: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Dienstag, 30. September 2008

My private Bank Run

Money may desert you, friends forsake you, enemies grow indifferent to you, but the scarlet fever will be true to you.
Mark Twain


Man muss etwas suchen, es ist nicht sofort ersichtlich, aber man kann in Gmund ganz wunderbar am See frühstücken. Und zwar am Strandbad Kaltenbrunn, das sich das Cafe mit dem dortigen Yachtclub teilt. Und als ich dort heute morgen sass, dachte ich darüber nach, ws es mir wert ist. Einfach hier sitzen zu können, eine Zeitung zu lesen und ein wenig über die nächsten Schritte nachzudenken.



Offen gesagt, waren die Gedanken absolut wertlos, weil die Hintergründe bei der Rettung der Hypo Real Estate so noch nicht bekannt waren - Deutschland hatte einfach keine andere Wahl, ausser international jede Kreditwürdigkeit zu verlieren. Ich hätte mir auch nicht vorstellen können, dass man in den UdSSA das Rettungspaket für die Immobilienkredite einfach durch den Kongress sausen lässt. Hätte ich das aber gewusst, wäre mir der Moment auch nicht mehr wert gewesen.

Diese Stunde da unten am See ist etwas, das mir keiner nehmen kann, und nur abhängig vom Wetter. Ich kann das immer haben, es kostet nichts, und es ist vollkommen ausserhalb der regulären Verwertungsmechanismen, weil ich schon im Februar meinen privaten Bank Run gemacht habe. Ich kann hier immer sein. Man geht leichter und gelassener in Tage wie diesen, es löscht Existenzängste aus wie die Bankenpleite das Zertifikat und die Idioten im amerikanischen Kongress die Wirtschaft der UdSSA. Sie helfen die Banken nicht, und auch der letzte Hinterwäldler in den UdSSA wird sich jetzt überlegen, warum er mit seinen Einlagen helfen soll, wenn es schon dem Parlament zu gefährlich ist.

Die Entscheidung des Kongresses war der Startschuss zum Rennen um die individuelle Rettung. Aktien, Wertpapiere, Bankeinlagen, alles, was von denen abhängt, denen keiner mehr helfen will, geht zurück. Lieber mit verlust losschlagen, als alles verlieren. Für viele geht es um die nackte Existenz, dank des ehemaligen Markttotalitarismus der UdSSA. Es ist ein ganz normales menschliches Verhalten, das man im Februar hätte praktizieren sollen. Ich habe es damals gesagt und danach gehandelt. Ich sitze hier. Es ist warm. Es ist weit, weit weg. Es ist sicher. Heute, morgen, in einem Jahr. Eine bessere Rendite gibt es nicht.

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Auf dem Hirschberg

Eigentlich wollte ich mir den Hirschberg, der südwestlich von meiner Terasse aus zu sehen ist, mit seinem nicht ganz einfachen Aufstieg und echten 930 Höhenmetern vom Tal aus für nächstes Jahr aufheben. Man muss ja nicht alles sofort machen. Aber gestern war es so schön, dass ich sogar auf den Flohmarkt in Pfaffenhofen verzichtete und mir sagte, dass ich das jetzt einfach mal probiere. Um halb sechs, nahm ich mir vor, müsste ich oben sein, sonst würde ich umkehren. Tatsächlich zeigte die Bergsteigeruhr meines Onkels fünf Minuten Verspätung auf 1680 Meter an.



Das hier ist der Blick über den Tegernsee über die Neureuth, meinen Hausberg oberhalb von Gmund bis zum Baumgartenschneid und Riederstein:



Es geht weiter von Rottach im Tal über den Wallberg, den Setzberg bis zum Risserkogel, und ganz hinten rechts die Halserspitz:



Die Kette der Blauberge, dahinter schon in Österreich der Guffert und der Vorderunnütz, und der Felszacken weiter vorne ist der verfluchte Leonhardstein:



In den Sonnenuntergang hinein die markanten Spitzen Buchstein und Rossstein, der Schönberg, das Seekarkreuz, die Spitzkamp und die Ochsenkamp oberhalb des Isartals:



Und wieder hinunter in die Berge am Tegernsee über Wiessee mit Fockenstein, Sattelkopf und Kogelkopf:



Eigentlich tun mir angeberische Leute mit dem de facto Verhalten von Neonazis, ein paar pseudolinken Ideologieversatzstücken und einem schleimigen Philosemitismus als Legitimation ihrer Rassismen fast leid, wenn sie zu der Zeit in ihrem versifften Neukölln und anderen Problembezirken sitzen müssen. Ich habe aber den Eindruck, man wird dieser Szene der sich Antideutschen Nennenden einen Schlag versetzen und herausfinden, wer sich hinter "Telegehirn" verbirgt, und dann wird man da unten mit ein paar rechtlich saubere Vorgehensweisen für ein Ende der diversen Erpressungsversuche, Gewaltanspielungen und vorsätzliche Diffamierungen aus der Anonymität sorgen. Diesmal wird es ernst. Hört man.

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Aussicht auf heute

Bayern: Grosses Hauen, Stechen und Morden bei der CSU in München. Haderthauer und Huber gehen über die Wupper - minimal.



Deutschland: Man kann nur hoffen, dass keiner auf die Idee kommt, eine von ausländischem Giftmüll ruinierte Firma wie Hypo Real Estate mit Staatsgeld zu retten. Schliesslich gehört mindestens ein Viertel der Firma reichen amerikanischen und, wenn ich richtig informiert bin italienischen Investoren. Sieht nicht gut aus für den DAX. Hoffentlich hat die bayerische Landsbank seit dem Verkauf von einer Million HRE-Stammaktien 2004 nicht wieder zugekauft, oder zwischenfinanziert.

Belgien: Flüssige 11 Milliarden geben die Niederlande, Belgien und Luxemburg für 49% der bislang unverkäuflichen Fortis-Bank aus. Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn wir da keinen Bank Run auf die am Freitag noch von Politik und Wirtschaft als sicher und krisenfreien beschriebene Firma sehen. Wie lang dauert es, bis 11 Milliarden abgehoben sind? Pleite dann Mittwoch, würde ich erwarten.

England: Santander kauft für vermutlich kleinstes Geld die Operation und die Einlagen der Bank Bradford & Bingley, der Staat dagegen - der unregulierteste Thatcherstaat schlechthin - übernimmt rund 50 Milliarden Euro eher angefaulter Kredite; der ganze Spass könnte die Briten gschmackige 180 Milliarden kosten. Wann kommt endlich die Parität des Pfundes zum Euro?

