: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Freitag, 4. April 2014

Bei Heuschnupfen werde ich immer besonders gemein

Und heute Nacht konnte nach einer langen Hochmoorwanderung nicht schlafen, vor lauter Husten und Japsen. In solchen Momenten geht es mir wie Boccaccio bei der 1348er Pest: Da schreibe ich dann Geschichten, die zu anderen Zeiten vielleicht ein wenig - naja - nicht ganz den Wunsch nach allgemeiner Harmonie erfüllen.

Lest es selbst in der FAZ, wie ich moderne Küchen mit neolithischen Wohnstallhäusern vergleiche, und im Kommentarblog, wo ich eine Antaffa so schreibe wie hier.

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Dienstag, 1. April 2014

Ich lach ja immer noch

Wir haben einen grünen Landrat.

Ab sofort kann man sich das ganze Gerede von den reaktionären Bayern, die auf ewig zur CSU verdammt sind, sparen. Wie man sieht, es reichen ein paar kleine Skandale - nach den alten Vorstellungen unter Strauss - völlig aus, um einen schwarzen Landkreis zu kippen.

Warum das so ist, das habe ich als ab jetzt Grün Regierter in der FAZ aufgeschrieben, und im Kommentarblog.

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Samstag, 29. März 2014

Hofschranzen stäupen

Anno 2000 wurde mir in Wien ein skeptisch hinter seiner Brille dreinschauender Mensch vorgstellt: Alfred Worm. Das war zu Zeiten der anhebenden Blau-Schwarzen Koalition Haider-Schüssel und natürlich bin ich dorthin gefahren, mit einem reichlich romantischen Bild der politischen Verhältnisse: Blau-Schwarz böse, der Rest nicht.

Dann sass ich einen Nachmittag mit Worm in einem Cafe, er erzählte ein wenig über soziales und asoziales Bauen in Wien, und das hat mir dann den Kopf zurechtgerückt. Danach wurden mir auch andere Leute vorgestellt, Ferrero-Waldner, Haider, Schüssel, Gusenbauer, einfach alle, und ich muss sagen: Danach kam mir Bayern wieder sehr demokratisch und fair vor. Und eigentlich sollte man ja immer, wenn man an SPD, Gewerkschaften und soziale Wohltaten denkt, auch die Neue Heimat und ihren Skandal nicht vergessen. Wahren Despotismus findet man immer noch viel im sog. sozialen Wohnungsbau, und auch, wenn es nicht immer so schlimm wie in Wien ist: Ich traue denen nicht. Aber ich lache natürlich herzlich, wenn dann eine Berliner Gentirfizierungsspezialistin ausgerechnet den Sumpf Wien als Vorbild hinstellt.

Das war dann der Anlass, mal etwas über die mitunter dreisten Forderungen und Initiativen zu schreiben, die dort selbstbereichernd und ihre Partikularinteressen durchsetzend Pseudosozialpolitik machen. Weil zahlen soll schon jemand, aber sie wollen alles und zwar sofort und umsonst sonst ist es unsozial. Vieles von dem, was da gerade in Berlin passiert, finde ich - nicht asozial, sondern sogar richtig feudal, schreibe ich in der FAZ und im Kommentarblog.

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Mittwoch, 26. März 2014

Und dann war ich noch einkaufen mit einer Frau

und es war nicht ganz einfach, die richtigen Antworten zu geben. Aber wie es so ist, was uns nicht umbringt, macht uns nur härter und nach all den umschifften Klippen habe ich etwas über den gesellschaftlichen Tod und Totschlag zu erzählen, in der FAZ und natürlich auch im Kommentarblog.

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Montag, 24. März 2014

C14H11Cl2NO2

hat mich soweit gebracht, dass ich wieder 9000 Zeichen durchtippen und online stellen kann, aber zuviel sollte man sich von meinen Überlegungen zum Separatismus in Europa bei der FAZ und im Kommentarblog nicht erwarten - besonders der Teil mit der Oligarchie erscheint mir ausbaufähig.

