Montag, 11. Dezember 2006
Und Tschüss, Ihr Spaten!
Das geht runter wie Honig. Endlich kriegen mal die eine Abreibung beim BR, die es verdienen. Mit ihren Schundfunk Papsttourbegleitern. Und den zu Berufsjugendlichen mutierten w&v-New-Economy-Dropouts, die sich ihre Schleiminterviews bei zu PR-Bloggern rückentwickelten anderen w&v-New-Economy-Dropouts abholen. Alles Buckeln hat nichts genutzt. Da fährt zusammen in die Verbreitungshölle, was zusammen in die Verbreitungshölle gehört.
Bayern4 Klassik rulez. Sucht Euch endlich eine anständige Arbeit wie CSU-Hinterbänkler-PR, statt irgendwas an Blogs zu frickeln. Das könnt ihr eh nicht besser als Edelman.
Oder so.
Bayern4 Klassik rulez. Sucht Euch endlich eine anständige Arbeit wie CSU-Hinterbänkler-PR, statt irgendwas an Blogs zu frickeln. Das könnt ihr eh nicht besser als Edelman.
Oder so.
donalphons, 12:00h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Mittwoch, 6. Dezember 2006
Das Ekzem
Bei Kaut Bullinger nehme ich neues Briefpapier meiner üblichen Marke G. Lalo, das heute in der kleinen Stadt nicht mehr zu bekommen ist, dazu noch 25 Umschläge, und reihe mich in die Schlange der Wartenden ein, die Waterman-Füller, Montblanc-Geldbörsen und in einem Fall einen Geschenkgutschein erwerben. Dieser junge Herr ist mir vorhin schon aufgefallen, er schaute nervös und fahrig das angebotene Briefpapier durch, hielt auch G. Lalo in Händen, legte es wieder hin, begutachtete die Erzeugnisse von Rössler, kam zu keinen Entschluss. Dabei ist es so einfach, man kann hier nichts falsch machen, aber dieser Young Urban Professional hatte nicht das, was Felix Krull seinerzeit hatte: Ein mit viel Zeit vor Schaufensterauslagen geschultes Empfindes für den richtigen Kauf. Tradition ist etwas, das man niemanden in einem schnellen Schmalspurstudium beibringen kann. So wird das nichts mit dem charmanten Aufschneider, hier pflegt einer seinen inneren Sachbearbeiter. Ein Geschenkgutschein also.
Ich zahle, trete hinaus in die immer noch frühlingshaft warme Luft, die erfüllt ist mit der Kakophonie des Weihnachtsmarktes auf dem Marienplatz. Der zu entfliehen ist mein Ziel, doch selbst der komplett verbaute Hauptplatz scheint dem Treiben nicht mehr zu genügen. Selbst der Rindermarkt, an dessen Stufen sich die Münchner Angestellte im Sommer zur Mittagsstunde die Beine bräunt, ist gefüllt mit erbärmlichen Kitsch, der Erzgebirge sagt und doch Billiges aus den Sklavenbetrieben Chinas meint - kurz, das Grauen hat eine weitere Heimstatt im Zentrum meines geliebten München erobert.

Staunend, die feuchten Kirschmünder leicht geöffnet, treibt ein Schwarm Japanerinnen an mir vorbei in den Pfuhl der erfundenen Gemütlichkeit. Mit einem Karusell in Erzgebirgsmühlenform ist es hier noch echter, noch überzeigender als etwa in Berlin, wo es Riesenräder gibt und erbrochenen Glühwein, aber auch weitaus kitschiger, mangaheidimässiger, nach Verdorbenem süsslich riechend und begleitet vom Gekreisch infantil gewordener Bewohnern der ansonsten gnadenlos unromantischen Munich Area. Hier kann man es rauslassen, was im Büro und im Amt zwichen Mobbing und Akten nicht geht, hier ist es pudsig und liab und Geh Agnes schau hea, mei dan de Engal scheh, schaug amoi, des war doch wos fia di.
Ich aber wende mich ab, haste hinunter zum schon geschlossenen Viktualienmarkt, wo die gscheadn Goschn ihr unverkauftes Gmias in die hässlichen Holzhütten schieben, abgedeckt vom opaken Plastik, das sie wie unförmige Kreaturen der Nacht erscheinen lässt, und gehe in die Rumfordstrasse, fern des Trubels, in die Erlösung und damit in die Verdamnis, von der nachher zu berichten sein wird.
Ich zahle, trete hinaus in die immer noch frühlingshaft warme Luft, die erfüllt ist mit der Kakophonie des Weihnachtsmarktes auf dem Marienplatz. Der zu entfliehen ist mein Ziel, doch selbst der komplett verbaute Hauptplatz scheint dem Treiben nicht mehr zu genügen. Selbst der Rindermarkt, an dessen Stufen sich die Münchner Angestellte im Sommer zur Mittagsstunde die Beine bräunt, ist gefüllt mit erbärmlichen Kitsch, der Erzgebirge sagt und doch Billiges aus den Sklavenbetrieben Chinas meint - kurz, das Grauen hat eine weitere Heimstatt im Zentrum meines geliebten München erobert.

