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Mittwoch, 18. Februar 2015

Kolonialrassismus

Das Studium war ihr zu weiss.

Sagte sie der taz. Vermutlich hat sie auch etwas an der Schule auszusetzen und ich kann da zustimmen, denn für Minderheiten ist das nie optimal. Manchmal mache ich mich ja auch über meine alte Schule lustig und das, was da unter Strauss alles möglich war. Aber das allgemeine Problem einer autoritären Herschaft ist nicht ihr Thema, es geht ihr nur um Schwarze, und im Studium hatte sie vermutlich auch keinen Burschenschaftler als Institutschef wie ich, sondern die üblichen, aufgeschlossenen und toleranten Menschen der Kunstszene. Trotzdem war ihr das zu weiss.

Vieles andere hierzulande findet sie zu kolonialrassistisch. Uh-oh, soll sich der Leser da denken, wir tragen wohl alle noch Tropenhelm und Pickelhaube, das macht sie in ihren Performanceinterventionen auch deutlich. Die wir übrigens über den Kulturbetrieb in unserem kolonialrassistischen Staat mitfinanzieren - ich übrigens besonders, denn ich lebe in Bayern und solche Tätigkeiten kann sich Berlin nur dutch den Bundesfinanzausgleich leisten. Da haben wir ihn, den gelebten Kolonialrassismus, kein Wunder, dass unsere Schwarzen hier den Aufstand wagen.

Aber noch fliessen die Mittel, man muss sich mit den anderen nicht abgeben, und so trifft man sich in diesem finanzierten Kulturbetrieb erst mal allein, ohne Weisse, selbst wenn die nicht arisch wären, und bespricht seine Vorstellungen und Forderungen und präsentiert die erst im Anschluss. Mitreden für andere, nee, das wäre auch kolonialrassistisch. Man will andere Rollen im Theater und mehr Möglichkeiten und natürlich mehr Förderung und Schlüsselstellen im Kulturbetrieb, so könnte man anfangen, den Kolonialrassismus in diesem Land zu bekämpfen.

Das alles schreibt sie dann übrigens in einem sog. Frauenblog einer bekannten deutschen Zeitung, das von anderen ähnlich auf Privilegien fixierten Frauen betrieben wird. Auf dass sie noch mehr Interventionen gegen den Kolonialrassismus machen kann.



Dazu möchte ich zwei Dinge sagen. Erstens habe ich selbst jahrelang interventionistisch gearbeitet, gegen Rassismus und die Unfähigkeit, die Belange einer Minderheit zu vestehen. Und ich hätte da wirklich draufhauen können, denn der Kolonialismus ist Pipifaz gegen das, was ich eigentlich als Thema hätte haben können. Aber es ist eine schlechte, ganz schlechte Idee, Menschen, die weder etwas dafür können noch etwas damit zu tun haben, die alten Geschichten wieder und wieder um die Ohren zu hauen. Man kann das vielleicht machen, aber wenn man gar nichts anderes tut und dann auch noch Geld und Machtpositionen im Kulturbetrieb für seinesgleichen fordert, um genau das weiter zu machen, immer nur draufdreschen - mein liebr Schwan, da hätte mich die Präsidentin aber zusammengestaucht, dass ich durch den Ausfluss der Mikwe gepasst hätte. So etwas macht man bei uns aus den besten Gründen nicht. Man will da raus, man will keine Kultur von Tod und Schuld sein. Man will nach vorne schauen. Deshalb waren wie supernett, witzig und vorsichtig erklärend,

Das andere ist der Umstand, dass ich solche Forderungen dennoch unterstützen würde, wären wir ein komplettes Volk von inteventionistischen Berufsbeleidigten und Pöbelkulturfreunden, die vom Staat eine famose Ausbildung bekommen und dann in Berlin Performancetheater machen. Nur - diese Vorwürfe kommen ja nicht aus der Mitte der Gesellschaft. Keine Schleckerfrau, kein Bauarbeiter, keine alleinerziehende Mutter und kein nervöser Mittelschichtsangehöriger kann sagen, ich mache jetzt einfach nur noch Theater darüber, wie unendlich mies behandelt ich mich fühle, und dann kotze ich das auch noch der Republik in einer Zeitung vor die Füsse und beschwere mich, dass mir das Studium nicht gepasst hat. Für derartige Interventionen kann man vieles sein, überheblich, bescheuert, arrogant, dummdeist, a schand fir de Goyim, aber man ist ganz sicher nicht benachteiligt, unterpriviegiert, diskrimoniert oder kolonialrassistischer Verfolgung ausgesetzt.

