Reiseutensilien
kann man sich in der Barchetta eigentlich sparen: Was Platz wegnimmt, passt nicht rein. Im Kofferraum ist eher Platz für kleinere Taschen, hinter den Sitzen sind auch schon die Laptops, und überhaupt fängt man automatisch an, nach kleinen Flaschen Motoröl zu suchen, die man irgendwie neben das Reserverad quetschen kann. Überhaupt, das Reserverad, das wäre doch eigentlich auch durch so ein Spray zu ersetzen... solche Gedanken hat man mit meinem Wagen, und es sind keine luxuriösen Gedanken. Ein klein wenig mehr Platz, das wäre es. Und Fächer für das, was man vorne braucht: Kasetten, Karten und Kameras. Es gibt zwar ein paar kleine Behältnisse, aber die sind schon mit den lebenswichtigen Brillen, Schals, Handschuhen und Mützen vollgestopft. Und dieser Mangel an Raum ist es, der einen dann doch zuschlagen lässt, auf dem miesen Flohmarkt vor der Stadt, wo aber doch manchmal ein Barockspiegel steht.
Da ist also dieser Herr, bei dem ich verweilte, weil er eine Zeiss Icarex 35 S hatte, die das letzte Aufbäumen der ehemals einzigartigen optischen Industrie dieses Landes symbolisiert. Nach der Icarex ging Zeiss zu Türschlössern über, und Firmen wie Minolta und Nikon übernahmen die Macht - Firmen, die nebenbei erwähnt heute im Digitalboom auch nicht mehr das sind, was sie mal mit ihren die Deutschen zermalmenden Spiegelreflexkameras waren. Sondern entweder aufgesaugt oder Entwicklungsabteilungen mit Fertigung in China. Nichts ist ewig auf dieser Welt. Ausser vielleicht einer Icarex 35 S, ein Metallbrocken auf der Konstruktionsbasis eines Flugzeugträgers, mit dem man jede heute existierende Digicam sowie danach noch eine Garde Mord- und Unterdrückungsfunktionäre im Reich der Mitte zertrümmern kann - man versuche das mal mit dem modernen Plastikschmarrn.
Dessen schnellere Funktionen hier die Reste deutscher, japanischer und russischer Kamerabaukunst gleichermassen anschwemmt. Doch man täusche sich nicht: Die Zeiten, in denen man eine Icarex für 10 Mark bekam, hat es hier nie gegeben, denn der Herr weiss, was ein Zeiss Tessar ist, und wo dessen Qualitäten liegen. Und ich brauchte nicht noch eine Kamera, sondern eher etwas, wo ich sie hintue, wenn ich sie diesmal nicht einfach auf den Beifahrersitz werfen kann. Dort nämlich sitzt jemand. Und zwischen uns ist nur ein schmaler Bereich, der die Sitze trennt. Dort jedoch passt exakt auf den Zentimeter das hinein, was unter dem Tisch des Kamerahändlers stand:
Da hat jemand in den 60er Jahren also diese Ledertasche gekauft, mit all ihren Fächern und Spanngurten und Messingarmierungen und Verstärkungen, und dazu ein Stativ, das auf den Millimeter die gesamte Länge füllt. Ausgeszogen hat es ebenfalls Beine aus Messing, und dann war da noch ein alter Bekannter drin: Ein Sixtomat von Gossen, der sauber verschlossen die mehr als 50 Jahre seit seiner Herstellung überstanden hat und immer noch analog, ohne jede Batterie funktioniert. Das alles hat dieser Herr dann, wie man am Zustand erkennt, praktisch nie benutzt. Das Leder ist an keiner Stelle abgestossen, und das Messing an den Kanten und Leisten schimmert golden aus Tagen, da Adenauer Deutschland lähmte und in China Herr Mao dafür sorgte, dass überall noch mehr Menschen umfielen, als das seine Nachfolger heute mit Schweigen und Segen des Kapitals tun.
