Sonntag, 28. Juli 2019
MlleReadOn, my Dear, read on.
Was ist Fake News? Eine Kliniktätigkeit erfinden, die es nie gegeben hat, und darüber einen Text zu schreiben, der so in den Zeitgeist passt, dass sich grosse Medien um einen reissen. Denn der Text behauptet, dass Migranten, die nach den Ausschreitungen von Köln kritisch betrachtet werden, selbst Opfer fehlender Aufklärung und Erziehung sind, und man das Problem ganz einfach durch intelligente Ansprache lösen kann. Der Text steht nicht für sich allein, es gibt derartige Kurse und es gibt Berichte darüber. Das kann man schon mal glauben.
Was ist eine dagegen von Bundesministern und Medien unterstützte Aktion? Etwa, wenn sich nach dem gleichen Köln intersektionelle Feministinnen zusammentun und die Aktion „Ausnahmslos“ gründen, bei der dann prompt radikale Figuren wie Angela Davis und Judith Butler unterschreiben, und die behauptet, Übergriffe seien ein männliches Problem, weshalb man über Männer und nicht über die Herkunft reden sollte. Das wurde in führenden Medien so weitergereicht, kein jubelnder Journalist hat sich bislang davon distanziert, die skandalöse Umdeutung eines Massenverbrechens zugunsten der versagenden Regierung gilt bis heute als Wahrheit.
Als Wahrheit kann man in den gleichen Medien, die sich heute von der Fake News der erfundenen Sexualaufklärung distanzieren, nachlesen, dass die geöffneten Grenzen zu einem kleinen Wirtschaftswunder führen könnten, die Flüchtlinge dereinst die Renten zahlen würden, Migranten nicht krimineller als Deutsche in der gleichen sozialen Lage wären, und letztlich sogar mitunter, als sich das alles so nicht manifestierte, dass es gar keine Grenzöffnung gegeben habe. Die fraglichen Autoren/Aktivisten durften Vorträge halten und in Ministerien arbeiten, wurden bei Stiftungen herumgereicht und hielten bei der Re:Publica umjubelte Reden. Ich habe damals dagegen angeschrieben und wurde dafür recht hart angegangen, und wenn ich etwas aus dieser Zeit gelernt habe, dann ist es das: Wenn nur genügend Leute so dreist lügen, wie es den Herrschenden gefällt, gibt es keine Selbstreinigungskraft, die Lügen später richtig zu stellen. Was es dagegen gibt, ist das Statuieren von Exempeln, um sich zu reinigen, wenn es nicht anders geht. Beispielsweise am Fälscher Claas Relotius. Und an einer Frau, die weitgehend andere Sichtweisen als ich hatte, und, wenn man es nüchtern betrachtet, lediglich eine in der Szene mittelbekannte Bloggerin gewesen ist.
Diese Frau lernte ich nach einem Beitrag über die Stiftung von Anetta Kahane – eine Person, die nach ihrer Zeit als Stasi-IM heute als Menscherechtsaktivistin bei Wikipedia neu erfunden wurde - im Internet kennen, als jemand ihr Blog in den Kommentaren verlinkte. Ich habe wie viele andere den Beitrag dann auch verbreitet, sie mailte mich an, und so kamen wir ins Gespräch. Über Loden; genau genommen begann es mit Lodenkleidung, die bei uns ab und zu bei speziellen Terminen gebraucht verkauft wird. Sie sagte, sie wünschte sich einen Lodenmantel für das raue Klima in Irland, und ich hatte das Glück, ein paar hübsche Damenmäntel zu finden und ihr zu schicken. Von da an ging es eben so, wie es meistens geht, wenn Blogger einander etwas besser kennen: Die jeweiligen Blogs traten in den Hintergrund, man sprach mehr miteinander. Das ging so weit, dass ich überhaupt nicht bemerkte, wie sie unter anderem Namen Artikel über ihren angeblichen Sexualaufklärungunterricht schrieb. Ich wusste davon aus den Mails, aber nur sehr am Rande. Und so sehr ich auch nachdenke: Das Thema Judentum kam nur marginal vor.
Dafür sprachen wir oft über Thomas Mann und darüber, dass er an meinem Wohnort seine Sommerfrische abhielt, und auch etliche Bücher schrieb – Herr und Hund zum Beispiel versteht man nur, wenn man hier die Landschaft kennt. Man kann auf den Spuren der Familie Mann den Hirschberg besteigen und seine Aufenthaltsorte in Bad Tölz besichtigen. Man fühlt bei uns tatsächlich noch etwas das Flair des frühen 20. Jahrhunderts. Ich habe sie eingeladen, hierher zu kommen, und zu verweilen, wie man das halt so macht, wenn man den Eindruck hat, der andere würde vielleicht gern kommen, mag das aber nicht artikulieren: Die Frau, die in einem Beitrag des Spiegels als Fälscherin mit Drang nach öffentlicher Anerkennung dargestellt wird, war mir gegenüber eher schüchtern, eindeutig dezent, sehr wohlerzogen und mit dem rücksichtsvollen Verhalten gesegnet, das einen annehmen lassen kann, ein Besuch wäre sicher eine nette Sache. Nur bräuchte sie halt noch einen freundlichen Stups. Es hat sich zeitlich nicht ergeben, die Einladung jedoch stand für diesen Sommer.
Getroffen haben wir uns trotzdem, und zwar im Januar 2018 in Berlin. Zwei mal, und wie es der Zufall haben will, einen Tag vor und einen Tag nach der Verleihung des Goldenen Bloggers, bei dem sie zur „Bloggerin des Jahres“ wurde, ein Titel, der jenseits der Szene in etwa so bedeutend ist wie Spargelkönigin von Adelshausen. Am Tag davor lernte ich im Grosz eine durchaus unterhaltsame Frau kennen, die nicht wirklich zur Darstellung passt, sie würde ganz in einer jüdischen Familiengeschichte aufgehen. Was sie erzählte – und wir redeten über Gott und die Welt und darüber, dass die Tarte Tatin hier nur ein gebratener Apfel, aber keine Tarte Tatin war, und dass es dem Ober hoch anzurechnen ist, dass er Damen korrekt aus dem Mantel hilft – war schlüssig und, oberflächlich betrachtet, in sich kongruent. Man sehe mir nach, dass ich zwar als Journalist kritisch, aber als Privatmensch wohlwollend bin: Ich will einen schönen Abend und nicht nach der Verabschiedung googeln, was ich alles so herausfinden kann. Extravagente Geschichten über Partner beispielsweise nehme ich einfach so hin: Man wird da oft angelogen, sei es, weil die betreffende Frau damit klar machen will, sie sei vergeben und an Sex nicht interessiert (dem Vernehmen nach soll Angraberei bei Twitterbekanntschaften ein erhebliches Problem sein), sei es, weil eine gewisse Beschönigung der eigenen Beziehung nun mal dazu gehört. Man hat bei Twitterleuten schon fliegende Beziehungswechsel gesehen, da bleibt einem der Mund offen stehen, an so einem Sinneswandel wäre beinahe einmal ein Grossprojekt gescheitert. Wie auch immer, sie konnte so eloquent erzählen, wie sie auch schrieb, und ein anderer Verdacht, der nicht nur bei ihr ab und zu im Raum stand – das Blog sei gar nicht von einer Frau verfasst – war damit ausgeräumt. Damals gab es noch die grosszügige Regelung, dass ich Gastautoren bei der FAZ einladen konnte: Ich habe ihr das gesagt. Sie bedankte sich für das Angebot und kam nie mehr darauf zurück.
