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Samstag, 12. Juni 2010

Wie die Zeit vergeht

Alt werden bedeutet auch die Erkenntnis, dass das Brandneue um einen herum schon wieder so unmodern ist, dass es wieder im Kommen ist. So etwa der Trend zum alt wirkenden Fahrrad. Mit leichten Änderungen sind all die Singlespeedräder und Sportster, die jetzt in Perlweiss, Creme und Bonbonfarben auf den Markt kommen, auch nicht recht viel anders als ihre Vorbilder. Das Villiger Damenrennrad, das ich früher mal gerettet, restauriert und hier für Gäste stehen habe, ist vom Anfang der 80er Jahre, und entspricht wieder dem Trend dieser Zeit.



Und das Rocky Mountain Thin Air, eines der Traumräder aus der Mitte der 90er, als ich sehr viel im Isartal unterwegs war - nicht unbedingt mein Traumrad, ich hatte und habe immer noch ein Vertex der gleichen Epoche - ist mittlerweile sowas von veraltet, mit seinen Daumenschalthebeln und Syncros-Teilen, mit den gefrästen Komponenten und dem alten Speichensystem, dass es unter all den vollgefederten Rädern von der Einkaufskette oder aus dem Baumarkt wie ein Quastenflossler im Goldfischteich wirkt. Schnell sind beide aber immer noch, wendig auch und sicher noch lang auf Strassen und Wegen.

Der Fahrer allerdings, der kratzt sich am Kopf und wundert sich, wo all die Jahre eigentlich geblieben sind, so lange ist das doch noch gar nicht her, und nietet verdankenverloren fast einen asozialen Angler um, der sich unvorsichtigerweise zu weit in den Weg gesetzt hat. Um dann zum Schluss zu kommen: Besser alt werden, als jung als Volldepp zu verrecken. Oder zu leben, ganz egal, bei manchen.

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Samstag, 5. Juni 2010

Rotschwarzrotgelbe Ringelsocken

Ist eigentlich schon mal jemand aufgefallen, dass gegen die Wahl des ostdeutschen Bürgerrechtlers Gauck zum Bundespräsidenten die PDS/Linke (Im Osten Ex-SED) und die FDP und Union (Im Osten Ex-DDR-Blockparteien) sind, und die Letzteren unter Führung einer ehemaligen FDJ-Sekretärin?

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Mittwoch, 2. Juni 2010

Von der Lügen der Zensursula

Und diese Frau mit der Mittelumdeklarierung für ihre PR aus dem Forschungsetat ihres Hauses will Bundespräsidentin werden? Und diese Frau will bei den Sozialausgaben sparen? Wie man es dreht und wendet: Diese Frau sollte dem Beispiel von Köhler, Koch und Mixa folgen und gehen.

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Dienstag, 1. Juni 2010

Bilder und Spielzeuge

Mein Weg führte mich heute zur Bank, hatte ich doch aus der Ferne schriftlich für ein Gemälde und ein Aquarell geboten und war - zu meiner grossen Überraschung - weder von einem Zahnarzt in den Boden geboten noch von einem Berater ans Limit gehetzt worden. Gut, Ruinen sind nicht jedermanns Sache, aber bei dem Stillleben hätte ich nicht gedacht, dass ich es wirklich bekomme. Vielleicht gelang es, weil der Umgang mit Digitalkamera und CMS bei diesem und vielen anderen Auktionshäusern noch immer nicht beherrscht wird. Auf dem winzigen Bild sah es jedenfalls schrecklich aus, und hätte ich es nicht in der hand gehabt, hätte ich auch verzichtet. So aber warf ich frohgemut die Überweisung ein und harre nun des Pakets.

Gleich neben meiner Bank ist der hiesige Spielzeugladen. Er ist nicht ohne Erfolg, seit er aufgemacht hat, massenhaft infaltiles Volk ist da drinnen, grabscht das Zeug an und lächelt blöde. Wie es nun mal so ist, kommt das Zeug aus chinesischer Billigproduktion und kostet ein heidengeld, aber es wird trotzdem gekauft, und geglaubt, man habe keinen Tüddelkram erworben, der alle zwei Jahre auf dem Müll landet, sondern ernsthafte Arbeitsgeräte. In diesem Laden nun war das neuste Spielzeug, und ich ging hinein und schaute es mir an, weil man mir davon schon so einiges erzählt hatte. Es nennt sich iPad und ist scheisse.