Man hat da durch das Ausnutzen des Kulturbetriebs, seiner Strukturen und der sehr deutschen Vorliebe für moralische Geisselung eine sehr privilegierte Position, und ganz ehrlich:

Nein. Sollte jemand in diesem Land das nicht so sehen und das auch kundtun und der Meinung sein, da reisst eine Privilegierte ihr Maul ganz schön weit auf für das, was sie letztlich für sich selbst leistet - da würde ich mich jetzt nicht gerade hinstellen und die verteidigen. Obwohl ich natürlich die Mechanismen kenne und weiss, wie unschön die sein können, und was so ein Verhalten auszulösen in der Lage ist. Deshalb haben wir das auch nie nie nie gemacht. Aber wer sich so aus dem Fenster lehnt, wer sich, nachdem die Juden da wirklich vorsichtig sind, sich als neue Speerspitze gegen die Bevölkerung begreift und ihr unbedingt critical whiteness reindrücken will, der sollte das gegen Pegida und AfD und CSU und all die Vergrätzten und Angepissten wirklich selbst ausfechten. In dem Punkt - und weil ich da ungefragt auch unter Weiss einsortiert werde und das dann eben auch hinnehme - bin ich nicnt solidarisch.

Und ich möchte mich hier in aller Form von solchen privilegienrassistischen Einlassungen distanzieren - meine eigenen finde ich nach wie vor suoer.

Ansonsten finde ich, dass politische Verfolgte Asyl geniessen. Das heisst aber nicht, dass ich freudig jede überweite Definition von politischer Verfolgung mitgeniessen muss. Das Grundgesetz hatte da eine recht präzise Vorstellung dessen, was und wer damit gemeint war, und das würde ich mir trotz Berlienr Modelle und Lampedusa gern erhalten, selbst wenn das bedeutet, dass neue Interventionen einen neuen Kolonialrassismus beklagen werden. So sei es. Solange man den Berliner Kulturbetrieb nicht austrocknet.

Oh, und diesen Text über Antifaschismus, den möchte ich empfehlen.

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Dienstag, 17. Februar 2015

Passt nicht

Ich habe es vorher ausgemessen und sogar testweise schon umgehängt, was ich sonst nie mache - und es sah so aus. als würde der Platz reichen. Aber leider ist das Gemälde einfach zu wuchtig für die Küche. Und dann letztlich auch zu gut. Ich habe es ja im Original nicht gesehen, aber insgesamt ist es einfach nichts, das man in die Küche hängen kann. Und man muss es auch so sagen: Es hat wirklich Jahre gedauert, bis ich etwas aus dem weiteren Umfeld der Asams fand und bezahlen konnte. Es musste sein und jetzt passt es nicht.



Das wird jetzt alles ganz verteufelt schwierig, weil ich die ganze Küchenhängung umgeworfen habe und vermutlich auch die Bibliothek werde umwerfen müssen - nur dort passt er thematisch mit seinem Buch und all dem Rot hinein.

Es gäbe sogar einen perfekten Ort, nur hängt da schon eine Sibylle von Cumae

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Sonntag, 15. Februar 2015

Ha Ha

Bei der Wahl zwischen der Bürgerlichen Mitte, der Bürgerlichen Mitte, der vegetarischen Bürgerlichen Mitte. der Frauenvorzeigeaberaltmännlichenbürgerlichen Mitte und der Bräunichbürgerlichen Mitte hat die gesamte Bürgerliche Mitte gewonnen, nämlich mittige Bürgerlichkeit, und die Elbphilharmonie wird sicher noch teurer.

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Samstag, 14. Februar 2015

Die Moderne und der Fortschritt

Historiker wissen, dass der Fortschritt mal kommt und mal geht. Wer ernsthaft an eine gute Entwicklung glaubt, schaue sich einfach die Ukraine an, die gerade das neue Bosnien wird, oder Syrien und den Irak und all die hier aufgezogenen Kinder, die den Islamischen Staat toll finden. Wer hätte das beim Fall der Mauer erwartet?

Dafür haben wir mal wieder eine Gesetzesverschärfig, die Lex Edathy - und in der FAZ gehe ich der simplen Frage nach, was passiert, wenn man sie am Münchner Jugendstil unter dem katholischen Prinzregenten, hundert Jahre alt, zur Anwendung bringt.

