: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Sonntag, 29. Oktober 2006

E-Paper in der Offlineversion.

Ich möchte hier nur kurz zum Ausdruck bringen, dass gewisse Ideen der Verzahnung von Online und Print meines Erachtens niemals funktionieren werden. Aber nehmen wir einfach mal an, dass die folgende Information über das geplante Online-Portal der WAZ-Gruppe kein Übermittlungsfehler oder Missverständnis ist, sondern zutrifft:

Während die regionalen und überregionalen Nachrichten-Seiten vom Online Team [...] gefüttert werden, sollen die Print-Lokalredaktionen aus ihren Bereichen die digitalen News beisteuern.

Ja macht sich dann der gedruckte Lokalteil so nicht auf lange Sicht überflüssig? [...] Nein, im Gegenteil, versuchte Online-Chefin Borchert einem besorgten Lokal-Redakteur den Wind aus den Segeln zu nehmen. Es sei geplant, nicht mehr wie bisher, die Print-Artikel 1 zu 1 ins Netz zu stellen, sondern lediglich kurze Anreißer mit Hinweis auf die Druckausgabe zu veröffentlichen.


Ah ja. Mhm. Also, immer vorausgesetzt, das stimmt so, wie es beim angeblichen Whistleblower Wazsolls dargestellt wird. Die Vorstellung, dass mir einer sagt, er habe hier und jetzt diese und jene Information, die mich interessiert, und jetzt (oder nach dem Druck) solle ich bitte loslaufen, zum Kiosk latschen und mir die Zeitung mit allen anderen, völlig uninteressanten Themen kaufen und somit an die Information kommen - die Vorstellung empfinde ich als feindlichen Akt. Mit sowas bin ich ruckzuck weg und komme nie wieder. Ich mein, dass es die Zeitung am Kiosk gibt, ist mir durchaus klar.


bei so einem kiosk würde ich kaufen, aber hey, die waz ist im ha esslichen essen

Aber wer ernsthaft glaubt, ich wäre zu doof, mir danach GoogleNews anzuschmeissen und mir die Nachricht woanders zu holen, hat das Spiel hier draussen nicht kapiert. Die Idee einer begrenzten Information als Kaufanreiz funktioniert vielleicht bei hochwertigen Zeitschriften mit exklusiven Bildern - aber da auch nur für den meines Erachtens zu hohen Preis, dass sie keinerlei Internetmarken werden.

Information wants to be free, das ist das Grundgesetz der Internetkommunikation. Die WAZ ignoriert völlig, dass sie die Nachrichten am Tag nach dem Abdruck mangels Zeitung sowieso nicht mehr verkaufen kann. Die einzige Verwertungsmöglichkeit ist zu zeigen, dass man Kompetenz besitzt, und dazu muss der Beitrag online stehen. Nur so kann man Leser binden, alles andere bringt einem null Kunden und treibt alle weg zu demjenigen, der die Information anbietet. Was die WAZ da plant, ist faktisch E-Paper in der Offlineversion. Und das bringt weder den Online- noch den Offlineredakteuren irgendwas.

Man wird irgendwann nicht mehr umhinkönnen, den Leuten ein paar grausame Wahrheiten zu sagen. Jenseits von Special Interest, besonders bei Tageszeitungen gehen die Lichter aus. Nicht weil der Kunde so böse ist, sondern weil sich die Gesellschaft ändert. Zeitungen und allen voran Neoconwürmer wie an mancher WAZ-Stelle haben für die Wirtschaft und ihre Arschkriecher der Politik seit 15 Jahren das Hohelied der Mobilität, Flexibilität und der sozialen Ungerechtigkeit gesungen - jetzt, mit dem Niedergang des klassischen Kleinbürgertums, bekommen sie die Rechnung serviert. Es ist verdammt hart zuzugeben, dass die Redakteure im Internet keine vollwertige Alternative finden weden. Es kostet massenhaft Stellen. Aber es bringt einen um, sich gegen die Entwicklung zu stellen und die Leser in vorgegebene Bahnen zu zwängen. Das geht hier draussen nicht mehr. So verscheucht man die Leute. Wer ficken will, muss nett sein. Wer Leser will, muss erzählen.

Alles andere ist vorbei, Freunde der Blasmusik. 2 cent Beratungsgebühr.

So, und jetzt ganz ruhig, bitte: Keine persönlichen Geschichten in den Kommentaren. Es geht hier um die Strategie der WAZ und nicht um Blogger.