Ich will nicht sagen, dass das nie etwas wird. Es kann sein, dass sie sowas irgendwann wirklich marktreif machen, dass es auch für Menschen taugt, die wirklich damit arbeiten wollen. Aber das Ding ist ein Spielzeug, und all die Hoffnungen, das werde die neue Zeitung und der neue Zeitungskiosk, kann man knicken. Das Ding ist die Hummelfigurengruppe des frühen 21. Jahrhunderts, und für alles, was man wirklich braucht, um zu arbeiten, sollte man bloss nicht diesen Müll schicker Natur kaufen. Ich wohne ja in einer dummen, kleinen Stadt an der Donau, wo man mit Arbeit und nicht mit asozialem Netzwerkgelaber zu seinem Geld kommt - da ist es nicht der Renner. Hier liegen massenweise diese Dinger rum. Ich war auch der einzige, der gerade im Laden war.

Und wie wenig es die Zukunft ist, kann man beim Fontblog nachlesen. Das heisst nicht, dass ich an die Unsterblichkeit der gedruckten Zeitung glaube, aber das macht immer noch mehr Sinn als dieses Ding, so wie es jetzt ist. Ich will niemanden abhalten, sich sowas zu kaufen, denn ich freue mich durchaus über gute, gebrauchte Subnotebooks. Ich wage aber zu behaupten: Alles, was schon im normalen Internet nicht geht, wird auch auf dem iPad kein Geld bringen. Von mir nach der Auktion schon gleich gar nicht.



Überhaupt frage ich mich, ob der iPad nicht auch wieder nur so ein Ding für die "Interpassivität" im Sinne Robert Pfallers ist - ein Rumliegerli, das gestressten Daueronlinern das Gefühl vermittelt, wirklich immer und überall dabei zu sein, weil es eben als Stellvertreter da und für ihre Zwecke geeignet ist. Die wichtige Frage aber ist, nachdem ich einen Platz für mein neues Teesieb gefunden habe: o hänge ich das Gemälde hin?

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Sonntag, 30. Mai 2010

Himmlische Gerechtigkeit

Gerade ging hier ein enormes Gewitter nieder, verhinderte die blödsinnige Knallerei des hiesigen Massenbesäufnisses völkischer Natur und wusch dessen Besucher heim in ihre Löcher. Jetzt noch eine schnelle Erdspalte unter Oslo und den elenden Quislings des Mediennationalismus, und der Abend ist schön.

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Donnerstag, 20. Mai 2010

Wenn die Medien weg sind

Erinnert sich noch jemand an die vier Bundeswehrsoldaten, die vor drei Wochen in Afghanistan starben? Grosser Auflauf, volles Münster, Minister, Kanzlerin, grosse Worte.

Nun ja.

Die Grossmutter eines der Toten hatte einen Herzinfarkt, als sie die Nachricht hörte, und ist letzte Woche an den Folgen gestorben.

So ist das, wenn Minister vom Krieg sprechen, und dann schon wieder um ihr Amt kämpfen. Die Schlagzeilen wandern mit, die Toten bleiben.

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Montag, 10. Mai 2010

Schadenfreude des Wochenendes

Es gibt Ferraris, und es gibt Ferraris. Wie entsetzlich vulgär die neueren Produkte des Hauses ist, begreift man erst, wenn man mal, wie auf der Millie Miglia vorausgeschickt, einen ganzen Tross mit 200 von denen sieht. Nichts gegen sowas, natürlich:



Grossbild

Normalerweise säumen ja die Klassikerwracks den Weg der Mille Miglia, aber dieses Jahr war es dann doch anders: Schon auf den ersten Kilometern stand immer wieder ein modernes Fahrzeug dieser Firma rum und wurde auf einen Abschleppwagen verladen. Und die kleinen Fiats, Peugeots und sogar die Produkte von Jaguar fuhren weiter, wie wir auch, grinsend, es ging nicht anders, nach deren Aufreihung in einer schlechteren Strasse von Brescia.

Aber wie auch immer: Nach all den Westerwelliaden der neuen Regierung und der Pannen in NRW muss ich gestehen, dass kein qualmender F40 so viel Freude machen kann, wie das (für Koalitionen wirklich schwere) Ergebnis in NRW. Hihi.

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Sonntag, 2. Mai 2010

Tag der Arbeit

Wo ich gerade bin - in einem verschlafenen, Schweizer Provinznest mit Modelleisenbahnanschein - gibt es noch nicht mal den Tag der Arbeit. Es ist 1. Mai, und alles hat hier offen, der Wochenmarkt findet statt, und übersaturierte Wohlstandskinder schieben überteuerte Räder durch die Stadt, deren Reflektoren eine ganz andere Sprache sprechen, als ihre martialischen Formen und Reifen. Hier zündet niemand ein Auto an, hier prügelt niemand ritualisiert auf die Polizei ein. Und selbst, wenn ich hier einige Aspekte ziemlich abscheulich finde, weil zu viel und zu dumm zufrieden, ist es in gewisser Hinsicht besser als in Berlin, wenngleich auch schlechter als in Deutschland.



