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Montag, 18. Januar 2016
Der Bruch in Europa
Wir hören also, dass der CDU-Vorstand den Kritikern der Migratuonspolitik von Frau Merkel den Mund verboten hat. Ausserdem stellt die EU klar, dass in vier Wochen die Hotspots betriebsbereit sein sollen, aus denen heraus dann die Flüchtlinge in Europa verteilt werden sollen. Das ist kurz vor den drei wichtigen Landtagswahlen. Die Devise lautet: Klappe halten.
Das Problem ist, dass sowohl Flüchtlinge als auch Europäer da eine andere Meinung haben.
Eine Meinung, die heute Abend grosses Thema in den ungarischen Hauptnachrichten war. Hier mal das Video der Überwachungskamera im Aufnahmezentrum von Kiskunhalasi im Süden von Ungarn. Das flimmerte also durch Millionen Zimmer und wird Osteuropäer eher in der Meinung bestärken, dass sie sich auf keinen Fall an der deutschen Politik beteiligen werden. Auf der anderen Seite ist das Video ein Vorgeschmack auf das, was in den Hotspots passieren wird, wenn Hunderttausende im Randbereich Europas von wenig kompetenten und armen Ländern zusammengepfercht werden. Da wird es dann täglich solche Bilder geben.
Aber Hauptsache, zum Wahltermin im März macht es dann den Einruck, als würden die Zahlen wirklich sinken. Wir bauen keine Festung, sondern Verzögerungstaktiken. Die zugrunde liegenden Probleme wird kein Hotspot lösen können. Millionen wollen nach Deutschland, weil die Grenzen offen und die Bedingungen vergleichsweise prima sind. Und so lange werden sie eben kommen und die anderen werden genüsslich solche Videos vorführen, damit die Bevölkerung den Orbans dieser Welt dankbar ist, dass sie davon verschont bleiben.
In Berlin sitzt Frau Merkel und lügt weiter von einer europäischen Lösung, die es nie geben wird. Und so scheitert dann eben Europa. Weil die Medienwirklichkeit und in der Folge die Einstellung von Politik und Gesellschaft auch nach Köln innerhalb der EU nicht in Einklang zu bringen sind.
Das Problem ist, dass sowohl Flüchtlinge als auch Europäer da eine andere Meinung haben.
Eine Meinung, die heute Abend grosses Thema in den ungarischen Hauptnachrichten war. Hier mal das Video der Überwachungskamera im Aufnahmezentrum von Kiskunhalasi im Süden von Ungarn. Das flimmerte also durch Millionen Zimmer und wird Osteuropäer eher in der Meinung bestärken, dass sie sich auf keinen Fall an der deutschen Politik beteiligen werden. Auf der anderen Seite ist das Video ein Vorgeschmack auf das, was in den Hotspots passieren wird, wenn Hunderttausende im Randbereich Europas von wenig kompetenten und armen Ländern zusammengepfercht werden. Da wird es dann täglich solche Bilder geben.
Aber Hauptsache, zum Wahltermin im März macht es dann den Einruck, als würden die Zahlen wirklich sinken. Wir bauen keine Festung, sondern Verzögerungstaktiken. Die zugrunde liegenden Probleme wird kein Hotspot lösen können. Millionen wollen nach Deutschland, weil die Grenzen offen und die Bedingungen vergleichsweise prima sind. Und so lange werden sie eben kommen und die anderen werden genüsslich solche Videos vorführen, damit die Bevölkerung den Orbans dieser Welt dankbar ist, dass sie davon verschont bleiben.
In Berlin sitzt Frau Merkel und lügt weiter von einer europäischen Lösung, die es nie geben wird. Und so scheitert dann eben Europa. Weil die Medienwirklichkeit und in der Folge die Einstellung von Politik und Gesellschaft auch nach Köln innerhalb der EU nicht in Einklang zu bringen sind.
donalphons, 23:46h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Mittwoch, 13. Januar 2016
Moral und Politik
Erdogan ist ein kriegführender, korrupter Autokrat in einem theokratisch umgeformten Polizeistaat, in dem kritische Meinungen brutal unterrückt werden.
Polen ist zwar auch nicht schön. aber es führt keinen Krieg, geht mit Minderheiten sehr viel netter um, und auch, wenn viele in die Kirche gehen, ist es kein Polizeistaat. Sie sind rabiat im Staatsfunk, und die Meinung ist dort so einheitlich wie die von ARD und ZDF zu Merkel.
