: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Dienstag, 27. November 2012

Grün sein

ich liebe den technischen Fortschritt. Man sollte immer das Allerneuste haben. Immer alle Verbesserungen mitnehmen. Am besten jedes Jahr. Nur keine Entwicklung auslassen!

Zum Beispiel 29er. Das sind diese Bergradl mit den grossen Reifen. Früher waren das Treckingradformate, heute werden darauf die Reifen breiter, und wie man früher ohne Scheibenbremsen überleben konnte, weiss auch keiner. Die 29er sind viel besser, wenn man durch einen Wald mit grossen Hindernissen fährt, dann rollen sie besser darüber hinweg, als die kleinen 26-Zoll-Laufräder. Sie 29er sind zwar auch instabiler, müssen deshalb robuster und schwerer sein, und das ausgerechnet ganz aussen, wo man besonders viel Kraft braucht, um Gewicht zu beschleunigen - aber 29er müssen heute sein. Kein Mensch will mehr 26er von 1999. Und zugegeben - die sind auch nicht wirklich elegant, mitunter.







Das ist ein Trek VRX 300. Eines der optisch gewöhnungsbedürftigsten Fahrräder, das man sich vorstellen kann, und es wurde auch nur 1999 und 2000 gebaut. Auch das mag dazu beitragen, dass es heute nicht mehr 3500 DM kostet. Und die neuere Ausstattungsdetails - Altherrensattel, hoher Vorbau und Stadtreifen - sind auch nicht ganz im Sinne des Erfinders. Eigentlich gehört dieses Rad in schwerstes Gelände, aber die meisten 26er fristen wie die 29er ein Dasein in Städten, wo sie zuschanden gefahren werden. Dieses Trek hatte Glück, wurde kaum benutzt, und staubte die letzten Jahre in einem Keller im Münchner Westend vor sich hin, und deshalb ist es, von ein paar Schrammen abgesehen, recht gut erhalten. Aber der Kaufpreis - 151 Euro - sagt so einiges über den Wandel unserer Marken- und Vorstellungswelten aus.







Warum? Nun, im letzten Winter hat man mir mein Steppenwolf geklaut, und weil es Winter wird, brauche ich ein robustes Rad aus rostfreiem Aluminium. Es ist die Zeit des Übergangs, 7 Wochen war das Wetter schön und sommerlich, und in einer Woche ist es tiefster Winter; der November dauert hier nur drei Tage. Zum Glück hatte ich alles, was ich brauchte, noch am See im Keller herumliegen: Ein normaler Sattel, ein Paar Reifen und ein flacherer Vorbau. Mit einem modischen Carbon 29er kann es optisch natürlich nicht mithalten, dazu ist es viel zu anders. Ausserdem ist es schwer und hält hoffentlich auch den ein oder anderen härteren Schlag aus. Und es ist grün. Sehr grün. So grün sind die Grünen schon lang nicht mehr, ein Metallic-Giftfrosch-Grün. So stelle ich mir Frösche in Fukushima vor.







Oh, und es fährt sich klar besser als das Steppenwolf, ein Ergebnis der ausgeklügelten Hinterradfederung. Ich gehöre ausserdem zu der seltsamen Sorte Mensch, die behaupten, dass man auch heute noch damit Dinge tun kann, die man schon 1999 damit tun konnte. Das Marin zum Beispiel, mit dem ich im Sommer Berge befahre, ist über 20 Jahre alt. Und das hier wird später auch noch umgebaut: Ich brauche einen Rodeltransporter. Die Rodelstrecke ist zu weit weg, um zu Fuss zu gehen, aber viel zu nah da, um jedesmal das Auto aus der Tiefgarage zu holen, und am Wochenende keinen Parkplatz zu finden. Also werde ich auf die hintere Schwinge irgendwas bauen, auf das ein Rodel passt.







Und ausserdem ist Herbst. November. Grau. Da ist es schön, etwas zum Basteln zu haben, die Schalthebel wieder zum Leben zu erwecken (exakt ein Tropfen Öl auf das Sperrklinkenlager, kleiner Effekt, grosse Wirkung, und wenn das mehr Leute wüssten, würden sie nicht alle zwei Jahre neue Schalthebel brauchen) und sich langsam an dieses Grün und diese Optik zu gewöhnen. Es schont im Vergleich zu neuen Rädern die Umwelt, und es war so billig, dass sich die ein oder andere Patina verschmerzen lässt. Und es ist grün. Es ist schön, etwas Grünes zu haben, wenn die Welt erst grau und das weiss sein wird.

