: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Dienstag, 6. September 2011

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Dienstag, 6. September 2011

Es regnet sauber rein

Nun - es geht also mal wieder bergab. Grund, das dürfen wir hie und da lesen, ist das, was man ja schon länger sagt: Eine neue Abwertung der italienischen Staatsschulden kann kommen, und nachdem Berlusconi einerseits Steuern für Reiche zurückgenommen hat und andererseits vor einem heissen Herbst steht, ist das auch nicht weiter verwunderlich. Verwunderlich ist eher, dass das Übel aus der Uckermark immer noch so tut, als könnte man ohne de facto Geldentwertung und deutscher Unterstützung mafiöser Bauprojekte in Süditalien irgendwas reissen. Man kann das Elend allenfalls verlängern. Das gute Geld dem schlechten nachwerfen. Man könnte den Schweingehegen der Märkte aber einfach auch wirklich mit harten Steuern kommen, auch das würde helfen. Aber warum man Nationen stützt, an die nicht mal mehr die eigenen Politiker glauben, ist unbegreiflich. Das einzige, woran überhaupt noch jemand glaubt, ist die Rückzahlung deutscher Staatsschulden und die Zahlungsbereitschaft einer Frau, die bei Aldi an der Kasse keine so schlimme Fehlbesetzung wäre - dazu reicht ihr Horizont gerade noch. Und der muss ja auch nicht weit sein.



Wenn jemand jammert, dass die europäische Einigung vor die Hunde geht - dann knn er sich bei dieser schwerzresistenten Haltung bedankeh. Ich sage das jetzt schon seit einiger Zeit, und ich sage es gern nochmal: Der einzige Weg, der sinnvoll ist, ist die Aufteilung des Euros in zwei Zonen, die leicht aneinander gekoppelt sind: So gut, dass man Handel treiben kann. So locker, dass es keiner Zone viel schadet, wenn die Währung der anderen volatil wird. Das renkt sich dann irgendwann schon über KGVs, Mieteinnahmen, Renditen und Preisgestaltung wieder ein. Es ist kein Abschied auf immer, wenn die PIIGS wieder sauber sind, können sie gerne wieder andocken. Aber wenn Italien fällt, ist der Euro nicht zu halten. Es gibt keinen Schutzschirm, der das aushält.



Umgekehrt stehen an der Kasse der Naturkäserei so viele Leute, dass es 10 Minuten dauert, bis ich der Dame im Dirndl mein Begehr erklären kann. Es dauert immer im Tal, man kann hier nicht schnell Themen machen, es liegen immer Tage und Wochen zwischen Anfragen, Zusagen und Gesprächen. Da sind also diese Massen und kaufen ein, als gäbe es nichts anderes auf dieser Welt. Sie kaufen und nehmen mit und zahlen und denken gar nicht an das, was auf der Welt passiert. Weil es letztlich ein abgeschiedenes Bergtal war, bevor es entdeckt wurde, und wieder so ein Bergtal werden wird, wenn etwas Gröberes zusammenbricht. Das Denken hier in einer Genossenschaft ist so unglaublich weit weg von dem, was Märkte bewegt - aber hier ist eine Firma, und sie fängt gerade an, Geld zu verdienen, und 35 Leute arbeiten ganz normal und machen normale Dinge. Das geht. Niemand käme hier auf die irrwitzige Idee, einem unsicheren Kantonisten Geld zu geben, damit der Geld an die eigenen Banken weitergeben kann, obwohl jeder weiss, dass er das gar nicht vor hat. Sie machen etwas und verkaufen es, und nach 4 Jahren machen sie Gewinn. Jeder Investmentbanker würde davonlaufen.



