: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Dienstag, 31. Mai 2011

Noch einmal thematisch zugreifen

Italien ist ein schlechter Platz für etwaige Schreibblockaden.



Alles fällt mir hier zu, ich muss nur die Hand ausstrecken und eine schöne Strecke fahren und ein paar Schals kaufen, und schon habe ich das Material für eine grosse Abschreifung über Tennislehrer, Familienplanung, Immoibilienerwerb und Sehnsüchte. Für die FAZ.

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Und was,

wenn der Wagen sich geweigert hätte, dieses Land, das ihm so gut bekommt, zu verlassen, wenn er nicht angesprungen wäre?



Oder wenn er unterwegs einfach den Dienst eingestellt hätte, weil er verstand, dass dies der beste Platz ist, um zu bleiben und auf den See zu schauen?



Was, wenn ich den Schlüssel nicht mehr gefunden hätte, den ich aus Versehen oben auf der Brüstung vergessen habe? Hätte ich ihn in das Wasser geworfen, ich hätte ihn nie mehr gefunden.



Dann hätte ich bleiben müssen, ich hätte bei Sara angerufen, ein Taxi genommen, auf den Ersatzschlüssel aus Deutschland gewartet, so etwas kann dauern, und nicht weiter nach Torbole gefahren.



Oberhalb des Ortes ist eine Steilkurve, und immer, wenn wir hier ankamen, sagten wir unserem Vater, er sollte bitte ganz weit hinausfahren, wo die schwarzen Gummistreifen über der weissen Warnfarbe Geschichten von Freiheit und Glück erzählen. Heute tasten sich die ankommenden Touristen durch das Geschlängel.



Ich trödle in die andere Richtung, ruhe mich ein paar Stunden auf einem Parkplatz aus, was nicht sehr stilsicher, aber wenigstens sicher ist, und bin beim ersten Licht der Sonne schon fast wieder daheim.



Schön ist es gewesen. So Blau, so Gold in den Nächten und so Rot und Silber am Tag, den Mietvetrag für 2012 habe ich schon unterschrieben, und so wird es nun immer sein. Es ist das erste Mal seit 37 Jahren, dass ich fast einen ganzen Frühling keinen Heuschnupfen hatte. Es war seitdem das erste Mal überhaupt, dass ich diese Jahreszeit umfassend draussen, in der Stadt und der Natur geniessen konnte, und zum ersten Mal war es kein Fluch. Mag ja sein, dass wir alle an Darmviren sterben, aber so richtig Leben waren April und Mai bei mir lange Zeit auch nicht. Als ich in München und Berlin lebte, war es nicht so schlimm, aber das waren Städte und der Zwang, sie in dieser Zeit nicht zu verlassen. Es gab die Wahl zwischen der engen Wohnung und der verstopften Atmung, und mit meiner Rückkehr in die Provinzen kam beides zusammen. Die Bäume, die Gräser, die Pollen, sie waren einfach zu nah. Jedes Jahr war ich deshalb ein wenig länger in Italien. Ab heute bin ich dann Teilzeititalienbewohner, nicht mehr nur Tourist, mit gemieteter Drittwohnung bei Bedarf.

Und das ist ein erhebendes Gefühl.

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