: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Dienstag, 7. Oktober 2008

Das Ende der Märkte und Banken

Vielleicht mache ich mich jetzt zum Affen. Aber nachdem alle Medien auf dieser Raserei auf der Passstrasse ins Verderben immer nur die nächsten stürzenden Felsen, die Eisplatten und bestenfalls die nächste Kurve im Blick haben, an deren Leitplanken entlang unser System in die nächste Serie von Gefahren schliddert -



möchte ich hier kurz anhalten und eine Vorhersage machen, wie das alles seinen Höhepunkt und gleichzeitig sein Ende findet. Und ich sage: Es dauert nicht mehr lang. Wir reden von Tagen oder bestenfalls Wochen. Konkret: Übernächstes Wochenende gibt es meines Erachtens die ganz grosse Notbremse von staatlicher Seite, das Ende der Märkte und der Privatbanken in der Form, wie wir sie kennen.

Wie vorhergesagt, hat Island fertig. Wir sehen einen bankrotten Nationalstaat mit Banken, die das geld ihrer Kunden mit in den Untergang nehmen. Die Staatsgarantie hat gerade einmal ein paar Stunden gehalten, während die Kreditlinien austrockneten und auch niemand mehr die isländische Krona handeln wollte. Ein Währungskollaps um 50% bringt jedes System in die Knie.

Es ist nur logisch, dass jetzt zwei Reaktionen kommen: Die Hoffnung auf eine globale Leitzinssenkung und die Suche nach den nächsten Kandidaten, denen ein isländisches Schicksal blüht. Man muss nicht weit gehen: Irland sieht mit seinen deregulierten Banken, seiner ansonsten irrelevanten Wirtschaft, seiner verblödeten Politikerkaste und den Billionenrisiken seiner windigen Finanzakrobaten wie ein aufgeblasenes Island aus.

Während eine globale Leitzinssenkung um üppige 50 bis 100 Basispunkte und in der Folge eine zweitätige und angesichts der fundamentalen Entwicklung sinnlose Rally an den Börsen denkbar ist, ist eine Rettung Irlands sehr, sehr unwahrscheinlich. Einfach, weil sich nach dem Debakel der Isländer jeder vom Kleinsparer bis zum Konzernchef fragt, was ähnlich wackelt. Irland ist das natürlich Opfer, und ich wäre nicht überrascht, wenn man sich am nächsten Wochenende dort ebenso vergeblich um eine Rettung bemühen würde, wie Island. Die Woche drauf kommt dann der Bankrott. Während aber Island und Irland per se politisch bedeutungslos sind, wäre die nächste Eskalationsstufe weder finanziell noch politisch zu regeln.

Das ist Grossbritannien. Nicht nur wegen seiner engen Finanzanbindungen an das irische Finanztschernobyl. Sondern weil die Banken der Insel schon heute selbst nach Geld und Teilverstaatlichung schreien. Die Insel ist nichts anderes als ein grösseres Irland, die Paralellen wären tödlich. Natürlich könnte der Staat noch die ein oder andere Bank übernehmen. Und dann von anderen Banken als reale Bank wahrgenommen werden, die zu den Verpflichtungen steht. Und unverzüglich zahlt. So viel und so schnell wie möglich, denn in dieser Lage würde die Vertrauenskrise der Banken nicht begrenzt werden. Sie würde auf den Staat überspringen.

Wie verheerend staatliche Übernahmen gerade ausgehen, geht im dummen Gegaffe der Medien auf die Aktienkurse unter, aber bei der Versicherungsgesellschaft AIG musste die amerikanische Notenbank innerhalb weniger Wochen 61 Milliarden Dollar raushauen. Und nachdem ich früher an Due Diligences mitgewirkt habe, kann ich auch sagen: Es ist selbst mit einem ganzen Eimer McKs unmöglich, eine grössere Bank innerhalb von einem Monat so zu durchleuchten, dass man grössere Risiken unwahrscheinlich macht. Es geht allein wegen der internationalen Verbindungen nicht. Es geht nicht, weil man in diesem Markt während der Due Diligence ständig alle Risiken tagesaktuell neu bewerten müsste. Das hat schon bei der Hypo Real Estate nicht funktioniert, und dem Staat fehlen dazu auch die nötigen Kapazitäten.

Durch die Verstaatlichung verhindert der Staat einen Kollaps weiter Teile des Bankensystems und der Börsen, fügt sich aber selbst eine dauerhaft blutende Wunde zu, aus der Geld zu Banken sprudelt, von denen keiner weiss, wann sie die nächste Wunde verursachen. Angesichts der läppischen Börsenwerte von ein paar Milliarden für eine grössere englische Bank bei einem zig-Fachen an Verbindlichkeiten darf man aber annehmen, dass es nicht allzu lang dauern wirs, bis die Banken an Liquiditätsmagel draufgehen. Eine Woche, würde ich sagen. Wenn es gut geht.

In der Folge würde man ein paar globale Runden Assetverkäufe sehen. Banken und Firmen und Staatsfirmen würden wie jetzt schon in Island und Korea alles mögliche verschleudern, um an Liquidität zu kommen, während oben die Notenbanken zusehen müssten, wie die reingepumpte Liquidität im System steckenbleibt. Grob gesagt: Jeder würde versuchen zu bekommen, was gerade geht. So viel wie möglich von den Staaten nehmen, um das Überleben zu sichern, aber nichts zu geben.

Ich lasse jetzt mal neben den fallenden Hauspreisen und der allgemeinen Rezession bewusst ein paar andere, bislang nur von Exoten diskutierten oder erkannten Gefahrenquellen weitgehend raus, wie unsere 45.000 Billionen Derivate, die Besitzer der britischen, deutschen und amerikanischen Staatsverschuldung, die überlegen müssen, mit welchem Staat sie ihre Staatsreserven retten wollen, oder das Ende der amerikansichen Altersvorsorge über Fonds, oder das Implodieren der Hedgefonds, oder die de-facto-Pleite amerikanischer Bundesstaaten, Städte, Wasserversorgungen und anderer Dinge, die man über den Kapitalmarkt finanzierte (Welcher Depp will eigentlich die Bahn privatisieren?). Allein schon in der Frage der Bankenkrise und Liquidität wäre das vereinigte Königreich der "Point of no return", und dann stellt sich die Frage, ob man das letzte gute Geld einer Nation dem schlechten nachwirft, obwohl die verängstigten Kunden vom Sparer bis zum Hedgefonds die Flucht antreten und rauchende Trümmer zurücklassen werden. Ich lehne mich hoffentlich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich das für den kommenden Donnerstag oder Freitag in einer Woche vorhersage.

Das wiederum ist prima, denn es bleiben zwei Tage ohne Märkte, um das einzige zu tun, was bleibt und auch sinnvoll ist:

Den globalen Ausverkauf verhindern, indem man die wackelnden Banken verstaatlicht, die nicht wackelnden Banken unter Notverwaltung stellt und gleichzeitig die Märkte schliesst. Nicht nur in England, sondern umfassend in allen Industrienationen. Ein Staat allein würde sich mit so einem Vorgehen a la Island und Irland den Geiern der internationalen Finanzwirtschaft vorwerfen, aber mit einer konzertierten Aktion über das Wochenende könnte man den Status quo sichern und beginnen, den Giftmüll der gegenseitigen Forderungen aufzulösen und abzurechnen, hier und da einen Währungsschnitt vorzunehmen, zu entschulden und neue, langfristige Sicherheiten zu entwickeln. Es geht nur, wenn alle mitmachen, aber eine andere Möglichkeit, die komplette Kernschmelze zu verhindern und unseren Lebensstandard zu sichern, sehe ich nicht.

