: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Donnerstag, 10. Januar 2019

Werte im Alter

Als ich 1998 mit dem Radiomachen begonnen habe, kam ich auch mit "richtigen" Studios in Kontakt. Also Kellern in München, schwarz und mit Schaumstoff verkleidet und natürlich ohne richtige Fluchtwege, in denen Männer viel rauchten und tranken und ab und zu auch Musik machten. Eines dieser Studios lag gleich beim BR und war der Gegenentwurf zur klinischen Welt der Regimesender: Kein helles Holz, unaufgeräumt, überall stapelten sich Gerätschaften, ständig stolperte man über Kabel, und es roch nach Lötzinn und verschmorten Kabeln. Es war damals noch so internetfern, dass man tatsächlich irgendwo Leute kennenlernte, die sagten, sie hätten da noch ein altes Sennheiser MD421, man sollte kommen und es sich anschauen. In diesem Studio war als Nebenmischpult - das Hauptmischpult war so gross wie die Kommandobrücke eines Flugzeugträgers - auch ein Allen & Heath GS3 mit 24 Kanälen. Das hätte ich damals auch kaufen können, man wollte es gegen ein damals modernes Digitalpult ersetzen, dessen Funktionen heute jedes 20-Euro-Billighandy mit seiner Rechenkraft bewältigen würde.



Mir war das damals zu teuer, die Herren des Studios wollten 4000 DM Freundschaftspreis und meinten, unter der Asche und den Whiskeyspritzern sei es wirklich gut erhalten und ein absolutes Schnäppchen, neu hätte das 10.000 DM gekostet. So war das damals, man nahm noch auf DAT oder Vielspurbandmaschinen auf und hoffte, die Bänder würden nicht gefressen werden. Späteres Editieren ging damsls eher schlecht, also brauchte man viele Kanäle, viele Kompressoren, Vorverstärker, Hallgeräte... man kann sich das heute gar nicht mehr vorstellen. Jedenfalls, momentan baue ich wieder Kapazitäten auf und stand vor der Frage, welches stationäre Mischpult ich will. Ein kleines von Yamaha, das heute auch nur noch 1/3 der 1000 Euro wert ist, die man 2010 ausgeben musste. Oder ein A&H GS3 mit 24 Kanälen wie damals, falls es irgendwie erschwingbar sein sollte, weil die 200 Euro Startpreis bei Ebay, das war sehr wenig. 100 weniger als das Yamaha. Und nach meinen Erfahrungen mit Interfaces und Treibern neige ich eher dazu, Hardware und Computerteile zu trennen: Lieber kein Mischpult, für das es in 5 Jahren keine Treiber mehr gibt, sondern einen externen Wandler, den man im Zweifelsfall halt entsorgt. Auch gute externe Soundkarten gibt es gebraucht schon ab 40 Euro. Dann kam der letzte Moment der Versteigerung, und ich bekam das Allen & Heath - für 201 Euro.



10.000 DM waren 1995 nicht ganz wenig Geld. Bis ich alles besammen habe, was ich brauche, lagere ich das Pult unter einem noch nicht endgültig aufgehängten Gemälde, das bei Sotheby Kensington mit Aufgeld 5000 Pfund gekostet hat, und heute nicht einmal mehr 1/10 gebracht hat - weil es für den normalen Käufer einfach viel zu gross ist.

