: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Freitag, 27. April 2012

Leben und Gefühl statt Inhalte und Content

Ich würde mich ja eher erschiessen lassen, als irgendwas beizutreten, das das Nichtwort "Content" im Namen führt. Content ist nur was kulturfeindliche Idioten. PR und Werbung sind vielleicht Content. Oder das 3468. Blog zu Medien, Hüpfdohlen und Popdiskurs.

Aber ich mache sowas nicht.

Weil aber eine Klitsche mit dieser herabwürdigenden Bezeichnung des Unmenschentums gegen geistige Leistungen auf dem Vormarsch ist, möchte ich die folgenden 20 Bilder, 10 mehr als normalerweise, als Geschenk verstanden wissen. Ich will, dass man sie im Internet kostenlos sehen kann. Ich will, dass man eine Freude daran hat. Ich will, dass man das Leben fühlt, und nicht eine kalte Berechnung. man soll jeden Tag mit Liebe auf den Altar der Contentanbeter spucken. Denn mit Content prügeln wir dem Schaffen den Geist und die Freude aus.

Es ist Markttag in Mantua. Das Leben ist schön.








































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Donnerstag, 26. April 2012

Nationalfeiertag

Dieses Land ist manchmal so augenscheinlich am Ende, dass man sich fragt, warum sie nicht den Mut verlieren.



Aber dann haben sie immer wieder diesen blauen Himmel.



Dieses Land hat einen elenden Hang zum Billigen und Minderwertigen, vom Spielzeug bis zu den Führungspersonen.



Und dann auch wieder diesen blauen Himmel in all seiner Pracht.



Dieses Land kann an seinen schönsten Orten gnadenlos und unvermittelt in die banalste Gegend der Welt umschlagen, und keinen scheint es zu stören.



Und ein paar Meter weiter scheint unter dem blauen Himmel alles erleuchtet zu sein.



Es kann einem in diesem Land körperlich elend werden, wenn man sieht, wie es geschunden, getreten und achtlos ruiniert wird.



Als ob man glauben würde, man könnte sich das unter diesem blauen Himmel schon leisten.



Ich kenne hier eigentlich niemanden, der nicht hart arbeitet, sogar die Bettler rackern sich hier ab, und das alles oft genug für Löhne, bei denen in Deutschland die Revolution ausbrechen würde, und bei sozialen Leistungen, die alles andere als sozial sind (Fragen Sie mal eine gute Freundin in Italien, ob sie sich mit 5 Wochen Vorlauf einen halben Tag frei nehmen kann. Oder was wäre, wenn sie keine Familie hätte.).



Aber auch ich vergesse das unter dem blauen Himmel enorm schnell, Hauptsache die Wolken sind weg.



Also, was tun? Ich sitze wie die Amsel auf der scheusslichen Antenne im Weltkulturerbe und pfeife ein hübsches Lied.



Nur manchmal, wenn ich schlecht geschlafen habe, fällt mir wieder auf, wie brüchig das alles hier ist.

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Mehr sage ich nicht.


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Mittwoch, 25. April 2012

Globalisierung am Beispiel

Ich denke, die wenigsten werden Cerea kennen. Cerea liegt 25 Kilometer südlich von Verona. Wenn man in Bayern gut gemachte Fälschungen alter Möbel angeboten bekommt, dürften die meisten in dieser Region entstanden sein, denn Cerea war das Zentrum der italienischen Möbelindustrie. Ich habe eine Kommode aus Cerea für eine Freundin beschafft, ein Stilmöbel, aber beste Qualität. In der gesamten Region soll es über 1000 mittelständische Firmen geben, die sich ganz dem Möbelbau für den italienischen Geschmack verschrieben haben, und das durchaus mit Intarsien und Anleihen bei den grossen Epochen der Geschichte. Das Geschäft blühte hier in den Jahren nach dem Krieg bis zu jenen Tagen, da die Möbelherstellung Bestandteil der Globalisierung wurde. Möbel, auch sogenannte Designermöbel, werden in Osteuropa und in China gefertigt, und weniger in Cerea. Und die Italiener fahren auch nicht mehr nach Cerea, wo sich ein Showroom an den anderen drängelt, und ein grosser Teil inzwischen dicht und vernagelt ist. Die Produktion ist zu teuer, die alten Stücke werden nicht mehr nachgefragt, also stirbt die ganze Region. Etwas anderes als Möbel und Landwirtschaft gibt es hier nicht.