Es wäre danach immer noch schlimm genug für alle. Es wäre ziemlich nah am Kommunismus, verwaltet und kontrolliert durch einen Haufen Idioten, die es so weit haben kommen lassen, aber ein deutscher Beamter ist mir da immer noch lieber als ein Finanzjockey, der auf die nächste Prise Koks wartet. Es wäre auch eine immense Umverteilung, die Wirtschaft würde Schaden nehmen, aber wer nur ein klein wenig Einblick in die Marktmechanismen hat, wird zum Schluss kommen, dass man dem ein Ende setzen muss. Schnell und umfassend. Ja, auch mit diesem Personal. Einknasten kann man sie später immer noch. Wenn die Banken dem Staat gehören, findet sich genug Material ohne Hausdurchsuchung.

Man wird es tun, und nicht nur, weil die UdSSA sich im November einen neuen grossen Vorsitzenden des Staatsrats wählen. Ich lehne mich sehr, sehr weit aus dem Fenster, ich weiss. Wenn ich nicht recht habe, und es weder den Zusammenbruch nich die Stlllegung der Märkte gibt, werde ich behaupten, dass ich zu früh aufgestanden bin, zu lange in einer Krisensitzung mit ein paar Briten war, die nicht wussten, ob sie mit ihren Karten noch das Hotel bezahlen können ("Herr Porcamadonna, könnten Sie mal unseren Gästen etwas Geld von der Bank holen, am besten gleich bei der Commerzbank"), und mir auf dem Heimweg übernächtig ein paar schräge Gedanken gemacht habe. Falls ich aber recht habe: Schon mal an Schweizer Franken gedacht?

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Der dümmste Börsenspruch von allen

"Wenn der letzte Funken Hoffnung und der letzte Bulle verschwunden sind, soll man wieder kaufen."

Den Spruch habe ich schon im späteren Jahr 2000 gehört, als der Nemax unter 8000 Punkten blieb. Dann bei 7000. Bei 4000. Bei 2000. Als er dann unter 1000 war, stellte sich heraus, dass der Spruch in einer fundamentalen Krise nicht stimmt. In einer Krise geht der Markt zu vernünftigen Fundamentaldaten wie einem mittelfristigen Kurs-Gewinn-Verhältnis (1/15 ist fair) und Kurs-Umsatz-Verhältnis zurück. Vollkommen zurecht. Und bei den trüben Gewinnaussichten der kommenden Jahre wird das noch ziemlich abwärtws gehen. Egal was jetzt die üblichen Hypetheoretiker an Börsenbauernregeln rauslassen.

Wir kommen locker unter 4000 beim Dax und 7000 beim Dow. Wenn ich vom Noteinsatz zurück bin, erkläre ich auch, warum.

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Montag, 6. Oktober 2008

Do legt se Island nieda (UPDATE)

und schteht nimma auf,
do legt se Island nieda,
und d´Britn gengan drauf!

Idioten! Es sind solche Idioten, die Ponzi-Schemata fahren, hohe Zinsen bieten und einen winzigen Staat verpflichten, der den Kopf dafür hinhält, bis auch der letzte kapiert, was los ist, und die Katastrophe kommt. Wenn die Banken in Island erwartungsgemäss mit Schieflage vom Handel ausgesetzt werden, um die Eigner der aufgeblasenen Giftmüllfinanzfabriken zu retten, reagieren eben die Sparer in England, denen man was von "ICESAVE" und sicherem Onlinebanking für ihre 6,5 Milliarden Euro erzählt hat - und dann hat es sich mit dem save, denn das Geld ist gefroren:

Savers seeking to withdraw money from Icesave, an arm of Landsbanki, the Icelandic bank, today found they could not operate their accounts online.

A message on the Icesave website said: “We have been experiencing intermittent faults with our website over the last 12 hours. These were intermittent faults randomly affecting different groups of customers at random intervals. Our IT team has now resolved the issue.”

But Times readers said this morning that the website was allowing them to look at their accounts but not to take money out.


Heute lesen und wissen, was morgen oder nächste Woche schon in Irland mit dem Faktor 10 passiert. Ich, Don Alphonso, habe es Euch gesagt. Wir werden nicht so viel saufen können, um auf alle Gräber zu pinkeln.

Edit: Der Horror geht weiter - Island steht am Rande des Zusammenbruchs, jetzt auch nach Worten des Premierministers Haarde:

“There is a very real danger, fellow citizens, that the Icelandic economy in the worst case could be sucked with the banks into the whirlpool and the result could be national bankruptcy.”

Nun sollen die Banken, denen von britischen Banken offensichtlich schon der geldhahn zugedreht wurde, schleunigst ihre mannigfaltigen Auslandsbeteiligungen verkaufen, um den Bankrott abzuwenden. Erinnert alles sehr an Lehman Brothers, würde ich meinen. Ob die morgen in London überhaupt die Börse aufmachen?

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Unter AAAsgeiern über BBB-erlin

(Don´t try this at home, kids)

Ich würde gerade jetzt NIE eine Wohnung in Berlin kaufen, selbst wenn ich sie für die Hälfte des Verkehrswert bekäme und Denkmalschutz für meine Steuern bräuchte. In Berlin ist der Immobilienmarkt in den letzten Jahren von vielen Anlegern aus den USA und nordeuropäischen Ländern leergefegt worden, die dachten, aus der Stadt wird was, und Qualität und Lage erkennt man mit Google Maps. Diese Geschäfte waren grösstenteils fremdfinanziert, mit billigen Krediten und sauberen Hebeln bei kleinen Sicherheiten. Kleinere Player gehen gerade reihenweise pleite, weil sie auf grossen Beständen sitzen und - da hätten sie einfach mich fragen können - in Bakschischrode und Schnorrweide keinen Käufer mehr finden. Und auch den ausländischen Kapitalanlegern gibt keiner mehr Kredit. Wer kaufen kann, kauft ganz sicher nicht dort, wo es extrem unsicher ist.



Berlin hat mittelfristig mal wieder keine Zukunft. Nur massenhaft Folgepersonal des ökonomischen Komplexes, dem gerade die Liquidität ausgeht. Da werden auch Law Firms abbauen, Berater eingespart und Lobbyvereine eingedampft. Der digitale Asoziale wird noch weniger Chancen haben und sich überlegen, ob er nun nach Hellersdorf oder gleich heim nach Bruchsal oder Reutlingen zieht. Eine schlechte Zeit, um die Dispohauptstadt des Landes zu sein. Und sicher auch nicht allzu gut, in diesen Markt hinein mit einer vermieteten Wohnung Geschäfte machen zu wollen. Die besagten Leute denken an dieses Berlin:



Aber dieses Berlin der obersten Springeretage unter verbeulten Sektkühlern und abgetretenen Webteppichen ist genauso runtergekommen wie die Stadt. Ja, es ist billig geworden, die Preise fallen wieder. Sie werden aber noch länger fallen und lange unten bleiben. Wie immer in solchen Zyklen. Bis 2012 ist es ein Verlustgeschäft. Aber mich fragt ja keiner. Mich fragen sie, ob ich mir mal die entsprechenden Insolvenzversteigerungen anschauen kann, Mitte und Charlottenburg, weil sie glauben, dass es momentan ohne Kredite kaum Käufer gibt, sie aber haben Cash.