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Ganz vergessen:

Die Kosten von Luxus und Niedergang

Mein neuer Beitrag in der FAZ. Ich bin inzwischen so vertegernseet, dass ich schon über Restaurierungsarbeiten im Hausgang und Goldkügelchen schreibe.

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Mir fallen zwei Gründe für das Leistungsschutzrecht ein

1. Die Steuervermeidungspraxis von Google. Wer einen Dieb bestiehlt...

2. Der Fall Mollath. Wer so etwas durchkämpft, hat mehr als nur Geld verdient.

Ansonsten halte ich das LSR für eine verdammt schlechte Idee, auf kurz oder lang dafür sorgen wird, dass die kleinen Aggregatoren wie Rivva schliessen müssen und die Grossen wie Google eigene Konzepte für Medien entwickeln.

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Montag, 26. November 2012

Darf ich mal was Persönliches sagen?

Was mr wirklich München verleidet hat und der letzte Beweggrund war, meine Sachen dort zu packen? Das war ein X3. Diese elende Münchner Angeberkarre. Eigentlich waren es zwei X3 hintereinander. Die fuhren in der Nacht, als ich in München bei mir daheim ankam, in der Theresienstrasse an mir vorbei, gleich am mineralogischen Institut. Kurz vor Mitternacht. Unter der Woche. Da war wenig los. Und dann waren sie halt vorbei und ich querte die Strasse. Bei der Einfahrt zum Parkplatz. Und während ich losging, merkte der Fahrer des hinteren X3, dass es da ja in einen, wenngleich abgesperrten Parkplatz ging. Vollbremsung, Rückwärtsgang, Gas geben, Fussgänger umnieten. Dann aussteigen und das Fahrzeug begutachten und dem Fussgänger Vorwürfe machen, was er auf der Strasse täte, er müsste doch schauen - wenn da ein X3 rückwärts gegen die Einbahnstrasse raste. Auch die blonde Begleiterin war panisch wegen des Wagens, der ihrem Mann gehörte, der aber nicht fuhr. Ein Date neben der Ehe. Delikat.







Dazu gesellte sich dann der Fahrer des zweiten X3 und wollte mir einreden, ich hätte das absichtlich gemacht. Einen Krankenwagen oder die Polizei wollten sie nicht rufen, ein Handy hatte ich nicht dabei, aber die Kamera. Einer gab mir wiederwillig seine Telefonnummer (eventuell für die Reinigungskosten) und der andere gab sich als Anwalt aus, und ich machte, als sie losfuhren, mit meiner Kamera noch ein Photo vom Nummernschild. Ich ging in meine Wohnung, dann zum Notarzt, weil ich ein Trauma hatte, und dann zu den Behörden. Bei der Polizei hiess das dann Fahrerflucht, und der dreiste doch nicht Anwalt, sondern nur Medienunternehmer seiende Kollege, der sich in Widersprüche verstrickte, war auch noch mit dran, weil er es ums Verrecken einfach nicht einsehen wollte, dass man das so nicht hinbiegen konnte, auch wenn man zu viert in zwei Wägen unterwegs war und einem die Version des Opfers nicht passte.







Ich ging mit einem miesen Gefühl aus der Geschichte, der eine hatte einen Fahrfeher gemacht, aber ohne den ihn munter-flockig aufstachelnden Begleiter wäre das vielleicht auch anders ausgegangen. Den hätte es nach meinem Erleben richtig erwischen sollen. Der Verursacher war nur doof, aber der zweite war so richtig fies. Das machen wir schon, der soll seine Klappe halten, den machen wir alle. Toller Berater. Tja. So kann man sich täuschen. Aber das ist München, wie es leider auch leibt und lebt, dieses P7S1-Zuliefer-Käferzelt-X3-allesaufdieFirma-München. In der New Economy war das noch irgendwie grosszügig, weil genug Geld da war, aber 2005 in der Nacht war es halt so, wie es war: Leute anfahren und abhauen und noch einen draufmachen. Die Polizei spürte sie noch in der Nacht in einem Lokal auf.