UdSSA: Das vorläufig nur 250 Milliarden schwere Rettungspaket ist nicht viel und ziemlich heftig, sollte der Staat die Banken wirklich für Wertverluste der gekauften Giftmüllpakete in die Pflicht nehmen. Natürlich wird es eine mittelprächtige Rally geben, natürlich glaubt man jetzt wieder an eine Stabilisierung der Hauspreise, aber Wachovia wird es kaum retten, nachdem es dem potentiellen Käufer Citigroup auch nicht allzu gut geht. Das ist meines Erachtens auch der Grund, warum keine der begünstigten Banken jetzt plötzlich Kredit für Hauskäufe zur Marktstabilisierung geben wird: Die werden das Geld nehmen und bunkern in der Hoffnung, all die anderen beschissenen Spiele vom Autokredit bis zu den Gewerbeimmobilien zu überleben. Citibank wird also bei Wachovia warten, bis der Laden von der Bankenaufsicht gekillt wird. Die Schulden für das Rettungspaket sollen übrigens asiatische Staaten kaufen, die eh schon so viel davon haben. Vielleicht verlangen die Chinesen als Gegenleistung Taiwan nuken - was das einzige ist, was in den UdSSA noch funktioniert. Ain´t it beautiful? Bei CNN quasselt der Johurnaillendreck trotzdem von einem Vertrauensgewinn in den Märkten, selbst wenn die asiatischen Märkte mau reagiert haben.

Spannende Tage. Ausserdem warte ich darauf, dass sich jemand mal mit der Lage amerikanischer Lebensversicherungen und Rentenkassen beschäftigt, die meistens ziemlich fett bei solchen Banken wie da oben dabei sind.

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Sonntag, 28. September 2008

Endlich schützt Gott unsere Heimat

Oben auf dem Hirschberg steht ein Kreuz, mit einem Bankerl aussenrum und inmitten einer derm schönsten Landschaften Europas, 1680 Meter über Null und 950 Meter über dem Tegernsee, und um 18 Uhr ist es schon recht leer, weil der Abstieg bis in die Nacht dauern wird. Dort, auf dem Kreuz, ist eingeschnitzt: Gott schütze unsere Heimat. Und die vier Leute, die um 18 Uhr dort oben noch ausharrten, mussten den Eindruck haben, dass dieser Apell vergeblich war.



Weniger wegen des schlechten Wetters, das wie alles Übel aus Preussen kam, sondern wegen des Wahnanfalls einer Person, die sie oben noch freundlich mit Grias God begrüsst hatt, wie sich das in den Bergen gehört. Dieser fünfte Mann war kurz vor sechs abgestiegen und hatte gerade die Baumgrenze erreicht, als er, das Handy am Ohr stehen blieb, erstarrte und dann aus voller Kehle JAAAAAAAAAAA brüllte, dass Rauheck und Leonhardstein wackelten, in das Echo hinein ein GRRRRRRIIIIHUIIIII (mit gerolltem baxerischen R) schrie und zu tanzen begann, ganz ohne Musik, um dann auf der saftigen, sonnenüberfluteten Almwiese in die Knie zu sinken und in die untergehende Sonne hinein ein JAAAAAAAAAAAAA!!!! zu brüllen. Eines, das man bis in das Bildungszentrum der Staatspartei gehört haben könnte, hätten dort nicht alle unisono NEIN! geschrien.



Der Irre lachte den ganzen Abstieg. Es dauert 1 3/4 Stunden runter nach Kreuth, er hatte zu wenig gegessen und getrunken und war völlig fertig, aber er lachte. Er lachte Tränen. Am Ende stachen seine Lungen, als hätte er Messer geschluckt, aber er konnte nicht aufhören. Seit er politisch denken kann, hat er auf diesen Tag gewartet. Und so fuhr er dann mit seinem offenen Roadster, das Kyrie der Missa Salisburgensis voll aufgedreht, unter dem sternenklaren Himmel durch dieses wunderschöne und absolut liebenswerte Land mit seinen Kirchen und Marterln und drögen Idioten, die sich jahrzehntelang alles von denen da oben haben gefallen lassen.

Bis heute, wo sie der Staatspartei mit einem einzigen Bierkrughieb den Schädel eingeschlagen haben. Das schreiben zu können, endlich, endlich, ist für den Irren vom Berg besser als Sex.

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Der vorletzte Zug von der Küste

Man sollte, sagte ich, bis zum Abend bleiben und in Seeglas den Sonnenuntergang anschauen. Man versäumt was, wenn man zu früh zurückfährt.



Die Medien lügen euch an. Die Medien wissen, dass seit der Lehmanpleite die Banken gestürmt werden. Es fällt dank Onlinebanking nicht mehr so auf, die Leute erledigen das am Computer und haben auch mehr Zeit, es gibt noch keine Panik, nur ein Davonstehlen, aber am Ende gehen die Banken doch so oder so drauf, ganz schnell am Wochenende, bevor die Panik ausbricht, trotz aller Beteuerungen. Bradford & Bingley wird das Pfund Richtung Break Even zum Euro drücken, und Fortis war selber schuld, als sie sich mit Amro überfressen haben - vielleicht wackelt dann auch die an dem Deal beteiligte Royal Bank of Scotland. Wer glaubt, dass Fortis ein mitteleuropäisches Problem ist: Fortis ist eine der grössten Banken und Versicherung im Vereinigten Königreich, und die "Strukturierten Produkte", Derivate und anderer Gefahrenpotenziale, stecken vor allem in amerikanischen Portfolios - verkauft vor allem durch die UBS, gerne an institutionelle Anleger. Die amerikanen Pensionsfonds haben schon mal angenehmere Zeiten gesehen.

Welches Arschloch kam eigentlich auf die Idee, hochriskante Derivate unter dem Sicherheit vermittelnden Namen "Zertifikate" anzubieten?

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Samstag, 27. September 2008

Nach dem Regen

Gestern war das Wetter so schlecht, dass man den ganzen Tag vin meiner Wohnung aus die Alpen nicht gesehen hat. Das ist insofern ungewöhnlich, als die Alpen ihre ersten Tausender in ein paar hundert Meter Entfernung beginnen lassen. Immerhin war ich damit nicht unter der grauen Wolkendecke, sondern mittendrin. Und in den Wolken prasselt der Regen nicht so runter wie im Flachland, er ist eher weich und wäre sogar angenehm, wenn es nicht gerade nur fünf Grad hätte. Heute war es wärmer, und der Regen hat sich weiter in die Berge verzogen.