Wieso bekomme ich nie Aufträge wie "Such uns die schönste Wohnung am Gardasee" - die wüsste ich sofort. oder "Beschaffe uns einen netten Rolls Royce Open Tourer" - absolut kein Problem. Oder "Begleite uns in die Silver Vaults nach London" - sofort! Statt dessen: Los, los, jetzt noch schnell eine sichere Berlinimmobilie, die sind wieder billg, such, fahr hin und sag, was du davon hältst. Ich. Im Oktober. Nach Berlin. Und bevor ich das tue, frage ich lieber meine Leserschaft im Netz:

Wie ist denn die Metzer Strasse so, zwischen Prenzlauer und Schöneberger Allee und südlich des Wasserturms?

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Empfehlung heute - In sharp and dramatic contrast,

the last quarter has been abysmal, and we are sorry to have let you down with the terrible performance of the portfolio.

Wer am Tag des Bank Run - nie habe ich an einem Montag Morgen die Sparkasse voller gesehen als gerade eben, und keiner sah aus, als würde er die frische Lottomillion einzahlen - dennoch etwas zu lachen haben will, kann sich bei Dealbroker vier höchst amüsante Briefe von Hedgefonds anschauen, die die Dinge in einer Deutlichkeit ansprechen, die man von deutschen Medien nicht zu erwarten braucht. Darunter haben sie auch noch eine inoffizielle Liste mit den Verlusten vieler weiterer Hedgefonds aus einer anonymen Quelle, von der ich mal vermute, dass sie dort nicht lange stehen wird. Dramatisch ist gar kein Ausdruck, und ich möchte kein Ferrarihändler sein. Ich rate zum Kopieren und speichern, denn:

THE INFORMATION CONTAINED HEREIN IS BEING PROVIDED ONLY TO INVESTORS IN THE *** FUNDS. THIS UPDATE IS CONFIDENTIAL AND MAY NOT BE REPRODUCED OR DISSEMINATED TO ANY OTHER PERSON WITHOUT THE PRIOR WRITTEN CONSENT OF *** CAPITAL.

Das Wall Street Journal dagegen wird wohl bei seiner brillianten Story über die letzten Tage der Lehman Brothers und ihrer Ungereimtheiten bleiben. Pulitzerpreis, würde ich sagen.

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Montag, 6. Oktober 2008

The Good, the Bad and the ugly Slimeballs

Die Kreditkrise hat die Kraft, Gutes und Böses hervorzubringen, neben dem ganzen Übel, das sie zeitigt (zeitigen ist übrigens eines der Worter, die mehr verwendet werden sollten. Wir brauchen mehr Archaismen.). Eines der Ereignisse, über die ich mich den ganzen Tag aufregen könnte, gäbe es nicht so viel anderes, ist dieser Erklärungsversuch der Handelsblattspitze für ihre Löschung eines Beitrags, der die Einlagensicherung privater Banken bezweifelte:

"Grund für unsere Entscheidung war die Befürchtung, dass der Blog-Beitrag von Herrn Uhlig in der Öffentlichkeit irrtümlich nicht als die persönliche Meinung eines Wissenschaftlers, sondern als redaktioneller Beitrag des Handelsblatt wahrgenommen werden könnte und der Eindruck entsteht, das Handelsblatt rufe zu einem „Run“ auf die Commerzbank und andere Finanzhäuser auf."

Bernd Ziesemer, der das verantwortet hat, ist es aber nicht zu peinlich, seinen Blogversuch nach anderthalb Jahren Kreditkrise, die durch gewissenlose Verbrecher der Wall Street und anderswo ausgelöst wurde, begleitet von der Liberalisierungspropaganda von Medien wie dem seinigen, zu überschreiben mit: "Über Ökonomische Vernunft und politische Dummheit". Wie das aussieht, konnte man heute im Handelsblatt.com nachlesen: Wenn es nämlich nicht um die stinkenden Pavianärsche der Bankenfreunde des Handelsblatts geht, sondern um das Abzocken und Bescheissen des Staates mit Hilfe von Erpressung durch die Verursacher der Krise, wenn es um Panikmache für die grosse Abzocke geht, hat das Handelsblatt absolut kein Problem, einen leitenden Asien-Manager von Morgan Stanley der deutschen Politik Ratschläge erteilen zu lassen. Ganz gross, auf der ersten Seite. Da haben eine Menge Leute extreme Defizite im Bereich Anstand.

Angesichts solcher Figuren und ihrer moralisch höchst fragwürdigen Einstellung bin ich wirklich froh, dass es noch Leute wie Peer Steinbrück gibt, nach dessen Kopf unverständlicherweise manche rufen, und komischerweise den Wirtschaftsminister Glos aussparen. Steinbrück erfuhr gestern quasi aus den Medien, dass die Banken in Sachen Rettung der Hypo Real Estate einen veritablen Dolchstoss gegen die Politik geführt hatten, indem sie die Vereinbahrung unilateral aufkündigten. An solchen Geschichten zeigt sich die verkommene Zockermentalität der Privatbankenchefs, die einen Zusammenbruch des Wirtschaftssystems riskieren, um die Politik gefügig zu machen. Steinbrücks Reaktion fand ich ebenso brutal wie gut: Statt der Bagage auf den Leim zu gehen und um Gnade zu winseln, liess er die Medien wissen, dass die Einlagenabsicherung der Privatbanken vermutlich, wie schon im zensierten Handelsblattbeitrag nachzulesen, am Ende sei. Wenn schon Bank Run, dann wenigstens die Hauptlast bei denen, die damit den Staat erpressen, mag sich Steinbrück gedacht haben.

Die neue Einlagensicherungsabsicherung (so muss man das in der gesamten Krudheit wohl nennen) des Bundes ist dann ein weiterer Wink mit dem Zaunpfahl an Deutsche Bank und Co.. Im Gegensatz zum irischen Irrsinn der Absicherung jeder Form hochgiftiger Papiere oder zum neuen britischen Regierungswahnsinn ist die deutsche Lösung nämlich eine, die so stark begrenzt ist, dass sie nur den Sparern, nicht aber den Banken weiterhilft. Abgesichert werden nur Privatpersonen und kleine, inhabergeführte Firmen mit ihren Sparbüchern, Tagesgeld und Girokonten. Kleinzeug, das jeder hat und jeder braucht, nur nicht die Privatbanken, für die das lediglich nervende Performancebremser sind. Alle anderen, die global zocken und gross kassieren wollen, die besten Freunde der Privatbanken, stehen mit ihren Geschäften weiter im Regen. Bei einer Raiffeisenkasse vermutlich ein kleineres Problem als bei grosskotzigen Privatbanken, deren Einlagensicherung, siehe oben...

