Zuhause im real gelebten Sozialismus

Ich bin auf der Strecke zwischen der Donau und Siena der beste Beifahrer der Welt. Es ist unmöglich, diese Strecke, auffächernd zwischen Chur und St. Pölten mit mir zu fahren, ohne dass ich die Menschen am Steuer und im Fond nicht ohne Unterbrechung über die Geschichte der Landschaft zutexten könnte. Und in 30 Minuten Fahrtzeit weiss ich immer ganz hervorragende Restaurants. Auf der anderen Seite bin ich aber so daheim, dass ich gar nicht daran denke, wie wenig andere sich hier auskennen. Ich weiss, wo man abbiegen muss und meine zu wissen, dass der andere das auch wissen sollte. Im Ergebnis bin ich wie ein dysfunktionales Navigationsgerät, das man nicht abschalten kann. Trotzdem gelangen wir zurück von verona nach Meran und in die sozialistische Tristesse des Mangels und der Not von Algund.





Angeblich sorgt der Kapitalismus dafür, dass alles allen für den besten Preis verfügbar ist, aber das heisst in unserer von Aldipolitikverkäuferinnen aus der Uckemark dominierten Welt der Altstasi-Demokratur nur, dass im Supermarkt lange Regale sind, in denen der immer gleicfh minderwertige, immer gleich schmeckende Dreck in verschiedenen Verpackungen steht. Es darf fdaher nicht wundern, dass sich die Wissenden um einen Vorteil bemühen, und deshalb in Scharen die Alpen überqueren so wie weiland der DDR-Büger, wenn er gut zechen wollte, nach Ungarn fuhr, um rechtzeitig vor dem Winter noch einmal richtig einzukaufen. Dass dabei dieser freie Ort aussieht, als wäre es ein Intershop, in den jetzt Marco und Michelle hineindürfen, ist einer der Treppenwitze der Eroberung des Westens durch den Osten. Was hier verkauft wird, kann, gut verpackt, Monate halten. Wer sich jetzt eindeckt, wird über den Winter nicht leiden. Daher dieser Auflauf an Münchnern, Veronesi, Österreichern und Oberland. Hier treffen wir uns und sorgen dafür, dass es an Weihnachten immer noch Wacholderkäse aus der Sennerei Algund gibt -auch wenn wir dafür 20 Minuten warten und die neueste Landhaus- oder Outdoorbekleidung anschauen mussten.





Immerhin, ich bin zuversichtlich,m dass ich noch lange empfehlen kann, die Schritte hierher zu lenken, wo man mich sogar inzwischen als Don Alphonso erkennt - und dass es keine Geschichte sein wird, von der ich sagen muss, hier gab es einmal.

Algund ist übrigens so ein Eckerl -gerade wen es zu en Weinbergen hoch geht, also 100 Meter über dem Tal - das ich auch bei der Jagd nach Immobilien berücksichtigen würde. Klimatisch nicht schlechter als Obermais, dafür nicht so überlaufen und - wenn man das mag - mehr mit einem alpinen Charme. Nach Meran kann man trotzdem leicht mit dem Rad fahren, oder wandern. Denn Obermais ist viel zu teuer und das kann man sich ja nie - oh wait.





Kaum sieht man so ein Angebot, ist natürlich der Traum wieder da, so eine Villa mit hohen Räumen und viel Stuck und Platz für enorme Kronleuchter. Für ein Stockwerk wären die schon alle da, man musste nur

Man müsste wortbrüchig werden und etwas zusammen mit einer Mieterin an jemandem verkaufen, der absurde Preise für den Quadratmeter Bestlage in München bezahlt. Wer München Maxvorstadt hat, für den sieht fast die ganze Welt wie Thüringen aus. Klingt nett, verlangt aber auch viel Disziplin beim Denken und träumen. Also nicht "ich kaufe morgen eine Villa und verkloppe München", sondern "so teuer sind schweirigere Projekte gar nicht, eventuell würde das langfristig möglich sein, wenn man so etwas übernähme, ein paar Jahre weitgehend selbst restaurierte und dann einen Teil, sei es durch Miete oder Verkauf, weiter gibt". So ist das halt, selbst wenn man nicht ganz arm ist, muss man sich in dieser Welt arg beschränken. Und warten! 20 Minuten dauert es, bis wir bei Kirtchsteiger in Obermais einen Platz für Kastaniencremesuppe und Schlutzkrapfen bekommen.





