: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Samstag, 7. Dezember 2013

Meine fünf Gewaltopfer, nach Eigenaussage

Ist zu Assange schon alles gesagt?

Vielleicht hätte ich sogar eine andere Meinung, wenn heute 2007 wäre. Bis 2007 glaubte ich Frauen eigentlich immer, weil warum sollten sie eine Vergewaltigung erfinden? Wozu gibt es denn sonst in Regensburg eine öffentlich aufgestellte Notrufnummer, wozu Frauenhäuser? Und meine Stalkingerfahrungen waren ein paar Gründer und VCs, die während der New Economy wenig unversucht liessen, um mir zu schaden. Einer von denen versucht es heute übrigens immer noch, hin und wieder, weil über ihn auch etwas in diesem Blog steht. Ich hatte das ganze Programm, unerfreuliche Post im Briefkasten, Terroranrufe, üble Nachrede, Debatten, was man mit mir tun sollte, Drohungen - aber das macht mir nichts aus, das gehört dazu und ich weiss ja, wie ich mich gegen das Pack wehre. Und nach ein paar Jahren sehe ich, was aus den grosskotzigen Niggemeiersprüchen zur Blogwerbung wurde. Dass der ein oder andere Stalker inzwischen tot ist: Mei. Keiner von uns lebt ewig, ich habe dazu nicht beigegtragen. Bis 2007 herum habe ich das alles sportlich genommen.

Danach hat sich in meinem Leben einiges verändert, und das hat sich auch auf mein Privatleben ausgewirkt. Wer mich kennt, der weiss, dass ich ab 2007 für mich sehr wichtige Dinge getan habe, die nicht im Blog auftauchen, aber mein Leben erheblich dominiert haben. Ich musste damals eine Entscheidung treffen, das habe ich getan und durchaus im Wissen um die Folgen. Eine der ganz banalen Folgen war, dass vieles einfach nicht mehr ging: Neue Pflichten sorgen nun mal dafür, dass alte Gewohnheiten so nicht mehr möglich sind. Und das schloss durchaus auch meine bis dahin sehr laxe Haltung in Sachen Sexualität mit ein. Ich halte auch heute nichts von Treue, wenn sie nicht ausdrücklich verlangt wird, ich halte die Ehe für einen spiessigen Irrtum und glaube für unsere Gegenwart nicht an ewige Beziehungen, selbst wenn ich manche erleben durfte. Ich habe eine laxe Moral, aber seit 2007 nicht mehr sonderlich viel Gelegenheit und Verlangen, sie extensiv auszuleben: Two girls are to many, three a crowd, and four your death - das sah ich in den letzten Jahren auch so, aus meiner Situation heraus. Fast immer, also, meistens jedenfalls bis 23 Uhr.



Jedenfalls brachte es das Leben mit sich, dass ich nicht voller Absicht Frauen angesprochen hätte, es gab genug anderes, was wichtiger war. Und für Beziehungen und Affairen mit wirklich schwierigen Zeitgenossinnen hätte ich auch keine Zeit gehabt. Nichts wäre mir ferner gekegen, als eine psychisch Kranke am Bahnhof daheim einzusammeln und zu schwängern und dann mit ihr nach Israel zu gehen. Klingt irre?

Das stand aber so in meinen Kommentaren bei der FAZ. Es gab da jemanden, die tatsächlich meinte, diese Wünsche aus meinen Texten und Antworten an andere herauslesen zu müssen. Dass sie das wirklich dachte, weiss ich, weil in meinem Briefkasten dann entsprechende Post war, als ich vom Tegernsee heim kam. Ohne Briefmarke. Einfach so eingeworfen. Und egal was ich schrieb und klarstellte: Alles wurde so interpretiert, dass es in dieses Bild passte: Ich hätte sie dazu verführt, zu mir zu kommen und sie hätte doch gehört, dass ich da war und das sei ja schon fast Vergewaltigung was ich ihr antäte...

