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Mittwoch, 5. Dezember 2012
Rechnen und Schrauben mit Krampus und Nikolaus
Es fehlt in dieser Welt nicht an Schuldzuschreibungen an die Hersteller von Kartoffelchips: Sie wären exakt so entwickelt, dass die Käufer immer weiter essen würden, bis nichts mehr da wäre - der Nachgeschmack würde sie zwingen. Und dann werden die Menschen fett und ungesund und nicht ausreichend ernährt und wir alle müssten dafür zahlen, und zwar sehr viel. Ausserdem sind jede Menge fragwürdiger Stoffe drin. Das erinnert stark an ein anderes Elend, die Zigaretten. Ich habe überhaupt keinen Zweifel, dass Chips in den nächsten Jahren gesellschaftlich massiv verachtet jund ihre Konsumenten sozial ausgegrenzt werden. Ich dagegen bin da anderer Meinung, denn ich kann sehr wohl aufhören. Normalerweise esse ich so etwas ohnehin nicht, aber vor vor etwas mehe als 10 Jahren stellte ich fest, dass ich nicht mehr stundenlang in der Nacht Autofahren konnte. Und es amerikanischer Panzerfahrer erzählte mir, dass sie sich im zweiten Weltkrieg mit Chips wachgehalten haben, denn das langsame Kauen hält das Bewusstsein auf Trab. Ich habe das ausprobiert, und es stimmt. Allerdings erstze ich in Italien die Chips dutch Grissini mit Salz und Rosmarin. In Deutschland gäbe es auch eine Alternative. Aber die hat einen schweren Nachteil:
Ich kann damit offensichtlich nicht aufhören, und schon gar nicht, wenn ich dazu Tee trinke. Ich mag auch eigentlich Plätzchen nicht besonders, mit Ausnahme von einer bestimmten Bäckerei. Normalerweise kaufe ich dort, packe sie weg und bringe sie anderen mit. Aber diesmal hatte ich Besuch, der keinesfalls Torte wollte, und als der Besuch dann weg war... diese Silberschalte ist nicht ganz klein und recht tief und war am Abend gehäuft voll. Ernährungswissenschaftler dieser Welt! Schaut auf diese Schale. Das Übel sind nicht die Chips, das Böse haust in meiner Bäckerei.
Wie es nun mal so ist - der Besuch war nur kurz da, erkannte dann auch, dass ich vielleicht doch nicht ganz das Wahre bin, und ging wieder, was mich auch nicht gerade unglücklich zurückgelassen hat - blieb dann genug Zeit für Einsicht und auch die Erkenntnis, dass mir der Bewegungsmangel in dieser Zwischenzeit nicht wirklich gut tut. Draussen schneit es, aber drinnen, ist mir dann eingefallen, stehen ja noch ein paar Pakete, und wenn ich jetzt wieder direkt auf das Gewicht eines mittelrunden Kalbes zugehe, kann ich ja auch mal etwas zusammenschrauben, was mir im Frühjahr leichter über die Berge hilft. Auch Schrauben ist Bewegung, besonders, wenn man sich den Daumen dabei überdehnt und dann wie ein Gummiball durch die Wohnung zum kalten Wasser hüpft.
Zentrum der Angelegenheit sind jede Menge Teile, die im Laufe der Zeit abgefallen sind; so etwa ein ehemals furchtbar teurer Laufradsatz, den mir mein italiensicher Händler als Ersatz mitgab, falls sich beim originalen Satz meines Specialized Probleme entstehen würden, und an den nur eine bestimmte, extrem teure Art der Ritzel passt. Da habe ich auch noch welche, aber nur in der mörderischen 11-23-Abstufung für Götter, Helden und keinesfalls für Gelehrte, wie ich einer bin. Aber dann kam noch eine XTR-Kurbel für Bergräder meines Weges, die jemand nicht mehr haben wollte, weil sie etwas lädiert war. Für ein Schlammrad. Versteh einer die Leute, aber gut, ich nehme das gerne. Das wären dann 23 Zähne hinten und 24 Zähne vorn, damit kommt man überall hoch, und mit 46 vorn und 11 hinten auch relativ schnell wieder runter.
Reifen, Lenker, Sattel, Sattelstütze, Bremsen, Schaltwerk, Umwerfer, das alles lag noch in Kisten und kostete gar nichts; im Milchmädchenrechnen hatte ich stets eine Eins mit Auszeichnung.Und in einer anderen Kiste war noch ein Rahmen einer untergegangenen italienischen Firma, den ausser mir keiner haben wollte: Gekauft zum "Billiger als ein Essatzsteueratz"-Preis. Während Stahlrahmen zunehmend unerschwinglich werden und Plastik teuer bleibt, will niemand mehr Aluminium haben. Auch nicht, wenn so ein 1200-Gramm-Rahmen aus Metall auch nicht schwerer als ein 1200-Gramm-Rahmen aus Carbon ist. Nicht nur ich bin gut im Milchmädchenrechnen.
Fehlen also nur noch die Bremsschaltgriffe. Das ist nicht ganz so einfach, denn mit drei Shimanokettenblättern braucht man spezielle Schalthebel, die auch drei Blätter ansteuern, und bei 10-fach Ritzeln hinten - wir erinnern uns, etwas anderes passt nicht - kann man auch nicht mehr so einfach die unproblematischen Campagnolohebel mit Shimano kreuzen, und zudem sind diese speziellen Hebel auch selten und gesucht und teuer. Auch gebraucht sind sie teurer als alles, was das Rad bisher gekostet hat. Aber dann bot jemand welche für lumpige 40 Euro an. Wegen einiger Sturzschäden. Wenn man will, kann man die beschädigten Zierteile für 10 Euro austauschen. Aber mir macht ein wenig Patina nichts.
Etwas mehr macht mir dann aber der Sturz im Renngeschehen, der zum Verkauf führte; es ist nicht wirklich schön zu hören, dass das Material jetzt verkauft wird, weil das mit dem Rennradeln für den Besitzer nun vorbei ist. Für immer. So ein Rad ist leichter repariert als ein Mensch, und dann schraubt man doch eine Spur bewusster. Was ich damit sagen will: Ich kann das Fahren eines Rennrades uneingeschränkt empfehlen, es ist sicher, die Kompnenten sind exzellent, es ist leicht, und die Geschwindigkeiten sind, verglichen mit dem Auto, lächerlich gering. So ein Rennrad ist eigentlich eine wunderbare Sache, um es ruhig anzugehen. Man muss nicht rasen, man hat ja genug Reserven, wenn es doch mal eilen sollte.Man ist so flink, man kann auch über kleinste Nebenrouten fahren. Riskant wird es erst, wenn man es übertreibt und meint, man müsste auf Teufel komm raus rasen. Ich würde nicht über dicke mittelalte Männer in Lycra auf Colnagos lachen, die tun was für ihre Gesundheit und die italienische Wirtschaft; jeder Chipskäufer im Supermarkt würde die Ächtung mehr verdienen. Das Fimas, das ich gerade aufbaue, hat auch genug Platz für breite Reifen und einen hohen Vorbau; wenn ich die Post-Plätzchen-Panik überwunden habe und begreife, dass ich das gar nicht brauche, um auf den Berg zu kommen, wird es ein Gästerad. Das Ziel heisst ankommen und sich dabei gut fühlen.Dann kann man auch im hohen Alter noch klug milchmädchenrechnen.

Ich kann damit offensichtlich nicht aufhören, und schon gar nicht, wenn ich dazu Tee trinke. Ich mag auch eigentlich Plätzchen nicht besonders, mit Ausnahme von einer bestimmten Bäckerei. Normalerweise kaufe ich dort, packe sie weg und bringe sie anderen mit. Aber diesmal hatte ich Besuch, der keinesfalls Torte wollte, und als der Besuch dann weg war... diese Silberschalte ist nicht ganz klein und recht tief und war am Abend gehäuft voll. Ernährungswissenschaftler dieser Welt! Schaut auf diese Schale. Das Übel sind nicht die Chips, das Böse haust in meiner Bäckerei.

Wie es nun mal so ist - der Besuch war nur kurz da, erkannte dann auch, dass ich vielleicht doch nicht ganz das Wahre bin, und ging wieder, was mich auch nicht gerade unglücklich zurückgelassen hat - blieb dann genug Zeit für Einsicht und auch die Erkenntnis, dass mir der Bewegungsmangel in dieser Zwischenzeit nicht wirklich gut tut. Draussen schneit es, aber drinnen, ist mir dann eingefallen, stehen ja noch ein paar Pakete, und wenn ich jetzt wieder direkt auf das Gewicht eines mittelrunden Kalbes zugehe, kann ich ja auch mal etwas zusammenschrauben, was mir im Frühjahr leichter über die Berge hilft. Auch Schrauben ist Bewegung, besonders, wenn man sich den Daumen dabei überdehnt und dann wie ein Gummiball durch die Wohnung zum kalten Wasser hüpft.

