: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Sonntag, 28. April 2013

Ramma damma

Ach Italien. Da muss ich einen extra Beitrag schreiben, über die Rückkehr des P2-Logen-Abschaums und all die Strippenzieher, die jetzt sagen, sie hätten den Grillo verhindert und dafür möchten sie jetzt wieder Geld an sich verteilen. Da ist Bayern dagegen ja noch richtig sauber.



Eigentlich ist der Skandal um angestellte Familienangehörige eine Petitesse in Bayern, wo ein Oberbürgermeister auch schon mal sturzbesoffen vor dem Fenster der Zweitfrau Geschichten macht, dabei fällt, sich den Fuss verletzt und das Gastgeschenk der Partnerstadt ruiniert - der Zweitfrau, die ihn wohl nicht mehr so richtig wollte, nachdem er ihr das alternativlose Cafe im Krankenhaus zugeschanzt hat. Oder unser Miesbacher Landrat, der geguttenbergt hat und einfach so gut verfilzt ist, dass man ihn nicht einfach rausschneiden kann: Miesbach muss für die CSU sicher sein, da rührt der Horst keinen Finger.



Nun aber ist der Weg zwischen Cosi fan tutte und Das kann man nicht machen recht kurz geworden, und dass die CSU eine Dolchstechertruppe ist, bei der man schneller fällt, als dass man "Übergangsfrist" sagen kann, ist jetzt auch nicht neu. Wer denkt, dass der Horst da sonderlich brutal ist, mag an das Schicksal des Herrn Sauter denken, der von Stoiber damals auch behandelt wurde - grösserer Fehltritt, aber auch andere Zeiten, gleiche Methoden und so sind sie halt. Für den Horst geht es um alles, er kann sich keine erkennbare Filzokratie leisten, auch wenn es sicher schmerzt, dass der CSU-nahe Hoeness jetzt gegen die eigenen Staatsanwälte klagt und damit nochmal zumAusdruck bringt, wie er denkt, dass es in Bayern löuft: Sicher ist das nicht falsch gedacht, aber der Zeitpunkt, zusammen mit dem ausgesetzten Haftbefehl, ist selten dämlich. So schnell kriegt der keine Einladung zur CSU mehr.



Man kann ja so einiges menschlich verstehen, und natürlich ist die eigene Ehefrau als Sekretärin viellleicht gar nicht so schlecht; man sieht ja in Berlin, was passiert, wenn die Fraun nicht nah und anderer Minister Mitarbeiterinnen nicht fern sind. Aber es ist wie es ist und jetzt erwischt es auch noch die Doro Bär. In meinen Augen ist es um diese schiache Giftspritze nicht schad weil 1. Medienprodukt und 2. Opportunistin in Sachen Frauenpolitik, der sie ihren Aufstieg verdankt und 3. sollen die arbeiten und nicht twittern. Dass aber nicht nur ich so denke, konnte man zuletzt auch im Münchner Merkur in einem von vielen Durchstechereien getränkten Portrait lesen, nach dem Motto, der Jungstar sei schon wieder auf dem Weg nach unten. Wenn das im Münchner Merkur steht, diesem knallschwarzen Dorfmistblatt aus'm Bahnhofsviertel gleich gegenüber von der Schmierfabrik des Bayerischen Staatsfunks, dann ist das fast schon amtlich.Und damit das dann nicht gar so nach eigenem Anschlag aussieht, sondern irgendwie nach "das haben die linken Medien entdeckt und wir waschen unsere Gierpfoten in Unschuld", hat man die Ausführung dann eben Spiegel Online entlassen, der Schleimspritze der Demokratie.



Den Mann finde ich noch ok, das Rausreden auf Privatsache ist widerlich, denn es sind öffentliche Gelder, und wer im Kleinen schon so agiert... die Sache mit der Lebensgfährtin des Vaters ist dann wirklich zu viel, und man wundert sich, dass die Todeskralle aus dem Ingolstädter Glasscherbenviertel nicht gleich wieder zugeschlagen hat. Vermutlich, weil der Durchstecher einer war, den der Horst selbst mal abserviert hat und dafür dann eben die Bärs der Partei bevorzugte. man darf daher vermuten, dass die Sache für die Bär furchtbar wird und für die Dolchstecher im Bundestag auch noch unerquicklich wird - das zielte nämlich auch auf den Horst nach dem Motto, wenn er die alten Kader gelassen hätte, dann hätten alle sauber dicht gehalten wie fast immer wenn es nichts zu holen gibt.