Natürlich brauche ich keine 24 Kanäle, im äussersten Fall reichen 4 oder 5. Bei dem, was ich machen werde, spielt der Klang auch keine besondere Rolle - die Feinheiten, die man hier herausholen kann, hört man am Rechner ohnehin nicht mehr. Es ist halt ein riesiges Pult, mit dem man einiges tun kann, und als es gebaut wurde, war es noch eine richtige Investition. Heute hat es, obwohl es funktioniert, nur noch den Wert eines kleinen Chinamixers. Es ist ganz angenehm, etwas zu haben, das einen nicht an die Grenzen bringt. Aber dass alles, was gross, robust und dauerhaft ist, so wertlos werden kann, weil die Aufnahmetechnik so anders geworden ist, und die Lebensumstände so klein - das ist schon bemerkenswert. Das Gemälde kommt übrigens aus einer sehr weitläufigen Wohnung in Berlin, in der eine Dame wohnte, und die Räumlichkeiten werden jetzt geteilt und dann in zwei Stücken verkauft. Ich glaube nicht, dass alles besser wird, und wir alle reicher werden. Werte zerfallen nur schneller, und es gibt zu viel Geld und kein Gefühl, was es letztlich bedeutet, solange man es hat. Die Entwicklung schreitet voran und man rennt mit, ohne dass man nachdenken könnte. Ich hoffe, dass das, was ich da am Pult zu tun gedenke, etwas anders wird.

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Samstag, 5. Januar 2019

Warum ich den rechten Hackerangriff-Spin nicht glaube.

Wissen Sie, es ist doch so: Wenn etwas zu leicht geht und zu gut aussieht, ist ein Haken daran. Und momentan sieht es total leicht und gut aus, weil keine AfD-Politiker vom Hack betroffen waren, und der oder die Figuren hinter G0d sich eine Reihe eher linkslastiger Youtuber herausgesucht haben. Was meine Kollegen dann so sicher macht, ist das, worüber sie nicht schreiben, was aber vermutlich die meisten zuerst vom Hack gesehen haben. Es ist einfach nicht wahr, dass Anrufe bei Martin Schulz die Sache ins Rollen brachten, oder der Account von unge. Die meisten aus meiner Klasse dürften zuerst die Sache mit dem Kinkvideo eines Youtubers gesehen haben, der wegen einer problematischen Dokumentation gegen angeblich Rechte hochgradig umstritten war. Das hat von Anfang an den Eindruck bestimmt. Hacker lässt die AfD davon kommen und desavouiert einen Kämpfer gegen rechts, und das massiv und irreparabel. Also ist das halt so ein Alt-Right Gamergate Youtube Hacker in einem Keller auf Rachefeldzug gegen die Aufrechten.



Die Sache ist nur, dass man sich bei so einer Theorie auch die entlastenden Aspekte anschauen muss. Vielleicht sollte man mal einen Schritt zurück treten und nachdenken, was jemand tun würde, der wirklich diese Agenda hätte, und in der Lage ist, doch vergleichsweise viele Angriffe zu führen, vor dem Hintergrund, dass er der AfD oder dem Iwan helfen will. Nehmen wir weiterhin an, er ist eitel und will wirklich gross damit rauskommen. Und er will, dass das Land wackelt, und nicht nur ein paar Politiker aufgescheucht durchs Neuland rennen und sich fragen, wer von ihnen doggystyle69 ist. Würde der in der jetzigen Situation wirklich nur die Telefonnummer von Umwelthilfe-Boss Resch posten?

Wenn ich das Land brennen sehen wollte, würde ich mich auf einzelne Personen konzentrieren, und hier maximal informationen liefern. Bei Resch zum Beispiel. Bei umstrittenen Personen, von denen Rechte ohnehin schon eine Meinung haben, die man mit mehr Informationen bestätigt. Ich würde mir spezielle Personen ganz oben heraussuchen, und nicht irgendwelche Tarik Tesfus und Extra-3-Mitarbeiter oder was immer er da aufgegabelt hat. Das sind kleine Fische, die nichts zu melden haben. Ich würde mich an die kontroversen Figuren in der Leitungsebene halten, die in den letzten Monaten von sich reden machten. An Reizfiguren beim NDR und WDR, ein paar besonders AfD-feindliche Journalisten der Zeitungen, an Haltungspolitiker und die von ihnen eingekaufte, parasitäre Staats-NGOs. Zwangsgebührenbefürworter, Überwachungs- und Zensurpolitiker, nervige, aber in den Medien protegierte Politiker, die besonders laut Entsagung und Unterwerfung fordern. Der übliche Stoff, aus dem die Shitstorms sind. Ich würde Genderistinnen ausspähen und den grünennahen CDU-Flügel. Ich würde versuchen, Stoff für das rechte Narrativ zu liefern. Ich würde schauen, dass das Anekdotische zur Evidenz wird.