Staunend, die feuchten Kirschmünder leicht geöffnet, treibt ein Schwarm Japanerinnen an mir vorbei in den Pfuhl der erfundenen Gemütlichkeit. Mit einem Karusell in Erzgebirgsmühlenform ist es hier noch echter, noch überzeigender als etwa in Berlin, wo es Riesenräder gibt und erbrochenen Glühwein, aber auch weitaus kitschiger, mangaheidimässiger, nach Verdorbenem süsslich riechend und begleitet vom Gekreisch infantil gewordener Bewohnern der ansonsten gnadenlos unromantischen Munich Area. Hier kann man es rauslassen, was im Büro und im Amt zwichen Mobbing und Akten nicht geht, hier ist es pudsig und liab und Geh Agnes schau hea, mei dan de Engal scheh, schaug amoi, des war doch wos fia di.
Ich aber wende mich ab, haste hinunter zum schon geschlossenen Viktualienmarkt, wo die gscheadn Goschn ihr unverkauftes Gmias in die hässlichen Holzhütten schieben, abgedeckt vom opaken Plastik, das sie wie unförmige Kreaturen der Nacht erscheinen lässt, und gehe in die Rumfordstrasse, fern des Trubels, in die Erlösung und damit in die Verdamnis, von der nachher zu berichten sein wird.
donalphons, 11:41h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Freitag, 1. Dezember 2006
Buffet in der Provinz
nein, es ist nicht vergleichbar mit dem, was in der Munich Area war. Es ist auch nicht vergleichbar mit den wenigen Glanzstunden der Berliner Gesellschaft - obwohl, wer dabei war weiss, dass auch die Landesvertretungen nicht mehr ganz so gut sind. Und über das Abendessen mit Katzav im Adlon reden wir erst mal besser gar nicht. Im China Club habe ich unter dem Angebot gelitten wie ein Schwein vor der Bratenmachung. Und Bonn, wer es noch kennt, war eine Frechheit - dort habe ich den letzten lebendigen Jäseigel gesehen, im Aussenamt, aber mit Blick auf den Rhein. Insofern muss man der Provinz trotz Zelophan eines lassen:

Es ist genug für alle da. Und es ist genug drauf, es schleimt nicht wie die Wraps, und es ölt nicht wie die Frühlingsrollen, und es ist mehr als die Mozarellaspiesschen. Die Herkunft von der Brotzeit ist nicht zu leugnen, aber wer wird sich beklagen - beim ersten öffentlichen Termin im Kultusministerium gab es Fabriksemmeln mit Käse und drüber gelegten Salzstangerl. es hat sich also was getan, und es könnte schlimmer sein.
Bassd scho, wie man hier so sagt.

Es ist genug für alle da. Und es ist genug drauf, es schleimt nicht wie die Wraps, und es ölt nicht wie die Frühlingsrollen, und es ist mehr als die Mozarellaspiesschen. Die Herkunft von der Brotzeit ist nicht zu leugnen, aber wer wird sich beklagen - beim ersten öffentlichen Termin im Kultusministerium gab es Fabriksemmeln mit Käse und drüber gelegten Salzstangerl. es hat sich also was getan, und es könnte schlimmer sein.
Bassd scho, wie man hier so sagt.
donalphons, 00:55h
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OK, StudiVZ, wir machen einen Deal
Für jedes nicht gepostetes Loch bei Euch nehme ich 25.600 Euro. 3% Sconto bei Barzahlung in kleinen Scheinen. Das ist echt billig, verglichen mit dem Imageschaden.
donalphons, 00:35h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Dienstag, 28. November 2006
Nation Abreissing
Es ist manchmal ganz erstaunlich, wie historische Erfolge blind machen für die Probleme der Gegenwart. Ich hatte heute ein berufliches Gespräch mit einem Bekannten, der in meiner Zeit auch in Berlin war, und der jetzt in Washington und mit humanitären Aufgaben im Irak beschäftigt ist. Damit meine ich nicht "Geld an US-Firmen schleusen", sondern das, was man als Nation Buildung bezeichnet: Zivile Infrastrzkturen aufbauen, politische Prozesse begleiten, mit Geld behutsam eingreifen und versuchen, die Leute für eine demokratische Zivilgesellschaft zu gewinnen. Also alles, was Im Deutschland des Jahres 0 und mit dem Marshall Fund erst mal prima geklappt hat.
Es gibt Leute, die fragen sich, ob die Niederläge nicht hätte härter ausfallen müssen, oder ein langsamer Sieg besser gewesen wäre; einer, der in jedem Dorf gezeigt hätte, dass Widerstand zweklos ist, und gleichzeitig so, dass man Respekt vor den Kämpfern hat. Es gibt Leute die sagen, man hätte die Massaker besser ausschlachten müssen, und andere, man hätte schon vorher die Leute wissen müssen, die die Sache im Irak managen können. Das mit der Entwaffnung hat nicht funktioniert, das rächt sich jetzt. Zu schnell war es, zu hastig, nach dem Ende der Kämpfe gingen die Kämpfe weiter, da entstand der Hass, der die amerikanischen Truppen jetzt zum Spielball in einem religiös motivierten Bürgerkrieg macht.