So ist diese Partei. In Sizilien gibt es einen Landeschef, der offen schwul lebt und viele, die aufräumen, und wenn die das hinkriegen, dann müsste es doch mit dem Teufel zugehen, wenn das nicht auch in Bayern geht.

(Die Bilder sind mit einem 50mm f1.4 Objektiv von Porst aus den frühen 80er Jahren gemacht. Da geht so einiges, was früher nicht ging, 100mm Brennweiter auf der Pen und runter von 5.6 auf 1.4. Höhö.)

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Sonntag, 28. April 2013

Trennungen jeder Art

Wie ist das eigentlich, wenn junge Dinger nicht vom Überziehungskredit gewürgt werden, sondern eher von der Gier, und den Hals nicht voll genug bekommen können? Auch nicht schön, habe ich während der letzten Tage in Sizilien erfahren, denn es ging ein klein wenig hin und her und letztlich weg, weit weg von etwas, das etwas Grosses hätte werden sollen. Sei nicht so profitlich, sagte meine Grossmutter immer, wenn jemand zu viel wollte, aber andere haben nur Eltern und optimierte Vorstellungen, wie das Leben zu laufen habe.

Ja, und dann passiert eben etwas Unvorhergesehenes, und man kennt nicht nur den Preis des Sex in diesen Kreisen, sondern auch die Probleme, Kunden zu halten. (Auch Kommentarblog)

Sizilien hätte mich länger halten können. Immerhin habe ich noch Sand in den Schuhen, viele hier fehlende Bilder, die ich noch nachtragen muss, ein paar analoge Objektive sind zu holen (recht viel wurde hier ohne Autofokus gemacht), dann habe ich auch einen Mohrenkopf, und einen Heimatschock, zusammengesetzt aus Kälte ud Heuschnupfen. Hier ist schon wieder die Heizung an.











Und deshalb plane ich auch schon die nächste Abfahrt. das hier ist alles so sinnlos im Moment, als hätte sich die Malaise der Blogsoftware über die Himmel ausgegossen und Pollen gekriegt.

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Freitag, 26. April 2013

Nicht abschliessende Bemerkungen zu einer nicht abgeschlossenen Reise

Die Blogbeiträge aus Sizilien waren dem Internet und den Umständen geschuldet lausig.





Auch in Sizilien selbst ist einiges nicht gerade gut; trotz abgeschlossener Welt, in der ich schlief, war mir der Tag dann doch stets zu hart, zu arm und zu brutal. Es ist kein dauerndes Gefühl, aber jeden Tag passiert etwas, da sagt man sich: Das möchte ich nicht sehen.





Es ist ein sehr schönes und zumindest im April auch ein sehr grünes und sattes Land, und das hebt gewisse Mängel, die andere vielleicht mehr aus der Fassung bringen würden, mehr als auf. Es gab genug, dass ich sage, da will ich nochmal hin: Gerade in dieser Jahreszeit, wenn man noch relativ allein ist. Schmutzige Strände stören mich weniger als schmutzige Schulklassen.





Das Programm war dicht, aber natürlich nicht genug. Was mir wohl entgangen ist, und warum ich noch einmal hierher muss - das ist das Val di Noto. Ich war in Ragusa, und obwohl ich wusste, dass mich dort etwas Besonderes erwartet, hat das sizilianische Barock meine kühnsten Erwartungen spielend übertroffen. Was haben meine Füsse nach Ragusa weh getan: Das war es wert, und wird noch andere Reisen wert sein.





