: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Freitag, 1. August 2014

Moralisches Überleben in Zeiten von Ecclestone

Als Journalist bekommt man ja ab und zu Einblicke in die Mechanismen der Welt, die nicht so schön sind.

Und die Frage wäre dann: Sagt man der kommenden Generation, dass die Welt ein zynischer Dreckhaufen ist, in der Unerquickliche am besten lebt? Das wäre die Methode Ecclestone, ab und an vielleicht auch ein paar Gramm Haderthauer Frechheit und Middelhoffsche Arroganz. Ladet das widerliche Video, sauft den Champagner, überzieht alle Konten und lügt, selbst wenn es anders ginge.

Oder sagt man, dass die Welt zwar so ist, wie sie ist, aber man sich trotzdem Mühe geben sollte, nicht so wie die zu werden? Wohin das führt, sieht man beim Anlagebetrug und Firmen wie Procon. Denn Moral und Eitelkeit gehen nun mal Hand in Hand und laden so zum schön lackierten Verderbnis ein.

Oder versucht man, das Beste draus zu machenm vieles einfach zu verdrängen und zu hoffen, dass schon alles gut geht? Das ist die Methode Weltwirtschaft und TTIP. Man kann ja eh nichts machen gegen die Versklavung, Hauptsache ein neues Smartphone jedes Jahr und andere, die es im akkord löten müssen.

Man möchte im Moment nicht wirklich Kindern Werte jenseits des Erbes vermitteln müssen.



Wie aber auch immer: Die alten, einfach und per se nicht falschen Leitsprüche der Vergangenheit und des Bürgertums, die ich noch tagein, tagaus gehört habe, bringen nichts mehr. Warum, erkläre ich ausufernd in der FAZ< und nicht minder abschweifend im Kommentarblog.

Und weil Verdrängung ja so schön ist, bin ich danach mit dem Rennrad 140 km weit und 500 Höhenmeter hoch nach Hause geradelt. Das war wichtig, weil die geplante "Meran in zwei Tagen"-Route am ersten Tag nur ca. 100 km lang ist, und maximal 700 Höhenmeter zu überwinden sind. Geht das eine, sollte auch das andere gehen und am zweiten Tag geht es dann 40 Kilometer nur bergab, die zählen also gar nicht.

Davor steht der Jaufenpass, aber so sehr ich den letzten Jahr fürchtete, so banal und altbekannt ist er inzwischen. Sage ich jetzt.

So ein Sprichwort von damals lautete übrigens ... wie war das noch ... irgendwas mit Esel und Eis

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Freitag, 1. August 2014

Pornoskandal leicht gemacht

Ich weiss ja nicht, was man sich beim Tagesspiegel so unter Journalismus vorstellt: Aber bei jemandem schauen, ob einer seiner Nochnichtmalbekannten im Netz irgendeinen Unsinn macht, und das dem dann als "Porno-Skandal" vorhalten, ist meines Erachtens eine abartige Berufsauffasung, die man vermutlich nur mit der Verlotterung in Berlin und der Nähe zur Bild erklären kann. Was genau diese Gosse da treibt, erkläre ich in der FAZ und auch im Kommentarblog.

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Dienstag, 29. Juli 2014

Positiv

Vor ein paar Wochen hatte ich ein interessantes Gespräch mit einer Wirtschaftswissenschaftlerin über die Frage, wie das Singleleben so ist, wenn es nicht wie bei mir ist. Also, wenn man bei Null beginnt und sich alles selbst erarbeiten muss.

Rechnet man alles durch, so stimmt der alte bayerische Spruch

"Wer nix daheirad und nix dairbt, bleibt arm als bis er stirbt"

sofort und vollumfänglich wieder. Erst mit einer langfristigen Partnerschaft sinken die Lebenshaltungskosten pro Person so weit, dass man schnell Rücklagen aufbauen kann, erst wenn etwas Vermögen zusammenkommt, wird aus der Dauerzahlung einer Miete ein abbezahlter Kredit für ein Eigenheim. Zwei gemietete 2-Zimmer-Wohnungen mit 50 m² sind nun mal teurer als eine Wohnung mit 110 m², und dann sinken auch noch die Nebenkosten, und so bleiben dann monatlich ein paar hundert Euro übrig.



Meine Art Singleleben, das stets ohne Miete und Kredit auskam, muss man sich nämlich erst mal leisten können.