Oder füllte als Quellwasser die Bäche an der Neureuth. Man sollte glauben, dass so ein Berg nach einem Tag Dauerregen ein nasser Matschhügel ist, aber abgesehen von etwas mehr Rutschgefahr und dem kontinuierlichen Rauschen der angeschwollenen, sprudelnden und über moosige Steine springenden Fluten war es wie immer. Nur etwas leerer vielleicht. Von unten bis oben kein Mensch. Manchmal ein paar Sekunden Sonne, und oben auf dem letzten Anstieg, ab 1200 Meter, dann wieder Wolken in den Bäumen und ihren zartgrünen Blätterkaskaden.



Morgen ist das Wetter besser, dann ist es hier oben rappelvoll mit Münchnern und anderen Touristen, mit dem üblichen Spektakel aus Sonne, sattem Grün und einer gleissenden Wasserfläche unten im Tal. Heute bin ich allein, die Hütte hat schon geschlossen, und die Wolken schleifen über den Hirschberg exakt an der gleichen Stelle, wo ich vorgestern den Schlussanstieg vom Rauheck auf den Gipfel abgebrochen habe. Der Berg läuft nicht davon, und so ehrgeizig, dass ich im Nebel auf den Ausblick vom Gipfel verzichte, Hauptsache ich war oben, bin ich dann auch nicht. Der Berg ruft, aber man muss nicht immer antworten.



Auf dem Weg nach unten rutsche ich aus, als ich darüber nachdenke, was inzwischen furchtbares passiert sein könnte; die Banken Wachovia (man betrachte die stimmige Liste! Vor zwei Wochen am gleichen Berg!) und Fortis habe ich schon etwas länger als Wackelkandidat im Auge, und tatsächlich: Fortis laufen die Kunden und der Chef und die Aktionäre davon, und Wachovia versucht, sich der Citigroup an den Hals zu werfen - der leidgeprüften Bank, die ihr Europageschäft verschleudern musste und Wachovia nach meiner bescheidenen Meinung so abrauchen lassen wird, wie Washington Mutual. Sowas nennt man höflich "Konsolidierung", etwas unhöflicher und aus Kundensicht Anlass zum Bank Run, und wäre man sehr fies, würde man einfach sagen, dass sie auf der Todesliste Platz machen, damit Banken wie First Federal nachrücken können. Heute ist Lethal Friday, und das Orakel der verdreckten Hose sagt, dass es schlimm wird. Wirklich schlimm.

Sie sagen, das Geld sei sicher.

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Randbemerkungen, Amranddesabgrundsbemerkungen

Es gibt - mal wieder, Veteranen kennen das noch aus der New Economy - eine gewisse Selektion der Dinge, die bekannt werden, und andere Dinge, die verschwiegen werden. Dazwischen sind dann noch die Nichtinformierten wie meine Verwandtschaft, die erst heute Morgen aus der Zeitung erfahren hat, was schon vorgestern im Netz stand - dass die Volksbanken wohl auch übel von der Lehmanpleite erwischt wurden. Es gubt da Internetfeinde, die erst jetzt begreifen, wie wichtig es sein kann, sich selbst sein Wissen zusammen zu suchen. Und sich dabei nicht auf die Medien zu verlassen. Da ist nämlich gerade eine Geschichte passiert, die offensichtlich keiner gross bringen mag, die aber sehr viel über die Panik und die Beschwichtigung erzählt, die momentan den Blick auf die Wahrheit verstellen. Und das geht so:

Washington Mutual ist gestern Nacht zusammengebrochen. Seit Anfang letzter Woche verging kein Tag, da die Medien nicht Käufer für die ins Schlingern geratene Bankenkette vorstellten; ein paar Mal sollte der Deal angeblich schon fast in trockenen Tüchern sein. Was nicht in den Medien stand, waren die Rückzieher der Interessenten, nachdem die in die Bücher geschaut hatten. Und was auch nicht in den Medien stand, war der de facto Bank Run auf Washington Mutual. In weniger als 10 Öffnungstagen hatten die Anleger 10% ihrer Gelder abgezogen. 10% ist wirklich, wirklich viel, und auch an der Grenze dessen, was normale Banken auszahlen könnten. Diesen Bak Run haben die Medien der Öffentlichkeit verschwiegen.

Bloomberg jedoch hatte gestern noch eine Geschichte über die Frage, ob die Eilagensicherung FDIC eine eventuelle Pleite einer Bank wie Washington Mutual angesichts der bisherigen Verluste auffangen könnte. Die Antwort eines Analysten war alles andere als schmeichelhaft;

"The FDIC and the banking regulators are ignoring the problems, hoping they'll go away,'' he says. ``They won't."

Worauf die FDIC augenblicklich mit einem in der Form ziemlich einmaligen, wütenden Brandbrief auf Bloomberg antwortete und sagte, alles wäre prima und Bloombeeg würde die eigenen Leser mit solchen Unterstellungen schädigen:

Bloomberg reporter David Evans' piece does a serious disservice to your organization and your readers by painting a skewed picture of the FDIC insurance fund. Let me be clear: The insurance fund is in a strong financial position to weather a significant upsurge in bank failures. The FDIC has all the tools and resources necessary to meet our commitment to insured depositors, which we view as sacred."

Am Abend der gleichen Tages geht WaMu dann doch über die Wupper und wird von der Bankenaufsicht sofort an JP Morgan weiterverscheuert, für lumpige 1,9 Milliarden und Fortführung des Bankgeschäfts, weil die FDIC das Problem der Einlagensicherung mit 145 Milliarden Dollar Kosten mit ihren 45 Milliarden auf dem Konto offansichtlich doch nicht bewältigen kann.

Was sagt das über die Glaubwürdigkeit einer Institution, deren einziges Geschäftsmodell die Glaubwürdigkeit ist?

Update: Ich sehe gerade, die amerikanische Tochter der Allianz ist bei dieser Pleite durch Bonds mit 59 Millionen Dollar dabei.

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Freitag, 26. September 2008

Minus x

Natürlich ist es aus ihrer Sicht schwer zu verstehen. Und es passiert auch nicht oft, dass eine nach theorethischen Massstäben und statistischen Daten erfolgreiche Regierung die Mehrheit verliert, zumal sie diese Mehrheit jahrzehntelang gepachtet zu haben schien. In der CSU herrscht vor allem fassungslosigkeit ob des Unrechts, das ihnen die Bayern, IHR Staatsvolk, trotz Verblödung durch geschmierte Medien, ihnen am kommenden Sonntag anzutun gedenkt. Vermutlich gar mit der Linken im Parlament, denen ich das wirklich wünschen würde, hätte ich nicht oft mit dem Maget zu tun gehabt und eine hohe Meinung von ihm.



