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Montag, 4. Januar 2016

Mehr Lichtbild

Eine Lumix G1 habe ich verschenkt.

Ein zweite Lumix G1 habe ich an eine Bekannte verkauft, die sie ausprobiert hat und dann, um bei ebay nicht reinzufallen, genau diese Kamera wollte.

Eine dritte Lumix G1 hat bei der L Eroica doch etwas zu viel Wasser abbekommen und macht beim Modusumschalten Zicken, weshalb ich sie nur noch für manuelle Festbrennweiten nutze.

Eine vierte habe ich auch noch. Da ist ein sehr oft genutztes und geliebtes Objekti dran, das lasse ich so.

Dann habe ich noch eine fünfte. Die ist super. Aber irgendwie fehlte ein Backup, weil ich einen Moment vergass, dass ich ja auch noch einige PENs besitze.

Das ist mir aber erst eingefallen, als ich die deutlich neuere Lumix G5 schon erstanden hatte.



Nein, im Ernst, das Problem ist, dass ich in den letzten Monaten immer wieder in die Situation kam, dass ich doch mal Video gebraucht hätte. Für Interviews, für Ereignisse - und das geht mit der G1 berhaupt nicht, und mit den PENs wegen des eher fragwürdigen Mikrophons so gut wie gar nicht mit der freien Hand. Die obige G5 kann das, und die G3, deren Body mir ebenfalls praktisch nachgeworfen wurde, ist zudem klein und transportfähig. Und hat sehr viel mehr Metall im Körper. Es macht also schon Sinn, diese Kameras in Reserve zu haben.

Werde ich sie brauchen? Das muss man abwarten. Ich weiss noch nicht, ob es viele berufliche Ausseneinsätze geben wird. Das hängt auch etwas von der politischen Lage ab. Aber in Spielfeld hätte ich eindrucksvolle Filschnipsel machen können. Noch einmal passiert mir das jedenfalls nicht.

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Sonntag, 3. Januar 2016

Statt eines Jahresrückblicks

Draussen, wenn die Wolken unten auf dem See liegen, gerade einmal so über die Berge kriechen und dann hier nicht hoch kommen, deutet sich eine Wetteränderung an. Oft sind wir komplett über den Wolken, diesmal aber mittendrin.

Das macht nichts. Soweit ist alles gut, ich kann das hier oder woanders einfach aussitzen. Das Wetter ist unbeständig, die Räumlichkeiten sind es nicht.



Wenn ich letztes Jahr etwas gelernt habe, dann ist es die schnöde Erkenntnis, dass ich mir die Orte und Optionen wirklich aussuchen kann. Ich mache das hier ja schon ziemlich lange, und viele andere auch: Bei denen merkt man gerade, dass sie vor dem blanken Nichts stehen werden, wenn das einmal nicht mehr geht. Piratenpolitiker. Internetautoren. Aktivisten. Youtubler. Es gibt ein grosses Unbehagen mit dem Netz und seiner zunehmend toxischen Atmosphäre, den Versuchen, vornerum mit Nonmentions und hintenrum mit sozialem Druck etwas zu erreichen - davon haben mir einige auf dem CCC-Kongress etwas erzählt, auch wenn der Beitrag zu toxischen Netzwerken eher schlecht war. Das ist wohl der Trend der Zeit und eine Folge der Filterbubbles mit enorm schnellen Ausschlüssen und Standgerichten. Man muss schon fast dankbar sein, wenn öffentlich mit Tomaten gedroht wird - diskret geht es noch unschöner zu.

Es muss wohl so sein. Da entstehen Lebensgemeinschaften auf Gegenseitigkeit, die sich tragen und einander vielleicht nicht mögen, aber doch brauchen. Zusammengehalten werden sie durch externe Feinde und das Gefühl, das genau Richtige zu tun. Das kleine Problem ist die miserable ökonomische Basis, und wenn die meisten von denen 20 Jahre voraus denken, bekommen sie Angst. Die Mieten steigen schneller als die Einkommen, und wer eine eigene Immobilie hat, oder wer in einer guten Partnerschaft Sicherheit findet, muss aufpassen, sein Glück nicht zu laut zu äussern. Das dürfen nur die paar Leitfiguren der Szene, der Rest hat prekäres Leben als Protest gegen die herrschenden Zustände zu führen. Irgend etwas müsste kommen und alles besser machen, aber es kommt - nichts. arüber werden sie deutlich älter. Alternativen? Keine. Das wäre mir, man vergebe mir die Arroganz, zu wenig, Daher habe ich in diesem Bereich keine emotionalen Investitionen.