Ich lobe die grosse Koalition selten, aber das war ein wirklich kluger Schachzug. Die Botschaft ist deutlich: Wer sparen will, wird geschützt, wer zocken will, muss das Risiko selber tragen, wer dabei hilft, muss es selber ausbaden. Der Staat steht zu seinen Bürgern und nicht zu den Banken. Es sind solche Entscheidungen, die sowas wie Vertrauen zurückbringen können. Vertrauen entsteht sicher nicht, wenn der Staat jeden dreckigen Kriminellen rauskauft, und auch nicht, wenn er sich nicht um die Sorgen der Menschen kümmert. Mag sein, dass die grosse Koalition einfach nur Angst hat, den kompletten Osten an die Linke zu verlieren, aber ich habe zunehmend den Eindruck, dass man auch in Berlin die Schnauze voll hat von den hinterhältigen Eskapaden der grinsenden Ackermänner dieser Republik.

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Empfehlung heute - Foodpornen

Erst blieb der Quarkauflauf mit grünem Gemüse etwas zu lang im Ofen, und dann war auch noch jemand da, der ich nicht erklären konnte, warum ich das Ergebnis langwierig ablichten musste. Weil sie Hunger hatte, und weil sie nichts von diesem Privatvergnügen hier wissen muss. Das Ergebnis:



Naja. Nachdem ich kein Fan langwieriger Nachbearbeitung bin, muss es reichen. Wer aber mehr wissen will über Foodphotographie, wird sicher bei diesem Beitrag von VeganYumYum. Das amerikanische Dreckswort "Yummie" ist übrigens ein gutes Mittel, in mir jeden Wunsch zum Beischlaf abzutöten. Yummie zu meinem Essen zu sagen, ist in etwa so ein Kompliment wie "goile Schloider ey" für einen Aston Martin DB4, oder Bergamotte im Tee.



Dafür wurde dann der Sonnenuntergang hübsch dramatisch geflockt. Da hatte ich dann aber auch mehr Zeit für das Bild.

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Samstag, 4. Oktober 2008

Irland und das Ponzi-Schema

Wer nicht weiss, was ein Ponzi-Schema ist, möchte es erst hier nachlesen - und für den, der zu faul ist, die Kurzfassung: Die Mutter aller Schneeballsysteme, benannt nach dem italoamerikanischen Verbrecher Charles Ponzi. Offensichtlich ist der Ponziclan nicht ausgestorben, sondern hat überlebt und erfreut sich bester Gesundheit - ausgerechnet in irischen Banken und Regierungsstellen, die gerade dabei sind, den Euro - und damit unser aller Geld und Währungssysteme - zu Tode zu spekulieren.

Perverserweise, indem sie behaupten, das Geld sei bei ihnen absolut sicher. Es ist nämlich so in Irland: Banken werden dort praktisch nicht kontrolliert und können Dinger drehen, die in Frankfurt, Mailand oder London nicht möglich wären. Gleichzeitig ist Irland eine Steueroase. Dublin ist voll mit Banken und fragwürdigen Investmentvehikeln, die für ihr Treiben keine Kontrolle sehen wollen. Das führte zu einer ziemlichen Abhängigkeit des irischen Staates von seinen internationalen Heuschreckengästen, es sorgte für eine Immobilienblase und satte Wachstumsraten, naürlich auch für die irischen Banken - bis zur Kreditkrise. Und nun bekommt auch Irland das ganze Programm ab: Faule Kredite, riskante Bankgeschäfte, fallende Hauspreise, austrocknende Liquidität für Banken und ein Staat, der plötzlich mit einem kollabierenden Finanzsystem konfrontiert ist, mit Milliardenabschreibungen, Verlusten und ausbleibenden Einnahmen. Irland ist am Ende, Irland hat es verdient, und wenn die EU gerecht wäre, würde man Irland isolieren und jeden Tag exakt 100 Tonnen Kartoffeln über den Docks abwerfen - nicht mehr, um eine Vermehrung der dortigen Verbrecher auszuschliessen.

Märkte haben freundlicherweise ihre eigene Version der 100 Tonnen Kartoffeln, und diese Version heisst "Misstrauen", "Wertverlust" oder "Bank Run". Genau das geschah am 29. September nach einer Reihe von Ratingabwertungen, als an den Börsen irische Bankaktien verkauft wurden, was ging: Die Anglo Irish Bank verlor 45%, die Hypothekenbank Irish Life & Permanent 34%. Allied Irish Banks sackte um 16% ab, und die Bank of Ireland 15%. Und am kommenden Untergang liess die Financial Times wenig Zweifel:

Mr Orsi said that in current market conditions one concern was that some banks might hit liquidity problems as they found it hard to refinance term loans that come due in the next few months.

Irische Banken wären so gesehen also die letzten, in die man Geld stecken sollte. Aber diese Überlegung ist ohne die Ponzi-Vettern der Verbrecher auf den Docks gemacht, und die sitzen in der irischen Regierung. Statt sich Gedanken zu machen, wie man den Laden rettet oder zumindest über die IRA ein paar pakistanische Atiombomben kauft, um sich ehrenhalber von der europäischen Landkarte zu radieren, griffen sie zu einer anderen Lösung: Irland garantiert unbegrenzt als Staat für alle Einlagen der sechs grossen irischen Banken. Im ersten Schritt sind das Einlagen und Kredite und finanzieller Giftmüll im "Wert" von 400 Milliarden Euro - vor der Krise hatte das gesamte Land gerade mal ein Bruttoinlandsprodukt von lächerlichen 148 Milliarden. Dieses Schurkenstück war gerade erst beschlossen, da flatterten in Grossbritannien auch schon die ersten Werbeschreiben in den Emailpostkästen:

* As you may be aware on Tuesday 30th September the Irish Government put in place a guarantee arrangement to safeguard all deposits (retail, commercial, institutional and Interbank), covered bonds, senior debt and subordinated debt (lower tier II) with Irish Banks.
* As Irish Nationwide qualifies under this scheme we now represent the safest place to deposit money in Europe with a AAA guarantee from a country with the lowest national debt to GDP ratio of any AAA country.
* Irish Nationwide are offering the following GBP£ products for savers:
* Six month 6.75% fixed rate bond (Irish Government Guarantee for any amount)
* One year 7.10% fixed rate bond (Irish Government Guarantee for any amount)
* Money in these accounts are guaranteed regardless of the size of deposit and represent the best value in the UK market.


Das ist blanker Irrsinn. Es müsste ein Gesetz geben, um das zu verhindern. Die Banken, die das anbieten, sind in schwersten Problemen und bieten unbegrenzte Anlagen zu Zinsen jenseits von 6% an. Mit unbegrenzter Garantie. Zahlt im Schadensfall ja alles der irische Staat.

In England wackeln auch Banken, und die Absicherung der Einlagen ist weitaus schlechter. Also werden da viele Miliarden über die irische See gehen. Milliarden, die auf wundersame Weise mit den Anlagen die Bilanzlöcher vollkommen maroder Banken stopfen, die auf dem Interbankenmarkt kaum Geld bekämen und deren miese Geschäfte sie in ein paar Tagen oder Wochen vor die Wand gefahren hätten. Alles super, oder?