Aber: Es ist nicht das loand, in dem ich sein möchte. In Ragusa stünden noch so viele Häuser, die auf jemanden warten, der sie wachküssen möchte, und es gäbe jede Menge Barock zum Münchner Einzimmerwohnungspreis - aber da war nie auch nur der israelische Moment von wegen, ein halbes Jahr zur Langzeitbeobachtung am Bau. Das ist nicht fair und nicht gerecht, aber es berührte einfach nicht mein Herz.





Oder ich habe es nicht herangelassen, bei all dem Druck und Stresse? Man müsste es vielleicht noch einmal versuchen, sehr sicher sogar, oder öfters.

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Donnerstag, 25. April 2013

Spätrömische Dekandenz

muss man sich in etwa so vorstellen, und es ist kein Wunder, dass sie nicht in Rom ist, sondern in der Villa Romana in Almerina, im Hinterland der Südküste von Sizilien.





Rom hatte damals, im späten 3. Jahrhundert, ein Versorgungeproblem: Die Staatskasse war wegen der Abwehrkriege leer, Rom selbst war ein gigantischer Moloch mit einem Mob, der stets zu Rebellionen aufgelegt war, und der Transport von Getreide aus Nordafrika war eine umfangreiche Operation mit logistischen Problemen, die schon früher an ihre Grenzen gestossen war. In dieser Zeit dann drohte die Versorgung des Mobs zusammenzubrechen, weshalb man sich nach neuen Lieferanten umsah, und sie in Sizilien auch fand. Das war vom geforderten Preis her zwar teurer, denn die Sizilianer waren Wucherer. Gleichzeitig aber auch billiger, weil der Transport erhblich einfacher war.





Es ist daher nicht ganz ohne Ironie, wenn sich der Besitzer der Villa den ganzen Boden mit Mosaiken hat auslegen lassen, die noch einmal jene Epoche feierten, die gerade wegen solcher Veränderungen im Niedergang begriffen war. Rom war immer noch reich, das Imperium hielt noch zusammen, aber es folgte ein langer, unaufhaltsamer Nidergang von jener Grösse, die da auf dem Fussboden zu sehen ist.





Echte Dekadenz eben. Gutes Leben, Jagden, Lieben, Sagen, Weinranken, PPutti, Dionysos und Amor im Zweikampf, Kinderspiele: Hier inmitten einer riesigen landwirtschaftlichen Produktionsstätte für Grundnahrungsmittel mag das alles noch fortgelebt haben, hier war die Welt noch in Ordnung, die Sklaven ackerten und die Herren waren so nett, sogar den Dienern ein einfaches Bad zu spendieren. Die Parther und Vandalen waren damals weit genug weg, um sie zu ignorieren; am Ende kam auch keine Kirche und zerstörte das Werk dieses Mosaikerotomanen: Es war ein natürlicher Erdrutsch.





Daher hat das alles die Zeiten überdauert und legt ein falsches Zeugnis der Epoche ab. Neureich? Sicher. Schon in dieser Zeit muss das ein wenig überzogen gewirkt haben, man kann auch die Nase rümpfen, aber dafür hat es gehalten, und irgendwo passt diese lässige Moral im Sommerhaus auch bestens zu unserer eigenen, hoffentlich klügeren Dekadenz.

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Mittwoch, 24. April 2013

Die leichten Leutchen von Agrigent

Nüchtern betrachtet ist die Ausgrabung von Agrigent ein schönes Beispiel für die Richtigkeit des Zynismus bei der eigenen Aussendarstellung – wer repräsentiert und Prunkt, der wird liebevoll aufgerichtet und gepflegt, ja man kann sagen dass Agrigent der Altbundeskanzler und NATO-Doppelbeschluss-Schmidt der Antike ist. Hätte man die Erbauer der Tempel im 6. Jahrhundert gefragt, wie das alles 2500 Jahre später aussehen sollte, wenn es denn Ruine werden muss, dann hätten sie sich vermutlich so einen Anblick gewünscht. Schon damals hat man die Kette der üppigen, repräsentativen Kultgebäude direkt an die Felskante gebaut, dass jeder, egal ob von Land oder See kommend, die Grösse und Bedeutung der Stadt sofort erkennt. Und Agrigent, das darf man so sagen, hatte in seiner Blütezeit viel von einem Las Vegas oder Macao der Antike.