Die DDR ist also nicht tot, sie ist frisch lackiert und es geht ihr weiterhin blendend. Man sucht Auswege und findet sie vielleicht, aber nie darf man sich Illusionen machen: Kein Friedrich, hinter dem kein Mielke wäre, kein Zahnarzt, der nicht so wie die kommerzielle Koordinierung raffen würde, und warm Margot Honecker von diesem unserem Land noch kein Verdienstkreut bekam, verstehe ich auch nicht: GroKo ist doch auch nur eine Art SED mit den üblichen, braunen Spritzern, die man immer irgendwie dabei hat.

Mittwoch, 6. November 2013, 00:50, von donalphons | |comment

 
Lecker.
Was das Auge stört, ist der Firlefanz auf'm Tellerrand. Aber der Zunge hat's sicher gefallen.

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Also die Tomate war prima, Glossa dagegen halte ich auch für verzichtbar. Aber von der Mode mal abgesehen, ist das ein gerade für Meran wirklich gutes Restaurant, das nur etwas darunter zu leiden hatte, dass die Konkurrenz auf dieser Reise unschlagbar war.

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Kaum zu glauben, daß noch vor 60 Jahren Kastanien eine ArmeLeutespeise waren.
Jetzt im Herbst gibt es in den Dörfern überall eine sagra die castanie mit den ganzen herrlichen Leckereien, wie Mondine, necci a la ricotta usw usf.
Allerdings ist dieses Jahr die Ernte wegen Schädlingsbefall etwas mager ausgefallen.
Aber wenn es wirklich zu einer Krise kommt, wird es schon für meine Selbstversorgung reichen.

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In Meran war vor allem wegen des schlechten Klimas im Frühjahr die Ernte eher bescheiden, besonders in den Höhenlagen. Das ist wie bei meinem Wein, der viele Trauben erst gar nicht ausgebildet hat.

Kesten sind abgesehen davon in Meran immer noch billig und wer will, kann sie ja einfach sammeln gehen.

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Ja, das meinte ich mit Selbstversorgung.
In den Wald und sammeln!

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Hier am Neckar bestand dieses Jahr kein Keschde Mangel, nur ist die Ernte schon drei Wochen vorbei. Und wirklich große Exemplare waren in der Tat seltener.

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... die neueste Landhaus- oder Outdoorbekleidung anschauen mussten
Das funktioniert auch in Hamburg, City Süd. Da hechten die wichtigen "Business-Menschen" aus dem Jack-Wolfskin-Rudel mit ihren Deuter-Beutesäcken aus der S-Bahn, übersehen dabei die Frau mit dem Kinderwagen, die zwecks fehlendem Fahrstuhl Hilfe bräuchte ... Ja, sie sind mit der neuesten Landhaus- oder Outdoorbekleidung ausstaffiert, aber das Benehmen ist dabei oft von Vorgestern. Popeln oder Gähnen ohne Hand-vor-den-Mund gehört da zur Tagesordnung. Da empfehle ich doch mal statt einer Mischung aus Hamburger Morgenpost und Landlust lieber einen Kurs in gutem Benehmen. Und dabei kann man sich auch gleich besinnen, dass es doch schöne, klassische Wollmäntel gibt ...

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Ich Algund ist das gar nicht so schlimm, es ist ja genug für alle da; zumindest wacholderkäse konnte ich in grossen Mengen kaufen, und auch ansonsten ist die Stimmung prächtig, man ist ja im Urlaub.

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"Wer München Maxvorstadt hat, für den sieht fast die ganze Welt wie Thüringen aus."

Ah, nun dämmert's mir, sie meinen die Preise! Der Satz ließ mich ein Minütchen grübeln, denn aussehen tut's in den meisten Ecken von Thüringen fabelhaft.

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Richtig. Nichts gegen Thüringen, aber bei 10k für den m² wirkt auch so ein Rittergut bei Triptis wie eine Scheune.

