: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Sonntag, 4. Juli 2004

Und dann, als sie 10 Minuten zu spät

und mit 2 Tüten von Behringer-Schuhe zuviel in der Pacellistrasse eintraf, um den Starck-Stuhl zu holen und sich nach Hause bringen zu lassen, weil dieser Stuhl natürlich nicht in ihren Sportwagen passte,



dann also wandte sich meine kleine Schwester an mich und sprach:

"Also mit der Wirtschaft geht es aufwärts, weil alle guten Geschäfte völ-lig ausgerauft sind und fast nichts Gutes mehr da ist. Da kann ich mich gar nicht mehr auf die Kampfpreise freuen. Und es gibt doch nichts Schöneres, als Pradaschuhe, die früher mal 450 Euro gekostet haben, jetzt für 80 Euro zu bekommen."

In diesem Moment überhohlte und ein SLK wie der, den sie sich kaufen will, und sie drückte ihre kleine Nase an der Windschutzscheibe platt. Dann sah sie sich in meinem Punto um und sagte, ich soll doch ihren alten Sportwagen nehmen; einer von der Sorte, die ich in Liquide als typische geleaste Marketing-Tuss-Wägen diffamiere, mit einem Berg unbezahlter Strafzettel hinter den Sitzen, so wie bei meiner kleinen Schwester.

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Donnerstag, 1. Juli 2004

Real Life 30.6.04 - Waldesruh

Gerade noch in Gedanken an die Geschichte von Alex Wolff von den Minusvisionen, und an seinen Crash im Mini, da schert der Bus aus und zieht rüber auf die Überholspur. Eine weitere Spur gibt es nicht. Mehr als ein Finger passt nicht zwischen seinen Blinker und Aussenspiegel, es wird noch weniger und die linken Reifen rubbeln über das Kraut auf dem Mittelstreifen, es wird klar, es kann nicht reichen, das wird zu knapp, und es vergehen noch ein paar Stunden so, die eigentlich nur Bruchteile von Sekunden sind, und dann prügelt der Lebensgeist die Faust auf Lenkrad, da wo die Hupe ist, und kaum ertönt das Quäken, schlingert der Bus zurück auf die rechte Fahrbahn, wo er gottverdammt hingehört und hoffentlich bleibt.

Ein paar Kilometer weiter ist ein Parkplatz, und irgendwie reicht es jetzt mit dem Brettern, es ist zu viel Adrenalin im Blut, und gleichzeitig sind die Augen durchgeglüht von zu viel Mittagsonne, denn im Büro in Berlin hat war dieses Naturspektakel nur selten zu sehen. Runter, anhalten, raus aus dem Wagen. Jenseits einer kleinen Wiese, die, wie hierzulande üblich, perfekt auf Golfrasenhöhe getrimmt ist, der Wald, der schon seit zehn Kilometern die Autobahn umschliesst und jede menschliche Siedlung vermissen lässt. Ein schmaler Traktorenweg, der hineinführt in das satte Grün, weg von den Abgasen, der Geschwindigkeit und dem Lärm.



Es ist wahnsinnig grün, es ist fast wie auf einer Postkarte, es riecht nach Bäumen und Erde, und vielleicht auch etwas nach Verwesung. Nach drei Minuten ist von der Strasse nichts mehr zu hören. Der Boden ist trocken und leicht sandig, weich und wie geschaffen für die rotbraunen Budapester. Wenn jetzt noch Lederflicken am den Ärmeln wären, könnte es fast eine Szene in einem englischen Wald sein. So ein Jacket hehlt eigentlich noch im Kleiderschrank und muss sein, falls es noch öfter in den Wald geht.

Aber wann? Das letzte Mal, das war... so richtig tief im Wald zu Fuss, das war im November, Anfang November 2002, auf einem der letzten New Economy Events auf Schloss Elmau, drinnen waren dumme Vorträge, nochmal in den Pool war bei dem Wetter etwas zu schade, und von den Almmatten um das Schloss ging es nur ein paar Meter runter zum Bach, dann hinein in den spätherbstlichen Nadelwald mit seinen zertrümmerten Kalkfelsen, hoch auf die erste Kuppe, dann einen Blick zurück auf das Schloss mit all seinen lächerlichen Posern, die da unten geschäftsmässig taten, powerpointeten und networkten. So klein, so banal, das alles, kein Grund um umzukehren, also weiter hinauf bis an die Stelle, wo die Geröllfelder ihre weissen Finger in den Wald krallten, unter diesem knallblauen Alpenhimmel, und in dem Wissen, dass die da unten eigentlich jetzt gerne ein paar Zoten aus der Munich Area hören würden. Aber bis sich die Flügeltüren zur Halle des Schlosses wieder öffnen, wird der Abstieg sicher noch, ja wie lange eigentlich, 2 Stunden bis hier hoch? So lang? Und dann geht es zurück durch Kiefern und Föhren, einen Grashalm zwischen den Zähnen und dann ohne Gewissensbisse wegen Verfettung hungrig ans Buffet, ja, das war das letzte Mal, wenn man mal vom Mountainbiken absieht.