Nicht wirklich. Denn all die vielen neuen, schönen Milliarden müssen irgendwie verzinst werden. Verzinsen tut man, indem man zu höheren Zinsen selbst verleiht, und das Geld wiederbekommt. Leider haben wir es hier mit Banken zu tun, die so miserabel dran sind, weil sie genau das zu tun nicht in der Lage waren, ihr Geld mit schmutzigen Derivaten und schlechten Hypotheken vergeudeten. Allerdings dürften die ersten Ausschüttungen kein Problem sein; es kommt ja genug Geld aus dem Ausland, das man für die Zinsen verwenden kann. Schlimmstenfalls macht man ein Tauschgeschäft mit einer anderen Bank. Aber ich wüsste offen gesagt nicht, wie eine irische Bank in der aktuellen Situation mit ihren hohen Risiken in der Lage sein sollte, diese Zinsen zu erwirtschaften.

Aber egal. Wenn irgendwann mal die internationalen Geldzuflüsse vorbei sind und man kein Geld mehr für die Zinsen hat und der Rest auch verbrannt ist, gibt es ja immer noch den irischen Staat, der haftet. Sagt er. Wobei ich eher annehmen würde, dass Irland dann ganz einfach in den Staatsbankrott kippt. Irland kann sich das leisten. Mit links.

denn das kleine Irland hat den Euro. Und ich will nicht wissen, was dem Euro droht, wenn Irland pleite geht. Vielleicht wird Resteuropa diese unseriösen Aussauger retten müssen, weil ein paar hundert Milliarden dann relativ gesehen immer noch billiger sind, als das Ende des Euro. Vielleicht wird aber auch jeder Ire 92.000 Euro für die Absicherung der Konten ausgeben, oder noch mehr, je nachdem, was der Ponzi-Regierung dort noch an sonstigen Versprechungen für Anleger einfällt. Die Garantien auf zwi Jahre sind noch nicht mal legal, es ist eine grobe Wettbewerbsverzerrung, aber das juckt die Iren nicht.

Den Letzten beissen die Hunde. Und nachdem die Iren es schon geschafft haben, beim Steueroasendasein die ersten zu sein, werden sie auch diesmal wieder versuchen, andere zu den Letzten zu machen. Bitte, keinen müden Cent für einen europäischen Rettungsfonds, der solche Kreaturen begünstigt.

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Zeitenwechsel

Lebe wohl, Zwetschgendatschi, kurz war die Zeit, zu kurz die Orgie, noch einmal die explodierende Frucht im Mund, bis dann, nächstes Jahr. Willkommen dagegen Kürbistarte, von nun an bis ins neue Jahr wöchentlicher Begleiter, zuerst noch mit Recherl, dann mit Egerlingen, zusammen mit Zitronen, heiss serviert und getrunken.


(Grossbild)

Morgen feiern sie hier Erntedank, und auch den Umstand, dass einer der ihren jetzt der oberste Bayer wird. Sie werden ihn lieben und wählen, und er wird eine Politik machen, die dem Lafontaine das Fürchten lehrt. Von seinen Parteifreunden ganz zu schweigen. Er wird die Rechnungen begleichen und keinem anschreiben, und sie weden es hinnehmen. Aber man muss wohl einsehen, dass dieses renitente Volk so ein Viech an der Spitze braucht, so einen Stier, der nachweislich noch zeugungsfähig ist und aus den nebligen Tiefebenen hervorkam, um den Edmund zu überleben und das Elend der Uckermark unterzupflügen. Ich verabscheue die CSU, aber der Gedanke, dass die preussischen CDU-Pinscher, diese Mesmersöhnchen jetzt, nachem die gedemütigte, verdroschene CSU ihnen das letzte Mal noch bei der Bundestagswahl ihre neoliberalen Pavianärsche gerettet hat, damit sie nicht vom Schröder zerschrödert werden; dass diese lumbade Bagasch die Vorrechte der Bayern in der Fraktion beschneiden wollen wie den jungen Stier, um ihn zu unterjochen: Die Vorstellung mag ich auch nicht. Dann lieber einen, der schon alles überlebt hat und den Rest auch noch packt.

Täuschet Euch nicht: Was aus dem Sumpf dieser Tiefebene am Fluss steigt, will nicht spielen. Die sind hier so. Und alle werden sie vor ihm kuschen, die anderen, die Funktionäre, die Strippenzieher, die Heckenschützen die Apparatschiks, sie werden seine Knute lecken. Ich kenne sie. Wir haben hier keine Krischperl wie den Huber oder den Beckstein.

Und ihr werdet ihn kennenlernen. Schon morgen, zum Dank der blutigen Ernte.

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Freitag, 3. Oktober 2008

Keine Verschwörungstheorie

Es gibt ja manche, die sagen, dass die Finanzkrise extrem schlimm ist und wir längst alle auf dem Weg zur Bank sein sollten, um unser Geld zu holen und es in Gold anzulegen. Doch die bösen Medien wären mit den Banken im Geschäft und würden alles gezielt unterdrücken, was in diese Richtung geht, um keine Panik aufkommen zu lassen. Ich bin zwar auch sehr kritisch, was die aktuelle Lage angeht, aber ich halte Medien schon noch für ein klein wenig kritisch; unterschreiben würde ich das also in dieser Schärfe nicht.

Bis heute.

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Staatspleite

Ups, ich sage mal: Über das Wochenende geht Island mit einem Zusammenbruch des Finanzsystems über den Jordan, was geographisch nicht leicht ist, aber Island hat sich wirklich viel Mühe gegeben. Angesichts der Verflechtungen zur irischen und britischen Bankenszene könnten das äusserst spannende Tage werden, leider auch für unsere Währung, sollten sich die Typen da oben nach dem Kollaps ihrer Krone dazu entschliessen, den Euro einzuführen. Ich hoffe ja eher, dass die EU ein paar Kriegsschiffe da hochschickt, den Laden auseinandernimmt und die Amerikaner Kapazitäten in Guantanamo für die Verantwortlichen frei machen. Bail In ist der neue Bail Out.

Ich hatte mal ein Interview mit einem polnischen Partisanen des zweiten Weltkriegs, und der sagte mir sehr eindrücklich etwas, das ich nie vergessen werde:

Der Tod kommt immer von einer Seite, von der man ihn nicht erwartet.

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Donnerstag, 2. Oktober 2008

Real Life 1.10.08 - Ausnahmezustand

Gleich hinter der Ausfahrt steht eine Polizeikontrolle, dahinter noch zwei dunkle BMW, die der Steuerfahndung gehören könnten. Sie bestätigen, was du in den letzten Tagen gerüchteweise gehört hast: Dass sie jetzt kontrollieren, dass der Weg über den Achenpass Richtung der Volksbanken in Innsbruck oder weiter in die Schweiz nicht mehr sicher ist, dass man nicht mehr als 10.000 Euro dabei haben sollte. Für Anwohner ist es nicht so schlimm, da führt man eben zehn mal mit der Frau zum Einkaufen in den M-Preis nach Scholastika, aber Müncher, hörst du, machen schnell mal den Fehler und glauben, dass die alte Silberroute hinunter nach Schwaz sicherer sei als die Autobahn oder der Zirler Berg. Der aktuelle Tipp, der in der Region verbreitet wird, ist eine Notration in einem Schliessfach hinter der Grenze in Schweizer Franken. Die Alpenländer sind für Vermögende das geworden, was Irland gerade für die Briten wird: Ein scheinbar sicherer Hafen, während die Flucht daheim die Banken knirschen lässt. Ein Rat, den Iris zu geben in der aktuellen Lage vielleicht nicht so klug ist. Iris will nichts mehr davon wissen. Mit dem, was ihre Eltern in den letzten Wochen verloren haben, hätten sie sich zwei Wohnungen am Tegernsee kaufen können. Du solltest nicht fragen, und du darfst auch nicht empfehlen, denn der Vermögensberater, der dafür verantwortlich ist, kennt mittlerweile den Anwalt von Iris Herrn Papa. Du kennst inzwischen mehr Lehman-Geschädigte, als du je für möglich gehalten hättest.

