Zona Rossa

Vor zwei Jahren traf das grosse Erdbeben die Region zwischen Mantua, Vicenza, Ferrara und Parma. Das Herz des Landes, oft übersehen, weil es ländlich ist, aber reich an Kultur und Geschichte und die Region, an der die Wirtschaft in Italien Halt gefunden hat.

Zwei Jahre sind eine lange Zeit.

Aber die Bilder sind von jetzt, und es ist so schlimm, wie es aussieht. Klicken macht gross.





















Nur falls sich wer wundert, warum ich persönlich gerade eher nicht für Krautreporter spenden würde.

Mittwoch, 28. Mai 2014, 21:52, von donalphons | |comment

 
sunt lacrimae rerum et mentem mortalia tangunt

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"Ausserdem befinden sich nun die Städte Riccione, Loreto, Ascoli und Teramo auf der Liste der Orte, durch die die "Mille Miglia" führen wird. An der vom Erdbeben heimgesuchten Stadt L'Aquila wird das Rennen einen symbolischen Stopp einlegen, um dann wie in den Jahren 1947 und 1948 die Bergpässe Futa und Raticosa zu erklimmen..."

http://www.alfaromeopress.ch/press/article/14229

Alleine aus den Kapitaleinkünften eines Jahres, der Besitzer und _innen der wertvollsten Oldtimer auf den ersten 100 Startplätzen bei der MM, ließen sich die schwersten Schäden mancherorts beseitigen.

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OT im reichen Allemagna teutonica, fehlt das Geld für die Beseitigung der schleichenden Schäden von Wasser, Winter, Vernachlässigung und Frost. Der überparteilich unverdächtige ADAC schreibt heute über Lübecker Brücken mit 80 Mio Sanierungsbedarf bis 2020 und Budget 2014 von 480k. Schon das kleine Lübeck hat zusätzlich zu BRD, EZB und S-H 1360 Mio Schulden. Einiges läuft auch bei uns ziemlich falsch.

Und ich möchte Herrn Sterngucker gleich anmeckern: Die MilleMiglia Teilnehmer haben Geld und geben einen Teil für Selbstdarstellung und spezielle Kulturpflege aus. Sie dürften auch sonst einiges "fließen" lassen und Abgaben zahlen. Kein Grund, sie mit einer Erdbeben-Maut zu belasten.
Man könnte auf die Karten zu vielen Veranstaltungen eine Zuschlag-Spende kleben. Sollen die Fernsehsesselsitzer ungeschoren bleiben?
Wollen wir die "Reichen" in ein verstecktes, unsichtbare Leben vertreiben? Das Ansprechen auf extra-Soli bei jeder Gelegenheit wird die Reichen noch mehr in eine Abwehrhaltung und in ihre Parallelwelt drängen.

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melursus,

es liegt mir fern, mit meiner ironischen Anmerkung zu der aus meiner Sicht peinlichen Symbolik einer Elitesse, die ihre millionenteueren Oldtimer für Erdbeebenopfer mal kurz abbremst, eine Neiddebatte in Gang zu setzen, obwohl nicht wenige der italienischen MM-Teilnehmer aus diesen betroffenen Regionen Oberitaliens stammen und dort ihre Vermögen gemacht haben.

http://blogs.faz.net/stuetzen/2009/05/18/mille-miglia-ii-familiengier-zwischen-brescia-und-verona-374/

Können Sie sich noch erinnern? Das meinte ich in etwa (war für mich einer der besten DA – Beiträge ever, da darin einige der Mitbewohner meines Städtchens am Fuße des Taunus, ich wiedererkannt zu haben damals glaubte). Des Don's oller Beitrag ist unter diesem Aspekt und zunehmender Verteilungsungerechtigkeit, aktueller denn je. Meine ich.

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Die Zeitungen, auf Papier oder online, sind dieser Tage wieder voll von Berichten über Kapital, das ängstlich Zuflucht sucht und nicht findet. Insofern müssten höhere Steuern eine willkommene Beruhigung sein.

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Danke für den Link, Sterngucker und nichts für ungut, bitte. den aktuellen stützenartikel habe ich schon zu einer liebgewonnenen Wirtin auf der Alm weitergeleitet.

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Also, einer, der immer startet, hat einen der führenden Baukonzerne der Region und hat dem Vernehmen nach einen deutlich siebenstelligen Betrag und jede Menge Bauleistungen springen lassen. Italien ist schon solidarisch und es gibt jede Menge Aktionen, aber die Zerstörungen gehen halt sehr, sehr weit. Vieles wird einfach abgerissen.