Das zweite Treffen war nach dem Goldenen Blogger, bei dem es, höflich gesagt, nicht nur schöne Szenen gab. Manche Teilnehmer sind langjährige frühere Bekannte, die sich auf der Veranstaltung mehr oder weniger offen von mir distanzieren wollten, und – das ist jetzt eine Ironie der Geschichte: eine Anwesende erzählte ihr eine sehr negative Geschichte über mein angeblich früheres Verhalten, das die gleiche Anwesende mir selbst auch schon einmal über einen anderen Bekannten erzählt hatte. Eine Moderatorin einer Sendung von Funk rief zu meiner Person ein sehr unschönes Wort in den Raum, und generell fühlte sich die Frau, die als durchtriebene Öffentlichkeitsarbeiterin in eigener Sache dargestellt wurde, eher abgeschreckt von Neid und Missgunst in dieser Szene. Sie hat das gespürt, was auch ansonsten offensichtlich war: Manche fanden ihre Arbeit toll und bewunderten die Beharrlichkeit, mit der sie an den damals in der Türkei inhaftierten Deniz Yücel jeden Tag eine Postkarte schrieb. Andere hielten sich für besser und wären gern Preisträger anstelle der Preisträgerin geworden. Bloggen ist, das darf ich als Angehöriger der Szene sagen, ein entsetzlicher Sumpf der Eitelkeiten mit sehr vielen Protagonisten, die ein deutlich überpositives Bild von sich selbst haben: Für einen Aussenseiter kann das, zusammen mit dem Marketing der Veranstaltung, durchaus eine abschreckende Wirkung haben. Ansonsten sprachen wir vor allem darüber, ob man mit Rechten reden dürfte, oder nicht.
Danach wären ihr alle Tore offen gestanden, zumal sie die fraglos richtigen Einstellungen hatte: Zu Flüchtlingen, zur Migration, zum Tempolimit, und bei der Gelegenheit sind wir auch öffentlich im Netz zusammengerumpelt, weil ich nun mal gern die Möglichkeit habe, schnell zu fahren, und sie wenig begeistert von meiner Sportwagenliebe war. Was ich damit ausdrücken will: Sie hat sich bei mir nicht angebiedert. Sie hat auch sonst nach meinem Wissen keine Journalisten gedrängt, ihre Geschichten zu nehmen. Sie drängte nicht nach vorne, sie zeigte auch recht offen einen gewissen Widerwillen gegen tagesaktuelle Publizistik. In einem Metier, in dem jeder denkt, er hätte Anrecht auf einen Leitartikel oder wenigstens eine gebührenfinanzierte Lebensversorgung, war die Haltung eher ungewöhnlich. Von irgendwelchen Unterlagen bei Yad Vashem war nie die Rede. Da war einfach eine offene, wohlerzogene und zuvorkommende Frau, die eher behutsam in Bekanntschaften ging und sehr aufmerksam war, und mitfühlend sein konnte. Das ist nicht nur mein Eindruck, sondern auch der von anderen Bloggern, die sie näher kannten. Stolz war sie natürlich auch – auf ihre Stelle in Irland und darauf, dass sie mit dem abseitigen Thema „Kunstgeschichte als Brotbelag“ einen Internethit gelandet hat, auf den viele Agenturen lange warten müssten.
Zurückblickend habe ich die vage Vermutung, dass sich diese Frau mit dem Erfolg im letzten Jahr von den alten – wie wir heute wissen – Erfindungen frei geschrieben hat, vielleicht, weil sie gemerkt hat, dass sie auch ohne diesen Kontext gut ankommt und neu beginnen kann – der mutmasslich erfundene Tod des irischen Freundes mag ein Hinweis sein. Sie hatte ein erhebliches literarisches Talent und vielleicht inzwischen auch eines für Wahrheiten, und wenn es die Causa Relotius nicht gegeben hätte, und nicht diese erfundene Flüchtlingsaufklärung in Ostdeutschland, die andere Medien verbreiteten, hätte man das alles in etwa so sehen können: Einsame Frau mit Borderlinetendenz, die sich in Irland nicht wohlfühlt, erfindet sich eine Biographie und Familiengeschichte, um sich interessant zu machen, wird in einer wenig relevanten Szene bekannt und will aus naheliegenden Gründen nicht, dass ihr angesichts erster eigener Erfolge die alten Konstrukte um die Ohren fliegen. Natürlich ist das unschön, aber eine andere Dimension als Relotius, der wirklich nach vorne wollte. Was der Spiegel mit Trophäenbild, Skandalisierung, zweisprachigem Artikel und Konzentration auf zwei brisante Punkte – Familiengeschichte und Flüchtlingshilfe - daraus gemacht hat, ist etwas ganz anderes. Knallharte Aufklärung sollte das sein, nachdem der Spiegel das in eigener Sache wegen Relotius selbst machen musste. Es war die Zerstörung der Reputation, eine internationale Vorführung der Person, die zur einer der wichtigsten Bloggerfiguren gemacht wurde, weiter zum Shitstorm im Netz, natürlich auch Diskreditierung der Bloggerszene, gefolgt vom der panischen Aberkennung eines völlig irrelevanten Preises durch die Veranstalter, Panikreaktionen bei der Betroffenen, Versuche, das Uneinfangbare noch einmal einzufangen, und dann das Verstummen gegenüber Bekannten, die bei ihr nachfragtren. Und jetzt ist sie nach Angaben der Irish Times gestorben.
