: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Montag, 9. Dezember 2013

Penetrationen mit Geld, Messern und Körperteilen

Irgendwann einmal schien das Internet so golden wie die Plastikquadrate auf dem Iphone-Rest, den jemand in der Nacht über das Hoftor geworfen hat. Es war golden und versprach, dass wir uns besser verstehen und einigen und zusammenkommen und austauschen und schätzen. Das kann bekanntlich recht weit gehen, was wiederum für den Fortbestand der menschlichen Rasse klare Vorteile hat. Besonders, wenn deren hart schuftende Eliten viel für ein sinnloses Äusseres tun, das dann Singles sehr lange attraktiv scheinen lässt, auch wenn sie einsam sind. Das Aussehen wird nicht besser, die Einsamkeit grösser, das Internet kann da durchaus hilfreich sein, etwas dagegen zu unternehmen, golden, wie es war.



Zumindest bleibt die Hoffnung in Singlebörsen oder die Pornographie.

Mir ist es offen gesagt lieber, jemand konsumiert Bewegtbildpornographie, als Gewaltspiele im Netz. Man weiss, dass das Betrachten von cool inszenierten Metzeleien die Gewalthemmung reduziert, an Bruitalitäten gewöhnt und intensiver wird, wenn man sich selbst beteiligt. Mir ist aber kein Fall bekannt, in dem Pornokonsumenten mit LAN-Kabeln ein Massaker an Schulen angerichtet hätte, nur ein Linkskranker der Piraten, der m.E. schon von der Autoerotik überfordert sein könnte, hat mal einen anderen damit geschlagen. Es gibt im Netz zahllose Foren, in denen man sich zu wirklich schändlichen Dingen verabreden kann; wer am Sonntag etwa loszieht, um sich zuzusaufen, Fische zu töten oder rassistische Sprechchöre in Stadien zu singen, wird aber nicht diskriminiert. Emsig werden dagegen in Singleforen Namen verschwiegen, interessante Menschen sehr vorsichtig beäugt und sexuelle Vorlieben verschwiegen. Bloss nichts zugeben! Als ob jemand, der ein Messer in einen Fisch rammt oder andere Menschen wegen einer totalen Banalität wie ein Ball hinter einer Linie beschimpft, irgendwie ein Recht darauf hätte, in der Öffentlichkeit dafür nicht viel eher diskriminiert zu werden, als für sexuelle Absichten.

Aber die Briten machen keinen Filter für die Sickos, die die Wochenenden mit Fuchsjagden herumbringen, sie machen keine Filter für ihre kranken Rohstoffhändler, die Menschen ins Unglück stürzen, sie machen Filter für Pornografie. Und die Bundesregierung, von der ich mir nur Schrecknisse erwartet, will die Reformen bei der Prostitution rurückdrehen. Weiterhin wäre es erlaubt, das Mädchen auf Seite drei als Wichsvorlage im Schmutzblatt zu liefern, natürlich, aber andere Bereiche werden reglementiert oder gleich durch Kampagnen von Feministinnen und dem keifenden Dreck der moralischen Entrüstung in einer Art und Weise angegangen, die sie sich bei der eigenen Kirche und deren Fällen von Missbrauch nie erlaubt haben. Aber hier sind es Ausländerinnen, die können sich nicht so wehren, ganz gleich ob gegen Zuhälter oder Stimmungsmache.

Dabei war die alte Reform überfällig. Sie war überfällig für eine Gesellschaft, deren Mainstream mal offen und mal versteckt immer noch darauf hinwirkte, dass Sex und Liebe nur dann erlaubt sind, wenn sie in Ehe münden. Dass das, was wir als Liebe bezeichnen, in der bürgerlichen Ehe bis ins späte 20. Jahrhundert und heute deutlich wieder ein Kauf von Vorteilen und Gunst ist, wird dabei ausgeblendet. Schlimm, widerlich, unerträglich für die Reaktion ist es, wenn Sex ökonomisch erkennbar vom Ideal abgespalten wird. Und das in einer komplett durchpornographierten Gesellschaft, in der kaum ein Lebensbereich mehr ausgenommen ist. ich mein, es gibt Bilder von Frauen in Lycra, Radlerlycra, das wirklich NICHT schön ist, aber durch die Frauen schön wirken soll. Ich kenne das und muss sagen: Nein, es gibt keine Frau, die nach 100 harten Kilometern in Lycra noch sonderlich sexy wäre. Ist ja auch nicht schlimm. Aber es wird als sexuelle Attraktivität zur Konsumneigung herangezogen. Wir dürfen Schweiss als kaufsanregend betrachten, wenn er mit einer Ware daher kommt. Aber nicht, wenn es allein die Frau ist. Sex darf nicht alleine stehen. Dabei ist Sex doch eigentlich eine gransiose Sache. Und natürlich kann man trennen.