Andere haben eine Heidenangst, auch nur ihre Ängste zu formulieren und dadurch vielleicht den Rückhalt ihrer Gruppe zu verlieren. Wenn das Milieu zur Sprengstoffweste wird, und der Zünder in de Hand der anderen liegt - nicht sehr angenehm.



Es sind keine guten, eher traumatische Zeiten für viele, während draussen alles weiter geht und jene, die sich nicht auf diese Netzkleinkriege eingelassen haben, die Häuser bauen, die Autos kaufen und gegen Stromtrassen kämpfen. Irgendwann wird dereinst das Urteil der Geschichte kommen, und deshalb suche ich mir jetzt den Platz, den dieser unerbittliche Richter übersieht.

Ich kann es mir ja aussuchen.

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Samstag, 2. Januar 2016

Fall

Onlel Primus war ein Mörder.



Wobei, er war nicht mein Onkel, sondern mein Ururgrossonkel. Und er hat auch keinen Menschen ermordet, sondern einen Weinstock beim Beschneiden. Eigentlich war es auch nur Weinstocktotschlag, zudem auch nur fahrlässig, aber seitdem hiess er eben Onkel Primus, der Mörder. Wenn vom Mörder die Rede war, wusste jeder, um wen es ging.



Hier war früher auch einmal Wein an den Häusern, aber das ist lang vorbei, denn in den Wirtschaftswunderjahren wurde das ganze Dorf gesprengt und danach geflutet. Im westlichen Teil des Sees stehen noch die Fundamente des Bauernhofs, aus dem die Frau von Onkel Primus, dem Mötder stammte. Hier hat sie ihre Jugend verlebt, als noch nicht alles schlammbraun war, sondern weitgehend unberührt und vergessen.



Es war sicher keine gute Zeit, denn das Tal ist sehr abgelegen - nach Lenggries und zurück geht man sicher einen Tag, und an den Ruinen sieht man, dass die Höfe nicht gerade stattlich waren. Der Jäger von Fall, geschrieben von Ludwig Thoma, ist denn auch kein besonders schönes Stück Literatur: Furchtbare Zustände, und sechs Monate Winter müssen es damals gewesen sein. Aber jetzt ist Fall noch einmal eine Sensation. Münchner parken die Brücke zu, um das versunkene Dorf zu sehen. Sogar die Wege sind noch da. Und die Baumstümpfe.



Im Frühjahr wird der Ort wieder verschwinden, für die kommenden Jahrzehnte.

Ich schwimme ungern, egal wo. Hier besonders. Schon immer. Da war immer das Gefühl, die Vergangenheit würde mich hinab ziehen.

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Samstag, 2. Januar 2016

Es gibt eine richtige Einstellung zur Zeit

Diese hier:



Genau dieser Blick durch zwei Jahrhunderte. Abschätzig,, leicht verächtlich, gern in Öl auf Leinwand, in Fleisch und Blut wäre sie vermutlich Dynamit der schwankenden Launen.

Es ist der letzte Zugang, der mich im letzten Jahr erreichte - und er war spottbillig. Man kann nur mutmassen, warum dieses wirklich imposant grosse und gut restaurierte Gemälde aus dem Empire so billig blieb. Vermutlich liegt es am Angezogensein mit der Chemisette.

Chemisette nennt man das durchsichtige Rüschenhemdchen, das Damen damals unter Napoleon über dem nach griechischer Mode sehr ausgeschnittenen Kleid trugen. Ausgerechnet auf dem Höhepunkt der kleinen Eiszeit kamen in nördlichen Gefielden nämlich Kleider nach Vorbildern der antiken Warmzeit in Mode, die viel, viel zu dünn waren, und sehr empfindliche Partien der Umwelt aussetzten. Also trug man über dem Kleid noch diese durchsichtigen Hemdchen. Es war auch die Zeit, da man Haut mit quecksilberhaltiger Salbe bleichte. So eitel waren Frauen damals.