Es kann immer mal passieren, dass man jemanden auf dem ganz falschen Fuss erwischt. Ein ehemaliger Internetunternehmer wirft mir vor, ich hätte ihn bei Dotcomtod nahe an den Selbstmord gebracht – dabei habe ich die Meldung zu seiner Firma gar nicht geschrieben. Ich habe mal sehr banal über einen Hashtag geschrieben, den zwei Personen aufbrachten – die eine hat ihn zuerst erwähnt, aber die andere hat ihn gross gemacht. Weil ich das so beschrieb, hat die Ersterwähnerin einen Feldzug gegen mich gestartet und versucht, die Medien auf mich zu hetzen, weil ich Schuld an ihrer desolaten psychischen Verfassung sei. Später versuchte sie, ein anderes Portal auch noch zu verklagen. Erst vor ein paar Wochen wurde mir bekannt, dass eine Gastautorin bei der FAZ, die damals vor Selbstbewusstsein nur so strotzte, in Wirklichkeit wohl eine schwere Krise hatte, die mit ein Grund für ein öffentliches und später juristisches Ausrasten gewesen sein mag. Man kann in die Menschen nicht hinein schauen, und im Internet ist es nochmal deutlich schwerer als im echten Leben. Ich habe aus meinen Fehlern insofern gelernt, als dass ich für niemanden den Kopf mehr hinhalte und nur noch mein eigenes Ding mache. Aber nichts davon kann man mit dem vergleichen, was der Spiegel da mit der – meines Erachtens – Privatperson MlleReadOn gemacht hat. Alle, mit denen ich darüber gesprochen habe, hatten Angst, „sie könnte sich etwas antun“. Alle haben das gefühlt. Der Spiegel hatte die Fakten, aber kein Gefühl.
(Kommentare geschlossen)
Was ist eine dagegen von Bundesministern und Medien unterstützte Aktion? Etwa, wenn sich nach dem gleichen Köln intersektionelle Feministinnen zusammentun und die Aktion „Ausnahmslos“ gründen, bei der dann prompt radikale Figuren wie Angela Davis und Judith Butler unterschreiben, und die behauptet, Übergriffe seien ein männliches Problem, weshalb man über Männer und nicht über die Herkunft reden sollte. Das wurde in führenden Medien so weitergereicht, kein jubelnder Journalist hat sich bislang davon distanziert, die skandalöse Umdeutung eines Massenverbrechens zugunsten der versagenden Regierung gilt bis heute als Wahrheit.
Als Wahrheit kann man in den gleichen Medien, die sich heute von der Fake News der erfundenen Sexualaufklärung distanzieren, nachlesen, dass die geöffneten Grenzen zu einem kleinen Wirtschaftswunder führen könnten, die Flüchtlinge dereinst die Renten zahlen würden, Migranten nicht krimineller als Deutsche in der gleichen sozialen Lage wären, und letztlich sogar mitunter, als sich das alles so nicht manifestierte, dass es gar keine Grenzöffnung gegeben habe. Die fraglichen Autoren/Aktivisten durften Vorträge halten und in Ministerien arbeiten, wurden bei Stiftungen herumgereicht und hielten bei der Re:Publica umjubelte Reden. Ich habe damals dagegen angeschrieben und wurde dafür recht hart angegangen, und wenn ich etwas aus dieser Zeit gelernt habe, dann ist es das: Wenn nur genügend Leute so dreist lügen, wie es den Herrschenden gefällt, gibt es keine Selbstreinigungskraft, die Lügen später richtig zu stellen. Was es dagegen gibt, ist das Statuieren von Exempeln, um sich zu reinigen, wenn es nicht anders geht. Beispielsweise am Fälscher Claas Relotius. Und an einer Frau, die weitgehend andere Sichtweisen als ich hatte, und, wenn man es nüchtern betrachtet, lediglich eine in der Szene mittelbekannte Bloggerin gewesen ist.
Diese Frau lernte ich nach einem Beitrag über die Stiftung von Anetta Kahane – eine Person, die nach ihrer Zeit als Stasi-IM heute als Menscherechtsaktivistin bei Wikipedia neu erfunden wurde - im Internet kennen, als jemand ihr Blog in den Kommentaren verlinkte. Ich habe wie viele andere den Beitrag dann auch verbreitet, sie mailte mich an, und so kamen wir ins Gespräch. Über Loden; genau genommen begann es mit Lodenkleidung, die bei uns ab und zu bei speziellen Terminen gebraucht verkauft wird. Sie sagte, sie wünschte sich einen Lodenmantel für das raue Klima in Irland, und ich hatte das Glück, ein paar hübsche Damenmäntel zu finden und ihr zu schicken. Von da an ging es eben so, wie es meistens geht, wenn Blogger einander etwas besser kennen: Die jeweiligen Blogs traten in den Hintergrund, man sprach mehr miteinander. Das ging so weit, dass ich überhaupt nicht bemerkte, wie sie unter anderem Namen Artikel über ihren angeblichen Sexualaufklärungunterricht schrieb. Ich wusste davon aus den Mails, aber nur sehr am Rande. Und so sehr ich auch nachdenke: Das Thema Judentum kam nur marginal vor.
Dafür sprachen wir oft über Thomas Mann und darüber, dass er an meinem Wohnort seine Sommerfrische abhielt, und auch etliche Bücher schrieb – Herr und Hund zum Beispiel versteht man nur, wenn man hier die Landschaft kennt. Man kann auf den Spuren der Familie Mann den Hirschberg besteigen und seine Aufenthaltsorte in Bad Tölz besichtigen. Man fühlt bei uns tatsächlich noch etwas das Flair des frühen 20. Jahrhunderts. Ich habe sie eingeladen, hierher zu kommen, und zu verweilen, wie man das halt so macht, wenn man den Eindruck hat, der andere würde vielleicht gern kommen, mag das aber nicht artikulieren: Die Frau, die in einem Beitrag des Spiegels als Fälscherin mit Drang nach öffentlicher Anerkennung dargestellt wird, war mir gegenüber eher schüchtern, eindeutig dezent, sehr wohlerzogen und mit dem rücksichtsvollen Verhalten gesegnet, das einen annehmen lassen kann, ein Besuch wäre sicher eine nette Sache. Nur bräuchte sie halt noch einen freundlichen Stups. Es hat sich zeitlich nicht ergeben, die Einladung jedoch stand für diesen Sommer.
