: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Freitag, 19. Juni 2015

Der Witz an der langen Geschichte

Die Geschichte ist eine der längsten, aber sie muss auch lang sein, weil es darin viele Facetten gibt. Das ganze Thema Migration ist einerseits voller ideologischer Tretminen und andererseits sehr vielschichtig. In dem Beitrag stecken zwei andere, die ich aus Italien schreiben wollte.

Zwei Aspekte fehlen. Man könnte den Kern der extremistischen Debatte auch mit dem Reliquienkult der Kirche vergleichen. Das ist eine schöne Parallele, und die hebe ich mir auf. Die Mutter der Idioten ist schliesslich immer schwanger.

Der andere Aspekt fehlt, weil in der FAZ schon genug Schlechtes über Syriza und Griechenland steht. Ehrlich, ich finde, man sollte da einen Schuldenschnitt machen und Basta, denn so geht es einfach nicht weiter mit Europa. Weitere Empörung bringt da nichts.

Trotzdem ist das eigentlich der irrste Dreh der ganzen Geschichte: Die in diesem Umfeld europaweit gefeierte Linksregierung droht damit, im Falle eines Grexit die dort lebenden Flüchtlinge nach Mitteleuropa ausreisen zu lassen. Nach Deutschland. Das wären in recht kurzer Zeit Hunderttausende. Was dann passiert,ist schwer vorstellbar. In dem Fall rechne ich mit der Neueinführung der Grenzkontrollen und dem vorläufigen Ende von Schengen, zusammen mit einem humanitären Debakel, irgendwo auf der Route über den Balkan. Griechenland wird dann vermutlich einfach die Versorgung weitgehend einstellen. Bleibt auch wenig anderes übrig, bei der Staatspleite.

Und wenn Griechenland dabei bleibt, bleiben auch die Flüchtlinge dort. Unter bekannt miserablen Bedingungen. Die Regierung hat da wegen der sonstigen Zustände keine andere Wahl, für eine bessere Behandlung oder eine höhere Anerkennungsquote ist kein Geld da. Afghanen werden bei uns im "rechten" Deutschland mehrheitlich anerkannt, im "linken" Griechenland haben sie kaum Chancen. Wie man es dreht und wendet: Die Flüchtlinge bekommen die Folgen der Eurokrise voll ab.

Und das ist, wie gesagt, die Hoffnung der Linken in Europa: Leute, die mit dem Elend der Flüchtlinge versuchen, Vorteile herauszupressen. Griechenland hat wenig andere Druckmittel, man geht mit Syriza nicht fair um, da kann man das irgendwie verstehen. Aber die Sicht auf Migration damit ist nicht links, sondern äusserst - pragmatisch und an eigenen Interessen orientiert. Um es nett zu sagen. Irgendwer sollte dien Linken in Europa mal aufklären, dass die Erfolge von Syriza mit einer ebenso sozialradikalen wie nationalistischen Strategie begründet wurden. Das ist nicht wirklich traditionell links. Das kann sich ein deutscher Antifa gar nicht vorstellen, wie gut das dort zusammen passt, sozialrevolutionäres Potenzial und völkische Einstellung. Bei uns in Deutschland würde man da sicher einen Vergleich mit dem linken Flügel der NSDAP unter Strasser ziehen. Nicht ganz zutreffend, aber auch nicht äusserst falsch. Griechen sind nun mal in der grossen Mehrheit enorm vaterlandsliebend.

Man sollte sich seine Vorbilder gut aussuchen. Oder vielleicht doch selbst denken.

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Besprechung

Es gibt wohl wenig Plätze in München, wo es noch weniger Internet gibt. Das macht den Ort für meine Zwecke auch so ausnehmend gut geeignet. Man spricht, man schaut, man denkt nach, man lässt sich nicht ablenken. Falls doch Internet nötig wäre, muss eben jemand anderes tätig werden.



Im Buchladen stand neben einem Desiderat zu Rahmen und Hängung auch noch dieser nette Spruch über Luxus und Notwenigkeit, den ich niemandem vorenthalten möchte. Wobei Luxus natürlich Definitionsfrage ist; meine Grossmutter sagte immer, Gesundheit sei das Wichtigste und der Luxus von Ibuprofen wird wohl nur verständlich, wenn man die Lage vor 200 Jahren kennt.



