: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Dienstag, 17. April 2012

Lebensrealität und Lesen

Ich hatte gestern Abend ein ganz erstaunliches Gespräch, das auch den Bereich der Digitalisierung - oder wenn man so will, der Entanalogisierung - berührte, namendlich: E-Books.



Ich kenne genau einen, der Romane auf dem Mobiltelefon liest. Und ich sehe hier in Mantua niemanden, der etwas entsprechendes tun würde. Überhaupt macht es auf mich den Eindruck, als sei die Digitalisierung hier eher rückläufig: Internetcafes machen zu, die früher allgegenwärtige Handykommunikation ist zur Randerscheinung geworden. Die Dinger liegen auch nicht mehr auf den Tischen herum, das gilt als unfein, und bei der Recherche zur Frage, wie das Ablichten von Essen aufgefasst wird, waren die Antworten nicht eben nachsichtig. Digital Lifestyle ist hier einfach nicht, wie übrigens auch die Piratenpartei. Und das, obwohl Italien so eine Partei angesichts der wirtschaftlichen Probleme und des ruinierten Parteiensystems wirklich brauchen könnte.

Ach so, und: Emails gelten gemeinhin als Einladung, sie nicht zu beantworten. Ich antworte nicht auf Mails, steht bei den Anzeigen. Man denke sich, was man will, aber das ist hier so. All die Lucas und Damianos haben ein Internetproblem.



Aber was mich interessieren würde:: Ist das in Deutschland nicht genau andersrum? Man berichtete mir gestern davon, dass Handy und pad tatsächlich auf dem Weg zur Arbeit benutzt werden, und die Zeitung ersetzen. macht das wirklich jemand? Erstreckt sich das dann auch auf Bücher? In Amerika und Japan gibt es solche Trends. Aber das muss heute nichts mehr heissen,

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Montag, 16. April 2012

Das grosse Theater hat geöffnet

Das mag ich übrigens so an Italien: Es gibt eine Woche - genauer gesagt, diese Woche - in der alle staatlichen Museen frei zu besichtigen sind. Eine feine Sache für Menschen wie mich, die den Obulus beim Palazzo Ducale sicher schon 10 mal bezahlt haben. Was man ja gerne tut, nachdem das ganze Theater des Lebens ansonsten kostenlos ist.



Es scheint sogar wieder die Sonne! Zwischen dem Regen.

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Sonntag, 15. April 2012

Regen in Brescia

Mein Beitrag in der FAZ-Kolumne nächste Woche wird sich mit der Sonnenbrille beschäftigen, weil hier so schlechtes Wetter ist. Darum ja auch die Sonnenbrillen. Das gehört zusammen, und das gehört erklärt. Aber das Wetter war hier wirklich scheusslich. Dafür war es interessant, auf einem Sofa zu sitzen und einer alten Dame zuzuhören: Über die Lega Ladrone, die Lega der Räuber, wie die Lega Nord jetzt genannt wird. Über die Probleme ihres Sohnes, eine eigene Wohung zu finden. Über den Trend zurück in die Städte, der auch in Italien grassiert. Und mal wieder zu merken: Ich verstehe. Aber ich kann nicht antworten.

Meine Vermieterin hat da einen Plan: Nächstes Jahr habe ich drei Möglichkeiten; entweder sie kommuniziert mit mir nur noch auf italienisch, bis ich es kann. Das ist die Methode der alten Damen. Oder sie beschafft mir eine Sprachlehrerin. Das ist die Methode, die nie funktionieren wird. Oder sie verschafft mir einen Job in einer Buchkäsehandlung, wo ich dann 4 Wochen ins kalte Sprachwasser geworfen werde. Was gut klingt, denn von Käse und Büchern verstehe ich etwas, und die Kommunikation hat dann nur noch Sprachprobleme, und keine inhaltlichen Probleme mehr. Und wer Käse und Bücher kaufen kann, kannsie auch verkaufen.