Das war ein Fall von vielleicht vier, die ich als gefährlich charakterisieren würde. Vielleicht war ich ja etwas zu locker in der Konzeption der Kunstfigur, die bei der FAZ schreibt, deshalb habe ich etwas nachjustiert, und seitdem hat das auch stark nachgelassen. Keine grosse Sache, ich renne hier nicht wie die kleinerdrei-Egomanzen durch die Gegend und mache deshalb einen Jochgeier-Aufschrei. Aber ich weiss sehr genau, dass ich mir aus allerbesten Gründen exakt Null hysterische, durchgeknallte Leserinnen hierher eingeladen habe. Und ich habe hier durchaus Briefpost, die sehr deutliche Vorstellung eines gemeinsamen Lebens ausdrückt. Und bei folgender Nichtantwort auch Drohungen. Und Anklagen. Von Frauen, die ich in meinem Leben noch nie gsehen habe und auch nicht sehen möchte.

Ich will mir von so etwas den Spass nicht verderben lassen. Letzte Woche winselten Berliner - manche ebenfalls mit klar psychischen Problemen - über Shelfies, weil damit Buchregalbesitzer Buchregalnichtbesitzer diskriminierten - da kann ich nur sagen: Fickt Euch. Und das hat bei denen natürlich auch zu Gewinsel geführt. Mir ist klar, dass genug Irre rumlaufen, die sich überlegen, ob man mit juristischen Methoden Andersdenkende nicht zum Schweigen bringen kann. Und natürlich liefert man sich mit dem Bloggen - dem privaten, gefühlsnahen Bloggen - solchen Stalkern ein klein wenig aus. Meine Angst ist nicht wirklich da, ich weiss schon, wie ich mich imn Zweifelsfall wehren kann - und trotzdem: Das Risiko, dass so eine Kranke mal durchdreht und ohne Rücksicht auf Verluste meint, da über die Schiene eines erfundenen, sexuellen Übergriffs etwas anzeigen zu müssen - weil sie wissen, dass ich eine laxe Moral habe und im Blog nicht als der gehemmte Puschel im Stile von Theo Lingen erscheine, der ich eigentlich bin - das Risiko würde ich als nicht ganz klein einschätzen.



So um 2010 herum ist mir dann auch mal was Blödes passiert: Ich entsprach dem Wunsch nach einer Einladung durch eine Kommentatorin, die, wie soll ich sagen, vielleicht etwas gestresst wirkte, aber das sind wir doch alle. Das war weder das erste noch das letzte Mal, dass ich das tat - es war nur das einzige Mal, dass es wirklich daneben ging. Das war dann ein Abend wie bei Josef mit dem Weib des Potiphar. Und im Laufe der Nacht krachten ihre sehr deutlichen Ziele sehr heftig auf meine dezenten Hinweise, dass ich in meiner Beziehung nicht nur sehr glücklich war, sondern dieses Mal auch keine Anlass sah, an meinen Zusagen etwas zu ändern - vor allem, weil es in diesem Fall *wirklich*nur eine ganz normale Einladung war, ich *aus Prinzip* in meinen eigenen Räumen so etwas nicht in der ersten Nacht tue und vor allem: Weil sie wirklich in jeder einzelnen Hinsicht nicht dem entsprach, was ich gern in 100 Kilometer Umkreis sehen würde. Auch dieser Abend mündete dann in eine Mail voller Vorwürfe ob der nicht erfüllten Erwartungen - was ich angesichts all der lieben Menschen, die bei mir waren, und die ich sehr schätze, gerne in Kauf nehme.

Ich habe in meinem langen und abwechslungsreichen Leben noch nie mit einer Frau geschlafen, die mir danach vorgeworfen hätte, ich sei übergriffig gewesen. Aber ich habe seit 2007 mit fünf Frauen nicht geschlafen, nicht einmal anrühren wollte ich sie, von denen ich solche Vorwürfe schwarz auf weiss vor mir habe.