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Mittwoch, 25. Oktober 2006

Mal ne blöde Frage.

Die Soldaten, die ihre Pimmel an Totenköpfe halten und sonst gern Schabernack mit Leichen treiben - das sollen auch die Soldaten sein, die rechte Politiker im Inneren einsetzen wollen? Nur auf Friedhöfen, oder dürfen sie auch auf den Strassen Köpfe abhacken? Falls ja, bin ich doch sehr dagegen.

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Samstag, 21. Oktober 2006

Kompletter Bericht folgt.

Ich bin jetzt hier, Kinder verderben. Und nachher vielleicht noch weg. Aber der Bericht wird kommen. Unschuldige Neugier trifft geballte soziale Inkompetenz - vielleicht machen manche ja dann doch eine Buchhandelslehre. Allein, weil sie Angst haben, mich später mal als Boss zu haben.

Update: Da waren also so 30, 40 angehende Jungjournalisten in der üblichen Verteilung, doppelt so viele Männer als Frauen. Vorne sassen fünf Männer. Wäre ich ehrlich gewesen, hätte ich ihnen gesagt, dass es in 20 Jahren noch immer so aussehen wird, die Frauen das nicht erleben, weil sie dann am Herd stehen, nachdem sie keine Lust mehr auf Praktika hatten. Hab ich aber nicht, ich bin schliesslich der höflichste Mensch von der Welt. Selbst wenn ich dafür die Wahrheit beugen muss.

Web2.0 also. Es war Dominik Grau da, von Burda Yukom, einem Corporate Publishing Dienstleister, der einen ziemlich schweren Stand hatte. Obwohl er immer schön blumig blieb mit den kommenden geschäftsmodellen um Youtube, Google, Bildercommunities und vieles andere, was auch bei urda gerade mit miesen Ergebnissen ausprobiert wird. Wir anden, Thomas Mrazek, Christian Jakubetz und ich, sahen das alles nicht so rosig. Und die im Publikum, die angeblich die Generation 2.0 sein sollten, hatten ziemlich oft keinen Peil, von was wir da vorne redeten. Auch ein Zeichen.

Die New Economy kannten sie nicht mehr, aber datür Sorgen. Die Angst, sich den Wünschen der Werbekunden unterordnen zu müssen, beispielsweise. Die Angst vor dem Praktikum. Die ich auch hätte. Die Frage, was man von der Unabhängigkeit aufgeben muss, um zu überleben, zwischen schrumpfenden Print und aufkommenden Privatmedien. ich glaube, es ist eine Scheisszeit, wenn man jung ist, Journalist werden will und noch vor dem ersten Artikel Angst vor PR und Marketing hat. Trotzdem, als ich dann PR vergleichsweise freundlich als "Dreck" bezeichnet habe, fand eine das auch nicht so gut - vielleicht sieht sie ihre Zukunft irgendwo auch in diesem Bereich.

Denn Dominik Grau sagte auch, was er an Zukunft erwartet: Die Umformung von Journalisten in Profit Center. ich war nett mit ihm und habe denen im Publikum gesagt, dass sie kündigen sollen, wenn ihr Boss dereinst mit siwas anfängt, denn das ist der FEIND, der eigentliche Feind unseres Berufes. Und dass sie besser erst gar nicht probieren sollten, sich auf sowas einzulassen. Die Welt braucht keine feigen Schweine in den Redaktionen, die immer darauf achten, genug Werbung anzuschleppen und mit allen gut zu stehen. Im kommenden Krieg geht es nicht mehr um das Halten von Hügeln und das Erobern der Strände, es geht zuerst um die Meinung. Der Feind ist nicht mehr der Soldat, der Feind ist das Lügenpack, und das zu bekämpfen, ist die Aufgabe des Journalisten und des Bloggers. Wer das nicht will, soll bitte eine Buchhändlerlehre machen. Oder sein Blog dichtmachen. Ich helfe da auch gerne.

Ich habe ihnen durch die Blumen gesagt, dass immer jemand da ist, der ihnen den Kopf abreisst, wenn sie sich auf die billigen PRostituierten einlassen. Ich denke, sie haben begriffen, dass es Leute wie mich da draussen gibt. Die nicht nachsichtig sind, egal ob in Print oder Web2.0. Einer, der ihnen ein zwei.0tes Loch in den Arsch macht, volle Breitseite, ohne Rücksicht, ohne Nachfrage, einfach so um diesen Dreck schon in der versauten Wiege zu erwürgen. Niemand braucht nochmal käufliche Johurnaille oder gefakede Blogs grosser PR-Agenturen. Das muss weg, und wenn ich es finde, brennt die Luft. Freunde der Blasmusik.