Getroffen haben wir uns trotzdem, und zwar im Januar 2018 in Berlin. Zwei mal, und wie es der Zufall haben will, einen Tag vor und einen Tag nach der Verleihung des Goldenen Bloggers, bei dem sie zur „Bloggerin des Jahres“ wurde, ein Titel, der jenseits der Szene in etwa so bedeutend ist wie Spargelkönigin von Adelshausen. Am Tag davor lernte ich im Grosz eine durchaus unterhaltsame Frau kennen, die nicht wirklich zur Darstellung passt, sie würde ganz in einer jüdischen Familiengeschichte aufgehen. Was sie erzählte – und wir redeten über Gott und die Welt und darüber, dass die Tarte Tatin hier nur ein gebratener Apfel, aber keine Tarte Tatin war, und dass es dem Ober hoch anzurechnen ist, dass er Damen korrekt aus dem Mantel hilft – war schlüssig und, oberflächlich betrachtet, in sich kongruent. Man sehe mir nach, dass ich zwar als Journalist kritisch, aber als Privatmensch wohlwollend bin: Ich will einen schönen Abend und nicht nach der Verabschiedung googeln, was ich alles so herausfinden kann. Extravagente Geschichten über Partner beispielsweise nehme ich einfach so hin: Man wird da oft angelogen, sei es, weil die betreffende Frau damit klar machen will, sie sei vergeben und an Sex nicht interessiert (dem Vernehmen nach soll Angraberei bei Twitterbekanntschaften ein erhebliches Problem sein), sei es, weil eine gewisse Beschönigung der eigenen Beziehung nun mal dazu gehört. Man hat bei Twitterleuten schon fliegende Beziehungswechsel gesehen, da bleibt einem der Mund offen stehen, an so einem Sinneswandel wäre beinahe einmal ein Grossprojekt gescheitert. Wie auch immer, sie konnte so eloquent erzählen, wie sie auch schrieb, und ein anderer Verdacht, der nicht nur bei ihr ab und zu im Raum stand – das Blog sei gar nicht von einer Frau verfasst – war damit ausgeräumt. Damals gab es noch die grosszügige Regelung, dass ich Gastautoren bei der FAZ einladen konnte: Ich habe ihr das gesagt. Sie bedankte sich für das Angebot und kam nie mehr darauf zurück.
Das zweite Treffen war nach dem Goldenen Blogger, bei dem es, höflich gesagt, nicht nur schöne Szenen gab. Manche Teilnehmer sind langjährige frühere Bekannte, die sich auf der Veranstaltung mehr oder weniger offen von mir distanzieren wollten, und – das ist jetzt eine Ironie der Geschichte: eine Anwesende erzählte ihr eine sehr negative Geschichte über mein angeblich früheres Verhalten, das die gleiche Anwesende mir selbst auch schon einmal über einen anderen Bekannten erzählt hatte. Eine Moderatorin einer Sendung von Funk rief zu meiner Person ein sehr unschönes Wort in den Raum, und generell fühlte sich die Frau, die als durchtriebene Öffentlichkeitsarbeiterin in eigener Sache dargestellt wurde, eher abgeschreckt von Neid und Missgunst in dieser Szene. Sie hat das gespürt, was auch ansonsten offensichtlich war: Manche fanden ihre Arbeit toll und bewunderten die Beharrlichkeit, mit der sie an den damals in der Türkei inhaftierten Deniz Yücel jeden Tag eine Postkarte schrieb. Andere hielten sich für besser und wären gern Preisträger anstelle der Preisträgerin geworden. Bloggen ist, das darf ich als Angehöriger der Szene sagen, ein entsetzlicher Sumpf der Eitelkeiten mit sehr vielen Protagonisten, die ein deutlich überpositives Bild von sich selbst haben: Für einen Aussenseiter kann das, zusammen mit dem Marketing der Veranstaltung, durchaus eine abschreckende Wirkung haben. Ansonsten sprachen wir vor allem darüber, ob man mit Rechten reden dürfte, oder nicht.
Danach wären ihr alle Tore offen gestanden, zumal sie die fraglos richtigen Einstellungen hatte: Zu Flüchtlingen, zur Migration, zum Tempolimit, und bei der Gelegenheit sind wir auch öffentlich im Netz zusammengerumpelt, weil ich nun mal gern die Möglichkeit habe, schnell zu fahren, und sie wenig begeistert von meiner Sportwagenliebe war. Was ich damit ausdrücken will: Sie hat sich bei mir nicht angebiedert. Sie hat auch sonst nach meinem Wissen keine Journalisten gedrängt, ihre Geschichten zu nehmen. Sie drängte nicht nach vorne, sie zeigte auch recht offen einen gewissen Widerwillen gegen tagesaktuelle Publizistik. In einem Metier, in dem jeder denkt, er hätte Anrecht auf einen Leitartikel oder wenigstens eine gebührenfinanzierte Lebensversorgung, war die Haltung eher ungewöhnlich. Von irgendwelchen Unterlagen bei Yad Vashem war nie die Rede. Da war einfach eine offene, wohlerzogene und zuvorkommende Frau, die eher behutsam in Bekanntschaften ging und sehr aufmerksam war, und mitfühlend sein konnte. Das ist nicht nur mein Eindruck, sondern auch der von anderen Bloggern, die sie näher kannten. Stolz war sie natürlich auch – auf ihre Stelle in Irland und darauf, dass sie mit dem abseitigen Thema „Kunstgeschichte als Brotbelag“ einen Internethit gelandet hat, auf den viele Agenturen lange warten müssten.