Seitdem neige ich dazu, nicht mehr jeden Vergewaltigungsvorwurf oder gar die Theorie der Rape Culture ernst zu nehmen, besonders, wenn es irgendwie mit dem Internet verknüpft ist. Das Phänomen ist meines Erachtens vor allem auf das Internet und seine brüchigen, von falschen Vorstellungen geprägten Beziehungen begrenzt. Das passiert, wenn Leute, die im realen Leben längst alle anderen Optionen verloren haben, auf einen Raum treffen, in dem sie schon sehr viel tun müssen, bis sie Konsequenzen für ihren Irrsinn in Kauf nehmen müssen. Ich bin deshalb kein Opfer. Das verdirbt mir nicht den Spass und die Vorteile überwiegen so weit, dass man es als kleine Randepisoden abtun kann.

Noch.

Aber da sind dann halt diese Filterbubbles von Leuten mit ihrem unglaublichen Hass, mit ihrer Stalkerkultur, mit der gegenseitigen Bestätigung ihrer Verletzungen und der Überzeugung, es dem System, das dazu führte, heimzahlen zu müssen. Irgenwann schnappt eine von denen richtig über, und dann ist "Vergewaltiger" nicht mehr nur ein hingefaselten Wort von ein paar Psychos im Netz, sondern eine Schlagzeile, eine Vorverurteilung und eine Vernichtung.

Ja. und deshalb finde ich, kann man Julian Assange auf dem 30C3 mit erheblich besserem Gewissen zuhören, als mit einer von denen Tee zu trinken.

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Freitag, 6. Dezember 2013

Zurück zu alten Lastern

Der Silberpreis ist mittlerweile wieder auf unter 500 Euro für das Kilo gefallen. Das mag immer noch etwas teuer erscheinen, solange man nicht bedenkt, wie hemmungslos im Moment neues Geld global gedruckt wird: Viel schneller, als man Silber fördern könnte. Und als in den USA mal wieder der Bankrott drohte, schoss Silber auch wieder kräftig nach oben. Wenn man es mit dem iPhone vergleicht, das 5000 Euro pro Kilo Elektroschrott kostet... Und wir wissen ja auch, dass der Silberpreis von den Banken, wie eigentlich alles, manipuliert wird. Aber so wichtig ist das gerade nicht, Silber ist unter 500 und das ist die grosse Nachricht.

Denn mit einem Preis von weniger als 500 ist der Materialwert einer Silberkanne mit 600 Gramm, bei der man noch den Holzgriff und die 7,5% Beimischung und Kosten für das Einschmelzen berücksichtigen muss, mit 200 Euro so teuer, dass sich das Einschmelzen nicht mehr lohnt. Bedenkt man noch den Versand, sind die ganzen Freunde des sinnlosen Edelmetalls in Barren bei 190 Euro aus dem Rennen: Die bieten dann nicht mehr mit. Und das wiederum bedeutet: Nach drei Jahren der Abstinenz ist es jetzt wieder möglich, Silberkannen zu vernünftigen Preisen unter 250 Euro zu erwerben, was ein faires Geschäft ist. Ich habe zur Feier gleich zweimal zugeschlagen, Enthaltsamkeit ade, willkommen Luxus zur Bestandspflege:



Vorbei die Zeiten, da man mit anschauen musste, wie sich Einschmelzer exakt auf den Materialpreis hochsteigerten, und danach kein Käufer meht auftauchte. Das tat bei den wirklich alten Stücken weh, ganz so, als seien 200 Jahre Geschichte nichts, was einen Aufpreis erlauben würde. Wie viel davon wohl in den Ofen ging, als der Preis des Edelmatalls bei über 1000 Euro stand?

Gar nicht darüber nachdenken, das schmerzt, weil Geschichte nicht mehr einfach hergestellt werden kann. Gleichzeitig kamen die Pakete an, und das bei einem Laufzeitunterschied von 5 Tagen, bei 3 Euro Aufpreis für die Post des vereinigte Königreiches, verglichen mit der ehemaligen Provinz Irland. Dear Brits, you're screwed. Das habt ihr jetzt von Eurer Thatcher, fast 2 Wochen braucht ein Packerl auf den Kontinent, das ging 1892 schneller.