Und ich habe Wort gehalten.

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Mittwoch, 18. Oktober 2006

Immobilien nächstes Jahr kaufen

Puh... wenn das stimmt, was mir gerade erzählt wurde, verabschieden sich im Moment nicht weniger als vier vor den Toren lauernde, aus dem anglophonen Raum stammende Immobilienfonds vom deutschen Markt. Der Grund: Die fallenden Preise und Bewertungen ihrer Anlagen in den USA nehmen ihnen den Hebel zur Gegenfinanzierung ihrer geplanten Deals aus der Hand. Plötzlich werden Verhandlungen extrem zäh, die deutschen Türöffner der Gegenseite, früher höchstbezahlte Spezialisten, warten momentan verdächtig lang auf ihre Spesenzahlungen. Hihi. Hätten sie mal besser den 2-Liter-Diesel genommen statt dem 4,2-Liter-Benziner SUV mit 30 Liter Verbrauch in der Stadt.

Betroffen von der heillosen Flucht: Frankfurt, München, Hamburg, ein Dutzend grössere Kommunen und Wohnungsbaugesellschaften. Da bleiben jetzt einige ehemals steuersparende Fonds böse auf ihren abbröckelnden Traumschlössern sitzen, denn wer braucht schon auf die Schnelle einen Wolkenkratzer, oder eine Grossmarkthalle, oder vier Luxushotels. Wie ich die Branche kenne, werden nächstes Jahr alle sagen, jetzt in Amerika investieren, da ist es gerade billig, die Chance zum Einstieg - und manche der hiesigen Multimillionäre, die ohnehin dauernd vom Auswandern und vom miesen Deutschland reden, werden das machen. Sprich, es wird Kapital abfliessen, und es kann gut sein, dass die geplante Erhöhung der Immobilienpreise um 5%, die man sich für nächstes Jahr gewünscht hat, in ein Negativwachstum umschlägt.

Was nicht wirklich schlimm ist. Denn es wird die ab nächstem Jahr wegen der Mehrwertsteuererhöhung getroffene Bauwirtschaft stützen, nehme ich an. Geld verlieren werden nur die Spekulanten. Die meisten werden es noch nicht mal mitbekommen, was uns gerade erspart wird, durch das Platzen der Spekulationsbranche in den USA. Schlimm für die Rentner und die Verschuldeten zwischen LA und NY. Schlimm auch für den Irak, den sich die USA dann nicht mehr werden leisten können. Aber hey, das ist Globalisierung - eine Wette auf das Abzocken ganzer Nationen, und Wetten können auch mal schief gehen.

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Montag, 16. Oktober 2006

Johannes G. und seine Gossenmethoden

Ich habe den andernorts bejubelten Artikel über Lyssa in der TAZ vor einer Weile zur Kenntnis genommen, und seitdem die Sache in mich hineingefressen. Hineingefressen, weil ich Teil der Genese des Artikels bin. Hineingefressen, weil der Artikel eine perverse Nummer eines miesen Journalisten ist, der gezielt versucht, Interviewpartner in Konfrontationen zu zerren und sie zu diesem Zweck anlügt. Hineingefressen, weil er das zuerst mal bei mir versucht hat. Ich möchte hier festhalten, dass ich mit Lyssa gut kann, keine Probleme und offenen Rechnungen mit ihr habe, die ganze Debatte für vorerst erledigt halte, und dieser Beitrag keiner über die WAZ-Online ist, sondern ausschliesslich ein Beitrag über die miesen Tricks von Johannes G..

Nun hat der im Beitrag erwähnte Ralf von Tom´s Diner seine Version gepostet. Und jetzt ist es an der Zeit zu erklären, warum sich Johannes G. so an Lyssa rangewanzt hat. Die Geschichte geht nämlich so: Am 3. August, kurz nach dem Abflauen der Debatten zum Thema Coke-WG, erhielt ich von Johannes G. eine Mail mit folgendem Inhalt:

ich recherchiere gerade für eine taz-reportage zum thema blogs,
neuerungen, versuchte image-transfers - speziell geht es also um die
neue online-chefredakteurin der waz. die würde ich gerne
porträtieren.außerdem würde ich mich gerne mit ihrem "blog-widersacher"
don alphonso unterhalten. darüber, warum sie das für unfug halten, was
dort passiert und so fort.