Denn in Deutschland ist "Tag der Arbeit". Ich finde diesen säkularen Feiertag als Machtdemonstration der Beschäftigten enorm wichtig, und als ich bei der grossen Autofabrik Werksstudent war, ging ich natürlich auch mit zum Paradeplatz. Wenn man mit Medien und ihrer Korruption zu tun hat, weiss man nur zu gut, wie leicht es die andere Seite hat, sich Einfluss und Stimmen zu kaufen; die meisten Wirtschaftsredaktionen sind gespickt mit Arschkriecherkohorten, die geradezu danach gieren, jeden journalistischen Standard für Billighäppchen zu verraten und zu verkaufen. Reise- und Autoressorts sind vielleicht auch widerlich in ihrer Selbstzuhaltung, aber die Wirtschaftsredaktion hat leider einen gewissen Einfluss, den sie anbietet. Und da ist es nur hilfreich, wenn einen Tag lang das Pack still ist und sich anhört, was man ihm zu sagen hat. Aktuell ist das ja eine ganze Menge, Stichworte Hartz IV, Förderung des Binnenkonsums, Bekämpfung der Raubbanken.

Aber das spielt heute alles keine Rolle mehr. Wichtiger als die Arbeiter sind ein paar versiffte Arschkrampen in Berlin, die Arbeit scheisse finden, Leute um Geld anhauen, bestenfalls mit Scheibenwaschdiensten belästigen und dann am 1. Mai die Sau rauslassen. Das will jeder sehen, das ist Event, Spektakel, Kamera drauf, ein brennendes Auto sagt mehr als eine Stunde Analyse der Spätfolgen der Bankenkrise. Die angeblichen Revolutionäre liefern genau das, was die Medien brauchen, um auch noch am 1. Mai von ernsten Themen abzulenken, sie stehen dann für den Sinn des Tages, wie er medial rüberkommt, sie diskreditieren genau die arbeitenden Menschen, die sie selbst nicht sind, und die sie verachten. Sage bitte keiner, dass die Autonomen eine Revolution wünschen, bei der sie dann an die Werkbänke dürfen - das wollen die ebensowenig wie ihre Neffen, die Berliner Blogunterschichtler, die nach Grundeinkommen ohne Bedingung plärren. Dazu gibt es dann noch lustige Gegenveranstaltungen, Naziaufmärsche, alles, was man braucht. Den perfekten Mix für die Medien.

Etwas Besseres kann jenen, die nicht über Umverteilung und Ungerechtigkeit nicht reden wollen, eigentlich gar nicht passieren, und die Kosten für die Ablenkung trägt auch noch der Staat. Noch ein paar Jahre Randale, und wir werden dann auch eine Debatte um die Abschaffung des 1. Mai erleben, zumal man dann sicher auch wieder irgendwie Arbeitgeber entlasten kann. Insofern ist mein Mitleid für die gezielt in Kauf genommenen Opfer des Konflikts mit der Polizei am 1. Mai, vorsichtig gesagt, eher begrenzt. Schliesslich weine ich ja auch nicht, wenn ein Bankster vor Gericht landet.

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Freitag, 16. April 2010

Der Krieg kommt in die Stadt

Zwei Tote des Anschlags in Afghanistan sind von hier.Ich frage mach ja, wieviele noch sterben müssen, bis endlich ein Aufstand gegen diese Politik losbricht und die Verantwortlichen in Berlin begreifen, dass es nicht mehr der friedenssichernde Einsatz ist, als der er mal beschlossen wurde. Und dass man eine Debatte braucht über das, was da gerade passiert. Und schleunigst raus sollte, wenn es offensichtlich nichts bringt und alle Opfer umsonst sind. Die Fehler wurden gleich zu Beginn gemacht, als es in den Irak weiterging - das kann man jetzt nicht mehr ändern.

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Freitag, 2. April 2010

Die Zukunft

auf dem richtigen Weg, einen langen Schatten beim Schreiten werfend. Und sicher nicht mehr allzu lange in der Stadt, wenn sie schon so knackig drauf ist.



Ich finde es fast etwas beruhigend, dass sie dann alle weg und global einsetzbar sind. Das hält sie davon ab, allzu tief in meine Welt einzudringen Und welche Welt nun beständiger, deren oder meine, das muss sich auch erst noch zeigen.

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