Also ganz ehrlich, wenn ich auf einer Insel in der Nordsee sässe und so ein Regime hätte, ich würde meinen Silberkannenballast auch verkaufen und statt dessen in Rettungsringe investieren, aber das nur am Rande und als Ausrede, um die Frage nicht beantworten zu müssen, die jeden Leser hier umtreibt: Der hat doch schon mindestens ein Dutzend von denen, warum zum Teufel braucht er nochmal welche?

Ich hatte dank der britischen Post ja einige Zeit zum Nachdenken und es ist nun so, dass die eine Kanne stilistisch äusserst gut zu jener grossen Kanne von 1812 passt, die ich am Tegernsee verwende, wenn Gäste da sind. Aber natürlich möchten mache Gäste im Winter auch mal etwas anderes, wie etwa Pfefferminz mit Honig. Und weil ich am See auch einen neuen Wasserkocher habe, kann ich jetzt also nicht nur beide Kannen gleichzeitig füllen, ich kann auch verschiedene Teesorten in ähnlichen Kannen anbieten. Niemand wird ernsthaft bestreiten können, dass so ein gewichtiger Vorteil durchaus die Wartezeit wert gewesen ist, und Silber verkommt ja nicht. Spätestens bei der nächsten Krise steigt der Preis wieder.



Vorbildlich ist übrigens die Reinigung, die man den Kannen dort drüben angedeihen lässt. Vermutlich hat es dort nach dem Niedergang wieder so etwas wie Leibeigenschaft, und deren Standesvertreter machen das dann für die Herrschaft, die ihre Kannen auf dem Weltmarkt anbietet in der Hoffnung, dass sich der Deutsche, der Russe und er Inder darum streiten. Das Putzen wäre gut für das Schmelzen, für das Teetrinken ist es dagegen fatal: NIE darf man eine Silberkanne innen ausputzen, sonst schmeckt der Tee metallisch. Vielmehr muss man von den Sklaven geputzte Teekannen wieder einfahren, sprich, die ersten Füllungen werden nur verwendet, um innen eine Schicht Teeablagerungen aufzubringen. Am besten macht man das im Winter, auf der Heizung.

Oh, ich mache den Briten da keine Vorwürfe, es ist ja so, dass die Briten ihre Silberkannen auch nicht mehr mit Tee bestücken, sondern mit Beuteln. Eventuell sogar mit Earl Grey Pest. Es muss gereinigt werden, das ist deren Pflicht, und dann kultiviert neu eingefahren werden. Das liegt an uns. Das ist Kultur und hat mit Gier nichts zu tun. Die Briten raubten das Silber den Spaniern, die Spanier raubten es den Ureinwohnern, jetzt zwingen die internationalen Bankster die Briten und Iren in die Knie: Ich schlafe gut, und mag meinen Tee.



Über zwei Jahre Silberabstinenz... das wurde jetzt aber wieder mal Zeit. Die andere Kanne bleibt daheim und kommt in den Schrank, da überlege ich mir noch eine gute Verwendung und allein der Umstand, dass ich jetzt einen Grund habe, mir in langen Winternächten etwas zu überlegen, rechtfertigt den Kauf, der mich obendrein dergestalt auch davon abhält, bei Ebay nach weiteren Trouvaillen zu suchen. Alles fügt sich, wie es soll, alles findet sein Platzerl und der Brite hat mehr Platz für Rettungsringe. Er wählt Cameron und muss sein Silber verschleudern, ich wähle das Merkel nicht und bekomme Silber: Ungerecht, aber so ist nun mal die Welt und ich kann nichts dafür.

Beim britischen Geheomdienst trinken sie vermutlich nur billigen Wodka aus geklauten Zahnputzbechern.