Es ist schon nett hier. Einer der wenigen - und sehr schön aufgeladenen - Orte, die ich hier wirklich noch liebe. Und nachdem hier keine Kleierkette einziehen wird, wird das auch so bleiben.

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Sonntag, 14. Juni 2015

Unprätentiös

Es ist ein Privileg, dass ich gleich daneben wohne. aber kein zufall, schliesslich gehörte die Kirche früher zum Haus, und so kann ich normalerweise ganz spät aufbrechen.



Aber nicht, wenn Vivaldi auf dem Programm steht. Bei Vivaldi ist die Kirche immer brechend voll und manchmal denke ich, die Religionen sollten das gemeinsame Singen sein lassen und wieder Leute engagieren, die das richtig gut können. mit der Musik. Denn für Vivaldi würde ich mir vielleicht sogar ein paar erbauliche worte anhören. Ich lese so viel Unsinn im Netz aus der braunen und lilabrauen Ecke, da macht ein Priester das Kraut fast fettfrei.



Ein Fenster ist offen, damit es nicht zu heiss wird, und auch draussen hört man das, was man sicher schon einmal gehört hat. Ich persönlich mag die vielen negativen Bemerkungen über Vivaldi nicht sonderlich; dass er in seiner Zeit von den anderen Grossen gern als Inspiration genommen wurde, sollte die billige Kritik eigentlich zum Schweigen bringen.



Und am Ende tobt der Saal, was hier ansonsten nicht so häufig ist. Das Publikum ist sehr interessiert, aber nicht oft tobend - jetzt war es so. Man lässt da seinen Gefühlen freien Lauf.



Ich mag das, so wie es ist. Ich mag die Lage und die Gespräche danach, wenn ich den Wein giesse. Es ist alles so einfach, es stimmt, es ist nicht übertrieben und eigentlich etwas, das sich so fügt, als wäre es nichts Besonderes.

Was es sehr wohl ist.

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Freitag, 12. Juni 2015

Keine Panegyrik

Es hätte gekracht.

Sehr sogar.

Weil es ohnehin eine Plage ist, die Seiten einer Zeitung mit Nachrufen auf Leute füllen zu müssen, die man eigentlich nicht tot sehen will. Niemand schreibt gern Nachrufe, das ist ein elendes Geschäft.

Und es entbindet auch keinen Verbleibenden, das zu tun, was eigentlich nötig wäre: Weiterzumachen.

"Das muss heute noch rein."

"Das geht nicht, wir müssen noch diesen Nachruf bringen."

"..."

"Wirklich."

"Aber dann morgen."

Das ist nicht respektlos gegenüber einem Toten. Der Nachruf ist und bleibt die unerfreulichste Form der Wertschätzung. Keiner will sie wirklich.

Das geht anders besser - indem man sich überlegt, was man tun kann, damit es halbwegs im Sinne des Verstorbenen weiter geht. Nicht als Adept, sondern als weiterdenkendes Individuum. In meinem Fall ist das etwas schwierig, weil ich genau wusste: Wenn ich das jetzt so veröffentliche, dann schaut er an einigen Stellen griesgrämig. Aber das wollte er letztlich so und da, wo ich früher dachte, das wird jetzt haarig, denke ich mir heute, dann sollte so genau so sein, zu verlieren habe ich eh nichts. Ich weiss nicht, ob mir das gelingt. Es fühlt sich nicht mehr so an wie früher. Alles andere wäre aber auch seltsam.

Ich finde es absurd, die Frage Wertschätzung an einer ausbleibenden Panegyrik nach einem Jahr festmachen zu wollen, zugunsten einer Person, die davon nichts, aber auch gar nichts gehalten hat, und Schleimer verachtete. Es gab in einem Blog mal jemanden, der sowas gemacht hat, eine Todestag-Eloge für einen Wissenschaftler und ich weiss noch, wie er damals getobt hat, was das soll und dafür sind Blogs nicht da - bald war dieses Blog dann auch weg vom Fenster.

Was ich sagen will: Echtes Gedenken braucht keine rituell begangenen Tage. Das Trauma ist schon übel genug.

Halten Sie also einfach die Klappe und gehen Sie weiter zu einer famosen FAZ-Autorin und sorgen Sie durch Kommentare dafür, dass der Laden läuft. Man tut, was man kann. Es mag nicht genug sein, aber mit dem Gefühl, genug getan zu haben, wasr man bei ihm ohnehin an der grundfalschen Adresse.