Am Rande - ich habe heute im Kontext mit "Hoodiejournalismus"



wieder viel Unsinn über die FAZ gelesen, namentlich genau von den üblichen Vollversagern, die an der gleichen Stelle wie ich jede Menge Chancen bekamen und dieselben dann Vollgas vor die Wand gesetzt haben, und zwar so, dass es nicht gerade eine Empfehlung für andere Medien war. Dass sowas rumläuft und die eigene Dummheit als Dialog im Netz ablässt, hilft mir wenigstens, mich trotz der sehr ungewohnten Dosis reinzuhängen. Ich will wenigstens, dass es gut ist, selbst wenn mir im Moment das Gefühl dafür leider fehlt.

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Samstag, 22. März 2014

Jemima Morrell, Miss Jemimas Journal

Dieses Buch wird allenthalben sehr gelobt, und von seiner Existenz wusste ich schon durch die SZ, bevor ich es leibhaftig bei den Neuerscheinungen sah. Es ist das Tagebuch einer jungen Britin, die im Sommer 1863 mit dem damals leibhaftigen Thomas Cook in die Schweiz fuhr. Es entsteht also genau zu dem Moment, da der Massentourismus über die Berge hereinbricht; noch ist die Schweiz oft arm und verschlossen, aber schon finden sich erste Luxushotels, Züge erleichtern die Anfahrt und die Bergführer wissen, wie man die Briten ausnimmt. Insofern ein Stück Zeitgeschichte, das für Bergfreunde von hohem Interesse ist, zumal die Autorin auch - nun - nett schreibt.



Es erinnert vom Duktus her ein wenig an "Zimmer mit Aussicht" mit dieser Mischung aus Reserviertheit und dem Ablegen der Konventionen - nur eben ohne Zimmer. Und ohne Aussicht auf Männer. Tatsächlich vergessen die Autorin und ihre Mitreisenden einige Konventionen, und man darf davon ausgehen, dass jenes Tagebuch sicher nicht als das geplant wurde, was es jetzt ist: Ein gedrucktes Buch. 1863 hätte sie es vermutlich noch einmal deutlich überarbeitet, um die für damaige Verhältnisse unschicklichen Stellen zu streichen. Manchmal blinzelt ein wenig honeychurch'sches Selbstbewusstsein durch und manchmal ein Sufragettenstrumpf, die Autorin ist sicher kein dummer Puschel auf dem Weg zur Heiratsschlachtbank, sondern durchaus selbstbewusst, wie sie da so durch die Alpen stapft. Aber sie ist dabei auch sehr vernünftig. Sie bricht aus ihrer gewohnten Welt aus, aber nicht aus ihren eigenen Vorstellungen.

Man bedenke - das ist die Zeit, da Damen ihre Hände mit quecksilberhaltiger Creme behandeln, damit die Haut schön bleich wirkt. So gesehen ist das Buch etwas ungewöhnlich, wenn man es mit der sonstigen Gesellschaftsliteratur der Zeit vergleicht. Ich denke da etwa an den damaligen Bestsellerautor Anthony Trollope, der damals mit "Framley Parsonage" die Sorte Gesellschaftsroman schrieb, die später von Waugh und Foster so glänzend persifliert wurde - diesem Umfeld der schüchternen Vikare ist Frau Morrell schon viel zu weit entwachsen.