(Grossbild)

Das sind dann die Momente, da sage ich mir: Es wird weiter gehen. Wenn mir ein Bauer eine Stunde lang nur kluge Sachen sagt und der Rest der Medien Irrsinn vertrötet, dann werden halt viele krepieren, aber der Bauer hat trotzdem recht. Man muss nur irgendwann verstehen, dass nichts so ist, dass man es nicht ändern kann. Alles ist irgendwann entstanden, man kann es auch wieder anders machen, wenn es nötig ist und den Menschen hilft. Für alle vielleicht? Eher nicht. Man kann nicht alle retten. Aber niemand zwingt einen, einfach so weiterzumachen, wie es eben immer war.



Morgen muss ich nochmal hin, denn wir haben uns verratscht. Wer weiss schon, was sein wird, wenn ich dort photographiere, wohin Kurse fallen und Länder bröckeln. Schönes Wetter, das wird sein, das hat der Bauer versprochen, man sieht es an den Wolkenfetzen, und den Hut würde ich gar nicht brauchen. Wenn er nicht die andere Station werden würde auf dem Weg nach Italien, in Herz der finanziellen Finsternis und gleichzeitig in das Land der Freuden.

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Seien wir ehrlich

Die grosse Herbsttraubendiät mit ein wenig Nordic Walking und immer schön stilles Wasser trinken interessiert uns überhaupt nicht. Was uns interessieren würde ist, wie man sich die zulässigen 5 Kilo Winterübergewicht gesund und gut anfrisst, ohne dass es zu teuer werden würde. Und hier ist die Antwort:



Ein Esslöffel Olivenöl, ein Esslöffel Mehl, miteinander verrühren, zwei Eier und Salz und Pfeffer. Dann als Füllung 20 Gramm Scamorza und 20 Gramm Bergkäse verreiben und 20 Gramm Schmand dazu. Dann eine Handvoll Pfifferlinge und alles vermischen. Omelett auf der einen Seite in Butter herausbacken - und damit das klar ist: BUTTER! Margarine ist der Teufel. - umdrehen, dann die Füllung drauf, zuklappen und die Naht mit dem restlichen Teig begiessen. Dann nochmal umdrehen, damit es wirklich zu ist. Nochmal Butter drunter, damit es niucht zu dunkel wird, und auf niedriger Hitze mehr backen denn braten. Fertig ist es, wenn von Goldgelb bis mittelbraun alle Farben zu sehen sind. Und bittschön:



So geht das. So muss das sein. Und ich geh jetzt in die Arbeit. Da wo der Käs herkommen tut. Mahlzeit.

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Urlaub und Gastspiel

Weil jemand so nett war und in der FAZ einen Beitrag über Kastraten geschrieben hat, habe ich heute mehr Zeit für das Frühstück, bevor es zu meiner anderen Arbeit geht.



Das Wetter: Kühl und regnerisch. Da lohnt sich eine gewisse Fettschicht gegen die Kälte.

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Samstag, 3. September 2011

Zurück

Sicher, es ist Kitsch aus den dreissiger Jahren, aber trotzdem war ich leicht in Versuchung, die lesende Nackte auf dem Berg zu kaufen. Fast. Buch. Frau. Nsckt. Sonne. Berge. Eigentlich hat das Bild alles, was ich mag. Fehlt nur eine Torte und ein Renaissancegebäude im Tal.



Dahinter in Schatten lauernd: Der Verkäufer. Es ist ja ein wenig, wie soll ich sagen, doppelmoralisch, mit solchen nackten Frauen Geschäfte zu machen und sich dahinter im Schatten zu verkriechen. Aber in Zeiten, da Medienjournalisten plötzlich über Sender wegen eines Abstimmungsmodus herziehen, und ausgerechnet ihren Blogkumpel, der zur gezielten Manipulation der Ergebnisse der Konkurrenz aufgerufen hat, wegen des Missbrauchs derselben freisprechen, sollte man grosszügig sein. Der Mann will nur Schatten. Andere wollten die Vorherrschaft in der Bloggerei, und ich bin um wirklich jeden Beitrag froh, der geholfen hat, die Blogwerber scheitern zu lassen.



