: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Sonntag, 10. November 2013

Fetch it if you can

Einerseits ist es gefährlich und auch sicher irgendwie verboten.

Andererseits finde ich ja, dass man bis zu 5 Kilometer alles, wirklich alles mit dem Rad machen kann, und dazu kommen - ich werde alt - auch noch so Erscheinungen. Etwa, dass man es merkt, wenn sich Muskeln zurückentwickeln. Es ist schon ein wenig fies: Ich fahre Pässe und sehe am nächsten Tag lediglich so aus, als wäre ich in einer überlangen Oper gewesen, in deren Pause das Buffet von Käfer und damit ungeniessbar war.Aber kaum macht man mal fünf Tage wenig bis nichts, kommen diese Verspannungen. Nun ist es zu kalt, um jeden Tag 60 Kilometer zu fahren, und ich habe auch viel zu tun, aber wenn sich die Gelegenheit schon bietet, und es nur 5 Kilometer zum Ziel über die Donau sind, dann sollte man das auch machen. Selbst wenn es illegal ist.



Allein schön südlich der Donau! Nördlich der Donau ist das Hochufer, auf dem die besseren Leute wohnten, und südlich war das Donaumoos, eine Art Sumpfgebiet, das dem Rest blieb. Deshalb sagte man früher, dass man über die Donau nicht zieht. Noch immer bin ich etwas dezent anerstaunt, wenn mir Neuzuzügler erzählen, sie hätten da ein ganz entzückendes Haus gefunden und es war auch billiger, dabei liegt doch nur die Donau zwischen dem Haus und der Altstadt. Ja, hat Euch das keiner gesagt, möchte ich fragen. Eure Kinder werden dereinst allenfalls Ingenieure bei MBB abkriegen... aber das ist heute alles nicht mehr so wie früher. Nur falls die Donau in Form des Sumpfes über das Waschhaus hochkäme, würde es weniger schön werden.

Südlich der Donau wohnt dann einer, der so alt ist wie ich und sich auch in den gleichen Ecken herumtrieb; als ich meine Rennradteile kaufte, beschaffte er sich im gleichen Laden ein MTB. Eine Frau, ein Kind und einen Hund später steht es nur noch in der Garage, denn jetzt geht vieles nicht mehr mit Frau und Kind. Geländeradeln ist viel zu gefährlich, und so ist es diesmal keine Unsprtlichkeit oder eine Bandscheide, sondern allein fehlende Gelegenheit und wenig Platz, weshalb das Artefakt der Jugend auf mich übergeht.



Er hätte es besser pflegen können. Dann hätte die Bremse nicht an der verbeulten Felge geschliffen, was beim Radeln mit zwei auf vier Rädern eine ziemlich fiese Angelegenheit ist. Was hilft, ist der Gedanke, wie peinlich es wäre, würde etwas südlich der Donau passieren. Das hat er davon, wenn er die Donau überquert, hätten dann die alten Damen gesagt. Heute bauen sie hier Luxusquartiere für 5000 Euro pro Quadratmeter und ich keuche mit dem weitaus billigeren Sunn - ein Franzosenrad übrigens - die Brücke hoch.. Es sind nur 10 Kilometer und dennoch werde ich gut schlafen, und auch der rechte Arm wird nicht verspannt sein. Neonazis und viele Fussballfans wissen, wie eklig das sein kann, aber ich treibe anderen Sprt und der belatet alles gleichmässig. Egal ob bein Fahren oder Schrauben.

Wie ist es also südlich der Donau? Komisch. Ich bin da eigentlich nie, und mit einem guten Grund war es schon in Ordnung. Man kann es da vermutlich aushalten. Hinziehen würde ich aber nicht. Der Radladen, aus dem es kommt, stand übrigens auch nördlich der Donau. Hat bis heute unter den Älteren einen guten Namen. Aber wo er war, stehen heute moderne Silos ohne Geschichte. Auch davon wird man nördlich der Donau nicht verschont. Die Häuser und Jahre verschwinden, die Artefakte und das Wissen bleibt.

Vorerst. Manches Rad gebe ich gern weiter, dieses eher nicht.