Mit der Türkei betreibt die EU Beitrittsverhandlumgen, damit sie keine Flüchtlinge mehr durchlassen. Polen will keine Flüchtlinge aufnehmen und bekommt wegen der Medienpolitik ein Verfahren der EU.
Ich glaube, als Historiker mit Abstand von 70 Jahren kann man da eine lustige Geschichte schreiben.
Polen ist zwar auch nicht schön. aber es führt keinen Krieg, geht mit Minderheiten sehr viel netter um, und auch, wenn viele in die Kirche gehen, ist es kein Polizeistaat. Sie sind rabiat im Staatsfunk, und die Meinung ist dort so einheitlich wie die von ARD und ZDF zu Merkel.
Mit der Türkei betreibt die EU Beitrittsverhandlumgen, damit sie keine Flüchtlinge mehr durchlassen. Polen will keine Flüchtlinge aufnehmen und bekommt wegen der Medienpolitik ein Verfahren der EU.
Ich glaube, als Historiker mit Abstand von 70 Jahren kann man da eine lustige Geschichte schreiben.
donalphons, 18:39h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Dienstag, 5. Januar 2016
Vielleicht liegt auch nur am Rad
Natürlich hat bei uns niemand den Umstand, dass Polen jetzt eine Premierministerin hat, als Sieg des Feminismus und der Chancengleichheit gewürdigt. Das würde nur wie bei Frau Le Pen oder Frau Petry ungute Fragen aufwerfen. Jemand muss den Job halt machen, basta.
Was nicht basta, sind Einlassungen des Aussenministers - müssten sie, in Richtung Deutschland, nicht gar Aesenlassungen heissen? - die vegetarischen Radfahrern die Befähigug zu polnischen Werten absprechen. Vielleicht hat ihm einfach niemand das passende Rad gegeben.
Der Deutsche jedenfalls lässt sich so etwas nur ungern sagen und weigert sich, die Wirkung dieser Anwürfe in Polen zu verstehen. Daher habe ich jetzt etwas nachgeholfen, im innerkulturellen Disput..
Was nicht basta, sind Einlassungen des Aussenministers - müssten sie, in Richtung Deutschland, nicht gar Aesenlassungen heissen? - die vegetarischen Radfahrern die Befähigug zu polnischen Werten absprechen. Vielleicht hat ihm einfach niemand das passende Rad gegeben.
Der Deutsche jedenfalls lässt sich so etwas nur ungern sagen und weigert sich, die Wirkung dieser Anwürfe in Polen zu verstehen. Daher habe ich jetzt etwas nachgeholfen, im innerkulturellen Disput..
donalphons, 02:26h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Montag, 4. Januar 2016
Mehr Lichtbild
Eine Lumix G1 habe ich verschenkt.
Ein zweite Lumix G1 habe ich an eine Bekannte verkauft, die sie ausprobiert hat und dann, um bei ebay nicht reinzufallen, genau diese Kamera wollte.
Eine dritte Lumix G1 hat bei der L Eroica doch etwas zu viel Wasser abbekommen und macht beim Modusumschalten Zicken, weshalb ich sie nur noch für manuelle Festbrennweiten nutze.
Eine vierte habe ich auch noch. Da ist ein sehr oft genutztes und geliebtes Objekti dran, das lasse ich so.
Dann habe ich noch eine fünfte. Die ist super. Aber irgendwie fehlte ein Backup, weil ich einen Moment vergass, dass ich ja auch noch einige PENs besitze.
Das ist mir aber erst eingefallen, als ich die deutlich neuere Lumix G5 schon erstanden hatte.
Nein, im Ernst, das Problem ist, dass ich in den letzten Monaten immer wieder in die Situation kam, dass ich doch mal Video gebraucht hätte. Für Interviews, für Ereignisse - und das geht mit der G1 berhaupt nicht, und mit den PENs wegen des eher fragwürdigen Mikrophons so gut wie gar nicht mit der freien Hand. Die obige G5 kann das, und die G3, deren Body mir ebenfalls praktisch nachgeworfen wurde, ist zudem klein und transportfähig. Und hat sehr viel mehr Metall im Körper. Es macht also schon Sinn, diese Kameras in Reserve zu haben.
Werde ich sie brauchen? Das muss man abwarten. Ich weiss noch nicht, ob es viele berufliche Ausseneinsätze geben wird. Das hängt auch etwas von der politischen Lage ab. Aber in Spielfeld hätte ich eindrucksvolle Filschnipsel machen können. Noch einmal passiert mir das jedenfalls nicht.