Und ich würde ordnen und die Fälle mundgerecht machen. So wie Wikileaks das ja auch immer macht, die stellen alle Daten online und vertwittern vorab die saftigen Punkte. G0d hatte einen Haufen Informationen, er hat sie ins Netz gekippt, und das doch relativ umständlich, so dass man schon explizit nach Verwertbarem suchen muss. Der Pass von Politiker ist mir als theoretischem Zielpublikum egal. Das ist klar eine Machtdemonstration des Hackers gegen den Politiker, der sich dann als Opfer präsentiert – so sind die Regeln des Spiels. Ein Gesteuerter würde dagegen selektiv vorgehen und vorab das auswählen, das wirklich sitzt und der eigenen Legitimation nicht schadet. Er würde die Umsetzung so machen, dass die relevanten Informationen oben stehen. Für mich sieht es mehr so aus, als wollte da einer zeigen, dass keiner wirklich sicher ist. Dass er alle irgendwie erwischt, dass es immer eine Lücke gibt. Und das schon lange vor dem Einzug der AfD in den Bundestag.

Wenn man mich fragen würde, was das für einer ist, würde ich an den Hacker denken, neben dem ich im Zug zum 32C3 gesessen bin. Bleicher, nicht ganz dünner Junge, der auf seinem Laptop nach dem Coden „Dukes of Hazzard“ angeschaut hat. Südstaatenjungs rasen Autos, spielen den Behörden Streiche und haben blonde, sexwillige Freundinnen. Das ist so einer gewesen, der sich nicht für das übliche Moralkorsett interessiert hat, das in der letzten Legislaturperiode immer enger geschnallt wurde. Das ist einer, der sich von der windelweichen CDU und den linken Parteien angenervt fühlen konnte, und in dessen Freiraum diese Politik und ihre Schergen eingebrochen sind. Für G0d waren Projekte wie Funk ein Einbruch des Staates in seinen bisherigen Safe Space. Die AfD würde das nach Eigenaussagen nicht tun, sie würde die Finanzierung der Sender begrenzen, und war gegen das NetzDG. Ich privat nehme das denen nicht ab, aber die AfD hat bislang einfach nichts verlauten lassen, was so eine Figur stören könnte. Meines Erachtens sieht da einer sein kleines, dunkles Reich im Netz bedroht, seinen Dukes-of-Hazzard-Spass, seinen freien Zugang zu Pornhub und die Parallelmedien, die er auch wieder nicht mehr mag, wenn die Protagonisten zu gross und gesteuert von Fremdinteressen werden. Es ist schick geworden, in solche Leuten Rechte zu sehen, die von den Russen ansprechbar sind, man hat das bei Assange auch schon so gedreht.



Aber es ist zu einfach und so einfach sollte man es sich nicht machen. Für mich sieht das wie ein Micdrop aus: Schaut her, das habe ich gemacht, das kann ich tun, jetzt ahnt ihr vielleicht, was noch ginge. Er hatte jahrelang Zeit, das Zeug zu sichten und hätte Einzelnen richtig Probleme machen können, wenn er es genau platziert hätte. Hat er nicht. Er hat einfach vieles über viele ins Netz geblasen. Da glaube ich einfach nicht an den von AfD-Putins gesteuerten Weltanzünder, der die einen brennen sehen will und die anderen schützt, weil er einer von ihnen ist.

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Donnerstag, 3. Januar 2019

Die guten Vorsätze

Natürlich macht man sich so seine Gedanken über Relotius, speziell, wenn man tatsächlich offen damit koketiert, eh nur eine Kunstfigur zu sein. Dass jenes Mediokre, das ich über mich schreibe, oft nur halbwahr ist, habe ich immer zum Ausdruck gebracht, aber, seien wir halbwahrehrlich, das kann einem heute schnell mal Probleme bereiten. Daher wollte ich das abstellen. So halbwahr mit als Atheist Gott helfe.



