Dienstag, 23. August 2011
Einzigartig
Es ist, wie soll ich sagen, ein sehr rührender Gedanke, dass es eines Tages vielleicht nicht mehr möglich ist, Berge zu besteigen, aber kein Alter und kaum ein Gebrechen einen davon abhalten wird, es mit Hilfsmitteln zu tun. Vielleicht nehmen manche dann die Gondeln. Aber solange es irgendwie geht, solange ich das Gaspedal drücken kann, werde ich das Auto nehmen.

Ich kann diese Bilder nicht ansehen, ohne an das Leben zu denken, und an den Frühling. Jetzt ist Sommer, aber wenn man hier im April heraufkommt und die Baumgrenze durchbricht, wie man zuvor an den Absperrungen vorbei ist, liegt oben noch meterhoch der Schnee. Und auf der anderen Seite ist schon fast Sommer. Es ist ein einzigartiger Ort in den Bergen. Und eine einzigartige Strasse.

Ich kann diese Bilder nicht ansehen, ohne an das Leben zu denken, und an den Frühling. Jetzt ist Sommer, aber wenn man hier im April heraufkommt und die Baumgrenze durchbricht, wie man zuvor an den Absperrungen vorbei ist, liegt oben noch meterhoch der Schnee. Und auf der anderen Seite ist schon fast Sommer. Es ist ein einzigartiger Ort in den Bergen. Und eine einzigartige Strasse.
donalphons, 03:09h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Freitag, 19. August 2011
Passendes
Es gibt Bilder, die möchte man in der Bibliothek haben: Weise Männer und Frauen, klug dreinschauend bei den Kunstbänden, und verwegene Künstler bei den Erotika.
Es gibt Bilder, die sollten über dem grünen Wintersofa hängen, mit italienischen landschaften und Viertel- bis Halbnackten, die das Leben in der flammenden Sonne geniessen.
Es gibt Bilder, die will man im im Vorzimmer haben, aus fernen Ländern, nackte Tempeltänzerinnen, die einen erinnern, was die exotische Fremde nach dem Verlassen des Hauses zu bieten hat. (Man darf dann eben nicht nach Norden fahren)
Gegenüber vom Klo einen Napoleon und einen Sonnenkönig. Drauf g'schissn!
Im Salon würdevolle und freundliche Menschen, die ein ruhiges Auge auf einen werfen, wenn man der Musik lauscht, oder ein Buch mit Leidenschaften zu lesen gedenkt, die Kanne neben sich, und die bunten Kissen unter dem Kopf.
Es gibt Rokokoschönheiten, die ins Schlafzimmer gehören, und einen in einsamen Stunden sagen, dass andeere Stunden froh und glücllich sein werden.
Und dann ist da noch der Schreibtisch für andere Tätigkeiten, wie das Abrechnen und das Rechnung schreiben. Dafür hatte ich bislang noch nichts Passendes, und ich wusste auch nicht, was das sein könnte (ein Pranger? Eine Gefängnisszene? Wie unfein!), das meine Stimmung dann richtig ausdrückt. Aber jetzt habe ich es:

Verächtliche Herablassung, würde ich sagen. Das passt recht gut dazu.
Es gibt Bilder, die sollten über dem grünen Wintersofa hängen, mit italienischen landschaften und Viertel- bis Halbnackten, die das Leben in der flammenden Sonne geniessen.
Es gibt Bilder, die will man im im Vorzimmer haben, aus fernen Ländern, nackte Tempeltänzerinnen, die einen erinnern, was die exotische Fremde nach dem Verlassen des Hauses zu bieten hat. (Man darf dann eben nicht nach Norden fahren)
Gegenüber vom Klo einen Napoleon und einen Sonnenkönig. Drauf g'schissn!
Im Salon würdevolle und freundliche Menschen, die ein ruhiges Auge auf einen werfen, wenn man der Musik lauscht, oder ein Buch mit Leidenschaften zu lesen gedenkt, die Kanne neben sich, und die bunten Kissen unter dem Kopf.
Es gibt Rokokoschönheiten, die ins Schlafzimmer gehören, und einen in einsamen Stunden sagen, dass andeere Stunden froh und glücllich sein werden.
Und dann ist da noch der Schreibtisch für andere Tätigkeiten, wie das Abrechnen und das Rechnung schreiben. Dafür hatte ich bislang noch nichts Passendes, und ich wusste auch nicht, was das sein könnte (ein Pranger? Eine Gefängnisszene? Wie unfein!), das meine Stimmung dann richtig ausdrückt. Aber jetzt habe ich es:

