: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Samstag, 12. Mai 2007

Deutschland ist hässlich

Immer, wenn ich aus Italien heimkomme, habe ich ernsthafte Probleme, mich hier wieder einzufinden. Einfach, weil so vieles hier von sagenhafter Kultur- und Geschichtslosigkeit ist. Meiner Heimatstadt fehlt es nicht an architektonischen Zeugnissen der Vergangenheit, aber so im direkten Vergleich, wenn man eine Woche vorher noch in Mantua war - ist es hart. Wirklich hart. Selbst mit Rückzugsräumen, selbst mit dem Wissen, dass Italien auch massenhaft hässliche Ecken hat, die auch nicht anders als Deutschland sind. Man fahre nur mal durch Mantua hindurch und dann Richtung Ferrara, weil man glaubt, die Ausschilderung zu "La Favorita" könnte auf eine weitere Villa hinweisen. Da steht dann ein Einkaufszentrum so gross wie der historische Kern der Stadt, aber mit absolut 0 Kultur. Und voller Einheimischer, denen das Alte vermutlich genauso egal ist wie dem Deutschen historische Bausubstanz, solange es darin nicht Rinderhack aus Bulgarien für 0,09 Euro/100 Gramm gibt. Es wäre erheblich leichter Abschied zun nehmen, wenn man durch solche trostlosen Gebiete nach Hause fahren könnte - aber nur um mir das zu ermöglichen, mache ich sicher keinen Umweg durch Wien oder was es sonst noch an gebauten Abartigkeiten im Nordwestbalkan gibt.

Da ist es natürlich schön, wenn ein Besitzer eines Hemdes mit dem Aufdruck "Wien ist ein Kaff" einen zu einem Ort mitnimmt, der ganz anders ist:



Das Staatstheater am Gärtnerplatz nämlich, Münchens zweites und kleineres Opernhaus, mitunter spöttisch, aber grundlos vom hohen Haus des Nationaltheaters betrachtet. Zumal, wenn Rossini gegeben wird. Man ahnt es: Rossini ist mein absoluter Lieblingskomponist für Opern neben Mozart, nach Rossini kam leider nur noch Wagner und anderes, was die Kulturgattung auf den Weg zum geistlosen Musical und Naziaufmarschbegleitung schickte. Überhaupt Wagner. Wagner hätte heute Shoppingcenter geliebt, ihre Beschallung geschrieben und bei Lidl eingekauft. Das ist Wagner. Rossini dagegen, so eine richtige Rossinistretta mit all ihren Brüchen und Überraschungen, und dann der rote Vorhang...



Das hilft bei der Eingewöhnung. Oder wenn mich mein Käsehändler darauf hinweist, dass endlich, nach einem halben Jahr und Zuständen wie im Ostblock, in denen es ihn einfach nicht gab, endlich der junge Gaperon d'Auvergne angekommen ist. Es ist nicht nur der unfassbar frische Geschmack, es ist auch die Form, die, wenn man böse ist, wegen der gelb verschnürten Kugel an etwas ungewöhnliche Sepraktiken gemahnt - Bondage-Fromage meinte Iris heute gehässig - und wenn man eher kunstsinnig orientiert ist, an die Form der Brüste erinnert, die man in der Schule von Fountainbleu malte, so weiss, rund und wohlgeformt.



Man kann sich dieses Land schön machen, ohne es sich schön zu saufen. Immerhin. Das geht. Man muss nur wissen, wie und mit wem. Den Umstand, dass ich gestern auf eine weibliche Begleitung in der Oper verzichten musste, übersehe ich jetzt einfach mal. So süss und nett klang die Absage, und sie meinte, ich dürfte mir etwas wünschen. Ausser einem Italienurlaub, was ich mittlerweile schon etwas gewohnt bin. Nun. Da fällt mir sicher etwas ein, was nachher nicht im Blog stehen wird.

hehe. wann ist nochmal das nächste konzert mit musik von charles tessier und seiner möglichen vorderasiatischen vorbilder unter besonderer berücksichtigung der derwischmusik, am besten in einer kirche des frühbarock, deren baugeschichte ich gut kenne und wirklich viel erzählen kann?

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