Bilder und Spielzeuge

Mein Weg führte mich heute zur Bank, hatte ich doch aus der Ferne schriftlich für ein Gemälde und ein Aquarell geboten und war - zu meiner grossen Überraschung - weder von einem Zahnarzt in den Boden geboten noch von einem Berater ans Limit gehetzt worden. Gut, Ruinen sind nicht jedermanns Sache, aber bei dem Stillleben hätte ich nicht gedacht, dass ich es wirklich bekomme. Vielleicht gelang es, weil der Umgang mit Digitalkamera und CMS bei diesem und vielen anderen Auktionshäusern noch immer nicht beherrscht wird. Auf dem winzigen Bild sah es jedenfalls schrecklich aus, und hätte ich es nicht in der hand gehabt, hätte ich auch verzichtet. So aber warf ich frohgemut die Überweisung ein und harre nun des Pakets.

Gleich neben meiner Bank ist der hiesige Spielzeugladen. Er ist nicht ohne Erfolg, seit er aufgemacht hat, massenhaft infaltiles Volk ist da drinnen, grabscht das Zeug an und lächelt blöde. Wie es nun mal so ist, kommt das Zeug aus chinesischer Billigproduktion und kostet ein heidengeld, aber es wird trotzdem gekauft, und geglaubt, man habe keinen Tüddelkram erworben, der alle zwei Jahre auf dem Müll landet, sondern ernsthafte Arbeitsgeräte. In diesem Laden nun war das neuste Spielzeug, und ich ging hinein und schaute es mir an, weil man mir davon schon so einiges erzählt hatte. Es nennt sich iPad und ist scheisse.

Ich will nicht sagen, dass das nie etwas wird. Es kann sein, dass sie sowas irgendwann wirklich marktreif machen, dass es auch für Menschen taugt, die wirklich damit arbeiten wollen. Aber das Ding ist ein Spielzeug, und all die Hoffnungen, das werde die neue Zeitung und der neue Zeitungskiosk, kann man knicken. Das Ding ist die Hummelfigurengruppe des frühen 21. Jahrhunderts, und für alles, was man wirklich braucht, um zu arbeiten, sollte man bloss nicht diesen Müll schicker Natur kaufen. Ich wohne ja in einer dummen, kleinen Stadt an der Donau, wo man mit Arbeit und nicht mit asozialem Netzwerkgelaber zu seinem Geld kommt - da ist es nicht der Renner. Hier liegen massenweise diese Dinger rum. Ich war auch der einzige, der gerade im Laden war.

Und wie wenig es die Zukunft ist, kann man beim Fontblog nachlesen. Das heisst nicht, dass ich an die Unsterblichkeit der gedruckten Zeitung glaube, aber das macht immer noch mehr Sinn als dieses Ding, so wie es jetzt ist. Ich will niemanden abhalten, sich sowas zu kaufen, denn ich freue mich durchaus über gute, gebrauchte Subnotebooks. Ich wage aber zu behaupten: Alles, was schon im normalen Internet nicht geht, wird auch auf dem iPad kein Geld bringen. Von mir nach der Auktion schon gleich gar nicht.



Überhaupt frage ich mich, ob der iPad nicht auch wieder nur so ein Ding für die "Interpassivität" im Sinne Robert Pfallers ist - ein Rumliegerli, das gestressten Daueronlinern das Gefühl vermittelt, wirklich immer und überall dabei zu sein, weil es eben als Stellvertreter da und für ihre Zwecke geeignet ist. Die wichtige Frage aber ist, nachdem ich einen Platz für mein neues Teesieb gefunden habe: o hänge ich das Gemälde hin?

Dienstag, 1. Juni 2010, 01:05, von donalphons | |comment

 
Zum eBook lesen taugt das iPad allemal eher als die bisher erhältlichen Reader... trotzdem taugt es zu sonst nichts, da es eben kein vollwertiger Computer ist, die Schnittstellenausstattung ist sozusagen nicht vorhanden (bzw. muß für teures Geld mit Adaptern nachgerüstet werden), und außerdem war für mich bei den mobilen Apple-Geräten mit dem 12"-Powerbook der Zenith erreicht - ich habe so ein Teil, ich weiß also, wovon ich rede, und das Teil kann wenigstens alles, was mein Mac Pro auch macht,unter Anderem läuft eben Logic Pro nebst Plugins darauf, nur ein wenig langsamer.

