... newer stories
Samstag, 19. Juni 2010
Die toten Räder und Ideen
Ich musste in den letzten Tagen aus verschiedenen Gründen oft an die Zeit vor 10 Jahren zurückdenken, als die New Economy zusammenbrach. An den, der ich damals war, an das, was ich erlebt habe, und an die, die es nicht begriffen haben. Richtig, vollumfänglich hat es damals ohnehin keiner verstanden, und auch meine Prognosen waren letztlich immer noch zu optimistisch. Das meiste aus dieser Zeit ist verschwunden, geblieben sind nur die Räder der Call a Bike AG, die auch pleite ging, und die Unfähigkeit der Menschen, aus Fehlern zu lernen.
Damals war es vielleicht das Hauptproblem, dass die Fehlerverursacher nicht nur lernresistent waren, sondern meinten ausschliessen zu können, dass sie überhaupt Fehler gemacht hatte. Fehler hätten nur den eigenen, visionären und unangreifbaren Standpunkt gefährdet. Und was dann für alle Beteiligten folgte, war so unsäglich und so sinnlos, dass wir heute wieder an der gleichen Stelle stehen. Schreibe ich in der FAZ.
Damals war es vielleicht das Hauptproblem, dass die Fehlerverursacher nicht nur lernresistent waren, sondern meinten ausschliessen zu können, dass sie überhaupt Fehler gemacht hatte. Fehler hätten nur den eigenen, visionären und unangreifbaren Standpunkt gefährdet. Und was dann für alle Beteiligten folgte, war so unsäglich und so sinnlos, dass wir heute wieder an der gleichen Stelle stehen. Schreibe ich in der FAZ.
donalphons, 17:41h
... link (15 Kommentare) ... comment
Der Koch, die schwarze Brühe und Rotrotgrün
Ich denke, es gibt genau zwei Gründe, um Roland Koch dankbar zu sein.
1. hat er mit seiner Herrschaft in Hessen dafür Sorge getragen, dass man sich als Bayer mit dem CSU-Regime nicht mehr wie der allerletzte Depp in diesem Land fühlen musste. Die Existenz von Koch bewies: Es gibt andernorts Mehrheiten, die noch mangelintelligenter als Rottach-Egern und Neuburg an der Donau und Passau zusammen sind, selbst wenn man das allenfalls den Kärtnern zugetraut hätte. Bei uns hat das Böse und Schlechte wenigstens noch einen fiesen Humor und Lebensfreude. Erst der Blick nach Wiesbaden macht Bayern erträglich.
2. hat er mit dem Verhalten nach dem Scheitern von Ypsilanti durch vier Verräter aus den Reihen der SPD - Durchgriff beim ZDF, immer neue Affairen, Unbelehrbarkeit, reaktionäres Gekeife, Liebedienerei für den Bankenstandort Frankfurt - so wenig Einsicht gezeigt, so wenig dazugelernt, dass sich mancher heute fragt, ob es trotz unschöner Farbenkombination mit Ypsilanti nicht doch lustiger geworden wäre.
Das alles reicht nach meinem Dafürhalten nicht aus, um später einmal, sollte ich postmortal einen Posten in der Sünderverwaltung bekommen, den Vorrat an brennbarem Material in seinem Sektor zu klein werden zu lassen. Es ist noch nicht mal einen Eiswürfel pro Woche wert, denn nichts davon tat er mit Absicht, es waren nur Nebenwirkungen. Tatsächlich sehe ich die historische Rolle von Koch in dem von ihm ausgeübten Zwang auf die SPD, sich in Bezug auf neue Mehrheiten etwas einfallen zu lassen. Es bringt nichts, Wahlen wieder zu bestehen, wenn man am Ende doch wieder nur einen Rüttgers, Carstensen oder Koch vor sich sitzen hat. Und die Grünen in einzelnen Ländern ohnehin schon für die CDU offen sind. Sonst erstarkt man sich zu Tode, und hat auch keinerlei Druckoptinen gegenüber FDP und Union.
Ich weiss, dass Sigmar Gabriel allgemein belächelt wird, aber nach der Nominierung von Gauck ist die Minderheitsregierung in NRW der nächste Coup, der sich auszahlen könnte. Es ist endlich mal wieder ein Zeichen, dass die SPD an die Macht will und bereit ist, dazu auch harte Entscheidungen zu treffen - die, auch das sollte man sagen, nur begrenzt mutig sind, solange Union und FDP mit ihrer Nepotenschmonzette in Berlin noch unattraktiver wirken. Alternativen hatte man letztlich so oder so nicht, egal was manche Medien in Sachen demokratische Pflichten erfinden - an die sie sich selbst ohnehin nicht halten.
