Mittwoch, 2. März 2005
Addicted
Es ist kalt, es schneit, es ist windig. Als ich komme, stehen sie schon rum und frieren. Ein Kamerateam und drei Typen, die interviewed werden. Im Schnee, weil authentisch. Ich treffe mich mit jemandem, trinke Tee, rede, besorge noch was und fahre dann am späteren Nachmittag wieder zurück.

Sie sind immer noch da. Sicher kein Vergnügen, nach mindestens drei Stunden. Aber was macht man nicht alles, um irgendwo in den hinteren Teilen belangloser Boulevardmagazine aufzutauchen.
Zu doof, dass man Omi nicht grüssen darf.

Sie sind immer noch da. Sicher kein Vergnügen, nach mindestens drei Stunden. Aber was macht man nicht alles, um irgendwo in den hinteren Teilen belangloser Boulevardmagazine aufzutauchen.
Zu doof, dass man Omi nicht grüssen darf.
donalphons, 00:35h
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Warum auch Werber NIE branden sollten
Neues aus der Pulverrüsselbranche. Jaja, immer diese unzuverlässigen Zulieferer, kein Wunder, wenn dann sowas bei rauskommt.
donalphons, 21:59h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Sonntag, 27. Februar 2005
the morning after
Nach bitterkalter, sternenklarer Nacht kommt dieses Wetter gleich nochmal so gut.

Manchmal scheint auch die Sonne, um die Übermütigen schnell rauszulocken und ihnen eine Extraportion Kälte zu verpassen. Wenn nicht gerade der Schnee peitscht, sieht man die schneidenden drei Windstärken nicht.
Das Tor wird restauriert und ist mit Werbung eines Handyherstellers überzogen. Dankenswerterweise hat man das junge, erfolgreich aussehende Grinsepack inzwischen entfernt; nicht aus Einsicht, sondern weil die Kampagne durch ist, man das Ding aber noch in, wie es so schön heisst, public private partnership sponsort. Rechts davon hebt sich das Headquarter eines Autobauers in den grauen Himmel; das Gebäude ist neu, doch die Strassen und Gehwege sind typischer Berliner Kaputtstandard, der allenfalls zum Kauf eines Geländewagens anregt. Die Brache hinter dem Gebäude passt dann auch weitaus besser zur Umgebung.

Manchmal scheint auch die Sonne, um die Übermütigen schnell rauszulocken und ihnen eine Extraportion Kälte zu verpassen. Wenn nicht gerade der Schnee peitscht, sieht man die schneidenden drei Windstärken nicht.
Das Tor wird restauriert und ist mit Werbung eines Handyherstellers überzogen. Dankenswerterweise hat man das junge, erfolgreich aussehende Grinsepack inzwischen entfernt; nicht aus Einsicht, sondern weil die Kampagne durch ist, man das Ding aber noch in, wie es so schön heisst, public private partnership sponsort. Rechts davon hebt sich das Headquarter eines Autobauers in den grauen Himmel; das Gebäude ist neu, doch die Strassen und Gehwege sind typischer Berliner Kaputtstandard, der allenfalls zum Kauf eines Geländewagens anregt. Die Brache hinter dem Gebäude passt dann auch weitaus besser zur Umgebung.
donalphons, 19:02h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Freitag, 25. Februar 2005
Datierungsproblem
Stalingrad Dezember 43?
Seoul Januar 51?
Grosny März 89?
Kabul Januar 03?
Berlin Mitte Februar 05?

Es ist die Woche, wo sogar die grössten Berlin-Fans an dieser Stadt verzweifeln, und vom Vorgarten, vom nahen Wald und See träumen, während unter dem trüben Himmel die Basisform der Stadt zum Vorschein kommt. Es ist so dunkelgrau, dass die Kleinagenturen im Erdgeschoss die Lamellen vor den Fenstern abhängen, so dass man die billigen Büromöbel sieht, und niemand, der nicht will, sollte heute Nacht alleine schlafen. Ficken heisst vielleicht ein Leben retten.
Seoul Januar 51?
Grosny März 89?
Kabul Januar 03?
Berlin Mitte Februar 05?