Für diejenigen Verantwortlichen, die daran glauben, dass der westliche Weg sicher nicht 1:1 übernommen werden kann, die Grundsätze wie Demokratie, Gleichberechtigung und Menschenrechte aber fraglos gelten müssen, ist der Irak eine real gewordene Alptraumvision. Es fängt schon damit an, dass die Ansprechpartner nichts von diesen Werten wissen wollen, weder im Kampf gegen feindliche Clans, noch im Inneren, womit ihre Herrschaft bedroht wäre. Der Irakkrieg ist in abertausende Kriege im Irak zerfallen, die neuen Machthaber sind Warlords, es ist kein Vietnam, sondern schlimmer, es ist gigantisches Afghanistan, in dem jede Aufbauleistung jenseits der von den USA massiv kontrollierten Gebiete sofort missbraucht werden, versickern, nicht mehr als wirkungslose Bestechung sind.
Es wird sehr schwer mit dem Abzug der Amerikaner, so jedenfalls wird es kein Spaziergang wie 1948 in Deutschland, das ist allen Beteiligten klar, wenn die ganze Aktion nicht als grösster und teuerster politischer Fehlschlag in die Geschichte der USA eingehen soll. Langsam reift in mir aber eine Idee heran, die tatsächlich so etwas wie eine stabile Situation bringen könnte: Denn wenn man genau hinschaut, hat nicht nur der Marshall Fund Deutschland gestützt, sondern auch das feindliche System der Sowietunion und ihres Satelliten, der DDR. Wie also wäre es, Sunniten, Shiiten und Kurden tatsächlich in eine Autonomie zu entlassen, gezielt als Staaten aufzubauen, und Bagdad als neues Berlin zu errichten, mit einer Bagdader Mauer zwischen den Zonen? Klare Fronststellungen würden shon dafür sorgen, dass sich jede Partei intern einigen muss, um der anderen zu widerstehen, man bräuchte die Hilfe der Grossmächte, und die wiederum könnten ihre Vasallen dann zügeln.
Das erzähle ich meinem Bekannten, aber der findet die Idee extrem zynisch, und will davon nichts wissen.
Es gibt Leute, die fragen sich, ob die Niederläge nicht hätte härter ausfallen müssen, oder ein langsamer Sieg besser gewesen wäre; einer, der in jedem Dorf gezeigt hätte, dass Widerstand zweklos ist, und gleichzeitig so, dass man Respekt vor den Kämpfern hat. Es gibt Leute die sagen, man hätte die Massaker besser ausschlachten müssen, und andere, man hätte schon vorher die Leute wissen müssen, die die Sache im Irak managen können. Das mit der Entwaffnung hat nicht funktioniert, das rächt sich jetzt. Zu schnell war es, zu hastig, nach dem Ende der Kämpfe gingen die Kämpfe weiter, da entstand der Hass, der die amerikanischen Truppen jetzt zum Spielball in einem religiös motivierten Bürgerkrieg macht.
Für diejenigen Verantwortlichen, die daran glauben, dass der westliche Weg sicher nicht 1:1 übernommen werden kann, die Grundsätze wie Demokratie, Gleichberechtigung und Menschenrechte aber fraglos gelten müssen, ist der Irak eine real gewordene Alptraumvision. Es fängt schon damit an, dass die Ansprechpartner nichts von diesen Werten wissen wollen, weder im Kampf gegen feindliche Clans, noch im Inneren, womit ihre Herrschaft bedroht wäre. Der Irakkrieg ist in abertausende Kriege im Irak zerfallen, die neuen Machthaber sind Warlords, es ist kein Vietnam, sondern schlimmer, es ist gigantisches Afghanistan, in dem jede Aufbauleistung jenseits der von den USA massiv kontrollierten Gebiete sofort missbraucht werden, versickern, nicht mehr als wirkungslose Bestechung sind.
Es wird sehr schwer mit dem Abzug der Amerikaner, so jedenfalls wird es kein Spaziergang wie 1948 in Deutschland, das ist allen Beteiligten klar, wenn die ganze Aktion nicht als grösster und teuerster politischer Fehlschlag in die Geschichte der USA eingehen soll. Langsam reift in mir aber eine Idee heran, die tatsächlich so etwas wie eine stabile Situation bringen könnte: Denn wenn man genau hinschaut, hat nicht nur der Marshall Fund Deutschland gestützt, sondern auch das feindliche System der Sowietunion und ihres Satelliten, der DDR. Wie also wäre es, Sunniten, Shiiten und Kurden tatsächlich in eine Autonomie zu entlassen, gezielt als Staaten aufzubauen, und Bagdad als neues Berlin zu errichten, mit einer Bagdader Mauer zwischen den Zonen? Klare Fronststellungen würden shon dafür sorgen, dass sich jede Partei intern einigen muss, um der anderen zu widerstehen, man bräuchte die Hilfe der Grossmächte, und die wiederum könnten ihre Vasallen dann zügeln.
Das erzähle ich meinem Bekannten, aber der findet die Idee extrem zynisch, und will davon nichts wissen.
donalphons, 00:42h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Donnerstag, 23. November 2006
Die asiatischen Haifische kommen
Was machst Du nächste Woche?
Streichen, Schränke restaurieren, Boden schleifen.
Kannst Du vielleicht zwei Tage nach München kommen? Es ist nämlich so, wir haben eine Delegation da, die kommen aus Hamburg und wollen am Freitag verhandeln, aber davor haben sie Zeit und wollen was erleben, ausserdem müssen die gebrieft werden, jemand muss sie schon mal weich kochen.
Ach neeee....
Und du kannst doch so gut mit Übersetzerinnen.