Auf der anderen Seite lautert da draussen daas Grattlertum, und möchte natürlich gern Indiskretes wissen, um es dann zu verwursten - Berufsrisiko. Natürlich will man den Anfeindern kein Material bieten. Blöderweise habe ich letztes Jahr ein Thema eingereicht, das ich jetzt liefern muss: "Mit dem politischen Feind schlafen - ein Pro und Pro", gesehen von beiden Geschlechtern aus. Ich muss da also entweder sehr indiskret werden, oder sehr Kunstfigur. Vermutlich werde ich beide Vorsätze also schon am dritten Tag des Jahres verletzen. Die Frage ist nur, wie sehr.



Machen will ich es trotzdem, denn es ist wichtig, sobald man mal die Netzfilterblasen verlässt. Der Erfolg der Blase kommt daher, dass man sich auf Zigtausend Menschen die 500 raussucht, mit denen die grössten Übereinstimmungen da sind, und die dann besteigt, wenn es geht. Zum Vergleich: In meinem Abiturjahrgang waren 60 Mädchen, davon waren 30 vergeben, und die Hälfte vom Rest wollte lieber gar keinen Freund. Im Tanzkurs: 20 zu 20. Unverheiratete Frauen in meinem Alter in Gmund und auf meiner sozialen Stufe: Vielleicht 40? Jedenfalls deutlich weniger, als ich bei Twitter folge. Ich kann also gar nicht anders, im realen Leben muss ich Kompromisse eingehen, beim Aussehen, beim Charakter, bei der Lebenseinstellung. Das ist völlig normal. Diese ganze Debatte mit Kontaktschuld, und Redeverboten, weil Person B mit Person A spricht, die bei Youtube jenen Philosophen empfiehlt, die können sich Eunuchen leisten, und Leute, die einen ausreichend grossen Pool haben. Also in 4, 5 Grossregionen im Netz leben.



Der Rest würde, wenn er sich politisch fein ausdifferenzierte, schlicht und einfach aussterben, und so wichtig sind politische Ansichten dann auch nur in grossen Städten. Im realen Leben kenne ich Intoleranz eigentlich nur von Leuten mit zu viel Netzkonsum. Ansonsten habe ich doch etwas besseres mit möglichen Sexpartnerinnen zu tun, als über... ich mein, man muss so Politiker doch nur mal anschauen... warum sollte man, wenn man auch über Torten... oder Schifferl fahren... ich will gar nicht wissen, wie Sex bei diesen Progressiven funktioniert, weil das, was damals im Bürgerradio... ich werde schon wieder indiskret. Naja. Also, schlechte Zeiten für neue Vorsätze, aber mein Pro bekommt noch ein dickes ABER, wenn es um Partner aus der Blase geht.

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Mittwoch, 2. Januar 2019

Mehr Torte für 2019!

Gut, Torten sind wegen Zucker inzwischen ja auch irgendwie existenzbedroht, weil in der Debatte gefährlicher als Drogen in Berlin, aber im schlimmsten Fall macht man sie eben selbst.


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Dienstag, 1. Januar 2019

2018

Prinzipiell ist es natürlich schön, wenn Medien im Gespräch sind, und mit ihrer Tätigkeit die Menschen bewegen. Das ist der FAZ 2018 gelungen, so viel Aufsehen wie am 6. März und in den Tagen danach hatte sie sicher nicht noch mal, obwohl es auch danach und davor vom „Hessenhitler“ bis zum Gauland-Gastbeitrag ein paar Momente gab, in denen das Social Media Team so einiges zu tun hatte. Wie auch immer, mit der Entscheidung, die letzten 3 externen Schirrmacherblogs – Stützen der Gesellschaft, Deus ex Machina und Gumbrechts Digital-Pausen – zu beenden, lieferte sie einen echten Aufmerksamkeitserfolg und befeuerte Emotionen.