Damit war dann im 4. Jahrhundert Schluss, Agrigent war militärisch auf der falschen Seite und zahlte den Preis der legendären Orte, die in der Niederlage zu Provinznestern herabgesunken sind, Berlin, Karthago und Ferrara sind andere Beispiele dafür. Im Prinzip war das spätere Agrigent ein Kaff mit zu vielen und zu grossen Tempeln, so dass niemand auf die Idee kam, die Anlage zu vergrössern und mit römischen Säulenkapitellen aufzubohren. Rom ging unter, es kamen die Araber, man floh vor ihnen auf die höheren Berge, und so kam es dann, dass der Ort der Siedlung nicht von dem Moloch überbaut wurde, der heute Agrigent ist. Eine sagenhafte Verkettung glücklicher Umstände. Es steht weiterhin „the real shit“ in der Landschaft, um es modern zu sagen.







Und es ist natürlich noch immer beeindruckend. Trotzdem bleibt Zeit für vergleichende Erziehungswissenschaften, und ich bin der Meinung, dass italienische Schulklassen auch den erhabensten Moment mit ihrem blossen Auftauchen ruinieren. Die Lehrer haben das auch nicht unter Kontrolle und wollen auch gar keine Ordnung, egal ob schulisch oder dorisch. Wenig erbaulich ist auch das Benehmen der britischen Klassen, aber kein Schatten ohne Licht: Da war auch eine französische Klasse. Interessiert, aufmerksam, keine dumme Blödelei, kein Geplärre, nur freundliches Geschnatter beim Ablichten – und auch da keine dummen Witzbilder. Ich habe österreichische Klassen in Schönbrunn gesehen und deutsche Klassen in der Müncher Residenz: Vielleicht ist ja doch was an den französischen Erziehungsmethoden dran.







Abgang Franzosen, Eintritt amerikanische Rentner, und eigentlich kann ich noch froh sein, dass ich so früh hier bin. Später im Jahr ist noch mehr und enorm amerikanisch mehr los, denn Agrigent gehört nun mal wie Neuschwanstein unverzichtbar zum Kulturprogramm des alten Kontinent. Es kommt ein Polizeiwagen, und dir diversen Schwarz- und Fälschungshändler bleiben einfach sitzen: Es lohnt sich wohl noch nicht, davonzulaufen. Vorsaison. Mit etwas Glück hat man einen Tempel ein paar Minuten für sich alleine. Von der Siedlung, in der es damals hoch hergegangen sein muss, sieht man natürlich fast gar nichts. Das muss man sich alles dazu denken, und vielleicht war es hier oben gar nicht mal so bukolisch, und die eigentliche Feierzone lag unten am Hafen. Wovon sich natürlich auch nichts erhalten hat.







Zu den Ironien von Sizilien gehört natürlich auch, dass die Ruinen der Antike weitaus besser gepflegt und erhalten werden, als das neue Agrigent daneben, das nicht umsonst als ärmste Region Italiens gilt. Wie so oft in Sizilien sind die Ausgrabungen eine Parzelle und zur nächsten Parzelle führt eine Strasse, von der man kaum abweichen möchte. Ich bin da natürlich etwas anders eingestellt, aber die Busse rollen gleich weiter Richtung Palermo oder Syracus. Man will ja noch mehr echt griechische Ruinen, man ist im Urlaub oder auf Klassenfahrt, das muss man alles gesehen haben, und es ist auch wirklich beeindruckend.







Eine grandiose Kulisse. Man möchte sich aber bitte merken, dass auch die Antike wusste, wie man mehr aus sich machte, und was heute hellrot leuchtet, war früher mit weissem Kalk überzogen, um Marmor zu imitieren. Wie gesagt, es war das Las Vegas der Antike, schnell, skrupellos und gierig und was die Französinnen da über Säulenstellungen und Cellaeinteilung lernen, ist schön und gut. Aber man sollte ihnen vielleicht auch sagen, dass es der Montmatre von Magna Graecia war, und das eigentlich kein guter Ort für brave Mädchen mit Polkapunktkleider gewesen wäre.