Wenn man in der richtigen Schicht ist, in der man sich auf gewisse Codes verständigt. Das Bild hier zum Beispiel hing in der Privatsammlung eines sehr fortschrittlichen Musikkritikers der k-u-k-Zeit, und wir können davon ausgehen, dass es einem Publikum zugänglich war, das sehr wohl um die Musenhaftigkeit - das habe ich jetzt nett gesagt - der Dame wusste. Genauso wusste man um 1912 herum auch öffentlich Bescheid über das Treiben der Künstler, denen man nicht nur in der Malerei all das zugestand, was für diese Zeit idealtypisch in der Josefine Mutzenbacher beschrieben wurde - einem Buch übrigens, das noch zu meiner Jugend als jugendgefährdend galt. In dieser Schicht konnte man diese Bilder zeigen, die die Frau als selbstbewusstes Wesen darstellt, die selbst entscheidet, ob das Kleid hält oder fällt. Es ist genau an der Grenze zwischen Kunst und Pornographie angesiedlt, und die expressionistische Malweise verwischt Detauls un Grenzen nur noch mehr.

Es ist die Freiheit des Menschen, darin sehen zu können, was ihm gefällt. und wenn eine vertrocknete Alte mit Gebetbuch. Nadine-Lantsch-Medaillon und Halskrause nur 1/100 kostet, dann zahle ich bei der Schulteroberbrustfreien wohl für den Sex und das nicht zu knapp. Das ist meine Freiheit. Ich kann und ich darf das auf dem Niveau von 1912 tun. Aber je weiter es in Richtung unserer Gegenwart geht, desto mehr wollen der Freiheit überpinselte Realitäten zumuten, um die Jugend und den Anstand zu schützen. Und weil das Internet so viel erlaubt hat, was über die spiessige Sexualität des Mädchens auf Seite Drei hinausgeht, muss das eben wider verhindert werden. Es wäre doch ganz leicht, Prostitution wie oin Mittelalter zu fördern: Indem sie gesellschaftlich völlig akzeptiert ist, indem es feste Mindestlöhne gibt und diesen zünftigen Anstand, dass eine jede ein Recht auf einen Platz in der Gesellschaft hat.

Dass nebenan die Ehe als alleinige Form des Zusammenlebens keine Alleinstellung mehr hat, sollte inzwischen auch überdeutlich sein. Dass man mit Geld, Verführung, Hingabe und all den unklaren Zwischenstadien der Begierden auf dieser Welt sehr viel schlimmeres als den Austausch von körperlicher Nähe gestalten und verwirklichen kann, davon sieht man auf dieser Welt auch genug. Und ich sage das nicht nur, weil ich befürchten muss, dass sich der menschliche Trieb dann in Richtung meiner Fetische Kunst, Silber und alte Bücher bahn bricht: Man soll den leuten doch ihren privaten Spass lassen. Und jeden, der versucht, das zu ändern, auslachen oder bis aufs Messer bekämpfen.

Damit jeder die Penetratkion kriegt, die er verdient, in unserem Zeitalter des abblätternden Goldes.

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Sonntag, 8. Dezember 2013

Gesualdo ist nicht Monteverdi

Kühn, das Wort wird gerne benutzt, um die Stimmführung im Werk Gesualdos zu beschreiben, und unwillkürlich muss ich dabei natürlich auch an die andere Seite dieses Menschen denken, der in einer Nacht des Jahres 1590 zusammen mit seinen Begleitern seine Frau, ihren Liebhaber und ihr Kind umbrachte.



