: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Montag, 8. Februar 2016

Lauf

Wenn sich eine selbst Philosophin nennt, erwarte nicht mehr als Sophismus.

Wenn sich eine selbst als Idealistin bezeichnet, erwarte nicht mehr als Ideologie.

Wenn sich jemand als Hippie bezeichnet, ist es wahrscheinlich nur Ausdruck von übelriechender Hässlichkeit.

Wenn sich jemand zu den Guten rechnet, rechnet er meistens trotzdem mit anderer Leute Gut, das er an seinesgleichen zu verteilen gedenkt.

Wenn sich einer für einen Erneuerer der Zivilisation hält, hat er sich vermutlich nicht ausreichend mit dem italienischen Futurismus und seiner Wirkung auseinander gesetzt.

Wer im Fremden übermässig gute Eigenschaten sieht, definiert den ihm eigentlich kulturell nicht Fremden als minderwertig - und nennt den dann doch pauschal "Rassist", weil der diese Sichtweise nicht teilt.

Wer andere für beratungsresistent und igorant hält, könnte sich auch mal hinterfragen, bevor die Realität normative Kräfte gegen ihn selbst entwickelt. Nicht dass ich das jemand wünschen würde. Ich helfe gerne, so lange es eben geht.

Was gestern richtig war, kann heute falsch sein. Wer das nicht glaubt, hat sich noch nie mit der Steinigung im Judentum beschäftigt. Das Steinigen fordert zwar ein biblisches Gesetz, aber im Europa des Mittelalters war das erstens gesellschaftlich nicht opportun, wurde zweitens nicht gemacht und drittens dann im zehnten Jahrhundert auch fomal abgeschafft. Man hat sich einfach dazu Gedanken gemacht und begriffen, dass das zwar eine göttliche, aber keine gute Idee war. Doch. sowas soll es geben.

Und so ist das auch mit dem Grundgesetz. Das Asylrecht war und ist eine prima Idee für die nächsten Ossietzkys und Brechts gewesen.

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Sonntag, 7. Februar 2016

Ein perfekter Tag am Tegernsee

Die Fastenzeit kommt noch früh genug, die Luft, as Wasser und das Licht verschwenden sich in Millionen funkelnden Sonnen, und es ist zum Glück warm genug, um am See zu sitzen.



Es ist gar nicht mal so viel Trubel, es wurde erst später schön und die Münchner blieben wohl lieber daheim, um dortselbst zu feiern. Das Cafe am See hat geschlossen, aber die Bäckerei ist am Morgen geöffnet und liefert Prächtiges der Tradition.



Für Skifahrer ist das natürlich nichts, und auch mein Rodel setzt Spinnweben an. Vielleicht jedoch wird es noch was, und wenn nicht: Italien.

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Samstag, 6. Februar 2016

Man darf es sich nicht einfach machen

Eigentlich könnte man sich ja genüslich hinsetzen und zuschauen, wie sich Pegida, AfD, Oktoberfestlügnerinnen, SPON-KolumnistInnen und andere Randständige der Gesellschaft gegenseitig das einhauen, was sie gegenseitig als Lügenmaul bezeichnen. Es trifft da keinen Falschen.

Aber.

Es gibt ja auch noch welche, die sich wirklich orientieren wollen, und für die sollte man ab und an auch aufschreiben, wie diese Mechanismen funktionieren, und warum man stets, immer, vorsichtig sein sollte.

So etwas wie die Guten gibt es längst nicht mehr. Auch keine Helden. Ich würde auch nicht sagen, dass ich hier der gute Hirte bin. Aber in Ermangelung desselben habe ich wenigstens einen genau hinschauenden Zyniker zu bieten, in der FAZ.

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Freitag, 5. Februar 2016

Überleben, wo andere Urlaub machen.

Vielleicht ist es mit dem See und dem dauerhaften Leben am See schwieriger, als ich dachte. Also nicht für mich, es ist hier genauso wie daheim, die Mentalitäten unterscheiden sich nicht, die Lebensgeschichten sind ähnlich, die Höflichkeit und die Distanz. Vor allem aber die weitgehende Konfliktfreiheit. Der einzige Streit, den ich hier in seit acht Jahren erlebte, und der mich betraf, war die Höhe eines Baumes, den ich dann abzwackte. Das Leben hier ist sehr langsam und arm an Erregung.



