Leicht zu haben, schwer zu kriegen

Naja, die Nase. mag sie gedacht haben. Aber damals gab es noch nicht die Möglichkeiten der Schönheitschirurgie, und besser eine etwas lange Nase als ein von der Syphilis weggefaulter Stumpen im Gesicht. Und er trägt einen Goldohrring! Also sicher kein Pfaffenknecht

Naja, etwas fies sieht sie ja schon aus, mag er überlegt haben, und dann dieses Fleisch - hey, wenn die Wollust nicht nur in ihr Gesicht geschrieben ist, wird das spassig. Aber trotz Häubchen werden alle denken, dass sie leicht zu haben ist.

Er hatte ja keine Ahnung.



Er war leicht zu haben. Das war überhaupt kein Problem, das war sogar sehr günstig. Ein Herr für's Leben für einen Preis, da bekommt man kein Verführungswochenende in Verona dafür, noch nicht mal eine Busfahrt mit Rentern. Sie war das Problem.

Denn sie kam später zur Auktion. Der Händler hatte etwas getan, was ich persönlich hasse: Er hat das paar, das 250 Jahre zusammen geblieben war, trotz ihrer vielleicht vorhandenen Gedanken über das nur mittelschöne Aussehen des anderen, getrennt, und einzeln ins Rennen geschickt. Normalerweise halte ich mich da raus, da habe ich immer das Gefühl, ich mache mir die Hände schmutzig, wenn es nicht gelingt. beide zu bekommen. Aber in dem Fall hatte ich den Eindruck, dass ich es finanziell schaffen könnte. Und beim Mann ging auch alles glatt. Sowas von überhaupt kein Problem, dieser Herr.



Aber die Frau. Das sah am Anfang alles noch gut aus, aber wie sie nun mal so sind: Wenn es ernst wird, entziehen sie sich doch. Ich habe wahrhaft tapfer mitgehalten und wirklich darum gekämpft, dass sie nicht vom Gatten getrennt wird - ausgerechnet ich, der ich die Ehe doch verabscheue wie Karottensalat mit Blumenkohl. Und normalerweise kann ich auch die Vernunft beiseite schieben und sagen: Dafür war der Mann günstig, und hey, andere rauchen und besuchen jede Woche ein Bordell, wo sie sich fesseln und knebeln lassen, oder sie kaufen Deutschlandfahnen, oder sie verausgaben sich in der Antifa für totalen Blödsinn - sei auch einmal so richtig unvernünftig und mache ein Enveloping Bid.

Habe ich gemacht.

Es hat nicht gereicht, nicht mal ansatzweise. Gleich drei andere sind über mich drüber. Das ist deprimierend.

Bilder haben eben ihre Schicksale, aber wann immer ich ihn sah, war da der Gedanke: Ich habe geholfen, sie zu zerreissen. Man muss es pragmatisch sehen, der Gewinner der Dame hat für den Mann überhaupt nicht geboten, es wäre also so oder so passiert. Dennoch...

Aber wie es nun mal so ist, manchmal füllt Leuten erst zu spät auf, dass sie sich die - in unseren Augen - Makel des Bildes in unseren Augen schöngelogen haben. Wir wissen nicht, wie diese Heirat zustande kam und wie lange sie sich geschminkt hat, um auf ihre leicht fiese Art hübsch zu werden - jedenfalls ist das Portrait mehr charaktervoll denn idealtypisch, Boucher sieht anders aus und Reynolds auch. Da hilft auch kein Häubchen und kein funkelnder Ohrring - der Preis war einfach zu hoch. Das leuchtete auch dem Käufer ein, weshalb er das Bild zurückschickte.



Und so kam es nochmal in die Auktion. Diesmal habe ich bis zu den letzten 6 Sekunden gewartet.

Und es war ganz einfach und es tat auch nicht weh.

250 Jahre waren sie zusammen und 2 Wochen getrennt. Phyisch, aber nicht in meinem Verlangen und in meiner Gier. Und ausserdem weiss ich durch mein Leben, dass es mit Frauen nie ganz einfach ist, und man manchmal etwas auf die zweite Gelegenheit warten muss, aber was tut man nicht alles für Fleisch und Vielweiberei. Zum Schluss wird alles gut und ich denke, die beiden kommen ins Schlafzimmer.

Mittwoch, 25. Juni 2014, 16:00, von donalphons | |comment

 
Glückwunsch!
[Ich dachte ja immer, auf Auktionen erstandene Ware wäre vom Umtausch ausgeschlossen. Welche Gründe darf es denn zur Rückgabe geben? Nichtgefallen?]

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Es gibt wohl zwei Hauptquellen: Sniper und Nachdenken. Manche bieten mit Snipern auf jede Menge Zeug un bekommen mehr, als sie brauchen - das passiert oft bei Fahrrädern, die reden sich dann irgendwie raus (zu gross, zu klein etc.). Und dann gibt es Fälle, die danach nochmal eine Nacht überlegen und dann doch wieder unsicher werden. Eines meiner liebsten Gemälde habe ich auf diese Art erst nach dem dritten Mal bekommen. Warum dann so viel Geld zuerst geboten wird, verstehe ich auch nicht ganz, aber die Leute sind halt mitunter seltsam. Und gerade bei Kunstsammlern sind viele schrullige Typen dabei.