Zurück zum Auto, die nächsten 200 Kilometer runtergerissen, und mitten in der Provinz ankommen. Das örtliche Käseblatt liegt auf dem Tisch im Wohnzimmer der Vorstadtvilla. Das Titelbild zeigt einen Lastwagen voller Bierdosen, der wegen eines übermüdeten Fahrers von der Autobahn abkam und in den Graben gestürzt ist. Kein Witz. Die Kaltmamsell weiss das.

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Freitag, 25. Juni 2004

Real Life 24.6.04 - NE-Schönling

Es ist irgendwann zwischen Medienkritik und Literaturdiskurs, als erst NE-Schönling1 den Raum betritt, mit zu langen Koteletten, viel Gel und einer Pseudokreativen, die aussieht wie Franziska Gerstenberg nach 90°-Wäsche - ausgebleicht, ungebügelt und aufgequollen, was sich auf den 2. Blick aber als Babyspeck herausstellt. Ich richte meinen Kopf so, dass ein paar seiner Worte zu mir durch den Lärm dringen, vorbei am Gekreische der Blondinen, die den ersten Schweiss ihrer Volljährigkeit mit Taschen unter den Achseln aufsaugen, und hindurch zwischen dem Rumdidldum der zünftigen Volksmusik dieses Berliner Stadtteils, in dem Prostitution in Drinks und nicht in Euro entlohnt wird.

Es ist mir wohlvertraut, diese Sprache der Ahnungslosen, die sich auf das Business freuen wie der fanatisierte Rekrut auf den Krieg. Das Mädchen hört ihm zu und zeigt nackte Schultern, den Preis für seinen verbalen Heldenmut in der rethorischen Schlacht um den Markt. Man sollte aufstehen, hinübergehen und ihm sagen, dass er mit diesen Phrasen noch nicht mal Sachbearbeiter wird, aber das andere Ohr meldet, dass meine Begleiter gerade über Selbstmord als Marketinggag für Berliner Jungautoren sinnieren, wozu ich gleich auf die hohe Selbstmordrate im Februar verweise und mir dabei denke, dass sich die beste Awareness im Juli erzielen lassen würde. Wir einigen uns gerade auf eine Favoritin, die heute klagengefurzt hat, da kommt auch noch NE-Schönling2, der zwar die diskrete Eleganz eines Volksbank-Azubis verstrahlt, aber wohl auch BWL studiert. Er rumpelt beim schlecht nachgeäfften Munich-Area-Style-Bussi-Bussi an unseren Tisch, wo die Becks-Flaschen wackeln und mein Tee schwappt, setzt sich, und wendet uns den mit Schuppen bestäubten Rücken zu. Vielleicht hat es aufgrund der neuen Hose für die Wohnung mit Bad nicht gereicht?



Während ich noch darüber nachsinne, dass dieser Menschenschlag immer gleich bleiben wird, ausser auf dem Oktoberfest und im Sexkino, wo sie Sau rauslassen, kommt NE-Schönling3, ohne Gel, Koteletten und Haare, redet knieend eine Weile auf NE-Schönling2 ein. Ich mache einige nicht in den Zusammenhang passende Bemerkungen über die geistige und finanzielle Armut dieser Stadt, und ich sage es so LAUT dass sie es hören müssen.

Sie haben was anderes zu tun. NE-Schönling3 geht zwischen NE-Schönling2 und unserem Tisch hindurch, auf der Jagd nach einem Sessel, und weil die Achselschweisstäschchen-Girls gegangen sind, findet er auch eine Sitzgelegenheit. Inzwischen schiebt sich NE-Schönling2 mitsamt Stuhl ganz weit nach hinten an unseren Tisch mitsamt nun wieder wackelnden Flaschen und dem schappenden Tee, um möglichst langgestreckt der anwesenden Crowd einen freien Blick auch auf seine Leistengegend zu gestatten. Aus dieser Lage brüllt er NE-Schönling1 weitere Phrasen zu.

NE-Schönling3 kommt wieder, muss hindurch, aber statt NE-Schönling2 aufzufordern, Platz zu machen, weist er uns an, unseren Tisch zurückzuschieben. Ich tue ihm den Gefallen, und als er zwischen Stuhl von NE-Schönling2 und unserem Tisch vorbeigeht, verzichte ich darauf, ihm den Tisch ruckartig in die Kniekehlen zu stossen. Obwohl er uns beim Vorbeigehen den Rücken und das verlängerte Rückgrat zugewandt hat.

Er war wahrscheinlich als Kind nicht in der Oper, vermute ich, denn dort hätte er gelernt, wie man Menschen an einer engen Stelle passiert - Antlitz zu Antlitz. Oder eine alte Dame hätte ihm so den Stock zwischen die Beine gerammt, dass er bis heute Haltungsschäden hätte. Und bessere Manieren.

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Dienstag, 22. Juni 2004

Real Life 21.6.04 - Ecke Veteranenstrasse

Man hat ihr gesagt, dass sie vorne aussteigen soll. Egal, sie muss sowieso vorne raus, weil dort die Wohnung ist. Trotzdem, keinesfalls hinten. Hinten hat sich die Drogenszene breit gemacht. Sie fand das alles etwas irritierend, denn daheim ist es alles ganz anders. Dort ist es egal, wann und wo man aus der U-Bahn aussteigt.