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Mittwoch, 24. April 2013

Auf den Spuren des Gattopardo

war ich in Palma di Montechiaro - hier, zwischen Palästen und Kirchen, spielt ein Teil des Buches:



Eine phantastische Planstadt des Jahres 1637. Leider hat die Veränderung, durch die nichts blieb, wie es gewesen ist, so viel zerstört, und man muss sich wohl vor Augen führen: Das ist die Zukunft Europas.

In der FAZ und im Kommentarblog.

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Dienstag, 23. April 2013

Catania

Nachdem in Sizilien das Internet im Lauf der Zeit immer schlechter wurde, und ich regelmässig um 10 ins Bett gefallen bin - eine Nebenwirkung des Teeinentzugs, den ich mir durch Nichtmitnahme der üblichen Utensilien selbst zuzuschreiben habe - gibt es einiges nachzutragen.







Catania zum Beispiel. Wegen schlechteren Wetters an der Südküste war es vielleicht nicht die allerbeste Idee, an die Abhänge des Ätnas zu fahren, weil dort das war, was man bei uns als "Salzburger Schnürlregen" bezeichnet. Allerdings gibt es dort wie in Salzburg auch die bei mir beliebte barocke Baukunst, und ebenfalls wie in Salzburg, viele Cafes.







Jeder hat halt so seine Charakteraussetzen: Die einen mögen Fussball, die anderen miese Sexualpraktiken, wieder andere werden Gentechniker und ich kann mit diesem spanisch inspirierten Gemäuer im vollen Wissen um die historische Problematik etwas anfangen. Catania ist Chiaroscuro-Architektur, gebauter Caravaggio, viel Schwarz und viel Hell und da macht es auch nichts aus, wenn es regnet, regnet, regnet. Wie in Salzburg flieht man dann eben von Cafe zu Cafe.







Nachdem der Flughafen in Catania ist, ist dieser Ort für viele der Einstieg in Sizilien; meines Erachtens sollte man aber erst mal Agrigent oder eine andere schwer verfallene Stadt anschauen, danach wirkt Catania nicht nur sauber und aufgeräumt, sondern auch halbwegs gut erhalten. Vielleicht ist dann auch die von vielen gefühlte Düsternis der Stadt nicht mehr so schlimm: Catania ist bewusst dunkelo gehalten. Das muss man eben mögen. Mir gefällt es.







Zumal es dann im Regen auch nicht mehr besonders trist wirkt, wie all diese poppig bunten Städte im Norden. Mir hat Catania nass weitaus besser als Parma uberschwemmt gefallen. Selbst die Bilder sind einigermassen gut geworden. Natürlich möchte ich da noch einmal mit etwas mehr Zeit draussen hin, weil ich auch den Gegensatz zwischen flammendblauem Himmel und düsterer Architektur mag - aber ich komme sicher wieder hierher, im nächsten Jahr.







Und zwar noch früher, im März. Aber bis dahin dauert es noch eine Weile. Was in Catania elend ist: Es gäbe viel zu holen. Architektonisch ist es wie Salzburg, aber vom Standpunkt des Plünderns hat es viel von Berlin. Was da für Kronleuchter rumhängen! Unten am Hafen war ein Ramschladen, da war mehr drin als in einem dieser Münchner Geschäfte für hochwertige Altbeleuchtung. Und sie verstehen hier nichts davon: Überall Energiesparlampen der hässlichsten Formen in den schönsten Lüstern. Man müsste mit dem Auto kommen. Wie bekommt man einen 24-flammigen Bronzeleuchter als Handgepäck in einen Airbus? Eben.







So ist das also in Catania: Viele Cafes, was man zu schätzen weiss, wenn man mal in Agrigent den Berg hochgelaufen ist, erhaltene Architektur, wenig Neubauten und wohin man schaut: Details, Details, Details. Die haben sich hier richtig ausgetobt, im Barock. Nicht nur klein wie im Val di Noto, sondern gleich richtig üppig. Ich mag das. Sehr.