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Bei Ihren Käsebildern kommen mir fast immer die Tränen vor Neid! Soooviel Auswahl. Seufz.

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Tja. "Zum Käsekaufen nach Meran" ist gar nicht so dekadent, wie es scheint.

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Also, um ganz ehrlich zu sein; natürlich schäme ich mich, wenn ich mich darüber beschwere, daß ich hierzulande "nur" Fol Epi oder Petit Basque kriege. Wo ich doch so gern Käse esse. Aber es bleibt lamentieren auf hohem Niveau. Dennoch gönne ichs Ihnen von ganzem Herzen und bin lustvoll neidisch (und schäme mich ein bißchen mehr in einer dunklen Ecke).

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Werte Sylvia,
eigentlich bietet doch jeder mittelgroße Wochenmarkt in Deutschland eine anständige Käseauswahl.

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...und auch in vielen ReweSparCoopTengels. Mit ein bisschen Glück sogar in den Discountern. Praktischerweise ist dann meist Hartkäse, d.h. der hält sich. Aldi hat z.B. öfters mal ganz passablen Greyerzer, Emmentaler und auch Rohmilchcamembert hab ich in so einem Laden schon mal gesehen.
Ich gebe aber zu, die richtigem Schweinereien bekommt man dann doch eher auf dem Markt. In München sind da die festen Stände am Viktualienmarkt und Elisabethmarkt gefährlich, und natürlich Dallmayr. Sie kommen da dann aber schnell in die Bio-Fleisch-Preisklasse.
Vergleichweise ein Schnäppchen sind die dort oft auch angebotenen Stücke französischer Salzbutter, die mit richtig grobem Meersalz vermischt sind. Die auf einem frischen Graubrot, da will man nix sonst mehr drauf.

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Lieber don ferrando, greenbowlerhat, weiß ich doch. Ich lebe aber in USA und selbst Wegmans, Balducci's, Whole Foods und wie sie alle heißen haben eine begrenzte Auswahl, sind unglaublich teuer und für meine Verhältnisse mit über einer Stunde Anfahrt zu weit weg. Auf den Märkten gibts manchmal guten Käse, aber nicht immer und auch schweinisch teuer. Auf der anderen Seite, in Kalifornien, haben sie es etwas besser. Aber gar nichts kommt an Auswahl und Frische den Bildern des Don gleich. Und jetzt geh ich mich wieder schämen wgs. der Maulerei.

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Oh! Da sind Sie natürlich exkulpiert, bei diesem Wohnort!

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Marco und Michelle
an Ihren Namen könnt ihr sie erkennen.
Ich verstehe schon, daß Sie M&M nicht für schlechtere Menschen halten. Es ist halt das Kürzel für "mitteldeutsche Herkunft aus den 70er/80er Jahren"
richtig fiese Beispiele (ohne fiese Wertungen oder Kommentare) kann man bei "chantalismus tumblr" sehen.
In USA können Sie gutsituirte rechte oder linke Eltern auch deutlich an den Vornamen der Kinder erkennen. Ein Jethro ist so deutlich wie ein LeRoi.

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Ich will die Leute nicht spziell abwerten, sondern alle, die das Pech haben, unter IM Erika in einer gelenkten Demokratur zu leben.

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jedoch kein vergleich zu den erdenbürgern, die auf jesus maria oder maria jesus getauft wurden.

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Oder Maria Juana.

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oder tassilo und nepomug.

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Oder Aufsteiger, die meistens Daniel oder Tobias heißen und ihre Kinder dann Emil-Paul nennen, wegen der vermuteten Intellektualität.

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Oh, Herr ...
Michelle ...

...wäre ein in Mittel-/Ostdeutschland ungewöhnlicher Name.

Marco taucht eher in Westdeutschland auf. Die männlichen -o-Namen der DöDöEr waren insbesondere Heiko, Silvio, Rico, Marjo.

DDR-spezifisch waren z.B. Mad(e)le(i)n(e) oder Grit.

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DDR-typisch war auch Maik (anstelle von Mike). In den 80ern wurde bisweilen auch mal Mandy (auf sächsisch gerne mit Schluss-E ausgesprochen, also in etwa Mändiä) genommen.