Zurückblickend habe ich die vage Vermutung, dass sich diese Frau mit dem Erfolg im letzten Jahr von den alten – wie wir heute wissen – Erfindungen frei geschrieben hat, vielleicht, weil sie gemerkt hat, dass sie auch ohne diesen Kontext gut ankommt und neu beginnen kann – der mutmasslich erfundene Tod des irischen Freundes mag ein Hinweis sein. Sie hatte ein erhebliches literarisches Talent und vielleicht inzwischen auch eines für Wahrheiten, und wenn es die Causa Relotius nicht gegeben hätte, und nicht diese erfundene Flüchtlingsaufklärung in Ostdeutschland, die andere Medien verbreiteten, hätte man das alles in etwa so sehen können: Einsame Frau mit Borderlinetendenz, die sich in Irland nicht wohlfühlt, erfindet sich eine Biographie und Familiengeschichte, um sich interessant zu machen, wird in einer wenig relevanten Szene bekannt und will aus naheliegenden Gründen nicht, dass ihr angesichts erster eigener Erfolge die alten Konstrukte um die Ohren fliegen. Natürlich ist das unschön, aber eine andere Dimension als Relotius, der wirklich nach vorne wollte. Was der Spiegel mit Trophäenbild, Skandalisierung, zweisprachigem Artikel und Konzentration auf zwei brisante Punkte – Familiengeschichte und Flüchtlingshilfe - daraus gemacht hat, ist etwas ganz anderes. Knallharte Aufklärung sollte das sein, nachdem der Spiegel das in eigener Sache wegen Relotius selbst machen musste. Es war die Zerstörung der Reputation, eine internationale Vorführung der Person, die zur einer der wichtigsten Bloggerfiguren gemacht wurde, weiter zum Shitstorm im Netz, natürlich auch Diskreditierung der Bloggerszene, gefolgt vom der panischen Aberkennung eines völlig irrelevanten Preises durch die Veranstalter, Panikreaktionen bei der Betroffenen, Versuche, das Uneinfangbare noch einmal einzufangen, und dann das Verstummen gegenüber Bekannten, die bei ihr nachfragtren. Und jetzt ist sie nach Angaben der Irish Times gestorben.
Es kann immer mal passieren, dass man jemanden auf dem ganz falschen Fuss erwischt. Ein ehemaliger Internetunternehmer wirft mir vor, ich hätte ihn bei Dotcomtod nahe an den Selbstmord gebracht – dabei habe ich die Meldung zu seiner Firma gar nicht geschrieben. Ich habe mal sehr banal über einen Hashtag geschrieben, den zwei Personen aufbrachten – die eine hat ihn zuerst erwähnt, aber die andere hat ihn gross gemacht. Weil ich das so beschrieb, hat die Ersterwähnerin einen Feldzug gegen mich gestartet und versucht, die Medien auf mich zu hetzen, weil ich Schuld an ihrer desolaten psychischen Verfassung sei. Später versuchte sie, ein anderes Portal auch noch zu verklagen. Erst vor ein paar Wochen wurde mir bekannt, dass eine Gastautorin bei der FAZ, die damals vor Selbstbewusstsein nur so strotzte, in Wirklichkeit wohl eine schwere Krise hatte, die mit ein Grund für ein öffentliches und später juristisches Ausrasten gewesen sein mag. Man kann in die Menschen nicht hinein schauen, und im Internet ist es nochmal deutlich schwerer als im echten Leben. Ich habe aus meinen Fehlern insofern gelernt, als dass ich für niemanden den Kopf mehr hinhalte und nur noch mein eigenes Ding mache. Aber nichts davon kann man mit dem vergleichen, was der Spiegel da mit der – meines Erachtens – Privatperson MlleReadOn gemacht hat. Alle, mit denen ich darüber gesprochen habe, hatten Angst, „sie könnte sich etwas antun“. Alle haben das gefühlt. Der Spiegel hatte die Fakten, aber kein Gefühl.
(Kommentare geschlossen)
donalphons, 05:37h
... link
: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Mittwoch, 19. September 2012
7 goldene Regeln für Bella
1. Nur Butter. NIE Margarine.
2. Es gibt selten einen Schaden, wo nicht ein Nutzen dabei ist.
3. Gerade Strecken sind menschlich, aber Kurven sind göttlich (u,a. dazu auch jeder Alpenpass, jeder offene Sportwagen und Regel 1)
4. Ab einem gewissen Zeitpunkt macht einem das Altwerden weniger aus als die Vorstellung, nicht alt zu werden.
5. Gesundheit ist das Wichtigste.
6. Unterschätze nie die regionalen Unterschiede. Wir sind so vernetzt, reden heute mit Hamburg und morgen mit Dresden: Wir glauben, das geht. Aber es kann enorm schwer werden, auf lange Sicht und grosse Nähe.
7. Optimieren ist nur vertetbar, wenn der Aufwand in einem sinnvoilen Verhältnis zu den Möglichkeiten steht. Und sich anzutreiben, indem man den bestehenden Zustand schlechter redet, als er ist, lässt einen manchmal im Abgrund zwischen dem Erreichten und dem Erwarteten zurück.
Alles Gute!
2. Es gibt selten einen Schaden, wo nicht ein Nutzen dabei ist.
3. Gerade Strecken sind menschlich, aber Kurven sind göttlich (u,a. dazu auch jeder Alpenpass, jeder offene Sportwagen und Regel 1)
4. Ab einem gewissen Zeitpunkt macht einem das Altwerden weniger aus als die Vorstellung, nicht alt zu werden.
5. Gesundheit ist das Wichtigste.
6. Unterschätze nie die regionalen Unterschiede. Wir sind so vernetzt, reden heute mit Hamburg und morgen mit Dresden: Wir glauben, das geht. Aber es kann enorm schwer werden, auf lange Sicht und grosse Nähe.
7. Optimieren ist nur vertetbar, wenn der Aufwand in einem sinnvoilen Verhältnis zu den Möglichkeiten steht. Und sich anzutreiben, indem man den bestehenden Zustand schlechter redet, als er ist, lässt einen manchmal im Abgrund zwischen dem Erreichten und dem Erwarteten zurück.
Alles Gute!
donalphons, 01:49h
... link (0 Kommentare) ... comment
: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Dienstag, 21. Februar 2012
Rekordpreise
Ich habe seit gut einem Monat nicht mehr getankt, und gefahren bin ich vielleicht zwei mal.
Bis ich dort bin, wo ich hin muss - momentan könnte man mich als Pendler bezeichnen - wäre es im Auto immer noch kalt, und ich könnte mich kaum bewegen.
Klarer Vorteil für die Räder. Ausserdem sitze ich ohnehin zu viel in Räumen. Mir fehlt es an Bewegung.
Und obendrein ist der Benzinpreis auf dem Rekordstand, weil man sich im Mittleren Osten nicht grün und geheuer ist. Das nutzt man aus, wie man kann, wenn man Spekulant ist.
Aber so kommt das dann, dass ein Monat nicht fahren allein durch die Benzinkosten schon wieder die Anschaffung eines wintertauglichen Rades erlaubt.
Das natürlich auch für Bewegung sorgt. Beim Aufbau, dann bei der Pflicht und dann bei den kleinen Freuden in diesem schrägen Winter.
Autofahren - viel und weit - werde ich schliesslich wieder bald genug, zuerst über die Berge und dann in Italien.
Denn nicht nur das Grün kommt zurück, und das satte Blau des Himmels, sondern auch die Pollen. Ich merke das jetz schon, wenn andere noch verzückt Händchen halten und an das blaue Band glauben.