Dass es überhaupt so weit kommt, ich nicht nur für die CSU, sondern eigentlich für alle Bayern eher überraschend. Die kommende Niederlage ist nämlich kein Zeichen der Stärke der Opposition, sondern vor allem eine Folge der ganz erstaunlichen Schwäche der Regierungspartei auf allen Ebenen: Mediokre Figuren ohne das richtige Gefühl für das Land, Verwaltertypen und Wendehälse, kein Charakter, nur Karriere, Proporzviecher und Schparifankerl, hinter denen die blauweissen Kulissen mit Kirchturm und Berg erkennbar zu bröckeln beginnen. Sie bröckeln schon lang, aber wenn ein falscher Söder davorsteht oder der Preussenimport Haderthauer, die falschen Dirndln und die Plastikhirschknöpfe, die Alleinunterhalterfolklore aus dem Synthesizer dudelt und der letzte Rückhalt die Abstimmungsergebnisse der katholischen Altersheime sind, dann fällt das jedem auf. Die CSU ist personell nicht mehr das Bayern, das sie mal repräsentierte.



Sie ist auch nicht mehr die Partei der Champions League. Die Liste der Verfehlungen ist lang, Privatisierung und Verschwendung der Gelder, Kaputtvereinigung von Hypo- und Vereinsbank, Landesbankskandale, Entlassungswellen bei Siemens und BMW, ein schrumpfender Medienstandort in München und die Unfähigkeit, Bayern auf ein einheitliches Niveau zu bringen, symbolisiert durch den Transrapid für München und Strukturprobleme in der Oberpfalz, dann der Fluglärm im Speckgürtel, Naturverschandelung, das Rauchverbot und - Hassprojekt für jede bessere Familie - das achtstufige Gymnasium, während die anderen, die rausselektiert werden, schaun können, wo sie bleiben. Ein grassierender Regulierungswahn, und überhaupt hat man den Eindruck, dass es sich schon länger nicht mehr so frei atmet, unter der Libaralitas Bavariae. Was natürlich eine Illusion ist. Denn nie war Bayern, trotz allem, besser als heute, und nicht mal die CSU würde zurückwollen in den reaktionären Straussschen Sumpf.



Aber die Zeiten, da sich Bayern als Ordnungszelle abkoppeln konnte, die Zeiten des Münchner Kessels und der WAA sind vorbei. Bayern hat sich geändert, und die CSU kommt nicht mehr hinterher, sie packt den Spagat nicht mehr zwischen den Gebirgsjägernazis und den Leuten in der Stadt. Die Moderne ist zu vielschichtig für diese Partei, deren swingercluböse Elite so christlich redet und sich anders durch die Landschaft vögelt. Früher sagte man, dass sie scho Hund san, heute überlegt man, wie man die räudigen Köter los wird. Man hat sich gegen die Partei den Bürderentscheid erkämpft, man hat auf vielen Ebenen gelernt, sich zu wehren und nicht mehr die Fresse zu halten. Ich bin in der allerbayerischten Umgebung, die man sich vorstellen kann, weiter hinten im Tal ist die Zentrale der CSU, am Leeberg wohnt die ganze Parteischickeria, aber der Bauer, der seine Kühe vor meiner Terasse grasen lässt, wählt grün, weil die gegen Gentechnik sind; wenn ich auf den nächsten Berg steige, wird an den Ställen zum Bürgerbegehren für nachhaltige Landwirtschaft aufgerufen, und die Anwohner haben beim Verfassungsgericht gegen Partei und Baugiganten den Abriss eines Baudenkmals verhindert. Die CSU hatte hier immer die Mehrheit, aber schon bei der Kommunalwahl ging sie baden, ein Vorgeschmack auf das, was kommen wird. Minus x, und dann der unvermeidliche Diadochenkrieg der Doppelmoralischen.

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Vertrauen ist so eine Sache.

Wie es ausschaut, haben die chinesischen Mörder wenig Zutrauen in den kommunistischen Weg der UdSSA und Staatsratsvorsitzendem Breschnjewskush und den Beauftragten für den 5-Jahresplan Paulson:

Chinese regulators have told domestic banks to stop interbank lending to U.S. financial institutions to prevent possible losses during the financial crisis, the South China Morning Post reported on Thursday.

Das ist, um es gradraus zu sagen, sowas wie die beantragte Bankrotterklärung für die UdSSA durch China - nebenbei dem zweitgrössten Besitzer von UdSSA-Schulden. (und warum steht sowas eigentlich nicht woanders in den Medien?) Schliesslich haben die Chinesen schon vor einem halben Jahrhundert erfahren, wie schrecklich so ein "grosser Sprung nach vorne" ausgehen kann, wenn eine Blase erneut überblasen wird, und die Sache mit Lehman und der KfW-Überweisung haben sie auch schon gehört. Vielleicht sollten die Herren des Ostens auch gleich noch spanische Banken mit einschliessen, die wie Banesto zwar keine Zinsen mehr zahlen wollen, aber für eine mittelfristige Geldanlage in guten Euro ein gutes Auto vor die Tür stellen:

To qualify for the vehicle offer, savers must commit between €18,000 and €160,000 locked in for a period of between 24 and 36 months. The top car on offer is a diesel version of the Citroën C4 family car for depositing at least €160,000 over three years, but the bank is also offering the smaller C2 and C3 models.

Wäre ich in Spanien, ich würde auf das Auto verzichten und mein Geld von der Bank holen.

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Donnerstag, 25. September 2008

Der Kirchen Nachfrage und des Eulogius Angebot

Die erste Hälfte des 9. Jahrhunderts ist in Mitteleuropa eine Periode der Stabilität; die Vormacht der Karolinger ist gesichert, es gibt eine funktionierende Verwaltung, Steuern, Beamte, gar so etwas wie eine einigende Kultur, getragen vom Christentum, die in dieser Zeit die Landschaften mit Netzwerken aus Klöstern, geistlichen Herrschaften, Bistümern und Kirchen überzieht. Die Zeiten des Abspaltungen und Debatten, der Zuständigkeitsstreitereien zwischen Römern und Iren sind vorbei, das Christentum ist Staatsreligion und zugleich Herrschaftsapparat. Und wie alle Verwaltungen, hat auch das Christentum einen Hang zur Vergrösserung, Schaffung neuer Posten und Stellen, und natürlich auch Unterhaltung für das Publikum, das aus Wallfahrten ein grosses und aus Gottesdiensten ein kleines Geschäft werden lässt.