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Samstag, 9. November 2013

Heimgeschichte

Das Schönste an der Heimat? Der unbegrenzte Teenachschub. Immer, zu jeder Zeit, in den Mengen, in denen ich das brauche. Es ist nicht gerade wenig. Und der Blick auf die Bücher und das bald einzumottende Rad von einem Sofa aus. Ein Sofa, das älter ist und etwas erzählen kann; das allerdings ist abgedroschen und wurde vor 300 Jahren schon literarisch restlos ausgebeutet. Weshalb ich hier natürlich auch nichts sagen werde.



Teetrinken, eigene Weintrauben essen und das gefühl haben, alles hier gehört einem selbst - das ist schon fein. Ich finde es sehr richtig, dass die Gesetze dem Mieter helfen, sich schon fast als Eigentümer auf Zeit zu sehen, denn das trägt zu seiner Zufriedenheit bei. Mein Gefüjl jedenfalls ist sicher den ganzen Aufwand wert, den ich mit der Erhaltung - und nächstes Jahr, soweit möglich, mit der Erweiterung - habe. Aber du hast doch keine Kinder, wozu das alles, fragen manche. Das ist wie mit Kindern, man macht das halt, weil man es für richtig hält - von Kindern hat man ja nach dem Tod auch nichts mehr und wenn es schlecht läuft, auch schon davor wenig mehr als Ärger. Das kann einem bei einem haus, das man schon seit Jahrhunderten kennt, so natürlich nicht passieren.



Schlimmstenfalls mache ich halt Patenonkel, da findet sich dann schon wer. Vorher klebe ich noch auf die Bilder irgendwelche Phantasiepreise, auf der Schreibmaschine getippt - wenn sie sie einst verkaufen, ist so ein alter Zettel mit hohen Preisen - noch in D-Mark, Schilling und Schweizer Franken - nicht weniger preistreibend als heute. Die Welt will betrogen sein, und wenn das noch eine Weile nach meinem Ableben geht, ist das ja auch eine Art Untersterblichkeit für Halunlen. Irgndwo muss auch noch der alte Petschaft vom U. sein, von 1848 - vielleicht mache ich auch ein paar Siegel hinten drauf. Nur so, für den Hausgebrauch. Bilderfälschung ist ein Verbrechen, Provinienzfälschung dagegen schönste Literatur.



Richtig, ein Packerl ist auch angekommen, nichts von grossem Wert, aber dekorativ und ivh schaue auf so etwas gern, wenn ich am Schreibtisch am Tegernsee sitze. Da schaut man doch gerne auf eine Sommerlandschaft, wenn es draussen schon um vier Uhr stockfinstere Nacht ist.

Wie auch immer, schlimmer als auf dem Sofa wird es dies Jahr nimmer.

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Freitag, 8. November 2013

Hurra, die Tugend!

Geschafft! Geschafft! Nie hätte ich gedacht, dass es möglich wäre, aber es ist mir gelungen! Sagenhaft! Ein Meisterwerk der Überwindung, juble ich am Ziel.



Denn nicht nur komme ist seit Urzeiten zum ersten Mal aus Italien heim, ohne ein Rad gekauft zu haben (Sizilien zählt nicht, da habe ich aber anderes geplündert) - nein, tatsächlich habe ich nach diesem Urlaub zwar wieder etwas mehr Kilo auf den Rippen, und gleichzeitig weniger Räder im Keller. Eines in Kawasakigrün wird nun Berliner Strassen unsicher machen. Darauf erst einmal die Reste, die bei Prenn noch verfügbar waren. Denn es wird Winter, und wer zu dünn ist, dem nagt der Hornung an den Zehen.



Bergsport gibt es natürlich auch. Nicht hochalpin, sondern niederflüssig, aber doch mit einer senkrechten Hauswand, die nur mit Leitern bezwingbar ist - und ohne Sicherung über dem Abgrund. Ich trage dabei Schuhe aus Verona, eine Wolljacke aus Meran und mein südtiroler Rebmesser, kurz, ich bin fast schon einitalienischer Gruss. Labil stehe ich oben, aber selten ruhe ich mehr in mir als beim Ernten meiner Trauben.