Man kennt das, da taucht einer auf und sagt: Komm, machse feddich, ich haltse und Du haust zu. So ein hübsches, lautes Stück mit viel Krawall und Geschrei, da die Lyssa, hier der Don, zwei Wortkönner, die sich kloppen.

Meine Reaktion sah so aus: Ich habe die Mail sofort an Lyssa weitergeschickt und sie gewarnt, dass G. offensichtlich versucht, dem Beitrag mit ihr in eine bestimmte Richtung zu drücken. Von dem Moment an war G. eigentlich erledigt, Lyssa hatte einen Wissensvorsprung, und das Machtverhältnis zwischen einem ertappten Journalisten und einem integren Interviewpartner ist nicht so doll. Denn gegenüber ihr hatte er eine ganz andere Version aufgetischt: Er wolle gar keine Konfrontation, sondern eher einen allgemeinen Beitrag über die Entwicklung der Blogger schreiben, und ich sollte auch nicht als ihr Widersacher aufgebaut werden. Schliesslich hatte ich ihm sofort abgesagt:

ich verstehe durchaus die Lust an Frontstellungen, aber wenn Sie mich
für einen Widersacher halten, haben Sie meine Texte gründlich falsch
verstanden. Wie auch immer, ich kenne Lyssa privat und bin deshalb
alles andere als ein geeigneter Gesprächspartner in diesem Fall. Und
sicher auch kein Kronzeuge durch das, was ich geschrieben habe -
insofern würde ich Sie ersuchen wollen, meine Wenigkeit aus der
Geschichte komplett heraus zu lassen.


Darauf versuchte er in seiner nächsten Mail am 4. August - wohl etwas nervös - auch bei mir, wie zuvor bei Lyssa, die Tour mit der allgemeinen Debatte zu bringen:

"widersacher" ist tatsächlich schwachsinn. und vermutlich habe ich mein
anliegen etwas missverständlich formuliert. die geschichte soll eher
folgende werden: lange schon haben viele blogger eine beträchtliche
leserschaft. jetzt wird eine eingekauft. aus diesem anlass: ein
hausbesuch in der blogosphäre, eine reportage. bei mehreren
protagonisten. wer sind die, was machen die, warum machen die das.
einerseits katharina borchert. andererseits ein weiterer exponierter,
nämlich sie. oder nun eben jemand anderes.


In der Folge hat er es dann genauso gemacht, wie in der ersten Mail behauptet: Mit Ralf gesprochen, ihm eine Menge Zitate aus dem Zusammenhang gerissen und weitere Worte wie "SM-Gaby" reingeschoben, und so eine Frontstellung konstruiert, zugunsten Lyssa. Was einem halt so bleibt, wenn man mit solchen Methoden auffliegt und unangenehm den Druck der hohen Absätze im Gemächt fühlt. Nicht dass Lyssa sowas getan hat, aber was bleibtz so jemandem schon anderes übrig, wenn er aufgeflogen ist. Kleiner Tip für Anfänger des Schmierenjournalismus: Nie Mailen, nie schriftlich, immer nur anrufen. Ach so, und: Wer mich mit kleinem s siezt und was von mir will, hat sowieso keinen Spass am Leben.

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Samstag, 7. Oktober 2006

Manchmal kommt es wieder über mich

Ich bin etwas mehr als 5 Jahre draussen, und ich werde nie wieder ein Steuer in die Hand nehmen. Ich bin den damals den ganzen Weg in die Finsternis geflogen, ich bin derjenige gewesen, der es heraus geschafft hat, andere hatten weniger Glück. Es ist fünf Jahre her, irgendwann ist das alles vergessen, verlernt, ich bin ein anderer Mensch als damals.

Fast. Blöderweise, wie ich heute gemerkt habe, kann ich immer noch in 10 Minuten Leuten eine webbasierte Geschäftsidee verkaufen. Nur aus Spass und der Lust an der Destruktion eines schlechteren Gegners. Wie es ausschaut, werde ich in Italien einen kleinen Plan für andere Piloten schreiben.