Es gibt da allerdings ein kleines Problem für ein grenzenloses Wachstum: Das Endkundengeschäft der Kirche, vom König bis hinunter zum Leibeigenen, benötigt eine Art dingliche Mittlerinstanz zwischen denen da unten und den Mächtigen da ganz oben. Das 9. Jahrhundert hat es noch nicht so mit Transzendenz und Unergründbarkeit, man braucht etwas, das man sehen, anfassen und in Geschichten verpacken kann - wir würden heute sagen: Derivate, mit der die grossen Geschäfte zwischen Gläubigen und Kirche und damit Gott abgesichert werden können. Diese Derivate sind die Reliquien von Heiligen, deren Leiden man an die Kirchenwände malt, und die den Weg zu Gott weisen. Aber genau hier setzt beim emerging Market der Kirchengeschäfte die Krise an: Es gibt nicht genug Heilige für so viele neue Kirchen.

Das Problem ist in der Patristik begründet, genauer: In der Historia Ecclesiastica von Eusebius von Caesarea, einer im frühen 4. Jahrhundert entstandenen Ansammlung der Verfolgungen, von denen die aufstrebende Sekte meinte, sie erlitten zu haben. Eusebius selbst hatte wohl als junger Mann im östlichen Bereich des Mittelmeeres die diokletianische Abwehrschlacht einer christlichen feindlichen Übernahme des römischen Imperiums erlebt, und weil ihm aus dieser Region auch die meisten Akten zur Verfügung stehen, enthält seine Kirchengeschichte vor allem sehr ausgeschmückte, leidvolle Schilderung zerfetzter Christen im heutigen Nahen Osten. Sobald Eusebius auf Frankreich oder Italien zu sprechen kommt, wird er einsilbig und vage. Ja, auch dort wurden Christen zu Heiligen umgebaut, aber die wertsteigernde Produktionsweise, das Marketing dieser Heiligen fehlte, und sie waren in etwa so cool wie chinesische Kleinwagen.



Mitteleuropa war der Weg zu diesen besseren Heiligen versperrt, denn dort herrschten inzwischen die daran desinteressierten Muslime oder Byzantiner, die ihre Heiligen selbst brauchten. Die Santiago de Compostella zugrunde liegende Idee, einen Heiligen mysteriös durch das Mittelmeer treiben und am Atlantik anlanden zu lassen, war nicht beliebig oft reproduzierbar. Die Folge des Mangels: In Europa grassierte der Reliquienklau, und Besitzer wenig glaubwürdiger Heiliger, gewissermassen die Subprimes, nutzten die hohe Nachfrage schamlos aus, indem sie Mönche die Echtheit feststellen liessen - so eine Art Vorläufer der Ratingagenturen. Mitunter teilte man auch Knochen und verkaufte sie als Bruchstücke an andere - in etwa so, wie man heute Risiken fauler Kredite verteilt. Kurz, der Markt war dereguliert, voller Krimineller und geprägt von vollkommen unrealistischen Bewertungen - eine Blase mitten im Zentrum des Geschäfts mit dem Heil, noch angefeuert durch immer prächtigere Kirchen.

Es ist eine seltsame Koinzidenz, dass mitten in dieser tiefgreifenden und die Geschäftsentwicklung gefährdenden Angebotskrise Eulogius von Córdoba auftrat. Die spanische Stadt Córdoba war im 9. Jahrhundert eine der glänzendsten Städte des Kontinents, reich, gebildet, und geführt von der fähigsten Staatsverwaltung ihrer Zeit, die aus christlicher Sicht einen Haken hatte: Sie war muslimisch. Abd ar Rahman II. war ein Mann der Künste und der Musen, und die Toleranz in Al Andalus liess die Christen tun, was sie wollten. Folglich sind die Berichte des den Muslimen untergebenen christlichen Klerus voller Gift und Galle: Ihre Schäfchen lesen lieber arabische Gedichte und Romane, ziehen sich muslimisch an und übernehmen orientalische Sitten und Gebräuche - und es gibt wenig, was die Kleriker dagegen tun konnten, schliesslich sind sie nicht am Drücker. Bis Eulogius, dem es gelang, sowohl den Hass zwischen Christen und Muslimen zu schüren, als auch das Beschaffungsproblem für zertifizierte Heilige zu lösen.

Eulogius, eine Art Vorfahr deutscher Hassblogger nämlich empfahl seinen Schäfchen, in die Moscheen und Strassen zu gehen, Mohammed laut zu lästern, Muslime zu beschimpfen und zu verhöhnen. Man kann sich die Folgen vorstellen: Das tolerante Klima ging den Bach runter, Muslime reagierten mit schauderhaften Lynchmorden, und Eulogius verteilte an die Betroffenen schon vorher Himmelsoptionsscheine, von denen zumindest keiner berichten konnte, dass sie nicht eingelöst wurden. Es wurde ein richtiger Hype, sich für den Unfrieden massakrieren zu lassen. Abd ar Rahman liess die Bischöfe eine Synode abhalten, die es den Christen bei hohen Strafen verbat, sich zu opfern - eine reichlich hilflose Geste und nicht wirklich dazu angetan, das Problem zu lösen. Und in ganz Europa blickte man voller Begeisterung auf den Opfermut der spanischen Kollegen, Geschichten über grausamste Misshandlungen machten die Runde, und frische Heiligenlegenden sprudelten aus Al Andalus nach Europa.

Nachdem seine Strategie aufgegangen war, machte man Eulogius zum leitenden Manager der christlichen Operationen im muslimischen Spanien und gab ihm das Bischofsamt von Sevilla, wo er sogleich weiter seine Schafe anstachelte. Gleichzeitig schrieb er mit der "Denkschrift der Heiligen" drei Bücher über das Geschehene, und legte auch noch eine Schutzrede nach, in der er andere Heiligenhändler diskreditierte, die behaupteten, seine neuen Heiligen würden keine Wunder bewirken, wie die alten, die schon seit langer Zeit vertrieben wurden. Der Nachfolger von Abd ar Rahman war jedoch nicht mehr ganz so zart besaitet und liess Eulogius den Kopf abschlagen. In den christlichen Kirchen des 9. Jahrhunderts aber kamen spanische Heilige schnell in Mode, der spanische Fanatismus linderte die Angebotskrise, endlich gab es frischen, zeitgemässen Nachschub für das grosse Geschäft, echte Heilige mit echten Geschichten, die Wallfahrten boomten und die Klingelbeutel füllten sich, und was lernen wir daraus?