Es ist die Woche, wo sogar die grössten Berlin-Fans an dieser Stadt verzweifeln, und vom Vorgarten, vom nahen Wald und See träumen, während unter dem trüben Himmel die Basisform der Stadt zum Vorschein kommt. Es ist so dunkelgrau, dass die Kleinagenturen im Erdgeschoss die Lamellen vor den Fenstern abhängen, so dass man die billigen Büromöbel sieht, und niemand, der nicht will, sollte heute Nacht alleine schlafen. Ficken heisst vielleicht ein Leben retten.
donalphons, 21:25h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Donnerstag, 24. Februar 2005
Ganz erstaunlich
Nebenan wird grossflächig abgerissen. Genauer gesagt, vom ehemaligen Bahnhof steht praktisch nichts mehr. Aus unverständlichen Gründen hat man sich aber dazu entschlossen, die Randbebauung zu erhalten und aus runtergekommenen Werkhallen leerstehende Edelbüros zu machen.

Nicht sehr konsequent. Aber jeden Abend gehen da drin die Lichter an, geheizt wird wohl auch, man täuscht das Leben vor, das in diesen originalen Lofts laut Business Plan sein sollte. Um die Ecke ist die Chaussestrasse; das hier hätte die verlängerte Werkbank der Berliner New Economy werden können. Werbeagenturen, Marketing, Kreative fast direkt an der Silicon Alley.
Davor ist jetzt seit Monaten immer noch eine ungepflegte Fläche mit Bauschutt und rostigen Stahlträgern; der Boden ist weich, sumpfig und uneben. Eine Brache mitten in der Stadt, sinnlos, düster und sicher nicht ganz billig. Es fehlt sogar das obligatorische "Zu vermieten"-Schild. Man hat wohl innerlich schon aufgegeben. Oder wartet. Auf das Frühjahr, den Aufschwung, die Investoren.
Es muss in dieser Stadt tausende von Männern und Frauen geben, die den ganzen Tag die Telefone in den verantwortlichen Immobilienfond-Büros anstarren, in der Erwartung, dass jemand anruft und die Hoffnungsruinen besichtigen will. Aber nichts passiert, und so werden sie da sitzen, bis das Geld alle ist. Spooky, irgendwie. Fast schon tot. Jedenfalls nicht wirklich lebendig. Wie so vieles in dieser Stadt, deren gröbste Scheusslichkeiten der Schnee notdürftig verdeckt.

Nicht sehr konsequent. Aber jeden Abend gehen da drin die Lichter an, geheizt wird wohl auch, man täuscht das Leben vor, das in diesen originalen Lofts laut Business Plan sein sollte. Um die Ecke ist die Chaussestrasse; das hier hätte die verlängerte Werkbank der Berliner New Economy werden können. Werbeagenturen, Marketing, Kreative fast direkt an der Silicon Alley.
Davor ist jetzt seit Monaten immer noch eine ungepflegte Fläche mit Bauschutt und rostigen Stahlträgern; der Boden ist weich, sumpfig und uneben. Eine Brache mitten in der Stadt, sinnlos, düster und sicher nicht ganz billig. Es fehlt sogar das obligatorische "Zu vermieten"-Schild. Man hat wohl innerlich schon aufgegeben. Oder wartet. Auf das Frühjahr, den Aufschwung, die Investoren.
Es muss in dieser Stadt tausende von Männern und Frauen geben, die den ganzen Tag die Telefone in den verantwortlichen Immobilienfond-Büros anstarren, in der Erwartung, dass jemand anruft und die Hoffnungsruinen besichtigen will. Aber nichts passiert, und so werden sie da sitzen, bis das Geld alle ist. Spooky, irgendwie. Fast schon tot. Jedenfalls nicht wirklich lebendig. Wie so vieles in dieser Stadt, deren gröbste Scheusslichkeiten der Schnee notdürftig verdeckt.
donalphons, 23:23h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Mittwoch, 23. Februar 2005
Zitat der Woche
"Mir ist es lieber, wenn meine Kinder ihr Taschengeld für zwei, drei Klingeltöne im Monat ausgeben, als wenn sie davon Drogen kaufen." Alternativ: "als für Gummibärchen und andere Süßigkeiten [...] oder für Zigaretten oder sonstirgendwas."
Marc Samwer gestern auf dem Digital Lifestyle Day (laut Insider-Bericht, danke H.)
[Update]: Nach anderen Quellen lautet das Zitat wie hier - meine mündliche Quelle hörte es anders. Es ist also dann doch nicht sicher, dass Jamba Klingeltöne besser findet als Drogen. Oder umgekehrt.
Marc Samwer gestern auf dem Digital Lifestyle Day (laut Insider-Bericht, danke H.)
[Update]: Nach anderen Quellen lautet das Zitat wie hier - meine mündliche Quelle hörte es anders. Es ist also dann doch nicht sicher, dass Jamba Klingeltöne besser findet als Drogen. Oder umgekehrt.
donalphons, 14:11h
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Freitag, 18. Februar 2005
Karriereleiter, aussen
Edelstahl, rostfrei, beständig und pflegeleicht. Manchmal etwas glitschig, wenn Schnee oder anderes glibbriges Zeug drauf ist. Trotzdem sind Elite-Studenten hier weitaus schneller oben , als über die grossen, langgezogenen Treppenfluchten innen.