Drei Wochen zu spät, übrigens, aber das Jahr war kalt und selbst jetzt könnten sie noch zwei Wochen Sonne und Wärme gebrauchen. Wir sind leider am allerletzten Zipfel der Grenzregion zu Italien, hinter dem Haus fängt fast schon Preussen an, auch wenn ich weiss, dass die Weinbauregjon Franken auch noch kommt. Meine Fenster weisen nach Süden, dorthin wird es wieder gehen, aber erst einmal die Früchte, die ich nicht gesäht, aber sehr wohl angepflanzt habe, mit ihrer perfekten Biedermeiererscheinung.



Im Keller ist jetzt wieder etwas Platz, und weil ich da keinen Wein ansetze, wie man das früher machte, könnte ich vielleicht ja doch wieder ein Rad... man wird sehen. Irgendwas muss der Mensch in Matsch und Regen ja machen, und sei es nur, das Metall zu bereiten, auf dem es bald wieder über die Berge geht.

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Freitag, 8. November 2013

Mitbringsel

Vielleicht macht sie es, weil sie selbst fühlt, wie ihr die Sache entgleitet. Wenn man ganz vorne ist, kann man schon ein paar alten Freunden öffentlich ins Kreuz treten. Man bekommt ja laufend neue dazu. Freunde, die sich nicht an dem Spektakel stören, denn alle Welt liebt die Bekannten. Doch die Wochen ziehen vorbei, das Leben bringt andere Sensationen, und was an wichtig gemeinten Aktionen war, wird wie alles in dieser Zeit der Aufmerksamkeitssuche ironisiert. Angreifbar ist sie geworden. Und die Gefolgschaft wird kleiner und kleiner. Hier noch ein Hochverratsprozess und da noch ein Ausgrenzen, aber irgendwann steht sie dann da und fragt: Was tue ich abgesehen von dieser ganzen Egomasche für mich selbst? Sieht denn keiner, dass mir das nicht reicht? Auch ich brauche Hilfe! Und weil ich so toll bin, schreibe ich auf, wie ich mir selbst helfe, damit andere das auch können.





Als ich das in der Nacht lese, bin ich schon wieder daheim, und habe mir selbst genug geholfen. Schliesslich war ich in der besten aller möglichen Novemberwelten. Man darf sich halt nicht zwingen, man muss es gern tun und soviel, wie halz gut für einen ist.

Oder man brennt aus.

Was ich im besagten fall nicht nur erwarte, sondern sogar begrüssen würde, wo der Aktivismus gute Ziele benent und mit persönlichen, schwer erreichbaren Zielen verknüpft. Unternehmensberaterin, Projektmamagerin, man kennt das..

Nicht von mir, zum Glück.





Ich kenne noch ganz andere Probleme, etwa den Mangel an Südtiroler Spezialitäten nördlich der Alpen und den Umstand, dass irgendwann in all den Jahren meine alten Hüttenschuhe verschwunden waren. Pünktlich beim Holzschlichten sind sie dann wieder aufgetaucht, aber halt in einem erbarmungswürdigen Zustand und nicht mehr wirklich schön anzusehen. Weil aber die Winter kalt sind und ich nicht schon wieder unter der - zugegeben schönen, aber auch kühlen - Kombination von Seidenteppichen und Parkett leiden möchte, habe ich Ersatz gekauft. Geht ganz einfach in den Lauben. Und das Muster kann ich mir auch heraussuchen. Und aus welchen Gründen auch immer bekam ich eine Packung Höllenschwarz dazu. Wer kann das schon von sich behaupten, dass er echtes Höllenschwarz bei sich daheim im Schrank hat?





Und dann war da noch dieser Gebrauchtwarenmarkt direkt vor der Auffahrt zur Schnellstrasse hinunter nach Bozen. Mit schrecklich viel altem Zeug, das Geschichten von Armut und Not erzählt; historisch bestrachtet sind die schönen Städte im Tal die Ausnahme und das harte Leben in den Bergen die Regel. Der Mensch besiedelt die Berge erst, wenn im Tal kein Platz mehr ist, und je weiter oben er lebt, desto weniger darf er sich auf die Zivilisation verlassen. Alles muss man selber machen: Schleifen, backen, schlachten und den Wein beschneiden. Und deshalb greife ich im letzten Moment noch zum Rebmesser. Sowas kann ich auch im Donautal brauchen.