Ich bin zum richtigen Zeitpunkt hergezogen. Früher war es mir auch etwas fad, aber jetzt, nach all den Krisen, in denen die Welt seit meinem Umzug steckt, ist es wirklich angenehm. Es macht mir überhaupt nichts aus, wenn das Wetter schlecht ist, denn auch dann ist es schön. Vor allem schön ruhig. Ich komme zur Ruhe und kann arbeiten, ohne dass ich mich dabei verausgabe. Man wird nicht jünger, man ist irgendwann froh um diesen Gegenpol, an dem die Zeitläufe wenig beizutragen haben. Manchmal habe ich das Gefühl, der Tag dauerte zwei Tage. Ich vergesse hier die Zeit, ich bin immer länger da, als ich dachte. Wer hier aufgeregt und schnell ist, wird nicht glücklich. Wer es gern hart und radikal will, findet keinen Halt. Man muss das entweder wollen, oder so sein. Dann merkt man es erst im Vergleich mit anderen.



Umgekehrt ist es natürlich auch nicht anders. Die Sicht von aussen auf dieses Leben erscheint nicht immer erbaulich, und ich höre da oft Worte wie "reaktionär", "verstockt" oder "resistent gegen Offenheit und Einsicht". In anderen Teilen des Landes herrschen einfahc andere Lebensbedingungen und Ansichtenmonopole; bei uns kommen die Touristen zu den Prozessionen und in Berlin wird der Marsch für das Leben blockiert.Das Hinterfragen ist an beiden Orten nicht sonderlich stark ausgeprägt - bei uns, weil es läuft, bei den anderen, weil man der Meinung ist, so müsste es überall laufen. Darüber vergisst man vielleicht, dass die Welt insgesamt ganz anders und vielschichtig ist. Für mich ist der See eine Art Erdung, durch die mir die Spannung bei anderen bewusst wird, und das brauche ich für die Arbeit. Andere haben keine Erdung. Sie verstehen nicht, wie man angesichts der Welt nicht geladen sein kann. Das ist ihr Antrieb. Den bräuchten sie hier aber gar nicht.



Das Leben hier ist sehr direkt, und der Tod auch. Man macht sich hier mehr Gedanken um das Dasein und seine Dauer, man achtet auf seine Schritte und schreibt besser mal das ein oder andere nicht, was man später vielleicht bereuen würde. Das lernt man in den Bergen. Der Berg ist so viel stärker und apathisch, er wird einem nicht helfen, und man muss ihn langsam angehen. Man will hier nicht auf den kleinen Hügeln sterben, wo trotz der lieblichen Landschaft all die Kreuze stehen. Für manches mag man blind sein, aber das Wesentliche, das, was wichtig ist, das bringt einem die Natur hier sehr unschonend bei. Man verlässt sich lieber auf den Lodenmantel als auf Medikamente. man trägt lieber Hut als Grippeviren. Das passiert halt. Man achtet darauf, dass alles auch in einem Jahr noch so sein wird. Man lernt, Prioritäten zu setzen. Das macht schon etwas unbeweglich, und mancher mag sich daran stossen.

Nicht alles ist hier gut und richtig, das ist mir voll bewusst. Aber man kann schon etwas für das Leben lernen, und wenn man versucht, das zu vermitteln, bleibt es anderen überlassen, sich datüber Gedanken zu machen. Man kann nicht allen helfen, man kann nicht alles haben, nicht jede Meinung ist willkommen, offene Türen werden schon mal zugeschlagen. Es gibt für andere manchal Wichtigeres und anderes kann für sie weg, und wenn aus einer Abneigung gegen meinen Apfelstrudel geschlossen wird, dass man bei auch meine Rezepte für Tarte ablehen kann, dann ist es halt so. Die Menschen ältern und werden anders. Die Berge stehen ungerührt daneben.