Vermutlich schiessen sie hier ihre Bewerbungsphotos. Fast so gut wie FFM City, und mindestens ebenso sauber. In gewisser Weise sogar besser als FFM, denn von dort oben aus müssen sie keine störenden Junkies ansehen oder stinkende Freier, sondern nur Glas, Stahl und Grünflächen mit Golfrasen. Irgendwo weit hinten kommt dann die Ruine einer Giesserei; tote Old Economy, die ihnen ein überhebliches Lächeln ins Gesicht zaubern wird.

Vermutlich schiessen sie hier ihre Bewerbungsphotos. Fast so gut wie FFM City, und mindestens ebenso sauber. In gewisser Weise sogar besser als FFM, denn von dort oben aus müssen sie keine störenden Junkies ansehen oder stinkende Freier, sondern nur Glas, Stahl und Grünflächen mit Golfrasen. Irgendwo weit hinten kommt dann die Ruine einer Giesserei; tote Old Economy, die ihnen ein überhebliches Lächeln ins Gesicht zaubern wird.
donalphons, 07:02h
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Donnerstag, 10. Februar 2005
Compaq
Ich hatte 4 Notebooks von Compaq; alle waren sehr teuer und laufen bis heute, inclusive Akkus. Nicht mehr alle bei mir, aber Fakt ist: Bei jeder meiner Lesungen war ein Compaq dabei. Compaq ist ähnlich zuverlässig wie die von mir ebenso geschätzten Thinkpads, solange es nicht die 2000er Armadas sind. Alle Compaqs kommen übrigens aus Firmen, die nicht mehr existieren (2 Agenturen, eine Kanzlei, Compaq itself).
Ich habe auch ein HP-Notebook, ebenfalls der 4000 Euro Klasse, ebenfalls von einer Firma, die es heute nicht mehr gibt (Versicherungen im Internet). HP ist in etwa so zuverlässig wie Apple, und ich war oft genug froh, dass ich kleinere Dinge wie Bildschirm/Inverter/Stromversorgung selbst reparieren kann, sonst hätte ich desöfteren einen Notfall gehabt.
Unterwegs nehme ich also immer einen Compaq und einen IBM mit, das ist bombensicher. Es war sehr traurig, was HP in München mit den Compaq-Leuten gemacht hat; wenn, wie im roten Salon, ein Compaq Aero 8000 vor mir steht, ist das auch ein Zeichen, eine Ehrerbietung für eine Firma, die ich sehr geschätzt habe. Und es wird wohl kaum verwundern, wenn ich sage: Das Ende der Schuldigen, der Versagerin, der grossmäuligen Null an der HP-Spitze erfüllt mich mit tiefer Zufriedenheit.
Ich habe auch ein HP-Notebook, ebenfalls der 4000 Euro Klasse, ebenfalls von einer Firma, die es heute nicht mehr gibt (Versicherungen im Internet). HP ist in etwa so zuverlässig wie Apple, und ich war oft genug froh, dass ich kleinere Dinge wie Bildschirm/Inverter/Stromversorgung selbst reparieren kann, sonst hätte ich desöfteren einen Notfall gehabt.
Unterwegs nehme ich also immer einen Compaq und einen IBM mit, das ist bombensicher. Es war sehr traurig, was HP in München mit den Compaq-Leuten gemacht hat; wenn, wie im roten Salon, ein Compaq Aero 8000 vor mir steht, ist das auch ein Zeichen, eine Ehrerbietung für eine Firma, die ich sehr geschätzt habe. Und es wird wohl kaum verwundern, wenn ich sage: Das Ende der Schuldigen, der Versagerin, der grossmäuligen Null an der HP-Spitze erfüllt mich mit tiefer Zufriedenheit.
donalphons, 01:33h
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Montag, 7. Februar 2005
Neologismus
zum merken, kann durchaus noch eine funktionierende Waffe werden:
Stöckelschuhjournalismus, der (n): Der S. ist die werthaltige, teure und besonders von Frauen der Lifestyle-Szene betriebene Variante des billigen, beinahe gemeinnützigen Buffetjournalismus. Der S. beinhaltet neben dem Catering die Übergabe mehr oder weniger teurer, technisch schwierig zu bedienender Gerätschaften und der dazugehörigen Pressemitteilung, aus der die Stöckelschuhjournalistin dann mehr oder weniger wortgetreu zitiert - je nach der Fähigkeit, gelesenes richtig wiederzugeben. S. gibt es in allen Redaktionen - nur nicht in der eigenen.
Danke, D.
Stöckelschuhjournalismus, der (n): Der S. ist die werthaltige, teure und besonders von Frauen der Lifestyle-Szene betriebene Variante des billigen, beinahe gemeinnützigen Buffetjournalismus. Der S. beinhaltet neben dem Catering die Übergabe mehr oder weniger teurer, technisch schwierig zu bedienender Gerätschaften und der dazugehörigen Pressemitteilung, aus der die Stöckelschuhjournalistin dann mehr oder weniger wortgetreu zitiert - je nach der Fähigkeit, gelesenes richtig wiederzugeben. S. gibt es in allen Redaktionen - nur nicht in der eigenen.
Danke, D.
donalphons, 12:05h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Sonntag, 6. Februar 2005
Unfriendly Takeover
Eigentlich wäre die Übergabe eine lockere Sache gewesen. Ich gebe ihr mein Auto, nehme ihres, bringe es zum TÜV, und sie bestellt schon mal den SLK. Und ist froh, sehr froh, dass ihre Barchetta noch einen guten, sorgfältigen Besitzer bekommt, der auch nicht Strafzettel sammelt, um damit die Pfützen trocken zu legen. So war das gedacht.
Leider hat sie gestern einen Impulskauf getätigt. Bei Kleidung halte ich aus guter Erfahrung den Mund, auch bei Taschen und Schuhen, solange es nicht Kroko oder ähnliches ist. Dann sage ich immer was. Aber diesmal war es eine angeblich historistische Uhr aus Frankreich und zwei Kerzenhalter. Weisser Marmor, glänzendes Messing, und wenn das Historismus ist, bin ich Paläolithikum. Kurz, in der Uhr schlägt ein brandneues Herz, aussenrum ist erstklassiges Messing, das nur wenig mit der feuervergoldeten Bronze zu tun hat, als die sie es gekauft hat. Sagte ich ihr.