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Don,

ich liebe dieses Land, seine Menschen und die Lebensart, seit ich als 4-jähriger am damals noch fast tourifreien Strand von Rimini im Sand spielte und ich habe mal an hand eines etwa 40 cm langen Stapels von datierten Fototüten mit unzähligen Urlaubsfotos überschlagen, ich mich nur deshalb seit 1954 etwa 43 Mal in Italien aufhielt.

Fakt ist nun mal, die Arbeitslosenquote liegt heute bei hohen 12,6%, die Jugendarbeitslosigkeit sogar auf Allzeithoch mit 43,3% und nur 55,5% aller Erwerbsfähigen in Italien sind momentan noch in einem Beschäftigungsverhältnis. In Folge ist das ausstehende Volumen der Kredite von Banken an den Privatsektor (private Haushalte und Unternehmen) auf fast 1,7 Billionen Euro gestiegen, die Brutto-Staatsverschuldung auf sagenhafte 2,12 Billionen Euro, Chapeau.

Zona Rossa also nicht nur im Erdbeebengebiet, sondern vom Brenner bis Sizilien und nachdem seit der Finanzkrise 2008 die kurativen Behandlungsmöglichkeiten seiner Erkrankung erschöpft sind und keine weiteren Therapieoptionen mehr vorhanden sind, sehe ich den Patienten Italien als austherapiert. So wie einige Mittelmeer-Nachbarn übrigens auch.

Schade natürlich um die zerstörten, unersetzlichen Baudenkmäler abseits der touristischen Mainstreams, deren Chance, inmitten des wirtschaftlichen Niedergangs jemals wieder aufzuerstehen, eher gegen Null tendiert, aber vor allem ganz, ganz schlimm für die Menschen in diesen Regionen.

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Es ist schrecklich anzuschauen. Trotz aller offensichtlichen Faktoren – Finanzkrise, das ganz einfache Ausmaß der Katastrophe etc. – frage ich mich dennoch, wie der Wiederaufbau so schleppend laufen kann. Ich meine, wir gucken hier nicht in Richtung mezzogiorno, sondern in eine Gegend, die ich aus meiner Mantovaner Zeit als dem deutschen Lebensstandard völlig ebenbürtig, wenn nicht ihn weit überragend kennengelernt habe. Es muss doch in der Region einiges mehr an Kompetenz und Mitteln verfügbar gewesen sein.
Natürlich frage ich mich auch, wie es hier aussehen würde, wenn eine ähnliche Zerstörung kommen würde, und zwar nicht bei Anna-Amalia-Leuchtturmobjekten, sondern in diesem Hintergrundrauschen an Kulturerbe auf dem platten Land - zerstörte Bergstraßenkirchen, fortgespülte Weserrenaissancedörfer, so etwas. Aus wirklicher Unkenntnis gefragt: Wie sieht es denn in den Elbehochwassergebieten heute aus?

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Von Pirna in der Sächsischen Schweiz kann ich berichten, dass dort am 1. Oktober 2013 in der Innenstadt noch die Fenster einiger Häuser zum Trocknen offen standen - der Tag war sonnig -, andere waren bereits wieder komplett hergerichtet.

Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz hat auch wieder fleißig um Spenden für abgesoffenen Kulturdenkmäler geworben. Einige waren gerade erst wieder fertig restauriert worden, als die Flut erneut kam. Wenn ich es richtig in Erinnerung habe, war das bei einer Kirche in Grimma (nahe Leipzig) der Fall.
Wie es in Grimma heute aussieht, zeigt der aktuelle MDR-Beitrag sowie die Website Flut in Mitteldeutschland. Soweit ich weiß, liegt es aber nicht nur am Denkmalschutz, dass diese Flutwand in Grimma nicht fertig ist, da gab es auch etliche Klagen von Anwohnern, an deren Grundstücke die Wand angrenzen soll. In Eilenburg läuft es anders.

Ich las allerdings auch von Dörfern, wo Einheimische den Mut verloren haben. (Edit: Gilt auch für Grimma, deshalb initiierte die evangelische Kirche das Projekt Aufladen).

Dass es in der italienischen Erdbebenregion nicht voran geht, dürfte auch der Politik geschuldet sein. Berlusconi und seine Leute sollen da viel Bockmist gemacht haben.

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