Zentrum der Angelegenheit sind jede Menge Teile, die im Laufe der Zeit abgefallen sind; so etwa ein ehemals furchtbar teurer Laufradsatz, den mir mein italiensicher Händler als Ersatz mitgab, falls sich beim originalen Satz meines Specialized Probleme entstehen würden, und an den nur eine bestimmte, extrem teure Art der Ritzel passt. Da habe ich auch noch welche, aber nur in der mörderischen 11-23-Abstufung für Götter, Helden und keinesfalls für Gelehrte, wie ich einer bin. Aber dann kam noch eine XTR-Kurbel für Bergräder meines Weges, die jemand nicht mehr haben wollte, weil sie etwas lädiert war. Für ein Schlammrad. Versteh einer die Leute, aber gut, ich nehme das gerne. Das wären dann 23 Zähne hinten und 24 Zähne vorn, damit kommt man überall hoch, und mit 46 vorn und 11 hinten auch relativ schnell wieder runter.

Reifen, Lenker, Sattel, Sattelstütze, Bremsen, Schaltwerk, Umwerfer, das alles lag noch in Kisten und kostete gar nichts; im Milchmädchenrechnen hatte ich stets eine Eins mit Auszeichnung.Und in einer anderen Kiste war noch ein Rahmen einer untergegangenen italienischen Firma, den ausser mir keiner haben wollte: Gekauft zum "Billiger als ein Essatzsteueratz"-Preis. Während Stahlrahmen zunehmend unerschwinglich werden und Plastik teuer bleibt, will niemand mehr Aluminium haben. Auch nicht, wenn so ein 1200-Gramm-Rahmen aus Metall auch nicht schwerer als ein 1200-Gramm-Rahmen aus Carbon ist. Nicht nur ich bin gut im Milchmädchenrechnen.

Fehlen also nur noch die Bremsschaltgriffe. Das ist nicht ganz so einfach, denn mit drei Shimanokettenblättern braucht man spezielle Schalthebel, die auch drei Blätter ansteuern, und bei 10-fach Ritzeln hinten - wir erinnern uns, etwas anderes passt nicht - kann man auch nicht mehr so einfach die unproblematischen Campagnolohebel mit Shimano kreuzen, und zudem sind diese speziellen Hebel auch selten und gesucht und teuer. Auch gebraucht sind sie teurer als alles, was das Rad bisher gekostet hat. Aber dann bot jemand welche für lumpige 40 Euro an. Wegen einiger Sturzschäden. Wenn man will, kann man die beschädigten Zierteile für 10 Euro austauschen. Aber mir macht ein wenig Patina nichts.

Etwas mehr macht mir dann aber der Sturz im Renngeschehen, der zum Verkauf führte; es ist nicht wirklich schön zu hören, dass das Material jetzt verkauft wird, weil das mit dem Rennradeln für den Besitzer nun vorbei ist. Für immer. So ein Rad ist leichter repariert als ein Mensch, und dann schraubt man doch eine Spur bewusster. Was ich damit sagen will: Ich kann das Fahren eines Rennrades uneingeschränkt empfehlen, es ist sicher, die Kompnenten sind exzellent, es ist leicht, und die Geschwindigkeiten sind, verglichen mit dem Auto, lächerlich gering. So ein Rennrad ist eigentlich eine wunderbare Sache, um es ruhig anzugehen. Man muss nicht rasen, man hat ja genug Reserven, wenn es doch mal eilen sollte.Man ist so flink, man kann auch über kleinste Nebenrouten fahren. Riskant wird es erst, wenn man es übertreibt und meint, man müsste auf Teufel komm raus rasen. Ich würde nicht über dicke mittelalte Männer in Lycra auf Colnagos lachen, die tun was für ihre Gesundheit und die italienische Wirtschaft; jeder Chipskäufer im Supermarkt würde die Ächtung mehr verdienen. Das Fimas, das ich gerade aufbaue, hat auch genug Platz für breite Reifen und einen hohen Vorbau; wenn ich die Post-Plätzchen-Panik überwunden habe und begreife, dass ich das gar nicht brauche, um auf den Berg zu kommen, wird es ein Gästerad. Das Ziel heisst ankommen und sich dabei gut fühlen.Dann kann man auch im hohen Alter noch klug milchmädchenrechnen.
donalphons, 20:42h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Dienstag, 4. Dezember 2012
Feiern wie 1825
In Gmund auf dem Parkplatz standen zwei Männer vor einem Auto mit Berliner Kennzeichen.
"Oh, a Berlinah, den zind ma oh."
"Naaah, blos ned, sunsd fuidase dahoam und bleibd do."
Bayern, weltoffen und tolerant.
Daheim ist es dann so kalt, dass ich angezogen einschlafe und später eine Geschichte darüber schreiben werde. Die dicken Mauern sind Wärme- oder Kältespeicher, je nachdem, und in dieser Nacht strahlen sie arktisch. Ich behelfe mir mit körperlichen Tätigkeiten, Aufräumen, Putzen, Sortieren, was man halt so tut, wenn man sich bewegen will, und sonst nur ungern nach draussen geht. Kerzen sind das Kaminfeuer des kleinen Mannes.
Auf dem Rückweg vom Obsthändler - der ist zum Glück nur zwei Blocks entfernt - fällt dann ein Neuzugang im Briefkasten auf. Eine an jemanden anders adressierte Postkarte aus Thailand, bei der ich lange überlegen musste, wer zum Teufel in meinem Bekanntenkreis Yolo heisst - seien wir ehrlich, privat bin ich so reaktionär, da kommen die Postkarten meist auch noch per Sie - und ein Lieferschein. Zum Glück über einen Gegenstand, der beim Nachbarn abgegeben wurde, denn die Poststelle für die Innenstadt haben fantastische Kostenschneider inzwischen ausserhalb der Altstadt eingerichtet, ziemlich genau inmitten des grossen Staus an einer radfeindlichen Strasse. Und diesmal, das weiss ich, ist es etwas grösser. Nicht so gross wie ein Rad. Aber gross genug für den Platz über einer Kommode.
Das wird mit etwas Pech das letzte derartige Paket für dieses Jahr sein, denn während andere zumindest davon ausgehen können, dass die Preise bei Industrieprodukten gleich bleiben, weil Nachschub hergestellt wird, sieht bei unsereins die Lage ganz anders aus: Tendenziell steigt zum Jahresende das Interesse an Gegenständen, die nicht mehr hergestellt werden können. Gleichzeitig ist das aber auch nicht die Jahreszeit, in der so etwas besonders oft anfallen würde: Verkauft wird mehr im Frühling, wenn Wohnungen und Häuser neu eingerichtet werden. Anders kann ich mir die Preisentwicklung der letzten Wochen nicht erklären. Warum es dieses eine Mal noch geklappt hat? Ich weiss es auch nicht. Vielleicht, weil kein Rahmen dabei war, vielleicht, weil zu wenig Haut zu sehen ist, oder manche haben es einfach übersehen: Jedenfalls war alles Interessante um Quantensprünge teurer, als ich erwartet hatte. Aber diese Dame von 1825 war eigentlich recht günstig.
Und warum, wo ich doch keinen Platz mehr habe? Ich habe tatsächlich keine neuen Räumlichkeiten, aber was ich habe - und was mich letztlich verleitet hat - ist die Idee einer jahreszeitlich unterschiedlichen Hängung. Wobei diese spezielle Dame sogar eine Ausnahme ist und tatsächlich noch Platz findet, aber das ist nicht so wichtig; statt dessen werde ich Bilder umräumen, wie andere ihre Möbel umstellen. Im Sommer kommen dann die ganzen Nackerten an die Wände und im Winter die Hochgeschlossenen... so in etwa stelle ich mir das vor. Manche werden natürlich bleiben, Aber so kann ich dann Akzente setzen und ausserdem, falls mal konservativere Gäste kommen, es ihnen ersparen, unter "Faun zerrt Nymphe im Gebüsch! Tee trinken zu müssen. Das ist jetzt mal eine von den Anständigen, sogar mit Uhr an der Kette. Die war sicher kein Spass für ihre Angestellten.
Darunter wird der weitere Ausbau der Silbersammlung "leiden", aber obwohl die Briten heute mal wieder einsehen musste, dass gar nichts bergauf geht, und das Tal der Tränen bis hinter den Horizont reicht, obwohl das Land weiter in Bankenmeile und den Rest zerfallen wird, sind die Preise für Kannen immer noch unanständig hoch. Noch so ein Beispiel, wo die Nachfrage klein, aber preistreibend ist. Dann warte ich eben noch, ich habe schliesslich in den frühen Tagen der Krise genug erworben, und spare auf einen grossen Rokokobrocken - am Wochenende können wir dann nochmal die Richtigkeit meiner These überprüfen, während in den Geschenkverpackungen der Wert von iPhone und TV-Gerät Tag für Tag schrumpft.
Es gibt schon Gründe, warum an Aschentonnen Bilder angebracht werden, damit man keine alten Mobiltelefone hineinwirft. Es gibt gute Gründe, so etwas zu tun, aber hier sind klar die Schlechteren gemeint: Veralterung und der Wunsch nach Neuem. Bei Ölgemälden wird man das eher nicht befürchten müssen. Das Bild dürfte von 1825 sein, und kaum ein Gerät, vor dem wir zum 200. Jubiläum sitzen werden, wird noch zu jenen Tagen entstanden sein, da ich dies schreibe. Manche glauben, Zeit sei absolut. Das stimmt nicht. Nichts ist so relativ wie Zeit. Und wir sollten gut aufpassen, dass uns die Zeit behandelt, als seien wir ein Gemälde, und nicht wie ein Datentransfergerät.
"Oh, a Berlinah, den zind ma oh."
"Naaah, blos ned, sunsd fuidase dahoam und bleibd do."
Bayern, weltoffen und tolerant.