Und so sieht das eben aus, wenn man von La Crisi spricht. Nicht so wie in Deutschland, wo man zu den wenigen Gewinnern gehört. Eine ganze Region steht am Abgrund. Das ist hier so mit Möbeln, aber auch mit Textilien, Schuhen, Rädern, Schirmen, Küchengeräte... überall, wo die Personalkosten relativ hoch sind. Manche schaffen es, sich als teure Marken zu behaupten. Aber die Mitte geht unter, zusammen mit den Menschen der Mitte. Cereas Probleme sind die Probleme Europas. Ein paar Mittelständler wird man vielleicht noch brauchen. Aber die meisten werden nicht durchkommen. Jeder hat schon Möbel. Was fehlt, ist das Geld. Manche waren grössenwahnsinng. Die meisten wurden einfach überrollt. Die Paläste stehen so leer wie die kleinen Handeslhäuser.

Und wer mir sagen kann, wo man hier etwas mit "Sparen" erreichen kann, dem werde ich aufmerksam zuhören. Das sollte dann schon ein Genie sein. Es ist eine alles umfassende Strukturkrise, und es ist nicht der Mezzogiorno, es ist Kerneuropa. Unsere nächsten Nachbarn gehen zugrunde. Ikea lässt hier jedenfalls nicht produzieren. Das ist halt die Globalisierung. Sicher, die Italiener sind auch nicht unschuldig daran. Das ist halt die Entwicklung.








































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Dienstag, 24. April 2012

Dann halt Obst und Violinen

Wenn ich schon nichts auf die Saiten bekomme, macht es eben eine Gastautorin bei der FAZ.











In Italien hat übrigens schon die Erntezeit begonnen: Spargel und Broccoli sind schon reif, und Orangen und Zitronen sind jetzt erst geerntet wordem, denn das dauet auch in Italien etwas länger. Gegenüber des gemüsehandels ist ein Supermarkt, da schaut das alles weniger hübsch aus.Mehr nach EU-Verordnung und Import.

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Montag, 23. April 2012

Prophet Isaia

Italien ist immer noch ein kreuzkatholisches Land.

Letzte Woche war ich zu Gast bei einer Nachfolgeorganisation der KPI, einer Milchwirtschaftskolchose, kann man fast sagen, die immer noch Hammer und Sichel im Stall hat. Knallrote Lombardei halt. Erklärte der Führerin, was es mit meinem Namen auf sich hat, und was der Nachname ist - P****madonna. Ergebnis: Panisches Umherblicken, ein SchhhhHhhhHhhh und der Hinweis, dass man das nie sagen kann. Wie gesagt: Hammer und Sichel.

Da darf es auch nicht wundern, wenn die Italiener auch andere Sachen mit liturgischem Ernst anpacken. Zum Beispiel ihre Kinder Isaia nennen. Die werden dann keine Priester, aber Rahmenbauer. Die Firma heisst dann nicht Isaia, sonder Isaia da Propheta Isaia. Wenn schon, denn schon, Und auch das Rad ist ein Prophet.: Es wirft Schatten: Dann ist es sonnig.



Grossbild auf Wunsch.

Es läuft wie von selbst: Dann geht es mit Rückenwind bergab.



Es möchte getreten werden, wie die in braunen Belangen eine einzige Peinlichkeit darstellende Schramm aus dem Parteivorstand: Dann geht es bergauf.



Es nähert sich sturmumtosten Gipfeln, an denen sich das Eis festklammert: Dann wird es kalt.



Er erblickt eine Regenfront über dem See: Dann wird es nass.



Es wird auf 20 Kilometer sehr nass, windgeschüttelt und angeblasen: Dann ist der Blogger am nächsten Tag im Bett mit einer Dame namens Influenzia.



Immerhin wieder was auf Italienisch gerlernt. Ein Hoch auf dem Propheten Isaia, dessen Vorhersagen alle eingetroffen sind.jetzt bitte noch das Schrammelend abservieren. Danke.

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Samstag, 21. April 2012

Drinnen und Draussen

Ich habe es oft versucht, in den Palazzo Ducale zu kommen. Stets war eine Schulklasse im Weg, stets verlor ich angesichts der plärrenden Blagen sofort die Lust. So eine Klasse geht mit Konzentration nicht zusammen, wo Blagen sind, verschwindet die Muse der Kulturbetrachtung. Das zieht sich nun schon Wochen so hin, und heute dachte ich mir, vielleicht ja am frühen Nachmittag? Von Osten her näherte sich ohnehin eine schwarze Gewitterfront. Da radelt man nicht gern hinein. Und es ist Freitag, vielleicht haben Schüler und Lehrer langsam auch keine Lust mehr auf Kultur.