Verächtliche Herablassung, würde ich sagen. Das passt recht gut dazu.
donalphons, 21:05h
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Disclosure
Wer denkt, dass hier alles nur Tegernsee ist und ich gar nichts anderes kann als Wiesen und Berge und Seen und Norditalien - der hat gar nicht so unrecht.

In mir ist so eine gewisse, na, sagen wir mal, faule Zufriedenheit. Zu viele Eindrücke in kurzer Zeit schrecken mich eher ab, ich stelle auch bei scheinbar Vertrautem oft fest, dass ich etwas übersehen habe, und denke mir dann, dass es auch reicht, ein paar Dinge wirklich gut zu kennen, anstatt mal schnell irgendwohin zu fliegen und dann irgendwas zu beschreiben. Man sollte das, was man tut, wirklich voll erleben, und nicht nur so schnell mal vorbeigewuschen: Road to Rome von Mailand aus in drei Tagen. Die schönsten bayerischen Königsschlösser am Wochenende. Grauslig. Bustouristenbildung. Ich schreibe keine Postkarten, sondern lieber lange Geschichten in mein Blog. Ich möchte etwas erzählen, von dem ich etwas verstehe. Ich schaue mir durchaus Dinge an, von denen ich noch keine Ahnung habe, aber darüber schreibe ich selten. Ich wäre gern ein aufmerksamer Beobachter, und das ist um so leichter, desto besser ich mich auskenne. Vielleicht ist es auch keine Gewissenhaftigkeit, sondern nur Faulheit in guter Verkleidung.
Trotzdem: Wenn ich es dann doch mal versuche, sieht es so aus:
London: Erst Flug ausgefallen wegen Eis, dann Kiefer ausgefallen wegen Eiter.
Köln: Zwei Kongresse. Beide abgesagt, einmal konnten sie keine Autokosten übernehmen, einmal gab es nach Verschiebung ein Terminproblem bei mir.
Berlin: Drei Anläufe im letzten Jahr. Das Auto wurde nicht fertig, der Termin hat sich beim anderen zerschlagen, ich bin vom Rad gefallen.
Hamburg: Ich war schon unterwegs zum Flughafen, als die Frau des Bekannten eine Frühgeburt bekam.
Dazu etliche nie realisierte Geschichten im Osten des Landes.
Polen, das hat geklappt. Wirklich! Und DDR auch einmal. Ich war im Vogtland.
Auf dem Weg nach Frankfurt hatte ich einen Zahnriemenriss.
Immer, immer, immer klappt das hier:

Und ich dachte eigentlich, ich würde im Herbst einmal nach Nordhessen kommen. Das wäre mal was gewesen, deutsche Mittelgebirge. Da war ich seit über 20 Jahren nicht mehr, damals aber mit einer Exkursion - das Wissen ist noch da.
Das fällt jetzt aber auch aus. Obwohl ich mich bemühte. Was ich sonst eher nicht mache, wenn es nach Norden gehen soll. Aber dieses Mal war es anders, und - wieder nichts.
Die Leserschaft wird also weiterhin mit dem Süden des Landes vorlieb nehmen müssen. Ich finde das nicht so schlimm, ich weiss auch Gutes mit meiner Zeit an anderen Orten anzufangen, aber es wäre nett, wenn die Leserschaft mein stetes Bemühen, in den Norden zu kommen, vergebend berüccksichtigen möchte. Es liegt nicht immer an mir und an den Torten dort.