Nein, kann ich nicht. Mir tun sie nur leid, das ist alles, diese Funktionsmädchen, ok, das schlägt durch, aber trotzdem, ne, wirklich, kein Bedarf.
Es ist doch ganz einfach, Du fährt mit ihnen in die Antiksammlung...
Antikensammlung!
Ist ja egal jedenfalls da an den Königsplatz zu diesen Statuen
Das ist die Glyptothek, mein Bester, die Antikensammlung ist gegenüber und hat vor allem Amphoren.
Ach so, das sind die mit den Töpfen. Ja, und dann geben wir euch ein paar BMWs, die sollen mal ordentlich Autobahnfahren, das macht denen sicher Laune.
Habt ihr gerade keine Praktis, die sowas machen können und dafür ein Zeugnis über Teilnahme an internationalen Verhandlungen bekommen oder so?
Ne, das geht nicht, die sollen glauben, dass sie von einem wichtigen Mitarbeiter betreut werden.
Ich sage es gradraus. Ich bin kein Fan von koreanischer Küche. Ich bin nicht erpicht auf zwei Tage leeres Gerede. Ich will keinen Selbstmord begehen, indem ich mich von einem unerfahrenen Trottel totrasen lasse. Ich...
Ihr könntet ins Ballett gehen! Am Mittwoch Abend ist auch Schwanensee! Wenn Oktoberfest wäre, wäre das alles kein Problem, aber jetzt musst Du uns helfen! Wirklich.
Und ich hasse Tschaikovsky und Ballett mag ich auch nicht.
Also, Du machst es.
Nein.
Und so werde ich am Mittwoch Schränke streichen und lächeln, wenn ich an den fetten Münchner Haifisch denke, den seine Freunde Maxl nennen, wenn er mit seiner koreanischen Delegation durch Museen watschelt, von denen er mutmasslich noch weniger Ahnung hat als das Übersetzungsperspnal der Koreaner, den armen Mädchen mit seinem bavarian English schwere Rätsel aufgibt, und schwitzend in seinem 5er BMW auf dem Beifahrersitz zittern wird, wenn irgendein Spekulant aus Seoul das europäische Versprechen der grenzenlosen Freiheit auf der Auobahn schon in der Tempo-80-Zone Richzung Starnberg mit 180 Richtung Radarfalle einlösen wird. Was man halt so zur Erhaltung des freundlichen Klimas tut, wenn der fast insolvente Fond ein paar Bauruinen in Fernost rumstehen hat und die koreanischen Partner vor Gericht Recht bekommen haben, das Geld zu veruntreuen. Insofern ist es nur ausgleichende Gerechtigkeit, dann die europäische Kultur according to Maxl zu erleben.
Wie auch immer: It´s a fair deal.
Streichen, Schränke restaurieren, Boden schleifen.
Kannst Du vielleicht zwei Tage nach München kommen? Es ist nämlich so, wir haben eine Delegation da, die kommen aus Hamburg und wollen am Freitag verhandeln, aber davor haben sie Zeit und wollen was erleben, ausserdem müssen die gebrieft werden, jemand muss sie schon mal weich kochen.
Ach neeee....
Und du kannst doch so gut mit Übersetzerinnen.
Nein, kann ich nicht. Mir tun sie nur leid, das ist alles, diese Funktionsmädchen, ok, das schlägt durch, aber trotzdem, ne, wirklich, kein Bedarf.
Es ist doch ganz einfach, Du fährt mit ihnen in die Antiksammlung...
Antikensammlung!
Ist ja egal jedenfalls da an den Königsplatz zu diesen Statuen
Das ist die Glyptothek, mein Bester, die Antikensammlung ist gegenüber und hat vor allem Amphoren.
Ach so, das sind die mit den Töpfen. Ja, und dann geben wir euch ein paar BMWs, die sollen mal ordentlich Autobahnfahren, das macht denen sicher Laune.
Habt ihr gerade keine Praktis, die sowas machen können und dafür ein Zeugnis über Teilnahme an internationalen Verhandlungen bekommen oder so?
Ne, das geht nicht, die sollen glauben, dass sie von einem wichtigen Mitarbeiter betreut werden.
Ich sage es gradraus. Ich bin kein Fan von koreanischer Küche. Ich bin nicht erpicht auf zwei Tage leeres Gerede. Ich will keinen Selbstmord begehen, indem ich mich von einem unerfahrenen Trottel totrasen lasse. Ich...
Ihr könntet ins Ballett gehen! Am Mittwoch Abend ist auch Schwanensee! Wenn Oktoberfest wäre, wäre das alles kein Problem, aber jetzt musst Du uns helfen! Wirklich.
Und ich hasse Tschaikovsky und Ballett mag ich auch nicht.
Also, Du machst es.
Nein.
Und so werde ich am Mittwoch Schränke streichen und lächeln, wenn ich an den fetten Münchner Haifisch denke, den seine Freunde Maxl nennen, wenn er mit seiner koreanischen Delegation durch Museen watschelt, von denen er mutmasslich noch weniger Ahnung hat als das Übersetzungsperspnal der Koreaner, den armen Mädchen mit seinem bavarian English schwere Rätsel aufgibt, und schwitzend in seinem 5er BMW auf dem Beifahrersitz zittern wird, wenn irgendein Spekulant aus Seoul das europäische Versprechen der grenzenlosen Freiheit auf der Auobahn schon in der Tempo-80-Zone Richzung Starnberg mit 180 Richtung Radarfalle einlösen wird. Was man halt so zur Erhaltung des freundlichen Klimas tut, wenn der fast insolvente Fond ein paar Bauruinen in Fernost rumstehen hat und die koreanischen Partner vor Gericht Recht bekommen haben, das Geld zu veruntreuen. Insofern ist es nur ausgleichende Gerechtigkeit, dann die europäische Kultur according to Maxl zu erleben.
