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So wird das noch auf dem Dorf gemacht, wenn die Glocken schweigen. Per Handbetrieb. Und sehr viel leiser als das Geläut. Bei mir oben hört man es kaum:



Denn zwischen dem Kirchhof und meiner Wohnung liegt ein Hügel, und der hält das Schnarren ab. Man könnte also so tun, als ginge einen das alles gar nichts an, und die Abwesenheit der Glocken überhört man schnell. Es gibt ein hohes Trachtleraufkommen auf dem Weg nach unten, aber das könnte auch dem Wetter geschuldet sein, könnte man sich ignorierend denken.

Es entkoppelt sich für einen Atheisten auch an solchen hohen Feiertagen leicht. Auch auf dem Land. Das ist schon eine ziemlich feine Sache, und die meiste Zeit seit dem Abmarsch er Römer aus der Provinz Raetia keinesfalls üblich. Wenn ich das doch leise höre, dieses dumpfe Rasseln, dann denke ich nicht an eine Kreuzigung, sondern an die Freiheit, die ich habe, und die ich auch gern noch eine Weile behalten will.

Leider will der Rest, egal ob nun wegen der Rassel zur Kirche eilend oder nicht, einfach mehr Gesetze und höhere Strafen. Die Zeit, da man Gesetze auch mal abschaffte oder liberalisierte, ist vorbei. Das Zeitfenster zwischen den Irrungen der späten Sechziger Jahre und unserer sich verdunkelnden Gegenwart war nicht lang, aber immerhin, zu einer unbeschwerten Jugend hat es gereicht. Das ist mehr als man früher hatte, man muss dankbar sein, und kämpfen, ohne sich dafür kreuzigen zu lassen.

Samstag, 4. April 2015, 11:28, von donalphons | |comment

 
Für mich völlig neu, deshalb:
Im Artikel wird das "Rassel"- Holzteil als Ersatz(?) für Kirchenglocken erklärt (wenn ich das richtig verstanden habe. Stimmt das?)
Was ist das für ein Gerät? Hat es einen Namen (nachdem ich z.B. im Netz suchen kann).
Gibt's keine Kirchenglocken (am Tegernsee?)? Sogar hier im heidnischen Berlin-Lichterfelde läutet die kath. Kirche jeden Morgen um 9 und jeden Abend um 6 für jeweils 5 Minuten; und an Feiertagen gibt's nochmal extra-Zuschläge. Alles natürlich SEHR laut.

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Ratsche heißt das Ding, es ist nur an den Osterfeiertagen im Einsatz.

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Ich habe da mal recherchiert und oft ist es so, dass man as automatische Geläut nicht unterbrechen kann. Aber bei uns ist das mit der Ratsche noch anders und wird auch so gehandhabt. Ob auch bei den Protestanten die Glocken nach Rom fliegen, weiss ich nicht - vielleicht auch Wittenberg oder gleich die Hölle.

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Die kath. Kirche hier um die Ecke hat auch Ostern wieder heftig geläutet. Da ich auch als Nichtmitglied manchmal hingehe (Orgelspieler beim Proben zuhören, kleine Konzertaufführungen besuchen; St.Martinsumzug mit Wurst, Glühwein, Musik & Feuer...) kann ich sagen: noch nie hab ich dort eine Ratsche gehört oder gesehen, nur tagtäglich die sehr laute Glocke, auch zu kath. Feiertagen. Diese Ratsche ist wohl ein dörfliches (oder lokales) Gerät
A propos: die russ-orthod. Kirche in Potsdam (auf dem Kapellenberg) hatte gestern ihr Osterfest und auch dort wird mit metallnen Glocken geläutet: man kann zusehen, wie ein festlich Gekleideter das mit den Händen tun. Dies Glockenspiel steht VOR der kleinen Kirche.

