Allesnutzender Nichtsnutz

Ich darf gar nicht erzählen, wie dummdreist meine FAZ-Texte eigentlich sind. Ich sitze also nach einer langen Nacht noch in Trance auf dem Sofa, da klingelt es, und die Post bringt ein Bild. Dann finde ich einen mich anklagenden Kommentar, der es nicht verwindet, wie wenig ich leisten musste, um an meine Position zu gelangen. Dem könnte ich antworten, dass es verdammt harte Arbeit ist, jahrelang bei der FAZ monatlich zehnmal Topqualität abzuliefern, auf die die Leser schon gierig warten. Dass er sich das mal nicht so locker vorstellen soll. Ich sitze da nämlich nicht auf dem Sofa und niete seinen sozialneidigen Leserkommentar mit der Geschichte des Bildes, das gerade kam, zusammen, um das CMS zu füttern. So geht das nicht bei der FPunktAPunktZPunkt, der Herr.



Die Wahrheit ist: Doch. Genau so geht das. Ein dummer Kommentar wird an ein Bild genietet, und dann läuft es. Ich lebe davon, nichtsnutzig auf dem Sofa zu liegen und das gut und schön zu finden. Diese Welt ist grausam und ungerecht. Zu anderen.

Donnerstag, 4. Februar 2016, 10:52, von donalphons | |comment

 
Ah, diese Dame mag ich. Das feine, mokante Lächeln. Man würde sie bei einem Essen neben den größten Schwätzer des Abends platzieren und sich, sind alle gegangen, bei einem letzten Glas Wein darüber freuen, wie sie ihn imitiert.

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Ich kann mir nicht helfen, es könnte es auch ein als Frau verkleideter Mann abgebildet sein.

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Ich bitte Sie, da ist doch zweifellos ein, wenn auch nicht besonders ausgeprägtes, Dekolleté zu sehen. Eine Männerbrust ist das nicht.
Ts, ts, wo Männer ihre Augen haben ... .

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Vielleicht können wir uns einigen, den oder die Abgebildete als jemanden "für den herben Geschmack" zu attributieren?

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Ach, ich wollte nur an alte Zeiten anknüpfen und die Plauderei im Salon anregen. Ein interessantes Gemälde ohne Zweifel.

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Da es sich wahrscheinlich um eine Auftragsarbeit handelt, wäre der Maler doch wohl einer Dame gegenüber malerisch etwas charmanter gewesen.

Ein anderer deutlicher Hinweis ist der weißlichere Bartschatten, der sich von Mitte Ohr in Bartlinie über sein Antlitz zieht.

Frisch und sehr gut rasiert, sicher, aber auch mit Schminke schwer zu kaschieren, wie man sieht.

Sehr schön auch das durch alle Melancholie seiner Augen durchscheinende leicht spöttisch- triumphierende in seinem Ausdruck.
DAS hättet ihr mir nicht zugetraut!

Die Zweifellosigkeit angeblich weiblicher Dekolletés wird in gewissen Kreisen übrigens jedes Wochenende sehr überzeugend in Frage gestellt.

Ganz klar: Kerl im Fummel.

(Das Portrait wurde von seinen schockierten Anverwandten anstelle eines Abschiedsbriefes nach seinem Freitod in seinem Nachlass gefunden. Die Zeiten waren hart damals.

Beim letzten Familientreffen wurde beschlossen, es sei wohl mittlerweile genug Gras über die Sache gewachsen, um das Bild nunmehr unauffällig verkaufen zu können.)

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Der Bartschatten ist tatsächlich auffällig - oder gibt´s hier nur was über antike Gemälde, was ich nicht weiss?

Gruss,
Thorsten Haupts

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Wenn schon, könnte ich mir vorstellen, der Maler hat weit eher eine Hautbesonderheit seines Modells eingefangen. Was Michael Jackson hatte.

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Nun, es gibt durchaus Frauen, die mit diesem Problem selbstbewußt umgehen. Wenn ich da mal an Frida Kahlo erinnern darf: http://www.tagesspiegel.de/kultur/martin-gropius-bau-frida-kahlo-aller-heilige/1811530.html

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erst kürzlich ist mal wieder ein auktionskatalog in die burg geflattert - eine lesende junge, dunkelhaarige dame mit grösserem ausschnitt, in den der maler hineingeschielt haben mochte, und - ha! - einem brief in der hand sieht recht erschwinglich aus (zumindest, was das limit anbelangt).
lesend! décolleté! 18. jh.!

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"Was sagt der Skipper, wenn der Baum mit einem Kopf zusammenschlägt?"

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Irgendwie ist so ein Kommentar doch auch ein verstecktes Kompliment. Das Tanzen und das Schreiben haben zumindest eines gemeinsam: am schwersten ist es, es leicht aussehen zu lassen. Wieviel Arbeit, Leidenschaft und Selbstbeherrschung in Ihrem Fall hinter dieser Leichtigkeit stecken, kann ich nur vermuten.

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