Daheim ist es dann so kalt, dass ich angezogen einschlafe und später eine Geschichte darüber schreiben werde. Die dicken Mauern sind Wärme- oder Kältespeicher, je nachdem, und in dieser Nacht strahlen sie arktisch. Ich behelfe mir mit körperlichen Tätigkeiten, Aufräumen, Putzen, Sortieren, was man halt so tut, wenn man sich bewegen will, und sonst nur ungern nach draussen geht. Kerzen sind das Kaminfeuer des kleinen Mannes.

Auf dem Rückweg vom Obsthändler - der ist zum Glück nur zwei Blocks entfernt - fällt dann ein Neuzugang im Briefkasten auf. Eine an jemanden anders adressierte Postkarte aus Thailand, bei der ich lange überlegen musste, wer zum Teufel in meinem Bekanntenkreis Yolo heisst - seien wir ehrlich, privat bin ich so reaktionär, da kommen die Postkarten meist auch noch per Sie - und ein Lieferschein. Zum Glück über einen Gegenstand, der beim Nachbarn abgegeben wurde, denn die Poststelle für die Innenstadt haben fantastische Kostenschneider inzwischen ausserhalb der Altstadt eingerichtet, ziemlich genau inmitten des grossen Staus an einer radfeindlichen Strasse. Und diesmal, das weiss ich, ist es etwas grösser. Nicht so gross wie ein Rad. Aber gross genug für den Platz über einer Kommode.

Das wird mit etwas Pech das letzte derartige Paket für dieses Jahr sein, denn während andere zumindest davon ausgehen können, dass die Preise bei Industrieprodukten gleich bleiben, weil Nachschub hergestellt wird, sieht bei unsereins die Lage ganz anders aus: Tendenziell steigt zum Jahresende das Interesse an Gegenständen, die nicht mehr hergestellt werden können. Gleichzeitig ist das aber auch nicht die Jahreszeit, in der so etwas besonders oft anfallen würde: Verkauft wird mehr im Frühling, wenn Wohnungen und Häuser neu eingerichtet werden. Anders kann ich mir die Preisentwicklung der letzten Wochen nicht erklären. Warum es dieses eine Mal noch geklappt hat? Ich weiss es auch nicht. Vielleicht, weil kein Rahmen dabei war, vielleicht, weil zu wenig Haut zu sehen ist, oder manche haben es einfach übersehen: Jedenfalls war alles Interessante um Quantensprünge teurer, als ich erwartet hatte. Aber diese Dame von 1825 war eigentlich recht günstig.

Und warum, wo ich doch keinen Platz mehr habe? Ich habe tatsächlich keine neuen Räumlichkeiten, aber was ich habe - und was mich letztlich verleitet hat - ist die Idee einer jahreszeitlich unterschiedlichen Hängung. Wobei diese spezielle Dame sogar eine Ausnahme ist und tatsächlich noch Platz findet, aber das ist nicht so wichtig; statt dessen werde ich Bilder umräumen, wie andere ihre Möbel umstellen. Im Sommer kommen dann die ganzen Nackerten an die Wände und im Winter die Hochgeschlossenen... so in etwa stelle ich mir das vor. Manche werden natürlich bleiben, Aber so kann ich dann Akzente setzen und ausserdem, falls mal konservativere Gäste kommen, es ihnen ersparen, unter "Faun zerrt Nymphe im Gebüsch! Tee trinken zu müssen. Das ist jetzt mal eine von den Anständigen, sogar mit Uhr an der Kette. Die war sicher kein Spass für ihre Angestellten.

Darunter wird der weitere Ausbau der Silbersammlung "leiden", aber obwohl die Briten heute mal wieder einsehen musste, dass gar nichts bergauf geht, und das Tal der Tränen bis hinter den Horizont reicht, obwohl das Land weiter in Bankenmeile und den Rest zerfallen wird, sind die Preise für Kannen immer noch unanständig hoch. Noch so ein Beispiel, wo die Nachfrage klein, aber preistreibend ist. Dann warte ich eben noch, ich habe schliesslich in den frühen Tagen der Krise genug erworben, und spare auf einen grossen Rokokobrocken - am Wochenende können wir dann nochmal die Richtigkeit meiner These überprüfen, während in den Geschenkverpackungen der Wert von iPhone und TV-Gerät Tag für Tag schrumpft.

Es gibt schon Gründe, warum an Aschentonnen Bilder angebracht werden, damit man keine alten Mobiltelefone hineinwirft. Es gibt gute Gründe, so etwas zu tun, aber hier sind klar die Schlechteren gemeint: Veralterung und der Wunsch nach Neuem. Bei Ölgemälden wird man das eher nicht befürchten müssen. Das Bild dürfte von 1825 sein, und kaum ein Gerät, vor dem wir zum 200. Jubiläum sitzen werden, wird noch zu jenen Tagen entstanden sein, da ich dies schreibe. Manche glauben, Zeit sei absolut. Das stimmt nicht. Nichts ist so relativ wie Zeit. Und wir sollten gut aufpassen, dass uns die Zeit behandelt, als seien wir ein Gemälde, und nicht wie ein Datentransfergerät.
donalphons, 11:45h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Dienstag, 4. Dezember 2012
Standortwechsel
Kleine Welt: In einem australischen Blog lesen, dass er sich jetzt ganz leicht anzieht, wenn er mit seiner Liebsten zum Picnic an den Strand radelt. Der Vergleich spricht gegen mich.
Sengen und Niederbrennen: Beim Wagner gibt es jetzt Kerzen für das Fest und gleichzeitig für Festhasser. Nicht mehr "Burn the witch", sondern "burn Santa down". Oder "Melting the Snowman". Der Tegernsee, where Kitsch meets Voodoo.

Ich meine das nicht so, ich rede mir das nur ein, weil ich eigentlich keine Lust habe, den See und das Vergessen zu verlassen. Ich weiss jetzt schon, daheim werde ich mich nur wieder über "Kollegen" aufregen, die Homoehe schreiben, wenn es um das Recht des Menschen geht, sich einen Partner nach seinen Wünschen zu suchen. Das hat alles mit Liebe und nichts mit sexueller Orientierung zu tun, selbst wenn ich genug Leute kenne, denen das Thema an die Nieren geht: Weil die vollkommene Gleichbereichtigung auch das Ende der Subkultur ist, in der man sich alles erlauben konnte. Man war ja Subkultur, und nicht Westerwelle.

Ich werde mich mit dem Leistungsschutzrecht befassen müssen, und in dessen Folge auch mit Springer, natürlich. Wo immer es ekelhaft wird, findet man diese Firma. Ich habe ja die Hoffnung, dass sie auf Papier wirklich sterben und ihre Zukäufe im Netz den Weg aller StudiVZs gehen werden. Man wird wohl noch hoffen dürfen, an so einem grauen Tag, da man nur darauf wartet, dass ein Tatzelwurm den Berg herabkriecht.

Heim über die schmutzige, volle Autobahn, eingekeilt zwischen Vertrieblerkombis, der ganze Zauber der Bergwelt bleibt unter der Wolkendecke zurück. Am See gab es keine Farben, hier gibt es welche, und man hätte gern darauf verzichtet. Immerhin, ein Stück Tegernsee liegt auf dem Beifahrersitz. Damit es daheim wenigstens ein wenig danach schmeckt.