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Unfair

Und ewig lockt die Elite, diese ominöse Gruppe, der das Geld so leicht im LV-Geldbeutel liegt und der tausende von Luusfirmen in Form von Anzeigen hinterher laufen. All die Langhaarclons der Rechtsanwältinnenszenen, der Beraterinnen und Geschäftsführerinnen, diese Analphabeten des Business, die seit Jahren kein Buch mehr auf die Reihe bekommen und, wenn die SETC SATC-DVDs alle geguckt sind, was auf den italienischen Nobelsofas zum Durchblättern und Entspannen brauchen. Und für die hat der Verlag Conde Nast genau das Richtige: Einen grossen, alten Namen, Ambitionen, ein üppiges Berliner Büro und einen Chefredakteur. Fehlt eigentlich nur noch die Reality Soap für RTL II.

Vanity Fair wird in Deutschland auf ein interessantes Phänomen stossen: Die schon lange aktiven und begeisterten Leser von VF. Allerdings der amerikanischen Ausgabe. Das Problem kennen auch Vogue, Elle und Architectural Digest; die eigentliche Kernzielgruppe der deutschen Produkte findet die deutschen Ableger grauenvoll spiessig und auf Tipsenniveau geschrieben. Was die poshe Vorstadtnutte begeistert, "so ficken Sie Promis im P1 mit dem neuesten Nietengürtel über den Pradaleggins platt", kommt vor allem bei denen an, die sich bei Theresa allenfalls die Reststücke leisten können. Natürlich gibt es auch noch die geldige Gruppe "Zu blöd für Englisch", aber zusammengenommen sind diese Zielgruppen nicht das, was man für ein Projekt wie die VF bräuchte.



Die Elite in Deutschland, die anzusprechen man sich anschickt, hat für potentielle Anbieter zwei gosse Probleme: Ihre Inhomogenität und ihre Provinzialität. Wer das Pech Glück hat, enorm reiche bayerische Kiesgrubenbesitzer und ebenso enorm reiche Berliner Berater zu kennen, sollte wissen, dass es da keinen Spagat geben kann. In der Mehrheit sind übrigens die Kiesgrubenbesitzer. Das Geld, auf das VF mit seiner 6-Millionen-Zielgruppe schielt, ist in Deutschland ein Thema der Speckgürtel und der Provinz. Es gibt hier keine Kombination aus Wohnsitzen auf Long Island und Park Avenue, nur die Koksstrecke Elbvororte-Sylt und die Pralinenroute Haidhausen-Tegernsee, und die sind beide nicht schick, sondern lediglich werberverseucht oder omainfiziert.

Vanity Fair hat in den USA über 90 Jahre Tradition. In Deutschland haben sie Nichts, Nichts und Nichts sowie einen Chefredakteur, der beim Süddeutschen Magazin einen Kritikererfolg und eine Riesenpleite - Sichwort Tom Kummer - hatte, und seitdem bei der Welt aktiv war. Jetzt wird er gefeiert, grad so, als ob das mit diversen rechten Knallchargen verseuchte Springerblättchen ein Megasuccess gewesen wäre. Die Personalie ist für Leute, die "damals" in München waren, ein Zeichen für das, was aus Berlin kommen wird. es wird abgehoben sein, aber nicht auf der Höhe der Penthäuser, sondern einfach ohne Bodenhaftung. Berlin ist das Pflaster, das einem einen falschen Eindruck von diesem Land und seiner sog. "Elite" verschafft. Wenn die leitende Mannschaft von VF Deutsch ihren Einstand im Berliner China Club feiert, sollten sie sich genau umschauen: Denn dort bröckelt genau das Geschäftsmodell, das ihnen voschwebt.

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Mittwoch, 4. Oktober 2006

Das braune Austria

Man fragt sich hierzulande, wie das passieren kann: Rechtsextremisten mit zusammen 15% im österreichischen Bundesparlament. Nachdem ich eine Weile in Österreich gearbeitet habe, zur heissen Zeit im Jahr 2000, und das noch dazu als Vertreter der verhassten Ostküste, habe ich mir damals eine Antwort darauf gezimmert, die ich immer noch für halbwegs tragfähig halte.

Das Kernproblem ist, dass es nach Ansicht sehr vieler Österreicher, wahrscheinlich der grossen Mehrheit, keine Rechtsextremisten sind, die da als FPÖ und BZÖ in die Parlamente einziehen. Das war im Übrigen in Deutschland auch nicht anders, die FDP und die CDU waren teilweise die Parteien der alten Nazis, politisch gestützt von Altnazis in den Medien - und das ging durchaus bis zum Spiegel.

Es gibt da aber ein paar Unterschiede in der historischen Entwicklung, die weit in die Geschichte zurückreichen.