Und weil das so ist, muss man schon beizeiten die Reiseutensilien einkaufen - da kommt gerade eines mit Herrmes aus dem Norden des Landes.
Gewissermassen das Geburtstagsgeschenk für dieses Blog, dann auch für mich (verspätet) und letztlich das, womit ich in Mantua eisern weitersparen will:
Und damit kopple ich mich dann ab von Petrolfirmen und Persern und Bedrohungsszenarien. Sollen sie doch mit dem Öl tun, was sie wollen - zur Not öle ich mein neues Colnago mit Olivenöl.
Allerdings bin ich damit wohl allein: Auf der Ringstrasse wird gerast, als gäbe es kein Morgen. Die müssen aber viel Geld haben, sage ich mir, oder keine Ernestos.
Man wird sehen, wie und wann das alles endet, und mit welcher Art von Krieg. Aber mir kann es dann eigentlich egal sein, in Mantua, bald.
Bis ich dort bin, wo ich hin muss - momentan könnte man mich als Pendler bezeichnen - wäre es im Auto immer noch kalt, und ich könnte mich kaum bewegen.
Klarer Vorteil für die Räder. Ausserdem sitze ich ohnehin zu viel in Räumen. Mir fehlt es an Bewegung.
Und obendrein ist der Benzinpreis auf dem Rekordstand, weil man sich im Mittleren Osten nicht grün und geheuer ist. Das nutzt man aus, wie man kann, wenn man Spekulant ist.
Aber so kommt das dann, dass ein Monat nicht fahren allein durch die Benzinkosten schon wieder die Anschaffung eines wintertauglichen Rades erlaubt.
Das natürlich auch für Bewegung sorgt. Beim Aufbau, dann bei der Pflicht und dann bei den kleinen Freuden in diesem schrägen Winter.
Autofahren - viel und weit - werde ich schliesslich wieder bald genug, zuerst über die Berge und dann in Italien.
Denn nicht nur das Grün kommt zurück, und das satte Blau des Himmels, sondern auch die Pollen. Ich merke das jetz schon, wenn andere noch verzückt Händchen halten und an das blaue Band glauben.
Und weil das so ist, muss man schon beizeiten die Reiseutensilien einkaufen - da kommt gerade eines mit Herrmes aus dem Norden des Landes.
Gewissermassen das Geburtstagsgeschenk für dieses Blog, dann auch für mich (verspätet) und letztlich das, womit ich in Mantua eisern weitersparen will:
Und damit kopple ich mich dann ab von Petrolfirmen und Persern und Bedrohungsszenarien. Sollen sie doch mit dem Öl tun, was sie wollen - zur Not öle ich mein neues Colnago mit Olivenöl.
Allerdings bin ich damit wohl allein: Auf der Ringstrasse wird gerast, als gäbe es kein Morgen. Die müssen aber viel Geld haben, sage ich mir, oder keine Ernestos.
Man wird sehen, wie und wann das alles endet, und mit welcher Art von Krieg. Aber mir kann es dann eigentlich egal sein, in Mantua, bald.
donalphons, 00:44h
... link (31 Kommentare) ... comment
: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Montag, 24. März 2008
Der weisse Raum
(Zweierlei:
Vielleicht werde ich alt, aber in letzter Zeit verspüre ich eine Ablehnung des Englischen in mir. Eigentlich wollte ich diesen Beitrag mit "The White Room" überschreiben, was ganz hübsch zum eigentlichen Konzepts des Musikmeilensteins von The KLF gepasst hätte. Aber ich weiss nicht. Seit ein paar Jahren denke ich mir bei solchen Gelegenheiten häufig, dass es doch auch in Deutsch gehen muss. Seit auf von mir frequentierten Webseiten des englischen Sprachraums gerne Begriffe mit einem vorangestellten "Uber-" aufgebohrt werden, hat sich diese meine Neigung verstärkt, denn wenn das Englische, reflexiv betrachtet, genauso peinlich ankommt, ist es wahrlich nicht schön.)
(Und dann wollte ich eigentlich noch etwas anderes schreiben, aber nach 21 Stunden Arbeit und ein paar schlechten Stunden Schlaf hat es gestern nur noch zum offline speichern dieses Beitrags mit einem Platzhalter gereicht. Und als ich vorhin obiges Photo bearbeitet habe, konnte ich den Text nicht mehr niederlegen. Es passt nicht. Ich habe das Bild mit einer anderen Intention aufgenommen, als derjenigen, die es darzustellen beliebt hat. Denn wenn man genau hinsieht, zeigt sich, wie sich die Kunstfigur des Autors in die Realität gedrängelt hat. Stuck, alte Möbel, Parkett, das teilen wir, wie auch die Neigung, den Raum später nicht weiss zu lassen. Was ich aber ganz sicher nicht tun würde, einfach um so einem entsetzlich klischeehaften Eindruck zu vermeiden, wäre der in ökonomisch postapokalyptischen Zeiten vorgenommene Transport von Pinseln und Rollen zum Tegernsee in der nächstbesten Papiertüte, die in diesem Fall von Theresa. - was sonst - stammen würde. Don Alphonso würde jetzt sagen, was sollte er denn bitte tun, das liegt nun mal in diesem Clan im Keller rum, die Tüten taugen was, und Alditüten habe er nun mal nicht. Tatsächlich aber habe ich, wie es nun mal meine Marotte ist, aus Sparsamkeits- und Raumkenntnisgründen, denn ich liebe es, mein Orientierungsgefühl durch das sichere Gehen und Finden in dunklen Räumen stets unter Beweis zu stellen, das Licht nicht eingeschaltet und die erste, feste Tasche genommen, die ich in der Dämmerung ertasten konnte, und so kommt es dann, dass ich beim Umzug an den Tegernsee tatsächlich mein Werkzeug in einer Tüte transportiere, die etwas über Don Alphonso und seinen Zugang zu dieser Welt erzählen könnte, das auf mich ganz sicher nicht zutrifft. Leider ist Don Alphonso etwas, das mir ab und zu passiert, und auf Grundlage dieser Treffen kann ich ihn auch schreiben. Ohne er zu sein, und dann schreibe ich Dinge wie:)
Fast geschafft! Und wenn ich fertig bin, muss ich zu Frau S. runter an das Südende, ich bin nämlich zum Tee eingeladen, und vorher fahre ich noch in Bad Wiessee vorbei, da ist Antikmarkt in der Wandelhalle, weil, ich hätt natürlich noch ein Demi Lune daheim, aber das möcht ich nicht hergeben, und Stehlamperl bräuchte ich auch noch.