Wie es der Zufall so wollte, stiess ich danach auf ein paar Blogs von alleinerziehenden Müttern und Singles, die ihr Leben nicht sonderlich gut im Griff haben. Da sehen die Probleme dann nochmal ganz anders aus als bei jenen, die wenigstens zusammen mehr Chancen als Risiken entdecken dürfen. Und deshalb ist es vermutlich auch kein Wunder, dass es hier bei uns so häufig trotz Scheidungen gleich wieder Zweitehen an der Stelle gibt, da anderswo das Patchwork als Lebensmodell hochgehalten wird. Weil die Leute nun mal Zielvorstellungen haben. Die Partner wechseln, aber nicht die Erwartung.



Jetzt hätte ich bösartig darüber schreiben können, wie wichtig da das Materielle ist, und wie wenig sich diese Haltung von der Rumplhanni unterscheidet, deren Lebensziel lautete

"A Hof und a Kuah und a Millisuppn in da Fruah"

Kurz, dass hier mit etwas Pech Lebensweisen neu erfunden werden, die eigentlich längst der Vergangeheit angehören sollten, denn wozu hatten wir sonst gesellschaftliche Umbrüche und Feminismus. Aber diesmal waren am Tegernsee so viele von denen unterwegs und sie waren so hübsch und erkennbar glücklich, dass ich mich anders entschieden habe und das in der FAZ (wie gemein von mir) mehr in Richtung Moral abgebogen habe, und im Kommentarblog natürlich auch.

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Freitag, 25. Juli 2014

Bergsommertorte

mit Orange und Blaubeeren, denn die Pässe nach Italien sind offen und auf den Bergen bläut es im Gebüsch und die Kühe für die Sahne grasen auf den Wiesen.



Zu den Beeren kann ich jederzeit, sie wachsen auf dem nächsten Berg, aber zu den Orangen würde ich gerne - und ewig nagt der Wunsch nach einer Transalp.


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18 statt 14

Da ist dieses Gefühl, dass man niemandem trauen kann. Weder den Russen noch den Amerikanern, und den diversen Konfliktparteien im Nahen Osten sowieso nicht. Da ist diese Ahnung, dass der nächste Kalte Krieg multilateral und klassenübergreifend sein wird, nicht mehr eine ideologische Konfrontation, sondern ein von Einfluss und wirtschaftlichen Eroberungen getriebener Bürgerkrieg, der nur deshalb "Bürger" heisst, weil die dabei drauf zahlen. Die Gewinne werden für die Sieger und Profiteure natürlich weiter sprudeln, und während alle nach Gaza und Doneszk starren, zeigt sich, dass die schönen Stresstests der Banken in Europa nur insofern stimmen, als sie mit jenen falschen Annahmen richtig rechneten, die dafür ausgelegt wurden. Wir haben das eine Weile übersehen, es ging uns ja gut dabei.



Fast 300 Menschen, die vom Himmel geschossen werden, ändern das natürlich, und sollten es die Russen gewesen sein, dann erinnert ihre Reaktion an jene, die die USA dem Iran zukommen liessen, als sie während des ersten Golfkriegs eine zivile Maschine abschossen: Leugnen, Ausreden suchen, kein Wort des Bedauerns. Auf dem Niveau sind wir angekommen. Jetzt also wirtschaftliche Sanktionen als Antwort, und ich habe wenig Zweifel, wem die betroffenen Firmen ihre Rechnungen präsentieren werden, sofern sie nicht ohnehin schon früher den Zukunftsmarkt Russland verlassen haben. Nicht mehr vereint arbeiten Blöcke gegeneinander, jeder einzelne Söldner von Nation und Kapital schaut zuerst, wo er bleibt, und welchen Preis er verlangen kann. Die Methoden werden fieser, und was man sich vor einem Jahr nicht vorstellen konnte, ist nächstes Jahr dann vermutlich längst gelebte Praxis. Man wird sehen, wie viel Zypern die Griechen als Antwort auf ihre neuen Bitten um einen Schuldenschnitt erhalten werden.



Natürlich, 1914, werden manche sage, aber ich sage eher 1618 und nöchte zu bedenken geben, dass die Auflösungstendenzen, die letztlich den 1. Weltkrieg beendeten, den 30-jährigen Krieg erst so lang und unlösbar haben werden lassen. Wenn man bedenkt, wie schwer es war, den auseinander brechenden Balkan halbwegs friedlich werden zu lassen, dann ahnt man vielleicht, wie widerlich das alles wird, was da noch kommen mag.