Übrigens war eine Freundin, die eins von den weißen Intel-Macbooks hat gestern zu Besuch und war von dem kleinen Ding völlig begeistert war, obwohl ihres doch das "modernere" Notebook ist...). Um es auf den Punkt zu bringen: Zwischen Blackberry und Powerbook ist kein Bedarf für ein zusätzliches Gerät mit Internet...

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Da nutze ich lieber die viel günstigeren, weil nachgemachten, altrömischen Wachsschreibtäfelchen aus Xanten. Damit kann man schreiben und lesen - UND es wieder auswischen... total jeck...Ja gut, Internet macht noch Probleme, doch das kriegen die in Xanten sicher bald in den Griff!

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"...grapscht das Zeug an und lächelt blöde..."
Das ist Poesie. Das ist so schön wie Ihre Fotos, lieber Don.
Von den so beschriebenen laufen hier im Urlaubsparadies auch ein paar rum. Wenn es die Tigerente aus Edelstahl gäbe, würden sie die mit ähnlich debilem Grinsen hinter sich herziehen.

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Ja, die Formulierung ist treffend. Trotzdem, auch wenn ich mir darüber klar bin, dass dieses Teilchen einfach nur Unfug ist und lediglich ein Spielzeug mit eingeschränktem Nutzeffekt ist, kann ich ebenso mit verklärtem Blick und einer nicht geringen Begeisterung für die Technik daran herumfingern. Das ist für mich wie mit Autos. Ein Riesenspass aber letztlich in diesen Ausprägungen auch nicht wirklich notwendig und nur ein teures Spielzeug.

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Autos

Das ist wohl wahr - es ist vollkommen überflüssig, alleine in einem 220-PS-Vehikel ins Büro zu kutschieren... aber auf der anderen Seite: Warum auch nicht? Macht halt mehr Spaß als ein Smart.

P.S: Meine Ölobilanz ist trotzdem in Ordnung - mehr als 60% aller Strecken lege ich mit einem äußerst sparsamen Motorrad zurück...

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Natürlich ist das Ding ein Spielzeug und damit der Kauf auch nicht mit sachlichen Gründen zu rechtfertigen.
Wer dieses Spielzeug gerne hat, der soll auch nicht gescholten werden.
Dem einen bereitet das i-pad Freude, mir mein 70 Jahre altes Zweirad und wieder jemanden anderen flämische Mägde!

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mir mein 70 Jahre altes Zweirad

Geil :-) Mein "Oldie" wird nächstes Jahr erst 30...

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Denken wir doch einmal zurück an die ersten Mobiltelefone.
Handlich und vom Gewicht eines Backsteins. Man machte sich über ihre Besitzer lustig und fragte, wozu das gut sein solle, wozu man immer erreichbar sein solle. Die ersten Mobiltelefonbeutzer beantworteten diese Fragen oft schüchtern und selbst ein wenig ratlos, was den tatsächlichen, messbaren Nutzen betrifft. Und von Bertha Benz' erster Überlandfahrt bis zur Reise mit der Barchetta über den Flüelapass war es auch ein weiter Weg.

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Grundsätzlich ist die Bedienung auf dem Display super. Ich bin ein überzeugter TabletPC Nutzer und Veteran, vom Toshiba Portege 3500, das ich 2002 bekommen habe, über Thinkpads X41, X60T bis zum X200T.

Dass das iPad ein Spielzeug ist, zeigt sich deutlich an dem Fehlen einer Schrifterkennung bzw. Eingabe mit Stylus/Stift. Stattdessen muss der Nutzer zwingend mit den Patschehändchen und Wurstfingern auf dem Ding rumwischen. Das ist kulturgeschichtlich ein klarer Rückschritt und lehnt sich an die motorischen Fähigkeiten von Kleinkindern an.

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Ich finde das Ding gut: Meine weniger internetaffinen Familienmitglieder finden damit unfallfrei ins Internet. Keine Fragen mehr wg. irgendwelcher Warnmeldungen von Virenscannern und Systemupdates. Zweck erfüllt. (Und ich mag das kleine Gerätchen auch recht gern, gebe ich zu. Aber ich habe auch schon seit gut 13 Jahren keine Überweisung mehr "eingeworfen".)