Das gab mir dann letztlich die Kraft, meine Wohnung mitsamt der 5000 Bücher auszuräumen und sie einer Bekannten zu überlassen, meine Münchner Verpflichtungen zu beenden und mich um etwas zu kümmern, das mir wirklich wichtig ist. Geblieben ist jede Menge fundamentales Misstrauen gegen einen gewissen Machertypus mit gönnerhaftem Lassunsmalessengehen-Habitus. Ich zahle dann immer selbst. Ich kämpfe gegen meine Vorurteile an, ich gebe mir Mühe, ich sage mir oft: Naja, in seinem Umfeld wird das so erwaertet, der meint das gar nicht so, seine moralische Wechselhaftigkeit ist den Umständen geschuldet und wenn Du in seiner Lage wärest, würdest Du vielleicht genauso handeln, um wichtige Ziele zu erreichen. Im Ergebnis stehe ich dann öfters überrascht da und sehe, was für einen asozialen Dreck solche Figuren dann produzieren, ohne Rücksicht auf Verluste, und sich aus der Verantwortung stehlen. Feige, mies und hinterhältig. Und zwar ganz unabhängig von der politischen Einstellung.







Und München verlassen war ein einfacher Weg, um mich davon zu befreien. Das Erlebnis an sich kommt nur momentan wieder hoch, weil diese Zeit eine des grossen Wandels ist. Viele der hier auftretenden Freundlichkeiten sind eigentlich gar nicht mein Ding. Eigentlich bin ich viel zu nett. Eigentlich trete ich gar nicht auf so viele Eiterbeulen, wie es mir zustünde. Das liegt daran, dass ich durch das Wetter und die allgemeinen Zustände trotz allem recht ausgewogen bin, aber heute kam mir das alles wieder in den Sinn. Weil diese Typen immer noch da sind, diese elenden Trittbrettfahrer und Schnösel, als Social Media Berater und Profiblogversager, als Maulaufreisser und Scheissebauer, als Billigkeksfresser und Plastikbecherkaffeetrinker in Besprechungszimmer, als Einkommensoptimierer und maximalen Schadenzufüger, wenn sie nicht weiter kommen, denn wenn sie schon nicht mehr bezahlt werden, soll es wenigstens den anderen verleidet werden. Keine Pleite, kein Suizid, nichts kann sie aufhalten in ihren Social Media Angeboten und ihrer Internetgläubigkeit, an der sie selbst versagen. Immer und immer wieder. Weil sie gar keine Lust auf Leistung habem, weil sie Privilegien als natürliche Unterordnung der Dinge unter ihre genialische Tätigkeit betrachten, weil sie miserable Angeber sind und bitte: Nennt Euch nicht meinen Kollegen, wenn ihr Geld für das Bloggen bekommt, sondern nennt Euch bitte weiter inkompetent und faul, das trifft es. Ich reagiere auf solche distanzlosen Ranwanzungen mit schlechtem Benehmen allergisch. Ich bin ziemlich anders.







Heute ist das Wetter schön, da habe ich etwas für mich zu tun. Aber bald ist das vorbei, dann habe ich wieder Zeit, und kann mich auch mal wieder darum kümmern. Um diese ganz spezielle Zielgruppe, die in München so prächtig in Massen gedeiht, dass sie allenfalls genug Geld für eine BOB-Fahrkarte an den See verdienen. Klar, es ist Medienkrise. Aber es gibt welche, die wird man immer brauchen, und viele Quatschköpfe, die man noch nie wirklich gebraucht hat. Die einen kommen schon durch. Die anderen - da muss man ab und zu nachhelfen. Es gibt immer noch zu viele, die sich einen X3 leisten können.

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Montag, 26. November 2012

Aus der Requisite

München tut mir inzwischen weh. Und was ich mir nie hätte vorstellen können: Die Bindung an diese Traumstadt meiner Jugend ist inzwischen so weit zerbrochen, dass ich Vorschläge, meine Wohnung dort zu verkaufen, gar nicht mehr aus grundsätzlichen Überlegungen ablehne. Sentimentalität, Erinnerung an gute Zeiten, das alles hat wenig Bedeutung mehr. Ich tue es nicht, weil ich das Geld sofort wieder irgendwo anlegen müsste. Aber München an sich belastet mich.







Ich war kurz wegen eines Rades dort. Eine Fahrt in der Nacht, drei Erlebnisse. An einer Ampel bleibt ein Fussgänger (POC) auf der Strasse stehen, wartet, bis es rot wird, legt sich hin und macht Liegestützen, während seine Begleiterin Geld fordernd zu den Autos geht. Und als wäre das schon nicht schräg genug - es ist der Altstadtring, und hinter mir staut es sich, der Druck ist enorm - dreht der Audifahrer, in dessen Weg der Mann seine Körperertüchtigung macht, durch, brüllt, dass ich es durch beide Glasscheiben hören kann, ignoriert das Mädchen und fährt hupend auf den Mann zu. BGE trifft Leistungsgesellschaft, hinter dem Audi rollt der Verkehr an, Frau und Mann fliehen von der Strasse.