Die Sache ist halt, es geht in diesem Metier sicher auch darum, Menschen zu erreichen, was absolut gelungen ist. Im zweiten Schritt soll das diese Menschen zu Lesern machen. Im dritten Schritt sollen sie interagieren, und im vierten Schritt Kunden werden. Ich habe in den letzten Tagen mal das gelesen, was so an Kommentaren bei den verbliebenen Blogs und Podcasts der FAZ so aufgelaufen ist, und ich kann sagen: Das sind 1. wenige und 2. nicht meine Leser. Man kann durchaus sagen, dass die FAZ also nicht nur zwei Blogs, sondern auch zwei Debattenplattformen und deren Konsumenten weniger hat, während bei allen Paybeiträgen in drei, vier Tagen so viele Kommentare zusammen wie bei einem Beitrag meiner Blogs bei der Welt sind. Die Leser sind natürlich nicht weg, es hat sie nur ein anderer. Und es ist natürlich erfreulich, wenn ich an den Aufruf- und Kommentarzahlen sehe, dass sich daran auch hinter der Paywall nur wenig geändert hat. Die Paywall bei der Welt, nun – der letzte Beitrag beschäftigt sich mit Kolonialismus, da bin ich ganz froh, dass die Kunden der Berliner Drogenmafia das nicht frei lesen können. Ich weiss, manche sind da nicht so glücklich, aber man glaube mir: Ich habe weitaus weniger false flag Kommentare, und die Debatten sind angenehmer.



Nach allem, was ich erfahren habe, ging man bei der FAZ davon aus, dass es danach für mich nicht leicht werden würde, und was ich so von Ex-Kollegen lesen musste, deutet doch sehr darauf hin, dass das auch keine unerwünschte Folge war. Zwischendrin versuchte dann nochmal Frau Sargnagel, sich mit dem Vorgang zu profilieren. Ich habe die FAZ darum gebeten, da bei ihrer Autorin zu intervenieren, und Herr Knop, der den ganzen Vorgang durchgezogen hat, fand das nicht nötig: Das sagt natürlich auch etwas über die nicht vorhandene Bereitschaft, solche Abläufe gütlich und im gegenseitigen Einverständnis zu regeln. Bedeutet auch: Bei allem Respekt und Dankbarkeit für sehr gute bis exzellente 9 Jahre, ist das, was aus der FAZ wurde, nun halt ein Konkurrent, dessen Autoren explizit den Konflikt suchen. Man findet es ok, wenn jemand mit Alkoholfaible nach so einem Vorgang noch provoziert – bitte, man trifft sich im Leben immer zweimal. Schade ist das schon, aber es ist halt auch ein Zeichen dafür, dass die FAZ 2018 nicht mehr viel mit der FAZ 2009 zu tun hat, die ich dankenswerterweise kennenlernen durfte.



Es war im März eine wilde Zeit, in der ich viele Menschen hautnah in allen Schattierungen erleben durfte. Leute, die ihre Urlaube bei mir verbrachten, fanden das Ende gut, Leute, denen ich immer kritisch gegenüber war, boten Hilfe an. Es gab viele, die sagten: Er hat nicht meine Meinung, aber es ist schon wichtig, dass es ihn gibt. Es gab vor allem, und zwar exakt 5 Minuten, nachdem ich überhaupt per Mail erfahren habe, was da los war, das Angebot von Ulf Poschardt, zur Welt zu wechseln – die einen sahen da jemand, der brennend abstürzt, aber in Wirklichkeit habe ich Schwung geholt und die Triebwerke neu gestartet. Ich habe meine Zahlen, und sie sind wirklich erfreulich. Es war teilweise turbulent und halsbrecherisch wie in einem Film. Aber bei aller Dramatik war es um mich doch immer ruhig, denn ich hatte zu dieser Zeit privat ganz andere Dinge zu tun.