Nach Hause geht es über Sterzing.

Dort kennt man mich.

Ich muss nur bei Prenn hineingehen, und sie wissen, was ich will.

Diesmal wussten sie leider auch, dass der Apfelstrudel aus war. Nur noch ein paar kleine Stücke waren da. Genug fäür mich und zu wenig für Frankfurt.

Einer meiner Seidenteppiche am Tegernsee hat einen absichtlichen Farbwechsel, das hat man so gemacht, weil nur Allah das Perfekte erschaffen darf, aber nicht der Mensch; und sowas war, für diesen Urlaub gesehen, auch das Fehlen des Apfelstrufels in Sterzing.





Es war sehr schön in Südtirol. Manche finden es vielleicht etwas altbacken oder spiessig, aber vom Standpunkt des angenehmen Lebens ist es eine runde Sache.

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Mittwoch, 6. November 2013

Der Weg der Prüden

Wie kann man sich hier eigentlich die ganze Zeit nur zanken, Gemeinheiten an den Kopf werfen und überlegen, wie man sich gegenseitig - aus eigener schlechter Laune heraus - das Leben vermiest?







Und zwar bei schönstem Wetter im September, während unten im Kurhaus der Saal für einen Ball bereitet wird, aber ach, das ist ja schon der nächste Streitpunkt, er hat ihr das nämlich nicht erzählt, und dafür hat sie natürlich kein Kleid dabei, und deshalb kracht es ganz furchtbar. Nichts ist es mit der Annäherung der Figuren, die sich nur nah fühlen, wenn sie sich erinnern, und den Rest wieder gegenwärtig haben, wenn sie sich sehen.







Dass ich unbedingt etwas über Prüderie schreiben muss, in diesem Dasein, das einen extrem leichten Zugang auf Freizügigkeit bietet und gleichzeitig so viele Singles in Einsamkeit und Bindungsproblemen verdorren lässt, mit abnormer Scheidungsquote und all denen, die einfach diese Sache mit dem Sex irgendwann aufgegeben haben, die sich Ventile suchen und dennoch stets mit diesem seltsamen Gefühl der Ernüchterung zurückbleiben - das habe ich durch die Nachrichten aus Deutschland wieder verstanden. Man kann gegen Porno vorgehen, weil das ohnehin oft nur noch der letzte Brückenkopf auf dem Lande der Lust ist, den viele einfach halten können. Hier wird es nicht so einfach mit dem Rückzug, denn unten im Tale sind jene, die die Streitenden an ihre Vergangenheit erinnern werden, an das, was sie gern gewollt hätten und das, was daraus wurde. Hier müssen sie kämpfen, eine fängt an und das Elend nimmt seinen Lauf nicht in Betten.







Ich gehe diesen Weg mit einem guten Freund und die Blockade in meinem Schreiben löst sich auf, das muss jetzt langsam nach all den Hundernissen fertig werden. Ich will nicht so enden wie jene, die immer als vielversprechend im Gespräch sind, ich will das auf den Tisch legen und sagen: Da isses. Eventuiell backe ich solche Immerwolleraberniekönner auch noch mit ein, Selbstbildnis als Kleinmünzenverschwender grosser Vermögen. Wenn sonst schon keiner Kurromane schreibt, dann mache ich es halt. Der einzigen Unterschiede zum 19, Jahrhundert sind, dass wir keine Kur bewilligt bekommen und die Menschen scheusslich angezogen sind, alles andere ist gleich geblieben, und wir kratzen uns die Augen aus und duellieren uns bis aufs berufliche Ableben. Aber immerhin, sie wird das Abendkleid noch bekommen und dann wird dort unten getanzt, und weiter gestritten und belogen und er, der eigentlich ganz nett wirkt, wird etwas tun, was anderen wirklich weh tut - aus einer Mischung aus Gedankenlosigkeit, zu viel Geld und dem simplen Wunsch der Vernichtung.