Ein zweite Lumix G1 habe ich an eine Bekannte verkauft, die sie ausprobiert hat und dann, um bei ebay nicht reinzufallen, genau diese Kamera wollte.
Eine dritte Lumix G1 hat bei der L Eroica doch etwas zu viel Wasser abbekommen und macht beim Modusumschalten Zicken, weshalb ich sie nur noch für manuelle Festbrennweiten nutze.
Eine vierte habe ich auch noch. Da ist ein sehr oft genutztes und geliebtes Objekti dran, das lasse ich so.
Dann habe ich noch eine fünfte. Die ist super. Aber irgendwie fehlte ein Backup, weil ich einen Moment vergass, dass ich ja auch noch einige PENs besitze.
Das ist mir aber erst eingefallen, als ich die deutlich neuere Lumix G5 schon erstanden hatte.
Nein, im Ernst, das Problem ist, dass ich in den letzten Monaten immer wieder in die Situation kam, dass ich doch mal Video gebraucht hätte. Für Interviews, für Ereignisse - und das geht mit der G1 berhaupt nicht, und mit den PENs wegen des eher fragwürdigen Mikrophons so gut wie gar nicht mit der freien Hand. Die obige G5 kann das, und die G3, deren Body mir ebenfalls praktisch nachgeworfen wurde, ist zudem klein und transportfähig. Und hat sehr viel mehr Metall im Körper. Es macht also schon Sinn, diese Kameras in Reserve zu haben.
Werde ich sie brauchen? Das muss man abwarten. Ich weiss noch nicht, ob es viele berufliche Ausseneinsätze geben wird. Das hängt auch etwas von der politischen Lage ab. Aber in Spielfeld hätte ich eindrucksvolle Filschnipsel machen können. Noch einmal passiert mir das jedenfalls nicht.
donalphons, 18:49h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Sonntag, 3. Januar 2016
Statt eines Jahresrückblicks
Draussen, wenn die Wolken unten auf dem See liegen, gerade einmal so über die Berge kriechen und dann hier nicht hoch kommen, deutet sich eine Wetteränderung an. Oft sind wir komplett über den Wolken, diesmal aber mittendrin.
Das macht nichts. Soweit ist alles gut, ich kann das hier oder woanders einfach aussitzen. Das Wetter ist unbeständig, die Räumlichkeiten sind es nicht.
Wenn ich letztes Jahr etwas gelernt habe, dann ist es die schnöde Erkenntnis, dass ich mir die Orte und Optionen wirklich aussuchen kann. Ich mache das hier ja schon ziemlich lange, und viele andere auch: Bei denen merkt man gerade, dass sie vor dem blanken Nichts stehen werden, wenn das einmal nicht mehr geht. Piratenpolitiker. Internetautoren. Aktivisten. Youtubler. Es gibt ein grosses Unbehagen mit dem Netz und seiner zunehmend toxischen Atmosphäre, den Versuchen, vornerum mit Nonmentions und hintenrum mit sozialem Druck etwas zu erreichen - davon haben mir einige auf dem CCC-Kongress etwas erzählt, auch wenn der Beitrag zu toxischen Netzwerken eher schlecht war. Das ist wohl der Trend der Zeit und eine Folge der Filterbubbles mit enorm schnellen Ausschlüssen und Standgerichten. Man muss schon fast dankbar sein, wenn öffentlich mit Tomaten gedroht wird - diskret geht es noch unschöner zu.
Es muss wohl so sein. Da entstehen Lebensgemeinschaften auf Gegenseitigkeit, die sich tragen und einander vielleicht nicht mögen, aber doch brauchen. Zusammengehalten werden sie durch externe Feinde und das Gefühl, das genau Richtige zu tun. Das kleine Problem ist die miserable ökonomische Basis, und wenn die meisten von denen 20 Jahre voraus denken, bekommen sie Angst. Die Mieten steigen schneller als die Einkommen, und wer eine eigene Immobilie hat, oder wer in einer guten Partnerschaft Sicherheit findet, muss aufpassen, sein Glück nicht zu laut zu äussern. Das dürfen nur die paar Leitfiguren der Szene, der Rest hat prekäres Leben als Protest gegen die herrschenden Zustände zu führen. Irgend etwas müsste kommen und alles besser machen, aber es kommt - nichts. arüber werden sie deutlich älter. Alternativen? Keine. Das wäre mir, man vergebe mir die Arroganz, zu wenig, Daher habe ich in diesem Bereich keine emotionalen Investitionen.