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Dienstag, 9. Juni 2015

Jetzt und in der Stunde

Was mich ja eigentlich umtreibt, ist die Frage, was die wohl empfinden, wenn sie später mal zurückschauen. Sind die dann immer noch zufrieden, bedauern sie nicht, dass sie etwas Besseres aus ihrem Leben gemacht haben?



Es gibt Stiche aus dem rokoko mit Bauern, die in der Nacht tanzen, es gibt Stillleben aus einer an sich entetzlich armen Zeit, und aus so vielen Bildern schauen mich Menschen an, die schön sein wollen und viel dafür getan haben. Sie hatten die Blattern und die Pocken und vershleuderten vielleicht ihr Vermögen beim Whist, aber es war wenigstens nicht so erbär,ich wie vor der Glotze. Beim Jubeln über Rücktritte, die nichts besser machen, wie ich in der FAZ bemerke.

Ich verstehe das nicht. Wirklich. Dieses Zuücktreten des Lebens zugunsten der Glotze und diese ganzen Nebensächlichkeiten.

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Sonntag, 7. Juni 2015

Garmisch ohne mich

Ich war ja oft Gast in Elmau, und allein deshalb habe ich beim G7-Gipfel neben allen politischen Gründen kein gutes Gefühl. Und so schnell kommt der Zirkus auch nicht mehr in meine Nähe. Ich bin Journalist und neugierig. Und generell macht es natürlich Sinn, seinen politischen Willen zu verkünden.

Trotzdem kriegen mich keine zehn Pferde nach Garmisch.

Garmisch ist ein für Demonstrationen dieser Art vollkommen ungeeigneter Ort. Das fängt schon mit der Lage in einem Talkessel an, den man nur auf drei Wegen erreichen kann: Durch ein schmales Tal aus dem Norden, durch eine wegen des Zugangs nach Elmau bestens gesicherte Schlucht im Süden und einen langen, engen Pass im Südwesten. Es gibt keinen einfachen Weg hinein und wenn die Polizei der Meinung sein sollte, dass man die Leute einkesseln und überprüfen sollte, auch keinen Weg hinaus.

Über die Berge kann man da im Notfall nicht gehen. Da, wo sich normalerweise bei Demos ein Strassengewirr ausbreitet, in dem man relativ leicht andere Wege gehen und sich absondern kann, ist in Garmisch nur der Berg, und da geht es nirgendwo hin. Und in Garmisch ist es nicht wie in Hamburg, wo 40 Meter weiter niemand zwischen Demonstrant und Passant unterscheiden kann: Man fällt hier auf. Und es gibt in diesem Ort keinerlei Rückzugsmöglichkeit.

Der Weg nach Elmau selbst ist sehr weit, deutlich ansteigend und eine üble Falle. Es gibt die Bundesstrasse, und wenn man da erst mal drauf ist, kommt man nicht mehr runter. Links Berg, rechts Abgrund, vorne beliebig viel Polizei und keine Chance, sie zu umgehen. Statt dessen kann die Polizei von hinten jederzeit die Demo durchstossen und die Spitze einkesseln, und die Leute hopsnehmen. Es gibt da keinen schwachen Punkt, wo man durchbrechen und die Polizei ablenken oder in ihrem Rücken auftauchen könnte. Oder auch nur eine sinnvolle Fluchtroute. Das gesamte Gelände mit seinem Anstieg begünstigt in jeder Hinsicht die Verteidiger. Randalierer suchen schwache Stellen und nutzen die gezielt aus: Die gibt es hier nicht. Blockaden kann man versuchen, aber dann ist man halt der Polizei ausgeliefert.

Und dann gibt es in Garmisch nur Vollbeschäftigung, Tourismus und keinerlei Grund, sich da anzuschliessen. In Frankfurt, in Hamburg können Randalierer auf hunderte oder tausende ortskudige Unterstützer zählen. Schon in München sich das allenfalls ein paar hundert, und der Weg von München nach Garmisch führt durch die reichste Region des Landes.Es gibt da einfach keine nennenswerte Szene. Was immer die Demonstranten brauchen, müssen sie selbst mitbringen und organisieren. Es ist feindliches Territorium, das sie da betreten, es ist weiträumig gesichert, und für den Zustrom der gefürchteten Italiener kaum geeignet: Unerkannte Einreise geht vermutlich allenfalls mit enormen Umwegen über die Schweiz und Passau.