Ich habe Meran dringend gebraucht, ich habe mir im Kopf alle Notizen gemacht, und dass damals mit einem Crash 80 Seiten verloren gingen, ist halt Fügung: Ich kann das besser.

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PORN PORN POOOOOOOOOOOORN!!!!

Der Trinker wurde übrigens doch noch überraschend vom Restaurantbesitzer bezahlt, der erst Schwierigkeiten hatte, ihn zu bezahlen. Meine Überweisung kam kurz danach an, so ist es halt und man kann nicht alles haben. Hatte schon den Platz freigeräumt, aber zum Glück noch keine Nägel entfernt.

Tja.

Schade. Aber so 100% war ich auch nicht überzeugt, und wer weiss, ob der Käufer es nicht am Ende doch zurückgibt. Die Schicksale der Bilder sind manchmal unergründlich.

Schlimmer war übrigens - nur mal ein Beispiel - der Umstand, dass ich vor ein paar Monaten dieses superpornographische, mich total geil machende Meisterwerk der schamlosesten Erotik nicht bekommen habe:



Das Buch!!!!!! Sehet nur das Buch und denket an die indiskreten Schatzkästchen! Sie liest sicher Diderot!

Nun weiss jeder, der mich kennt, dass ich zwei eherne Grundsätze habe:

1. Kein Sex mit verheirateten oder geschiedenen Frauen oder Müttern oder deutschen Jungliteratinnen.

2. Keine Gemälde nach 1850.

Damit wäre das Bild eigentlich so uninteressant und undenkbar wie weiland die G., die B., die V. und ihre Freundin T. gewesen wären, weil es von 1865 ist. Aber die Nacht war damals letzten Winter dunkel und es sieht ja keiner und so versuchte ich, sie abzuschleppen; allein, wie so oft, da hat wohl auch ein Zahnarzt gemerkt, dass diese Frau in den Eingangsbereich der Meraner Villa muss. Und mich mit seinem grösseren Geldbeutel - das einzige, was zählt - ausgestochen. Dachte ich.

Und dann hat er es nicht gewollt. Oder seine Frau wurde eifersüchtig. Es gibt Bilder, neben denen tut das Altern es weh. Das hier ist so eines. Gerade weil sie nicht mehr ganz jung ist, vielleicht 42, und ihr dennoch nicht das bevorsteht, was keinem von uns erspart bleibt.

Gerade also stand ich wieder vor der Wahl, und sagte mir: Dafür mache ich kein Glücksspiel, trinke nicht, nehme keine Drogen und gehe in kein Bordell. Da werde ich doch wenigstens für ein paar Lappen einmal so eine grossbürgerliche, rattenscharfe Leserin mit nach Hause nehmen können. Frauen mit Büchern. Ihre Blicke spiessen mich auf wie eine Nadel den Schmetterling. Alle reichen Söhne - werft das Geld! Alle Oberländer - werft das Geld! Und Du, Don Alphonso - werf das Geld. Und das habe ich getan. Ich musste sie haben.

(Solange sie mindestens 150 Jahre alt sind und keine deutsche Jungliteratin, aber die gibt es ja auch nicht in Öl, sondern nur in Dumschwätz-Twitter)

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Mittwoch, 6. November 2013

Zuhause im real gelebten Sozialismus

Ich bin auf der Strecke zwischen der Donau und Siena der beste Beifahrer der Welt. Es ist unmöglich, diese Strecke, auffächernd zwischen Chur und St. Pölten mit mir zu fahren, ohne dass ich die Menschen am Steuer und im Fond nicht ohne Unterbrechung über die Geschichte der Landschaft zutexten könnte. Und in 30 Minuten Fahrtzeit weiss ich immer ganz hervorragende Restaurants. Auf der anderen Seite bin ich aber so daheim, dass ich gar nicht daran denke, wie wenig andere sich hier auskennen. Ich weiss, wo man abbiegen muss und meine zu wissen, dass der andere das auch wissen sollte. Im Ergebnis bin ich wie ein dysfunktionales Navigationsgerät, das man nicht abschalten kann. Trotzdem gelangen wir zurück von verona nach Meran und in die sozialistische Tristesse des Mangels und der Not von Algund.