Wie auch immer: It´s a fair deal.
donalphons, 00:40h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Samstag, 11. November 2006
Und ein weiteres StudiVZ-Kapitel
an der Blogbar - diesmal zum Thema: Wie gehe ich mit kritischen Postings auf meinem Businessblog um?
Hier jedenfalls beginnt das eigentliche Unwetter. Die WAMS legt vor.
Jetzt was Peinliches. Ehssan Dariani ist einer der Shootingstars des sogenannten Web2.0. Er hat das Onlinestudentenverzeichnis StudiVZ gegründet, an dem mittlerweile die renommierte Verlagsgruppe Holtzbrinck (unter anderem "Die Zeit", "Tagesspiegel") eine Beteiligung hält. Derzeit fällt der junge Mann (26 Jahre) aber abseits des Unternehmerischen auf. Im Internet kursieren selbst gedrehte Filmchen, die ihn beim penetranten Anquatschen von Frauen zeigen. Außerdem erregt Dariani Aufsehen, weil er sich die Internetadresse www.voelkischer-beobachter.de zugelegt hat. Angeblich hat er eine Party-Einladung für StudiVZ einer Titelseite des "Völkischen Beobachters" nachempfunden und dafür die Adresse gebraucht. Über Geschmack lässt sich in dem Fall nicht streiten.
Dumdidum. Ich habe es allen gesagt. Frühzeitig. Jeder wusste, was kommen wird. Ich habe gewarnt, direkt, indirekt, Verantwortliche, Investoren, Betroffene, verschiedene Ebenen auf diversen Kanälen, als Blogger, als Ex-Söldner der Hölle, als einer, der noch was gut hat, die wussten, wer ich bin und was ich war, ich hätte es gern begrenzt auf die eigentlichen Probleme, ich habe Angebote gemacht, rumgemailt, ich habe gewartet, ich habe nur wenig von dem gebracht, was ich hätte bringen können, man hätte jeden Tag den Stecker ziehen können. Dumdidum. Ja. So ist das. Viel Spass mit den Medien, Freunde. Die gehen voll auf den Völkischen Beobachter. Die letzte Woche war nur der Schonwaschgang. Jetzt bekommen sie es alle miteinander Schwarz auf Weiss.
So mag er fallen.
Hier jedenfalls beginnt das eigentliche Unwetter. Die WAMS legt vor.
Jetzt was Peinliches. Ehssan Dariani ist einer der Shootingstars des sogenannten Web2.0. Er hat das Onlinestudentenverzeichnis StudiVZ gegründet, an dem mittlerweile die renommierte Verlagsgruppe Holtzbrinck (unter anderem "Die Zeit", "Tagesspiegel") eine Beteiligung hält. Derzeit fällt der junge Mann (26 Jahre) aber abseits des Unternehmerischen auf. Im Internet kursieren selbst gedrehte Filmchen, die ihn beim penetranten Anquatschen von Frauen zeigen. Außerdem erregt Dariani Aufsehen, weil er sich die Internetadresse www.voelkischer-beobachter.de zugelegt hat. Angeblich hat er eine Party-Einladung für StudiVZ einer Titelseite des "Völkischen Beobachters" nachempfunden und dafür die Adresse gebraucht. Über Geschmack lässt sich in dem Fall nicht streiten.
Dumdidum. Ich habe es allen gesagt. Frühzeitig. Jeder wusste, was kommen wird. Ich habe gewarnt, direkt, indirekt, Verantwortliche, Investoren, Betroffene, verschiedene Ebenen auf diversen Kanälen, als Blogger, als Ex-Söldner der Hölle, als einer, der noch was gut hat, die wussten, wer ich bin und was ich war, ich hätte es gern begrenzt auf die eigentlichen Probleme, ich habe Angebote gemacht, rumgemailt, ich habe gewartet, ich habe nur wenig von dem gebracht, was ich hätte bringen können, man hätte jeden Tag den Stecker ziehen können. Dumdidum. Ja. So ist das. Viel Spass mit den Medien, Freunde. Die gehen voll auf den Völkischen Beobachter. Die letzte Woche war nur der Schonwaschgang. Jetzt bekommen sie es alle miteinander Schwarz auf Weiss.
So mag er fallen.
donalphons, 21:39h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Samstag, 4. November 2006
Metamorphosen auf verlorenem Posten
Nach 2 Stunden in der kalten Fussgängerzone sieht ein klampfenverstärkter Freikirchenchor nicht nur immer noch scheisse aus, er klingt dann auch so richtig scheisse und zittrig.
Der erfolgreiche Papismus weiss schon, warum er Orgeln hat und nur im Sommer Prozessionen macht.
Der erfolgreiche Papismus weiss schon, warum er Orgeln hat und nur im Sommer Prozessionen macht.
donalphons, 18:51h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Dienstag, 31. Oktober 2006
Hallo Südeutsche Zeitung!