In mir ist so eine gewisse, na, sagen wir mal, faule Zufriedenheit. Zu viele Eindrücke in kurzer Zeit schrecken mich eher ab, ich stelle auch bei scheinbar Vertrautem oft fest, dass ich etwas übersehen habe, und denke mir dann, dass es auch reicht, ein paar Dinge wirklich gut zu kennen, anstatt mal schnell irgendwohin zu fliegen und dann irgendwas zu beschreiben. Man sollte das, was man tut, wirklich voll erleben, und nicht nur so schnell mal vorbeigewuschen: Road to Rome von Mailand aus in drei Tagen. Die schönsten bayerischen Königsschlösser am Wochenende. Grauslig. Bustouristenbildung. Ich schreibe keine Postkarten, sondern lieber lange Geschichten in mein Blog. Ich möchte etwas erzählen, von dem ich etwas verstehe. Ich schaue mir durchaus Dinge an, von denen ich noch keine Ahnung habe, aber darüber schreibe ich selten. Ich wäre gern ein aufmerksamer Beobachter, und das ist um so leichter, desto besser ich mich auskenne. Vielleicht ist es auch keine Gewissenhaftigkeit, sondern nur Faulheit in guter Verkleidung.
Trotzdem: Wenn ich es dann doch mal versuche, sieht es so aus:
London: Erst Flug ausgefallen wegen Eis, dann Kiefer ausgefallen wegen Eiter.
Köln: Zwei Kongresse. Beide abgesagt, einmal konnten sie keine Autokosten übernehmen, einmal gab es nach Verschiebung ein Terminproblem bei mir.
Berlin: Drei Anläufe im letzten Jahr. Das Auto wurde nicht fertig, der Termin hat sich beim anderen zerschlagen, ich bin vom Rad gefallen.
Hamburg: Ich war schon unterwegs zum Flughafen, als die Frau des Bekannten eine Frühgeburt bekam.
Dazu etliche nie realisierte Geschichten im Osten des Landes.
Polen, das hat geklappt. Wirklich! Und DDR auch einmal. Ich war im Vogtland.
Auf dem Weg nach Frankfurt hatte ich einen Zahnriemenriss.
Immer, immer, immer klappt das hier:

Und ich dachte eigentlich, ich würde im Herbst einmal nach Nordhessen kommen. Das wäre mal was gewesen, deutsche Mittelgebirge. Da war ich seit über 20 Jahren nicht mehr, damals aber mit einer Exkursion - das Wissen ist noch da.
Das fällt jetzt aber auch aus. Obwohl ich mich bemühte. Was ich sonst eher nicht mache, wenn es nach Norden gehen soll. Aber dieses Mal war es anders, und - wieder nichts.
Die Leserschaft wird also weiterhin mit dem Süden des Landes vorlieb nehmen müssen. Ich finde das nicht so schlimm, ich weiss auch Gutes mit meiner Zeit an anderen Orten anzufangen, aber es wäre nett, wenn die Leserschaft mein stetes Bemühen, in den Norden zu kommen, vergebend berüccksichtigen möchte. Es liegt nicht immer an mir und an den Torten dort.
donalphons, 18:17h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Mittwoch, 17. August 2011
Steine und Blumen.
Für das famose Fräulein.








