Aber ach, es fehlt alles Menschliche. Diese junge Dame ist dort, um die Berge zu sehen, Konversation zu machen und zu wandern. Sie ist mitunter etwas bissig, aber es kommt nichts an sie heran, keine Verlockung, keine Versuchung, sie ist trocken, nüchtern und sehr angetan vom englischen Gottesdienst. Ein Kind ihrer Zeit. Und mit jeder Seite schweift der Blick zum Buchregal, wie "Zimmer mit Aussicht" steht. Es ist halt eine seltsame Zeit, diese 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts, nicht umsonst habe ich kaum Bilder aus jener Epoche, und man muss sich das vor Augen halten: Wir denken bei dieser Epoche an die in sich schon verdruckste, sexuell gefesselte Fabelwelt von Alice im Wunderland. Aber was damals wirklich sensationelle Auflagen hatte, war die heute vollkommen vergessene, tränenrührige Hesba Stretton mit ihren Waisengeschichten, eingepackt in christliche Moral. Und irgendwo dazwischen stakst also Frau Morrell durch die Berge, bewundert die Natur und heiratete dann bald.

Und so lakonisch ist das Buch dann auch. Es ist britisch in einer süffigen Landschaft, und das Herz geht nur sehr kontrolliert auf. Dazu kommt noch eine wirklich nervige Aufsgeldschauerei, und man kann sich richtig vorstellen, wie schmale britische Lippen gespitzt und skeptische Augen zusammengekniffen werden - ich brauchte dazu ein Stück Kuchen.



Vielleicht bin ich ja überkritisch und vielleicht liegen mir die kleinen Engländerinnen wirklich nur, wenn sie dann im edwardianischen Zeitalter merken, dass anderes viel mehr Spass macht. Es ist immer noch ein entzückendes Buch und etwas, das man als Freund der Berge gelesen haben sollte. Das einzige, was mich wirklich daran geärgert hat, ist der grosse, orange Aufkleber des Verlags der sich kaum und nur mit Kleberesten vom Umschlag lösen liess. So etwas tut man nicht.

Ansonsten ward ich gut unterhalten und vergass das Poche für einige Stunden. Nur, die hymnischen Elogen der SZ auf dieses Journal würde ich nicht unterschreiben. Mark Twain war etwas später ebenfalls dort, und das ist deutlich schärfer.

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Mittwoch, 19. März 2014

Ich mochte Twitter noch nie

und je besser ich mich damit auskenne, desto weniger gefällt es mir. Ich kann damit umgehen und spielen und kenne die Tricks - aber sie sind nicht schön, und noch unschöner ist das, was noch alles möglich wäre. Ich beschreibe das anhand von lebenden Beispielen in der FAZ und im Kommentarblog.

Egal. Twitter ist eh auf dem absteigenden Ast.

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Montag, 17. März 2014

Ein <3 für Bazis

Früher, im Mittelalter, war der Lumpazius der Brigant. Das Bayerische machte aus diesem Strassenräuber den Bazi, indem es das, was vor und nach der Hauptsache kommt, einfach wegliess, und so wurde in der Bedeutung aus dem Schlagetot ein gewitzter Mensch. So geht das in Bayern und deshalb habe ich auch keine Sorge um den Nachruf von Gestalten, die heute vielleicht den Volkszorn eregen, aber später sicher legendär werden. Den Mechanismus erkläre ich in der FAZ und im Kommentarblog.

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Freitag, 14. März 2014

Dotcom töten!

Was mich in den letzten Wochen extrem geärgert hat: Bitcoins. Einerseits, weil es wie in der New Economy von Kollegen hochgeschrieben wurde. Andererseits, weil kurze Hirne der gleichen Kollegen - huhu SZ! - dann auf den Trichter kamen, Google würde das richten. Und eine libertäre Währung ohne Absicherung wie Bitcoin mit de facto Gutscheinen verglichen.

Deshalb habe ich mal den Stand der Dinge zusammengefasst und in der FAZ zu erklären versucht, warum Google das nicht tun wird, was die ideologischen Konstruktionsfehler bei Bitcoin sind, und warum sonst niemand Lust haben wird, sich mit diesem fragwürdigen Winzfusselgeschäft von ein paar Nerds und Zockern zu beschäftigen und sich dabei auch noch mit Staaten und Banken anzulegen. Siehe auch im Kommentarblog.