Trotzdem nehme ich das neue, fertige und wieder hergerichtete Colnago mit in die Sommerfrische, werde mich mit Freunden herumtreiben und so tun, als ginge mich das alles nichts, gar nichts an. Und schreibe über die Liebe und ihre Wege. Darüber wird generell zu wenig geschrieben, also nicht nur in der FAZ, sondern auch im Kommentarblog.

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Donnerstag, 24. Juli 2014

Nimm

sagt sie und drückt mir zwei abnorm grosse Zucchini in die Hand. Im Korb sind noch ein halbes Dutzend weiterer Früchte aus dem Sumpfboden der Donau, die man eher nicht als Sexspielzeug verwenden sollte, es sei denn, man möchte sich mit einem Buckelwalweibchen vergnügen - so gross. Weil hier bei der Hitze alles wächst, was Wurzeln hat, um den Sumpf leer zu saugen.



Nur kurz bin ich hier, leere den Briefkasten aus und öffne ein paar Pakete, und arbeite, weil das Zeug gerade da ist, schnell und routiniert das Colnago weg. Es gibt wie immer ein paar kleine Gemeinheitem, und das Tretlager hätte ich fast nicht entfernen können, zumal man aufpassen muss: Genios ist ein höchst empfindlicher Stahl, äusserst dünn und sensibel. Grosser Hebel, aber sanfter, langsamer Druck bringen letztlich die Lösung.



Und so wird dann doch alles gut in den paar Stuinden, in denen ich hier bin. Am Abend gibt es Zucchinigratin, die Kartoffeln sind zwar aus, aber das macht nichts, und die Monster müssen einfach weg. Draussen, im Sumpf, quellen schon wieder frische Ungeheuer auf.

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7 Monate für 120 Seiten

Es ist Zeit, uns mal wieder den Michi anzuschauen, jenen leicht Urheberrechtsunkundigen, der mal bei der FAZ war und dessen Gesicht ich da zum Glück schon seit Jahren nicht mehr ertragen muss. Der Michi hat ja nach seinem Rauswurf erst rumgeblogt und dann seit Dezember 2013 versucht, ein Crowdfundingbuch zu machen. Von den früheren Versprechungen, dass man den Fortschritt quasi in echtzeit betrachten könnte, ist wegen Softwareproblemen wenig geblieben, aber jetzt hat er wenigstens mal bei Twitter den Stand verkündet:

"zwischenstand buch: 37.903 worte."

Da sollte ja noch eine Audioversion kommen und eine englische Zusammenfassung - Schreiben ist also noch nicht mal alles. Aber betrachten wir die Fakten: Was sind eigentlich rund 38.000 Wörter?

Rund 130 Seiten.

Ich meine mich erinnern zu können, dass eher das Doppelte geplant war.

Und das alles in 7 Monaten. Das sind, selbst wenn wir beim Schreiben die wiederverwustetete Blogbeiträge ignorieren, etwa 0.7 Seiten pro Tag. Das ist nicht sonderlich schnell, vor alleim vor dem Hintergrund, dass bei dieser Gewschwindigkeit (und einem möglicherweise dazwischen liegenden Urlaub, für den ein Flug gebucht wurde) nochmal 7 Monate reine Arbeitszeit am Text anstehen.

Und wer schon mal ein Buch geschrieben hat, weiss auch, dass man hinten raus für das Glätten und verbessern schnell mal einen Monat braucht. Lektorat dauert etwa einen Monat, und Layout, Druck und Auslieferung dauern auch etwas. Dazu kommen mitunter auch kleine Schreibblockaden. Lauter hässliches Zeug, mit dem viele beim Planen nicht rechnen.

Natürlich gibt es auch Fälle, da platzt der Knoten und dann geht alles wie von selbst. Aber ich habe meine Zweifel, ob dieses Buch vor Weihnachten erscheint und ja, die Jahreszahl lasse ich da auch erst mal offen. Ich würde jedenfalls auch nicht auf die Leipziger Buchmesse setzen. Mal schauen, ob sich der überhaupt nach Frankfurt traut, nach den grossen Ankündigungen und dem Zwischenergebnis.

Was ich spannend finde, ist aber die Frage der Finanzierungsverwendung. Das Geld war ja nicht geschenkt, sondern als Hilfe für die Zeit des Schreibens und Bezahlug der anfallenden Arbeiten gedacht. Etwa Audio, englische Übersetzung einer Kurzversion und die Release Party. Und je mehr Geld für das Schreiben draufgeht, desto weniger bleibt für die Zusatzdienste übrig. Nehmen wir aber mal an, er braucht noch 7 Monate - wieviel bleibt dann übrig für Übersetzung und Raummiete?