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Donnerstag, 5. Dezember 2013

Im Nachhinein

ärgere ich mich, dass ich da nicht noch deutlicher meine Meinung zu dem Berliner Pack gesagt habe. Denn eigentlich muss man bei all dem Gerede von Femimiministinnen über hierzulande arbeitende Menschen aus Osteuropa sagen, dass es für eine "sexistisch-ethnische Säuberung" argumentiert. Erst sollen die Sexarbierinnen verschwinden, jetzt die Haushälterinnen für die Mittelschicht, bleiben dürfen in den Augen der Berliner Queervertreibungsfetischistinnen vermutlich nur Männer für niedrige Arbeiten wie Kistenschleppen in ihren Urban Art Spaces, die niemand will und braucht, aber bezahlen soll. Aber bitte ohne Gegenleistung!

Na egal, wie es aussieht, werden noch viele weitere darum betteln, Thema bei den Stützen und im Kommentarblog zu werden.

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Mittwoch, 4. Dezember 2013

Vorsicht.

Dreimal bin ich vom See aufgestiegen über Eis und Schnee, hinein in das grenzenlose Blau oder Schwarz des Himmels über den Alpen.





Und immer habe ich genau meine Schritte abgewägt. Der Berg verzeiht in dieser Jahreszeit nichts, keinen Leichtsinn und keine Dummheit.





Dafür beschenkt er mit traumhaften Aussichten und dem letzten Refugium vor dem grossen Sturm, der vor allem den Norden treffen soll.





Wie immer ist es unten ein wenig dunstig, aber hier oben ist es dann wirklich blau, so blau, dass alle anderen Farben verschwinden.





Ins Tal hinab gleite ich vorsichtig, denn die Piste ist in den letzten Tagen schneller geworden. Nur ganz unten, wo man weit sieht, lasse ich es laufen.





Dann liege ich lachend auf dem Rodel, weil es so schön war. Und alles gut ging.

Gehe zum Auto.

Rufe bei Francesco an.

Und auf der letzten Stufe des Lokals verknackse ich mir dann übel das Bein.

So geht es zwar dann erst mal nicht mehr, aber so kann es gehen.

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Mittwoch, 4. Dezember 2013

10

Nur ein Datum, auch nicht anders als der 3.12.2003. Es ist so einiges seitdem passiert, das meiste war akzeptabel, gut oder grandios. Deshalb habe ich mich zum heutigen Tag auch selbst beschenkt.



Danke für die Aufmerksamkeit. Kein Blick zurück. Auf die nächsten 10.

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Montag, 2. Dezember 2013

Nachts sind alle Rodel rot

Wenn ich etwas Zeit habe, renne ich nicht sofort auf den Berg; ich bleibe auch mal unten und wärme mich dort in der Sonne auf. So richtig eisig ist es am Wasser noch nicht, und die Grenze zum Winter liegt erst 50 Meter über dem Wasser. Oder in der Konditorei daneben.





Aber natürlich ruft dann irgendwann der Berg. Wäre jetzt Januar, könnte ich gleich lossteigen, denn oben wäre die Hütte offen und würde mich verwöhnen. Aber bis zum 25 Dezember ist oben zu, kein Tee, keine Suppe, keine Knödel - dann muss ich eben daheim voressen.





Was auf der anderen Seite den Nachteil hat, dass ich erst losmarschiere, als die Sonne schon untergegangen ist. Kalt wird es, die Piste wird eisig und schnell, ujnd leer wird es auch. Der Hofladen schliesst schon, als ich vorbeikomme, aber es reicht noch für ein Glas Honig, für nachher, für den Tee.





Dann der Aufstig. Allein in der Nacht. Es macht nicht Angst, aber es ist ein seltsames Gefühl, auf diesem 10 Kilometer langen Berg zu dieser Stunde die einzige Menschenseele zu sein, unter all diesen schweigenden Bäumen und der schieren Unendlichkeit der Milchstrasse, die hier durch die Bäume als heller Streifen funkelt.





Von Bad Wiessee aus muss ich ein winziger, weisser Punkt inmitten eines grenzenlosen, schwarzen Konglomerats aus Berg, Bäumen und Finsternis sein. Was da jemand um diese Zeit noch macht, werden sie sich in ihren Hotelzimmern und Restaurants fragem, wenn sie herüberschauen. Gewildert wird heute schliesslich nicht mehr, und niemand könnte helfen, wenn etwas passiert.