Es ging so halbwegs. Die glühende Nationalistin vor den Mantegnagemälden hätte es vielleicht nicht gebraucht; ich weiss, dass junge Italiener gerne mal die Postimmernchfaschisten wählen und hätte gern auf dieses Musterbeispiel italienischer Geschichtsklitterung verzichtet, das da den Schülern eingetrichtert wird. Man muss den historischen Tatsachen ins Auge sehen: Die Geschichte der Gonzaga ist nur so mittelfamos, um nicht zu sagen, sie hatten einfach die richtigen Künstler, die richtige Protektion und waren letztlich auch zu unbedeutend, als dass man sie zwingend hätte zerquetschen müssen. Trotzdem ist Mantegna immer wieder eindrucksvoll, und alles, was im Palast danach kommt, leidet etwas unter dem grossen Eindruck. Mit Ausnahme der Damenportraits der Schule von Fontainebleau, die dort seit jeher als "flämisch" bezeichnet werden und ihr Dasein in einem Abstellraum fristen. Einmal im Jahr besuche und bewundere ich sie. Ausserdem war heute das erste Mal der Giardino Segreto geöffnet.











Und durch alle Fenster gleissender Sonnenschein. Der Frühling ist zurück, ich hätte auch etwas draussen unternehmen können, aber ich habe ja noch etwas Zeit für alles andere. Und dass ich gestern bei Regen in Cerea war, wo die nationalistischen Möbelträume der Italiener aus der guten, alten Renaissance nachgebaut werden, hatte auch seine Richtigkeit. Sicher, es war nass. Aber auch sehr spannend.

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Freitag, 20. April 2012

Eigentlich mag ich Menschen nicht besonders

Wenn sie in grossen Gruppen auftreten. Demonstrationen sind einfach vom Gefühl her nicht meines, Beerdigungen und Hochzeiten auch nicht. Unwohl fühle ich mich auch bei Konzerten, bei denen der Saal nicht dunkel ist und die Leute nicht schweigen. Oder lange Schlangen an Kassen. Ich glaube, das hat etwas mit den Kommunikationsbedingungen zu tun, weil in diesen Momenten ein bestimmter Verhalten erwartet oder wenigstens durchgeführt wird. Was mir nämlich überhaupt kein Problem bereitet, ist fragmentierte Kommunkiation in Massen, wenn jeder macht, was er für angemessen hält. Wie etwa auf den Märkten, die ich enorm schätze. Märkte sind Zerfaserung und Aufbrechen, Märkte sind Durcheinander und ungezwungen. Und deshalb bin ich auch gestern nicht in den reisegruppenverseuchten Palazzo Ducale. sondern auf den Markt gegangen.
























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Donnerstag, 19. April 2012

Unwohlsein

Als ich bei der FAZ angefangen habe, dachte ich mir: Kein Problem, es ist ein faires Geschäft. Ich schreibe Beiträge, und meine Leser, die eine Grundlage der Anfrage sind, können frei entscheiden, ob sie das dort auch lesen wollen, oder nicht. Ich nehme niemandem etwas weg. Es ist nicht so, dass ich im Netz gross werde und dann die Gewinne ausserhalb mache, wo meine Leser dann zahlen müssen. Und das Blog hier geht auch so weiter. Im Grossen und Ganzen, würde ich sagen, hat das auch funktioniert. Bis jetzt.

Denn es gibt bei der FAZ eine Kolumne über Italien. Und die findet nur im Print statt. Ein Teil von mir ist also nicht mehr online, sondern mit 1 Bild hinter einer Paywall, wenn man so will. Und das fühlt sich seltsam an. Zudem hat Papier den Nachteil, dass derartig bildmächtige Themen wie Italien einfach nicht genug Bilder bekommen können. Das hier ist das Bild für den neuen Beitrag, der nächste Woche kommt:



Es ist ein Buchkäseweindelikatessengeschäft, auf italienisch "Librogusteria", und es gibt dazu natürlich auch eine Geschichte und Hintergründe und überhaupt. Aber eben auch nur ein Bild. Dieses.



Aber nicht das hier.



Und auch das wird nicht erscheinen.



Und dieses hat es mir natürlich auch angetan, aber Zeitung ist limitiert.



Und deshalb kommen sie im Blog, nicht nur, aber auch als kleine Entschuldigung für die Unpässlichkeit, die mir meine Kolumne ideologisch verursacht.











ilpensatoioinrete.it

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Dienstag, 17. April 2012

Wie es sein soll

Blau. Knallblau. Und sofort wird es auch wieder warm.



Gleich mal 65 Kilometer geradelt. Nachtrag: Und zwar so, mit dem Rad, das ich als den "Ernst des Lebens" bezeichne. Weil es ein Ernesto ist und ich es dem Ernst des Lebens verdanke.




















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