Die vierte Möglichkeit hat mir mein Raddealer angeboten: Auch vier Wochen bei ihm in der Werkstatt, er braucht nämlich jemanden für deutsche Kunden. Irgendwie sowas wird es dann werden, und alle sind felsenfest überzeugt, dass ich danach Italienisch kann. Derweilen lerne ich Vokabeln, soweit ich sie eben brauche. Pioggio kannte ich natürlich schon, Ombrello lernte ich auch schon von den Strassenhändlern, aber dass in Castellucchio gleich vor den Toren von Mantua ein Hersteller von Regernschirmen ist, der tatsächlich dem Druck der Globalisierung standzuhalten scheint, war mir auch neu. Vielleicht sollte ich öfters radebrechend bei alten damen auf dem Sofa sitzen. So viele Themen. Sie regnen nur so herab. Und ich habe so wenig Zeit.

























Am Sonntag dann wieder Regen, falsch geschlafen und schlecht geträumt, daher früh hingelegt - für ein Stündchen, das länger dauerte - und zu spät für das Bloggen erwacht.

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Freitag, 13. April 2012

Zurück nach Mantua

In den Regen diesmal, aber bei Heuschnupfen ist es egal, und ich muss ohnehin arbeiten.



Irgendwie war Italien letztes Jahr sehr viel wärmer und sonniger, aber man ist mit dem zufrieden, was man hat.

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Donnerstag, 12. April 2012

7

Sieben ist eine Glückszahl, und Glück habe ich gehabt, und zwar ziemlich viel davon, und sogar reichlich unerwartet. Auch jemand wie ich, der nun nicht gerade vom Schicksal zerstampft wird, sobald er aufsteht, braucht davon manchmal ein wenig.

Oder viel.

Jedenfalls schwebe ich gerade. Oh, es ist nicht anders als sonst, das Glück war am Ende eigentlich nur eine Art Wissen, genau das richtige getan zu haben, und jetzt kann es morgen hier auch schütten und kalt werden: In mir scheint die Sonne weiter.















Dumdidum.

Meine Laune ist prächtig, und meine Italienkolumne ist heute in der gedruckten FAZ.

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Mittwoch, 11. April 2012

Wir dürfen das nie vergessen

Woanders rennen die Romneys und Santorums frei herum, und all die Waffennarren.



Woanders können sie einfach so erschiessen und davonkommen, wenn sie verrückt sind und die richtige Ausrede haben.



Woanders müssen sie alles mit dem Auto machen, weil das zum Gesellschaftstraum gehört, wie die Knarren und das Junkfood.



Woanders haben sie alle nur denkbaren Waffen, und die Menschen sollen krepieren, wenn sie keine Versicherung haben. Und selbst daraus ziehen dann andere ihren Profit.



Woanders haben sie sich längst aus dem Diskurs der Aufklärung verabschiedet und reden darüber, ob die Bücher von mit 3000 Jahre alten Legenden von Wüstenscheichs die einzige Wahrheit enthalten.



Man kann viel Schlechtes über Europa sagen, und dafür, dass es der beste Ort der besten Zeit ist, in der gesamten Menschheitsgeschichte, und das immer noch angesichts all der verpassten Chancen und Möglichkeiten, ist Europa vielleicht nicht extrem toll.



Aber es ist nicht Amerika oder was auch immer. Wir dürfen nie vergessen: Besser kann es kaum gehen, so wie es ist. Das sollte man sich jeden Morgen sagen und dann das Leben geniessen, soweit es geht.

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Montag, 9. April 2012

Das Ostermahl der Nichtvergebung

Als erkennbare Fastenmassnahme habe ich die letzten Tage über vor allem sparsam selbst gekocht und kein Restaurant aufgesucht; nur mal die Bar Venezia, wo man jetzt erfreulicherweise wieder von den Plastikgabeln - ein absolutes Unding! - abgekommen ist. Dafür dann heute das grosse Nachholen.



Und zwar dort, wo man das in dieser Region idealerweise macht; in jenem Ort am Mincio in jenem Restaurant, das so vorzüglich ist, wie seine Gäste mitunter weniger erbaulich.



Heute: Schwäbische Ellenbogenaufdentischabsteller und Maulindentellerhänger, die davon ausgehen, dass der deutsche Ruf ohnehin schon versaut ist, da machen so ein paar schweinische Verhaltensweisen auch keinen Unterschied mehr. Früher Schulkabgang, dann Videothek und später Muckibude in der Nähe von Sindelfingen und dann endlich die nette, aus Russland bestellte Frau, so würde ich das Schauspiel interpretieren.