Ich bin da etwas anderer Ansicht als Teile der Musikwissenschaft, die darin eine übliche Tat der Zeit sieht. 1590 war nicht mehr die Epoche der Visconti und de la Scala, sondern schon die Zeit von Castiglione und vergleichsweise strikter Vorschriften; dass Gesualdo Angst um sein Leben haben musste, und der Skandal, der sich daraus entwickelte, zeigt meines Erachtens, dass das Verbrechen sogar für diese Zeit aussergewöhnlich grausam und den Zeitgenossen inakzeptabel schien.Der Ruf eines Mörders hat Gesualdo sein Leben und sein ganzes Nachleben zurecht verfolgt. Er selbst verbrachte die Zeit danach beim Abgleiten in Depressionen und Wahnsinn, er komponierte kühn und ungewöhnlich und ich kann nicht umhin, in seinen Madrigalen nach Rachegeistern zu lauschen.

Darf man so etwas überhaupt hören? Was ist an einem unschuldigen, ermordeten Kind weniger prohibitiv als beispielsweise der Vorwurf einer Vergewaltigung? Weil die Untat 430 Jahre her ist? Darf man Assange dann auch erst 2430 wieder lesen? Ich frage, weil in Berlin gerade besprochen wird, wie man seinen Auftritt auf dem 30C3 zu Aktionen benutzen will; Die Creepercard-Flauscheria des 29C3-Skandals ist ja personell nicht weit weg vom Kernteam des Projekts kleinerdrei, die den Aufschrei inszenierten, und dass sie nun darin ihre Chance für die grosse Öffentlichkeit seinen, sollte keinen überraschen. Die an die Gruppierungen angeschlossenen Medienhäuser Zeit und Freitag würden sicher auch nett berichten, nehme ich an.

Man kommt als Historiker nicht umhin, sich kaltes Blut bei der Beurteilung von Geschehen zuzulegen. Man kommt nun mal mit Quellen, Befunden und Taten in Kontakt, die nicht schön sind, und oft werden die edelsten Motive von den widerlichsten Personen beansprucht. De Civitate Dei von Augustinus ist der Schlüssel für das Europa, in dem wir immer noch teilweise leben, und man sollte es wirklich gelesen haben - sage ich im Wissen, dass der Autor gefordert hat, Menschen wie mich von der Erde zu tilgen. Wegen einer lumpigen anderen Meinung, die man im Diesseits eh nicht überprühen kann. Dagegen erscheinen die Gemälde des Mörders Caravaggio harmlos. Schön wäre es, hätte sich jeder immer der Nettigkeit eines Wolfers Mozart oder der Menschenfreundlichkeit einen Liotard befleissigt. Aber das war nicht so., und wir werden immer damit leben müssen, dass Menschen fehlen, irren und - lassen wir Augustinus sprechen - Sünden begehen, die sie vom Heil ausschliessen. Todsünden. Wie Habgier und Völlerei.



Heute leben wir trotz allem in Zeiten des nahezu grenzenlosen Zugangs zu Wissen und einer Freiheit der Rede, wie es sie bislang noch nicht gegeben hat. Mein Widerstreben, die CD von Gesualdo zu zerbrechen, ähnelt der Ablehnung, Leuten das Wort zu reden, die anderen das Wort untersagen wollen. Natürlich gibt es ein Demonstrationsrecht und ein Recht auf Vorwürfe. Aber deshalb verwirkt noch lange nicht jemand sein Recht auf Freie Rede und Vortrag. Ich hoffe, der CCC findet Mittel und Wege, diesmal nicht von diesen Leuten als Plattform missbraucht zu werden. Niemand würde die Reste der Flauscheria, der Trümmerfrauen der Mädchenmannschaft und kleinerdrei davon abhalten, heute vor das Brandenburger Tor zu ziehen und zu verlangen, dass Assange endlich ausgeliefert und verurteilt wird. Sie könnten jederzeit eine Beweislastumkehr bei Vergewaltigung und ein Ende der Unschuldsvermutung fordern. Aber sie warten damit, scheint mir, lieber bis zum 30C3.

Wie Gesualdo wartete, bis er seine Frau mit dem Liebhaber inflagranti erwischte, wie Assange bei den fragwürdigen Sexualpraktiken gewartet haben soll. Jeder lauert. Gesualdo wolllte seine egoistische Ehre, Assange seinen egoistischen Spass und diese Leute dort wollen, nachdem #aufschrei längst verblasen und durchaus auch mit eigener Mitwirklung in die Sektiererei zerredet wurde, mal wieder in die öffentliche Wahrnehmung. Man hätte Gesualdo in den Arm fallen und Assange eine scheuern sollen, und weil dieses kleinerdrei-<3-Herz, was das Weiterratschen von Strategien angeht, noch durchlöcherter als das schmerzensreiche Herz der Maria Mutter Gottes ist, sollte man auch darüber reden, was die so alles vorhaben. Und ob das zugelassen werden sollte.