(commented from my iPad)

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iPet
Sie haben doch nicht allen Ernstes gedacht, dieses Ding sei tatsächlich zum Arbeiten gedacht. Das Ding ist nicht mehr als ein "ich will es haben weil Herr Jobs so ein toller Hecht ist und ein echter Tekki-Prophet". Ein Gadget, ein Spielzeug für gelangweilte Applefreaks die ständig und immer was Neues haben müssen. Aber: In der Tat hat die Berufsgruppe der Fotografen hier ein Werkzeug, dass es erlaubt die digitalen Erzeugnisse des "Shootings" in ansprechender Form direkt dem Kunden zu präsentieren. Aber ob es zu mehr taugt? Das muss erst noch bewiesen werden.
Zukunftspotential hat es, das, denke ich, steht ausser Frage. Besonders zu Hause, wenn die Haustechnik mehr und mehr fernsteuerbar wird. Das vernetzte Haus wird für solche Geräte ideal sein. Man wird sehen wie es sich weiterentwickelt auch für die. Wie wird aber die Lücke zwischen Smart-Phone und iPad nun geschlossen? Was soll ich mit einem iPhone und einem iPad? Was bei Apple-Neuheiten immer erstmal stört ist die rigorose Einschränkung der Anschlüsse die Apple immer wieder diktiert. Aber die Vergangenheit hat gezeigt: es funktioniert, es setzt sich durch. Das ist schon erstaunlich.

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Ludditen sollten eben nicht über Technik sprechen.

Ich finde es ja auch OK, dass einem alte Bücher, gute Lebensmittel und handgearbeitete Haushaltswaren und Kleidung wichtiger sind als die neueste Technik, muß man deshalb gleich alle neue Technik und deren Nutzer mit Verbalinjurien belegen?

Ich finde die Diskussion die sich immer wieder an der 'Echtheit' und Unkorruptbarkeit des Physischen festmacht eher albern.

Als Bücher noch von Hand abgeschrieben wurden gab es schon vielen Unsinn, anderseits geht von der Zwangsläufigkeit eines Hemingway auch am eBook-Reader oder im Reclamformat nichts verloren.

Als jemand der seine Existenz auf 50 Quadratmetern fristen muß bin ich jetzt auch nicht so versessen darauf ganze Bibliotheken zu lagern.

Können wir außerdem diese unsägliche Ad Hominem Diskussionsstrategie endlich lassen, wo jeder, der ein Produkt eines bestimmten Herstellers bevorzugt gleich zum Fanboy erklärt wird?

http://www.stephenfry.com/2010/05/28/no-comment/

Im Gegensatz zu vielen anderen Menschen hier ist mir die physische Representation der Inhalte nicht wichtig. Warum auch, die letzten zehn Jahre haben doch deutlich gezeigt, das es ein Trugschluss ist an der physischen Representation eines Mediums ihren Wert oder ihre Qualität festmachen zu wollen.

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Fontblog
Lieber DA,

ihr Link zum Fontblog war lehrreich, aus typographischer Sicht; allerdings ist es doch kein Beleg für die Schwächen des Gerätes, sondern eher für die mangelnde Fähigkeiten der "Spiegel-Programmieren", nicht? (Ich besitze kein iPad.)

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Das iPad ist zum "casual computing" gedacht.

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Warum?
Was mich wirklich interessieren würde, wären Argumente WARUM das iPad nicht funktionieren soll. Dass du es doof findest ist klar, aber eine Prognose gibt das nicht her, oder?

Ich nutze selber lieber ein Notebook, aber ich wage zu behaupten, dass sich das iPad auch in der Provinz durchsetzen wird (es macht einfach zu gut auf dem Coffee Table) und gerade diese Leute Geld für Apps (auch mit recyceltem Print-Content) ausgeben werden.

Dass das jetzt der Durchbruch für die digitale Verlagswirtschaft ist, kann ich natürlich auch nicht glauben, dafür ist die Reihe der vermeintlichen Wunderwaffen schon zu lang.

Die viel gepriesene Wired-App ist auch relativ ernüchternd. Wenn dass schon die Zukunft sein soll, werden wir uns noch länger am Papier festhalten...

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Mmmmh, sieht das lecker aus
Hat mein Sohn gerade gesagt ... das Foto sprach ihn wohl an ...
Gelesen auf einem iPad ...
Das iPad jetzt abschließend zubeurteilen ist zu früh, zu mager ist die Programmauswahl. Aber das wird schon.
Die medienindustrie überschätzt das Gerät trotzdem, groß Teile der Bevölkerung unterschätzen es aber ebenfalls.

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