Und dann war da noch an der Takstelle die alte Frau, die die Mülleimer nach Flaschen durchsuchte. Ich bin gern unverheiratet und ohne Kinder glücklich, und ich bin mir aus Erfahrung mit Alter und Tod - das ist bei uns nämlich sehr traditionell, ganz im Gegensatz zu anderen - auch recht sicher, dass all die heutigen Turbomütter im Prenzlauer Berg später nicht weniger einsam als ich sein werden. Aber das ist das Schicksal, das uns droht, in unseren Singelmetropolen, deren Anonymität wir so geschätzt haben. Ich bin dann mal der Alte, der verbotenermassen alte Räder reparieren wird, trotz des Gesetzes für den Totalkonsum, dem aber nicht jeder wird Folge leisten können. Und zu Advent werde ich vielleicht Kränze machen. Aber genau das, was ich da an der Tankstelle sah, ist nichts, was man Rentnern zugemutet sehen möchte. Es ist eben diese Singlestadt mit ihrer Raumverschwendung für Einzelmenschen: Da kann ein Rentner nicht mehr mithalten. Aber wohin sollte er in diesem Alter noch gehen? Oder woher einen Kredit bekommen? Also gehen sie Flaschen sammeln. Die Stadt wurde an ihnen vorbei reich, und das wird vielen auch heute so gehen: So lange es gut geht, sind sie noch dabei, aber wenn sich das ändert, wird es eng. Vielleicht sollte ich auch Höllenangst haben. Zumindest verstehe ich, warum es anderen so geht. Bei mir ist es nur das Gefühl, das München verberlinert. Andere werden für die Anonymität einen hohen, einsamen Preis zahlen. Bei der FAZ war ein Blog zur Biopolitik, das sich vor allem mit Sterbehilfe beschäftigte. Es ging um den guten Tod, aber nicht mehr um das gute Leben. Das sind so die Dinge, die mir, zusammen genommen, die Luft rauben.







Nach München musste ich für ein altes Rad. Nach Hausham konnte ich anstelle des Marktes in Pfaffenhofen, denn lieber habe ich ein mieses Angebot in der Sonne denn ein weniger mieses Angebot im Nebel. Hausham, das ist aufgrund der Vergangenheit als Kohlenrevier sowas wie der Ruhrpott der Region, die Preise sind noch nicht so irre, die normalen Menschen sind noch nicht ethnoökonomisch weggesäubert, wie das am Schliersee wohl gerade wieder einsetzt, weil die Hölle Rottach schon übervoll ist. Und dort sieht so ein Flohmarkt unter dem Förderturm auch noch normal aus, und nicht wie in Bad Wiessee oder Benediktbeuern. Da ist auch der Mann mit Zugriff auf die Requisite der reichen Münchner Filmgesellschaft, die sich nun bergeweise von den Trachten trennt, die sie früher einmal für eine Vorabendserie brauchte. Ich war in Innsbruck, Meran, München und Sterzing, ich habe mir vieles angeschaut, aber einen Mantel, wie ich ihn wollte, fand ich nicht. Sicher, Loden ist wieder im Kommen, aber die alten grossen Namen haben die letzten 5 Jahre nicht überlebt. Und deshalb Hausham, wo normale Menschen normale Kleidung verkaufen. So, wie ich bei der Mare Socken bestellen kann, kann ich auch meinem Mann sagen, was ich bräuchte, und er schaut dann mal, was noch da ist. Gut hat er diesmal geschaut. Passt genau zum Hut.