Man muss den Weg und die Strecken kennen. Im Prinzip ist die Strecke harmlos, bis auf eine Kurvenkombination, die mit einer abfallenden Serpentine beginnt, durch drei steile Kurven führt und am Ende erst nach einem scharfen, senkrechten Knick flach ausläuft. Das muss man immer im Kopf haben und rechtzeitig bremsen. Lieber einmal zu oft als einmal zu spät, denn die grosse Serpentine erkennt man in der Nacht erst, wenn man schon drin ist. Da fliegen schon am Tag genug Leute raus.

Bleibt man aber in der Nacht drin, ist es ein phantastisches Erlebnis, wenn über einem sich die Unendlichkeit des Weltalls öffnet. Das wissen Menschen aus der Stadt oft gar nicht, was eigentlich Himmel sein kann, in so einer klaren, mondlosen Winternacht auf dem Berg.

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Sonntag, 1. Dezember 2013

Falsches und Richtiges

Falsche Hose - sonst war keine mehr vor Ort.



Dafür aber goldrichtiges Gefährt beim Aufstieg.



Richtiges Dasein im knallblauen Süden:



Falsche Richtung zur Wolkendecke im Norden.



Falsche Tätigkeit vor grandioser Kulisse.



Richtiger Sonnenbrand bei der Bewunderung der Natur.



Richtige Männer auf richtigen Pisten.



Falscher Glaube an Exklusivität hinten in Rottach.


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Stroh, Butter, Sahne, Zucker

Glück muss man haben. Der berüchtigte Flohmarkt in Pfaffenhofen, von dem in meinem Umfeld gefühlt jeder Weihnachtsschmuck stammmt, der nicht aus dem Familienfundus kommt, liegt diesmal zwei Tage vor dem Fest. Und das heisst, dass für viele Familien die Festtage gerettet sind, denn dort kann man zu horrenden Preisen das besorgen, was noch zum Baum a la Mode 2013 fehlt. Meines Erachtens sind ja Strohsterne wieder stark im Kommen, also bei denen, die keine überdimensionalen Schottenkarofliegenpilze erwerben möchten. Falls Sie aber Nazi sein sollten, seien sie gewarnt; Christbaumkugeln mit Hakenkreuz gab es zwar früher, heute jedoch sind die meisten Fälschungen, wie ich jüngst hören durfte.



Bei mir hat ein wenig von dem Einzug gehalten, was vor Urzeiten jemand als "Südtiroler Bergbauernmächentraum" bezeichnete. Ich bin ja nicht so sonderlich empfänglich für das Fest und tue gerade mal so viel, um mich nicht als Freudentöter komplett ins gesellschaftliche Abseits zu stellen. Wenn man dann aber an mich und meine bescheidene kleine Winterbehausung in den Bergen denkt, und das speziell so konzipiert, nehme ich das gerne.



Anderes nehme ich noch gerner. Der schönste Adventskranz, den ich mir vorstellen kann, wird nicht aus Zweigen und Kerzen und anderem Kitsch gemacht, sondern aus Äpfeln, Teig, Rosinen, Rahm und daneben noch eine funkelnde Silberkugel voller Tee. Die perfekte Symbiose von Tradition und Moderne. Dazu Hüttenschuhe. Wenn dann noch der alte Nagel genau für das neue Bild passt, ist es eigentlich perfekt. Und ganz schnell vergesse ich die Welt draussen hinter dem durch den Berg definierten Horizont.



Ich habe den Scheiss ja nicht gewählt, und werde tun, was noch in meiner Macht steht, um das doch noch zu verhindern. Der ideale Christbaum., den man der SPD wünschen kann, hat viele abgerübte Kopfkugeln all derer, die jetzt schon zwei Wahlen nacheinander verloren und noch immer nicht kapiert haben, dass sie beim Wähler nicht ankommen, und der natürlich kein Wort mehr glaubt: Die Politik des Möglichen ist halt eine Politik der Unmöglichen. Wie die SPD aus dem Dilemma herauskommen will, weiss ich auch nicht, aber drüben in Kiefersfelden wird heute die Autobahn besetzt, als indirekte Folge des Ja der SPD zur CSU-Maut. Das klang vor der Wahl noch ganz anders und das merken sich die Leute.