Ich persönlich kenne schon die Meinung von Frau Wizorek zu diesem Fall, ich muss das nicht noch einmal hören, selbst wenn ihre Stimmführung so schrill ist, dass dagegen jede Kühnheit von Gesualdo, so krank er auch gewesen sein mag, verblasst.

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Samstag, 7. Dezember 2013

Meine fünf Gewaltopfer, nach Eigenaussage

Ist zu Assange schon alles gesagt?

Vielleicht hätte ich sogar eine andere Meinung, wenn heute 2007 wäre. Bis 2007 glaubte ich Frauen eigentlich immer, weil warum sollten sie eine Vergewaltigung erfinden? Wozu gibt es denn sonst in Regensburg eine öffentlich aufgestellte Notrufnummer, wozu Frauenhäuser? Und meine Stalkingerfahrungen waren ein paar Gründer und VCs, die während der New Economy wenig unversucht liessen, um mir zu schaden. Einer von denen versucht es heute übrigens immer noch, hin und wieder, weil über ihn auch etwas in diesem Blog steht. Ich hatte das ganze Programm, unerfreuliche Post im Briefkasten, Terroranrufe, üble Nachrede, Debatten, was man mit mir tun sollte, Drohungen - aber das macht mir nichts aus, das gehört dazu und ich weiss ja, wie ich mich gegen das Pack wehre. Und nach ein paar Jahren sehe ich, was aus den grosskotzigen Niggemeiersprüchen zur Blogwerbung wurde. Dass der ein oder andere Stalker inzwischen tot ist: Mei. Keiner von uns lebt ewig, ich habe dazu nicht beigegtragen. Bis 2007 herum habe ich das alles sportlich genommen.

Danach hat sich in meinem Leben einiges verändert, und das hat sich auch auf mein Privatleben ausgewirkt. Wer mich kennt, der weiss, dass ich ab 2007 für mich sehr wichtige Dinge getan habe, die nicht im Blog auftauchen, aber mein Leben erheblich dominiert haben. Ich musste damals eine Entscheidung treffen, das habe ich getan und durchaus im Wissen um die Folgen. Eine der ganz banalen Folgen war, dass vieles einfach nicht mehr ging: Neue Pflichten sorgen nun mal dafür, dass alte Gewohnheiten so nicht mehr möglich sind. Und das schloss durchaus auch meine bis dahin sehr laxe Haltung in Sachen Sexualität mit ein. Ich halte auch heute nichts von Treue, wenn sie nicht ausdrücklich verlangt wird, ich halte die Ehe für einen spiessigen Irrtum und glaube für unsere Gegenwart nicht an ewige Beziehungen, selbst wenn ich manche erleben durfte. Ich habe eine laxe Moral, aber seit 2007 nicht mehr sonderlich viel Gelegenheit und Verlangen, sie extensiv auszuleben: Two girls are to many, three a crowd, and four your death - das sah ich in den letzten Jahren auch so, aus meiner Situation heraus. Fast immer, also, meistens jedenfalls bis 23 Uhr.



Jedenfalls brachte es das Leben mit sich, dass ich nicht voller Absicht Frauen angesprochen hätte, es gab genug anderes, was wichtiger war. Und für Beziehungen und Affairen mit wirklich schwierigen Zeitgenossinnen hätte ich auch keine Zeit gehabt. Nichts wäre mir ferner gekegen, als eine psychisch Kranke am Bahnhof daheim einzusammeln und zu schwängern und dann mit ihr nach Israel zu gehen. Klingt irre?

Das stand aber so in meinen Kommentaren bei der FAZ. Es gab da jemanden, die tatsächlich meinte, diese Wünsche aus meinen Texten und Antworten an andere herauslesen zu müssen. Dass sie das wirklich dachte, weiss ich, weil in meinem Briefkasten dann entsprechende Post war, als ich vom Tegernsee heim kam. Ohne Briefmarke. Einfach so eingeworfen. Und egal was ich schrieb und klarstellte: Alles wurde so interpretiert, dass es in dieses Bild passte: Ich hätte sie dazu verführt, zu mir zu kommen und sie hätte doch gehört, dass ich da war und das sei ja schon fast Vergewaltigung was ich ihr antäte...