Es ist zum Grausen, das alles.

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Donnerstag, 12. Februar 2015

Die rücksichtsvolle Frau Schramm und ihr Vergewaltigungswissen

Vielleicht eines voraus: Niemand, der in der Öffentlichkeit steht, ist davor sicher. Dass ich das hier gelassen schreiben kann, ohne grosse Bauschschmerzen und allzu üble Erinnerung, liegt eigentlich nur daran, dass ich den Keller noch nicht aufgeräumt hatte, und ein paar Räder in der Wohnung standen. Und so schlug ich vor, das Gespräch nicht bei mir zu führen, sondern im Cafe am See in Tegernsee, wo es hinten eine Art Leselounge gibt, und man sich gut und diskret unterhalten könnte.

Ich hätte auch gewarnt sein können. Es stand hier schon jemand mal im Flur, es gibt Briefe, in denen mir völlig unbekannte Irre über unsere gemeinsamen Kinder schreiben und andere, in denen mir erklärt wird, ich sei ihnen eine Beziehung schuldig, das hätte ich in der FAZ so geschrieben. Und ich habe natürlich nicht gegoogelt, weil ich das aus Prinzip nicht mache. Ich bin also in das Cafe, stellte mich vor, sagte ein paar Belanglosigkeiten über die Aussicht und wie denn die Zugfahrt gewesen sei, und recht viel weiter kam ich dann gar nicht.

Was mir einfiele, ging es los, und wie ich es wagen könnte, sie so zu behandeln, das sei ja... Gottes Erde wird von seltsamen Getier bewohnt und ich weiss auch, dass manche Frauen manchmal enorm schlechte Tage haben, aber das war einfach irre: In einem Cafe von einer wildfremden Soziologin Vorwürfe zu hören, was ich ihr alles angetan hätte. Man kennt mich dort, meine Eltern und Grosseltern waren Stammgäste und der Raum ist einsehbar - von dem herausgeplärrten Missbrauch war jedenfalls nichts vorhanden und nichts zu sehen, und nach ein paar endlosen Minuten verliess sie dann pöbelnd und schreiend das Cafe. Natürlich fragt man sich dann, was eigentlich passiert wäre, wenn das daheim stattgefunden hätte, in meiner Wohnung, ohne Zeugen.



Auf der anderen Seite weiss ich natürlich, dass ein paar Netzfeministinnen auch von "Abuse" sprechen, wenn man nur ihre Äusserungen zitiert und verlinkt. Insofern ist eine gewisse Verschiebung der Normen in ihren Hirnen bei mir aktenkundig und früher oder später, nehme ich an, werde ich auch juristische Kettenhunde losschicken müssen - wenn die erste oder einer ihrer Allys es übertreibt und wirklich justiziable Vorwürfe macht. Dann können sie sich bei der Irren im Cafe bedanken. Und bei dem. was gerade jetzt passiert.

Denn mir ist das voll bewusst, und manchmal frage ich mich schon, was Männer in die Nähe von solchen Frauen treibt. Es gab im letzten Sommer so einen Fall, da hat ein alter Bekannter mit mir gebrochen, weil er in Berlin Anschluss an diese Kreise hat. Vor einem Jahr war ich mit einer Autorin handelseinig, dass sie bei mir blogt, bis dann die Allys vom Aufschrei dazwischen gingen. Und man sieht es heute noch, was für Leute teilweise über meine Gastautorinnen herfallen: Da ist der Mob, er ist laut, repressiv und nicht nur weiblich. Man muss vermutlich wirklich aus Berlin kommen, um das zu begreifen. Da ist man halt irgendwie Ally, und es ist schick, feministisch zu sein und radikal, und es reichen ein paar Tweets über mich und andere, und schon ist man moralisch auf der einzig richtigen Seite.

Lustigerweise konnte man das auch machen, wenn man ansonsten als Stalker auffällt - es gibt da etwa jemanden, der seiner Exfreundin nachjagt und trotzdem beste Kontakte zu bekannten Netzfeministinnen hat, die wiederum seine Exfreundin nicht mögen. Als gebranntes Kind würde es mir Angst machen, dass ich bei derartig volatilen Beziehungen, überzogenen Begriffen zu Straftaten und der allgemeinen Geschwätzigkeit mal ein enormes Problem bekomme besonders als eigentlich stets qua Geschlecht verdächtiger Mann. Kann ja mal sein, dass man auch mit denen Sex haben möchte und dann etwas schief läuft. Und man dann bei Twitter von einer Frau mit 10k Followern vorgeführt wird.