Ja, das mit den Blogs war nicht so gut. Ich verstehe, dass Ihr frustriert seid. Aber deshalb die Onlineleute feuern die Redaktion optimieren und das Ganze in Tschechien hochziehen, na, ich weiss nicht. Schon hart, irgendwie, wenn ich an all die jungen Leute denke, die später mal Jobs wollen. Es stimmt natürlich, zum Pressemitteilungen Umschreiben kann man auch chinesische Akademiker einkaufen. Die sind noch billiger als Tschechen. Und garantiert linientreu.
Hm. Wenn schon die Süddeutsche sowas plant, wer zieht dann nach? Die Freuden der Globalisierung kommen auch zu uns Journalisten. (mehr bei Ben Schwan, und nachher schreibe ich auch mal was Nettes über Asien)
Hm. Wenn schon die Süddeutsche sowas plant, wer zieht dann nach? Die Freuden der Globalisierung kommen auch zu uns Journalisten. (mehr bei Ben Schwan, und nachher schreibe ich auch mal was Nettes über Asien)
donalphons, 13:38h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Montag, 30. Oktober 2006
Vorsätze und deren Brechung im Web2.0
Ich war gestern Abend bis inne Puppen etwas länger aus, mit Leuten, die ich teilweise kannte. Andere kannte ich noch nicht. Eine bunte Mischung von der sattsam bekannten Iris über deren Umfeld bishin zu ein paar Leuten der Elitehochschule, die am gleichen Tisch im überfüllten Lokal sassen und dann dabei blieben. Vielleicht, weil sie das Auto von Iris Mama draussen vor dem Lokal gesehen haben und dachten, das ist ihr späteres Chefklientel. Dass wir ein Haufen Arbeitsloser, Geschiedener, Gestrandeter und obskurer Tätigkeitsnachgeher, vor allem aber Söhne und Töchter sind, haben sie nicht erkannt. Es war ein lustiger Abend, und während die anderen den Elitessen die Hucke volllogen, blieb ich einigermassen bei der Wahrheit: Autor mit zwischenzeitlichem Irrweg in der Beraterszene der Munich Area in ihren besten Tagen 1999-2001.
Warum ich niht weiter gemacht habe, wollte man wissen, und nachdem ich keine Lust hatte, die Zeit und ihre Schöpfung "Don Alphonso" mit all den scharzen Geschichten zu erklären, beliess ich es bei den viertelwahren Standardausführungen - dass ich genug Irrsinn gesehen habe, dass ich Beratung für komplett sinnlos halte, weil man diese Naturprallis jede Hilfestellung geben kann und sie trotzdem beim ersten Schritt in die Mine treten: Oberflächliche und falsche Markteinschätzung, Produkte ohne Vertrieb, unzureichende Planung, gnadenlose Überforderung. Aber, kam der Einwand, das ist doch jetzt vorbei, mit Webtuu-oh sind jetzt neue Rahmenbedingungen da, die Leute haben dazu gelernt. Keine Ahnung, sagte ich, und wechselte das Thema. Schliesslich bin ich der höflichste Mensch von der Welt und versuche das auch zu bleiben, egal was meinen Weg quert.
Heute aber bin ich auf ein perfektes Web2.0-Startup gestossen. Kein Name, kein Link, ich erklär´s mal: Kleinstfirma für hochwertige, trendige und gesunde Nahrungsmittel, extrem kleine Nische mit recht hohen Preisen, das Thema ist von den Grossen noch nicht besetzt, das Ganze läuft aber in einem anderen Land bereits prima. Klassische Copycat-Situation, ähnliche Märkte, gleiches Geschäftsmodell, und dazu eine extrem offene Kommunikation über Blogs und Kommentare. Ausserdem ein Wettbewerb für das Logo und den Namen mit Geldpreis, Testangebote für Blogger, zackige Logos, und die Website dürfte auch mit Ruby on Rails programmiert sein. Die Produkte werden in Eigenregie produziert und inzwischen auch an die ersten Läden vertrieben. Und ich wollte unbedingt wegschauen, aber ich habe es nicht geschafft.
Nun denn. Aktuell lässt der Web2.0-Gründer, der mit jeder Faser seines Seins die als "digitale Boheme" hochgejazzten urbanen Penner ohne Festanstellung, aber mit massig Kreativität und Mut repräsentiert, das gesamte Internet wissen, dass er ein Problem hat: Der kostenintensive Versand seiner Waren. Echt fies, wo er doch der ganzen Welt sein Produkt erst mal fast umsonst im Netz anbieten kann. Der Versand aber ist so teuer, dass letztlich bei ihm kaum was hängen bleibt. Weshalb er die Leser seines Blogs nach Tipps für den deutschlandweiten Vertrieb fragt.
Jetzt. 6 Monate nach Start. Da tut sich einer wegen der Verpackung und dem Namen monatelang ab, aber erst jetzt kommt ihm die Idee, dass das Zeug irgendwie zum Kunden muss, und dass sowas nicht wirklich billig ist. Wie er aber in aller Unschuld mitteilt, muss da eine Lösung her, weil der stationäre Verkauf in einem halben Dutzend Szeneläden finanziell, oh grosses Wunder trotz Web2.0, nicht reicht.
