Steht auf

Als das Studiensystem fit für den internationalen Markt gemacht wurde, sagten viele Professoren, dass die Studenten jetzt aufstehen und kämpfen sollten - wenn sie es jetzt nicht täten, würde die Entwicklung über sie hinweg rollen. Es war ganz klar: Wenn die Wirtschaft ihren Teil bekommt und die Politik ihren Teil bekommt und die Unis sich erhalten müssen, muss das System einen Verlierer haben, und das können nur die Studenten sein. Dummerweise war damals gerade New Economy, und die Studenten, mit denen ich es damals zu tun hatte, wollten möglichst schnell reich werden.



Eine, die ich damals gut kannte und deren Karriere vor allem auf der Förderung durch mehrere, meist konservative Männer basierte, ist jetzt teilzeitbeschäftigte und erkennbar unzufriedene Mutter und twittert über Feminismus, und wie gemein das System ist. Dabei liegt das Ergebnis nicht im Patriarchat begründet, sondern in einem elenden Konkurrenzdruck, weil einfach zu viele Leute studieren und damit zu viele nicht unterkommen, und der Rest einfach zu billig ist.

Das war bei uns übrigens auch so, aber wir waren Orchideenstudenten. Uns war das vollkommen klar, wir wussten, dass es so kommt. Wir haben uns nichts erwartet, ich bin trotzdem bei der FAZ und schreibe darüber, was die anderen so taten. Auch nichts anderes als jene, die jetzt mault, nur halt in vermögend und glücklich.

Dienstag, 29. November 2016, 09:55, von donalphons | |comment

 
der link funktioniert nicht...

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Danke. Aber jetzt.

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Ein großes Problem ist, daß viele derer, die heute studieren, eigentlich gar nicht für ein Studium geeignet sind. Bei einem Studium sollte es um die Entwicklung der Persönlichkeit, Bildung etc gehen - nicht einfach um eine Vorbereitung auf den Arbeitsmarkt (dafür gibt es die Lehre oder Ausbildung).

Inzwischen ist das Studium zu einer Art Ausbildung verkommen - und zieht damit Studenten an, denen es nicht um Bildung sondern einzig und allein um eine Ausbildung geht. Man kann dafür natürlich Bologna verantwortlich machen - allerdings ist das ein wenig kurzsichtig. Ich denke, die Ursache dieser Entwicklung ist eher das Ziel, die Zahl der Hochschulabsolventen zu vergrößern und jede Ausbildung, die man früher einmal als Lehre gemacht hat, an die Uni zu verlegen (ich weiß nicht, ob das in Deutschland inzwischen ähnlich extrem ist - im UK gibt es jedoch Studiengänge die eindeutig kein Studium sein sollten).

Die Studenten beschweren sich auch heute noch, hauptsächlich darüber, daß nicht prüfungsrelevante Themen angesprochen werden, oder aber natürlich darüber, dass Lehrveranstaltungen zu "weiß" sind (im UK: why is my curriculum white).

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Ich stimme Ihnen zu Gux,
das gute System aus Fachschulen, Fachhochschulen, Universitäten und besonders begehrten Instituten wird gründlich nivelliert.
Wofür ist es gut, Was nützt es sind die kurzsichtigen Fragen.

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jede Ausbildung, die man früher einmal als Lehre gemacht hat, an die Uni zu verlegen
Das ist doch der Punkt: der Masse an Abiturienten wird eine akademisierte Lehre vorgesetzt, kein Studium mehr. Und es wird alles immer produktionsferner, imgrunde läuft es auf PR-Eulogiefähigkeit mit Vertriebshatnäckigkeit hinaus. Und noch etwas intrigieren. DAS sind die Fähigkeiten, die "gebraucht" werden.

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Ein Studium soll produktionsfern sein - aber genau das Gegenteil passiert. Man könnte sich durchaus darüber streiten, ob zum Beispiel Medizin oder Maschinenbau wirklich an einer Universität gelehrt werden sollte, oder ob es nicht besser an Fach(hoch)schulen aufgehoben wäre.