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Frühstück heute drinnen

Denn draussen ist es kühl und windig, ja sogar leicht regnerisch, und im grossen Saal werden die Reste einer sizilianischen Hochzeit, die zwei Tage gedauert hat, weggeräumt. Dazu italienisches Frühstücksfernsehen, aber auch Schmalzgebackenes wie daheim um Erdbeerkuchen. Vom eigenen Erdbeerfeld des Schlosses. Nicht schlecht.



Wegen des Wetters dann der Beschluss, nach Catania zu fahren: Da gibt es viele Cafes, aus denen heraus man Bilder von Denkmälern machen kann.

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Montag, 22. April 2013

Mohrenalarm. Ohne Lampe

Oder: Ein vertracktes Rätsel für Berufsbetroffene.

Es ist eine schöne Tradition geworden, dass ich aus Italien etwas aus Keramik mitbringe. Fruchtschalen aus Capodimonte zum Beispiel, Majolica aus der Toskana oder Fayoncen aus dem Grossraum Faenca. Ich habe gut proportionierte Obstständer aus Bisquitware, und eine riesige Terrine mit aufgesetzten Bändern und Rokokoschnörkeln, deren Transport nicht ganz einfach war. Kurz, es ist eine Tradition, und als ich die mit 9 Metern doch recht hohe Lobby des Hotels betrat, da wusste ich: Auch diesmal muss eine typische Keramik her. Denn auf der Wand hinauf zum Oberlicht waren auf Podesten 16 riesige Vasen abgestellt. Der Wissenschaftler sagt antropomorph, weil die Figuren in Pflanzenschmuck übergehen. Aber wie man es dreht und wendet, am Ende ist es doch ein Mohr. Und so heisst das auch, Testa di Moro, Mohrenkopf, und ganz sicher nicht POC-Kopf - zumal manche von denen auch weiss bleiben.



Ja, da kriegen die bleichen Studentinnen der maoistischen Selbstgenderkritik der critical Whiteness natürlich erst mal einen Schock: Ein Mohrenkopf als Blumenvase. Und niemand hat sie um Erlaubnis gefragt, und in Caltagirone, wo diese Mohren hergestellt werden, hält man das auch noch für Kultur. Und lädt auch nicht mit der heiligen Hernadlantsch ein zu einem Symposion, wo jeder Abweichler der keramischen Kunst abgerübt und zur Selbstkritik gezwungen wird, und dann 100 Jahre nur noch Vulvas aus Ton und kleine Statuen feministischer Popbands brennen darf (aber nur mit dem Holz weiblicher Bäume). Diese unfassbare Benachteiligung der Berufsbetroffenen muss so eine Gleichstellungsprojektgeldverdienerin erst mal verdauen, nehme ich an. Und dann auf der Basis ihrer mit einem lumpigen FAZ-Beitrag erdichteten journalistischen Kompetenz in einem Blogeintraqg niederschreiben. Welch Schande! Ein Mohr mit dicken Lippen als Blumentopf! Und der Blogger kauft das auch noch und bringt es nach Deutschland und stopft siene Grissini hinein!



Die Geschichte der Mohrenköpfe jedoch geht ein wenig anders, und zwar so: In der Zeit des Kalifats Sizilien, also zwischen dem 10. und 12. Jahrhundert, lebte dort in Syracus eine sehr schöne, junge Frau, die all ihre Kunst und Hingabe in ihren Dachgarten steckte. Von der Schönheiut nun hörte ein junger Mohr, also ein Angehöriger der damals in Sizilien stationierten POCafrikanischen Hilfstruppen, und verfiel in Liebe zu ihr. Er umwarb sie, gestand ihr seine Gefühle, liebte zum ersten Mal wirklich eine Frau - er hatte schon Weib und Kind, aber das war eine Zwangsehe - und war so schön und so prunkvoll, dass sie den Widerstand aufgab und mit ihm im Garten alle Gründe der Lust erfuhr. Aber sie wusste, dass er irgendwann zu seiner Frau zurückkehren musste, und deshalb wartete sie, bis er eingeschlafen war.