Nachden ich nicht bigott bin und gemeinhin so handle, wie ich rede, habe ich mich dann auch lieber nach Tischdecken umgeschaut, von denen man nach meinen Worten ja nie genug haben kann. Besonders nicht von den alten Tischdecken, die man schon hat, aber mehr ist immer gut. Der Flohmarkt in Gmund ist zwar nicht gut, aber für sowas dann wieder doch ganz famos.



Dann geht es über die Brücke zum Dorfladen.

Das sind dann übrigens die Momente, da ich bei einer Freundin anrufen will, die denkt, ich würde nicht ahnen, wie privilegiert ich bin. Ich würde sie gern anrufen und sagen: Doch, mir ist das schon bewusst, sehr oft jedenfalls und im Moment ganz sicher. Es gibt viele Brücken. Die meisten führen über ein Hindernis hinweg. Die hier geht über das Paradies. Doch, ich weiss. Wirklich. Und das würde ich jetzt gern mit Dir... Aber ich habe kein Telefon dabei, wie immer, wenn ich hier bin. Also weiter zum Dorfladen, wo die FAZ ausverkauft ist. Ärgerlich, da ist, glaube ich, heute der Beitrag über den Dorfladen drin.



Es ist ein wengal blöd heiute, weil ich eigentlich gar nicht hier sein sollte. Natürlich habe ich alles mögliche mitgenommen zum Waschen, Pjyama, Badehose und Handtücher, und jetzt wird es eng, oder zu eng: Das muss schnell nachgekauft werden. Pjyamakauf habe ich immer gehasst, ich fand die Dinger nie schön, aber in Gmund gibt es ein Wäschegeschäft, die jede Saison einen haben, der englisch daherkommt und mir gefällt. Diesmal mit dunkelrotem Karo. Kaum kann ich der Versuchung widerstehen, ihn anzuziehen und mich damit an die neue Tischdecke zu setzen. Man soll ja keinen neidisch machen.

Doch. Es geht mir schon gut hier.

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Freitag, 2. September 2011

Er war ein Glückskind

Sie wohnten nicht im Westviertel, sondern zwischen der Altstadt und dem Viertel, in dem man besser nicht wohnt: Im früher 20. Jahrhundert war das das erste Villenviertel gleich beim mondänen Bahnhof, der später andere Viertel nach sich ziehen sollte, und die Villen in einen Dämmerschlaf versetzte. Und der Sohn war ein Glückskind.

Er und sein späterer Partner waren von jener Art glücklicher Jugendlicher, die schon in der Schule aus den gängigen Rastern herausgefallen sind: Nicht Aufreisser, aber etwas selbstverliebt und reizend, nicht streberhaft, aber mühelos beim Durcheilen der Klassen, und so ungewöhnlich, dass sie als sehr interessant galten. Und er, wie gesagt, war ein Glückskind. Alles flog ihm zu, die Wertschätzung seiner Eltern, der schulische Erfolg, und irgendwann gewann er auch einen teuren Rechner beim Preisausschreiben eines Kunkfoodherstellers. Das war in einer Zeit, als der normale Schüler vielleicht einen C64 und einen TI-35 hatte. Es war immer eine Gaudi mit ihm.

Und so ging es eigentlich immer weiter: Er studierte an einem Ort und wechselte, weil es dort zu langweilig war, an einen anderen Ort, hatte dort mehr Gaudi, tat sich dann mit seinem Kollegen zusammen und entwickelte eine Art Bühnenshow. Es waren die 90er Jahre, die neuen Medien (Privat-TV, Privat-Radio) galten als die Zukunft und brauchten frische Gesichter und respektlose Ideen. Und dort versuchten sie ihr Glück jenseits des Studiums, und hatten Erfolg. Sie waren auf ihre Art Stilikonen.