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Donnerstag, 4. Februar 2016

Allesnutzender Nichtsnutz

Ich darf gar nicht erzählen, wie dummdreist meine FAZ-Texte eigentlich sind. Ich sitze also nach einer langen Nacht noch in Trance auf dem Sofa, da klingelt es, und die Post bringt ein Bild. Dann finde ich einen mich anklagenden Kommentar, der es nicht verwindet, wie wenig ich leisten musste, um an meine Position zu gelangen. Dem könnte ich antworten, dass es verdammt harte Arbeit ist, jahrelang bei der FAZ monatlich zehnmal Topqualität abzuliefern, auf die die Leser schon gierig warten. Dass er sich das mal nicht so locker vorstellen soll. Ich sitze da nämlich nicht auf dem Sofa und niete seinen sozialneidigen Leserkommentar mit der Geschichte des Bildes, das gerade kam, zusammen, um das CMS zu füttern. So geht das nicht bei der FPunktAPunktZPunkt, der Herr.



Die Wahrheit ist: Doch. Genau so geht das. Ein dummer Kommentar wird an ein Bild genietet, und dann läuft es. Ich lebe davon, nichtsnutzig auf dem Sofa zu liegen und das gut und schön zu finden. Diese Welt ist grausam und ungerecht. Zu anderen.

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Mittwoch, 3. Februar 2016

Lastesel

Vor ein paar Wochen bin ich gefragt worden, ob ich ein paar Räder im Sommer verleihen kann. Nachdem es sich um Rennräder handelt: Kann ich. Problemlos. Für eine Reise. Auch das geht, wenn man kein Gepäck mitnehmen muss. Oder eine Randonneuse aus der frühen Nachkriegszeit nimmt. Mit denen geht so etwas, wenn man mit Selbstmörderumwerfern umgehen kann. Es muss auch Gepäck mit, wurde mir gesagt, und seitdem habe ich überlegt, wie ich das Fiasko abwenden kann. Ich mein, sogar ich komme bei aller Übung mit alten Kisten ins Schleudern, wenn ich beladene Räder mit Griff an die Kurbel schalte. Bringe ich jemanden vielleicht mit dem Leihrad um?

Zum Glück bin ich Kunde bei der Caritas-Werkstatt, und dort stehen manchmal Räder, die andere Leute wegwerfen. Und als ich das hier zum ersten Mal sah, bin ich achtlos daran vorbei gelaufen, so grässlich verbastelt war es.



Als es auf den Markt kam, hatte ich meine Heimatstadt gerade verlassen, und konnte mir die Nase nicht mehr am Schaufenster des Radgeschäfts plattdrücken, das Koga Miyata Räder führte. Das hier war das Spitzenmodell der Reiseräder, RandonneurExtra, ein Rad für Weltumrundungen und Sahara, Tropen und Himalaya. Nicht leicht, aber sehr robust, aus den damals besten Materialien und 3.799 DM teuer. Und weil ih damals selten daheim war, und daheim dann auch etwas anderes zu tun hatte, sah ich es nicht. obwohl es laut Aufkleber genau aus dem Laden kommt. Wer damals so viel Geld ausgab, war schon etwas älter und ist jetzt so alt, dass der früher verbaute Rentnerlenker auch nicht mehr hilft. Der kauft jetzt ein Pedelec und gibt das alte, rentnerverbastelte Rad ab,.



Es ist natürlich nicht ganz gerecht, dass so ein Rad dann nicht, wie man as vielleicht erwarten würde, von finanziell Schlechtergestellten auf dem Weg zum Bahnhof weiter ramponiert wird, sondern ausgerechnet von mir zu neuem Glanz gebracht wird. Das ist klar eine ungerechte Laune des Schicksals, das ansonsten alles Hohe stürzen sehen will. Aber: Ich verleihe es ja, denn das wird der Packesel. Ausserdem gibt es genug schlechte Räder, die man anderweitig besser zu Schanden fahren kann. Ich schätze es wenigstens. Ich investiere einige Stunden Arbeit, damit wieder alles schön und gut wird. Ich baue vier Kilo Schmodder weg und 70 Gramm leichtes Lenkerband hin, wo früher Gummiwürste waren. Ich finde sogar in meinen Kisten Lenker und Vorbau, die laut Katalog an dieses Rad gehören. Ich habe kein allzu schlechtes Gewissen dabei. Es läuft wieder. Es wurde vor einem Schicksal gerettet, das vermutlich schlimmer gewesen wäre,



Es sieht schneller aus, als es ist. Ich habe Räder, die wiegen nur halb so viel. Für enge Serpentinen bei hoher Geschwindigkeit ist es nicht gemacht. Es ist kein Renpferd, sondern ein Packesel, wenn vier Frauen voranflitzen und man ihre 40 Kilo Gepäck nachliefert. Plus Zelt, Campingkocher und Schlafsäcke.