Das war ein Fall von vielleicht vier, die ich als gefährlich charakterisieren würde. Vielleicht war ich ja etwas zu locker in der Konzeption der Kunstfigur, die bei der FAZ schreibt, deshalb habe ich etwas nachjustiert, und seitdem hat das auch stark nachgelassen. Keine grosse Sache, ich renne hier nicht wie die kleinerdrei-Egomanzen durch die Gegend und mache deshalb einen Jochgeier-Aufschrei. Aber ich weiss sehr genau, dass ich mir aus allerbesten Gründen exakt Null hysterische, durchgeknallte Leserinnen hierher eingeladen habe. Und ich habe hier durchaus Briefpost, die sehr deutliche Vorstellung eines gemeinsamen Lebens ausdrückt. Und bei folgender Nichtantwort auch Drohungen. Und Anklagen. Von Frauen, die ich in meinem Leben noch nie gsehen habe und auch nicht sehen möchte.

Ich will mir von so etwas den Spass nicht verderben lassen. Letzte Woche winselten Berliner - manche ebenfalls mit klar psychischen Problemen - über Shelfies, weil damit Buchregalbesitzer Buchregalnichtbesitzer diskriminierten - da kann ich nur sagen: Fickt Euch. Und das hat bei denen natürlich auch zu Gewinsel geführt. Mir ist klar, dass genug Irre rumlaufen, die sich überlegen, ob man mit juristischen Methoden Andersdenkende nicht zum Schweigen bringen kann. Und natürlich liefert man sich mit dem Bloggen - dem privaten, gefühlsnahen Bloggen - solchen Stalkern ein klein wenig aus. Meine Angst ist nicht wirklich da, ich weiss schon, wie ich mich imn Zweifelsfall wehren kann - und trotzdem: Das Risiko, dass so eine Kranke mal durchdreht und ohne Rücksicht auf Verluste meint, da über die Schiene eines erfundenen, sexuellen Übergriffs etwas anzeigen zu müssen - weil sie wissen, dass ich eine laxe Moral habe und im Blog nicht als der gehemmte Puschel im Stile von Theo Lingen erscheine, der ich eigentlich bin - das Risiko würde ich als nicht ganz klein einschätzen.



So um 2010 herum ist mir dann auch mal was Blödes passiert: Ich entsprach dem Wunsch nach einer Einladung durch eine Kommentatorin, die, wie soll ich sagen, vielleicht etwas gestresst wirkte, aber das sind wir doch alle. Das war weder das erste noch das letzte Mal, dass ich das tat - es war nur das einzige Mal, dass es wirklich daneben ging. Das war dann ein Abend wie bei Josef mit dem Weib des Potiphar. Und im Laufe der Nacht krachten ihre sehr deutlichen Ziele sehr heftig auf meine dezenten Hinweise, dass ich in meiner Beziehung nicht nur sehr glücklich war, sondern dieses Mal auch keine Anlass sah, an meinen Zusagen etwas zu ändern - vor allem, weil es in diesem Fall *wirklich*nur eine ganz normale Einladung war, ich *aus Prinzip* in meinen eigenen Räumen so etwas nicht in der ersten Nacht tue und vor allem: Weil sie wirklich in jeder einzelnen Hinsicht nicht dem entsprach, was ich gern in 100 Kilometer Umkreis sehen würde. Auch dieser Abend mündete dann in eine Mail voller Vorwürfe ob der nicht erfüllten Erwartungen - was ich angesichts all der lieben Menschen, die bei mir waren, und die ich sehr schätze, gerne in Kauf nehme.

Ich habe in meinem langen und abwechslungsreichen Leben noch nie mit einer Frau geschlafen, die mir danach vorgeworfen hätte, ich sei übergriffig gewesen. Aber ich habe seit 2007 mit fünf Frauen nicht geschlafen, nicht einmal anrühren wollte ich sie, von denen ich solche Vorwürfe schwarz auf weiss vor mir habe.