Daheim kommt die Katze auf mich zu, fällt um, und schliesst, wissend was jetzt zu kommen hat, die Augen, und fährt die Krallen zum Rupfen aus. Ich bürste ihr einen halben Nerzmantel aus dem Fell, und nebenbei linse ich in die Hausabrechnungen. 2011 geht noch, der grosse Schick wird 2012 kommen, aber man muss noch niemanden aufregen: Alles halb so wild, wenn mit der Abrechnung nicht auch gleich die Mietsteigerung kommt. 20,4% in den letzten 5 Jahren war das hier. Das ist viel. Unverschämt viel, aber die Einkommen und die Platzwünsche geben es her.

Und vielleicht kauft auch der ein oder andere von denen die englischen Silbrkannen weg; man kann es nicht verleugnen, aber die Preise sind so, dass ich restlos, komplett ausgestiegen bin. Am Sonntag unterlag ich auch bei einerextrem schrägen nicht wirklich dem aktuellen Schönheitsideal entsprechenden Rokokodame, so etwa im Faktor 10:1 - und da waren so einige im Raum. Man kann das nicht verstehen, allenfalls sich in Kissen vergraben und weinen.

So. Wieder daheim. Aufgeräumt, geputzt, gerechnet, gekocht, geärgert und sehr oft auf Webcams vom See geschaut. Düster und kalt sieht es dort aus, aber auch grandios und faszinierend böse.

Sengen und Niederbrennen: Beim Wagner gibt es jetzt Kerzen für das Fest und gleichzeitig für Festhasser. Nicht mehr "Burn the witch", sondern "burn Santa down". Oder "Melting the Snowman". Der Tegernsee, where Kitsch meets Voodoo.

Ich meine das nicht so, ich rede mir das nur ein, weil ich eigentlich keine Lust habe, den See und das Vergessen zu verlassen. Ich weiss jetzt schon, daheim werde ich mich nur wieder über "Kollegen" aufregen, die Homoehe schreiben, wenn es um das Recht des Menschen geht, sich einen Partner nach seinen Wünschen zu suchen. Das hat alles mit Liebe und nichts mit sexueller Orientierung zu tun, selbst wenn ich genug Leute kenne, denen das Thema an die Nieren geht: Weil die vollkommene Gleichbereichtigung auch das Ende der Subkultur ist, in der man sich alles erlauben konnte. Man war ja Subkultur, und nicht Westerwelle.

Ich werde mich mit dem Leistungsschutzrecht befassen müssen, und in dessen Folge auch mit Springer, natürlich. Wo immer es ekelhaft wird, findet man diese Firma. Ich habe ja die Hoffnung, dass sie auf Papier wirklich sterben und ihre Zukäufe im Netz den Weg aller StudiVZs gehen werden. Man wird wohl noch hoffen dürfen, an so einem grauen Tag, da man nur darauf wartet, dass ein Tatzelwurm den Berg herabkriecht.

Heim über die schmutzige, volle Autobahn, eingekeilt zwischen Vertrieblerkombis, der ganze Zauber der Bergwelt bleibt unter der Wolkendecke zurück. Am See gab es keine Farben, hier gibt es welche, und man hätte gern darauf verzichtet. Immerhin, ein Stück Tegernsee liegt auf dem Beifahrersitz. Damit es daheim wenigstens ein wenig danach schmeckt.

Daheim kommt die Katze auf mich zu, fällt um, und schliesst, wissend was jetzt zu kommen hat, die Augen, und fährt die Krallen zum Rupfen aus. Ich bürste ihr einen halben Nerzmantel aus dem Fell, und nebenbei linse ich in die Hausabrechnungen. 2011 geht noch, der grosse Schick wird 2012 kommen, aber man muss noch niemanden aufregen: Alles halb so wild, wenn mit der Abrechnung nicht auch gleich die Mietsteigerung kommt. 20,4% in den letzten 5 Jahren war das hier. Das ist viel. Unverschämt viel, aber die Einkommen und die Platzwünsche geben es her.

Und vielleicht kauft auch der ein oder andere von denen die englischen Silbrkannen weg; man kann es nicht verleugnen, aber die Preise sind so, dass ich restlos, komplett ausgestiegen bin. Am Sonntag unterlag ich auch bei einer

So. Wieder daheim. Aufgeräumt, geputzt, gerechnet, gekocht, geärgert und sehr oft auf Webcams vom See geschaut. Düster und kalt sieht es dort aus, aber auch grandios und faszinierend böse.
donalphons, 00:24h
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Sonntag, 2. Dezember 2012
Reste aufkochen
Nichts gebrochen. Und das Schöne an den Bergen ist, dass ich gar keine Eiswürfel für das Daumengelenk brauche, das ich mir gestern etwas überdehnt habe. Es reicht, auf die Terrasse zu gehen und den Finger in den Schnee zu stecken, bis die Kälte schmerzt, und dann zuzuschauen, wie die pudrigen Eiskristalle schmelzen.Es ist dies der vorletzte Tag in den Bergen, denn daheim steht viel Arbeit an.

Ein paar letzte Hausabrechnungen, eine Besichtigung im Hinterhaus mit dem Statiker, Entscheidungsprozesse und Papierkram. Es ist nicht so, dass ich die Welt vergessen habe, ich bin ihr nur entflohen und dann, in der Ferne, ist auch noch ein Termin in Frankfurt. Kann sein, dass ich davor nochmal komme, und danach werde ich sicher wieder hier sein: Aber bald beginnt wieder das Wackeln zwischen Orten. Ausserdem, denke ich mir, wäre Ägypten im Moment sicher interessant, wo sich gerade eine Debatte abspielt, die dem Leistungsschutzrecht in der dogmatischen Behandlung nicht unähnlich ist.

Allerdings bin ich immer noch sehr verschlafen, der neue Pjyama ist definitiv zu warm und zu weich, und nach diesem Jahr könnte ich auch eine Weile nur noch schlafen. Aber es hilft nichts, abreisen bedeutet auch aufräumen, und idealerweise macht man das so, dass man so wenig wie möglich hinterlässt, oder mitnehmen muss. Alo kocht man die Reste zusammen; auch so eine Qualifikation, die ich in den Bergen erlernt habe. Das verdanke ich dem Nussbaumer Louis, der als Bergbauer natürlich nie Essen weggeworfen hat: Was die Gäste an einem Tag nicht gegessen haben, wurde am nächsten Tag in neuer Variation neu serviert. Linsen zum Beispiel. Ich hasse Linsen. Aber meistens fand Louis dann einen Weg, das alte Essen irgendwie verdaulich zu machen.

Ob ihm bewusst war, dass die Katzen nicht ganz grundlos nach den wenigen missglückten Aufkochexzessen dicker wurden, weiss ich nicht. Die Katzen kamen immer an die HIntertür, die direkt in die Kuchel führte, und bekamen dort Milch. Für das Essen mussten sie meist selbst sorgen, und wenn ich eine tote Maus oder Linsen... wie gesagt, die Katzen waren unsere Freunde, wenn es ganz schlimm kam. Hier kaufe ich selbst ein, ich muss allenfalls etwas improvisieren, und generell glaube ich, dass man mi guten Zutaten vieles machen kann, was bei grausligen Zutaten furchtbar daneben ginge. St. Ceols hat nun mal einen ganz anderen Geschmack als Frischkäse, man ahnt vor lauter Mentholgefühl im Mund gar nicht das Fett. Hat man also noch süssen Gorgonzola und St. Ceols, kann man mit Tomaten und Zwiebeln viel machen. Und bei der Pasta muss man halt haz die Uhr schauen: Die Casarecci au Apulien brauchen länger als die Vollkornrigatoni aus Meran.

Die Aufkocherei wäre nicht so tragisch, hätte ich nur mehr mitgebracht, als ich in Italien war. Und mehr Tee hätte ich auch einpacken sollen: Selbst ohne Verpflichtungen würde ich es hier bald nicht mehr aushalten, ohne meinen Tee. Man denkt, man kann einfach fahren, es ist ohnehin alles da, nur um festzustellen, dass das wichtigste rapide zur Neige geht. Auch hier ist es ein Aufkochen der Reste und die Frage, wie lang ein Mench ohne Teein überleben kann. Mir macht so ein Bild schon vom Anschauen kopfschmerzen.

Die Reste des Jahres werden auch draussen aufgekocht, denn wie immer hat die Hausverwaltung einen auf weisse Weihnacht gemacht. Ich sage mir: Wenn so einer wie der Ponader bei den Piraten im Sattel bleiben kann, kann ich auch noch dieses Jahr überleben. Zwei Tage, sagt ein polnisches Sprichwort, hält man es auch mit dem Teufel aus, und ich habe exakt Null Termine mit einem Verlag für dieses Jahr, und schon gar nicht mit dem Verlag, dem ich entgangen bin. Es hätte besser, es hätte schlechter sein können, dieses Jahr.