Und das ist nur der letzte Baustein, die entsprechenden Gerüchte zu übergriffigen Verhaltensweisen kursierten schon etwas länger, und wir dürfen daraus schliessen, dass die üblichen Berliner Kreise kein Problem haben, das aufzuschlüsseln. Es geht hier, grosso modo, um die Frage, ob man dem Opfer glauben kann. Angeblich, so ein jetzt ehemaliger Ally, der früher Maskus hasste und nun selbst so dargestellt wird, ist die betreffende Frau neben der Spur - ich weiss nicht, ob das wirklich so ist, ich kenne sie nicht. Aber da ist dann auf der anderen Seite Frau Schramm, die droht, das alles zu veröffentlichen, und über die "falschen" metaschattert. Damit meint sie vermutlich auch mich.

Kurz, da wird bei Twitter darüber gesprochen, ob man Personen öffentlich ans Messer liefern soll, denen man eine Straftat der krasseren Sorte unterstellt. Statt das zu tun, was da dringend geraten wäre: Ihn anzuzeigen. Und in den Prozess zu gehen. Das ist gerade ein Berliner Reenactment dessen was die Burdapresse im Fall Kachelmann getan hat, Verdacht schüren, Misstrauen wecken, Konflikte anheizen, drohen, und zusätzlich unangreifbar sein durch Nonmentions. Gegenüber den betroffenen Personen und denen, die nicht dem Urteil dieser Fraktion der Netzfeministinnen folgen. Ganz miese Nummer. Diese Frau Schramm arbeitet gerade bei der Amadeu-Antonio-Stiftung. Man mag sich seinen Teil denken.

Dass diese Vorwürfe jetzt das eigene Lager treffen, zeigt formschön, wo es endet, wenn man solchen exzessiven Ideologen das Feld überlässt. Ob ich darüber noch schreibe oder nicht, ist egal - in Berlin ist das alles längst bekannt und macht die Runde. Eine Verteidigung für den Betroffenen gibt es nicht, es läuft wie bei den Fällen in Amerika, wo solche Anschuldigungen auch gern öffentlich zum Schaden des Erwähnten durchgesetzt werden. Und natürlich legt Schramm die Karten nicht auf den Tisch, sie nennt keine Namen, sie zeigt nur, dass sie einigen was antun könnte, und es scheinbar nur nicht tut, weil es den "Falschen" nutzt. Wie rück-sichts-voll.

Julia Schramm weiss also angeblich von Vergewaltigern und kokettiert mit diesem Wissen im Netz. Das ist Netzfeminismus, aufgeführt vor all ihren Followern. Eine Machtdemonstration des möglichen Outings. Statt zur Polizei zu gehen und Klarheit zu schaffen.

Nette Cliquen haben sie da, in Berlin. Da ist sie, die Rape Culture, die von Vergewaltigung profitiert.

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Mittwoch, 11. Februar 2015

Euer gottverdammtes Recht nach Villon

München jat per Bürgerentscheid die dritte Startbahn abgelehnt - und läuft prima.

München und das Oberland haben per Bürgerentscheid auch die olympischen Spiele abgelehnt - und das tut keinem weh, ganz im Gegenteil.

Berlin hat keinen richtigen Flughafen, aber einen Ex-Party-OB, der in seinem Grössenwahn dann die Olympiade in seinen versifften Slum holen wollte - und es tut weh.

Weil seine Apparatschiks auf satirische Kritik mit Abmahnungen reagieren. Putin Style, was anderes hätte man in der ehemalig geplanten Welthauptstadt Germania auch gar nicht erwartet.

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Dienstag, 10. Februar 2015

Ich hatte eine tolle Kindheit

Gut, heute würde man vermutlich entsetzt aufschreien, wenn ein Salmonellenrisiko besteht und einfach eine Waldschneise würde man ein Kind auch nicht mehr runterbrettern lassen. Aber ich habe das alles nicht überlebt, um mir heute anzuschauen, wie die nächste Generation der Planetenzerstörung das auch ungehindert und verachtend für andere tun kann. Und zu Papst Camillo Franziskus habe ich auch etwas zu sagen.