In der amerikanischen Vogue war ein Beitrag, der den Leserinnen empfahl, den Kleiderschrank zu durchsuchen nach Stücken, die man immer noch tragen kann, und gerade Stücke aus den späten 90ern kommen jetzt wieder in Mode. Mit Gürteln. Zum enger schnallen. Dummerweise habe ich nach der Scheidung praktisch alles in die Altkleidersammlung gesteckt, bedauert Iris und nippt am Milchkaffee. Der Kostenvoranschlag für die Reparatur am Wagen liegt bei 6000 Euro, mehr als er noch wert ist. Findest du, dass Frauen unattraktiv werden, wenn sie nichts mehr haben?



Nebenan sitzen eine Hintergetackerte und eine Aufgespritzte ind Unnaturblond, die offenkundig keine Sorgen haben, und unterhalten sich über die unerträglichen Eigenschaften ihrer Gatten, die diese Herrschaften glücklicherweise mit ins Grab genommen haben.

Relativ ganz sicher nicht, antwortest du mit einem Seitenblick, und Iris versteht, was du meinst. Und absolut in deinem Fall: Auch nicht. Die Familie deiner Mutter hat doch immer nur Frauen hervorgebracht, die in jedem Alter höchst vorzeigbar waren. Es gibt aber einen gewissen Typus Frau - oder Mann, ganz egal - der nur funktioniert, wenn Geld da ist. Das sind die, die Geld am Laufen hält, die alles auf Geld beziehen und deren Charakter geldgebunden ist. Ich würde mir an deiner Stelle keine Sorgen machen, Interesse an Kultur, Belesenheit und die Fähigkeit zum angemessenen Smalltalk werden auch in Zukunft Mittelständler und zweitklassige CSUler auf den gedanken kommen lassen, dass du endlich wieder heiraten solltest. Allein der Name, die Geschichte hat schon einen Wert. Das ist heute auch nicht anders als vor 250 Jahren in Frankreich.

Und bevor Iris Zeit hat, die potenzielle Unverschämtheit dieser Aussage zu erkennen, schiebst du nach, dass Attraktivität, du meinst, bitte, sie möchte sich doch nur mal einen Moment von ihrer Perspektive lösen und sich anschauen, wie sie im Abendlicht am See auf den Stuhl hingegossen ist, natürliche Grazie und Anmut sei nicht zu kaufen, und überhaupt, bis zur Versorgungsehe sei es noch ein sehr weiter Weg.



Ihr geht am Strand Richtung Mangfall, und Iris macht sich Gedanken über diese Generation, die immer noch so aussieht, so aussehen könnte, als würde sie in geordneten Verhältnissen leben wollen, als müsste sie nur wieder Rüschenkleider tragen und Zylinder, und schon würde die Prinzregentenzeit auferstehen, diese besseren Töchter, deren Finger nach Musik von Brahms und Mahler verlangten, vielleicht auch einen Kururlaub an einem Zauberberg und ein Tod in Schönheit unter 40, aber am Ende bleibt es beim Botox und Wellnesswochenende, einem Konzertbesuch und einer biederen Äusserlichkeit, die vollkommen unfähig ist, sich mit langfristigen Strukturen wie Familie und Ehe zu arrangieren. Die dunklen BMW haben ihren Standort verändert und lauern jetzt hinter der Brücke auf unvorsichtige Geldkuriere, die Sonne geht in gleissender Pracht unter, und es wird sehr schnell kalt am See. Bitterkalt.

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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Mittwoch, 1. Oktober 2008

Ausgerechnet Gerolfing

Wer jetzt nicht zu Seehofer überläuft, geht mit Beckstein unter.

Ich fahre jetzt nach München, aber wie man so hört, orientiert sich die Staatspartei a.D. an meinen Vorhersagen, und es haben schon jetzt nur sehr wenige Lust gehabt, mit Beckstein unterzugehen. Meine Heimatstadt wird sich demnächst im Glanze des Ministerpräsidenten Seehofers sonnen. (Bis so ein paar Gschichten mit einem Vertrieb eines gewissen Skandalunternehmers die Runde machen, aber das ist wann anders zu erzählen)

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Das Decamerone und die russische Lösung

Historische Wirtschaftskatastrophen haben einen Vorteil beim Beschwichtigen der Gegenwart: Sie geschahen, weil die Verursacher kaum begriffen, was sie da taten. Sie spielten nach Regeln von Märkten, die sie und die anderen Teilnehmer, ob nun freiwillig oder unfreiwillig, nicht zu verstehen in der Lage waren, und die trotz aller entsetzlichen Folgen so wenig in ihrem gesamten Ausmass erkannt wurden, dass eine präzise Analyse bis heute allein schon mangels schlüssiger Quellen kaum möglich ist. Dazu kommt, dass viele Katastrophen so tiefgreifend waren, dass die betroffenen andere Probleme hatten, als den VWLern schlüssiges Datenmaterial zu liefern. Wir wissen definitiv vom Zusammenbruch des Geldsystems in den römischen Provinzen des IV. Jahrhunderts, weil die Barbaren, die keinen Markt mehr für ihr erplündertes Geld haben, es in Gürtelschnallen und Fibeln umarbeiten - was es aber für einen Romanen bedeutet hat, plötzlich in den Ruinen seiner Städte bestenfalls Tauschhandel betreiben zu können, wissen wir nicht. Es war scheisse, soviel ist klar, und es war nicht begrenzt wie beispielsweise die Tulpomanie des XVII. Jahrhunderts, die sich stets anbietet, wenn man nach einer eher folgenlosen Blasenwirtschaft und ihrem Platzen in einem prosperierenden Land sucht.

Bei den historischen Vergleichsdebakeln also herrscht so eine Art Beliebigkeit, jeder sucht sich das heraus, was ihm passt; der eine nimmt den Aufstand der Ciompi und der andere die Folgen der Jacquerie, ein Dritter behilft sich bei der Hungersnot von 1814 und ich persönlich tendiere zum Vergleich mit den Staatsbankrotten des absolutistischen Frankreichs, die auf andere abzuwälzen einer der Gründe für die expotierten Kabinettskriege der Zeit war, was uns wiederum Voltaires im Elend des siebenjährigen Krieges spielenden Candide bescherte. Aber angesichts der aktuellen Krise ist das alles - wertlos. Und weil ich kein VWLer bin und auch ansonsten von Wirtschaft keine Ahnung habe, abgesehen davon aber ziemlich früh auf die Probleme und ihre Folgen hingewiesen habe, bitte ich meine Zukunftseinschätzungen mit Vorsicht zu geniessen.