Das ist so, als ob ein Soldat monatelang nur Kugeln rausgesucht hat und auf dem Schlachtfeld dann fragt, wie er jetzt eigentlich so ein komisches Gewehr bekommt, daran hat er nicht gedacht, aber es ist schon wichtig, oder? Das ist absolut bitter, weil es zeigt, dass da absolut nichts gelernt und begriffen wurde. Firmen sind nun mal kein verficktes Beta, wo man irgendwas rumfrickeln und mit den Nutzern faseln kann, bis es schon irgendwie läuft. Ein Produkt und einen Onlineshop zu haben und keinen Vertrieb und kein Preismodell für diesen Vertrieb ist der sicherste Weg in die Pleite, egal ob da einer was kauft oder nicht. Wenn keiner kauft, fressen ihn die Fixkosten, wenn einer kauft, fressen ihn die Versandkosten. Daran ändert auch web2.0 nichts.
Es ist so ein abartiges Elend, die Kommentare durchzulesen. Arschkriecher und mit dem Zeug gekaufte Lutscher ohne Ende, die das alles prima finden und nicht mal auf die Idee kommen, dass da was grundsätzlich schief läuft. Ist ja alles so schön bunt dort, super Idee, und so offen mit Blogs und so. Nirgendwo ein kritischer Partner, der die Sache mal abklopft. Kuscheln bis in die Grube. Social Software, Du und Deine Freunde. Die sicher auch noch einen netten Kommentar schreiben, wenn Du beim Amtsgericht aufläufst. Web New Economy 2.0 halt, früher hatte man 20 Millionen VC und drehte eine Gründersoap, heute hat man viel Zeit, ein paar tausend Euro gespart und schreibt ein Blog. Die digitale Boheme als low cost Ausgabe des Entrepreneurs, das abgewetzte Barcamp statt Anzug auf Schloss Elmau, Küchentisch statt Loft und allen anderen Kumpels geht es heute ähnlich, aber besser als Festanstellung ist es immer. Und Successtories gibt es ja auch.
Richtig. Das Unternehmen, dessen Idee hier kopiert wurde. Dem geht´s prima, schon lange. Da gab es noch nicht mal das Internet als Massenmedium, geschweige denn Blogs. Aber vermutlich einen, der sich lange Gedanken über profitable Geschäftsmodelle gemacht hat. Die richtige Planung hatte, und den Krempel nicht in 6 Monaten übers Knie brechen musste. Ganz ohne Web2.0 und dem Bohei. Dieser jemand hat auf seiner Website übrigens unten eine deutsche Flagge. Wenn man da drauf drückt, kommt ein Text, in dem eine baldige Expansion nach Deutschland angekündigt wird. Dafür suchen sie einen Country Manager, 7 Jahre Berufserfahrung und MBA und noch einige andere furchtbar stressige Dinge, die in keinem Buch über angewandtes urbanes Pennertum vorkommen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass damit einen Blogger mit einer geklauten Idee meinen. Sondern einen Verkäufer, der sich auf dem Markt auskennt. Und mitbekommt, wenn plötzlich ein Gigant auftaucht, um den Markt mit einem erprobten Geschäftsmodell zu übernehmen.
Solche Gestalten rennen da draussen rum, mit dem long Tail sind sie die Geilsten, das mit dem Cash Flow positiv packen sie schon, wenn sie ihre Serverkosten bezahlen können, machen heute doch alle so, und irgendwann wird schon einer kommen und das alles aufkaufen. Naturprallis. Kannste nichts machen. Die sind so. Die werden wieder auf die Schnauze fallen, und in 5 Jahren haben sie sich wieder neu erfunden.
Irgendwelche Fragen, warum ich nicht mehr berate? Ja? Bitteschön: Weil ich der höflichste Mensch von der Welt bleiben möchte.
Warum ich niht weiter gemacht habe, wollte man wissen, und nachdem ich keine Lust hatte, die Zeit und ihre Schöpfung "Don Alphonso" mit all den scharzen Geschichten zu erklären, beliess ich es bei den viertelwahren Standardausführungen - dass ich genug Irrsinn gesehen habe, dass ich Beratung für komplett sinnlos halte, weil man diese Naturprallis jede Hilfestellung geben kann und sie trotzdem beim ersten Schritt in die Mine treten: Oberflächliche und falsche Markteinschätzung, Produkte ohne Vertrieb, unzureichende Planung, gnadenlose Überforderung. Aber, kam der Einwand, das ist doch jetzt vorbei, mit Webtuu-oh sind jetzt neue Rahmenbedingungen da, die Leute haben dazu gelernt. Keine Ahnung, sagte ich, und wechselte das Thema. Schliesslich bin ich der höflichste Mensch von der Welt und versuche das auch zu bleiben, egal was meinen Weg quert.
Heute aber bin ich auf ein perfektes Web2.0-Startup gestossen. Kein Name, kein Link, ich erklär´s mal: Kleinstfirma für hochwertige, trendige und gesunde Nahrungsmittel, extrem kleine Nische mit recht hohen Preisen, das Thema ist von den Grossen noch nicht besetzt, das Ganze läuft aber in einem anderen Land bereits prima. Klassische Copycat-Situation, ähnliche Märkte, gleiches Geschäftsmodell, und dazu eine extrem offene Kommunikation über Blogs und Kommentare. Ausserdem ein Wettbewerb für das Logo und den Namen mit Geldpreis, Testangebote für Blogger, zackige Logos, und die Website dürfte auch mit Ruby on Rails programmiert sein. Die Produkte werden in Eigenregie produziert und inzwischen auch an die ersten Läden vertrieben. Und ich wollte unbedingt wegschauen, aber ich habe es nicht geschafft.