Schon damals kam es nur darauf an, einen Dummen zu finden, der zahlt.

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Der pseudolinke Ausgleichsdepp

Es ist ein wenig ungerecht, das hier im Moment nur die Rechte in der Bankenkrise so schlecht wegkommt. Dabei gibt es auch manche, die asozial, rassistisch und arbeitsfeindlich mit links, proisraelisch und politisch verwechseln. Im Rahmen so einer virtuellen Begegnung - sowas kommt immer an Rosh ha Shana, ich weiss auch nicht warum - möchte ich erinnern an einen kleinen Vorfall, der mir Anno 1998 ein wenig die Augen geöfnet hat, über Ideologien und was aus ihnen wird.

Da war nämlich in München ein Antifa der, sagen wir mal, ungezogenen Sorte, der immer extremer sein wollte als andere, immer ideologischer und noch bereiter zur Tat, keine Manieren natürlich und von einer Sozialkompetenz gezeichnet, wie man sie sonst gern Miethaien unterstellt. Diese Person nun war damals mit ein paar Freunden unterwegs zu einer an sich wirklich sinnvollen Demonstration, allerdings nicht wirklich sinnvoll, was ihre Taktik anging. Wenn man zu einer Demo fährt, ist es nicht so arg klug, schon bei der ersten Polizeikontrolle auf dem Weg polizeifeindliche Sprüche aus dem Fenster zu brüllen. Aber genau das tat dieser Typ und hielt es für Meinungsfreiheit. Die Polizei stoppte den Bus natürlich und forderte die Leute auf, auszusteigen. Unser Antifa dagegen rief die anderen dazu auf, sich dumm zu benehmen und ungehorsam zu sein. Als die Polizei dann ernst machte und begann, die Leute rauszuziehen, griff der Junge zum Tränengas. Die Polizei war schneller, drehte ihm die Hand weg, er drückte ab - und die ganze Ladung erwischte einen Freund, der noch dazu Asthma hatte. Und nachdem sie ihn erst mal laufen liessen, kam dieses Arschloch zu mir und wollte, dass ich etwas über einen Reizgaseinsatz der Polizei gegen ihn und seinen asthmatischen Freund mache.



Seit diesem Tag bin ich etwas, sagen wir mal, reserviert gegenüber Leuten aus dieser Szene. Reservierter etwa als gegenüber dem - nach linker Definition systemschädigenden - Arzt, mit dem ich auf den Riederstein stieg und die Goldküste von oben betrachtete, an der er wohnt. Und bei allem Verständnis, dass man was an den sozialen Strukturen dieses Staates ändern muss, kann ich auch als Linker nicht umhin zu konzidieren, dass ich wirklich gern in der Lage bin, daran mitzuwirken, ohne so sein oder leben zu müssen wie die, die sich für die Spitze der Bewegung halten, und nur die neueste Generation der gleichen Idioten sind, die auf der anderen Seite den Kapitalismus ruinieren.

Ich mag den Sozialismus. Ich mag auch den Markt. Beide Kräfte sind gut, weil sie auf eine Gemeinschaft und Intelligenz setzen; beide wollen alles Gute ermöglichen. Sozialismus und Markt wiedersprechen sich nicht; wer Marx zu Ende gelesen hat, wird wissen, dass der sozialistische Staat nur eine Übergangserscheinung zu eigenverantwortlichen, freien Menschen ist. Marx war, das wird oft vergessen, auf seine Art ein Marktradikaler, und glaubte, dass dieser Markt freier Menschen die Krücken des Staates am Ende würde hinwegfegen können. Der Sozialismus und der Markt haben, gerade weil sie das Gute könnten, beide eine enorme Stärke gegen Anfeindungen der jeweils anderen Seite, und sind doch so extrem labil gegen diejenigen, die ihre Kräfte für sich selbst missbrauchen.

Saugt. Ihr entschuldigt mich, ich gehe jetzt auf einen Berg, wo ich hoffentlich allein bin.

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Mittwoch, 24. September 2008

Grob gesagt

geht es, wenn man mal das Blabla von Finanzkrise und Rettung beiseite lässt, doch eigentlich nur um eines beim sog. Rettungspaket der Genossen Bernanke und Paulson: Man kauft den Banken Schrott über Wert ab, und die Kosten finanziert man im ersten Schritt über neue Schulden. Die Banken können dann den verbleibenden Schrott ziemlich hoch bewerten und entgehen somit dem Problem, mit harten Abschreibungen und Verlusten die Insolvenz anzusteuern, in der sie bei der aktuellen Marktlage wären. Je mieser sie gewirtschaftet haben, desto mehr würden sie daran verdienen. Damit steht auch das übelste Kreditinstitut von den Toten auf, ist wieder liquide und kann auf Teufel komm raus Kredite verteilen, mit denen ihre Kunden dann Häuser kaufen, was den Preisverfall begrenzt oder bestenfalls sogar umkehrt, damit sind die Häuser wieder mehr wert und damit wiederum deckt man die bei den Banken verbliebenen Ramschpapiere, und man hat eine neue Blase, mit der die UdSSA genauso weiter prassen kann, wie bisher.

Auf dieses simplen Nenner kann man das Konzept bringen, und zusammen mit 25 Milliarden Krediten für die Autofirmen, die angeblich damit schon 2010 zukunftsfähige Elektrofahrzeuge bauen wollen, und einer Absicherung gegen Shortverkäufe für jede Firma, die das will, rettet man nebenbei auch den Binnenmarkt, und mit 50 weiteren Milliarden auch die Geldmarktzertifikate. Was an Banken nicht rettbar ist, wird an andere Banken verkauft, um es zu bewahren. Und weil das alles so toll läuft, werden mittelfristig auch die Schrottpapiere des Staates wieder einen Wert bekommen, und dann ist es gar nicht so arg schlimm. Eigentlich alles in Ordnung, oder?