Angeblich sorgt der Kapitalismus dafür, dass alles allen für den besten Preis verfügbar ist, aber das heisst in unserer von Aldipolitikverkäuferinnen aus der Uckemark dominierten Welt der Altstasi-Demokratur nur, dass im Supermarkt lange Regale sind, in denen der immer gleicfh minderwertige, immer gleich schmeckende Dreck in verschiedenen Verpackungen steht. Es darf fdaher nicht wundern, dass sich die Wissenden um einen Vorteil bemühen, und deshalb in Scharen die Alpen überqueren so wie weiland der DDR-Büger, wenn er gut zechen wollte, nach Ungarn fuhr, um rechtzeitig vor dem Winter noch einmal richtig einzukaufen. Dass dabei dieser freie Ort aussieht, als wäre es ein Intershop, in den jetzt Marco und Michelle hineindürfen, ist einer der Treppenwitze der Eroberung des Westens durch den Osten. Was hier verkauft wird, kann, gut verpackt, Monate halten. Wer sich jetzt eindeckt, wird über den Winter nicht leiden. Daher dieser Auflauf an Münchnern, Veronesi, Österreichern und Oberland. Hier treffen wir uns und sorgen dafür, dass es an Weihnachten immer noch Wacholderkäse aus der Sennerei Algund gibt -auch wenn wir dafür 20 Minuten warten und die neueste Landhaus- oder Outdoorbekleidung anschauen mussten.





Immerhin, ich bin zuversichtlich,m dass ich noch lange empfehlen kann, die Schritte hierher zu lenken, wo man mich sogar inzwischen als Don Alphonso erkennt - und dass es keine Geschichte sein wird, von der ich sagen muss, hier gab es einmal.

Algund ist übrigens so ein Eckerl -gerade wen es zu en Weinbergen hoch geht, also 100 Meter über dem Tal - das ich auch bei der Jagd nach Immobilien berücksichtigen würde. Klimatisch nicht schlechter als Obermais, dafür nicht so überlaufen und - wenn man das mag - mehr mit einem alpinen Charme. Nach Meran kann man trotzdem leicht mit dem Rad fahren, oder wandern. Denn Obermais ist viel zu teuer und das kann man sich ja nie - oh wait.





Kaum sieht man so ein Angebot, ist natürlich der Traum wieder da, so eine Villa mit hohen Räumen und viel Stuck und Platz für enorme Kronleuchter. Für ein Stockwerk wären die schon alle da, man musste nur

Man müsste wortbrüchig werden und etwas zusammen mit einer Mieterin an jemandem verkaufen, der absurde Preise für den Quadratmeter Bestlage in München bezahlt. Wer München Maxvorstadt hat, für den sieht fast die ganze Welt wie Thüringen aus. Klingt nett, verlangt aber auch viel Disziplin beim Denken und träumen. Also nicht "ich kaufe morgen eine Villa und verkloppe München", sondern "so teuer sind schweirigere Projekte gar nicht, eventuell würde das langfristig möglich sein, wenn man so etwas übernähme, ein paar Jahre weitgehend selbst restaurierte und dann einen Teil, sei es durch Miete oder Verkauf, weiter gibt". So ist das halt, selbst wenn man nicht ganz arm ist, muss man sich in dieser Welt arg beschränken. Und warten! 20 Minuten dauert es, bis wir bei Kirtchsteiger in Obermais einen Platz für Kastaniencremesuppe und Schlutzkrapfen bekommen.





Die DDR ist also nicht tot, sie ist frisch lackiert und es geht ihr weiterhin blendend. Man sucht Auswege und findet sie vielleicht, aber nie darf man sich Illusionen machen: Kein Friedrich, hinter dem kein Mielke wäre, kein Zahnarzt, der nicht so wie die kommerzielle Koordinierung raffen würde, und warm Margot Honecker von diesem unserem Land noch kein Verdienstkreut bekam, verstehe ich auch nicht: GroKo ist doch auch nur eine Art SED mit den üblichen, braunen Spritzern, die man immer irgendwie dabei hat.