donalphons, 19:04h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Mittwoch, 17. August 2011
Gott ist eine Kurve
Da war der gelbe Boxster vor mir. Vor ein paar Wochen war ich mit dem Toyota Familienbus in der Schweiz, da war es ir vollkommen egal, was da vor, neben oder hinter mir fuhr, und wohin. Ich bin an den Bergen entlanggefahren, und es waren halt Berge, über die man fahren kann oder auch nicht, am Steuer eines Toyota. Hier war der gelbe Boxster vor mir. Ich hatte einen neuen Motor und eine neuen Luftfilter und eine neue Kupplung und dann schauen wir mal. 3000, 4000, 5000, es klingt richtig gut, Kupplung, Schalten.
Ich weiss, ich bin eine aussterbende Rasse. In 50 Jahren wird man über Leute wie mich den Kopf schütteln. Wie konnten sie nur. Wie konnten sie einerseits die Landschaft lieben und der Natur so etwas antun. Ich kann es, wie sich ein Fleischfresser über den Anblick von Kühen freut. Und ich denke, ich brauche das auch, ab und zu. Dafür meide ich die Art Autofahren, die dem normalen Menschen so naheliegt: Zum Laden. Zu den Zigaretten. Mal auf der Autobahn nach Hamburg. Was ich hier gefahren bin, habe ich die Wochen davor schon erradelt.
Das Spiel in den Kurven, die perfekte Linie, das ist das eine. Das andere sind die Momente des Irrsinns. Wer Benzin Verbrennen für verrückt hält, sollte man in Lans anhalten. Nicht nur wegen de Isserwirt und dem Wilden Mann, und auch nicht wegen der alten, eingeauerten Preistafel in Schillig (Knödelsuppe umgerechnet 60 Cent, schönen Gruss an die EZB).
Sondern wegen der Ställe. Für die Fenster der Kühe nach draussen. Und der Blumen davor. So leben hier die Viecher. Das ist möglich. Und wie haust in der gleichen Epoche der Frankfurter Bankster, der Berliner Hipster und jede andere Leitfigur dieser Epoche?
Schlimmer als das Viech. Bei Viech läuft das Essen hinein und der Dung hinaus, beim modernen Menschen ist es umgekehrt: Die HassemaldasVideogesehen-Posts werden sich gegenseitig in den Arsch geschoben, und für die Figur steckt man sich den Finger in dem Mund, damit der Kantinen- und Tankenfrass wieder gekotzt wird. Es fehlt halt der Berg, auf den man geht, wenn man beim Wilden Mann war. Der gelbe Porsche ist dann weg, die Strasse in den Süden ist frei.
Es ist die alte Handelsstrasse auf der anderen Seite, die Ellbögenstrecke, über die man noch Waren brachte und nicht Zertifikate und CDOs. Drüben war es voll, die Autobahn, die Brennerstrasse, dicht an dicht die Touristen. Hier kam gleich zu Beginn der Bus - der kommt immer, man hat erst freie Bahn, wenn er vorüber ist - und dann kamen die Kurven. Gott, meine Lieben, mag über den Wolken sein, aber wenn er hier unten ist, ist er eine Kurve.
Hier gibt es natürlich keinen Supermarkt. Aber wenn irgendwo etwas zu kaufen ist, steht es draussen auf der Strasse. Man hält an, nimmt den Kürbis oder die Flasche, geht zur Tür, klingelt, wird eingelassen, kauft ein - mit aller Zeit der Welt und Getratsche - hat auch gleich ein Thema, und alles, was man zum Leben braucht. Und für die, die nicht da sind, zum Betäuben, in ihren Löchern mit geranienlosen Blick auf die Strasse. Der Obstbrand hat die Menschen hier durch schlime Winter gebracht. In den Drogenzonen ist immer Winter.
Weiter, immer weiter. Da vorne liegt Italien, die Grenze, der Alpenhauptkamm. 4000, 5000 Umdrehungen, schalten, bremsen, nie schneller als 80, das reicht hier vollkommen um zu fahren, anzukommen und glücklich zu sein. Wenn schon krank, dann so. Und dann, immer wieder diese Fenster und all jene, denen es nicht egal ist, wie es aussieht. Ich mag die Geisteshaltung, die solche Fenster macht.
Und dann die Augen schliessen und überlegen, wie derjenige denkt, der Glasbetonfassaden bauen lässt. Damit ist die ganze Wirtschaftskrise eigentlich erklärt: Hässliche Cretins in scheusslichen Löchern hinter verspiegelten Gläsern werden verlogene Dreckschweine und keine glücklichen Kühe. Diese Krise wird unser ganzes System umpflügen, es wird Jahre dauern und man wird nicht lernen, aber wenn es einmal kein Benzin mehr gibt, kann ich immer noch Geranien anpflanzen und hierher radeln. Und sagen:
Et in Arcadia ego. Die wissen schon in Frankfurt und Berlin, warum sie da keine Tafeln machen mit der Aufschrift: "Hier hielten Schlotterscheiss und Möllewelle und zig drogenverseuchte PR-Nütteriche und andere Schmierlappen bezahlte Vorträge vor Leuten, die das gar nicht hören wollten". Heine war hier. Ich hole hier den Apfelstrudel.
Kann sein, ich bin ein wenig vormodern. Vielleicht muss es auch Börsencretins geben, damit ich hier fahren kann, die Koksfresser und gelangweilten Bildanklicker. Es ist ziemlich viel an Möglichkeiten zwischen einem Schinken und der Begeisterung für eine Kuh auf der Alm, man muss dafür sorgen, dass man am Geranienfenster ist, oder wenigstens so viel Zeit hat, sich sich darum zu kümmern, und das andere - das ist hier nicht. Es ist einfach nicht da. Alles regional natürlich, sagen sie bei Wilden Mann in Lans oberhalb von Innsbruck.
Wir werden alle krepieren. Hinter Geranienfenstern, bei 6000 Umdrehungen, mit vollem Magen oder verhungert wegen dem Ende der Rentenzahlungen, mit Überdosis auf dem Klo. Es wird immer eine Kurve geben, in der es einen zerreisst, für alles und jeden. Jeder, wie er es braucht. Aber nicht in dieser Kurve. Nicht ich. Ein anderer, woanders. Bremsen, schalten, im Scheitel Gas geben 3000, 4000, 5000. Noch 38 Kilometer nach Meran.