1. Nach dem ersten Weltkrieg kämpften drei Gruppierungen in Österreich um die Macht: Die Sozialdemokraten, der ÖVP-Vorgänger der Christlichsozialen Partei und die NSDAP. Noch vor der sog. Machtergreifung in Deutschland werkelte die CSP zusammen mit ihren Paramilitärs, den Kirchen und reaktionären Gruppen am Austrofaschismus mit allem, was dazu gehört: Massaker an Zivilisten, Parteiverbote, Entmachtung des Parlaments, Arisierungen. Österreich war ganz vorne mit dabei. Verboten wurden dagegen Sozialdemokraten und NSDAP - was neben dem späteren "Anschluss" auch die Folge hatte, dass die CSP sowie später die ÖVP für Sozialdemokraten und das freiheitliche Naziauffangbecken ein gemeinsames Feindbild war. Im Gegensatz zu Deutschland, wo nachträglich alle gegen die Nazis gewesen sein wollen, gibt es in Österreich eine eigene faschistische Tradition, die nur wenig hinterfragt wird.

2. Das hat auch mit dem österreichischen Status als angeblich erstes Opfer des III. Reiches zu tun. Nazis waren die Deutschen, man selbst hat vielleicht mitgemacht, aber es ging halt nicht anders - das hört man in Österreich bis heute von den meisten Medien. Es ist eine blanke Lüge, mit der man sich prima eingerichtet hat, denn die Nazis waren die Deutschen, die Österreicher hatten sowas nicht, und deshalb steht auch heute keiner in dieser Tradition - im Gegenteil, man ist Patriot. Dass Haiders Reichtum einer Entjudungsaktion entspringt, gegen die erfolgreich vorzugehen in Österreicht rechtlich nicht möglich war, ist da nur eine Lappalie - in der Österreicher Augen. Tatsächlich will man in Wien auch gar nicht so genau wissen, wem eigentlich die Häuser gehörten - der Juden gestohlene Anteil liegt in manchen Strassen bei mehr als 40%.

3. Der historische Wendepunkt in Deutschland waren die Auschwitz-Prozesse in Freankfurt Anfang der 60er Jahre, und die davon inspirierte 68er-Generation. Es ist in Deutschland gelungen, das Nazipack aus ihren Stellungen zu vertreiben und in der Öffentlichkeit zu diskrefitieren. Dass Rechtsextremismus heute in den etablierten Parteien kaum Chancen hat, dass Organisationen wie der Stahlhelm und Weikersheim weitgehend machtlos sind und Hohmann gekickt wurde, ist ein Verdienst der 68er und dem Willen, diesen Leuten keinen Raum zu geben. Diese Generation fehlt in Österreich. Und zwar komplett. Bis 2000 gab es immer wieder Versuche, dem Euthanasiearzt Gross in Wien den Prozess zu machen, der - erwartungsgemäss - an seinem Gesundheitszustand scheiterte. Dieser Herr wurde jahrzehntelang von seiner Partei, der SPÖ (!), beschützt und trotz aller bekannten Vorwürfe geehrt. Erst im Frühjahr 2000 distanzierte sich Gusenbauer von Gross und entschuldigte sich im Namen seiner Partei. Wie das bei ÖVP und den Kackbraunen ausschaut, mag sich jeder selbst vorstellen.

Ich durfte 30 Jahre in Deutschland ohne besonderen Antisemitismus leben. Die Monate in Wien haben mich dann alles nachholen lassen. Es gibt in Österreich kaum Bewusstsein für das Problem des Rechtsextremismus und faschistischer Tendenzen, das hat sich alles erst in den letzten Jahren entwickelt und ist bei weitem nicht stark genug, die Braunen in die Ecke zu treiben. Dass mit der ÖVP die nächste politische Kraft die Nachfolger der Austrofaschisten sind, macht die Sache auch nicht besser. Und die Klüngelei politischen Pack jeglicher Coleur in den Ringstrassencafes lässt vermuten, dass es auch keinen Willen gibt, an diesem System etwas zu ändern.

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Dienstag, 3. Oktober 2006

Aus gegebenem Anlass

Katharina Hacker Rezension.

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Freitag, 29. September 2006

Globalisierung ist,

wenn Siemens eine Handyfirma an die Taiwanesen verschenkt, die sie ausplündern und Deutsche auf die Strasse schicken, was dann in der CDU den Rüttgers an den Drücker bringt und er das Merkel ablöst.

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