Keine Sorge, ich verbayere nicht. Es ist nur so, dass es bald kalt werden wird, und Loden, das muss man zugeben, passt hier zum Wetter. In der Stadt kann man einen Mantel tragen, der die Brust frei lässt; in den Bergen versucht man am gleichen Kleidungsstück immer, es bis ganz oben geschlossen zu halten. So ein Lodenmantel mit Stehkragen hilft wirklich. Und die Knickerbocker brauche ich zum Bergsteigen. Ich beruhige mich im Laufe des Tages, Finden macht glücklich, in Hausham ist man nicht reich, aber man sucht auch keine Mülltonnen ab, es ist warm, und während ich bei Francesco neben dem Kamin sitze und die Trüffelravioli kommen, tritt alles andere zurück. Das Holz prasselt, ich bin sicher, ich habe ein Auskommen und noch ein anderes, ich muss nicht, ich kann. Ich muss mit meinem Wissen kein Profilschärfer und Markenkommunikator werden, ich muss mich keinen Kunden anbiedern und versuchen, das Letzte aus meiner kleinen Inselbegabung herauszuholen, um dem Druck der Erfolgreicheren zu widerstehen. Ich bin, wo ich sein möchte, der Mond scheint und der Föhn ist auch in der Nacht sehr mild. In der FAS steht ein Beitrag, den viele nicht mögen, und in den kommenden Tagen werde ich viel Zeug lesen, aus München und von anderswoher, in dem sich ereifert wird, als wäre alles bestens, und nur die Printschreiber müssten zittern. Aber da war die Frau an der Tankstelle und der Liegestützler auf dem Altstadtring. Ob der Mantel dann aus der TV-Requisite kommt, oder die Ravioli von Francescos Nichte, ist nicht bedeutsam. Das einzige, was wirklich wichtig ist, für alle und jeden ist, dass das Münchner Elendsverhältnisse in dieser Gesellschaft nicht der Normalfall werden - aber dahin treiben sie wahrscheinlich alle, die heute noch so internetverständigen Experten, die immer oben sein müssen. Nur weil der eine in den Medien krepiert, heisst nicht, dass die anderen überleben.

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Ich war nicht in Bochum

Ich bin zwar von einigen Piraten eingeladen worden, auch zu kommen, aber ihr müsste das verstehen: Föhn und 16 Grad, da kann man nicht Nein sagen.



Aber ich verstehe nicht ganz, was Piraten an "Nationalen Identitäten" so unetträglich finden, ober unerträglicher als die Tricks, mit denen andere die Abstimmungsprozesse, etwa beim Wirtschaftsprogramm, aushebeln wollen. Ein Blick auf diesen Parteitag zeigt doch, wie stark die nationalen Identitäten immer noch sind, die typisch deutsche Mischung aus Probleme kleinreden, der Wechsel zwischen der Grosskotzigkeit des Durchmarschs und dems Entsetzen, wenn es mit dem Bundestag nach dem Höhenflug doch nichts wird, das kleinliche Schrebergartengezänk, wie Berlin versucht, sich gegen die anderen mit allen Mitteln durchzusetzen, das Gewinsel um das Geld, alles nationale Identität. Kann man ruhig ins Programm schreiben. Ihr seid im Herzen schon immer deutsch gewesen.

Aber so oder so bin ich wirklich froh, dass ich da nicht dabei bin. Ätzende Leute ohne Substanz. Ich wünsche mir einen politischen Arm des CCC und keine Gruppierung für all jene, die mit ihrem Egozeug zwangsweise nur dort sind, weil alle anderen froh sind, solche Leute nicht zu haben.

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Samstag, 24. November 2012

Geh nie am Samstag auf den Berg

Es ist nicht wirklich überraschend, dass Dauerurlaub Begehrlichkeiten weckt. Immer diese Bilder, diese Schwärmerei - da glauben manche, es sei wirklich schön da oben, und denken nie an die Plackerei. Dabei sehe ich oft welche hochkeuchen und denke mir: Mein Beileid. Bis mir dann einfällt, was für eine jämmerlich schnaufende Figur ich auf dem Radl mache.







Und wenn ich ehrlich bin: Als ich an den Tegernsee gezogen bin, bin ich vor allem deshalb über abgelegene Waldwege zum Gipfel vorgestossen, damit ich notfalls ohne öffentliche Scham umfallen, anhalten, japsen oder abbrechen kann. Ich will nicht sichtbar an Bergen scheitern, die 84-Jährige erklimmen. Ich denke, das ist verständlich. Inzwischen ist die Neureuth ja vom muskelkatermachenden Bergsieg zum Abendspaziergang herabgesunken. Für mich.







Für andere gibt es auch immer ein erstes Mal, und sie müssen nicht wie ich damals drei Tage den Eindruck haben, dass der Aufenthalt in der Schwerelosigkeit der Badewanne das Richtige wäre. Und deshalb kann ich hier sagen: Der Aufstieg von Tegernsee aus, vom Wanderparkplatz an der Bergschwalbe, ist zwar steil, aber leichter für Anfänger. Wer das locker schafft, schafft auch die Nordroute (klingt gut, oder?).







Oben ist es auch Samstag, in München ist es diesig, weshalb hier oben dann München ist. Unglaublich viel München. Und Ebersberg. Tafelspitz ist aus. Und Freising. Schnitzel auch. Und Starnberg. Wenigstens gibt es noch Spinatknödel mit Butter und Parmesan, das ist die Hauptsache. Und natürlich die Aussicht.