Ich weiss, ich bin eine aussterbende Rasse. In 50 Jahren wird man über Leute wie mich den Kopf schütteln. Wie konnten sie nur. Wie konnten sie einerseits die Landschaft lieben und der Natur so etwas antun. Ich kann es, wie sich ein Fleischfresser über den Anblick von Kühen freut. Und ich denke, ich brauche das auch, ab und zu. Dafür meide ich die Art Autofahren, die dem normalen Menschen so naheliegt: Zum Laden. Zu den Zigaretten. Mal auf der Autobahn nach Hamburg. Was ich hier gefahren bin, habe ich die Wochen davor schon erradelt.

Das Spiel in den Kurven, die perfekte Linie, das ist das eine. Das andere sind die Momente des Irrsinns. Wer Benzin Verbrennen für verrückt hält, sollte man in Lans anhalten. Nicht nur wegen de Isserwirt und dem Wilden Mann, und auch nicht wegen der alten, eingeauerten Preistafel in Schillig (Knödelsuppe umgerechnet 60 Cent, schönen Gruss an die EZB).

Sondern wegen der Ställe. Für die Fenster der Kühe nach draussen. Und der Blumen davor. So leben hier die Viecher. Das ist möglich. Und wie haust in der gleichen Epoche der Frankfurter Bankster, der Berliner Hipster und jede andere Leitfigur dieser Epoche?

Schlimmer als das Viech. Bei Viech läuft das Essen hinein und der Dung hinaus, beim modernen Menschen ist es umgekehrt: Die HassemaldasVideogesehen-Posts werden sich gegenseitig in den Arsch geschoben, und für die Figur steckt man sich den Finger in dem Mund, damit der Kantinen- und Tankenfrass wieder gekotzt wird. Es fehlt halt der Berg, auf den man geht, wenn man beim Wilden Mann war. Der gelbe Porsche ist dann weg, die Strasse in den Süden ist frei.