Ich meine das nicht persönlich, ich sehe nur im Moment, wie Krautreporter in Mitte ein Büro mit mehr als 100 Quadratmeter suchen, mit weniger als 10 Euro Miete pro m². Wenn das so im Businessplan stand, dann tut es mir leid - aber das Scheitern solcher optimistischen Annahmen geht dann halt auf Kosten anderer Leistungen, hier etwa der Autoren. Das alles ist so blauäugig, so sollte man besser keine Firmen aufziehen.

Und das sind dann halt so die absehbaren Ereignisse, die mich bei Crowdfunding so kritisch machen. Nicht, weil Leute nicht zahlen würden, sondern weil die, die es betreiben, so wenig Substanz liefern. Das "Kack-Buch" müsste er noch fertigschreiben, sagt der Michi jetzt. Das sollte man sich halt vorher überlegen. Kassieren ist nett, aber wer keine Leistung bringen will, wird am Ende ein Problem haben.

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Dienstag, 22. Juli 2014

Down in Gaza

Es fing an mit diesem Springerbeitrag, ob man denn mit der Kopfbedevkung osteuropäischer Juden noch auf die Strasse gehen könnte. Ergebnis war natürlich alarmierend. Das ist immer so, solche Beiträge leben von der Aufgeregtheit und wären keine Nachricht, wenn es kein Problem wäre. Fakt ist aber auch, dass da natürlich alle immer schauen, was ein Grund ist, warum die meisten eher geltungssüchtige Arier oder eben Pressefuzzis sind, aber nicht die, die das angeblich immer tragen (ich weiss gar nicht, wo meine ist).



Wie auch immer: Die Leute vergessen schnell. Es gab in den letzten 20 Jahren auch noch zwei Intifadas, eine weitere Aktion im Gaza und einen Krieg gegen die Hisbollah. Und dazwischen etliche kleinere heisse Konfliktmomente. Und dann kocht das alles eben auch bei uns wieder hoch, Jedes mal auf's Neue. Gefühlt würde ich sagen, dass sich das alles im Moment doch deutlich im Rahmen hält; die zweite Intifada sorgte noch für ein erheblich unfreundlicheres Klima hier in Europa. Da war hier richtige Frontstimmung. Übel ist es in Frankreich, aber dort gibt es nun mal traditionell heftigere innenpolitische Konflikte.

Heute trifft dieses Konfliktpotenzial nur auf erheblich sichtbarere jüdische oder besonders in Berlin pseudojüdische Einrichtungen. Dass Linke, Grüne und Piraten im Moment leichte Probleme haben, klare Aussagen zu treffen, liegt mehr an ihrer eigenen Ideologie, denn an dem, was da unten vor sich geht. Pardon, ich verfalle wieder in den alten Ton, da unten sagen alle "down in Gaza". Ein paar Leute werden jetzt entdecken, dass sie mit dem Thilo Jung jemanden vie Krautreporter finanziert haben, der nicht nur jung und naiv ist, sondern auch so eine Art milder Ken-FM-Aufguss, wenn es um diese Frage geht. Und natürlich vollkommen ahnungslos.



Nicht ahnungslos, aber mehr so auf Verdacht kam ich an dieses Stück, und das wird noch ein schönes Stück Arbeit. Soll ich statt der bayerischen Rauten vielleicht einen Davidstern daran pinseln und schauen, ob mich bei den Austrofaschisten einer vom Rad holt?

Das ist in meinen Augen die eigentliche Gefahr: Das wenige Wissen, die kurze Denke, das schnelle Vergessen. Es ist ja nicht so, dass es da unten wieder einen Krieg gibt; beide Parteien haben den Krieg einfach wieder zwei Stufen nach oben geschaltet. Jede Partei hat dabei ihr Kalkül, jede Seite geht so zynisch mit Menschen um, wie es nun mal für sie typisch ist. Es sind die üblichen Lektionen des Häuserkampfes, das wird nicht lang dauern, und dann wird man hier wieder vergessen, wie immer.