Seitdem neige ich dazu, nicht mehr jeden Vergewaltigungsvorwurf oder gar die Theorie der Rape Culture ernst zu nehmen, besonders, wenn es irgendwie mit dem Internet verknüpft ist. Das Phänomen ist meines Erachtens vor allem auf das Internet und seine brüchigen, von falschen Vorstellungen geprägten Beziehungen begrenzt. Das passiert, wenn Leute, die im realen Leben längst alle anderen Optionen verloren haben, auf einen Raum treffen, in dem sie schon sehr viel tun müssen, bis sie Konsequenzen für ihren Irrsinn in Kauf nehmen müssen. Ich bin deshalb kein Opfer. Das verdirbt mir nicht den Spass und die Vorteile überwiegen so weit, dass man es als kleine Randepisoden abtun kann.

Noch.

Aber da sind dann halt diese Filterbubbles von Leuten mit ihrem unglaublichen Hass, mit ihrer Stalkerkultur, mit der gegenseitigen Bestätigung ihrer Verletzungen und der Überzeugung, es dem System, das dazu führte, heimzahlen zu müssen. Irgenwann schnappt eine von denen richtig über, und dann ist "Vergewaltiger" nicht mehr nur ein hingefaselten Wort von ein paar Psychos im Netz, sondern eine Schlagzeile, eine Vorverurteilung und eine Vernichtung.

Ja. und deshalb finde ich, kann man Julian Assange auf dem 30C3 mit erheblich besserem Gewissen zuhören, als mit einer von denen Tee zu trinken.

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Freitag, 6. Dezember 2013

Zurück zu alten Lastern

Der Silberpreis ist mittlerweile wieder auf unter 500 Euro für das Kilo gefallen. Das mag immer noch etwas teuer erscheinen, solange man nicht bedenkt, wie hemmungslos im Moment neues Geld global gedruckt wird: Viel schneller, als man Silber fördern könnte. Und als in den USA mal wieder der Bankrott drohte, schoss Silber auch wieder kräftig nach oben. Wenn man es mit dem iPhone vergleicht, das 5000 Euro pro Kilo Elektroschrott kostet... Und wir wissen ja auch, dass der Silberpreis von den Banken, wie eigentlich alles, manipuliert wird. Aber so wichtig ist das gerade nicht, Silber ist unter 500 und das ist die grosse Nachricht.

Denn mit einem Preis von weniger als 500 ist der Materialwert einer Silberkanne mit 600 Gramm, bei der man noch den Holzgriff und die 7,5% Beimischung und Kosten für das Einschmelzen berücksichtigen muss, mit 200 Euro so teuer, dass sich das Einschmelzen nicht mehr lohnt. Bedenkt man noch den Versand, sind die ganzen Freunde des sinnlosen Edelmetalls in Barren bei 190 Euro aus dem Rennen: Die bieten dann nicht mehr mit. Und das wiederum bedeutet: Nach drei Jahren der Abstinenz ist es jetzt wieder möglich, Silberkannen zu vernünftigen Preisen unter 250 Euro zu erwerben, was ein faires Geschäft ist. Ich habe zur Feier gleich zweimal zugeschlagen, Enthaltsamkeit ade, willkommen Luxus zur Bestandspflege:



Vorbei die Zeiten, da man mit anschauen musste, wie sich Einschmelzer exakt auf den Materialpreis hochsteigerten, und danach kein Käufer meht auftauchte. Das tat bei den wirklich alten Stücken weh, ganz so, als seien 200 Jahre Geschichte nichts, was einen Aufpreis erlauben würde. Wie viel davon wohl in den Ofen ging, als der Preis des Edelmatalls bei über 1000 Euro stand?

Gar nicht darüber nachdenken, das schmerzt, weil Geschichte nicht mehr einfach hergestellt werden kann. Gleichzeitig kamen die Pakete an, und das bei einem Laufzeitunterschied von 5 Tagen, bei 3 Euro Aufpreis für die Post des vereinigte Königreiches, verglichen mit der ehemaligen Provinz Irland. Dear Brits, you're screwed. Das habt ihr jetzt von Eurer Thatcher, fast 2 Wochen braucht ein Packerl auf den Kontinent, das ging 1892 schneller.



Also ganz ehrlich, wenn ich auf einer Insel in der Nordsee sässe und so ein Regime hätte, ich würde meinen Silberkannenballast auch verkaufen und statt dessen in Rettungsringe investieren, aber das nur am Rande und als Ausrede, um die Frage nicht beantworten zu müssen, die jeden Leser hier umtreibt: Der hat doch schon mindestens ein Dutzend von denen, warum zum Teufel braucht er nochmal welche?