Die ich hier nicht niedergeschrieben habe, und vor 10 Tagen wurde ich nochmal daran erinnert, warum man besser vorsichtig sein soll. Da schrieb eine – nach späteren Angaben in einem Podcast zu diesem Zeitpunkt betrunkene – Person im Relotiuskontext sehr Unschönes über einen „FAZ-Blogger“, der sie unter seine Fittiche nehmen wollte, was eine nette Umschreibung dafür ist, dass ich die Person, als ihr FAZ-Blog eingestellt wurde, durch persönliche Verwendung mit einem neuen Blog und Einnahmen versorgen konnte, obwohl ihr Freund inzwischen mit dem öffentlichen Krakelen begonnen hatte. Das eine mir unterstellte Zitat fand sich blöderweise eher in den Fahnen ihres eigenen Buches, aber nicht bei mir, das andere war eine aus dem Kontext gerissene, drastische Verkürzung, die eine völlig falschen Eindruck erweckte. Ich habe ihr dann die Fakten zukommen lassen, und sie hat den Tweet, den ich nur zufällig gesehen habe, gelöscht. Denken Sie daran, wenn die nächste Frau jemanden bei der nächsten Empörungswelle denunziert: Es könnte jemand sein, dem früher mal in einem Buch Dank gesagt wurde, der aber jetzt einfach wegen seiner Bekanntheit ein gutes Mittel zur politischen Profilierung ist. Ich weiss, warum ich bei Metoo und Co. erst mal gar nichts mehr glaube, da reicht ein besoffener Tweet, und man ist fällig, wenn man keine Gegenbeweise hat. Man sollte also wirklich aufpassen, was man ab einer gewissen Bekanntheit da draussen sagt. Lieber weniger sagen und alle Mails aufheben.



Abgesehen davon hat dieses 2018 die Blogs ironischerweise gerettet. Ich habe schon 2017 angekündigt, dass ich nach 10 Jahren eine Pause einlegen würde, ohne Garantie, dass es weiter geht: Ich habe mich bei der FAZ mehr verpflichtet, als ich eigentlich beabsichtigt habe, und so eine gewisse Phase der Distanz tut Beziehungen auch gut. Vielleicht 3 Monate mal ohne Netz, ein halbes Jahr, vielleicht auch mal etwas ganz anderes? Das war alles in der Diskussion, deren Fortführung dann durch den 6.März überflüssig wurde. Ich gab vor, nach Salzburg zu fahren, reiste nach Berlin, lernte gute Leute kennen und sagte mir: Jetzt will ich es nochmal wissen. So viele wollen meine Blogs tot und mich am Boden sehen, sie wollen auf mir rumtrampeln, wenn ich jetzt oder 2018 aufhöre, bestätigt sie das nur – ihr nicht, heute nicht, euch pack ich noch. Ich kann sie mir nicht wohlgesonnen machen, aber ich kann ihnen einfach dadurch das Leben erschweren, indem ich weiter mache. Und so viele andere wollen das. Also sagte ich grimmig zu, fuhr nach Italien und unterschrieb im Sonnenlicht der Toskana meinen neuen Vertrag.



Unbegrenzt. Damit muss ich liefern, Schlag auf Schlag, und ich werde denen, die mir geholfen haben, treu dienen, wie ich auch schon der FAZ gedient habe. Ich bin ein Söldner. Narben sind meine Zier, und am Ende geht es in diesem Feld nur darum, zu überleben. Ich habe fest vor, dazu zu gehören. Was immer dazu nötig ist, ich werde es tun. Nicht weil ich muss. Sondern weil ich will und kann, und das Schlimmste habe ich mit Schirrmachers Tod schon lange hinter mir. Damals hat jeder Text körperlich weh getan, alles fühlte sich nach Verrat an: Heute ist es nicht mehr wichtig, diese Welt ist schon lange untergegangen. Es war ein turbulentes, aber auch gutes Jahr, meine Triebwerke brennen besser denn je, ich habe Ziele und Aufgaben, und eine Lösung, die meinem früheren Schöpfer und Förderer bei der FAZ wirklich gefallen könnte, gibt es nicht. Es ist lediglich die beste aller möglichen Welten, und es gibt zwei Arten von Menschen auf dieser Welt: Die einen marschieren weiter, und die anderen bleiben zurück. Mein Weg sieht gut und viel besser aus, als irgendwer im März hätte erwarten können. 2018 endet mit Glück und Zufriedenheit, und gesund bin ich auch. Was kann man mehr wollen?