Für die CDU ist das Verschweinden von Koch und Rüttgers auch mal eine gute Gelegenheit, sich zu überlegen, was sie eigentlich noch sein wollen. Die SPD hat seit der Bundestagswahl eine erstaunliche Regenerationsfähigkeit gezeigt, die FDP ist auf dem Weg zurück in die Bedeutungslosigkeit, und all die Probleme im Umgang mit der Moderne, angefangen bei den Kirche und ihrem Niedergang über Bildung bis hin zu sozialem Ausgleich sind bei der Union bis heute nicht effektiv angegangen worden. Man wurschtelt sich als Kanzlerwahlverein und rechte SPD mit Wiertschaftsflügel halt so durch. Gestaltende Politik geht anders. Wenn die Kraft in NRW einen guten Job macht - was ich aber auch erst glaube, wenn ich es sehe - könnte es vielleicht doch mal passieren, dass in diesem Land die gefühlte Mehrheit regiert, und nicht die Lakaien der Bankvorstände.
1. hat er mit seiner Herrschaft in Hessen dafür Sorge getragen, dass man sich als Bayer mit dem CSU-Regime nicht mehr wie der allerletzte Depp in diesem Land fühlen musste. Die Existenz von Koch bewies: Es gibt andernorts Mehrheiten, die noch mangelintelligenter als Rottach-Egern und Neuburg an der Donau und Passau zusammen sind, selbst wenn man das allenfalls den Kärtnern zugetraut hätte. Bei uns hat das Böse und Schlechte wenigstens noch einen fiesen Humor und Lebensfreude. Erst der Blick nach Wiesbaden macht Bayern erträglich.
2. hat er mit dem Verhalten nach dem Scheitern von Ypsilanti durch vier Verräter aus den Reihen der SPD - Durchgriff beim ZDF, immer neue Affairen, Unbelehrbarkeit, reaktionäres Gekeife, Liebedienerei für den Bankenstandort Frankfurt - so wenig Einsicht gezeigt, so wenig dazugelernt, dass sich mancher heute fragt, ob es trotz unschöner Farbenkombination mit Ypsilanti nicht doch lustiger geworden wäre.
Das alles reicht nach meinem Dafürhalten nicht aus, um später einmal, sollte ich postmortal einen Posten in der Sünderverwaltung bekommen, den Vorrat an brennbarem Material in seinem Sektor zu klein werden zu lassen. Es ist noch nicht mal einen Eiswürfel pro Woche wert, denn nichts davon tat er mit Absicht, es waren nur Nebenwirkungen. Tatsächlich sehe ich die historische Rolle von Koch in dem von ihm ausgeübten Zwang auf die SPD, sich in Bezug auf neue Mehrheiten etwas einfallen zu lassen. Es bringt nichts, Wahlen wieder zu bestehen, wenn man am Ende doch wieder nur einen Rüttgers, Carstensen oder Koch vor sich sitzen hat. Und die Grünen in einzelnen Ländern ohnehin schon für die CDU offen sind. Sonst erstarkt man sich zu Tode, und hat auch keinerlei Druckoptinen gegenüber FDP und Union.
Ich weiss, dass Sigmar Gabriel allgemein belächelt wird, aber nach der Nominierung von Gauck ist die Minderheitsregierung in NRW der nächste Coup, der sich auszahlen könnte. Es ist endlich mal wieder ein Zeichen, dass die SPD an die Macht will und bereit ist, dazu auch harte Entscheidungen zu treffen - die, auch das sollte man sagen, nur begrenzt mutig sind, solange Union und FDP mit ihrer Nepotenschmonzette in Berlin noch unattraktiver wirken. Alternativen hatte man letztlich so oder so nicht, egal was manche Medien in Sachen demokratische Pflichten erfinden - an die sie sich selbst ohnehin nicht halten.
Für die CDU ist das Verschweinden von Koch und Rüttgers auch mal eine gute Gelegenheit, sich zu überlegen, was sie eigentlich noch sein wollen. Die SPD hat seit der Bundestagswahl eine erstaunliche Regenerationsfähigkeit gezeigt, die FDP ist auf dem Weg zurück in die Bedeutungslosigkeit, und all die Probleme im Umgang mit der Moderne, angefangen bei den Kirche und ihrem Niedergang über Bildung bis hin zu sozialem Ausgleich sind bei der Union bis heute nicht effektiv angegangen worden. Man wurschtelt sich als Kanzlerwahlverein und rechte SPD mit Wiertschaftsflügel halt so durch. Gestaltende Politik geht anders. Wenn die Kraft in NRW einen guten Job macht - was ich aber auch erst glaube, wenn ich es sehe - könnte es vielleicht doch mal passieren, dass in diesem Land die gefühlte Mehrheit regiert, und nicht die Lakaien der Bankvorstände.
donalphons, 16:54h
... link (22 Kommentare) ... comment
... older stories