In der New Econnomy konnte man nicht umhin, Kokser kennenzulernen. Leute, die einen Plan hatten, so irr und durchgeknallt, wie ihn nur Psychos zusammenbringen, und mit einer Prise Pulver konstruierten sich die Freak dann eine innere, schlüssige Logik zusammen. Wenn wir 10 Millionen haben und nur 10% der halben Milliarde Fussballverrückten dieser Welt erreichen und ihnen Bälle verkaufen, können wir in 6 Monaten profitabel an die Börse und kaufen Adidas und Nike und dann übernehmen wir auch Amazon als Verkaufsplattform. Die Sorte Sicko. Die Best Case Deppen. Die Arschlöcher, die immer einen Schuldigen fanden, wenn es dann nicht so perfekt gelaufen ist. Die versucht haben, Investoren gegeneinander auszuspielen, und sich dabei sauklug vorkamen. Die Naturprallen, die auf Rollerblades zur Präsi kamen und die Frettchen, die 2002 noch ernsthaft mit Chat Kunden binden wollten. Kokain war immer eine gute Erklärung für solche Leute, und es hat damals Jahre gedauert, bis den letzten Irren klar wurde, dass das System nicht zu retten ist. Dass der Markt nicht dem entspricht, was sie glaubten, und dass der Markt nichts ist, gegen das man rebellieren kann. Wer auf dem Markt überleben will, muss sich an ihm orientieren. Man kann sich nicht vom Markt loskoksen.

Und auch diesmal wird es lange dauern, bis sie es begreifen. Es wird genauso lang dauern, bis die Medien endlich mal sagen, wie schlimm es wirklich ist. Als die New Economy crashte, konnte man die Verluste abschreiben und in der Realwirtschaft weitermachen. Aber diesmal gibt es kein Ausweichen mehr. Ich denke, der erste Schritt zur Lösung der Kreditkrise müsste sein: Ein brutaler Kassensturz, endlich die Wahrheit über die Situation, keine Beschönigungen mehr, und die Beseitigung derer, die es seit einem Jahr nicht in den Griff bekommen.

[Edit: Egghat nochmal zu den realen Problemen der Umsetzung]

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Draussen/Drinnen

Vielleicht sollte ich erst anmerken, dass draussen inzwischen wieder die Sonne scheint und die Kühe vor dem Fenster saftigstes Gras fressen.



Das hier jedenfalls ist der Tegernsee bei einsetzendem Regen, und das unten Stehende ist das Kontrastprogramm, eine aus Südtirol mitgebrachte Marotte, denn dort, wo ich in St. Leonhard war, gab es ebenfalls Palatschinken mit Marmelade und, Achtung, neben Mehl auch Polenta im Teig.



Was ich natürlich sofort nachbacken musste, schliesslich ist das ein krisentaugliches, billiges und komplett im Umkreis von 100o Metern beschaffbares Essen für unter einen Euro, wenn man es selber macht. (700 Meter weiter oben kostet sowas dann schon wieder 14 Euro, aber die Preise in bayerischen Hütten sind ein ganz anderes Thema)

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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Dienstag, 23. September 2008

10 Gründe, die Kreditkrise zu mögen

und 11 Bilder vor allem von der Heimfahrt von St. Leonhard über das Timmelsjoch in das - wenig schöne - Ötztal, das mit seinen Gogo-Bars, der langweiligen Strasse und Chinatrachten eigentlich Ödstäl heissen sollte.



1. Angesichts des Chaos beim Beschluss des sogenannten Auffangfonds von Finanzsowjet Paulson wird klar, dass die Sowjetamerikaner keine lang entwickelten Pläne haben, die auf eine finstere Aktion gegen den Rest der Welt und die westlichen Satellitenstaaten gerichtet sind. Es geht einfach nur um banale Verschleuderung von Staatsgeldern.



2. Vielmehr zeigt der schnelle Wechsel vom Aufkaufen fauler Kredite amerikanischer Banken zum Aufkaufen der faulen Kredite aller Banken, dass die Zeiten des Unilateralismus vorbei sind - vermutlich haben ein paar chinesische Mördergehilfen Paulson darauf hingewiesen, dass es nicht weise ist, sie auf dem Dreck krepieren zu lassen, wenn er seine neue Staatsverschuldung an die Chinesen weiterverkauft.



3. Es ist nicht wirklich nett, aber das ist endlich mal eine prima Gelegenheit für das alte Europa, dem Regime der UdSSA ein paar Wahrheiten zu sagen. Über Verschwendung. Über Umwelt. Über Gesundheitspolitik. Über die Schweinereien des Irakkriegs. Über Kyoto. Über das Verbot von Minen und Folter. Da kommt unter Breschnjewskush einiges zusammen. Man hat lange die Zähne zusammengebissen. Jetzt macht sogar das früher in einem unsäglichen Ort steckende Kanzlersurrogat mit.



4. Europa kann als Nebeneffekt auf eine ganze Reihe von Dingen hoffen, die die UdSSA nicht mehr will. Angefangen bei so stressigen Jobs wie der Nahostvermittlung über Kunst bishin zu Luxusuhren und die neue globale Leitwährung. Britische Roadster der Briten dürften auch bald günstigst zu haben sein. Schon mal an einen Aston Martin gedacht?



5. Nachdem es in der UdSSA keiner über das Herz bringt, dem eigenen Proletariat ein paar klare Botschaften zu vermitteln - Schulden reduzieren, sparen, weniger essen und mehr Sport treiben, was für die eigene Bildung tun und weniger zu glotzen, vielleicht auch etwas weniger ballern und sich um sowas wie eine zeitgemässe Philosphie zu bemühen - sieht es aber nicht so aus, als würde da sich jetzt jemand am Riemen reissen. Vorläufig wird das Prassen also weitergehen, zugunsten der Importe, die anderen helfen. Da denkt keiner dran, das Aussenhandelsdefizit zu verringern, selbst wenn mit dem Bankensektor die wichtigste Stütze der Konjunktur crasht.



6. Neoliberalalas, als UdSSA-Freunde getarnte Rassisten, Lobbyisten, Thatcheristen und Neocons, die nicht so viel Ehre haben, sich angesichts des Niedergangs ihrer heiligen Güter zu entleiben, werden es wenigstens eine Weile schwer haben. Vielleicht sollten sie einfach mal was über Twitter schreiben, das kommt bei manchen noch gut an.



7. Zumindest bei uns, aber wohl auch weitgehend in den UdSSA und England verlieren vor allem die Reichen in dieser Krise, und abgesehen vom grossen Raubzug durch Inflation der Konsumgüter und dem steuerfinanzierten Auffangfonds ist es ihnen auch kaum gelungen, ihre mittlerweile immensen Verluste auf andere abzuwälzen. Allein schon, weil die Verluste zu gross sind, als dass man sie ausreichend kompensieren könnte.



8. Ich mag die Linke nicht besonders, aber es freut mich schon diebisch, dass jetzt die beiden Wirtschaftsexperten, die es schon immer gesagt haben, keine Volkswirte von Banken oder FDPler sind, sondern Lafontaine und Gysi, und sich die anderen von CSU bis Grüne den Arsch aufreissen müssen, um den beiden - zu unser aller Wohl - angenehme Dinge nachzuplappern.