Die einen geben sich der Torheit hin und die anderem dem Sex: Nennen Sie die Sammler von mir aus Sexisten, aber würde diese Frau ihre volle Oberbrust zeigen, dann hätte ich sie mir nicht leisten können. Dann hätten sich andere auf sie gestürzt wie der Stier auf Europa. Mit Chemisette ist sie jedoch zu verrüscht und verpackt, zu wenig nackert, und zu wenig Fleisch begegnet dem Betrachter. Ja, es ist bitter, dass auch unter Freunden der Kunst die gleiche Hirnmechanik wie bei den Anhängern der Sasha Grey arbeitet. Und dass auch weibliche Sammlerinnen zu wenig Interesse haben, derartig züchtig verpackte Frauen zu kaufen, ist vermutlich auch ein Zeichen für unser Pornosaeculum. So bleibt das alles an mir und meinen Wänden hängen. So ist nun mal die Welt, verdorben und gemein, und wenig rücksichtsvoll gegen sittsame Überkleider. Das ist die bittere Wahrheit, die man aus den Auktionshallen mitnehmen muss.

Sexismus und Sinneslust verkaufen sich einfach besser. Schiessen Sie bitte nicht auf den Boten dieser Nahricht, der Frauen auch mit Chemisette die Ehre erweist und sein Konto für sie plündert.

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Freitag, 1. Januar 2016

Auf ein Neues, dem Untergang entgegen

Ich hoffe, Ihr habt Raum und Anlass, nicht das Jahr zu verabschieden, sondern einfach das nackte, heisse Leben zu feiern, solange es eben geht.



Alles Gute, und wenn das wie üblich nicht geht, wenigstens die Beste aller möglichen Welten.

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Mittwoch, 30. Dezember 2015

Hamburg, Teil Zwei.

Ich glaube, jeden Tag 9000 Zeichen schreiben, Kommentare verwalten, Leute Treffen und Vorträge der CCC-Kongresses anhören - von denen die letzten drei so schwach waren, dass ich darüber lieber nicht schreibe - ist so ziemlich das Maximum, das ich schaffe. Besser wäre es wohl, würden sich vor Ort zwei Leute abwechseln. Dann könnte man jeden Tag wirklich ordentlich abdecken

Ich finde es ausdrücklich nicht ärgerlich, wenn Leute die Bühne betreten, die Steinigungen von ehebrecherischen Frauen verteidigen. Ich hatte mit solchen Irren schon mehrfach selbst zu tun und auch solchen Irren sollte man erst mal zuhören, um sie zu verstehen -eine Grundlage der gelungenen Bekämpfung. Was mir aber entschieden auf die Nerven geht, ist die Show, die Cage UK auf dem Kongress abgezogen hat. Das können keine Partner sein, für niemanden, der auch nur ansatzweise für die Freiheit einsteht. Auch wenn sie hier jemanden vorschicken, der nur sein eigenes Leid klagt und sich auf die Magna Charta beruft, während seine Spiessgesellen Massenmörder toll finden. Das war in meinen Augen kein Vortrag, sondern ein Test zun kritischen Denken. Ich war dort als Nichtkombattant, ich habe mir das nur angeschaut - Schlüsse muss jeder selbst ziehen. Wenn die TOR-Leute sich damit in Billern assoziieren lassen - tja. So kommt dann die Idee, dass ihre Arbeit den Falschen hilft. Ich hoffe, der Klingelbeutel dieser Leute ist leer geblieben.

Oh, und wie schon die deutschen Totalitären von der Politischen Schönheit prügeln sie auf Amnesty ein. Ist wohl Sport bei allen, die politische Arbeit für ihre eigenen Zwecke unterwandern.