Es folgte das volle Münchner Programm: Adabei, Promi, Dauereingeladene, Filmfest, lange Nacht der Medien, Bayerischer Filmpreis, Produktionsfirma, Franchisingfirma, Fernsehrollen, Kinofilm, noch einer, noch einer, noch einer, Werbung, Teil der ganz lustigen Blase, Auftritte in der ganzen Republik. Das Übliche, wenn man so will. Die typische Geschichte der Gewinner des Medienwandels, die man sich gerne anschaut und etwas vergisst, auf welchem Subniveau ihre Kollegen mittlerweile daherkommen, die es nicht geschafft haben.

Aber jede Rolle ist irgendwann ausgereizt, und so war nun die Zeit gekommen, da andere Wohltaten zufliegen sollten. Mitte 30 schon ein Star, da sollte noch etwas gehen, nachdem alles andere schon gegangen ist, Fotomodellfrau, Kinder, Anwesen nördlich von München und, natürlich, finanzieller Erfolg. Jetzt wäre der Moment zum Durchstarten in neue Bereiche gewesen. Das Alte hinter sich lassen und das Neue beginnen.

Irgendwie kam aber nichts Richtiges mehr.

Sicher, weiterhin wurde er überall eingeladen und gesehen, das typische Münchner Promidasein, Bunte, Bild, AZ, aber der Übergang von einer lockeren Existenz zu einer etwas ernsthafteren Darbietungskunst war nicht so einfach. Dabei sein, das ist wie beim Computerspiel, heisst nicht zwingend mitspielen. Man sah ihn, man hörte von ihm, den Computerspielen blieb er treu, die Auftritte blieben irgendwie krass, vermutlich mangels Alternatitiven, aber eben: Nichts Konkretes. Konkret in dem Sinne, dass es mit der Ausnahmekarriere steil weitergehen würde.

Die oben gennannten Medien berichten jetzt wieder gross über ihn. Scheidung, Überschuldung, Privatinsolvenz, sie sagen auch: Zu grosser Lebensstil angesichts nicht mehr so gut laufender Geschäfte. Das Promidasein ist nicht gerade eine Garantie für einen ruhigen Lebensweg. Sein Entdecker - ein Comedytexter - schreibt jetzt übrigens ein wenig gelesenes Blog beim Süddeutschen Magazin.

Was ich damit sagen will: Ich weiss schon, warum ich in den Stützen über das ganz normale Westviertel schreibe, über die durchschnittlich Vermögenden, und nicht über die exzeptionellen Vollgasfreunde. Die sind nicht typisch. Und auch nicht immer etwas, worüber man gerne schreibt.

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Mittwoch, 31. August 2011

Lang genug

Es ist immer das gleiche: Nach zwei Wochen Tegernsee stellt sich so ein "Das könnte jetzt immer so weiter gehen"-Gefühl ein. Das ist sehr wohlig auf der einen Seite und sehr trügerisch auf der anderen: Natürlich kann es nicht immer so weiter gehen. Zu viel Tegernsee nimmt das Interesse am Rest der Welt, speist sich dieses Gefühl doch aus einer speziellen Einstellung, die man in etwa so umschreiben kann: Krepiert ihr mal anderswo, hier spielt das keine Rolle. Man hört auf, diese Welt allzu ernst zu nehmen. Mir ist schon klar, dass die Saufassis in den grossen Städten ein enormes Problem in den Transportmitteln darstellen: Aber was es nicht gubt, muss hier nicht beseitigt werden. Problementkoppelt, so würde ich das umschreiben.



Oder sagen wir es anders: Der normale Bewohner hier hat andere Probleme. Die erwachsen oft aus dem Alter, das hier sicher schöner ist als anderswo, aber der Verfall kommt so oder so. Es ist eine schönere Kulisse für ein altes Problem, aber man meint, sich vor allem um sich selbst kümmern zu dürfen, wenn das schon so sein muss. Ich denke ohnehin, dass das Glück der Menschen eher eine Sache der Hormone ist, denn die Sache des Geldes: Auch hier bringen sich manche um. Auch hier gibt es psychiatrische Leistungen und Märkte. Auch hier meint man, Unglück empfinden zu können. Die Nöte verschieben sich vom Alltäglichen zum Aussergewöhnlichen, das ist alles.