Andere haben eine Heidenangst, auch nur ihre Ängste zu formulieren und dadurch vielleicht den Rückhalt ihrer Gruppe zu verlieren. Wenn das Milieu zur Sprengstoffweste wird, und der Zünder in de Hand der anderen liegt - nicht sehr angenehm.
Es sind keine guten, eher traumatische Zeiten für viele, während draussen alles weiter geht und jene, die sich nicht auf diese Netzkleinkriege eingelassen haben, die Häuser bauen, die Autos kaufen und gegen Stromtrassen kämpfen. Irgendwann wird dereinst das Urteil der Geschichte kommen, und deshalb suche ich mir jetzt den Platz, den dieser unerbittliche Richter übersieht.
Ich kann es mir ja aussuchen.
Das macht nichts. Soweit ist alles gut, ich kann das hier oder woanders einfach aussitzen. Das Wetter ist unbeständig, die Räumlichkeiten sind es nicht.
Wenn ich letztes Jahr etwas gelernt habe, dann ist es die schnöde Erkenntnis, dass ich mir die Orte und Optionen wirklich aussuchen kann. Ich mache das hier ja schon ziemlich lange, und viele andere auch: Bei denen merkt man gerade, dass sie vor dem blanken Nichts stehen werden, wenn das einmal nicht mehr geht. Piratenpolitiker. Internetautoren. Aktivisten. Youtubler. Es gibt ein grosses Unbehagen mit dem Netz und seiner zunehmend toxischen Atmosphäre, den Versuchen, vornerum mit Nonmentions und hintenrum mit sozialem Druck etwas zu erreichen - davon haben mir einige auf dem CCC-Kongress etwas erzählt, auch wenn der Beitrag zu toxischen Netzwerken eher schlecht war. Das ist wohl der Trend der Zeit und eine Folge der Filterbubbles mit enorm schnellen Ausschlüssen und Standgerichten. Man muss schon fast dankbar sein, wenn öffentlich mit Tomaten gedroht wird - diskret geht es noch unschöner zu.
Es muss wohl so sein. Da entstehen Lebensgemeinschaften auf Gegenseitigkeit, die sich tragen und einander vielleicht nicht mögen, aber doch brauchen. Zusammengehalten werden sie durch externe Feinde und das Gefühl, das genau Richtige zu tun. Das kleine Problem ist die miserable ökonomische Basis, und wenn die meisten von denen 20 Jahre voraus denken, bekommen sie Angst. Die Mieten steigen schneller als die Einkommen, und wer eine eigene Immobilie hat, oder wer in einer guten Partnerschaft Sicherheit findet, muss aufpassen, sein Glück nicht zu laut zu äussern. Das dürfen nur die paar Leitfiguren der Szene, der Rest hat prekäres Leben als Protest gegen die herrschenden Zustände zu führen. Irgend etwas müsste kommen und alles besser machen, aber es kommt - nichts. arüber werden sie deutlich älter. Alternativen? Keine. Das wäre mir, man vergebe mir die Arroganz, zu wenig, Daher habe ich in diesem Bereich keine emotionalen Investitionen.
Andere haben eine Heidenangst, auch nur ihre Ängste zu formulieren und dadurch vielleicht den Rückhalt ihrer Gruppe zu verlieren. Wenn das Milieu zur Sprengstoffweste wird, und der Zünder in de Hand der anderen liegt - nicht sehr angenehm.
Es sind keine guten, eher traumatische Zeiten für viele, während draussen alles weiter geht und jene, die sich nicht auf diese Netzkleinkriege eingelassen haben, die Häuser bauen, die Autos kaufen und gegen Stromtrassen kämpfen. Irgendwann wird dereinst das Urteil der Geschichte kommen, und deshalb suche ich mir jetzt den Platz, den dieser unerbittliche Richter übersieht.
Ich kann es mir ja aussuchen.
donalphons, 21:29h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Samstag, 2. Januar 2016
Fall
Onlel Primus war ein Mörder.
Wobei, er war nicht mein Onkel, sondern mein Ururgrossonkel. Und er hat auch keinen Menschen ermordet, sondern einen Weinstock beim Beschneiden. Eigentlich war es auch nur Weinstocktotschlag, zudem auch nur fahrlässig, aber seitdem hiess er eben Onkel Primus, der Mörder. Wenn vom Mörder die Rede war, wusste jeder, um wen es ging.