Am Abend schneit es dann wieder, und die Strassen werden glatt. Ich finde in der Küche doch noch eine kleine Menge Tee, genug jedenfalls, um bleiben zu können. Morgen dann endgültig heim. Zumal es hier auch nicht schöner wird, nur noch weisser.

Ein paar letzte Hausabrechnungen, eine Besichtigung im Hinterhaus mit dem Statiker, Entscheidungsprozesse und Papierkram. Es ist nicht so, dass ich die Welt vergessen habe, ich bin ihr nur entflohen und dann, in der Ferne, ist auch noch ein Termin in Frankfurt. Kann sein, dass ich davor nochmal komme, und danach werde ich sicher wieder hier sein: Aber bald beginnt wieder das Wackeln zwischen Orten. Ausserdem, denke ich mir, wäre Ägypten im Moment sicher interessant, wo sich gerade eine Debatte abspielt, die dem Leistungsschutzrecht in der dogmatischen Behandlung nicht unähnlich ist.

Allerdings bin ich immer noch sehr verschlafen, der neue Pjyama ist definitiv zu warm und zu weich, und nach diesem Jahr könnte ich auch eine Weile nur noch schlafen. Aber es hilft nichts, abreisen bedeutet auch aufräumen, und idealerweise macht man das so, dass man so wenig wie möglich hinterlässt, oder mitnehmen muss. Alo kocht man die Reste zusammen; auch so eine Qualifikation, die ich in den Bergen erlernt habe. Das verdanke ich dem Nussbaumer Louis, der als Bergbauer natürlich nie Essen weggeworfen hat: Was die Gäste an einem Tag nicht gegessen haben, wurde am nächsten Tag in neuer Variation neu serviert. Linsen zum Beispiel. Ich hasse Linsen. Aber meistens fand Louis dann einen Weg, das alte Essen irgendwie verdaulich zu machen.

Ob ihm bewusst war, dass die Katzen nicht ganz grundlos nach den wenigen missglückten Aufkochexzessen dicker wurden, weiss ich nicht. Die Katzen kamen immer an die HIntertür, die direkt in die Kuchel führte, und bekamen dort Milch. Für das Essen mussten sie meist selbst sorgen, und wenn ich eine tote Maus oder Linsen... wie gesagt, die Katzen waren unsere Freunde, wenn es ganz schlimm kam. Hier kaufe ich selbst ein, ich muss allenfalls etwas improvisieren, und generell glaube ich, dass man mi guten Zutaten vieles machen kann, was bei grausligen Zutaten furchtbar daneben ginge. St. Ceols hat nun mal einen ganz anderen Geschmack als Frischkäse, man ahnt vor lauter Mentholgefühl im Mund gar nicht das Fett. Hat man also noch süssen Gorgonzola und St. Ceols, kann man mit Tomaten und Zwiebeln viel machen. Und bei der Pasta muss man halt haz die Uhr schauen: Die Casarecci au Apulien brauchen länger als die Vollkornrigatoni aus Meran.

Die Aufkocherei wäre nicht so tragisch, hätte ich nur mehr mitgebracht, als ich in Italien war. Und mehr Tee hätte ich auch einpacken sollen: Selbst ohne Verpflichtungen würde ich es hier bald nicht mehr aushalten, ohne meinen Tee. Man denkt, man kann einfach fahren, es ist ohnehin alles da, nur um festzustellen, dass das wichtigste rapide zur Neige geht. Auch hier ist es ein Aufkochen der Reste und die Frage, wie lang ein Mench ohne Teein überleben kann. Mir macht so ein Bild schon vom Anschauen kopfschmerzen.

Die Reste des Jahres werden auch draussen aufgekocht, denn wie immer hat die Hausverwaltung einen auf weisse Weihnacht gemacht. Ich sage mir: Wenn so einer wie der Ponader bei den Piraten im Sattel bleiben kann, kann ich auch noch dieses Jahr überleben. Zwei Tage, sagt ein polnisches Sprichwort, hält man es auch mit dem Teufel aus, und ich habe exakt Null Termine mit einem Verlag für dieses Jahr, und schon gar nicht mit dem Verlag, dem ich entgangen bin. Es hätte besser, es hätte schlechter sein können, dieses Jahr.

Am Abend schneit es dann wieder, und die Strassen werden glatt. Ich finde in der Küche doch noch eine kleine Menge Tee, genug jedenfalls, um bleiben zu können. Morgen dann endgültig heim. Zumal es hier auch nicht schöner wird, nur noch weisser.
donalphons, 22:13h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Samstag, 1. Dezember 2012
1 von 1 Million dummen Arten zu sterben
Ihr kennt das: Einer Eurer Bergkameraden ist abgestürzt, und nun steht Ihr an seinem Grab und denkt Euch: Wer wird der nächste sein? Wird man uns überhaupt in den Gletscherspalten finden? Werden wir vorher wenigstens auf dem Gipfel Spinatknödel bekommen? Und warum ist er nicht unten bei seinen Marzipanschnecken und dem warmen Tee geblieben?



Nun, der Nächste wird fraglos derjenige sein, der der nächste ist, keinesfalls, das weiss ich sicher, der Übernächste, der kommt erst danach. Bei den Gletscherspalten müsst Ihr Euch beeilen, und was den Tegernsee angeht, kommt Ihr eine ganze Eiszeit zu spät. Oben an der Neureuth war zu, also selbst etwas bringen. Und warum ich da hoch bin - nun, ich wollte den grünen Hüpfer ausprobieren.



Um den grünen Hüpfer muss man sich mehr Sorgen als um mich machen; der wurde 1999 geboren, nach Sendling geliefert, und hat seitdem allenfalls Waldautobahnen an der Isar gesehen. Meistens jedoch nur seinen warmen Keller im Westend. So etwas wie Regen nur selten und Schnee gar nie nicht. Das könnte nun so weitergehen, bis das Aluminium fault und die Federelemente zerbröseln. Tut es aber nicht. Und gleich als dritte Ausfahrt unter dem neuen Besitzer auf einen verschneiten Berg - nun, da gibt es keine Garantie für gar nichts.



Der grüne Hüpfer hüpft eigentlich nicht, dazu ist er viel zu schwer, aber für ein vollgefedertes Rad aus dem letzten Jahrtausend (wie das klingt! Gefährlich und wagemutig.) zieht es ordentlich seine Spur durch den Schnee. Weiter oben wird dann das Eis unter den Reifen bersten. Nach der dritten Kurve bin ich eingefahren, bleibe sitzen, zerre nicht am Lenker, und so trete ich den Berg hoch, und nicht in die Federung. Doch man kann mit so einem Rad auf den Berg. Egal was die Magazine behaupten.



Unten könnte man noch nicht rodeln, weil kein Schnee auf dem Weg liegt. In der Mitte kann man noch nicht rodeln, weil sich Eisplatten - man sollte sie sich merken - mit Geröll mischen. Und oben kann man nicht rodeln, weil der Schnee noch nicht eingewalzt ist. Man kann nicht rodeln. Einige schauen mich auch seltsam an, als könnte man hier auch nicht radeln. Wer zum Teufel ist so bescheuert, an einem bitterkalten, wolkenverhangenen Tag über Stein, Eis und Schnee... nun, Ihr kennt die Antwort. Aber wie immer lohnt es sich. Für die Blätter im Schnee, für die überdachten Wege, und die eisigen Stacheln, die der Raureif an den Ästen hinterlassen hat.



Oben ist alles dicht. Keine Aussicht auf die Alpen oder den See. Für einen Moment ahnt man die Sonne, die über den Wolken scheinen muss, dann wird alles wieder grau. Man bleibt nicht lange, wo es doch auch keine Spinatknödel gibt. Man fährt hinunter und singt dabei "dumb ways to die, there are million dumb ways to die". Und steigt vom grünen Hüpfer, wenn die Eisplatten kommen. Dass es mich ausgerechnet beim Absteigen gelegt hat - mei. "Stieg aus Sicherheitsbedenken vom Rad, das dann wegrutschte." Dumb, very dumb indeed. Bleibe ich halt noch einen Tag und schaue, wie sich das mit dem Daumen entwickelt. Aber der grüne Hüpfer hat es gut mitgemacht.



Nun, der Nächste wird fraglos derjenige sein, der der nächste ist, keinesfalls, das weiss ich sicher, der Übernächste, der kommt erst danach. Bei den Gletscherspalten müsst Ihr Euch beeilen, und was den Tegernsee angeht, kommt Ihr eine ganze Eiszeit zu spät. Oben an der Neureuth war zu, also selbst etwas bringen. Und warum ich da hoch bin - nun, ich wollte den grünen Hüpfer ausprobieren.