Die Autonomen sind Opportunisten; sie brauchen eine grosse Masse, in der sie untertauchen können. eine Stadt als Kampfgebiet und Raum für eine flexible Taktik. Sie brauchen spezielle Bedingungen für Angriff und unerkannten Rückzug. Nichts davon gibt es in Garmisch und ich wage zu behaupten, dass deshalb so wenige gekommen sind. Es kann also gut sein, dass die Polizei jetzt Leute heimschickt und Kosten spart, nachdem sich gezeigt hat, wie schwach der Protest ist. Ausserdem ist der doch zu einem etwas langweiligen Ritual verkommen. Er zieht nicht mehr, und schon gar nicht in dieser Region. Indofern ist auch das Gewinsel der Demo lächerlich, die Polizei würde Passanten hindern, sich anzuschliessen: Das hier ist die falsche Region für Sympathien.

Und dann ist da noch das Wetter. Sturm in den Bergen ist etwas anderes als Sturm im Flachland. Da geht man nicht raus.

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Freitag, 5. Juni 2015

Gewissensprüfung

Bin ich noch links? Gehen wir einmal das Glaubensbekenntnis durch:

- Tierschtz: Natürlich, wenngleich ich Vegetarier und nicht Veganer bin. Die frage ich oft, was denn sein soll, wenn wir wirklich keine Eier und Milch mehr brauchen. Rotten wir dann Kühe und Hühner aus? Nur ein Scherz. Klar bin ich gegen Massentierhaltung und kaufe davon nichts.

- Gentechnik in der Landwirtschaft: Lehne ich ab. Ich bin einer von denen, die alte Obstbäume suchen und krumme Gurken mögen.

- Atomkraft: Lehne ich total ab. Keine Debatte nötig.

- Sozialer Ausgleich: Aber ja. allerdings mehr so über Tarife und eher nicht BGE. Die Besteuerung von Kapitalerträgen ist ein Witz, da müsste man was tun. Und den Minestlohn sollte man anheben un prekäre Arbeitsverhältnisse verhindern. Möchte aber zu bedenken geben, dass Lösungen für alle Regionen taugen sollten. Mindestlohn ist bei uns etwa kein Thema.

- Banken: Trennung von reguliertem Investmentbanking und anderen Geschäftsteilen fände ich nett, und ich wäre auch für eine gezielte Förderung alternativer Kreditstrukturen.

- Umweltschutz: Extrem komplexes Thema, aber bei den CO2-Zertifikaten hat man gesehen, dass man es auf keinen Fall dem Markt überlassen darf. Und nicht der Styroporindustrie. Nachhaltigkeit als Leitsatz wäre super, aber wie vermittelt man das Aktivisten, die schon alle Generationen des iPhones hatten?

- Energiepolitik: Ich sehe die Streiterei um die Trassen gar nicht mal so negativ. Das zwingt zum technischen Fortschritt. Vieles fühlt sich ungut und gemein an, aber es führt auch dazu, dass man nicht mehr einfach alternativlose Hochspannungleitungen und gigantische Kohlekraftwerke baut. Und man kommt da an grösseren Versorgungskonzernen leider mitunter nicht vorbei, Man kann keine Gasturbine crowdfunden.

- Migration/Integration: Ich muss ganz ehrlich zugeben, dass ich nach zwei Erlebnissen ins Nachdenken gekommen bin. Ich bin gross und stark, andere, die mir nahestehen, sind es nicht. Hätte der Typ in Brescia nach meiner Mutter und nicht nach mir getreten, wäre sie vielleicht seit fünf Jahren ein Pflegefall. Die Jungs, die in Mantua dem alten Mann das Haus, seinen Lebenstraum, abgefackelt haben... das sind alles so Aspekte, die die Debatte nicht einfach machen. Ich bin für praktikable Lösungen, die allen Seiten gerecht werden und wenigstens von einer qualifizierten Mindeheit in Deutschland auch getragen werden, die dann aber auch für die Integration Verantwortung übernimmt, und nicht nur nach dem Fest der Kulturen in die Hecke kotzt. Und für eine ehrliche Debatte über das Asylrecht, bevor es Mehrheiten gibt, die mit Grundgesetzänderungen heran gehen.