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Freitag, 2. November 2018

Föhn

Ab 15 Grad ist offen zu fahren, und heute hatte es sogar 18 Grad hinten am Sylvensteinspeicher.










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Mittwoch, 31. Oktober 2018

Ambras

Das sollte man jedes Jahr einmal besuchen. Durch den goldenen Herbst fahren, am besten natürlich kurz bevor es schliesst, denn im späten Oktober ist es selten voll. Der Park ist dann nicht überlaufen. Es ist noch ein wenig Glanz vor dem toten Monat November, in dem so vieles pausiert, weil die Tage zu kurz sind, und das Wetter wenig Freuden verspricht. Mich erinnert Ambras daran, dass ich demnächst kräftig umhängen muss, so wie sie es jetzt dort auch mal wieder getan haben. Ich habe zu viele Bilder, aber zumindest eine kleine Lösung für 4 Gemälde.








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Montag, 29. Oktober 2018

fluctuat

Das Altern bringt neben der finanziellen Sicherheit auch eine gewisse Enttäuschungsresistenz mit sich. Die erste elektronische Kamera ist teuer, und es ist ein Schock, wenn sie den Geist aufgibt, sei es durch eigenes Verschulden oder Gehteinfachnichtmehr. Irgendwann hat man das mehrfach erlebt, sich geärgert und kauft

a) Trümmer mit Marmorblockqualität. In meinem Fall sind das Pen E-P1, E-P2, E-P3 und Panasonic G1, G3 und G5.

b) gebraucht. So ein Body kostet zwischen 50 und 130 Euro, und das schmerzt selbst bei Totalschaden nicht so sehr wie die erste, schwere Delle in meiner ersten, zum Originalpreis gekauften Pen.



Für mich ist das Arbeitsmaterial, ich brauche beruflich 80 Bilder im Monat, und wenn 3000 Bilder gut werden, und eine G5 am Ende wirklich gar nicht mehr geht, ist das auch vertretbar. Ärgerlich war dagegen die brandneue, dunkelrote G3, die auf dem Rückweg vom Achensee beim dritten Einsatz 45 Kilometer Bergunwetter auf dem Rad abbekommen hat. Die machte daheim dann keinen Pieps mehr, nur noch die Tröpfchen gurgelten im Inneren.

Ich habe also einen neuen G3-Body gekauft, für schlanke 80 Euro. Statt dessen kam ein Lumix 12-60mm Zoom hier an, das der Verkäufer irrtümlich geschickt hatte. Wir redeten etwas und kamen überein, dass ich das Objektiv auch behalte und zahle, und er die Kamera schnell schickt. Am Tegernsee wollte ich dann das alte Objektiv der kaputten G3 an der neuen ausprobieren. Aber siehe da: Die alte G3 ging wieder. Anstandslos. Als wäre nie etwas passiert.



Das Gute daran: Man ärgert sich natürlich trotzdem. Und rückblickend ist man froh, dass man sich nicht über den Scheintod einer teureren Kamera länger und mehr geärgert hat. Trotzdem nehme ich das nächste Mal eine Plastiktüte mit. Immerhin habe ich jetzt das Objektiv, das bei 12mm Brennweite beginnt, und es mag im Vergleich zu 14mm nach wenig Unterschied klingen. Aber der Weitwinkel ist schon enorm und gereicht zur Ausgleichsfreude.

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