Vielleicht werde ich alt, aber in letzter Zeit verspüre ich eine Ablehnung des Englischen in mir. Eigentlich wollte ich diesen Beitrag mit "The White Room" überschreiben, was ganz hübsch zum eigentlichen Konzepts des Musikmeilensteins von The KLF gepasst hätte. Aber ich weiss nicht. Seit ein paar Jahren denke ich mir bei solchen Gelegenheiten häufig, dass es doch auch in Deutsch gehen muss. Seit auf von mir frequentierten Webseiten des englischen Sprachraums gerne Begriffe mit einem vorangestellten "Uber-" aufgebohrt werden, hat sich diese meine Neigung verstärkt, denn wenn das Englische, reflexiv betrachtet, genauso peinlich ankommt, ist es wahrlich nicht schön.)
(Und dann wollte ich eigentlich noch etwas anderes schreiben, aber nach 21 Stunden Arbeit und ein paar schlechten Stunden Schlaf hat es gestern nur noch zum offline speichern dieses Beitrags mit einem Platzhalter gereicht. Und als ich vorhin obiges Photo bearbeitet habe, konnte ich den Text nicht mehr niederlegen. Es passt nicht. Ich habe das Bild mit einer anderen Intention aufgenommen, als derjenigen, die es darzustellen beliebt hat. Denn wenn man genau hinsieht, zeigt sich, wie sich die Kunstfigur des Autors in die Realität gedrängelt hat. Stuck, alte Möbel, Parkett, das teilen wir, wie auch die Neigung, den Raum später nicht weiss zu lassen. Was ich aber ganz sicher nicht tun würde, einfach um so einem entsetzlich klischeehaften Eindruck zu vermeiden, wäre der in ökonomisch postapokalyptischen Zeiten vorgenommene Transport von Pinseln und Rollen zum Tegernsee in der nächstbesten Papiertüte, die in diesem Fall von Theresa. - was sonst - stammen würde. Don Alphonso würde jetzt sagen, was sollte er denn bitte tun, das liegt nun mal in diesem Clan im Keller rum, die Tüten taugen was, und Alditüten habe er nun mal nicht. Tatsächlich aber habe ich, wie es nun mal meine Marotte ist, aus Sparsamkeits- und Raumkenntnisgründen, denn ich liebe es, mein Orientierungsgefühl durch das sichere Gehen und Finden in dunklen Räumen stets unter Beweis zu stellen, das Licht nicht eingeschaltet und die erste, feste Tasche genommen, die ich in der Dämmerung ertasten konnte, und so kommt es dann, dass ich beim Umzug an den Tegernsee tatsächlich mein Werkzeug in einer Tüte transportiere, die etwas über Don Alphonso und seinen Zugang zu dieser Welt erzählen könnte, das auf mich ganz sicher nicht zutrifft. Leider ist Don Alphonso etwas, das mir ab und zu passiert, und auf Grundlage dieser Treffen kann ich ihn auch schreiben. Ohne er zu sein, und dann schreibe ich Dinge wie:)
Fast geschafft! Und wenn ich fertig bin, muss ich zu Frau S. runter an das Südende, ich bin nämlich zum Tee eingeladen, und vorher fahre ich noch in Bad Wiessee vorbei, da ist Antikmarkt in der Wandelhalle, weil, ich hätt natürlich noch ein Demi Lune daheim, aber das möcht ich nicht hergeben, und Stehlamperl bräuchte ich auch noch.
donalphons, 00:31h
... link (8 Kommentare) ... comment
: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Dienstag, 23. Mai 2006
900 Tage Rebellen ohne Markt
Liebe Leser, stellt Euch schon mal seelisch auf die Feiern zum Tag 1000 ein. Da wird einiges geboten sein, die Plaungen laufen schon, ich habe so ein paar Ideen, mal schaun, was geht.
donalphons, 00:09h
... link (9 Kommentare) ... comment
: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Donnerstag, 1. Juli 2004
In eigener Sache.
Liebe Leser,
wie Sie vielleicht wissen, setzt sich dieses Blog manchmal mit den Zerfallserscheinungen der sog. "68er" auseinander - die Original-68er sitzen oft auf Mallorca, ihre Nachfolger verzetteln sich im quasireligiösen Traumata, in Verfolgungswahn und totalitärem Sektierertum.
Wie Sie vielleicht auch wissen, fungiert der Autor dieses Blogs als Herausgeber eines Buches, dessen Co-Autorin Andrea Diener aus Frankfurt ist. Ich will gerne zugeben, dass ich in Bezug auf sie etwas - positiv - voreingenommen bin.
However, diese beiden Aspekte, von denen der erste hier vorgeführt und der zweite veröffentlicht werden sollte, sind im realen Leben aufeinandergekracht. In my humble opinion gibt es für das, was da in Frankfurt mit meiner Co-Autorin gemacht wird, nur einen Begriff: Hexenjagd. Man wirft ihr vor, dass eine von ihrer Initiative veranstaltete Lesung mit Thor Kunkel unkritisch gewesen sei - aber die AStA-Vorstände und ihre Unterstützer im Studentenparlament waren auf der öffentlichen Veranstaltung noch nicht mal anwesend, um ihre kritsche Haltung öffentlich zu machen. Die Vorwürfe lauten auf Revisionismus, Verhöhnung der Opfer des Nationalsozialismus - und zielen darauf ab, Andrea Diener und mit ihr alle Veranstalter der studentischen Kulturinitiative KuZ moralisch, brutal gesagt, fertig zu machen.
In den nächsten Stunden und Tagen wird einiges zu diesem Fall hier im Internet verfügbar gemacht; ich verweise auf die Berichterstattung hier:
Frankfurter Rundschau
Originalbericht zur Veranstaltung von Andrea Diener, aus der vom AStA Zitate gegenüber den Medien verfälscht zitiert wurden - und zwar so, dass der AStA gegenüber der Presse die Aussagen mündlich wieder zurückgezogen hat.
Die aktuelle Debatte bei Andrea Diener
Ein aktueller Kommentar im Höhereweltenblog und
der in Sachen Antisemitismus sicher unverdächtige Chuzpe.Blogger.de, der schon mal in einem Zitat zeigt, wes´ Geistes Kinder im Studentenparlament in Frankfurt die Mehrheit haben.