Würde ich jetzt ein Buch allein über Klassenunterschiede schreiben - hier liesse es sich herausarbeiten, warum die einen trotz Geld sind, was sie bleiben, und die anderen nichts mit ihnen zu tun haben wollen: Die einen können sich nicht benehmen. Nie gelernt, ud selbst wenn, wird es als überflüssig vergessen und verachtet. Und die anderen haben nicht gelernt, sich mit Leuten, die sich miserabel verhalten, so miserabel, dass es in der Erziehung einfach nicht vorkommt, trotzdem versöhnlich ins Benehmen zu setzen. Welches Benehmen? Die sind so, man ist es nicht. Die tun das, was man nicht tut. Die sind auf ihrer Seite und werden sich dort sicher pudelwohl fühlen.



Es ist nicht nur das Benehmen, es sind unterschiedliche Wertedefinitionen, es sind unterschiedliche Sprachen, die gesprochen werden, und die man mitunter sehr gut zu beiderseitigem Gewinn übersetzen kann. Wenn man sich anstrengt, und bereit ist, sich zurückzunehmen. Man macht das oft. Und man ist dabei oft der Blöde, weil der andere denkt: Oh, prima, der verhält sich defensiv, da kann ich es ja krachen lassen. Nur keine Scheu. Immer nehmen, was zu kriegen ist. Der versucht es mit mir, da brauche ich es nicht mit ihm zu versuchen. Man erlebt das, man sieht, wohin das führt, man überlegt sich in Zukunft sehr viel besser, wo sich das lohnt. Und wo man es besser vermeidet, berechnendem Verhalten eine Chance zu geben. Ah, die Panna cotta.



Manche lernen die Tischsitten dann doch noch, weil sie es müssen, weil sie es brauchen, oder weil sie es wollen. Andere lernen den Umgang mit nicht erbaulichem Verhalten eigentlich immer irgendwie, manchmal dauert es etwas, aber das Leben ist ja auch keine schnell servierte Nachspeise, sondern ein Reifeprozess.

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Tod zu Ostern

Es kann natürlich zu so einem Fest nicht ausbleiben, dass ich mal wieder über den gewünschten Tod schreibe - und seine Vermeidung, zumindest vorerst. In der FAZ.

Beschweren über die Überschrift sind zwecklos, ich habe Celan sowieso nie besonders gemoch, und das ist längst ein geflügeltes, wenngleich auch wenig sinnvolles Wort.

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Sonntag, 8. April 2012

Die Lösung der Benzinkrise in Ferrara

Lustig: Wenige Feuilletonisten und Springers braune Kotzbrocken rachedebattieren über Grass.

Und wenn Grass nun noch drunter geschrieben hätte: Ausserdem wäre dann das Benzin wieder 40 Cent billiger, wäre der durchschlagende Erfolg gewiss gewesen. Stimmt ja auch. Ich jedenfalls habe auf dem Weg nach Ferrara zum ersten Mal in meinem Leben für mehr als 1,80 getankt, und das alles nur, weil ich neben dem Saal der Monate auch noch ein gelungenes Konzept für den verantwortlichen Umgang mit Energie sehen wollte, mit dem man den Iranern sicher mehr schadet, als mit dem Rumhacken auf einem alten Mann: Ohne Abgase, nur mit langer, langer Benutzung der immer gleichen Räder in Städten, die für Autos gesperrt sind. Das ist die Zukunft. Und sie ist hübsch!





































Die nutzlosen Springergossisten können dann als PR-Berater zu nutz- und arbeitslosen Extremisten gehen, so gross sind die Unterschiede zwischen den Feinden der Freiheit ja nicht.

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Die Haltung im Garten des Palazzo Schifanoia

Man darf drinnen im Saal der Monate nicht photographieren, aber draussen, in dem, was andernorts das Museumscafe ist, macht das nicht weniger Vergnügen. Die Bilder aus dem Palast findet man bei Wikipedia, die Bilder hier - nur hier:

























Ausserdem ist das etwas zeitgemässer als das Hofzeremoniell der Renaissance in Ferrara.

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