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Was mich an der Schwarzer am meisten ärgert

ist der Umstand, dass sie vermutlich darauf spekuliert, kaum jemand würde sich öffentlich für Prostitution einsetzen. Denn wer das täte, würde sofort die Frage zu hören bekommen: Und Du? gehst Du etwa ins Bordell oder warum setzt Du Dich für Sexarbeit und gegen die Bestrafung der Kunden ein?

Das ist die gleiche wierliche Masche wie "Wenn Du gegen Netzsperren bist, bist Du sicher für Kinderpornographie". Hat man sich ja oft genug sagen lassen müssen. Oh wie ich dieses bigotte, verlogene, abstossende, heuchelnde Pack hasse, und es ist mir vollkommen egal, ob das von einem knallschwarzen Bischof oder von einer knallschwarzen, feministisch betünchten Hohepriesterin der Langeweile kommt.

Deshalb habe ich dieser Person da und 100 Lutschpromis sauber und lustig was übergebraten, in der FAZ und im Kommentarblog - mein Vorteil ist ja, dass ich als Kunstfigur ohne Unterleib das jederzeit tun kann, ohne Verdächtigungen auf mich zu ziehen. Die Freiheit der Prostituierten, liebe Leser, ist nämlich auch die Freiheit, die dieses Geschmeiss uns nehmen wird, wenn sie sich da erst mal durchgsetzt haben. Man muss sich gegen Friedrich wehren, gegen Zensursula und Schwarzer. Am besten mit einem Lachen und besser zehnmal zu viel in ihre bigotten Lügengebilde reinhauen, als einmal zu wenig.

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Montag, 4. November 2013

Addio

Zu kurz, viel zu kurz. Die Engländer sind um diese Zeit erst angereist und blieben dann bis April. Ich dagegen mus wieder nach Meran, ohnehin ist es eine Überraschung für mich selbst, hier sein zu dürfen. Ich nehme als kostbarsten Besitz das verwunderte Lächeln dank dieser Tage mit.





Verona ist wie eine Frau, die einen an der Krawatte packt und hiner einen Busch zerrt, und dortselbst an die Wand drückt. In meinem Inneren laufen hier allerkitschigste Geschichten ab, ganz furchtbar, das würde man mir gar nicht zutrauen.





Und es hat nichts mit Romeo und Julia zu tun, mehr so mit dem Licht, der grossen Zufriedenheit der Stadt - das ist andernorts inzwischen ganz anders, Italien kommt einfach nicht aus der Krise, aber Verona geht es recht gut - und dem Eindruck, dass der Winter hinter den jetzt schon schneebedeckten Bergen bleibt. Hier könnte man noch draussen lieben und so tun, als ginge einen das alles gar nichts an.





Sicher, es wird früh dunkel, aber dafür hat man dann auch gut besuchte Museen oft für sich allein. Ich war im Dezember mal - ich glaube, ich sollte den Namen nicht nenen - in einem wirklich bekannten Museum in der Toskana und bin verloren gegangen. Der Führer, der die Türen von Saal zu Saal öffnete hat mich einfach in einem Raum hinter einem Vorsprung vergessen, und das war wirklich eindrucksvoll: In einem nur leicht erleuchteten Raum zu stehen, wirklich ganz allein mit den grossen Werken von L in der Ausleuchtung, für die sie gedacht waren.; manchmal spricht Kunst zu mir, und hier hat sie dann sehr lang mit mir angeregt geplaudert.





Das passiert einem nur in Italien, dem Land der ausgeschalteten Videokameras und Personal, das mit dem Bewegungsmelder nicht umgehen kann. Vor allem eben im Winter. Am Tegernsee dächte ich jetzt ans Anrodeln, hier an Kunst und Tage am Strand.