Um den grünen Hüpfer muss man sich mehr Sorgen als um mich machen; der wurde 1999 geboren, nach Sendling geliefert, und hat seitdem allenfalls Waldautobahnen an der Isar gesehen. Meistens jedoch nur seinen warmen Keller im Westend. So etwas wie Regen nur selten und Schnee gar nie nicht. Das könnte nun so weitergehen, bis das Aluminium fault und die Federelemente zerbröseln. Tut es aber nicht. Und gleich als dritte Ausfahrt unter dem neuen Besitzer auf einen verschneiten Berg - nun, da gibt es keine Garantie für gar nichts.



Der grüne Hüpfer hüpft eigentlich nicht, dazu ist er viel zu schwer, aber für ein vollgefedertes Rad aus dem letzten Jahrtausend (wie das klingt! Gefährlich und wagemutig.) zieht es ordentlich seine Spur durch den Schnee. Weiter oben wird dann das Eis unter den Reifen bersten. Nach der dritten Kurve bin ich eingefahren, bleibe sitzen, zerre nicht am Lenker, und so trete ich den Berg hoch, und nicht in die Federung. Doch man kann mit so einem Rad auf den Berg. Egal was die Magazine behaupten.



Unten könnte man noch nicht rodeln, weil kein Schnee auf dem Weg liegt. In der Mitte kann man noch nicht rodeln, weil sich Eisplatten - man sollte sie sich merken - mit Geröll mischen. Und oben kann man nicht rodeln, weil der Schnee noch nicht eingewalzt ist. Man kann nicht rodeln. Einige schauen mich auch seltsam an, als könnte man hier auch nicht radeln. Wer zum Teufel ist so bescheuert, an einem bitterkalten, wolkenverhangenen Tag über Stein, Eis und Schnee... nun, Ihr kennt die Antwort. Aber wie immer lohnt es sich. Für die Blätter im Schnee, für die überdachten Wege, und die eisigen Stacheln, die der Raureif an den Ästen hinterlassen hat.



Oben ist alles dicht. Keine Aussicht auf die Alpen oder den See. Für einen Moment ahnt man die Sonne, die über den Wolken scheinen muss, dann wird alles wieder grau. Man bleibt nicht lange, wo es doch auch keine Spinatknödel gibt. Man fährt hinunter und singt dabei "dumb ways to die, there are million dumb ways to die". Und steigt vom grünen Hüpfer, wenn die Eisplatten kommen. Dass es mich ausgerechnet beim Absteigen gelegt hat - mei. "Stieg aus Sicherheitsbedenken vom Rad, das dann wegrutschte." Dumb, very dumb indeed. Bleibe ich halt noch einen Tag und schaue, wie sich das mit dem Daumen entwickelt. Aber der grüne Hüpfer hat es gut mitgemacht.
donalphons, 21:03h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Samstag, 1. Dezember 2012
Kalt geschmiedet
Diese Ruhe - man kommt ja zu nichts. Immer, wenn ich viel getan habe, falle ich sofort zurück in einen Gammelmodus, und das wird gerade vom Wetter voll unterstützt.
Gut, ich habe das Weihnachtsgesteck vom einen Raum in den anderen getragen. Aber ich habe keinen Beitrag über den Adventskranzbau geschrieben, sondern nu einen Gastbeitrag schreiben lassen - ich, der ich sonst immer Hingabe predige, aber hier andere Wein aus der Pfalz saufen lasse. Ich war sogar zu faul, meinen alten Beitrag über die Russen und die teuerste Praline der Welt zu verlinken. Ich weiss auch nicht, was mit mir los ist. Krank werde ich nicht, der Tag zerfasert einfach, und ich finde das gar nicht so schlecht. Ich kaufe einen sehr, sehr günstigen Rennradrahmen, damit ich etwas zum Basteln habe. Und ich frage mich, ob man bald wird rodeln können.
Daheim habe ich gesagt, nach einer Woche wäre ich sicher wieder da, aber in der Eintönigkeit des Nebels und der Schneelandschaft zerlaufen die Tage, die immer gleiche, kleine Lampe wirft warmes Licht auf die rohe Holzplatte meines Schreibtischs, und auf dem abmontierten Vorbau steht "cold forged". Das möchte ich nicht sein, kalt gehämmert, aber das ist man, wenn man draussen ist. Der Versuch, der Wohnung zu entgehen, sieht so aus: Anziehen, die Tür öffnen, zur Haustür gehen, öffnen, vor die Tür treten, und schon rast die Mietkatz der Nachbarn durch die Tür und möchte rein. Ich weiss inzwischen, dass es bei den Nachbarn eine Katzenklappe gilbt, aber die flauschigeren Decken gibt es doch bei mir. Also gehe ich zurück, und bis die Katze dann versorgt ist, ist es draussen schon wieder finster.
Das ist nicht so schlimm, hier imDorf habe ich es mir angewöhnt, anders und mehr zu kaufen: Viel mehr haltbare Sachen, für den Fall, dass ich einmal länger nicht nach draussen will. Auch die Katze könnte hier ein paar Tage überleben. Natürlich ist es läppisch, da draussen liegen vielleicht 10, 15 Zentimeter Schnee, aber das Gefühl, eingeschneit zu werden, und es gibt einen ganzen Schubladen voll mit dicken Tischdecken, Bienenwachskerzen und Silber, der wieder geputzt werden will, das ist einfach hinreissend. Und so vergeht wieder eine Stunde und noch eine und dann ist es eigentlich zu dunkel, um jetzt noch zu fahren.
Es ist sehr angenehm, wenn einem der Schlüssel zur Zeit so charmant aus den Händen genommen wird. Was zu meinem Glück jetzt noch fehlen würde, wäre eine Auktion irgendwo weit weg, und dann würde das Telefon klingeln, und im Saal würde der Auktionator sagen, dass sie noch einen Telefonbieter vom Tegernsee haben, und allen würde der Mut sinken. Lässig würde ich über alles drüber gehen, und letztlich die Barockdame ganz günstig bekommen, und dann würde sich jemand gleich in den Lieferwagen setzen und ziemlich genau dann, wenn das Abendessen fertig ist, schneebestäubt den Erwerb hier anliefern und sagen: Na, die war schon keine Jungfrau mehr, das ist mehr so eine Ausgschamde, die können wir nicht mehr an die CSU verkaufen, die geht auf's Haus. Bis es soweit ist, denke ich darüber nach, das Schlafzimmer warm zu streichen. Diese weisse Wand langweilt mich.
Knallrot wäre schön, aber das traue ich mich nicht. Gäste sollen sich hier doch wie daheim fühlen, und nicht wie in einem Bordell, wobei Bordelle heute vermutlich auch schon wie diese Wellness-Spas aussehen, die einen hier mit Werbung überschütten, ganz billig, der halbe Tag nur 80 Euro. Dann lieber streichen. Aber gelbgoldocker habe ich schon daheim zweimal, Lachs und Himbeer auch, blau ist zu kalt, braun ist doof, und am Ende wird es wieder so sein, dass ich irgendwelche Farbreste zusammenschütte und schaue, was dabei rauskommt. Vielleicht ein schmutziges Rosa; ich denke, das könnte gut zu mir passen. Wenn dann der nächste Schneefall kommt, habe ich zwei Tage zu tun. Denn die Bewegungslosigkeit ist zusammen mit dem Wissen, im Auto wäre noch ein Kilo Plätzchen, nicht ganz ungefährlich.

Gut, ich habe das Weihnachtsgesteck vom einen Raum in den anderen getragen. Aber ich habe keinen Beitrag über den Adventskranzbau geschrieben, sondern nu einen Gastbeitrag schreiben lassen - ich, der ich sonst immer Hingabe predige, aber hier andere Wein aus der Pfalz saufen lasse. Ich war sogar zu faul, meinen alten Beitrag über die Russen und die teuerste Praline der Welt zu verlinken. Ich weiss auch nicht, was mit mir los ist. Krank werde ich nicht, der Tag zerfasert einfach, und ich finde das gar nicht so schlecht. Ich kaufe einen sehr, sehr günstigen Rennradrahmen, damit ich etwas zum Basteln habe. Und ich frage mich, ob man bald wird rodeln können.