Hier war früher auch einmal Wein an den Häusern, aber das ist lang vorbei, denn in den Wirtschaftswunderjahren wurde das ganze Dorf gesprengt und danach geflutet. Im westlichen Teil des Sees stehen noch die Fundamente des Bauernhofs, aus dem die Frau von Onkel Primus, dem Mötder stammte. Hier hat sie ihre Jugend verlebt, als noch nicht alles schlammbraun war, sondern weitgehend unberührt und vergessen.
Es war sicher keine gute Zeit, denn das Tal ist sehr abgelegen - nach Lenggries und zurück geht man sicher einen Tag, und an den Ruinen sieht man, dass die Höfe nicht gerade stattlich waren. Der Jäger von Fall, geschrieben von Ludwig Thoma, ist denn auch kein besonders schönes Stück Literatur: Furchtbare Zustände, und sechs Monate Winter müssen es damals gewesen sein. Aber jetzt ist Fall noch einmal eine Sensation. Münchner parken die Brücke zu, um das versunkene Dorf zu sehen. Sogar die Wege sind noch da. Und die Baumstümpfe.
Im Frühjahr wird der Ort wieder verschwinden, für die kommenden Jahrzehnte.
Ich schwimme ungern, egal wo. Hier besonders. Schon immer. Da war immer das Gefühl, die Vergangenheit würde mich hinab ziehen.
Wobei, er war nicht mein Onkel, sondern mein Ururgrossonkel. Und er hat auch keinen Menschen ermordet, sondern einen Weinstock beim Beschneiden. Eigentlich war es auch nur Weinstocktotschlag, zudem auch nur fahrlässig, aber seitdem hiess er eben Onkel Primus, der Mörder. Wenn vom Mörder die Rede war, wusste jeder, um wen es ging.
Hier war früher auch einmal Wein an den Häusern, aber das ist lang vorbei, denn in den Wirtschaftswunderjahren wurde das ganze Dorf gesprengt und danach geflutet. Im westlichen Teil des Sees stehen noch die Fundamente des Bauernhofs, aus dem die Frau von Onkel Primus, dem Mötder stammte. Hier hat sie ihre Jugend verlebt, als noch nicht alles schlammbraun war, sondern weitgehend unberührt und vergessen.
Es war sicher keine gute Zeit, denn das Tal ist sehr abgelegen - nach Lenggries und zurück geht man sicher einen Tag, und an den Ruinen sieht man, dass die Höfe nicht gerade stattlich waren. Der Jäger von Fall, geschrieben von Ludwig Thoma, ist denn auch kein besonders schönes Stück Literatur: Furchtbare Zustände, und sechs Monate Winter müssen es damals gewesen sein. Aber jetzt ist Fall noch einmal eine Sensation. Münchner parken die Brücke zu, um das versunkene Dorf zu sehen. Sogar die Wege sind noch da. Und die Baumstümpfe.
Im Frühjahr wird der Ort wieder verschwinden, für die kommenden Jahrzehnte.
Ich schwimme ungern, egal wo. Hier besonders. Schon immer. Da war immer das Gefühl, die Vergangenheit würde mich hinab ziehen.
donalphons, 23:49h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Samstag, 2. Januar 2016
Es gibt eine richtige Einstellung zur Zeit
Diese hier:
Genau dieser Blick durch zwei Jahrhunderte. Abschätzig,, leicht verächtlich, gern in Öl auf Leinwand, in Fleisch und Blut wäre sie vermutlich Dynamit der schwankenden Launen.
Es ist der letzte Zugang, der mich im letzten Jahr erreichte - und er war spottbillig. Man kann nur mutmassen, warum dieses wirklich imposant grosse und gut restaurierte Gemälde aus dem Empire so billig blieb. Vermutlich liegt es am Angezogensein mit der Chemisette.
Chemisette nennt man das durchsichtige Rüschenhemdchen, das Damen damals unter Napoleon über dem nach griechischer Mode sehr ausgeschnittenen Kleid trugen. Ausgerechnet auf dem Höhepunkt der kleinen Eiszeit kamen in nördlichen Gefielden nämlich Kleider nach Vorbildern der antiken Warmzeit in Mode, die viel, viel zu dünn waren, und sehr empfindliche Partien der Umwelt aussetzten. Also trug man über dem Kleid noch diese durchsichtigen Hemdchen. Es war auch die Zeit, da man Haut mit quecksilberhaltiger Salbe bleichte. So eitel waren Frauen damals.