Geerell bin ich etwas unempfindlich gegen Vibrationen grosser Menschenmengen, wenn es um positive Effekte geht. Genau genommen hasse ich Massenveranstaltungen und bin gern auch länger mal allein. Ich lasse mich so gut wie nie mitreissen - Ausnahme sind klassische Konzerte. Wenn mir Flow und Miteinander versprochen wird, oder gar Solidarität, weiss ich schon vorher, dass das nichts wird. Ich will als Individuum behandelt werden, gleichgeordnete Massen machen mich sehr schnell sehr rebellisch. Auch wenn die angeblichen Zwecke gut und richtig sind, werde ich zunehmend kritisch. Vermutlich ist das ein angeborenes Übel, viele in der Familie können da auch nicht anders. Diese nett gemeinten Ansagen,. jetzt doch auch mal Ja zu sagen und der Mehrheit recht zu geben, ist eine der besten Methoden, mich zwischenmenschlich stur werden zu lassen. Ich verabscheue Fahnen, Parolen un Gleichschritt. Der Kongress war - zum Glück. und weil ich dort genug Dissidenten und Freigeister kenne - nicht weiter schlimm. Aber für viele ist er im Kern so eine Art Oktoberfest der Nerds, wo sie endlich die Attraktionen, Räusche und Marschmusik bekommen, die sie wollen. Sie haben dort die Definitionsmacht. Das muss gar nichts Schlechtes sein. Aber es setzt mich geistig in die Rakete, die vor dem Gebäude steht, und lässt mich die Schwerkraft des Richtigen, Guten und Sicheren verlassen. Das klingt jetzt vielleicht negativer, als es gemeint ist. Ich kann das alles auch nett ironisch formulieren. Es ist nicht das Problem des Kongresses, er so vielen sehr taugt - es ist einfach meine Art.

Mein Gefühl ist halt, dass, wenn andere meinen, man müsste doch über dieses und jenes nicht mehr gross reden, es genau dann wieder wichtig wird. Wer etwas weiss, kennt zu wenige Fakten. Und wer nur Fakten sieht, verkennt ihre ambivalente Natur. Wahrheit ist bestensfalls ein Gefühl und meistens Teil einer Lüge. Erkenntnis dauert lang und muss trotzdem manchmal weggeworfen werden. Manche möchten dagegen einfach in Überzeugungen aufgehen und jeden arin aufgehen lassen. Ich höre mir eigentlich so ziemlich alles an. Es darf gern so abseitig sein, wie ich mich letztlich mit meinem Stanpunkt fühle. Das ist dann das beste aller möglichen Gefühle. Nicht gut, aber immer noch das beste.

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Dienstag, 29. Dezember 2015

CCC, HH und ich

Naja.

Ich wusste ja schon vorher, dass Hamburg nicht meine Stadt ist, und Eisbärenfälle kann man hier auch nicht erlegen. Es ist wirklich finsterer als in Bayern, man merkt das deutlich. Mir Sümenschen geht das schnell auf das Gemüt.

Ansonsten bin ich für meine Verhältnisse underdressed und für hiesige Verhältnisse overdressed. Ich linse nornalerweise gewohnheitsmässig auf Schuhe - das habe ich mir hier abgewöhnt. Es ist halt sehr jung, sehr leger, und dann auch noch - sehr voll. Das muss man mögen, aber wer mich kennt, der weiss natürlich, dass ich übervolle Veranstaltungen nicht lang ertrage. Klassische Konzerte mit distanzierten Menschen und die L Eroica sind seltene Ausnahmen. Böse Blicke gibt es auch. Aber sie trauen sich nicht ran.

Ausserdem habe ich hier ganz viele wenig nette Gedanken, die ich praktisch nie äussere, weil sich das nun mal nicht gehört.Nur gestern mit ein paar Seitenhieben und dann heute mit der Einleitung. Darf man das, über Junkies schreiben? soll man sie ignorieren? Ich habe mich nun mal so entschieden.

Morgen geht es dann schon wieder nach Hause. Nach Bayern. Ich mag Bayern inzwischen sehr.

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Dienstag, 22. Dezember 2015

Dann lass halt die Kamera aus

Ich mag es, wenn sich Gerichte für den Schutz des Indiviuums entscheiden. Das ist wirklich prima und macht die Welt deutlich besser. Grosses Lob.

Aber noch schöner wäre es, wenn Menschen es erst gar nicht so weit kommen lassen würden. Das wird aber zunehmend normal, die Neigung, alles mit dem Handy aufzuzeichnen, erreicht auch das Sexualleben, und vor dieser und anderer öffentlicher Dummheit schützt auch das Recht nicht.

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