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Dienstag, 11. März 2014

Man lernt nicht aus, aber die Uhr kann man danach stellen

Die deutschen Blogs sind so ziemlich kaputt aus dem einfachen Grund, weil es jenseits von vier hochkorrupten Sektoren - Dreck aus dem Netz, Mode, Reisen und Autos - keinerlei auch nur ansatzweise funktionierenden Geschäftsmodelle gibt, und selbst die geschmierten und schmierigen Bereiche sind nicht wirklich spassig und verlangen moralische Flexibilität bei schlechter Bezahlung. Alles andere dümpelt so vor sich hin, die Werbeunterfangen sind eher gescheitert und zudem vergönnt man sich gegenseitig allgemein wenig bis nichts. Das hat sich in den letzten Jahren so stabilisiert und zudem bei der Huffington Post verfestigt, und ich sehe da auch keinen Entwicklungsschub - dass jetzt auch noch die deBug verschwindet, spricht Bände. Und ob der Postillon nicht das Schicksal von Ehrensenf teilen wird - wer weiss. Und selbst das, das ich betreibe, ist nicht einfach reduplizierbar. Sprich, da wo ich bin, ist nicht wirklich viel Platz.

Und das finden manche eher weniger gut. Michael Seemann, dessen plötzlichen Abschied bei der FAZ ich mit Genugtuung miterleben durfte, kotzt bis heute, viele Piraten, denen meine Texte nicht passten, kotzen bis heute, eine ehemalige Gastautorin kotzt bis heute im gleichen Strahl wie die Damen von Kleinerdrei, aber am Spassigsten finde ich einen Social Media Berater, den ich in meinem Leben nur zweimal gesehen habe, vor 9 Jahren einmal beim Essen in Berlin und einmal bei den Medientagen München. Einer von denen, die nicht mit dem Bloggen Geld verdienen, sondern damit, dass andere ihre strategischen Vorstellungen auslöffeln mussten. Einer von denen, die stategische Bekanntschaften suchen, damit sie ihre Dinge unterbringen, so erschien es mir - und jemand, der privat und beruflich nicht trennen kann. Es gibt einen Unterschied zwischen schelmisch-bayerischer Doppelmoral, mit der ich gut umgehen kann, und strikt evangelischer Bigotterie, und das hat einfach nicht gepasst - und deshalb blieb das alles von meiner Seite aus mehr als vage. Ich glaube nicht, dass er mehr über mich weiss als ich über ihn, und das ist ziemlich genau gar Nichts. Mei. Man lernt viele Leute kennen und vergisst sie bald wieder.

Schon lustig, wenn dann einer, bei dem man Abstand gehalten hat, heute schreibt, er würde einen kennen, 9 Jahre nach einem Essen. Nie, nie, nie sollte man in der Öffentlichkeit mit Bekanntschaften angeben, nicht im Guten und nicht im Schlechten, aber hey, social media, Internet, Hamburg - das ist gesellschaftlich nicht mal mehr in der gleichen Galaxis. Es ist ungefähr so weit weg wie der alte Feichtner Hof von Büros mit Blick auf die Giftmüllverklappungsanlage Alster, und weil das so ist, dachte ich mir, es ist mal eine gute Gelegenheit, über Einladungen und das Bezahlen zu schreiben und wie man das bei uns traditionell auffasst. Wir sind zwas kommod, aber auch reserviert, wenn es sein muss, in der Hoffnung, danach für so eine Person nie wieder reservieren zu müssen.

Ja, und weil das so ist, dachte ich mir, ich nehme das mal als Aufhänger für einen Beitrag in der FAZ und natürlich auch im Kommentarblog zu meiner Innenansicht. Der Anlassgeber ist mehr so faad, aber die Gedankenwelt, die Regeln, die Strategien, die unsereins da hat, die sind vielleicht ganz lustig. Dann kennt der nächste Gniabiesla mich ja vielleicht doch ein wengerl besser, wenn man schon meint, damit hausieren gehen zu müssen. ned waor.

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