Unser spezifisches Problem in dieser Krise ist neben der extremen Komplexität und der folgenden Unvorhersehbarkeit der Glaube, dass alles möglich ist. Gestern Abend zum Beispiel knallte die Aktie von Google in wenigen Minuten bei enormen Umsätzen um bis zu 20% nach unten, ohne dass es irgend eine Nachricht gegeben hätte. Ein Fehler der Software, wie sich dann herausstellte, nichts weiter, aber trotzdem brach Verkaufspanik aus. Weil es im Momment möglich erscheint. Das aber ist nur eine Fussnote gegen das eigentliche Problem, das sich längst von den Subprimekrediten gelöst hat und sich nun durch das System zu den lebenswichtigen Einrichtungen frisst: Das Misstrauen der Banken in das eigene Geschäftsmodell. Wäre die Wirtschaft ein Körper, dann hätten wir gerade durch das mit Irrsinnszinsen de facto beendete Interbankengeschäft so eine Art Herzstillstand. Und warten jetzt auf den Hirntod.

Das Interbankengeschäft, dessen Probleme beinahe den Kollaps der Hypo Real Estate und damit indirekt auch das Ende der Pfandleihen und damit wiederum der Kreditwürdigkeit des Staates ausradiert hätten, dieses Interbankengeschäft ist langwilig und mechanisch und theoretisch narrensicher - im Grunde ist das Rumreichen von Krediten untereinander so simpel, dass niemand sich vor wenigen Monaten wirklich darüber Sorgen gemacht hätte. Jetzt geht alles sehr, sehr schnell. Und wer gestern noch kaufen konnte, steht heute schon ohne Kredit da. Es gehört zum zentralen Lebenstrieb der Banken zu wissen, wie schlimm es wirklich ist. Due Diligence, Risikobewertung und Scoring sind deren täglich Brot. Was ich nirgendwo so brutal lese, ist: Banken, die sich selbst nichts mehr leihen, sind kein Systemfehler mehr, sondern die Zerstörung des Systems. Sie sind wie ein teures Heizkraftwerk, das mit extremen Abgasen im Winter kalt macht.

Meines Erachtens kam und kommt es so weit, weil die verfickten Arschlöcher an der Wall Street und in Washington und vielen profitierenden Ländern die Party der Blase weiterfeiern wollen. Statt die ganze kritische Scheisse zum Abkühlen Anfang 2007 in eine milde Rezession zu schicken, den Laden zu konsolidieren, die Schwachen zu killen und den Guten die Märkte zu öffnen, hat man versucht, das System so heiss wie möglich zu fahren. Eine Rezession ist absolut nichts schlimmes, sie gehört dazu, sie ist die Voraussetzung für eine Neujustierung des Marktes. Statt dessen werden Schulden gemacht, um Versager durchzufüttern, Aktionäre zu belohnen, überflüssige Firmen zu bewahren und den Konsum anzuregen, dessen Übertreibung erst die Schulden produzierte, die nie mehr zurückgezahlt werden können und die eine neue Masslosigkeit kreierten. Eine Masslosigkeit, an deren Ende ein bigottes, fastschweizerisches Gebilde namens Irland nicht mal den Anstand hat, für seinen finanziellen Selbstmord mit Totalabsicherung aller giftigen Assets seiner miserablen Banken vor die Tür des Euroraums zu gehen, um beim Hirnrausblasen mit dem Dreieinhalbfachen des Bruttoinlandsprodukts nicht die Gemeinschaftswährung zu beschädigen. Europa hätte gute Chancen, besser als die USA und England durchzukommen, und dann schreiben die Sprosse der Kartoffelpestgeschädigten einen Blankoscheck gegen die gesamte Union raus, einzulösen von jedem Verbrecher, der eine Bad Bank den Bach runtergehen lassen will.



Momentan ist sich jeder selbst der nächste, es herrscht absoluter Egoismus vom Abräumen der Banken über das Ausscheiden bei den Hedge Fonds bis zum Warten auf das Ende der Investmentbanken. Die Schulden sind so gigantisch, dass sie nur mit dem Ausscheiden von Mitspielern, sprich deren Pleite aufgelöst werden können, inclusive Vermögensverluste für Anleger, Rentenkassen, Immobilienbesitzer - einfach alles. Wir sind bereits mitten drin im Melt Down des Systems und der Assetwerte oder was man dafür gehalten hat. So gesehen ist es idiotisch, anderthalb erfolglos vergeudete Jahre nach dem Beginn der Krise nochmal 700 Milliarden neue Schulden zu machen, um das Geld in einem Multibillionenloch verschwinden zu sehen. Es würde nichts an den Überbewertungen ändern, die bei den Aktienkursen beginnen, sich über VCs und Private Equity fortsetzen und im Giftmüll der Derivate ihren Höhepunkt finden. Wenn man diese Giftladungen gegenrechnet, bleibt nichts übrig ausser dem amerikanischen Staatsbankrott, in der Folge dem Bankrott der Schwellenländer und eine Rezession, die auch in Europa jeder nördlich der Mangfall brutal spüren wird.

Ich glaube aber eher an eine politische Lösung. Wenn man schon verstaatlichen, übernehmen und Leerverkäufe verbieten muss, dann gleich ganz und komplett. So ähnlich, wie es die Russen letzte Woche gemacht haben: Wenn die Märkte für die Staaten gefährlich werden, müssen sie eben wie jedes kaputtte Atomkraftwerk runtergefahren werden. Danach kann man die Löcher reparieren, die verschmorten Bauteile austauschen, die Verluste so gegenrechnen, dass für alle genug bleibt, die Versager bestrafen und in ein Lager einweisen, hochriskante Praktiken verbieten, staatliche Grundfunktionen wie Rente, Gesundheit, Transport, Energie und Nahrung eigenverantwortlich fahren und dann das restliche System langsam wieder hochfahren - und die Verantwortlichen knallhart kontrollieren.

Alles andere - Bilanzierungstricks, Rumschieben, Geldnachschmeissen, Sicherheiten garantieren, die man nicht halten kann, die Mischung aus Panik und Euphorie ver bipolar Gestörten in den wirtschaftlichen Befehlsständen - verlängert nur den Absturz in eine marktradikale Lösung des Niedergangs, die man sich nicht wünschen darf, solange da draussen die Berlusconis, Straches und diverse Rattenfänger frei rumlaufen. Ich persönlich bin hochgradig pessimistisch, dass man politisch weiter rumdoktorn und retten und sich erpressen lassen wird, statt das Problem umfassend zu lösen.

Also, was wird langfristig sein? Ich glaube: Man wird die erste Option des Niedergangs so lange geschehen lassen, bis man zur zweiten Option des radikalen Staatseingriffs praktizieren muss, um überhaupt noch irgendetwas zu retten. Wir stehen dieser Krise nicht mit Wissen und Erfahrung gegenüber, sondern mit der Fassungslosigkeit der Florentiner des Jahren 1349, deren glückliches Leben von der Pest hinweggefegt wird, gegen die man zu spät zu schlechte Mittel ergreift. Viele werden krepieren, nur wenige werden auf ein Landgut gehen und Geschichten erzählen. Ich fürchte, dass unsere Geschichte bereits geschrieben steht im ersten Kapitel des Decamerone, und ich hoffe, dass die folgenden 10 Tage von meinen Freunden handeln.

