerade auf ein neues Hoch zusteuert, befeuert durch eine Konzetration im Netz, in Berlin und befreundeten Aktivisten in den Medien. Das lohnt sich nicht bei Wahlen. Aber es dominiert den Diskurs. So etwas wie Münklerwatch schadet unseren Anliegen unendlich. Das versteht ausser den innersten Zirkeln keiner mehr. Man erreicht dadurch nichts. Keinen Millimeter Sympathiegewinn. Noch nicht mal die Isolation von scheinbaren "Abweichlern". Es ist das Netz, es ist zu gross dafür, aber manche verstehen das wohl nicht.
Oder wie soll ich es finden, wenn eine Juristin, der ich in Sachen Bankenkontrolle Recht gebe, sich an meinen Arbeitgeber wendet und versucht, dort Druck zu machen?
Was sich darin äussert, ist vermutlich auch das generelle Dilemma der Linken: Es gibt keine auch nur halbwegs einfache Lösung der verfahrenen Situation, und auch keine Aussicht auf qualifizierte Mehrheiten für einen grundlegenden Wandel. Das ist für mich, der ich Kohl in Bayern mitgemcht habe, nicht so schlimm, sondern mehr der Normalzustand - daher weiss ich, dass man offen bleiben muss. Aber für die Jüngeren ist das wohl anders.
donalphons, 00:42h
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