Empfehlung des Hauses

Man muss redn mid de Leid, sagte meine Grossmutter immer, und wie immer: Sie hatte recht. Selbst wenn es der Schutzmann, dem sie einen meiner Strafzettel wieder abgeschwatzt hatte, nicht so sah. Ich denke, ich wäre genau so ein Pauschalidiot wie Millionen anderer, würde nicht dauernd eine mehr oder weniger kluge Frage über meine Lippen kommen. Einzige Ausnahme: Die Frage nach dem Weg. Einerseits habe ich ein phänomenales Orientierungsgefühl, andererseits, wenn ich mich dann doch mal verfahren habe, bin ich halt erst mal woanders. Passt auch. Es wird schon irgendwann zurückgehen, und man kann auch mal schauen, was das Unbekannte bringt. Das vielleicht beste Risotto meines Lebens verdanke ich dem Umstand, eines Abends die Strasse nach Cremona verpasst zu haben.

Aber ansonsten: Reden. Die Italiener haben einen unerschütterlichen Gleichmut, ein und das selbe immer wieder zu erklären, bis man es verstanden hat. Und ich bin bei ihren Empfehlungen fast nie reingefallen. Wenn man erst mal von einem Clan akzeptiert wird, schleift einen der Clan durch alle Lebenslagen, immer zugunsten des Clans, aber auch zugunsten des Anderen. Das ist übrigens sehr bayerisch. Deshalb achte ich auf Empfehlungen des Hauses. Deshalb bin ich jetzt auch da, wo ich bin, in diesem zeitlosen Zustand, und wenn ich wollte, könnte ich das Zimmer für eine weitere Woche, ein Monat, ein Jahr haben, und immer um 9.30 würde die Signora klopfen und mir das Wasser für den Tee bringen und sich wundern über meine Arbeitswut am Computer.



Ich bin Historiker. Und in meinem tiefsten Inneren davon überzeugt, dass die besten Fehler, aus denen man lernen kann, bereits von anderen begangen wurden. Um das mal an einem nichthistorischen Beispiel zu illustrieren: Ich schaue bei Konditoreien in mir nicht bekannter Umgebung immer erst mal nach, ob sich dort fette, alte Tanten mit übermässig Goldschmuck finden. Die fette, alte Tante mit übermässig Goldschmuck ist das Trüffelschwein der Tortenliebhaberszene. Die fette, alte Tante mit übermässig Goldschmuck musste bis zu diesem Zustand drei mal mehr Torten essen, als mir in meinem bisherigen Leben vergönnt war, und sie bringt deshalb aller Erfahrung der Welt mit. Bitte, ich würde meine Zeit nicht mit dieser Dame verbringen wollen, ihre Ansichten wären jenseits von Torten mit den meinigen unvereinbar, aber die vielen zu trockenen, zu matschigen und zu kalorienarmen Torten ihres Lebens machen sie zu einem idealen Studienobjekt für Qualität.

Man macht auch als Historiker ebenso vermeidbare Fehler anderer, vorhergehender Deppen, wie sich BWL-Professoren als Gründer ruinieren. Man weiss sogar, dass es falsch ist, man tut es trotzdem. Zwar haben nicht alle Berater der Welt die New Economy gerettet, und auch ein Leporello, der verifizierbar mit allen seinen Befürchtungen immer recht hat, kann Don Gionvanni nicht vom Verderben abhalten. Mit Empfehlungen ist es also immer so eine Sache. Aber nach einer Nacht des Überlegens und des Lesens Eurer Kommentare bin ich doch zum Schluss gelangt, dass ich diesmal im GT-Blog das tue, was ich bei Israel mit einem komischen Gefühl habe bleiben lassen: Ich werde ein paar Adressen und Empfehlungen aufschreiben. Keiner zahlt mir was dafür, es passt mir auch nicht allzu gut ins Konzept des Blogs, das Kultur und Reisen als Hauptthema hat, aber während ich das hier schrieb, ass ich ein Vanilletörtchen von Panificio Pavesi, und dabei leckte ich die Amarena-Kirsche aus der klebrigen Sahnemasse heraus und biss hinein, woraufhin der Saft in seiner ganzen Süsse auf meine Zunge -

Ich wäre ein gottverfluchtes Scheusal, würde ich Euch dergleichen nicht empfehlen!

Samstag, 5. Mai 2007, 18:07, von donalphons | |comment

 
Ich hoffe Du behälst dabei im Hinterkopf, dass man Fremde immer nur an die zweitschönsten Plätze führt, die man selber kennt...

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Ich bin da radikal: meine Freunde koennen alles haben, und der Abschaum kriegt auch alles, was geht. In Fresse.

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Das halte ich nun wieder für sehr soziales Verhalten.
Ersteres und Letzteres

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In unserm Puff kriegt jeder, was er braucht.

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EBEN.

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sweet

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Gerechtigkeit bewegte meinen Bauherren.

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