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Sonntag, 8. Februar 2015

Die geliehenen Privilegien

Momentan gibt es wieder Debatten um die Profiblogs - oder was sich dafür hält, denn die organisierte Schleichwerbung, die mehr oder weniger ehemalige Grössen da so betreiben, bei den Siffbereichen Auto, Mode, Kosmetik und Reisen, ist jetzt auch nicht professioneller als Taschendiebstahl - und nein, dass es sowas gibt, freut mich auch nicht. Es hat halt sehr oft was von "Ich mache das, weil ich keine andere Option und für alles andere nicht gut genug bin." Die selbst gestaltete Unterschicht noch unter der Yellow Press.



Entsprechend lausig ist dann natürlich das erzielbare Einkommen - wobei man bedenken muss, dass die betreffenden Tester und sonstigen Zäpfchen der Wirtschaft natürlich auch ab und zu eingeladen und indirekt bestochen werden, in einer Art, die sich vom traditionellen Journalismus eher nach oben hin unterscheidet. Das heisst, solche Figuren haben dann ein paar Tage den Luxus, den ihnen das sie schmierende Unternehmen bietet. Und dann wieder das, was sie sonst so haben - eine stinkende kleinwohnung in Berlin und die suche nach dem billigsten Chinakocher. Um mal die Rechnung aufzumachen: Wenn man pro Monat tausend Euro Fixkosten hat und davon, sagen wir mal, zehn Tage kostenlos fressen kann, kriegt man die letzten zwanzig Tage auch mit fünfhundert Euro rum. Die Firmen sind natürlich auch nicht dumm und wissen, was für billige Hungerleider sie da einkaufen - und dass sie von ihnen total abhängig sind.



Dass die Debatte gerade hohkocht, hat auch etwas mit Youtube zu tun - das ist ein ganz anderes Universum mit ganz anderen Stars, und soweit ich das sehe, hat es keines der alten Mietmäuler geschafft, dort Fuss zu fassen. Die sogenannten Profis sind auf einem nicht mehr expandierenden Markt unterwegs, und haben selbst auch keine Möglichkeit, das zu ändern, weil die Jugend längst woanders ist. Gleichzeitig sin sie aber zemlich verbrannt und bei den klassischen Medien nach dieses Stunts nicht mehr erwünscht - dort nimmt man zwar gerne Anzeigen, aber nicht die Frettchen mit reinem Eigeninteresse. So sehen Sackgassen aus. Und diejenigen, von denen sie gehalten werden, scheinen auch kein Interesse haben, sie einzukaufen. Ich hatte vorletzte Woche Kontakt mit jemandem aus dem Tourismusgewerbe - die suchen Inhalte. Aber die sollen sich unterscheiden und Besonderheiten präsentieren. Dazu muss man Hand in Hand arbeiten. So ein Blogger in Berlin hilft da auch nicht weiter.

Ich kenne Radio ja ganz gut und ich weiss auch dass man da für vorzeigbare Ergebnisse recht lang braucht. Youtube hat ein paar schnell verbrennende Stars und ganz viele die einfach nur die Kamera hinhalten. Überall ist es eng, und überall präsentieren sie sich als Stars um dann wieder in ein Dasein zu sinken, das Hartz IV mit Computer ist. Lücke im Lebenslauf. Man sollte sich keine Gedanken über das "später" machen, wenn man vielleicht nicht mehr eingeladen wird und nur noch daheim hockt und nicht zahlen kann.



Ich schaue immer nach interessanten Leuten. Ich finde sie nie unter den sog. Profis. Bei einem, dem es gerade nicht so gut ging, habe ich mal vorsichtig angefragt - er wollte dann 900 Euro für ca. 9000 Zeichen. Sowas gibt es natürlich nitunter in diesem Beruf, aber nicht von einem Typen, der nichts vorzuweisen hat, als seine Gier und den Eindruck, jetzt käme das ganz grosse Geld. Das haben wir dann bleiben lassen.Und wenn wir das tun, würde ich vielleicht nach all der Zeit bei der FAZ zu bedenken geben, dass diese unsere Entscheidung vielleicht auch vorbildhaft sein könnte.Es ist kein harter Markt, wenn einen viele wollen, man Leistung liefert und ehrlich ist, und wenn man zudem Vermögen hat, kann man auch gut damit auskommen, selbst wenn es keine Rekordlöhne sind. Aber wer das nicht hat, sollte vielleicht anders glücklich werden.

Und weniger Schande für die Bloggerei.

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