Daheim habe ich gesagt, nach einer Woche wäre ich sicher wieder da, aber in der Eintönigkeit des Nebels und der Schneelandschaft zerlaufen die Tage, die immer gleiche, kleine Lampe wirft warmes Licht auf die rohe Holzplatte meines Schreibtischs, und auf dem abmontierten Vorbau steht "cold forged". Das möchte ich nicht sein, kalt gehämmert, aber das ist man, wenn man draussen ist. Der Versuch, der Wohnung zu entgehen, sieht so aus: Anziehen, die Tür öffnen, zur Haustür gehen, öffnen, vor die Tür treten, und schon rast die Mietkatz der Nachbarn durch die Tür und möchte rein. Ich weiss inzwischen, dass es bei den Nachbarn eine Katzenklappe gilbt, aber die flauschigeren Decken gibt es doch bei mir. Also gehe ich zurück, und bis die Katze dann versorgt ist, ist es draussen schon wieder finster.

Das ist nicht so schlimm, hier imDorf habe ich es mir angewöhnt, anders und mehr zu kaufen: Viel mehr haltbare Sachen, für den Fall, dass ich einmal länger nicht nach draussen will. Auch die Katze könnte hier ein paar Tage überleben. Natürlich ist es läppisch, da draussen liegen vielleicht 10, 15 Zentimeter Schnee, aber das Gefühl, eingeschneit zu werden, und es gibt einen ganzen Schubladen voll mit dicken Tischdecken, Bienenwachskerzen und Silber, der wieder geputzt werden will, das ist einfach hinreissend. Und so vergeht wieder eine Stunde und noch eine und dann ist es eigentlich zu dunkel, um jetzt noch zu fahren.

Es ist sehr angenehm, wenn einem der Schlüssel zur Zeit so charmant aus den Händen genommen wird. Was zu meinem Glück jetzt noch fehlen würde, wäre eine Auktion irgendwo weit weg, und dann würde das Telefon klingeln, und im Saal würde der Auktionator sagen, dass sie noch einen Telefonbieter vom Tegernsee haben, und allen würde der Mut sinken. Lässig würde ich über alles drüber gehen, und letztlich die Barockdame ganz günstig bekommen, und dann würde sich jemand gleich in den Lieferwagen setzen und ziemlich genau dann, wenn das Abendessen fertig ist, schneebestäubt den Erwerb hier anliefern und sagen: Na, die war schon keine Jungfrau mehr, das ist mehr so eine Ausgschamde, die können wir nicht mehr an die CSU verkaufen, die geht auf's Haus. Bis es soweit ist, denke ich darüber nach, das Schlafzimmer warm zu streichen. Diese weisse Wand langweilt mich.

Knallrot wäre schön, aber das traue ich mich nicht. Gäste sollen sich hier doch wie daheim fühlen, und nicht wie in einem Bordell, wobei Bordelle heute vermutlich auch schon wie diese Wellness-Spas aussehen, die einen hier mit Werbung überschütten, ganz billig, der halbe Tag nur 80 Euro. Dann lieber streichen. Aber gelbgoldocker habe ich schon daheim zweimal, Lachs und Himbeer auch, blau ist zu kalt, braun ist doof, und am Ende wird es wieder so sein, dass ich irgendwelche Farbreste zusammenschütte und schaue, was dabei rauskommt. Vielleicht ein schmutziges Rosa; ich denke, das könnte gut zu mir passen. Wenn dann der nächste Schneefall kommt, habe ich zwei Tage zu tun. Denn die Bewegungslosigkeit ist zusammen mit dem Wissen, im Auto wäre noch ein Kilo Plätzchen, nicht ganz ungefährlich.
donalphons, 00:27h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Freitag, 30. November 2012
Wärmer
Manchmal kommt man bei der Arbeit auch mit Themen in Berührung, mit denen man an und für sich abgeschlossen hat; das Spreizen von Beratern zum Beispiel und die Eitelkeit, die sich mangels anderer Möglichkeiten dann im Internet äussert. Hatte ich länger nicht mehr, genauer seit drei Monaten, als mir in München ein leitender Burdamitarbeiter zufällig im Cafe begegnete. Oft äussert sich sowas in einer gewissen Distanzlosigkeit, im Realen und noch schlimmer im Netz, um der Welt zu zeigen, mit wem man alles gut kann. Die Angesprochenen können sich vermutlich dagegen kaum anders als mit Schweigen wehren, aber das hält natürlich niemanden davon ab, es nicht weiter zu tun. Geht ja schnell, bei Twitter.



Komisch finde ich das, dieses Laute und Persönliche. So nebenbei bekommt man mit, wie anonym diese Leute dann tatsächlich leben; fast ist man geneigt, das Laute einem Fehlen der normalen Kommunikationsübung zuzuschreiben, die hier pervertiert nur noch Powerpoint dient. Sie sind in grossen Städten, oft vom Wunsch getrieben, viel unterwegs und umtriebig zu sein, und gleichzeitig wenig herauszulassen. Bei mir weiss jeder, es ist ja auch kein Problem, dass ich ein neues Bergrad durch den Schneesturm da draussen über dem See trete. Bei denen weiss man herzlich wenig. Irgendwo las ich, dass Menschen Adressbücher alter Menschen traurig finden, in denen viele Namen gestrichen sind: Immerhin hattem die etwas zum Streichen. Die Leute, deren Hintergründe ich in den letzten Tagen recherchiert habe, machen mitunter nicht den Anschein, als wäre da so etwas wie ein intaktes Umfeld. Was auch kein Wunder ist, wenn die Arbeits- und Selbstbeschäftigungsbedingungen so etwas praktisch ausschliessen. Unwilkürlich frage ich mich, wie die mal als Grossvater oder Grossmutter sein würden. Oder nein, ich will das gar nicht so genau wissen. Ich weiss, dass meine Lebensbilanz später mal nicht prächtig ausfallen wird ("an den Möglichkeiten kläglich versagt"), aber das war dann meine freie Entscheidung. Bei anderen wäre ich mir da nicht so sicher, da wird das durch die Umstände des Beraterdaseins vorbestimmt.



Ich bin mit denen befremdet. Manchmal ist es ja so, da trifft man zufälligerweise einen von denen, entzieht sich nicht, hört zu und denkt sich: Oh weh. Der ist ja wirklich so. Das ist 1 zu 1, Leben zu Netz. Mehr ist da nicht, ausser vielleicht ml ein Anfall wegen Überarbeitung, wie ihn mal ein PR-Blogheini in München hatte. Da sehe ich rabenschwarz für all die angeblich so tollen Firmengeschichten, um die sich alle momentan so viele Gedanken machen: Dazu bräuchte es erst mal Leben, und wenn die Firmen keines haben und der Beauftragte auch nicht, wird es schnell roboterhaft. Aber vielleicht ist es auch ganz gut slo, je mehr von denen gehen und den Firmen auf der Tasche liegen, desto besser für lebendige Informationen und Geschichten,



Kalt war es da draussen. Sehr kalt. Aber immer noch warm im Vergleich zum Gefühl der menschlichen Kälte, das mich aus dem Netz anweht. Ich ertappe mich auf der Suche nach Blogbeiträgen über Adventskranzbau und Plätzchenbacken.
Abends dann der Beginn des Resteaufkochens, denn das Ende des Aufenthalts am See ist, hm, absehbar oder abseebar, wie man will. Pilze, Käse, Schmand, Kastanien. Zwiebeln, Butter, und aufgetaute Nudeln aus Meran.



Dann noch eine Kanne Tee und ein Vollbad und kein Internet mehr, und es wird wieder warm.



Komisch finde ich das, dieses Laute und Persönliche. So nebenbei bekommt man mit, wie anonym diese Leute dann tatsächlich leben; fast ist man geneigt, das Laute einem Fehlen der normalen Kommunikationsübung zuzuschreiben, die hier pervertiert nur noch Powerpoint dient. Sie sind in grossen Städten, oft vom Wunsch getrieben, viel unterwegs und umtriebig zu sein, und gleichzeitig wenig herauszulassen. Bei mir weiss jeder, es ist ja auch kein Problem, dass ich ein neues Bergrad durch den Schneesturm da draussen über dem See trete. Bei denen weiss man herzlich wenig. Irgendwo las ich, dass Menschen Adressbücher alter Menschen traurig finden, in denen viele Namen gestrichen sind: Immerhin hattem die etwas zum Streichen. Die Leute, deren Hintergründe ich in den letzten Tagen recherchiert habe, machen mitunter nicht den Anschein, als wäre da so etwas wie ein intaktes Umfeld. Was auch kein Wunder ist, wenn die Arbeits- und Selbstbeschäftigungsbedingungen so etwas praktisch ausschliessen. Unwilkürlich frage ich mich, wie die mal als Grossvater oder Grossmutter sein würden. Oder nein, ich will das gar nicht so genau wissen. Ich weiss, dass meine Lebensbilanz später mal nicht prächtig ausfallen wird ("an den Möglichkeiten kläglich versagt"), aber das war dann meine freie Entscheidung. Bei anderen wäre ich mir da nicht so sicher, da wird das durch die Umstände des Beraterdaseins vorbestimmt.