Ich hatte dank der britischen Post ja einige Zeit zum Nachdenken und es ist nun so, dass die eine Kanne stilistisch äusserst gut zu jener grossen Kanne von 1812 passt, die ich am Tegernsee verwende, wenn Gäste da sind. Aber natürlich möchten mache Gäste im Winter auch mal etwas anderes, wie etwa Pfefferminz mit Honig. Und weil ich am See auch einen neuen Wasserkocher habe, kann ich jetzt also nicht nur beide Kannen gleichzeitig füllen, ich kann auch verschiedene Teesorten in ähnlichen Kannen anbieten. Niemand wird ernsthaft bestreiten können, dass so ein gewichtiger Vorteil durchaus die Wartezeit wert gewesen ist, und Silber verkommt ja nicht. Spätestens bei der nächsten Krise steigt der Preis wieder.



Vorbildlich ist übrigens die Reinigung, die man den Kannen dort drüben angedeihen lässt. Vermutlich hat es dort nach dem Niedergang wieder so etwas wie Leibeigenschaft, und deren Standesvertreter machen das dann für die Herrschaft, die ihre Kannen auf dem Weltmarkt anbietet in der Hoffnung, dass sich der Deutsche, der Russe und er Inder darum streiten. Das Putzen wäre gut für das Schmelzen, für das Teetrinken ist es dagegen fatal: NIE darf man eine Silberkanne innen ausputzen, sonst schmeckt der Tee metallisch. Vielmehr muss man von den Sklaven geputzte Teekannen wieder einfahren, sprich, die ersten Füllungen werden nur verwendet, um innen eine Schicht Teeablagerungen aufzubringen. Am besten macht man das im Winter, auf der Heizung.

Oh, ich mache den Briten da keine Vorwürfe, es ist ja so, dass die Briten ihre Silberkannen auch nicht mehr mit Tee bestücken, sondern mit Beuteln. Eventuell sogar mit Earl Grey Pest. Es muss gereinigt werden, das ist deren Pflicht, und dann kultiviert neu eingefahren werden. Das liegt an uns. Das ist Kultur und hat mit Gier nichts zu tun. Die Briten raubten das Silber den Spaniern, die Spanier raubten es den Ureinwohnern, jetzt zwingen die internationalen Bankster die Briten und Iren in die Knie: Ich schlafe gut, und mag meinen Tee.



Über zwei Jahre Silberabstinenz... das wurde jetzt aber wieder mal Zeit. Die andere Kanne bleibt daheim und kommt in den Schrank, da überlege ich mir noch eine gute Verwendung und allein der Umstand, dass ich jetzt einen Grund habe, mir in langen Winternächten etwas zu überlegen, rechtfertigt den Kauf, der mich obendrein dergestalt auch davon abhält, bei Ebay nach weiteren Trouvaillen zu suchen. Alles fügt sich, wie es soll, alles findet sein Platzerl und der Brite hat mehr Platz für Rettungsringe. Er wählt Cameron und muss sein Silber verschleudern, ich wähle das Merkel nicht und bekomme Silber: Ungerecht, aber so ist nun mal die Welt und ich kann nichts dafür.

Beim britischen Geheomdienst trinken sie vermutlich nur billigen Wodka aus geklauten Zahnputzbechern.

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Donnerstag, 5. Dezember 2013

Im Nachhinein

ärgere ich mich, dass ich da nicht noch deutlicher meine Meinung zu dem Berliner Pack gesagt habe. Denn eigentlich muss man bei all dem Gerede von Femimiministinnen über hierzulande arbeitende Menschen aus Osteuropa sagen, dass es für eine "sexistisch-ethnische Säuberung" argumentiert. Erst sollen die Sexarbierinnen verschwinden, jetzt die Haushälterinnen für die Mittelschicht, bleiben dürfen in den Augen der Berliner Queervertreibungsfetischistinnen vermutlich nur Männer für niedrige Arbeiten wie Kistenschleppen in ihren Urban Art Spaces, die niemand will und braucht, aber bezahlen soll. Aber bitte ohne Gegenleistung!

Na egal, wie es aussieht, werden noch viele weitere darum betteln, Thema bei den Stützen und im Kommentarblog zu werden.