Aber egal, ich bin am See und wichtig ist eigentlich nur, dass es genug Semmelbröckerl - neudeutsch Croutons - gibt, dass sie in Butter geröstet wurden und nicht in Margarine, und dass sie in einem Hafen - weiter in Norden nennt mal das Gefäss -gereicht werden, und nicht zu wenig sind und keinesgleich zu Beginn in die Suppe gekippt werden.

Übrigens, es gibt nur einen saktosankten Weg, Tomatensuppe zu kühlen. Man bläst nicht und man wartet nicht, man kippt einfach kalte Sahne hinein. Das sind alles so Gründe, warum ich Restaurants mitunter nicht als angenehm, sondern mehr so als Abstieg und Beschneidung meiner Freuden empfinde. Manche sagen ja, für das Geld, das die Wohnung gekostet hat, hätte ich auch ein paar Jahre Urlaub machen können: Die Wahrheit ist, es wäre Urlaub ohne Sahne und Butter, und das kann man schon mal machen. Daran stirbt man nicht sofort. Aber ich bin nun schon fast 6 Jahre hier. Das wäre nicht gut ausgegangen.

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Samstag, 30. November 2013

Frau B will eine Wohnung

und zwar genau dort, wo alle eine Wohnung wollen. Nur halt zu einem sehr günstigen Preis, ohne Makler, direkt, idealerweise auch ohne Annonce. Innerhalb des Mittleren Rings, und sollte dahinter die Annahme stecken, dass etwas anderes schlecht für das Sozialprestige wäre, hat sie vielleicht gar nicht einmal unrecht: München ist tatsächlich so.

Frau B aber auch.



Frau B hat sich in der öffentlichen Aufmerksamkeit nach vorne gespielt, indem sie sich in ein Thema verbissen hat: Egomanzen und Gendertröten bei den Piraten. Frau B hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass sie mit denen wirklich gut kann, man schäkert bei Twitter und für die Anliegen radikalfeministischer Thesen hatte Frau B stets ein offenes Ohr. Wann immer den Piraten ihr angeblicher Sexismus vorgehalten wurde, konnte man damit rechnen: Frau B würde alsbald ihre Anwürfe ertönen lassen. Frau B hat vielleicht nicht die Piratenpartei geprägt, aber der angebliche Sexismus der Piraten ist der Kern ihres Wirkens. Und jetzt hätte sie also gern 1-2 Zimmer im Mittleren Ring, soso. Eine, sagen wir mal, bevorzugte Behandlung also, zumal sie freie Journalistin mit in der Folge nicht absolut gesicherten Einkomen ist, und obendrein kann diese infaltionär auftretende Beschreibung in meinen Augen bedeuten, dass jemand alles andere noch schlechter kann. Ausserdem gibt es meines Erachtens auch einen Kausalzuammenhang von kompletter Schreibunfähigkeit und dem Einfordern von gehobenen Positionen, aber das nur so am Rande. Des Mittleren Rings der Mittelmässigkeit. Wo war ich?

Ach so, Frau B. Ja, also, ich fahre heute an den Tegernsee zum Anrodeln, um zu ergründen, ob denn die Piste mittlerweile gut genug ist. Ich nehme ein paar CDs mit, um sie in Ruhe zu hören, und ich fahre wohl auch über den Mittleren Ring. Und wie es der Zufall haben will, hätte ich sogar, wie soll ich sagen, gewissse Möglichkeiten der Zuteilung genau so einer Wohnung. Aber sicher nicht an Frau B. Denn Frau B ist eine von den Genderdamen, die ihre persönlichen Interessen wie mehr Geld, Einfluss und Möglichkeiten für Leute wie sie selbst verknüpfen mit dem Gegenstand ihrer Arbeit. Eine voin denen, die ihre theoretischen Probleme mit dem Zustand der Welt abarbeiten an dem, was da sonst noch kommen mag. Und ich vermute mal, dass sie diese ihre privaten Interessen kaum weniger brutal öffentlich machen würde, ginge es um alles, was man beim Mieten als fies, gemein und fragwürdig ansehen könnte. Frau B ist eine von denen, die keine Skrupel und keinen Respekt haben, wenn es um ihre eigenen Interessen geht, so habe ich sie zumindest in ihrem Schreiben kennenlernen müssen.