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„Wir klappern das Leiden und Sterben Christi.“
Im katholisch domestizierten Unterfranken zogen in meiner Kindheit die sog. Klapperbuben 3x am Tag lärmend durchs halbe Dorf, und plärrten ausdauernd, zumeist stimmbruchgeschädigt, relevante Termine fürs Glaubensvolk. Vermutlich noch heute.

http://de.wikipedia.org/wiki/Klapperjunge

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Atheist oder Agnostiker. ein Freigeist sind sie und das freut.
Die Kirche ist ziemlich erwachsen geworden, in den vergangenen zweitausend Jahren. Besonders die katholische Kirche dürfte Ihnen noch zu Lebzeiten ein wertvoller Verbündeter werden. Die Unanatastbarkeit der Würde des fehlbaren Menschen. Die Würde und das Lebensrecht des unheilbar Kranken, des Krüppels und des Schwachsinnigen ist in einer rationalen Welt immer bedroht. Ein starker Streiter sollte Ihnen willkommen sein.

Übergehen wir die moralisierenden Heiligengeschichten und die üblen Individuen.

Figuren wie Elias, Saul, Josef mit Reuben & Co und Simon Petrus sind prima Beispiele für den Menschen als Ebenbild Gottes. Fehlbare, starke, schwache, zornige, eifersüchtige Menschen, denen Gottes Gnade gleichwohl zuteil wird.
Vor Weltbild und Menschenbild der Puritaner oder Calvinisten könnte mir eher bang werden. Von den Apfelanbetern oder Goldmännern ganz zu schweigen.

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Kirchengeläut
Ich habe da mal eine Frage an die Gemeinde:

Bei uns ist täglich zweimal ( morgens um halb 8 und auch abends) eine komisches Läuten zu hören.
Die kleine Glocke schlägt 12 mal und zwar in Gruppen
dreimal - viermal - fünfmal = 12

Kann mir das jemand erklären?

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Vogelnest im Läutwerk?

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Mehr Gesetze und höhere Strafen scheinen dem menschen einfach besser zu entsprechen. Ich habe schon vor vielen Jahren die Anzahl der wirklich Liberalen in einer beliebigen menschlichen Gesellschaft auf maximal 10% veranschlagt. Mich erstaunt (historisch) noch immer, wie weit diese kleine Minderheit Gesellschaften bis heute vor sich hergetrieben hat.

Was allerdings auch daran liegen mag, dass früher die Menschen das Gegenbeispiel zu einer liberalen Gesellschaft noch in lebhafter, weil persönlich erlebter, Erinnerung hatten. Diese Erinnerung verblasst (biologisch) und die Savonarolas kommen wieder.

Gruss,
Thorsten Haupts

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... für alle Nichtministranten

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Wer käme denn auf die Idee, am Tag der Kreuzigung eine Glocke zu schwingen?

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Was mich immer wieder erstaunt, ist die völlige Ignoranz der Leute, was das Kosten-/Nutzen-Prinzip angeht. Jeder Joghurtbecher wird auf Kalorien und Inhaltsstoffe untersucht, monatelang wird am Computer herumkonfiguriert, und von Autokauf oder Hausbau fange ich gar nicht erst an. Aber bei Gesetzen und Verordnungen, da lassen wir es uns schon immer gefallen, dass einer sagt, des brauchts, desisguad, passtscho.

Dabei sollte auch dem Blödesten mittlerweile aufgefallen sein, dass wir vor allem ein Vollzugsdefizit haben, und kein Defizit an zu wenig Regelungen. Und dieses Vollzugsdefizit wird zwangsläufig mit jeder neuen Einzelregelung immer schlimmer. Um Vollzug, um Exekution kümmert sich keiner so richtig, hat es den Anschein. Dabei würden, so meine Überzeugung, gerade dort enorme Reserven liegen, sowohl was Effektivität und Effizienz angeht, als auch Einkünfte/Kostensenkungen.