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Dienstag, 30. September 2008

Meuterei auf der CSUnty

Siegfried Schneider ging ungefähr 50 Meter von meinem Stadtpalast in die humanistische Schule (Humanismus, der Gegenteil von human, sagte man bei uns). Er wohnt allerdings nicht bei uns in der Provinzstadt, sondern in der Region des tiefschwarzen Nachbarkaffs Eichstätt. Von Eichstätt ging die Sage, dass die CSU dort auch einen Besenstiel nominieren könnte, und er würde zum Bürgermeister gewählt. Als ich im Gymnasium war, versuchten sie es dagegen mit meinem Wirtschaftslehrer, und der verlor dann doch gegen einen Sozialdemokraten. Alles andere hätte meines Erachtens ein sofortiges Strafgericht des Himmels nach sich ziehen müssen. Trotzdem ist Eichstätt so zurückgeblieben wie die Oberpfalz, so kleingeistig wie Schwaben, so beschränkt wie Mittelfranken und wäre heute noch von Schweine- und Schafzucht abhängig, gäbe es nicht nebenan die segensbringende Provinzstadt, die dem dortigen Weltkonzern die Ingenieure stellt, die dann über hirntote Eichstätter befehlen, deren einzige Hobby das sich selbst totrasen auf schlecht frisierten Automobilen und Motorrädern auf der B13 ist, gern mit einer Menge Alkohol intus - denn so ein gestandener Bayer verträgt nach den Worten unseres aktuellen Ministerpräsidenten schon einiges.

Nichts würde man aus Eichstätt weniger erwarten als einen Kultusminister, aber in Bayern war noch nie etwas normal, hier reagiert Regionalproporz und Studentenverbindungsbewusstsein schadet auch nicht, und wer aus Eichstätt kommt, in der Provinz Latein gelernt und dann wieder in Eichstätt an einer katholischen Universität war - der schafft es in der CSU auch in das Jugendnetzwerk von Edmund Stoiber, die sogenannte 94er-Gruppe. Unser Schneider aus Eichstätt (genauer aus Wettstetten hinter Etting bei Echenzell nahe Böhmfeld jenseits des Jura bei Pfünz vor Pietenfeld an der Leithen nahe Eichstätt) machte im Rahmen der 94er unter Stoiber Karriere, erst in seiner Heimatregion und dann auch im fernen München. Dort folgte er der wegen der Münchner CSU-Affäre geschassten Monika Hohlmeier als Bayerischer Staatsminister für Unterricht und Kultus nach. Die Sorte getreuer Gefolgsmann, auf die sich die Regierung Stoiber stützte und der man auch den Söder, den beckstein und den Huber verdankt.

Der talentierte Herr Schneider aus Wettstetten hinter Etting bei Echenzell nahe Böhmfeld jenseits des Jura bei Pfünz vor Pietenfeld an der Leithen nahe Eichstätt nun ist verantwortlich für das Unterrichtswesen und damit für den wahren Hauptgrund der CSU-Niederlage vom Sonntag: Der verfehlten Schulpolitik des achtstufigen Gymnasiums, das sogar die Tochter der gut situierte Nachbarn meiner Eltern an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit bringt. Bayerische Schulen waren schon immer hart, und deren Verdichtung zur Schaffung von Kanonenfutter für bayerische Allmachtsinteressen in der Globalisierung haben viele der Partei nicht verziehen. Das G8macht aus Müttern Nachhilfelehrerinnen, aus Lehrern Paukern, aus kulturellem Engagement absurde Pflichten, es macht Paukstudios reich und entlastet den Staat zum Schaden der Allgemeinbildung. Schneiders Name ist mit dem G8 zusammengeschweisst, mit dem Protest der Lehrer und der Wut gegen die da oben, die sich einen Dreck um die da unten kümmern.

Schneider war, als es letztes Jahr um den CSU-Vorsitz ging, auch weiterhin Minister unter Beckstein und obendrein Chef des CSU-Bezirks Oberbayern. Als solcher half er in der oberbayerischen Region, die eigentlich die Heimat und Erbhof des Gerolfingers Horst Seehofer ist, den Niederbayern Erwin Huber zum Parteichef wählen zu lassen. Man ahnt es, die geographische Nähe von Gerolfing, das nur ein paar Rinnsale, Felder, Kapellen und Sautröge von Wettstetten entfernt liegt, mochte nicht die Distanz überbrücken, die nun mal entsteht, wenn einer einen wohlfeilen moralischen Grund wie ein gschlampertes Berliner Verhältnis hat, um sich auf die Seite der vermeintlichen Sieger zu schlagen.


Aufschlitzen und Stechen in Weissblau

Nun ist die CSU politisch aber nicht mehr am Drücker, und neben dem schon zurückgetreten Huber und der geborenen Breissin Haderthauer und dem wackelnden Beckstein wäre Schneider als weiterer Hauptverantwortlicher des Debakels auszumachen. Machtposition hin oder her: Als Huberhelfer und G8-Schuldiger ist er eigentlich zu sehr Teil des gescheiterten Systems, als dass er beim grossen Messerstechen nicht auch dem ein oder anderen Machthungrigen ins Feitl laufen sollte - oder in den Hirschfänger oder Opas Schmeisser aus der Zeit bei der Waffen-SS oder was man sonst in der CSU gerade für die adäquaten Mittel auf der Suche nach einem Neuanfang hält.

Und nun passiert das, was typisch ist für die CSU und ihr Personal: Plötzlich spricht sich Schneider wieder vernehmlich für Seehofer aus. Und will auf seinen alten Dienstherren Stoiber, der auch wieder mitmischen will, nichts kommen lassen. Soweit ich gesehen habe, war Schneider einer der ersten, die den Kurswechsel vollzogen. Angesichts seiner Karriere sehr, sehr schnell. Vermutlich denkt sich in der CSU gerade jeder: Rette sich wer kann. Wer jetzt nicht zu Seehofer überläuft, geht mit Beckstein unter. Und das mediokre Personal der CSU, ihre auf Eigennutz und selbstbereicherung und Machterhalt ausgerichteten Machtstrukturen, lassen in dieser Situation gar nichts anderes zu. Man wird dem Huber und dem beckstein ganz schnell ein Austraghäusl hinstellen, in Berlin oder Brüssel oder Landshut, von dem sie hoffentlich nie wieder kommen und alle daran erinnern, dass sie auch dabei waren, erst unter dem Stoiber und dann unter dem Beckstein. Dann werden sie sich neu erfinden und hoffen, dass der Bayer immer noch so brunzdumm ist wie früher, und ihnen das nächste Mal nicht wieder tretenderweise das blede Gschau ins Hiarn betoniat.

Wenn sie sich da mal nicht täuschen. Im Wähler und im Wissen des Seehofers, dass er keinen von denen wird überleben lassen dürfen, um sich zu halten, wenn er der Ministerpräsident ist.

Disclosure: Der Autor hat nichts gegen Eichstätter, Neuburger, Pfaffenhofener oder gar Niederbayern und erkennt an, dass sie nichts dafür können und auch dort Leute leben müssen, wie Blogvermarkter in Berlin und der Papst in Rom.

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