- Tempolimit: Na klar. Autofahren in Italien ist super entspannend.

- Gleichberechtigung: Es ist nicht mhr möglich, über das Thema unaufgeregt zu reden, ähnlich wie beim Asylrecht. Der Nachwuchs ist meist ebenso dogmatisch wie Alice Schwarzer, und Debatten verlangen eigentlich, dass es da keine Zielvorgaben und Unterwerfungsrituale gibt - würde ich auf dem Niveau argumentieren, stünde hier was von Arierinnen und wohl genetisch bedingtem Antisemitismus. Momentan sage ich da: Man muss die krasseren Exemplare stutzen, damit die Vernünftigeren wieder zum Vorschein kommen. Denn die Einschüchterung der nur minimal Andersenkenden funktioniert im Netz. Manche haben Angst, offen zu reden. Ich nicht wirklich.

- CDUCSUFDPSPD: Viel zu rechts. Unwählbar.

- Kirchen: Da sehe ich den Moment für ein 200-Jahr-Säkulatisierungs-Reenactment gekommen.

- Sex: solange zwei Menschen wissen, was sie tun und was sie davon haben und frei in ihrer Entscheidung sind, hat der Staat sie zu schützen. Liebe ist super und zu fördern. Wir fördern Schweinemast, da kann man auch mal Liebe fördern.

- Aussenpolitik/Westanbindung: Das ist sowas wie der Elefant im Raum. Alle Linken wissen, dass man mit den USA und der NSA nicht kann, aber die Alternative im Osten ist noch übler. Die Europäische Einigung hat auch nicht funktioniert und ist eine unendliche Baustelle. Bliebe nur ein starker, geordneter und demokratischer Nationalstaat - aber der macht angesichts der realen Mehrheiten auch keinen Spass. Mir selbst übrigens auch nicht. Es ist ziemlich eindeutig, dass die Zukunft zwischen CDU, FDP und NRW-SPD aufgeteilt wird. Und Grüne, Linke und SPD machen gerade so weiter, als hätten sie nie die Wahl verloren, und bräuchten keine Weiterentwicklung. Wir sind ungefähr wieder da, wo wir beim NATO-Doppelbeschluss waren. Plus Banksterlobby und NSA.

- Export/Import: Natürlich ist dieses Land gleichzeitig zu gut und zu billig. Italien hat eine Fetzenkrise und am Brenner stehen Züge voller Audis. Deutsche Firmen zerquetschen ihre konkurrenz in vielen Bereichen, übernehmen die Reste und diktieren etliche Märkte. Das ist nicht immer nur negativ - wer einmal mit Leuten redet, deren italienische Firmen von Deutschen übernommen wurde, hört auch nette Dinge. Aber es ist schwierig und mehr Binnenkonsum kann es auch nicht sein. Insofern finde ich übrigens auch die steigenden Hauspreise als Schwamm für Geldüberlegenheit nicht schlimm wie übrigens auch die

- Mietpolitik: Da wurden früher falsche Erwartungen geweckt: Die eines deutschen Sonderweges. Das war in den Städten nach dem Krieg mit den Zerstörungen nötig, denn anders hätte man die Menschen nicht unterbringen können. Ich sehe natürlich die traurigen Schicksale der Mieter in grossen Städten, wenn ich hier mal wieder Fenster streiche, während meine Mieter auf Sardinien sind. Ich beklage mich nicht. Aber Eigentum hat auch was und dass die Menschen das jetzt bemerken, halte ich nicht für schlecht.

- Demo und freie Rede: Unbedingt. Ich finde die Krause grauenvoll und finde trotzdem, dass sie ihren Standpunkt auch öffentlich-rechtlich vertreten sollte. Das ist nun mal Meinungsfreiheit, und der Lucke sitzt da ja auch in den Talkshows. Lustigerweise könnte ich gerade heute jemand wieder vor den Kadi zerren und ihm den Umstand heimzahlen, dass die Lasersushi vergeblich versucht hat, bei der FAZ eine Gegendarstellung durchzudrücken. Aber einerseits tut mir das dort überhaupt nicht weh, zumal wenn es genau so läuft, wie es gelaufen ist, zum anderen muss man sowas aushalten. Wer ums Verrecken ein Kreuzerl auf seine eigene Stirn malen will, den halte ich nicht davon ab. Und wenn wir ein Demonstrationsrecht haben, dann sollte man das selbst nutzen und nicht anderen so absprechen, als wäre man Instant-CSU.