Immerhin, der Gast hat es nicht nur vollbracht und den Käsekuchen gegessen, er ist auc gut dort angekommen, was mal wieder darauf hinweist, wie wichtig wenige Kilos beim Aufstieg sind. Beimj Abstieg macht der Gast dann den üblichen Fehler und geht zu schnell, allerdings, wie sich später zeigen wird, ohne mir den Gefallen zu tun und am nächsten Tag Oberschenkelschmerzen zu haben. Der Gast hat Stöcke. Da geht das mühelos, was ich mir antrainiert habe. Zumindest bei halber Höhe der Nordroute (ich mag den Begriff einfach.)







Und weiter unten dann sitzen noch mehr Münchner auf Bänken, schauen den See an, gehen weiter, vorbei an den teuren Villen mit Seeblivk, und denken sich so ihren Teil über die Ungerechtigkeit der Welt: Sie müssen durch den Stau heim und Parkplatz suchen, und hier sind unter dem Gesindehaus 5 Stellplätze. Einfach so. Den schönsten Stellplatz kennen sie gar nicht, der ist nachher unten bei St. Quirin hinter einem Zaun, Platz für 6 schwarze Mercedes Cabrios aus 50 Jahren. Aber auch so ist das Leben ungerecht genug: Wir haben reserviert und bekommen einen Platz, andere nicht, und mir ergeht es auch nicht besser: Der Gast ist in Topform. Ohne die ganze Abnehmerei und Rennradlerei.







Man darf eben Samstag nie auf den Berg, wenn man nicht die ein oder andere Enttäuschung erleben will. Aber trotzdem war es gar nicht schlecht.

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Samstag, 24. November 2012

Schwarze Mandeln

Der Tegernsee ist ja eigentlich auch so ein Fjord, nur ist am Ende kein Nordmeer, sondern südliches Bayern, und so versteckt das Tal seine brutale, eiszeitliche Natur recht gut hinter Possierlichkeiten. Manchmal Kitschpr0neaux, manchmal nur Kitsch, und die Berge sind allesamt possierlich. Regen hatten wir hier in den letzten Wochen nur ganz selten.







Auserdem gibt es hier keinen Death Metal, die völkischen Bestreber liegen alle auf den Friedhöfen von Rottach und Kreuth und tun nichts mehr, und so richtig brennen tun die Kirchen auch nicht. Manchmal also sieht es so aus wie in dem Buch, das ich lese, aber ziemlich oft ist es ganz anders. Und dann trifft alles wieder zusammen, wenn den Protagonisten ihre alte Heimat einfällt. Manchmal ist das Buch sehr fremd, aber der Pfarrer Gneissel und die JU Regensburg, die sind so richtig aus dem Leben.







Ich bin noch nicht ganz durch, und es ist vielleicht auch nicht ganzu richtig, einen Menschen mit Heimkehrermentalität ein Buch besprechen zu lassen, das ein Zurücckbleibender geschrieben hat, den er noch dazu auch kennt. Das komische ist ja: Man kann in Berlin mit vielen Menschen reden, aber wenn man mit Bayern redet, kommt man immer auf das Land und seine Nachteile und Vorzüge zu sprechen. Und daran laborieren halt auch die Hauptpersonen, die Persönlichkeitsbildung war hier, und man muss hier gelebt haben, um darin nicht nur die Parodie., sondern die leisen Wahrheiten zu erkennen. Der Burnster kennt einen, der betrunken über den See schwamm und ankam, ich kannte einen, der damit nicht weit gekommen ist. Das Buch geht über Rock in Norwegen, und davon vestehe ich nicht so viel. Aber dass der Sommer meint, dass die Beine von der Vilde fast so lang wie der ganze Mandel sind: Ich war in Hamburg. Ich weiss, dass man sich da so vorkommt. Damit muss man umgehen können. Und weil ich das nicht kann, lasse ich es mir erzählen.







Das ist keine Rezi, ich will eigentlich nur sagen, dass der Burnster schon schreiben kann, aber obwohl seine Todesmetaller alle ganz evil sein sollen, so ist doch der Pfarrer Gneissel das wirklich wahrhaftig böse in seinem Buch Black Mandel. Ich täte mir ja wünschen, dass der Mandel im nächsten Band wieder italienische Schuhe braucht, und deshalb an den Gardasee fahren will, aber nie dort ankommt weil

Das nie wirklich ankommen ist nach meinem Gefühl übrigens das Leitmotiv. Und das mag ich. Auch wenn ich keine Ahnung von der Musik habe. Muss vielleicht auch gar nicht sein.