Ich bin mit denen befremdet. Manchmal ist es ja so, da trifft man zufälligerweise einen von denen, entzieht sich nicht, hört zu und denkt sich: Oh weh. Der ist ja wirklich so. Das ist 1 zu 1, Leben zu Netz. Mehr ist da nicht, ausser vielleicht ml ein Anfall wegen Überarbeitung, wie ihn mal ein PR-Blogheini in München hatte. Da sehe ich rabenschwarz für all die angeblich so tollen Firmengeschichten, um die sich alle momentan so viele Gedanken machen: Dazu bräuchte es erst mal Leben, und wenn die Firmen keines haben und der Beauftragte auch nicht, wird es schnell roboterhaft. Aber vielleicht ist es auch ganz gut slo, je mehr von denen gehen und den Firmen auf der Tasche liegen, desto besser für lebendige Informationen und Geschichten,



Kalt war es da draussen. Sehr kalt. Aber immer noch warm im Vergleich zum Gefühl der menschlichen Kälte, das mich aus dem Netz anweht. Ich ertappe mich auf der Suche nach Blogbeiträgen über Adventskranzbau und Plätzchenbacken.
Abends dann der Beginn des Resteaufkochens, denn das Ende des Aufenthalts am See ist, hm, absehbar oder abseebar, wie man will. Pilze, Käse, Schmand, Kastanien. Zwiebeln, Butter, und aufgetaute Nudeln aus Meran.



Dann noch eine Kanne Tee und ein Vollbad und kein Internet mehr, und es wird wieder warm.
donalphons, 00:36h
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Manchmal ist es Arbeit
Aber diesmal war es Vergnügen.
Denn ich hasse schiefe historische Vergleiche von Bildungsfernen, Überlegenheitsirrsinn der Auchnixkönner und überhaupt all die klugen, bemüht-witzigen Berater, und Austeilen kann ich auch.
Denn ich hasse schiefe historische Vergleiche von Bildungsfernen, Überlegenheitsirrsinn der Auchnixkönner und überhaupt all die klugen, bemüht-witzigen Berater, und Austeilen kann ich auch.
donalphons, 16:39h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Mittwoch, 28. November 2012
Der Letzte
Das muss man auch erst mal als Region schaffen: 7 Wochen Spätsommer in der an sich hässlichsten aller Jahreszeiten, dann zwei Tage echter Herbst in Grau und Nebel, und dann Winter. Und zwar gleich richtig mit allem, was dazu gehört. Nun ist der Winter am See zwar sehr erbaulich, aber die Entstehung des Winters, diese paar Tage, da es schneit, ist nicht so angenehm (Merke: Es gibt einen gigantischen Unterschied zwischen Schneefall und liegendem Schnee, beim einen nämlich bekommt man keinen Sonnenbrand). An solchen Tagen mache ich auch das, was ich in Frankfurt immer tue: Ich schaue mir schönere Bilder vom Tegernsee an. In Frankfurt ist es die Webcam vom Schloss Ringberg, am Tegernsee ist es die letzte normale Bergtour des Jahres am Sonntag.



Als ich hierher gezogen bin, fragten daheim viele, ob die Wohnung nicht vielleicht dem gleichen Schicksal zum Opfer fallen würde, wie so viele andere Zweitwohnsitze: Irgendwann wird es langweilig, man kennt alles schon, andere bringen Neues aus neuen Ländern mit, das Fernweh erwacht, man möchte doch etwas anderes sehen - mir reicht es eigentlich zu sehen, dass es über mir blau ist. Und da hinten das Grauen ist, dem ich entgangen bin. Ich bin da sehr genügsam. Und ich sehe immer etwas Neues.



Ich sehe den Menschen, die draussen sitzen und zufrieden sind. Ich sehe nichts von dem ganzen Spa-Mountain-Irrsinn, der sich jetzt in den Bergen breit macht, und ich sehe auch nichts vom Winter-Opening, das 2012 glücklicherweise ausfallen wird. Es ist, denke ich mir, doch schon, dass es gar nicht mehr sein muss. Ein kleiner Berg, schönes Wetter, Fernsicht, und Leute, die zu fünst für 25 Euro mit der BOB anreisen. Sicher, es sind auch die üblichen Leute aus Tegernsee da, aber über allen scheint die Sonne gleich. Es ist nochmal ein schöner Tag, der letzte, leider, aber man muss dankbar sein für das, was man hat.



Das Karwendelmassiv, mit dem Wissen: Dahinter ist Innsbruck, und von dort aus ist es nur noch ein Katzensprung. In der Ferne die Zugspitze. Und nah, ganz nah, die Socken von der Mare, die vielleicht noch ein klein wenig zu warm sind, aber das Wetter kommt ihnen langsam entgegen.



Dann geht es wieder ins Tal. Es kommen Schäfchenwolken auf; man sagt, danach würde es keine 24 Stinden dauern, und der Regen käme. Darüber kann man hier nur lachen, diese Wolken kommen am Abend und am nächsten Tag strahlt wieder das Blau; die Regel stimmt hier selten, ausser wenn sie stimmt, und diesmal wird es letztlich doch so sein. Nach 7 Wochen Widerstand gegen das Unvermeidliche und 6% Luftfeuchtigkeit auf den Bergen - es war eine gute Zeit für die Brauer und auch für mich.


Jetzt ist es vorbei. Aber so ist das nun mal. Es ist kein Bedauern draussen im Nebel. Man muss nehmen, was man kriegen kann, und ich habe alles genommen. Es gibt keinen Grund, etwas zu bedauern. Und wenn es doch schlecht und hässlich sein wird - diesen Winter wird die Eurokrise wieder zurückkommen - dann schaue ich mir halt an der Heitung diese Bilder an, trinke Tee und trage einen Seidenschal aus Bellagio.



Als ich hierher gezogen bin, fragten daheim viele, ob die Wohnung nicht vielleicht dem gleichen Schicksal zum Opfer fallen würde, wie so viele andere Zweitwohnsitze: Irgendwann wird es langweilig, man kennt alles schon, andere bringen Neues aus neuen Ländern mit, das Fernweh erwacht, man möchte doch etwas anderes sehen - mir reicht es eigentlich zu sehen, dass es über mir blau ist. Und da hinten das Grauen ist, dem ich entgangen bin. Ich bin da sehr genügsam. Und ich sehe immer etwas Neues.



Ich sehe den Menschen, die draussen sitzen und zufrieden sind. Ich sehe nichts von dem ganzen Spa-Mountain-Irrsinn, der sich jetzt in den Bergen breit macht, und ich sehe auch nichts vom Winter-Opening, das 2012 glücklicherweise ausfallen wird. Es ist, denke ich mir, doch schon, dass es gar nicht mehr sein muss. Ein kleiner Berg, schönes Wetter, Fernsicht, und Leute, die zu fünst für 25 Euro mit der BOB anreisen. Sicher, es sind auch die üblichen Leute aus Tegernsee da, aber über allen scheint die Sonne gleich. Es ist nochmal ein schöner Tag, der letzte, leider, aber man muss dankbar sein für das, was man hat.



Das Karwendelmassiv, mit dem Wissen: Dahinter ist Innsbruck, und von dort aus ist es nur noch ein Katzensprung. In der Ferne die Zugspitze. Und nah, ganz nah, die Socken von der Mare, die vielleicht noch ein klein wenig zu warm sind, aber das Wetter kommt ihnen langsam entgegen.



Dann geht es wieder ins Tal. Es kommen Schäfchenwolken auf; man sagt, danach würde es keine 24 Stinden dauern, und der Regen käme. Darüber kann man hier nur lachen, diese Wolken kommen am Abend und am nächsten Tag strahlt wieder das Blau; die Regel stimmt hier selten, ausser wenn sie stimmt, und diesmal wird es letztlich doch so sein. Nach 7 Wochen Widerstand gegen das Unvermeidliche und 6% Luftfeuchtigkeit auf den Bergen - es war eine gute Zeit für die Brauer und auch für mich.



Jetzt ist es vorbei. Aber so ist das nun mal. Es ist kein Bedauern draussen im Nebel. Man muss nehmen, was man kriegen kann, und ich habe alles genommen. Es gibt keinen Grund, etwas zu bedauern. Und wenn es doch schlecht und hässlich sein wird - diesen Winter wird die Eurokrise wieder zurückkommen - dann schaue ich mir halt an der Heitung diese Bilder an, trinke Tee und trage einen Seidenschal aus Bellagio.
donalphons, 20:03h
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