- politische Gewalt: Das ist neben dem Asylrecht der einzige Punkt, in dem meine Auffassung eine andere wurde. Ich bin Wackersdorf-Veteran, und man sieht ja heute, dass diese Notwehr eines Volkes richtig war. Aber auch da haben den Sieg nicht die Steinewerfer errungen, sondern die Massen der Leute. Wackersdorf kann man mit den aktuellen politischen Auseinandersetzungen nicht vergleichen.

Bin ich links? Ja.

Bin ich grün?Ja.

Allerdings schreie ich seit den Erfahrungen im Bürgerradio nicht mehr sofort mit, wenn es befohlen wird. Das habe ich vorher nicht gemacht, weil Einzelgänger im damals sehr rechten Bayern, das habe ich währenddessen nicht gemacht, weil die Leute altlinke Volldeppen waren, und heute denke ich lange nach, bevor ich etwas tue. Ich finde, es muss sitzen. Mit Lautstärke erreicht man vermutlich nicht so viel. Sicher weniger als mit lernen und besser werden. Der Wahnwitz ist ja, dass die übelsten und geistig unflexibelsten Exemplare, die ich so kenne, sich ausgerechner auf Adorno beziehen.

Und man sollte auch immer genau schauen, was die anderen so denken, tun und überlegen. Strauss ist tot. Es kann sein, dass auch auf der anderen Seite nicht jede Vorstellung grundfalsch ist, und es ist nicht jeder gut, weil er sich links positioniert. Ich finde die ideologische Verblendung, die Vernageltheit, die Arroganz generell ganz furchtbar und mein Eindruck ist, dass sie auf der linken Seite nach den grossen Niederlagen im Deutschen Herbst und beim Zusammenbruch des Ostblocks gerade auf ein neues Hoch zusteuert, befeuert durch eine Konzetration im Netz, in Berlin und befreundeten Aktivisten in den Medien. Das lohnt sich nicht bei Wahlen. Aber es dominiert den Diskurs. So etwas wie Münklerwatch schadet unseren Anliegen unendlich. Das versteht ausser den innersten Zirkeln keiner mehr. Man erreicht dadurch nichts. Keinen Millimeter Sympathiegewinn. Noch nicht mal die Isolation von scheinbaren "Abweichlern". Es ist das Netz, es ist zu gross dafür, aber manche verstehen das wohl nicht.

Oder wie soll ich es finden, wenn eine Juristin, der ich in Sachen Bankenkontrolle Recht gebe, sich an meinen Arbeitgeber wendet und versucht, dort Druck zu machen?

Was sich darin äussert, ist vermutlich auch das generelle Dilemma der Linken: Es gibt keine auch nur halbwegs einfache Lösung der verfahrenen Situation, und auch keine Aussicht auf qualifizierte Mehrheiten für einen grundlegenden Wandel. Das ist für mich, der ich Kohl in Bayern mitgemcht habe, nicht so schlimm, sondern mehr der Normalzustand - daher weiss ich, dass man offen bleiben muss. Aber für die Jüngeren ist das wohl anders.

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Samstag, 30. Mai 2015

Überschriften machen

Ich bin jetzt vielleicht etwas bekannter als früher. Auch, wenn ich zu diesem Zweck mit Springer kommunizieren musste. Ich hatte ja immer gedacht, das mit dem "Enteignet Springer" macht die Linke anders als mit "ideologisch nahestehende Liberale dazu bringen, das Wort für Springer zu ergreifen". Ich glaube, so wird das nichts.



Ich habe hier in der Region einen Grünen zum Landrat mitgewählt und würde das wieder tun, denn der macht bislang eine saubere Arbeit nach einem unsauberen Regime.

Ich würde die Grünen vielleicht auch wieder in Bayern wählen, selbst wenn da die Ernüchterung schon anderthalb Jahrzhnte zurückliegt und die Partei es nie geschafft hat, sich ordentlich zu erneuern und auch mal andere Leute ran zu lassen. Viele von denen, die ich heute sehe, gaben schon damals einen dogmatischen Ton an. Auf der anderen Seite habe ich auch ein paar Einblicke in die grüne Jugend, und die sind ernüchternd. Es gäbe durchaus die Chance auf selbstbewusst Bayerische Grüne, Sepp Daxenberger hat das ja gezeigt. Statt dessen bringen sie Haarknäuel hervor, die das Licht des Tages gegen die Wärme des Genderrektums eintauschen.