9. Wenn in England jetzt ernsthaft über Managergehälter geredet wird und liberale Steueroasen im Baltikum verwelken, wenn die Iren in die Krise schliddern und viele andere Vorzeigestaaten in den Abgrund schauen, wird sich vielleicht auch das Gejammer vom Brain Drain und dem immer besseren Ausland erledigt haben.



10. Und dankenswerterweise offenbart sich Obama noch vor der Wahl als die inhaltliche Luftnummer des "weiter so", was es uns erlaubt, den Schadensfall UdSSA schon heute in jedem Fall, egal wie der Staatsratsvorsitzende heisst, voll abzuschreiben und uns Gedanken zu machen, wie man den Laden pleite gehen lassen kann, ohne dass wir davon Schaden nehmen



Es ist also nicht alles schlecht. Seltn a Schodn, wo koa Nutzn dabei is, meinte meine Grossmutter immer, und sie hatte natürlich wie immer recht. Selbst in dieser globalen Krise. Meine Grossmutter war übrigens überzeugt davon, dass es in Krisen nichts Besseres als Immobilien in guter Lage gibt. Und auch hier: Recht hatte sie.

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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Montag, 22. September 2008

Ich mag keine eingebetteten Videos in Blogs

Mir liegt die Bröckerloptik nicht, die schlechten Farben, der Ton, sehr oft, meistens sogar bei vielen Blogs die Klauerei von fremden Inhalten. Ich will nicht sehen, was andere bei Youtube rauskramen, sondern das, was sie selbst erleben. Und da ist im Internet das Photo immer noch das Mass aller Dinge.



Und ich mag es auch nicht, wenn sowas dann die Startseite verschandelt. Trotzdem könnte es ja sein, dass der ein oder andere wissen möchte, wie es ist, vorne auf die Barchetta geschnallt von mir den Jaufenpass hochgescheucht zu werden, wenn ich nach der unteren Ampel gewartet und einem Pulk drei Minuten Vorsprung gegeben habe. Freie Bahn, und ich fahre auch aus Sorge um die Kamera für meine ehemaligen Arbeitsverhältnisse alles andere als schnell. Es sieht nur so aus.

[Edit: Eigentlich sollte es in einen Kommentar, aber ich vergass, dass es bei Blogger aus Sicherheitsgründen nicht geht. Dann also hier:]

Es endet oben am Jaufenhaus, weil nach 9 Minuten das Ende des vorausfahrenden Pulks um die letzten Kurven zur Passhöhe kroch, mit einem Blick hinunter nach Sterzing.



Und ich weiss auch, dass so etwas in 30 Jahren nicht mehr möglich sein wird. Deshalb nehme ich es auch jetzt noch mit. Für später, am Kamin, wenn Opa erzählt, wie das mit den lauten Stinkern war.

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Empfehlung heute - German Schadenfreude

Der Beitrag im Wall Street Journal ist exakt so brunzdumm und weinerlich gemeint, wie er sich liest, er ist ein authentisches Dokument widerlichster Gesinnungsschreibe von zwei Journalistinnen, die vermutlliuch auch bald den kalten Hauch der Krise spüren werden, wenn sie keine Einladungen der Chichi-Branche mehr bekommen, und genau deshalb so eine tolle - als Historiker würde man sagen - Primärquelle:

For her 50th birthday, Annette Pucci, a New York retail manager, planned to treat herself to a facelift by cashing in $15,000 in stocks. But after consulting with her husband, a manger with Consolidated Edison Inc., she realized their stock portfolio had taken such a hit that it was out of the question.

"It was a very big disappointment," Ms. Pucci said. Her consolation: a $1,200 Botox treatment she had this week instead.


Das ist das Geschmeiss, für dessen gescheiterte Zockergeschäfte das Bush-Regime zugegebene 700 Milliarden Dollar locker machen will. Dieses Amerika verdient nicht, Teil der 3. Welt zu werden, das machen die ganz allein. So, das Timmelsjoch wartet.

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Real Life 20.9.08 - Frau Mama hat recht.

Sagst du dir, wenn du den Tegernsee in eine andere Richtung als Norden verlässt. Deine Frau Mama sagt, es sei so schön, da müsse man doch nicht wegfahren. Der Tegernsee ist in jeder Hinsicht schön, wunderschön, ein kleines Fleckerl vom Paradies, wie der Helfer meinte, der damals den Transport der grösseren Möbel bewerkstelligte und, statt heim in seine Muckibude zu fahren, noch den Tag über blieb.



Der Tegernsee ist also schön, und trotzdem fährst du weg, nach Süden. Am Achensee tankst du, und einer der oberpfälzer Rocker, die dort ihre schweren Maschinen gefüllt haben, kommt herüber. Er habe auch eine Barchetta daheim, sagt er, und ihr tauscht euch etwas über die Macken des Geräts aus. Und, geht´s jetzt in die Berge, fragst du. Nein, sagt er, sie haben sich eine Marmeladenfabrik angeschaut, und jetzt geht es zurück. Aha, sagst du. Und Du? Ich fahre von Völders hintenrum nach Matrei und auf den Brenner, über Mühlkirch zu Mittag.



Sche, sagt der Oberpflälzer. Des is a schene Schtreck. Do obm is da Bochwiat, do woama frira efdas. Ja, sagst du, da kehre ich danach ein. Dann muss ich in Sterzing noch einer Bekannten ein paar Wildschweinwurste kaufen. De san guat, sagt der Rocker und reibt sich seinen Bart. Und danach fahre ich den Jaufenpass, heut, wo das Wetter noch so gut ist.



Der Rocker schaut dich nachdenklich an und meint: Dös is a Sach. Und denkt sich bartreibend: Heute. Bei diesem Wetter. Mit der Barchetta. Den Jaufenpass. Allein. Ohne Frau und Kinder, die daheim in der Oberpfalz warten. Und dann hinter ins Passeier, übernachten, und morgen dann das Timmelsjoch, bemerkst du in das nachdenkliche Schweigen hinein.



Der Rocker sitzt schon wieder auf seinem Bock, als die Barchetta mit quietschenden Reifen in einem Schlenker zurück auf die Staatsstrasse schiesst. Das machst du normalerweise nie, aber er hat so traurig geschaut, der brauchte eine Aufmunterung, einen Gruss aus dem wilden Leben. Du streckst den Daumen hoch, er auch. Er fährt heim, und du in die Berge. Frau Mama hat immer recht, und Kinder sind auch was schönes. Meistens.

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