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Die Jungen des Sommers bleiben noch,

solange der Herbst auf keinen Fall sterben will. Tag um Tag drängt er den Nebel ab in die Ebenen, Tag um Tag macht er dann doch der Sonne den Weg frei, und an den guten Lagen blühen schon wieder die ersten Bäume. So, wie ich in Italien gelernt habe, den Frühling ui lieben, lerne ich am Tegernsee den November zu schätzen.
























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Freitag, 23. November 2012

Nachtrag vom Berg

Ich bin etwas hintendran mit dem Aufarbeiten, aber was Schöneres könnte es geben, als an einem Regentag den gestrigen Aufstieg zur Sonne noch einmal anzuschauen, und as Prickeln auf der Haut zu spüren. In der Nacht dann Ritualmorde und anderes Sach in einem Buch, bei dem mir mal wieder klar wird, wie extrem normal mein Leben eigentlich so ist. Eigentlich mag ich ja normal, sehr sogar. Normal ist mein Fetischismus.































Und einen flauschigen, harmlosen Schlafanzug habe ich mir noch schnell beschafft, denn die Nächte sind kalt.

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Wissenschaftliche Sensation!

Don Alphonso erklärt in der FAZ den Zusammenhang zwischen mehr Gerontokratie im Sonnenschein und mehr Nebel für die arbeitenden Sklaven! In der FAZ.



(Übrigens war es früher so, dass Kinder im Herbst Drachen steigen liessen. Heute lassen sie Drohnen steigen. Ich finde das, offen gesagt, bedenklich.)

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Die Kampfunlustigen

Es gibt da dieses Märchen von den Bremer Stadtmusikanten, die ihren Besitzern lästig werden, umgebracht werden sollen und dann fliehen. Die sagen sich dann:

Etwas Besseres als den Tod finden wir überall.

Und ich möchte hinzufügen: Etwas Besseres als Selbstmitleid und Durchhalteparolen angesichts des Todes auch.

Denn das ist es, waqs man von FR und FTD mitbekommt. Die FR glaubt, sie hätte so eine Art Existenzgarantie, weil sie aus Papier ist, und die FTD schreibt, wie toll sie andere gefunden haben.



Das mag den Tod erleichtern, aber was ich überhaupt nicht sehe, sind Initiativen, selbst etwas auf die Beine zu stellen. Wenn Regionalseiten wie Regensburg Digital funktionieren, warum sollte das in Frankfurt nicht gehen. Wenn FT Alphaville im Internet wichtiger als FT.com ist, warum sollte das in Deutschland nicht laufen. In beiden Bereichen gibt es genug klassische fettfaule Medien, die eigentlich nur darauf warten, dass man sie jagt und hetzt. Zumindest könnte man ja mal zeigen, was alles so aus Eigeninitiative geht. Oder es wenigstens versuchen. Der Onlineauftritt der FTD ist sicher nicht gross genug für die G+J-Strukturen, aber er hätte vermutlich immer noch genug Möglichkeiten und herausschneidbare Lesergruppen für kleine, konzentrierte Berichterstattung, für die das Handelsblatt zu blöd ist. Und dieses Frankfurt da mit seiner irren Mischung aus klüngelnden Hessen, korrupten Bankstern und besoffenen Ex-Hausbesetzern, da soll mir keiner sagen, dass es da nicht Raum für ein scharfes Lokalblog gibt.

Und wenn es nur dafür da ist, um zu zeigen, dass die Leute selbst was reissen, wenn man sie nur lässt. Man muss ja nicht jeden warmduschenden Printbesitzbewahrer mitnehmen. Die Krieger und Kämpfer und Fortschrittlichen sollten reichen. Wenn da welche sind.

Sieht aber irgendwie nicht so aus. Vielleicht ist so ein nicht kämpfender Journalismus auch ein Grund, warum sie untergehen.

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Mittwoch, 21. November 2012

Wir werden wie Gold sein

Es ist nicht so, dass der Berg wirklich rufen würde. Aber er wartet, und in der Nacht stellt er die Frage, wo ich gewesen bin, all die Tage des Sommers und des frühen Herbstes.







Ich habe darauf eine Antwort und eine Erklärung, die mir selbst auch bessser gefallen könnte, aber es ist, wie es ist, und dem Berg reicht es aus. Jetzt bin ich da, im Tal, über dem See hängt der Nebel, aber bei mir ist alles Licht und der Wunsch, von diesem Jahr mitzunehmen, was noch da ist. Und es ist Sommer in den Bergen. Der Berg meint, er hätte oben ein Geschenk für mich. Wer kann da Nein sagen.