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Ich hatte mal eine Freundin, die das besagte Orchideenfach auch studierte, mit großem Ernst, einer sehr aufwendig vor Ort recherchierten Magisterarbeit, und einer Reihe von anschließenden Ausstellungskatalogbeiträgen zu ähnlichen Themen.

von damals habe ich mitgenommen, dass aus ernsthaftem Interesse das Fach doch nur 10-15% der Studenten gewählt haben, 90% der studenten warne Frauen, und natürlich gab es zwischen allen Studenten die arbeiten mussten, einen unglaublich harten Wettbewerb selbst um die Stelle an der Garderobe im Museum.

Und mei, wer damals auf den Kunsthistorikerparties an der Uni war, oder sich strategisch günstig in Cafes platzierte, wusste recht schnell, das ist dort auch ein Fleischmarkt. Das Fach wurde offenbar von vielen nur studiert, um zu lernen, wie man die Wohnung nett einrichtet, und um mit den Geschäftspartnern des Mannes nett parlieren zu können, und so ein MA als Titel auf der Einladung zur Hochzeit, Taufe oder dem Weihnachtsgruß machte sich doch auch gut. Vermutlich waren da auch Scouts der Automobilhersteller unterwegs, denn genau für die Sorte Frau wurde später der SUV erfunden.

Klingt das böse? Ja, aber ich habs mit eigenen Augen gesehen.

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Wird schon stimmen :-).
Über Frauen gäbe es weit mehr zu lernen (und zu wissen, in all deren Vielfalt, als man in Feministinnen-Blogs je lesen wird. Ich habe ohnehin den sich verfestigenden Eindruck, die meisten von denen kommen aus der Unter- bzw. unteren Mittelschicht.

Gruss,
Thorsten Haupts

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Daher auch der Spruch: man studiert so lange, bis man einen Doktor hat ...

Aber im Ernst: spielen Titel heute noch eine Rolle (ausserhalb von Felix Austria)? Spätestens seit Guttenberg et al. dürfte doch den meisten klar sein, dass ein Titel außerhalb der Wissenschaft nicht sehr viel wert ist.

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@gux: ja nun, wie gesagt, das war lange vor den SUV Zeiten. Muss so 1988, 1990 gewesen sein, Uni Frankfurt. Sehr viele Töchter aus der alteingesessenen Frankfurter Bürgerschicht, Studium gehörte zum guten Ton, sollte aber auch nicht zu anstrengend sein. Ein Teil der SdG der vom Hausherrn ungeliebten Stadt am Main eben.
Würde mich nicht wundern, wenn sich da, trotz Entwertung der Abschlüsse, an den Grundstrukturen nicht viel geändert hat.

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@gux
Oder, wie mein Vater sagte: wenn Du nach dem 4. Semester noch keinen Doktor hast, musst Du ihn selber machen.

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@ th ...

untere mittelschicht ... mag sein. unterschicht? nein. wer aus dem sumpf kommt hat keine zeit für sowas sondern studiert idR zügig, zielstrebig und zumindest minimal karriereorientiert.

orchideen (und genderstudies + gedöns zähl ich mal dazu) kann man sich nur leisten wenn die eltern sich das leisten können.

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Nicht alle, es ist zwar naheliegend, aber nicht zwingend. Ausserdem zählen einige von denen ihre Elternhäuser ganz (twitter) offen selber zu "unten". Das kann natürlich eine Fehleinschätzung sein, ich sehe allerdings auch einige Hinweise darauf.

Gruss,
Thorsten Haupts

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Könnte das "unten" nicht auch ein kokettieren sein? Nicht unbedingt bei allen aber bei manchen? Immerhin würde das sowohl zur Ideologie als auch zum Narrativ passen, denn die Revolution muß von den unterdrückten Massen kommen.

Vielleicht ist das so ähnlich wie mit #wrongskin- man ist einfach in der falschen Schicht aufgewachsen.

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#wrongskin- man
.
Nicht jede (besser: keine) Mode aus den USA sollte man hier nachmachen.

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mit wrong-skin hat Uber-Troll Elfwick den Guardian vorgeführt. Sehr schön zu lesen.

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Genauso gibt es sicher auch #wrongclass #wrongsex und vielleicht auch #wrongspecies?

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