Ich bin insgesamt dreimal mit nur langsam steigendem Interesse daran vorbei gelaufen und habe danach noch einen halben Tag überlegt, ob ich es nehmen soll. So doof bin ich. Aber jetzt ist alles gut.

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Dienstag, 2. Februar 2016

Sechs

plus zwei auf der Tageskarte. Sechs vegetarische Hauptspeisen. In der gehobenen Kleinstadtgastronomie. Es gibt Veränderungen, über die wird beim Voranpeitschen in die Zukunft nicht gesprochen. Vor einem viertel Jahrhundert hätte man sich hier als Vegetarier an Pommes oder Kässpatzn halten müssen, und den Speck aus dem Salat klauben. Inzwischen gibt es auch am Domplatz eine eigene Abteilung auf der Speisekarte. Und es sieht auch nicht mehr so aus wie früher.



Man gibt sich heute mit Vegetariern Mühe. Wobei. So eine fette Rahmsosse habe ich vielleicht auch das letzte Mal vor einem Viertel Jahrhundert gegessen In Leuchtenberg in der Oberpfalz. Das war dann noch die Tradition der Fresswelle nach dem Krieg, die da auf den Teller kam, mit Schnitzeln, die über den Tellerrand auf die Tischdecke hingen. Wir sind wieder wer und können es uns leisten. Damals waren die Menschen auch noch runder und vielleicht auch zufriedener. Daher bin ich ausdrücklich für fette, schwere Rahmsossen. Wäre diese Welt gerecht, würde man das Land für seine Rahmsossen preisen.



Das Innere der Gaststätte "Zur Krone" haben sie auch gut gemacht. Vieles wie die Holztäfelung erinnert an die alte, bayerische Witschaft. Aber wer weiss, wie das früher war, erinnert sich an vom Rauch gebräunte Wände, an düstere Tische mit Wimpeln der lokalen Sportvereine hinter Glas, und dazu, unvermeidlich, das grosse Bild mit den Gefallenen und Vermissten der Dörfer. So wirklich gut und schön war die Vergangenheit nicht. Eher einschüchternd. Und dann sass da immer noch ein Proll an lauten Geldspielautomaten. Es gibt so eine Authentizität, die man mit Abstand milde beurtelt. Aber es ist schon hübscher so.



Solange sie nur nicht anfangen, am Fettgehalt der Torten zu pfuschen, ist mir alles recht. Im Domcafe geht es noch zu wie früher, die Theke erstrahlt im Genussglanz der Epoche, da man noch die Melodien aus dem Weissen Rössl am Wolfgagsee mitsummen konte. Als Tanten noch nicht so alt und alzheimergeplagt waren, weil man mit Zucker und Sahne gut lebt und rechtzeitig stirbt. Man kann es also aushalten, auf den 20 Metern zwischem dem Restaurant Krone und dem Domcafe zu Eichstätt. Mit der Zeit gegangen, statt mit dem Fortschritt marschiert.

Nur Burgerläden gibt es hier noch nicht.

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Donnerstag, 28. Januar 2016

Mittagspause

von der restlichen Pause des Lebens, denn Pausen können natürlich auch Arbeit sein, wenn man sie professionell betreibt.



Immerhin habe ich etwas begriffen. Ich will nicht segeln. Überhaupt nicht. Ich habe Null Interesse an diesem Sport. Ich habe nur Interesse, hier im Yachtlub herumzudümpeln. Lange Zeit dachte ich, dass man dann schon ein Sebelboot haben sollte. Aber es stimmt nicht. Es geht prima ohne.



Damit ist das Gehirn dann auch ausgelastet und wird nach dem Speichern der Erkenntnis wieder abgeschaltet.

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