Insel der begrenzt Seligen, so könnte man das umschreiben. Tote auf längerem Luxusurlaub. Nach all der Zeit und der Gewöhnung - der Unterschied zwischen Westviertel und Tegernsee ist nicht so gross - kommt mir vieles immer noch reichlich unwirklich vor. Ich kann und sollte das aus beruflichen Gründen nicht ausblenden, aber auf der anderen Seite fühle ich schon das Verlangen, hier einzusinken in den warmen Teig und den süssen Saft dieser sehr speziellen, sehr kleinen und höchst angenehmen Welt, wo die Abwechslung allenfalls andere, ähnlich hübsche Orte sind. Allein, es ist nich zu früh, und profane Dinge stehen auch noch an. Zum Beispiel hat das Unwetter daheim doch ein Problem verursacht. Nichts Schlimmes, aber genug, um Ade zu sagen zum See, zu den Bergen und dem, was der Boden hier an bäuerlicher Kost hergibt.



Ich habe hier tatsächlich so etwas wie eine bildüberwältigte Schreibblockade, es gibt nicht so arg viel zu erzählen und was es zu erzählen gibt, ist irrelevant, zu privat oder so, dass ich mir wirklich einen Ruck geben muss, das alles geschlossen zusammenzuschreiben. Der Tag selbst ist zerhackt, dass es jedem Facebook-Junkie zur Ehre gereichen würde, nur ist man am Ende braun und dick und froh und hatte schönes Geschirr. Es gäbe hier grosse Geschichten, aber irgendwie bin ich dafür zu faul, und eine dieser Geschichten, die ich für ein Desiderat halte - eines von der Sorte, bei der man hofft, ein anderer möge es besorgen - wird jetzt auch anderweitig übernommen, selbst wenn der Boandlkramer hier seinen eigenen Reiz hat. Aber irgendwie ist mir das alles hier gerade zu schön und zu lebendig. Übrigens, in fünf Minuten bin ich an zwei Friedhöfen. Ich habe aber kein Interesse daran. Ich müsst mich schon zwingen. Und es reicht, wenn ich mich zum dritten Knösel zwing.



Aber all das het jetzt sein vorläufiges Ende. Ich reihe mich ein in den Stau gen Norden, aber es ist nicht zu weit, und ich kann bald wieder umdrehen.

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Montag, 29. August 2011

Liebe Tante Gertrude

ich hoffe, Onkel Alois hat sich wieder einigermassen von der fetten Ente erholt. Das war wirklich etwas viel, und bei uns in den Bächen sind sie schon sehr fett.



Liebe Ann-Catherine

tja, so ist das eben, aber denk Dir nichts, das dauert keine drei Monate, und ein anderer Prinz wird kommen. Ob das hier für Friederike das richtige wäre? Ich glaube, sie bekommt hier einen Kulturschock, nach den ersten 5 Jahren fast nur Metropole. Aber wir können das gerne ausprobieren. Jederzeit, ab Oktober oder November. Übrigens hat sich Georg auch gerade scheiden lassen, den solltest Du unbedingt mal treffen. Der ist total nett!



Liebe FAZ,

ich bin sowas von ausgebrannt, ich brauche

1. eine Gehaltserhöhung

2. einen längeren Urlaub

3. eine Schreibkraft für mein Büro. Ist gerade eine hübsche Praktikantin zu haben? Kost und Logis sind frei!



Lieber, verehrter Herr Sauswewind,

danke für das Angebot, wenn Sie mir preislich noch etwas entgegenkommen, nehme ich das kleine Böötchen vielleicht doch. Sicher, die Restaurierung hat sie 25.000 Euro gekostet, aber sehen wir den Tatsachen ins Auge: Mahagoniyachten von 30 Fuss Länge sind out, und bei Baujahr 1936 sagen hier alle "Autobahn" und nennen sie hinter meinem Rücken "HMS Himmler". Sie wissen doch, wie die Leute sind. 1500 fände ich in Ordnung.