In den Aufstieg würde genau eine Aufführung der Missa Cellensis von Haydn passen, aber um mich ist alles nur das abgehackte, wechselvolle Gloria, und ich frage mich ob Haydn seine Inspiration nicht beim Atmen und Rasten der Sänger nahm, die sich bei den Aufführungen auch auf den Berg schleppen mussten, auf dem die Kirche Mariazell steht. Ich bin da einmal, auch in dieser Jahreszeit im Licht hinauf: Man ist golddurchwirkt, denn die Sonne der Steiermark glüht schon fast italienisch, und man atmet heftig zwischen all den Rampen. Wenn ich allein bin, habe ich das immer im Ohr, immer nur das Gloria.







Und auch heute ist es so, wo immer die Sonne etwas erfasst, Laub, Holz, Rad, Stoffe oder Steine, alles leuchtet, als wäre es Gold in den verschiedensten Legierungen. Das liegt an der Tageszeit; wenn ich um 14.30 Uhr losfahre, ist es fast schon ein Wettlauf gegen die Sonne und den Nebel, wenn ich zum Sonnenuntergang oben sein will.







Weiter oben will der Berg dann nicht mehr beradelt werden; im Steilstück muss man ihn besteigen, 20 Minuten durch den Wald, und hin und wieder funkelt die Sonne durch die Stämme. Dieser Berg war der erste, den ich hier bezwungen habe, und wenn ich alt bin wird es vielleicht der letzte sein, den ich noch schaffe. Aber es ist alles dabei, was einen Berg ausmacht, und ich mag ihn. Er gefällt mir. An ihm habe ich mich entwickelt, vom Hochkeucher zum Abendspaziergänger, dem die Phantasie Haydn vorspielt.







Das war doch gut, meint der Berg leicht spöttisch, als ich über seine Flanke hochsteige, in einer guten Zeit und ohne mich gleich ruiniert zu haben. Das ist sehr gut, sage ich, setze mich hin und schaue. Ich sehe die Berge und das Eis, das sich dort festkrallt, ich sehe den Nebel im Tal und darüber, wie eine Insel, den Hohen Peissenberg. ich sehe die Kirchen und den Sendemasten. Mit blossem Auge. Aus 60 Kilometer Entfernung. So klar ist es heute über dem Dunst.







Alles andere ist drunter, aber alles hier oben ist Gold.

In der Nacht schaue ich zum Berg, und er meint, ich hätte das Geschenk vergessen.

Die Erkenntnis nämlich, dass heute der 21. November ist, und dass von den kommenden 12 Monaten nur zwei Monate kürzere Tage haben werden. Recht viel schlechter und weniger golden als heute kann es eigntlich kaum werden, sagt der Berg, und wir lachen.

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Dienstag, 20. November 2012

Gute Nachrichten!

Bestes Radelwetter!



Wenig Touristen am See!



Und für die 82.000.000 Deutschen, die nicht als Touristen hier sind, habe ich auch noch eine gute Meldung: Nur eine einzige Wolke am Himmel!



OK, diese eine Wolke ist ein wenig grösser, von der Maas bis an die Memel, nicht von der Etsch an, aber doch von der Mangfall bis an den Belt (Wo ist das eigentlich?), aber immer daran denken: Die Oberkante liegt bei nur 770 Meter. Darüber ist Hochsommer!



Ich dachte mir, dass Euch das gefällt.

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Eigenes Hundefutter essen

Man sollte sich bitte den Kommentar der FTD vorstellen, wenn irgendwo in der weiten Welt der Wirtschaft eine Firma geschlossen wird, die in ihrer ganzen Existenz nur Verluste eingefahren hat, viel zu teures und grossmäuliges Personal beschäftigte, in ihrem Produkt Propaganda für totalitäre Ideologien machte, sinnlose Marketingkampagnen fuhr, und insgesamt über 250 Millionen verbrannt hat, die andere erwirtschaften mussten.

So wie dieser Beitrag wäre, so ist mein Empfunden bei der Einstllung der FTD. Dass sie zusätzlich nicht in der Lage waren, das extrem erfolgreiche Alphaville der Mutter nach Deutschland zu bringen, nagelt den Sarg zu.

Ansonsten habe ich auch noch etwas Allgemeines zu Print zu in der FAZ sagen, weil ich hier auch gerade merke, wie die Älteren dem Papier abhanden kommen.

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