Nun denn. Aktuell lässt der Web2.0-Gründer, der mit jeder Faser seines Seins die als "digitale Boheme" hochgejazzten urbanen Penner ohne Festanstellung, aber mit massig Kreativität und Mut repräsentiert, das gesamte Internet wissen, dass er ein Problem hat: Der kostenintensive Versand seiner Waren. Echt fies, wo er doch der ganzen Welt sein Produkt erst mal fast umsonst im Netz anbieten kann. Der Versand aber ist so teuer, dass letztlich bei ihm kaum was hängen bleibt. Weshalb er die Leser seines Blogs nach Tipps für den deutschlandweiten Vertrieb fragt.
Jetzt. 6 Monate nach Start. Da tut sich einer wegen der Verpackung und dem Namen monatelang ab, aber erst jetzt kommt ihm die Idee, dass das Zeug irgendwie zum Kunden muss, und dass sowas nicht wirklich billig ist. Wie er aber in aller Unschuld mitteilt, muss da eine Lösung her, weil der stationäre Verkauf in einem halben Dutzend Szeneläden finanziell, oh grosses Wunder trotz Web2.0, nicht reicht.
Das ist so, als ob ein Soldat monatelang nur Kugeln rausgesucht hat und auf dem Schlachtfeld dann fragt, wie er jetzt eigentlich so ein komisches Gewehr bekommt, daran hat er nicht gedacht, aber es ist schon wichtig, oder? Das ist absolut bitter, weil es zeigt, dass da absolut nichts gelernt und begriffen wurde. Firmen sind nun mal kein verficktes Beta, wo man irgendwas rumfrickeln und mit den Nutzern faseln kann, bis es schon irgendwie läuft. Ein Produkt und einen Onlineshop zu haben und keinen Vertrieb und kein Preismodell für diesen Vertrieb ist der sicherste Weg in die Pleite, egal ob da einer was kauft oder nicht. Wenn keiner kauft, fressen ihn die Fixkosten, wenn einer kauft, fressen ihn die Versandkosten. Daran ändert auch web2.0 nichts.
Es ist so ein abartiges Elend, die Kommentare durchzulesen. Arschkriecher und mit dem Zeug gekaufte Lutscher ohne Ende, die das alles prima finden und nicht mal auf die Idee kommen, dass da was grundsätzlich schief läuft. Ist ja alles so schön bunt dort, super Idee, und so offen mit Blogs und so. Nirgendwo ein kritischer Partner, der die Sache mal abklopft. Kuscheln bis in die Grube. Social Software, Du und Deine Freunde. Die sicher auch noch einen netten Kommentar schreiben, wenn Du beim Amtsgericht aufläufst. Web New Economy 2.0 halt, früher hatte man 20 Millionen VC und drehte eine Gründersoap, heute hat man viel Zeit, ein paar tausend Euro gespart und schreibt ein Blog. Die digitale Boheme als low cost Ausgabe des Entrepreneurs, das abgewetzte Barcamp statt Anzug auf Schloss Elmau, Küchentisch statt Loft und allen anderen Kumpels geht es heute ähnlich, aber besser als Festanstellung ist es immer. Und Successtories gibt es ja auch.
Richtig. Das Unternehmen, dessen Idee hier kopiert wurde. Dem geht´s prima, schon lange. Da gab es noch nicht mal das Internet als Massenmedium, geschweige denn Blogs. Aber vermutlich einen, der sich lange Gedanken über profitable Geschäftsmodelle gemacht hat. Die richtige Planung hatte, und den Krempel nicht in 6 Monaten übers Knie brechen musste. Ganz ohne Web2.0 und dem Bohei. Dieser jemand hat auf seiner Website übrigens unten eine deutsche Flagge. Wenn man da drauf drückt, kommt ein Text, in dem eine baldige Expansion nach Deutschland angekündigt wird. Dafür suchen sie einen Country Manager, 7 Jahre Berufserfahrung und MBA und noch einige andere furchtbar stressige Dinge, die in keinem Buch über angewandtes urbanes Pennertum vorkommen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass damit einen Blogger mit einer geklauten Idee meinen. Sondern einen Verkäufer, der sich auf dem Markt auskennt. Und mitbekommt, wenn plötzlich ein Gigant auftaucht, um den Markt mit einem erprobten Geschäftsmodell zu übernehmen.
Solche Gestalten rennen da draussen rum, mit dem long Tail sind sie die Geilsten, das mit dem Cash Flow positiv packen sie schon, wenn sie ihre Serverkosten bezahlen können, machen heute doch alle so, und irgendwann wird schon einer kommen und das alles aufkaufen. Naturprallis. Kannste nichts machen. Die sind so. Die werden wieder auf die Schnauze fallen, und in 5 Jahren haben sie sich wieder neu erfunden.
Irgendwelche Fragen, warum ich nicht mehr berate? Ja? Bitteschön: Weil ich der höflichste Mensch von der Welt bleiben möchte.
donalphons, 00:45h
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