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q.e.d. :-)
"...sind viele schrullige Typen dabei."

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pffffff ;)

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Fies?
Na ja, ne Schönheit ist sie ja vielleicht nicht gerade, aber fies? Wegen der zu kurzen Oberlippe? Ich finde, damit sieht sie einem Kätzschen ähnliche.

Schöne Geschichte übrigens, danke.

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Die Augen... also ich würde ihr nicht glauben, sagte sie, sie wäre beim Geheimrat P. nur für den Tee geblieben.

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Karotte und Blumenkohl, eine ähnliche Assoziation hatte ich auch. Jetzt wissen Sie auch, warum ich ausschließlich Landschaften sammele. Und Abstraktes.
Jedoch möchte ich Ihnen Ihre Neuerwerbungen nicht madig machen. Es hat was.

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Ich bin nun mal ganz versessen auf Portraits, weil darin so viel Menschliches - und nicht nur Gutes! - zum Ausdruck kommt. All diese Rokokofiguren, sie wären heute unerträglich, geführlich, ein Fall für den Psychiater - und trotzdem. Gerade in Zeiten wie den unseren sind sie auch Zeichen, dass es anders gehen könnte. Mehr Prunk! Mehr Gefühl! das Leben ist kurz und gefährlich.

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Ich weiß; und das Kennerauge ist deutlich sichtbar und spürbar.
In meinem Alter wendet man sich zunehmend von der Welt ab und sucht, wie in Fieberträumen, die Gestalt.

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Dann stimmts mit der Katze ja wieder. Die zwielichtern ja auch oft zwischen mehreren Haushalten hin und her und tun dann harmlos.

Wollte jetzt aber keine Katzen beleidigen.

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Mal so von Portraitsammler zu Portraitsammler.
Don, Sie haben das Panini-Syndrom.

http://www.manager-magazin.de/images/image-219587-panoV9free-wvdq.jpg

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diktionaftis -- genau so!

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Der Händler hat halt das getan, was andere mit ihren Villengrundstücken tun: auseinandergerissen in der Hoffnung, einzeln mehr Geld dafür zu bekommen als für das Ensemble.
Und, zumindest beim ersten Bieter, es hätte ja auch klappen können.

Ich kann mir übrigens nicht helfen, sie sieht ein wenig fies, fast verschlagen aus, und er ein bisschen einfältig - wie der Prinz aus Black Adder...

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@greenbowlerhat,
da stimme ich Ihnen zu. Verschlagen finde ich!

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Lieber verschlagen aussehen als so wie eine moderne Gendertröte!

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Nun, das steht außer jedem Zweifel!

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(...) dass es mit Frauen nie ganz einfach ist, und man manchmal etwas auf die zweite Gelegenheit warten muss

Da es mit der marquise793 ja auch mehr oder weniger zwei Anläufe brauchte, kann ich diese Geschichte mit ihrem happy end sehr gut nachfühlen. Hach.

Ob wir uns im Schlafzimmer von den beiden Abgebildeten permanent beobachten lassen wollten, steht freilich auf einem anderen Blatt. ;-)

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spannend geworden, der Bericht.
Sind gute Portraits, so manches Pastell vom 15ten Hofe, also vom Hofe des 15ten Louis das man (bspw) in Karlsruhe bewundern kann, blickt hohläugiger.
Gratulation, es macht den Autor sicher nicht ärmer.

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Sie hat es faustdick hinter den Ohren. Mit ihr kann er bestimmt Spaß haben. Ihre Kombination des Kopf- und Halsschmucks ist auf eine gutmütige Art verwegen und subtil lasziv. Und er blickt ja auch recht zufrieden drein. Ein schönes Paar.

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Ne, ne, sie kriegt mimisch auch nicht hin, was Thea Dorn immer versucht. Und er - es ist George Prince of Wales!

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Herzlichen Glückwunsch zur neuesten Errungenschaft für Ihr Schlafzimmer und viel Spaß mit den neuen aufmerksamen Blicken!
Ich bin ja gespannt, wer ausziehen muss (also aus dem Schlafzimmer).

Die beiden passen gut zueinander, er schaut milde und wird wissen, was er an seinem cleveren Weibe hat. Ihr möchte ich persönlich nicht in die Quere kommen. Diese Dame würde gegebenenfalls alle Register und ihr Gegner den kürzeren ziehen.

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Manches kommt oft noch einmal anders wieder. Hier einmal genau so wie es sein soll. Herzlichen Glückwunsch. Viel Freude beim Ansehen und Besehen werden lassen.

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Und je nachdem, wie im Dingszimmer die Grundstimmung ist, könnte man das linke und das rechte Porträt gegeneinander tauschen.

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Endlich
kommt wieder zusammen, was zusammen gehört. Dazu noch Familienzusammenführung, wunderbar.

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glückwusch, echt ey...

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