Edit: Hier ist noch einer. Für sowas liebe ich die Blogosphäre.
wie Sie vielleicht wissen, setzt sich dieses Blog manchmal mit den Zerfallserscheinungen der sog. "68er" auseinander - die Original-68er sitzen oft auf Mallorca, ihre Nachfolger verzetteln sich im quasireligiösen Traumata, in Verfolgungswahn und totalitärem Sektierertum.
Wie Sie vielleicht auch wissen, fungiert der Autor dieses Blogs als Herausgeber eines Buches, dessen Co-Autorin Andrea Diener aus Frankfurt ist. Ich will gerne zugeben, dass ich in Bezug auf sie etwas - positiv - voreingenommen bin.
However, diese beiden Aspekte, von denen der erste hier vorgeführt und der zweite veröffentlicht werden sollte, sind im realen Leben aufeinandergekracht. In my humble opinion gibt es für das, was da in Frankfurt mit meiner Co-Autorin gemacht wird, nur einen Begriff: Hexenjagd. Man wirft ihr vor, dass eine von ihrer Initiative veranstaltete Lesung mit Thor Kunkel unkritisch gewesen sei - aber die AStA-Vorstände und ihre Unterstützer im Studentenparlament waren auf der öffentlichen Veranstaltung noch nicht mal anwesend, um ihre kritsche Haltung öffentlich zu machen. Die Vorwürfe lauten auf Revisionismus, Verhöhnung der Opfer des Nationalsozialismus - und zielen darauf ab, Andrea Diener und mit ihr alle Veranstalter der studentischen Kulturinitiative KuZ moralisch, brutal gesagt, fertig zu machen.
In den nächsten Stunden und Tagen wird einiges zu diesem Fall hier im Internet verfügbar gemacht; ich verweise auf die Berichterstattung hier:
Frankfurter Rundschau
Originalbericht zur Veranstaltung von Andrea Diener, aus der vom AStA Zitate gegenüber den Medien verfälscht zitiert wurden - und zwar so, dass der AStA gegenüber der Presse die Aussagen mündlich wieder zurückgezogen hat.
Die aktuelle Debatte bei Andrea Diener
Ein aktueller Kommentar im Höhereweltenblog und
der in Sachen Antisemitismus sicher unverdächtige Chuzpe.Blogger.de, der schon mal in einem Zitat zeigt, wes´ Geistes Kinder im Studentenparlament in Frankfurt die Mehrheit haben.
Edit: Hier ist noch einer. Für sowas liebe ich die Blogosphäre.
donalphons, 13:14h
... link (12 Kommentare) ... comment
: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Montag, 7. Juni 2004
Da fällt mir ein:
Wie vermehren sich eigentlich ungefickte Brotspinnen?
donalphons, 22:39h
... link (31 Kommentare) ... comment
: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Samstag, 22. Mai 2004
Nachdem manche scheinbar wirklich glauben
dass die ganze Suma AG Story mitsamt ihrer 6-monatigen Vorgeschichte nur ein Marketing-Gag ist, stellen sich mir 2 Fragen:
1. Was kann man davon lernen? Könnte man sowas wirklich als Marketing-Gag machen? Und
2. Was für ein blödes Arschgesicht muss man eigentlich sein, wenn man einen anderen im Internet an den Pranger stellen will, und es so macht, dass es nur wie eine verdammt gute Werbemassnahme für den Gegner wirkt?
Was meinen Sie , Herr Klaus Moskob aka Peter Jung?
1. Was kann man davon lernen? Könnte man sowas wirklich als Marketing-Gag machen? Und
2. Was für ein blödes Arschgesicht muss man eigentlich sein, wenn man einen anderen im Internet an den Pranger stellen will, und es so macht, dass es nur wie eine verdammt gute Werbemassnahme für den Gegner wirkt?
Was meinen Sie , Herr Klaus Moskob aka Peter Jung?
donalphons, 00:41h
... link (1 Kommentar) ... comment
: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Samstag, 6. Dezember 2003
Don Alphonso
ist
: :Mitte 30 Inzwischen schon eher Mitte 40
ist nicht
: : real, nur ein Pseudonym
lebt
: : Hideout irgendwo in Bayern
: : München Maxvorstadt Nicht mehr seit 2006
: : Berlin Wedding Nicht mehr seit 2005
: : seit 2006 in einer sehr viel grösseren Wohnung an der Donau
: : seit 2008 in Gmund am Tegernsee
: : seit 2011 auch ein Viertel des Jahres in Mantua
macht
: : Journalismus
: : Bücher
: : 2003 Liquide
: : 2004 Doppelschlag:
: : Blogs! eine kleine Kampfschrift gegen die etablierten Medienmonopole
: : Rebellen ohne Markt: eine Schmähschrift über Tempo, New Economy und die Folgen wegen Schreibfaulheit gestrichen
liest
: : Giovanni Boccaccio
: : Pietro Aretino
: : Christine de Pizan
: : Francois Villon
: : Niccolo Machiavelli
: : Alain Renee Le Sage
: : Denis Diderot
: : Voltaire
: : Lorenzo da Ponte
: : Ambrose Bierce
: : Louis Aragon
: : Oskar Panizza
: : Lion Feuchtwanger
: : Kurt Tucholsky
: : Bert Brecht
: : Ilja Ehrenburg
: : Louise Brooks
: : Pitigrilli
: : Raymond Chandler
: : Evelyn Waugh
: : Ruth Westheimer
: :
ist nicht
: : real, nur ein Pseudonym
lebt
: : Hideout irgendwo in Bayern
: : seit 2006 in einer sehr viel grösseren Wohnung an der Donau
: : seit 2008 in Gmund am Tegernsee
: : seit 2011 auch ein Viertel des Jahres in Mantua
macht
: : Journalismus
: : Bücher
: : 2003 Liquide
: : 2004 Doppelschlag:
: : Blogs! eine kleine Kampfschrift gegen die etablierten Medienmonopole
liest
: : Giovanni Boccaccio
: : Pietro Aretino
: : Christine de Pizan
: : Francois Villon
: : Niccolo Machiavelli
: : Alain Renee Le Sage
: : Denis Diderot
: : Voltaire
: : Lorenzo da Ponte
: : Ambrose Bierce
: : Louis Aragon
: : Oskar Panizza
: : Lion Feuchtwanger
: : Kurt Tucholsky
: : Bert Brecht
: : Ilja Ehrenburg
: : Louise Brooks
: : Pitigrilli
: : Raymond Chandler
: : Evelyn Waugh
: : Ruth Westheimer
donalphons, 13:48h
... link (6 Kommentare) ... comment