Dann schnitt sie ihm den Kopf ab und stellte ihn als Blumenvase in ihren Garten, damit er immer bei ihr bleiben würde.

Puh.

Vor solchen Frauen muss man wirklich Angst haben. Das ist mal so richtig hart und obsessiv und so krank sind die in Berlin vielleicht nur, wenn genug Drogen da sind.



Wie auch immer, es sagt so einiges über das schöne Sizilien und seine vorwitzigen Menschen, dass man das zum Anlass nahm, in Zukunft solche Mohrenköpfe nicht mehr abzuschneiden, sondern lieber unblutig in Ton zu formen und damit unblutig den Balkon zu verschönern. Der Mohr jedenfalls wird in all seiner Pracht und den reichen Gewändern dargestellt, und er ist vielleicht ein wenig wild, aber auch schön. Man kennt das: Like a rich jewel in an ethiops ear, wobei Gendertröten wohl eher nicht Romeo und Julia lesen. Ich habe mir sagen lassen, dass junge Männer ihren Angebeteten so einen Topf schenken, als Zeichen ihrer bedingungslosen Hingabe und Treue. Ob das alles nun rassistisch ist, oder gewaltverherrlichend, oder emanzipatorisch oder ganz normal irre, das weiss ich nicht. Die Geschichte ist auch nur so mittelschön, aber sie passt zu diesem Land.

Und deshalb will ich so einen Mohrenkopf aus Caltagirone. Reich soll er sein, brutal und kräftig.

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Liebe Fussballfreunde!

Ja, ich weiss, Ihr glaubt, beim Fussball würde sich Doping nicht lohnen, nie und nimmer, weil das eine taktische Sportart ist und die Einzelleistung nicht wie beim Radsport zählt (wo übrigens auch alles vom Team abhängt).

Und Ihr glaubt auch, dass es bei einem Spiel, bei dem es um Milliarden und politischen Einfluss und auch Wählerstimmen (Fussball ist unser Leben) geht, ohne Absprachen und Mauscheleien zugeht, wie in Asse oder sonstwo bei der Atomkraft.

Und diese paar bestochenen Schiedsrichter sind doch alles nur Einzelfälle wegen der Wettmafia, ganz weit weg.



Und wenn jetzt bei einer führenden Figur des Sports ein sehr, sehr dickes Konto in der Schweiz auftaucht, mit ganz viel Geld, dann ist das für Euch überhaupt kein Grund, nicht ein paar Fragen zu stellen, so in der Art, ob Ihr da die Fahne für die Richtigen oder eine sportliche Leistung oder vielleicht doch nur für ein dreckiges Geschäft schwenkt, in dem alle gierig sind, und die Millionen, die durch Euch und der Gebührenzwangsabgezockten nur so herumliegen, nicht doch vielleicht ab und zu auch mal zum Herbeiführen genehmer Resultate im Spitzenatomkraftwerkssport verwendet werden. Geld stinkt schliesslich erst, wenn man es wegen der Herkunft verstecken muss, weil man ja schlecht zugeben kann, wo es herkommt.

Und vermutlich singt Ihr auch noch morgen Lieder für Eure Vereine und sagt, dass der Radsport voll übel ist, aber beim um ein vielfaches umsatzträchtigeren Fussball so etwas unvorstellbar ist. Denn Fussball, das ist ja Euer Lebem und die Umsatzmaschine, die braucht solche wie Euch. Und natürlich ein System wie die Öffentlich-Rechtlichen, die auch sehr sehr lange gebraucht haben, bis sie sich vom Radsport lossagten.

Ja, der Sport. Ihr hüllt Euch in Flaggen und weint, wenn es mal nicht gut läuft. Ihr seht die Oberfläche im Fernsehen und im Stadion, Ihr seid perfekte Unterhaltungszahler, und auch Ihr werdet ganz lange brauchen, falls die beteiligten Sportpolitiker und andere Grössen nicht ohnehin alles wieder still werden lassen.

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