Also: Maik und Mandy statt Marco und Michelle.

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Obacht!
Wenn in Italien von "renovierungsbedürftig" die Rede ist, muss man schon genau hinschauen. Mit diesem Attribut werden, völlig rechtmäßig, auch bis auf die Grundmauern verfallene Ziegenställe im toskanischen Hinterland angeboten (zeitweise gerne auch für Maxvorstädter qm-Preise).

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there's a sucker born every day ...

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auf guad deitsch: Jedn Dog stengan drei bläde auf, oan davo muassd dawischn…

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Ich habe ja etwas Erfahrung mit Altbauten, und kenne wirklich Schlimmes.

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Don , - das wäre dann doch etwas ?
In der Bozener Strasse in Lana, direkt neben M-Preis.
Dieses Gebäude scheint wirklich keiner zu wollen , seit Jahren.
Ist zwar nichts villa'iges , aber fast historisch , - und die Tatsache das es vormals die Marmeladenfabrik ' Menz&Gasser ' (....Don ! Ihr Faible für Süßwareeen ! ) beherbergte...?
Die Räume sind hoch , im Obergeschoss stehen noch 3 alte Kessel , und das freskige Wandgemälde hat doch auch was.
Dieses ( momentan morbidcharmige ) Haus schreit zwar irgendwie nach Loften , aber...
Praktisch auch der 2-stöckige Anbau für's Personal ;-)

http://img27.imageshack.us/img27/5484/bjqt.jpg

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Vom oben abgebildeten Heukäse habe ich nun schon vielfach gehört, es aber beim letzten Besuch im Süden versäumt, selbigen einzukaufen.

Immerhin macht Käse den Konsumenten nicht nur formschön, sondern unter Umständen auch ein wenig schlauer: Nachdem ich diese Woche in einem Rutsch ein sehr ordentliches Stück Montagnard verputzt hatte, wollte ich eigentlich nur wissen, was es so mit diesem Käse auf sich hat. Ehe ich mich versah, war ich dann bei den Montagnards gelandet und sah mich quasi dazu genötigt, mein historisches Halbwissen... usw. Mit Analogkäse funktioniert derlei einfach nicht.

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GRAUKÄSE in Alto Adige; Erinnerungen
Vor ein paar Jahren: An einem Sonntag in Meran fanden wir nach langer Suche endlich doch noch EIN Restaurant, dass uns mittags eine Kleinigkeit zu Essen anbieten konnte. Meine hungrige Julia war glücklich. Bis sie den mit Salat und Brot servierten Graukäse im Mund hatte. ... Es war schrecklich.
Ein paar Jahre später, diesmal in der Nähe von Meran, streuten wir etwas bereitgestellten geriebenen 'Parmesan' über die servierten Spaghetti und schon wieder: igitt! ... Es stellte sich heraus, dass da jemand in der Küche anstatt Parmesan Graukäse verwendet hat. Dieser Vergleich trifft's, glaub' ich: das ist wie Berlin anstatt Tegernsee.

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Graukäse erfreut sich heute wegen seines geringen Fettateils wieder allergrösster Beliebtheit und ist vom Armeleuteessen aufgestiegen zum Käse für die Schlanken und Fitten.

Ich persönlich mag ja nichts unter 40& Fett i. Tr..

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Also auf Schwarz- oder Graubrot mit 5mm dick Meersalzbutter drunter (s. oben) geht auch das. Es muss nicht immer Triple Cream sein.

Wenn wir aber schon mal dabei sind: ganz großartig ist dieser Käse mit Schichten aus Gorgonzola und Mascarpone. Auf Laugengebäck, und oben drauf ein bisschen Zwiebelmarmelade, Preiselbeeren oder Feigen-Senf-Sauce. Wer will, kann es kurz in den Backofen tun...

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Ich habe auf Foto 2 in der Schlange eine Laufkollegin entdeckt und leider erst heute mit Ihr darüber sprechen können. Sie würde das Foto gerne haben. Können Sie mir das Bild zur Verfügung stellen? Vielen Dank.

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