Das Perfide ist dabei, dass das Maß dessen, was eigentlich an Gesetzgebung und Regelungsdichte noch erträglich ist, längst überschritten wurde und nur das Vollzugsdefizit es eigentlich noch ermöglicht, einigermaßen zu leben. Würde man alle heute bereits geltenden Gesetze konsequent und ausnahmslos und streng durchsetzen, also vom Tempolimit bis zur Steuer, es wäre kein lebenswertes Land mehr. Und so leben wir, bei immer weniger durchschaubarer Gesetzesfülle, in ständiger Angst irgendeine Übertretung begangen zu haben, wegen der sie "uns dran kriegen wenn sie wollen". M.a.W. führen zu viele Gesetze schlicht zu undemokratischen Zuständen.

Puuh, das würde wohl auch ein Tea Party Anhänger unterschreiben, stelle ich erschreckt fest. Vermutlich auch ein Herr Fischer, der mir intellektuell ein lieberer Gesinnungsgenosse wäre.

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Langfristig bin ich gar nicht so pessimistisch.
Sogar in den USA sind die besessenen Befürworter der Todesstrafe merklich leiser geworden. Und hierzulande würde man für sie bestimmt keine Mehrheit mehr zusammenbekommen.
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Ich sehe in Europa einen sehr breiten Konsens für humane Werte, insbesondere auch unter Juristen, Ärzten, Lehrern und kleinen Beamten.

Die Gleichgültigkeit gegenüber der neuen Totalüberwachung erkläre ich mir damit, dass es aufs eigene Leben bislang kaum Auswirkungen hatte. Aber das kann sich ändern. Auch Verfassungsschutz und der BND sollten sich lieber nicht blind darauf verlassen, noch 1000 Jahre zu existieren.
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Vielleicht ist die Überalterung unserer Gesellschaft an gegenteiligen Eindrücken schuld: Im Alter rücken viele nach rechts, aber ewig leben werden auch sie nicht.
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Also sagen wir so:
Der nächste revolutionäre Schub in Richtung hin zu einer aufgeklärten, humanen und egalitären Gesellschaft kommt bestimmt, auch wenn es im Moment nicht so aussieht.
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Die Prozesse von Demokratieabbau, Kapitalkonzentration und Bellizisierung werden nicht endlos weiterlaufen.

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... Der nächste revolutionäre Schub in Richtung hin zu einer aufgeklärten, humanen und egalitären Gesellschaft kommt bestimmt, ... - Aus der Sicht der Taliban bzw. IS-Kämpfer ist er sogar seit Jahren, Jahrzehnten unterwegs. Vom "revolutionären Terror der Arbeiterklasse" ist immer weniger die Rede (als hätte es den Sogenannten gar nicht gegeben).

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"Wer käme denn auf die Idee, am Tag der Kreuzigung eine Glocke zu schwingen?"
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Siehe oben: neben der kath. "Mater Dolorosa" in Berlin auch die russ. orth. Kirche in Potsdam. Jedes Jahr zu Ostern (eine Woche nach dem kath. Ostern) bin ich dort: mein alljährlicher Potsdam-Ausflug (Bornstedt: Essen, Alexandrowska Kolonie: Dessert...)

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Kreuzigung zu Ostern?
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Erinner mich dunkel bei Krabat so was gelesen zu haben...

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@greenbowlerhat: Völlig richtig.
Es gibt einen alten Bundeswehrführungsgrundsatz, den ich gerne jedem mit Leitungs- oder Organisationsverantwortung täglich neu eintrichtern würde:

Gib keinen Befehl, dessen Ausführung Du nicht kontrollieren kannst oder willst!

Es ist aber für Politiker viel leichter, Aktion durch neue Gesetze und Vorschriften zu simulieren, als für die Durchsetzung derselben die dafür notwendigen Resourcen (Budget und Personal) zu mobilisieren. Und solange das vom Wähler nicht abgestraft wird ...

Gruss,
Thorsten Haupts

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Von der Verblödung der Leitmedien auf die Verblödung der Bevölkerung zurückzuschließen wäre jedenfalls vorschnell.

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Wer sich gerne einbildet, zu einer Elite zu gehören, auf die sich alles stützt, muss sich auch einreden, der Rest der Welt wär maßlos blöd.
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Da halte ich es mehr mit Descartes.

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