Es ist die alte Handelsstrasse auf der anderen Seite, die Ellbögenstrecke, über die man noch Waren brachte und nicht Zertifikate und CDOs. Drüben war es voll, die Autobahn, die Brennerstrasse, dicht an dicht die Touristen. Hier kam gleich zu Beginn der Bus - der kommt immer, man hat erst freie Bahn, wenn er vorüber ist - und dann kamen die Kurven. Gott, meine Lieben, mag über den Wolken sein, aber wenn er hier unten ist, ist er eine Kurve.

Hier gibt es natürlich keinen Supermarkt. Aber wenn irgendwo etwas zu kaufen ist, steht es draussen auf der Strasse. Man hält an, nimmt den Kürbis oder die Flasche, geht zur Tür, klingelt, wird eingelassen, kauft ein - mit aller Zeit der Welt und Getratsche - hat auch gleich ein Thema, und alles, was man zum Leben braucht. Und für die, die nicht da sind, zum Betäuben, in ihren Löchern mit geranienlosen Blick auf die Strasse. Der Obstbrand hat die Menschen hier durch schlime Winter gebracht. In den Drogenzonen ist immer Winter.

Weiter, immer weiter. Da vorne liegt Italien, die Grenze, der Alpenhauptkamm. 4000, 5000 Umdrehungen, schalten, bremsen, nie schneller als 80, das reicht hier vollkommen um zu fahren, anzukommen und glücklich zu sein. Wenn schon krank, dann so. Und dann, immer wieder diese Fenster und all jene, denen es nicht egal ist, wie es aussieht. Ich mag die Geisteshaltung, die solche Fenster macht.

Und dann die Augen schliessen und überlegen, wie derjenige denkt, der Glasbetonfassaden bauen lässt. Damit ist die ganze Wirtschaftskrise eigentlich erklärt: Hässliche Cretins in scheusslichen Löchern hinter verspiegelten Gläsern werden verlogene Dreckschweine und keine glücklichen Kühe. Diese Krise wird unser ganzes System umpflügen, es wird Jahre dauern und man wird nicht lernen, aber wenn es einmal kein Benzin mehr gibt, kann ich immer noch Geranien anpflanzen und hierher radeln. Und sagen:

Et in Arcadia ego. Die wissen schon in Frankfurt und Berlin, warum sie da keine Tafeln machen mit der Aufschrift: "Hier hielten Schlotterscheiss und Möllewelle und zig drogenverseuchte PR-Nütteriche und andere Schmierlappen bezahlte Vorträge vor Leuten, die das gar nicht hören wollten". Heine war hier. Ich hole hier den Apfelstrudel.

Kann sein, ich bin ein wenig vormodern. Vielleicht muss es auch Börsencretins geben, damit ich hier fahren kann, die Koksfresser und gelangweilten Bildanklicker. Es ist ziemlich viel an Möglichkeiten zwischen einem Schinken und der Begeisterung für eine Kuh auf der Alm, man muss dafür sorgen, dass man am Geranienfenster ist, oder wenigstens so viel Zeit hat, sich sich darum zu kümmern, und das andere - das ist hier nicht. Es ist einfach nicht da. Alles regional natürlich, sagen sie bei Wilden Mann in Lans oberhalb von Innsbruck.

