Heimgeschichte

Das Schönste an der Heimat? Der unbegrenzte Teenachschub. Immer, zu jeder Zeit, in den Mengen, in denen ich das brauche. Es ist nicht gerade wenig. Und der Blick auf die Bücher und das bald einzumottende Rad von einem Sofa aus. Ein Sofa, das älter ist und etwas erzählen kann; das allerdings ist abgedroschen und wurde vor 300 Jahren schon literarisch restlos ausgebeutet. Weshalb ich hier natürlich auch nichts sagen werde.



Teetrinken, eigene Weintrauben essen und das gefühl haben, alles hier gehört einem selbst - das ist schon fein. Ich finde es sehr richtig, dass die Gesetze dem Mieter helfen, sich schon fast als Eigentümer auf Zeit zu sehen, denn das trägt zu seiner Zufriedenheit bei. Mein Gefüjl jedenfalls ist sicher den ganzen Aufwand wert, den ich mit der Erhaltung - und nächstes Jahr, soweit möglich, mit der Erweiterung - habe. Aber du hast doch keine Kinder, wozu das alles, fragen manche. Das ist wie mit Kindern, man macht das halt, weil man es für richtig hält - von Kindern hat man ja nach dem Tod auch nichts mehr und wenn es schlecht läuft, auch schon davor wenig mehr als Ärger. Das kann einem bei einem haus, das man schon seit Jahrhunderten kennt, so natürlich nicht passieren.



Schlimmstenfalls mache ich halt Patenonkel, da findet sich dann schon wer. Vorher klebe ich noch auf die Bilder irgendwelche Phantasiepreise, auf der Schreibmaschine getippt - wenn sie sie einst verkaufen, ist so ein alter Zettel mit hohen Preisen - noch in D-Mark, Schilling und Schweizer Franken - nicht weniger preistreibend als heute. Die Welt will betrogen sein, und wenn das noch eine Weile nach meinem Ableben geht, ist das ja auch eine Art Untersterblichkeit für Halunlen. Irgndwo muss auch noch der alte Petschaft vom U. sein, von 1848 - vielleicht mache ich auch ein paar Siegel hinten drauf. Nur so, für den Hausgebrauch. Bilderfälschung ist ein Verbrechen, Provinienzfälschung dagegen schönste Literatur.



Richtig, ein Packerl ist auch angekommen, nichts von grossem Wert, aber dekorativ und ivh schaue auf so etwas gern, wenn ich am Schreibtisch am Tegernsee sitze. Da schaut man doch gerne auf eine Sommerlandschaft, wenn es draussen schon um vier Uhr stockfinstere Nacht ist.

Wie auch immer, schlimmer als auf dem Sofa wird es dies Jahr nimmer.

Samstag, 9. November 2013, 23:43, von donalphons | |comment

 
"Älterer Herr mit mehreren Wohnsitzen, der aber meist zurückgezogen in einer Wohnung in einem Haus in einem der besseren Viertel der Stadt lebt und dort viele Bilder aufbewahrt." Hmmm. Das mit der Verunklarung der Provenienz würde ich mir gut überlegen.

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Das wird doch schon immer so gemacht. "Collection of a Gentleman" kann man oft genug mit "Bauarbeiter hat es aus dem Speicher eines Abbruchhauses gezerrt" übersetzen, die "Düsseldorfer Privatsammlung" ist einfach ein Händler, der sein Zeug schnell loswerden will. Diese ganzen hübschen Geschichten,welche Wege Dinge wirklich gehen, werden alle vertuscht. da kann man doch wenigstens ein paar hübsche Ereignisse dazu erfinden.

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Trotzdem - der Rechtsstaat scheint mittlerweile in einem Zustand zu sein, wo man dem Besitzern von mehr als einem Gemälde schon davon abraten muss, mit mehr als nur Kleingeld für Stullen in der Tasche in die Schweiz zu fahren. Und, bitte lebenslang, alle Kaufbelege dafür aufzubewahren haben.

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nunja,

der "rechtsstaat" hat auch leider die letzten jahr(zehnte)e immer ein äuglein zugedrückt wenn man mal wieder "urlaub" in der schönen schweiz gemacht hat.
und ?... das verkommene Lumpenpack, dass sich selbst so gerne als SdG bezeichnet, pfiff auf die moral (scheint nen grund für die zunehmende "durchrechtlichung" zu geben...) und tat was möglich war. jetzt heulen sie rum wenn einer kleine silberscheibchen kauft und der halbe rotary club vorbestraft ist.

von der besonderen moral, andere in die klappse zu stecken weil die dem eigenen treiben auf die schliche gekommen sind möcht ich an der stelle noch garnicht anfangen. wenn wir das fass aufmachen kommen wir die nächsten tage nicht mehr nnüchtern vom frühstückstisch weg...

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lieber rollproll, ich verstehe den greenbowlerhat etwas anders. Mit der totalen Verrechtlichung aller Beziehungen zwischen den loyalen Subjekten des divinen Staates geht etliches verloren.
Die extreme Belastung aller Einkommen ist da nur ein Aspekt. Ich zum Beispiel gebe meinen Mitarbeitern zwei Seiten Verhaltensrichtlinien (Complance-Mist) zu lesen, nur um mich zu exculpieren für den Fall, daß ein Mitarbeiter einen anderen oder Kunden oder Passanten diskriminiert.
Wenn der Arbeiter den Anderen Kalkleiste nennt, kann der Gekränkte nicht mehr mich verklagen.
Oder Sie bauen den Dachboden aus. Hoppla Vierter Stock! Da muß jetzt ein Aufzug her!
Oder "NOTarzteinsatz am Gleis" ein Selbstmörder bremst die Bahn aus - die Bahn ist den Fahrgästen schadenersatzpflichtig für die Verspätung Und und und und

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@melursus: das mit der Verrechtlichung sehe ich schon so wie Sie, nur hatte ich das an anderer Stelle kommentiert. In dem Kontext dieses Beitrags hier meinte ich schon mehr das, worauf rollproll zumindest auch anspielt - den bigotten Umgang des Staates mit dem Bürger, und seinem Eigentum. Der Staat kann nämlich auch ein Räuber sein, und gelogen und geschlampt wird wie im Fall M auch mal gerne. Nach allem was man so liest und hört, ist dieses Phänomen im Moment gerade an einem Besitzer vieler Gemälde zu beobachten. Da wird, wie es scheint, die Drecksacktheorie im Quadrat genommen und der Staat macht alles, nur sich nicht an sein eigenes Recht haltend. Recht ist halt auch und nur dann wirklich Recht, wenn es bleibt wie es ist, wenn es wehtut.

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SJ
Auch Silvio wohnt in Rom in einem Palazzo, der mal der Gesellschaft Jesu gehörte.
Allerdings schraubt er eher kaum Fahrräder im Salon. Aber wer weiß das schon!

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was der da so schraubt, will ich eigentlich gar nicht wissen ...

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Naja. Je mehr die grosse Koalition kommt, desto eher vergebe ich einem Charakterpolitiker.

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Silvio in einem Atemzug mit Charakter?

Habe ich was nicht mitbekommen?

[am Kinn kratzend sowie kopfschüttelnd ab]

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Einen schlechten! aber sicher!

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