Frau B will also eine Schwabinger Wohnung für das Vollbringen einer Leistung, die noch nicht mal Hasenbergl oder Neuperlach ist. Bei ihr hätte ich stets den Eindruck, sie würde versuchen, andere - hier den Vermieter - zu übervorteilen, und zwar mit de gleichen Masche, wie sie sich Bezug auf die Piraten auch schon moralisch überbewertet. Und man kennt das ja aus der Szene, Frau B schäkert gerne mit Frau S, die nach dem Judaslohn für das Diskreditieren der Piraten heute von kommunistischer Theorie schwafelt und da eher die Rolle des Bruders No. 1 hätte haben wollen, als die einer Autorin, die dann in jeder Einleitung erst mal begründen müsste, warum das, was sie schreibt, wichtig für den Histomat ist. Allerdings, Frau S wird so schnell kein Buch mehr... wo war ich...

ach so, Anrodeln. Ja Anrodeln, in meinem Vorzimmer steht ja dieses Bild und dabei werde ich immer sehr sentimental, denn Rodeln macht glücklich. Und zufrieden. Auf eine ganz einfach Art. Man hat es auf den Berg geschafft, oben scheint die Sonne, man geniesst die Stunden und die Gespräche, und dann geht es hinunter. Warum sollte man diese Zufriedenheit riskieren für das Wohlergehen einer Person, die nie zufrieden sein wird? Das wichtigste beim Vermieten ist nicht die Schufa, sondern dass man gut auskommt mit den Leuten. Und die moralische Schufa vom Schlage der Frau B liest man zu oft in Zeitungen, die auch blöd genug sind, die ganzen Gendertröten nicht zugunsten von fähigen Autorinnen, die keine Quote brauchen, abzusägen. Gibt es übrigens nicht nur in feministischer Theorierichtung, letzthin hat sich da jemand für totale Leistungskontrolle stark gemacht, deren totales Blogversagem ich selbst laufend erleben musste (übrigens auch "freie Journalistin"). Dann halten sie sich halt so ein paar Vorzeigepersonen, da schau her, wir nehmen Eure Belange so ernst, dass wir auch Qualitätseinbussen hinnehmen. Das kann man als Zeitung machen.



Aber als Vermieter hat man das ewig am Bein und es ist gar nicht so einfach, sowas wieder los zu werden. Ich würde aus ähnlichen Gründen übrigens auch keine Selbstoptimierer nehmen, keine profitgeilen Besserverdiener und keine mit einem unzufriedenen G'schau, das lohnt sich nie, damit hat man keine Freude.

Am Tegernsee räume ich dann erst mal ein Rennrad in den Keller und einen Rodel hoch, einfach so aus Freude über den Winter. Draussen ist es bitterkalt und sternenklar, man erkennt mühelos die Milchstrasse und ich bin froh, mein eigener Herr zu sein. Man sollte nur an Leute vermieten, mit denen man es sich auf vorstellen könnte, rodeln zu gehen. Dann wird es sich schon fügen. Es fügt sich beim Rodeln eigentlich immer, und manchmal wird es unvergleichlich gut. Daran muss ich immer denken, wenn ich für die Reise packe, und weniger an diese B, die auserhalb des Rings bestens aufgehoben ist.

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Letzte Chance

zum Anrodeln im November.

Solange, liebe Leser, und weil ich Euch nicht auf den Berg mitnehmen kann, schreibe ich hier ein paar unterirdische Entgleisungen und mein Wunsch auf, dieses eine mal etwas Österreichisches in Deutschland zu sehen.

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