Lieber Theo,

was, Dein Augenlicht, das Julchen ist durchgebrannt? Wie denn das? Ich bin schockiert! Und ich war so froh, dass sie in Dir den Mann gefunden hat, der ihr all das geben konnte, was ich nie hätte bieten können. Sicherheit. Eheversprechen. Einen A4 Kombi für Einkäufe, und dann dieses schnuckelige Haus gleich neben dem Haus Deiner lieben Eltern... ich begreife das einfach nicht. Bei mir hat sie sich nicht gemeldet, und ich habe auch keine Ahnung, wieso sie einen Flug nach München gebucht hat. Also, bei mir ist sie ganz sicher nicht. Wenn sie sich aber melden sollte, gebe ich Dir sofort Bescheid. So-fort!



Ja, hallo? Ach so, ja, der Termin, oh Gott wie konnte ich den nur... Da kann man jetzt nichts machen. Ich kann hier gerade unmöglich weg, der Sturm, der hat hier alles durcheinandergebracht, Sie ahnen nicht, wie das hier unter den Bäumen aussieht, höllisch. Also wirklich, vielleicht in drei Wochen. Ja, bis dann, da passt es!

Nein, Julchem, nein, natürlich mache ich das nicht, das war nur eine Ausrede, dann sind wir längst in Italien, Du und ich.



Liebe FAZ,

jetzt habe ich doch nochmal eine Frage: Kann ich bei Euch statt des Dienstwagens auch eine Dienstyacht anmelden? Die Praktikantin brauche ich übrigens nicht mehr, ich habe mir selbst eine Helferin beschafft, die ist auch kaum teurer!



Liebe Mieter,

könntet ihr bitte die Mülltonnen raustun? Mein Auto springt schon wieder nicht an.



Sehr geehrter Herr Prof. Ulmenhau,

danke für Ihren freundlichen Leserbrief. Ich finde ja auch, dass ich gesellschaftszersetzend schreibe, aber ich sage auch: Auf die richtige Gesellschaftszersetzung kommt es an. Man kann es wie eine Dürrekatastrophe machen, oder wie ein Vandalenüberfall, oder wie der fette Wurm im Apfel. Was treiben Sie eigentlich so in der Schweiz, wenn ich fragen darf? Auf dem Weg nach Singapur?



Liebe Mutter,

jeden Tag Sport, bei der Hitze kann man ohnehin nicht viel essen, und die Einsamkeit hier geht mir langsam auch auf die Nerven. Dünn werde ich hier, und gelangweilt! Komme bald! Nur diesmal muss ich die Mülltonne raustun, das ist am Dienstag. Das ist so eine neue Regelung hier in der kargen Bergwelt.


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Sonntag, 28. August 2011

Gmund den Gmundnern

Mit einem Schlag sind alle Auswärtigen weg. Es wurde zu spät schön, um noch an den See zu fahren, es blieben also nur diejenigen übrig, die ohnehin hier sind. Und nicht alle gehen hier zur Kirche.













Das war ein wenig so, wie wenn man das Internet ausschaltet. Die anderen sind damit weg und irgendwo anders, und es ist kein Gefühl da, dass etwas fehlen würde. Es ist ja nur mehr vom Gleichen. Und die Vereinzelung macht wieder neugierig auf Menschen.

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Freitag, 26. August 2011

Auf Arbeit

Ich bin momentan sehr mit dem Nichtschreiben beschäftigt. Es geht mir sehr viel im Kopf herum, und vieles liesse sich bestens hier oder andernorts verwenden, weil man so schön Funktionsweisen und Dynamiken auf dem weiten Feld der Medien und der Privatheit aufzeigen könnte. Allein - ich lasse es dann doch besser sein. Drei Texte habe ich heute geschrieben, drei Texte werden nicht auf die Reise gehen. Noch nicht. Das braucht alles etwas Abstand, etwas Zeit, um zu wirklich schönen, runden Geschichten zu werden. Es fehlen noch ein paar Enden, die passieren müssen, und natürlich weiss ich nicht im Mindesten, wie sie ausgehen. Hier hätte beispielsweise ein parodistischer Text über jene Trottel stehen sollen, die tagein tagaus so tun, als wüssten sie die Lösung aller Printmedienprobleme, und wenn sie dann angeheuert wurden - sitzen sie auf ihren fetten Hintern und passen ganz genau auf, dass sie nur minimalst mehr tun, als irgend nötig. Und dann jammern sie rum, dass Online so wenig Geld zu verdienen ist.