Wir werden alle krepieren. Hinter Geranienfenstern, bei 6000 Umdrehungen, mit vollem Magen oder verhungert wegen dem Ende der Rentenzahlungen, mit Überdosis auf dem Klo. Es wird immer eine Kurve geben, in der es einen zerreisst, für alles und jeden. Jeder, wie er es braucht. Aber nicht in dieser Kurve. Nicht ich. Ein anderer, woanders. Bremsen, schalten, im Scheitel Gas geben 3000, 4000, 5000. Noch 38 Kilometer nach Meran.

donalphons, 01:45h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Dienstag, 16. August 2011
"Ich will aber Autos"
Sicher, das ist nicht der Tegernsee, sondern nur eine Pfütze.
Und das ist keine Alpenstrasse, sondern nur eine Landstrasse im Jura.
Das ist keine Barockkirche, sondern nur eine Kapelle auf dem Feld, in der an den Feiertagen wieder die Messe gelesen wird.
Es ist zwar nicht langsam, aber ich habe auch keine Lust, mir ein Bein auszureissen. Ich fahre nur so schnell, weil die Sonne untergeht.
Immerhin, ganz schlecht ist es hier auch nicht. Es fehlen halt die Berge, das stimmt.
Und mir fehlt auch die erste versprochene Tour für die Barchetta und den neuen Motor. Mir ist wohl bewusst: Es sollte noch was kommen.
Es ist allerdings nicht aller Tage Abend, nur der letzte Abend in der Ebene und im Jura, denn morgen ist alles anders.
Ich rase in der frühen Nacht heim, der Abendwind treibt mich durch die Felder, in die Stadt, zum Haus, zum Hof, wo sie auf mich wartet.
Es ist schön hier. Ich mag meine Heimat. Aber ich muss in die Berge.

Und das ist keine Alpenstrasse, sondern nur eine Landstrasse im Jura.

Das ist keine Barockkirche, sondern nur eine Kapelle auf dem Feld, in der an den Feiertagen wieder die Messe gelesen wird.

Es ist zwar nicht langsam, aber ich habe auch keine Lust, mir ein Bein auszureissen. Ich fahre nur so schnell, weil die Sonne untergeht.

Immerhin, ganz schlecht ist es hier auch nicht. Es fehlen halt die Berge, das stimmt.

Und mir fehlt auch die erste versprochene Tour für die Barchetta und den neuen Motor. Mir ist wohl bewusst: Es sollte noch was kommen.

Es ist allerdings nicht aller Tage Abend, nur der letzte Abend in der Ebene und im Jura, denn morgen ist alles anders.

Ich rase in der frühen Nacht heim, der Abendwind treibt mich durch die Felder, in die Stadt, zum Haus, zum Hof, wo sie auf mich wartet.

Es ist schön hier. Ich mag meine Heimat. Aber ich muss in die Berge.
donalphons, 00:34h
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Das letzte Mal hat es auch funktioniert.
Schmerzhaftes Enveloping Bid abgegeben. Aus lauter Verzweiflung Zwetschgendatschi gemacht.

Gehe jetzt Radfahren.

Gehe jetzt Radfahren.
donalphons, 20:50h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Freitag, 12. August 2011
Unreif
Die Zwetschgen gehen noch nicht. Das heisst, wenn man sie drei Tage in der Sonne liegen lässt, sind sie durchaus gut essbar, aber für einen Datschi sind sie dann schon wieder zu weich und zu nass. Man muss sie also einfach so essen. Und in der Zwischenzeit zu den Marillen greifen. Die sind nämlich reif.

Es hat also alles seine zwei Seiten. Und passt irgendwie in eine Zeit, die sich seltsam unreif anfühlt. Als müsste noch etwas kommen. Aber es kommt nichts. Vielleicht denke ich dann morgen nach, wenn ich bessere Zwetschgen habe, und mache etwas. Oder auch nicht.

Es hat also alles seine zwei Seiten. Und passt irgendwie in eine Zeit, die sich seltsam unreif anfühlt. Als müsste noch etwas kommen. Aber es kommt nichts. Vielleicht denke ich dann morgen nach, wenn ich bessere Zwetschgen habe, und mache etwas. Oder auch nicht.
donalphons, 13:22h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Freitag, 12. August 2011
Sommer in Bayern
Irgendeinen Vorteil muss es ja haben, wenn man in einem Land lebt, in dem man sich nur aus zwei Sozialdemokraten den König heraussuchen kann.