Bundespartei? Solange da der Volker Beck rumläuft, genau so viele Stimmen wie die Söder-CSU. Jeder hier weiss, dass auch die Seehofer-CSU nichts von mir bekommt, aber so lange die Grünen nicht in der Lage sind, sich von Beck, Sebastian Brux und dem Twitterstasi-Gschwerrl in ihrer Jugendarbeit zu trennen, rangieren sie für mich auch irgendwo zwischen einer bei der ARD anrufenden CSU und den Nazi- und Antifaschweinen, die Jagd auf Journalisten machen. Nicht jeder Grüne, nicht alle, man muss durchaus zuhören, aber so, wie ich eine VDS-SPD für unwählbar halte, oder eine Gewerkschaften unterdrückende SPD, halte ich auch eine Partei für indiskutabel, deren führende Vertreter öffentliche Hetzjagden veranstalten. Wegen nichts und wieder nichts, nur zur Gaudi.

Das Umfeld dieser Leute strickt inzwischen an einer Entschärfung der von mir herbei geführten Lage und kriegt auch noch mal was ab, und ich mache mir da keine Illusionen, dass das die gerade meine Blogs nach Kompromat durchsucht - sie werden viel finden. "Psychisch labile Schlitzerin" haben sie schon gefunden und ich darf hinzufügen: "Arme ansäbeln ist was für feige Mimimis, Profis gehen den ganzen Weg". Ich bin da wenig sensibel und finde, wer verbluten will, der soll das tun, Aber nicht erwarten, dass man das irgendwie sensibel dreilagig extraweich abwischt. Mir tun da nur die Eltern leid.Ich habe in meiner Jugend da genug gesehen, um einen robusten Standpunkt zu haben. Das mögen sie nicht, da gibt es, fürchte ich, keinen Ausgleich. Ich akzeptiere aber freimütig jede Form von lebensverkürzender Arschlochigkeit, so lange sie sich gegen sich selbst richtet. Habe ich schon darüber geschrieben, dass sich die RAF ihre zweite Generation aus dem Sozialistischen Patienten Kollektiv holte und eine kluge Partei deshalb bei der Auswahl des Nachwuchses nachdenken sollte, ob es wirklich die Netzspinner braucht? Das darf der sicher so nicht schreiben, werden sie denken.

Bitch, please.



Ich arbeite bei einer sehr grossen, komplexen und verschwiegenen Firma. Ich lese jetzt schon viel von dem, was sie denken, was passieren könnten, und dass Bildgeldbettelblog-Herausgeber Stefan Niggemeier - was wurde eigentlich aus Krautreporter? - offen gegen mich Stellung bezieht, halten sie für ein gutes Zeichen. Freunde, kann ich da nur sagen. Freunde. Ich bin in der FAZ und im realen Leben immer noch mitten im linken Konsens. Und man muss schon hart am Unterleib von Andreas Baader seine Ideolgie gelutscht haben, um im unfasbar weiten Spektrum zwischen mir und auch nur dem SPD-Gabriel-Mainstram nicht mehr differenzieren zu können. Die FAZ hält das alles seit langer Zeit aus, seit sehr langer Zeit, und ich bin nun doch schon etwas länger dabei - und trotz der Probleme der Medien sieht es so aus, als würden sie weitaus mehr Luft als viele Konkurrenten haben.

Also, sucht mal schön hier, das Grusswort ist schön obszön und auch nach einem Dutzend Jahren nichts, wofür ich mich schämen würde. Es war kein Einstellungshindernis und auf der Mille Miglia habe ich auch noch einen anderen Deutschen gesehen, den ich ebenfalls eintüten werde. In unserm Puff kriegt jeder, was er braucht.

Es sind die Grünen ja nicht allein, sie haben im Geschäft momentan nur die höchste Fallhöhe un thematisch die grössten Probleme in Bezug auf eine schlecht wandelbare Ideologie und der Beckaltlast und was sonst noch alles heraus kommen mag.

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Mittwoch, 27. Mai 2015

Bei mir gibt es nichts zu erben.

Nichts. Gar nichts. Besonders nicht von schmierigen Populisten mit NRW-Abitur, die in Berlin leben.

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