Nicht gerade am Gardasee, den ich auch noch besuche, mehr weiter unten, bei Massa oder Folonica. Dieser lange, weite Strand, an dem im Winter kaum Menschen sind, nur die klare Luft, die Sonne und jene, die bleiben. Italien im November, das sind geschenkte Wochen.

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Sonntag, 3. November 2013

Stehende Bäume und liegenbleibende Kakteen

Das Leben ist voller Überraschungen. Und ab einem gewissen Alter lässt die Freude an so etwas nach, einfach, weil mit dem Vermögen die Überraschungen auch weniger schön werden: Wer nichts hat, dem sind Bankenkrisen so egal wie entdeckte Konten iom Ausland, üppige Unterhaltsforderungen und diese seltsame Neigung mancher, die denken, es wäre nur recht, die Rechnung nach oben anzupassen.







Wir sind hier in Verona, der Stadt, wie jeder weiss, der Capulets und Montagues und ihrer blutigen Fehde, aber so tragisch das Ende für Romeo und Julia auch gewesen sein mag: Es ging mit rechten Dingen zu. Es war keine Überraschung. Weil so eine Fehde im Mittelalter nicht einfach ausbrach, sondern angekündigt wurde, ja, man musste sogar erst andere Wege versucht haben, bevor man zur Gewalt greifen durfte, und das musste auch vorher angekündigt werden. Schriftlich. Drei Tage vorher. Klingt schräg, hatte aber den Vorteil, dass niemand überrascht war, und ausserdem noch drei Tage blieben, um einen nichtmilitärischen Ausweg zu finden. So gesehen trug das Wesen der Fehde durchaus dazu bei, dass nicht jeder immer überrascht und niedergemacht wurde.







Ich kann eher nur so mittelgut mit Überraschungen leben, aber auf der anderen Seite durchaus geschickt planen und konzipieren. Vielleicht habe ich auch ein ganz gutes Gefühl für Situationen und Einschätzungen dessen, was machbar ist; es wäre schön zu sagen, ich hätte das schon immer gehabt, aber nein, ich habe bei Freunden sehen müssen, wie das daneben gehen kann und wollte nicht so enden. Ich komme also meistens schon gut durch und wenn ich mir wirklich Mühe gebe, dann kann es gut und schön werden. Oder auch sehr böse, weil ich mit Überraschungen nicht umgehen kann: Unerwartete Situationen überfordern mich schnell und wenn dazu noch eine Art Fehde ohne Einhaltung der Regeln kommt, werde ich unangenehm. Ich weiss. ich kann nicht anders.







In den letzten Monaten hat mich so einiges überrascht, manches war schön, anderes nur insofern akzeptabel, dass es danach immer noch schön war, was aber eher an meinem sonnigen Gemüt denn an den Umständen liegt. Vielleicht ist es mein Fehler, nicht auch etwas überraschender und und weniger planbar zu sein, ich laufe ja ganz ordentlich und liefere, was man erwartet - irgendwie lohnt sich das aber nicht. Ich mache den Basso Continuo, ich baue Findamente, die den Rest erträglich machen, es geht lustig zu, aber es ist mehr eine Funktion denn eine Existenz; was das bedeutet, würde man erst merken, wenn es nicht mehr da wäre und die Kastratenfalsette schrill klängen. Ich spreche in Rätseln, es ist bedauerlich, und ich weiss auch selbst nicht, was ich tun will; wenn es soweit ist, wird man es erfahren.







Geniessen wir also die Grosszügigkeit des Gartens. Was mir daran wirklich gefällt, ist der Umstand, dass die hochherrschaftliche Familie, die ihn angelegt hat, im Laufe der Zeit verstand, wie wichtig er ist, und sich nach diesen Freuden hier benennen liess: Giusti del Gardino. Dieses Einsehen, dass man so etwas auch fördern und herausstellen muss, wenn es aus dem Palast davor erst die Sensation macht, das finde ich ergreifend. So einen Garten habe ich nichtm aber vieles ist in meinemKopf angepflanzt, und wohin mein Weg mich führt, da nehme ich es mit, und sortiere dann den Lustgarten meiner grauen Zellen neu.

Ich habe wieder viel zu erzählen, wenn ich zu Ende gedacht habe.

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