Endlich wieder radeln. Immer noch mit Grippetabletten, aber es geht wieder.










Endlich wieder radeln. Immer noch mit Grippetabletten, aber es geht wieder.
donalphons, 01:06h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Mittwoch, 3. August 2011
Gehe lang
in Gemälden.
Weil Ungarn zahlungsunwillig ist. Diese 3,18 Milliarden Doller klingen eigentlich nach wenig, aber Ungarn hat die Schulden aus sogenannten Carry Trades in Schweizer Franken.
Bei Banken der Eurozone. Österreich, Italien, Deutschland. Dort schlagen die ausbleibenden Zinses und Rückzahlungen auf die Gewinne durch. Nur falls sich jemand wundert, warum die Schweizer gerade beim Franken intervenieren. Nicht wegen ihrer Wirtschaft. Weil der Franken wie vor zwei Jahren das Bankensystem gefährdet. Will jemand gerade schlechte Nachrichten über eine deutsche, bislang sauber geltende Tochter de Unicredit und Italien lesen?
Die Sache ist extrem unsexy: Auf der einen Seite drängen die Reichen in den sicheren Franken. Auf der anderen Seite zieht das Osteuropa in den Abgrund, oder die Banken, die die Carry Trades gemacht haben. Das ist schlecht für deren Geschäfte, sie müssen das irgendwie bezahlen und Zeug verkaufen, das löst Kursverluste aus, die Anleger fliehen, und wohin nur? Oh! In die Schweizer Franken, der hat ja wieder an Wert verloren, ist aber sicher: Eine gute Gelegenneitg zum Einstieg. Also steigt der Schweizer Franken. Unds so weiter. Und so fort. Selbst wenn sie negative Zinsen haben: Besser als ein Währungsschnitt in der Eurozone.
Wie gesagt: ich gehe lang in Gemälden. Trotz Grippe. Und Merkel und Sarkozy werden spätestens übernächstes Wochenende verkünden, man habe mal wieder die Eurozone gerettet-
Weil Ungarn zahlungsunwillig ist. Diese 3,18 Milliarden Doller klingen eigentlich nach wenig, aber Ungarn hat die Schulden aus sogenannten Carry Trades in Schweizer Franken.
Bei Banken der Eurozone. Österreich, Italien, Deutschland. Dort schlagen die ausbleibenden Zinses und Rückzahlungen auf die Gewinne durch. Nur falls sich jemand wundert, warum die Schweizer gerade beim Franken intervenieren. Nicht wegen ihrer Wirtschaft. Weil der Franken wie vor zwei Jahren das Bankensystem gefährdet. Will jemand gerade schlechte Nachrichten über eine deutsche, bislang sauber geltende Tochter de Unicredit und Italien lesen?
Die Sache ist extrem unsexy: Auf der einen Seite drängen die Reichen in den sicheren Franken. Auf der anderen Seite zieht das Osteuropa in den Abgrund, oder die Banken, die die Carry Trades gemacht haben. Das ist schlecht für deren Geschäfte, sie müssen das irgendwie bezahlen und Zeug verkaufen, das löst Kursverluste aus, die Anleger fliehen, und wohin nur? Oh! In die Schweizer Franken, der hat ja wieder an Wert verloren, ist aber sicher: Eine gute Gelegenneitg zum Einstieg. Also steigt der Schweizer Franken. Unds so weiter. Und so fort. Selbst wenn sie negative Zinsen haben: Besser als ein Währungsschnitt in der Eurozone.
Wie gesagt: ich gehe lang in Gemälden. Trotz Grippe. Und Merkel und Sarkozy werden spätestens übernächstes Wochenende verkünden, man habe mal wieder die Eurozone gerettet-
donalphons, 15:06h
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