Wie auch immer: Mein Büro.



Meine Deckenbeleuchtung:



Meine nicht ganz fairen Mittel zum Weiterkommen:



Ich weiss ziemlich genau, was im Internet gerne lesen würde. Zumindest habe ich ein gutes Gefühl dafür, was bei einer gewissen Zielgruppe ganz anständig funktioniert, und was nicht. Das Rennen um Laut und Schnell ist längst gelaufen, das Rennen um Schön, Klug und Angenehm ist dagegen noch offen, auch wenn es einen Mitraser wie Joachim Bessing bei der Welt gerade aus der Kurve getragen hat. Am Rennen um überzogene Ansprüche an die Leser und Befriedigung der eigenen Professoren sollte man sich nicht immer beteiligen, und das Luhman-Zitat am Ende des Textes, das lässt man vielleicht besser bleiben, das bringt nichts und bildungshubert nur. Schön schreiben, das fehlt, gerade im Netz.

Mein Dienstgefährt und mein Dienstparkplatz:



Meine Fahrstuhlmusik nach oben:



Mein ziemlich dauerhafter und Jahrmillionen alter Schreibtisch:



Ich denke auch, dass in schwierigen Zeiten wie den unseren ein wenig kluge Ablenkung mit schlussendlicher Wiederhinführung eine feine Sache wäre. "Geistreich" ist das schöne Wort, das ich als Lob gern unter Beiträge schreiben würde. Angenehm. Unangenehm ist ja schon genug, und man möchte ja einfach nicht nur zugefaselt werden mit Gedankenbrocken, sondern etwas mitnehmen, und wenn es nur ein Lächeln ist. Das muss dennoch kein Wellness sein. Einfach etwas, das man gerne liest, in guten wie in schlechten Tagen. Aber iegendwie haben wir das weitgehend verlernt. Waren Kurzeitungen mit Gästelisten wirklich so dumm, wie man heute tut?

Meine öffentlichen Verkehrsmittel zur Recherche:



Meine Stechuhr:



Meine Überstunden:



Momentan schraube ich an einem Konzept, das auf freundlich Art und Weise erklärt, warum nicht nur Grün das neue Schwarz ist, sondern Schwarz auch das neue Grün. Das fleisst jenseits der Politik ineinander, ohne Schlagzeilen und Politik-PR, auf kleinsten gemeinsamen und sehr angenehmen Nennern. Insgesamt ist das trotzdem hochpolitisch, aber halt unter dem Radar. Um so etwas wirklich schön machen zu können, muss man tatsächlich so etwas wie eine "Marke" sein, damit Leser dabeibleiben, und auch, wenn ich das Wort so gar nicht schätze: Es ist nicht schlimm, von Lesern geschätzt zu werden. Man muss nur ein wenig mit dem eigenen Leben aufpassen. Feind liest mit, und so.

Mein Reminder, dass ich doch auch noch was tun müsste:



Meine Kantine mit Blechgeschirr. Sterlingsilberblech:



Mein Lichtausknipsen beim Büroschluss



Und Feind kann überall sitzen. Ganz erstaunlich, wie genau manche meiner Kommentare gelesen und dann entsprechend ausgeschlachtet werden. Man fühlt, man merkt, dass sich unter diversen Oberflächen etwas bewegt, das ist vermutlich nicht ganz zu vermeiden, also schichte ich still um, ändere ein paar Wege und warte.

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