Antworten habe ich natürlich auch nicht. Ich bin nur angewidert von den Schramms dieser Welt, die auf dem Grauen versuchen, ihre arisch-ideologischen Kriege auszuführen. Man sollte schweigen und trauern und hoffen, aber eine Lösung wird es kaum gehen. Ich mein, im Irak leben 1300 Jahre alte Konflikte wieder auf, es werden Kalifate errichten und die eigenen Leute umgebracht: Ich glaube, man wird sich irgendwann so den Hussein zurückwünschen, wie man sich vielleicht teilweise schon den Arafat wieder wünscht. Oder eben den berechenbaren Breschnew, der seinen Unsinn irgendwo in Afghanistan treibt, wo wir oft auch nichts anderes getan haben, als die Israelis im Gaza.

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Montag, 21. Juli 2014

Zwischen Obermenzing und Pasing

Ich bin in die falsche S-Bahn gestiegen, und als ich dann in Obermenzing war, wurde mir klar: Das ist nicht Pasing. Zum Glück gibt es ja Tafeln, ansonsten sieht München im Regen überall gleich aus. Eine groteske ansammlung von halbfertigen Wohnprojekten und Kränen. Kann keiner sagen, dass man für das Wachstum nicht baut. Kann aber auch keiner sagen, wer das alles bezahlen soll. Draussen in Miesbach wird das beworben, da gibt es in jedem Baumarkt inzwischen Werbezeitschrften. Platz für alle, sofern sie das finanziell schultern können. Irgendwo müssen bei diesem spiel Verlierer sein, selbst wenn sich jeder als Sieger sieht.

Kaufen - würde ich da nichts. Ich traue der modernen Baukunst nicht, das sind die gleichen Methoden, die man in den 90ern bei Ostimmobilien sah. Ausserdem ist München wirklich nicht schöner geworden, das Wachstum erscheint mir ungesund, und als ich zurückfahre, erkenne ich, wer am Bahnsteig in die BOB gehört, und wer auf der Stammstrecke fahren wird: Hier, im Mobilitätstrakt der Stadt, scheiden sich die, die raus wollen. Und jene, denen es doch eigentlich gut geht, und die zufrieden sein müssten, trotz der Enge.



Und alle schauen sie auf ihre Mobiltelefone.

Das Startup, das vor 10 Jahren mit dem Geld des Old Economy Dads das Ebay der Mobilität werden sollte, ist eine grössere Pleite geworden, weil die Technik nicht schnell genug den Markt durchdrungen hat. Aber was sich jener unsichere, zu laute und zu hektische Typ da ausgedacht hat an Möglichkeiten, das kassieren jetzt Facebook, Amazon, okcupid und die NSA mobil ein. Überall diese kleinen, leuchtenden Rechtecke als Tore zu einer besseren Welt, in der alles Verlangen gestillt und die einsamkeit überwunden wird, während draussen der Regen entlamg der unfertigen Mauern in den Schotterboden der Stadt tropft.

Früher war, im Vergleich, übrigens gar nicht so schlecht. Früher war sogar richtig fein, und man kann das auch erleben, wenn man nicht zum Kocherlball geht, bei dem ich mich ja wundere, warum der nicht jede Woche stattfindet, diese Realleben-Frühfeier für jene, die an eine gute, alte Zeit glauben möchten. Bei uns dahein ist das die Schaukel in der Schwaige, und über die habe ich in der FAZ und im Kommentarblog zusammen mit der NSA geschrieben. Auch als ich dort die Bilder machte, hat es immer wieder mal geregnet. Aber dort ist alles fertig und war schon so, seit sich meine Grossmutter erinnern konnte.

Bei Regen ist der Tegernsee auch nicht wirklich schön, aber da fühle ich mich hinter meiner Glaswand daheim, und auf der Anlage tröpfelt dazu Brandt Brauer Frick.

Die Respektlosigkeit auf Bahnsteigen ist für mich schwer zu ertragen.

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Donnerstag, 17. Juli 2014

Team Lübberding

In den letzten Tagen ist in einer fernen Welt so einiges passiert, ein FAZ-Autor hat von der Gossenpresse üble Anschuldigungen erhalten, weil er die strunzdumme Inszenierung von Gauchos auf Hitlers Via Triumphalis in Berlin nicht so toll fand. Ich weiss nicht, ob solche kollektiven Aufhetzungen völkisch erregbarer Dreckschreiber eine Übung für Schlimmeres sind - aber ich wohne ja am Tegernsee und von da aus sieht man das Treiben der Unterschichten deutlich entspannter, sei es nun in der FAZ oder im angemehmen Kommentarblog, denn sie sind ja nicht nur unten, sie bleiben es auch.

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