Weswegen es jetzt in Bezug auf die Barchetta ein Unfriendly Takeover gibt. Egal. Die Elitessen in der Provinz werden es so oder so lieben. Und sie wird morgen den Neo-Antiquitätenhändlern an vornehmster Adresse die Hölle heiss machen. Oder vielleicht siegt doch der Glaube über das Wissen; wer mag das schon vorhersagen. Das ist übrigens das Schöne an Elitessen: Sie sind dagegen so komplex wie ein Ziegelstein. Sage ich jetzt mal, vor dem proof of concept.
Leider hat sie gestern einen Impulskauf getätigt. Bei Kleidung halte ich aus guter Erfahrung den Mund, auch bei Taschen und Schuhen, solange es nicht Kroko oder ähnliches ist. Dann sage ich immer was. Aber diesmal war es eine angeblich historistische Uhr aus Frankreich und zwei Kerzenhalter. Weisser Marmor, glänzendes Messing, und wenn das Historismus ist, bin ich Paläolithikum. Kurz, in der Uhr schlägt ein brandneues Herz, aussenrum ist erstklassiges Messing, das nur wenig mit der feuervergoldeten Bronze zu tun hat, als die sie es gekauft hat. Sagte ich ihr.

Weswegen es jetzt in Bezug auf die Barchetta ein Unfriendly Takeover gibt. Egal. Die Elitessen in der Provinz werden es so oder so lieben. Und sie wird morgen den Neo-Antiquitätenhändlern an vornehmster Adresse die Hölle heiss machen. Oder vielleicht siegt doch der Glaube über das Wissen; wer mag das schon vorhersagen. Das ist übrigens das Schöne an Elitessen: Sie sind dagegen so komplex wie ein Ziegelstein. Sage ich jetzt mal, vor dem proof of concept.
donalphons, 19:57h
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