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Mittwoch, 4. Dezember 2013

Vorsicht.

Dreimal bin ich vom See aufgestiegen über Eis und Schnee, hinein in das grenzenlose Blau oder Schwarz des Himmels über den Alpen.





Und immer habe ich genau meine Schritte abgewägt. Der Berg verzeiht in dieser Jahreszeit nichts, keinen Leichtsinn und keine Dummheit.





Dafür beschenkt er mit traumhaften Aussichten und dem letzten Refugium vor dem grossen Sturm, der vor allem den Norden treffen soll.





Wie immer ist es unten ein wenig dunstig, aber hier oben ist es dann wirklich blau, so blau, dass alle anderen Farben verschwinden.





Ins Tal hinab gleite ich vorsichtig, denn die Piste ist in den letzten Tagen schneller geworden. Nur ganz unten, wo man weit sieht, lasse ich es laufen.





Dann liege ich lachend auf dem Rodel, weil es so schön war. Und alles gut ging.

Gehe zum Auto.

Rufe bei Francesco an.

Und auf der letzten Stufe des Lokals verknackse ich mir dann übel das Bein.

So geht es zwar dann erst mal nicht mehr, aber so kann es gehen.

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Mittwoch, 4. Dezember 2013

10

Nur ein Datum, auch nicht anders als der 3.12.2003. Es ist so einiges seitdem passiert, das meiste war akzeptabel, gut oder grandios. Deshalb habe ich mich zum heutigen Tag auch selbst beschenkt.



Danke für die Aufmerksamkeit. Kein Blick zurück. Auf die nächsten 10.

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Montag, 2. Dezember 2013

Nachts sind alle Rodel rot

Wenn ich etwas Zeit habe, renne ich nicht sofort auf den Berg; ich bleibe auch mal unten und wärme mich dort in der Sonne auf. So richtig eisig ist es am Wasser noch nicht, und die Grenze zum Winter liegt erst 50 Meter über dem Wasser. Oder in der Konditorei daneben.





Aber natürlich ruft dann irgendwann der Berg. Wäre jetzt Januar, könnte ich gleich lossteigen, denn oben wäre die Hütte offen und würde mich verwöhnen. Aber bis zum 25 Dezember ist oben zu, kein Tee, keine Suppe, keine Knödel - dann muss ich eben daheim voressen.





Was auf der anderen Seite den Nachteil hat, dass ich erst losmarschiere, als die Sonne schon untergegangen ist. Kalt wird es, die Piste wird eisig und schnell, ujnd leer wird es auch. Der Hofladen schliesst schon, als ich vorbeikomme, aber es reicht noch für ein Glas Honig, für nachher, für den Tee.





Dann der Aufstig. Allein in der Nacht. Es macht nicht Angst, aber es ist ein seltsames Gefühl, auf diesem 10 Kilometer langen Berg zu dieser Stunde die einzige Menschenseele zu sein, unter all diesen schweigenden Bäumen und der schieren Unendlichkeit der Milchstrasse, die hier durch die Bäume als heller Streifen funkelt.





Von Bad Wiessee aus muss ich ein winziger, weisser Punkt inmitten eines grenzenlosen, schwarzen Konglomerats aus Berg, Bäumen und Finsternis sein. Was da jemand um diese Zeit noch macht, werden sie sich in ihren Hotelzimmern und Restaurants fragem, wenn sie herüberschauen. Gewildert wird heute schliesslich nicht mehr, und niemand könnte helfen, wenn etwas passiert.





Man muss den Weg und die Strecken kennen. Im Prinzip ist die Strecke harmlos, bis auf eine Kurvenkombination, die mit einer abfallenden Serpentine beginnt, durch drei steile Kurven führt und am Ende erst nach einem scharfen, senkrechten Knick flach ausläuft. Das muss man immer im Kopf haben und rechtzeitig bremsen. Lieber einmal zu oft als einmal zu spät, denn die grosse Serpentine erkennt man in der Nacht erst, wenn man schon drin ist. Da fliegen schon am Tag genug Leute raus.

Bleibt man aber in der Nacht drin, ist es ein phantastisches Erlebnis, wenn über einem sich die Unendlichkeit des Weltalls öffnet. Das wissen Menschen aus der Stadt oft gar nicht, was eigentlich Himmel sein kann, in so einer klaren, mondlosen Winternacht auf dem Berg.

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