Da ist also dieser Herr, bei dem ich verweilte, weil er eine Zeiss Icarex 35 S hatte, die das letzte Aufbäumen der ehemals einzigartigen optischen Industrie dieses Landes symbolisiert. Nach der Icarex ging Zeiss zu Türschlössern über, und Firmen wie Minolta und Nikon übernahmen die Macht - Firmen, die nebenbei erwähnt heute im Digitalboom auch nicht mehr das sind, was sie mal mit ihren die Deutschen zermalmenden Spiegelreflexkameras waren. Sondern entweder aufgesaugt oder Entwicklungsabteilungen mit Fertigung in China. Nichts ist ewig auf dieser Welt. Ausser vielleicht einer Icarex 35 S, ein Metallbrocken auf der Konstruktionsbasis eines Flugzeugträgers, mit dem man jede heute existierende Digicam sowie danach noch eine Garde Mord- und Unterdrückungsfunktionäre im Reich der Mitte zertrümmern kann - man versuche das mal mit dem modernen Plastikschmarrn.
Dessen schnellere Funktionen hier die Reste deutscher, japanischer und russischer Kamerabaukunst gleichermassen anschwemmt. Doch man täusche sich nicht: Die Zeiten, in denen man eine Icarex für 10 Mark bekam, hat es hier nie gegeben, denn der Herr weiss, was ein Zeiss Tessar ist, und wo dessen Qualitäten liegen. Und ich brauchte nicht noch eine Kamera, sondern eher etwas, wo ich sie hintue, wenn ich sie diesmal nicht einfach auf den Beifahrersitz werfen kann. Dort nämlich sitzt jemand. Und zwischen uns ist nur ein schmaler Bereich, der die Sitze trennt. Dort jedoch passt exakt auf den Zentimeter das hinein, was unter dem Tisch des Kamerahändlers stand:
Da hat jemand in den 60er Jahren also diese Ledertasche gekauft, mit all ihren Fächern und Spanngurten und Messingarmierungen und Verstärkungen, und dazu ein Stativ, das auf den Millimeter die gesamte Länge füllt. Ausgeszogen hat es ebenfalls Beine aus Messing, und dann war da noch ein alter Bekannter drin: Ein Sixtomat von Gossen, der sauber verschlossen die mehr als 50 Jahre seit seiner Herstellung überstanden hat und immer noch analog, ohne jede Batterie funktioniert. Das alles hat dieser Herr dann, wie man am Zustand erkennt, praktisch nie benutzt. Das Leder ist an keiner Stelle abgestossen, und das Messing an den Kanten und Leisten schimmert golden aus Tagen, da Adenauer Deutschland lähmte und in China Herr Mao dafür sorgte, dass überall noch mehr Menschen umfielen, als das seine Nachfolger heute mit Schweigen und Segen des Kapitals tun.
donalphons, 23:43h
Sonntag, 13. Mai 2007, 23:43, von donalphons |
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holgi,
Sonntag, 13. Mai 2007, 23:54
Selenzellen... hach.
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donalphons,
Montag, 14. Mai 2007, 00:20
Immer noch zu haben. Gossen ist schliesslich noch da.
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wazsolls,
Montag, 14. Mai 2007, 01:26
Mit Verlaub, zu schönen alten Dingen passt ein Auto mit Stil, aber doch kein Fiat.
Es gibt da schöne antike englische Luxus-Modelle mit viel Platz, Charme und passender Patina.
Es gibt da schöne antike englische Luxus-Modelle mit viel Platz, Charme und passender Patina.
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donalphons,
Montag, 14. Mai 2007, 01:30
Wer nicht drin sass, sollte schweigen über Dinge, die er nicht kennt. Die Vorgänger heissen 124, oder auch 1200 oder 1500 mit Maseratimotor, es gibt wohl nur wenige, die diesen Fiats Stil absprechen wollten.
Und im Pott soll man froh sein, wenn man Grubenhunde und Manta fahren kann, alles andere ist für diese Region ohnehin Verschwendung.
Und im Pott soll man froh sein, wenn man Grubenhunde und Manta fahren kann, alles andere ist für diese Region ohnehin Verschwendung.
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donalphons,
Montag, 14. Mai 2007, 12:05
Sorry, bei der Löschaktion von der dummen Sau "Spliz" hat es ein paar andere Kommentare versehentlich erwischt.
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frau klugscheisser,
Dienstag, 15. Mai 2007, 02:11
So ein Kamerakisterl incl. Stativ hab ich mal zusammen mit einer alten Zeiss Ikon geerbt, nur leider nicht so gut erhalten.
Ich weiß, ist nix Besonderes, hat eher Sentimentalitätswert.
Ich weiß, ist nix Besonderes, hat eher Sentimentalitätswert.
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