Die einen geben sich der Torheit hin und die anderem dem Sex: Nennen Sie die Sammler von mir aus Sexisten, aber würde diese Frau ihre volle Oberbrust zeigen, dann hätte ich sie mir nicht leisten können. Dann hätten sich andere auf sie gestürzt wie der Stier auf Europa. Mit Chemisette ist sie jedoch zu verrüscht und verpackt, zu wenig nackert, und zu wenig Fleisch begegnet dem Betrachter. Ja, es ist bitter, dass auch unter Freunden der Kunst die gleiche Hirnmechanik wie bei den Anhängern der Sasha Grey arbeitet. Und dass auch weibliche Sammlerinnen zu wenig Interesse haben, derartig züchtig verpackte Frauen zu kaufen, ist vermutlich auch ein Zeichen für unser Pornosaeculum. So bleibt das alles an mir und meinen Wänden hängen. So ist nun mal die Welt, verdorben und gemein, und wenig rücksichtsvoll gegen sittsame Überkleider. Das ist die bittere Wahrheit, die man aus den Auktionshallen mitnehmen muss.
Sexismus und Sinneslust verkaufen sich einfach besser. Schiessen Sie bitte nicht auf den Boten dieser Nahricht, der Frauen auch mit Chemisette die Ehre erweist und sein Konto für sie plündert.
Genau dieser Blick durch zwei Jahrhunderte. Abschätzig,, leicht verächtlich, gern in Öl auf Leinwand, in Fleisch und Blut wäre sie vermutlich Dynamit der schwankenden Launen.
Es ist der letzte Zugang, der mich im letzten Jahr erreichte - und er war spottbillig. Man kann nur mutmassen, warum dieses wirklich imposant grosse und gut restaurierte Gemälde aus dem Empire so billig blieb. Vermutlich liegt es am Angezogensein mit der Chemisette.
Chemisette nennt man das durchsichtige Rüschenhemdchen, das Damen damals unter Napoleon über dem nach griechischer Mode sehr ausgeschnittenen Kleid trugen. Ausgerechnet auf dem Höhepunkt der kleinen Eiszeit kamen in nördlichen Gefielden nämlich Kleider nach Vorbildern der antiken Warmzeit in Mode, die viel, viel zu dünn waren, und sehr empfindliche Partien der Umwelt aussetzten. Also trug man über dem Kleid noch diese durchsichtigen Hemdchen. Es war auch die Zeit, da man Haut mit quecksilberhaltiger Salbe bleichte. So eitel waren Frauen damals.
Die einen geben sich der Torheit hin und die anderem dem Sex: Nennen Sie die Sammler von mir aus Sexisten, aber würde diese Frau ihre volle Oberbrust zeigen, dann hätte ich sie mir nicht leisten können. Dann hätten sich andere auf sie gestürzt wie der Stier auf Europa. Mit Chemisette ist sie jedoch zu verrüscht und verpackt, zu wenig nackert, und zu wenig Fleisch begegnet dem Betrachter. Ja, es ist bitter, dass auch unter Freunden der Kunst die gleiche Hirnmechanik wie bei den Anhängern der Sasha Grey arbeitet. Und dass auch weibliche Sammlerinnen zu wenig Interesse haben, derartig züchtig verpackte Frauen zu kaufen, ist vermutlich auch ein Zeichen für unser Pornosaeculum. So bleibt das alles an mir und meinen Wänden hängen. So ist nun mal die Welt, verdorben und gemein, und wenig rücksichtsvoll gegen sittsame Überkleider. Das ist die bittere Wahrheit, die man aus den Auktionshallen mitnehmen muss.
Sexismus und Sinneslust verkaufen sich einfach besser. Schiessen Sie bitte nicht auf den Boten dieser Nahricht, der Frauen auch mit Chemisette die Ehre erweist und sein Konto für sie plündert.
donalphons, 00:11h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Freitag, 1. Januar 2016
Auf ein Neues, dem Untergang entgegen
Ich hoffe, Ihr habt Raum und Anlass, nicht das Jahr zu verabschieden, sondern einfach das nackte, heisse Leben zu feiern, solange es eben geht.
Alles Gute, und wenn das wie üblich nicht geht, wenigstens die Beste aller möglichen Welten.
Alles Gute, und wenn das wie üblich nicht geht, wenigstens die Beste aller möglichen Welten.
donalphons, 00:38h
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