: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Donnerstag, 1. Februar 2018

Blogs sind nicht gescheitert

Aber die Generation von 2004 ist es.

Es ist eine Szene, die durch das Befüllen einer bestimmten Software zusammen gehalten wird, und komplexen und sehr alten Beziehungen, kreiseind um gewisse Leute in Berlin, von denen manche ihren Weg gegangen sind.

Und andere nicht.

Aussenstehende - und Verlage sind voll davon - nähern sich immer wieder mal, schauen sich das an, und sind mitunter verstört, weil es da gleich von Anfang an so eine Aufteilung gibt, wen man besser gut finden sollte, und wen nicht. Neben den Hobbyblogs für was auch immer gibt es eben diese beiden Schichten, die Mittelerfolgreichen und die Wenigererfolgreichen, die aber seit vielen Jahren persönlich verbunden sind. Die einen zeigen ihr übermaltes Gesicht bei Medien dritter Ordnung wie Funk, die anderen realisieren, dass sie vom Kuchen kein Stück mehr bekommen werden - manche auch unverdient, weil die offene Giftigkeit der Szene alle Gutmeinenden wie Frank Schirrmacher abgeschreckt hat und nicht aufhört, sie abzuschrecken - es gab da letztes Jahr mal wieder so einen "Fall" verohersagbar enttäuschter Erwartungen in einem Wirtschaftsmedium. Dass Blogs von flachen Egoshows in Video und Instagram überholt wurden, liegt meines Erachtens auch daran, dass die neuen Formate weniger soziale Altlasten mit sich herum schleppen.

Und in einer sich dramatisch wandelnden Medienwelt sind die Erfolge, die letztlich vorzuweisen sind, gering. Die Erfahrung sagt, dass etwas, das je nach Jubiläen 15 oder 11 Jahre nicht wirklich funktioniert hat, auch nicht "vor seiner Zeit" gekommen ist. Das ist in anderen Ländern anders, aber in Deutschland werden der Öffentlichkeit zu dem Thema ein Rape-Hoax-Oktoberfestlügenkonstrukt und ein Werber in schlecht sitzenden Sakkos vorgeführt, und Letzterer hat immer noch nicht Amazon übernommen. Dich Mischung macht das Betongewicht, an dem alles nach unten gezogen wird. Eine Alternative zur Selbstreferenzialität hat es nie wirklich gegeben, man macht über, aber man macht nicht selbst. Man braucht aber diese Basis, um im Kampf um Aufmerksamkeit die eigene Relevanz attestieren zu lassen.

Insofern erinnern mich die Goldenen Blogger teilweise doch an eine Mumienausstellung, oder freundlicher gesagt. das Beste der 80er und 90er Jahre.

Ich glaube auch nicht, dass man sich in 10 Jahren noch an die heutigen Youtuber eiinnert, und es ist schon was, wenn man nicht wie StudiVZ geendet ist. Aber gestern war hier das Ensemble Amacord zu Gast, und das sang ein Madrigal von gehässigen alten Frauen, die sich zukrächzen, was alles wieder war und wie übel...

Und da kam es wieder hoch, die heutigen Feministinnen, die sich vor 10 Jahren noch für einen Sprudelfrabrikanten in einer WG für eine Girls with Balls Lesung hergaben, der "Schwarzes Loch in Bezug auf Grace Jones"-Sager, dem man helfen musste, weil er ja einer von den Guten war, das zwangsweise Gutfinden von Projekten, bei denen gezielt aus allen Ecken Leute eingekauft wurden, damit deren Freunde nur ja den Mund hielten, und das kollektive Schweigen über die Ursachen des Scheiterns in Grossversuchen von Adnation über DerWesten und Blogwerk bis Krautreporter. Wir werden ja alle nicht jünger, ich selbst finde mich für die Arbeit, die ich tue, deutlich zu alt - geht das den anderen nicht so? Wollen die auch mit 70 noch erzählen, wer da 2004 über welche Kabel gestolpert ist?

Letztlich ist das alles ein kleines "Was wäre gewesen wenn". Nicht so wichtig. Es wird schon noch jemand kommen, der das richtig durchzieht. Da bin ich auch zuversichtlich.

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