Inzwischen ist sie wieder zu Hause, und hier ist es auch kein Problem der U-Bahn mehr. Denn im Sommer haben diese Locations keine Bedeutung. Die Szene treibt hinaus auf die Strassen, weg von den Sicheheitsbeamten der verkehrdsbetriebe mit ihren schwarzen Hunden, hinauf an die Ecken, am besten an Häuser, die enteignet, geraubt, zerstört und aufgegeben wurden. Da gibt es keine Geschäftsinhaber, die die Polizei rufen. Im Verkehr, in den beweglichen Menschenmengen fallen sie und ihre Geschäftspartner nicht auf. Sie warten auf das Nichts bis zum letzten Kick oder den nächsten Kunden, und es ist irgendwie tragisch, aber das erste, was mir auffällt, ist die manchmal immer noch sorgsam aplizierte Schminke, und wie wenig sie gegen die eingefallenen Wangen und Augen hilft, zumal, wenn sie blond sind und ohnehin schon dünne Haut haben.

Das hier ist nur ambulant, vorrübergehend, zeit- und wetterbedingt. Der erste Regen wird sie wieder hinnunterspülen in den warmen Bauch der Erde und der ratternden Eisenzüge, wo es süsslich nach Erbrochenem und Pisse riecht.

Aber noch ist Sommer in der Stadt.

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Freitag, 18. Juni 2004

Real Life 18.6.04 - Untergrund der nächsten Gener

nein, sagen wir mal lieber, Kohorte.

Ich weiss nicht, ob sie eine PRaline ist, und woher sie meine Nummer bekam. Wahrscheinlich hat sie noch nicht mal auf unsere Website geschaut, sonst hätte sie begriffen, dass mein Medium herzlich wenig mit dem zu tun hat, was man als ihren "kulturellen Horizont" bezeichnen könnte. Seit zwei Monaten erhalte ich Einladungen zu irgendwelchen schrägen Kulturparties, die sie selbst von wem anderes bekommt, und die sie mir dann forwarded. Es ist ziemlich schwer, Journalisten auf solche Krümelevents spät Nachts zu locken, wo es nichts zu Essen gibt und das Bier was kostet. Vielleicht wird sie weiterhin eingeladen, kriegt Bücher umsonst, oder kann angeben, wenn sie einen Typen anschleppt, auf dessen Visitenkarte eine New Yorker, eine Berliner und eine Münchner Adresse stehen. Echte PR ist sie eher nicht.

Es war ein echter Dreckstag in Berlin a. d. Spree. Zwei Termine geplatzt, umsonst gewartet, ein paar Regenschauer und dann auch noch die Dummheit, ans Handy zu gehen. Ob ich heute Abend nicht doch kommen will, ganz toller Event, gerade ich als halber US-Citizen würde es grossartig finden, New Yorker Underground.

Ich dachte mir, das mit meinem Status als banaler Angestellter einer amerikanischen Stiftung erkläre ich ihr lieber dort, mit allem Drum und Dran, damit sie klar sieht - und sagte zu. Ich hätte das Handy besser an die Wand pfeffern sollen.

Ein paar Meter neben einem früheren Schickilokal in der Gipsstrasse war ein Laden ausgeräumt. Jemand hatte sich nicht viel Mühe gegeben, das Ganze authentisch wirken zu lassen: Farbphotos von Sprayern mit Klebestreifen an die Wand gepappt, grellgelbe Halogenstrahler frisch aus dem Baumarkt, und dazu überall die typische Sprayerschrift, quasi die gotische Fraktur unausgelasteter Spiesserzahnarztkinder.



Die waren zur Hälfte drinnen und draussen und ziemlich dürr, von den beiden fetten, kurzhaarigen Kajaltöpfen abgesehen, die zu solchen undergroundigen Events gehören wie der tschechische Gartenzwerg in den Vorgarten des Kleinbürgers. Draussen lehnten sie an ein paar Mittelklassewägen, natürlich vor allem an einem schwarzen, 5-türigen Golf, das Becks in der Hand und ziemlich LAUT, ohne dass es nötig gewesen wäre in diesem verschlafenen Wohnviertel.

Drinnen waren neben den Bildern von wild vermummten N.Y.Kiddies mehr von den typischen Szeneleuten, mit den 70er Taschen und manchmal auch Lackmänteln. Es roch nach zu viel Parfum, fast wie auf einem Wohltätigkeitsbasar, aber nicht süsslich verwesend, sondern eher kalt und stechend. Süsslich roch nur der billige Sekt, den jemand verschüttet hatte und der jetzt den Boden verklebte.

Die Möchtegern-PR-Frau kam mit einer Bekannten auf mich zu, stellte uns vor, und begann zu reden. Es war zu laut, sie sprach mehr in Richtung ihrer Bekannten, die schon etwas zu alt für die kreischenden Kids neben uns war. Ich verstand die Hälfte und hätte einiges darum gegeben, wenn es nur ein Viertel gewesen wäre. Angeblich war das hier sehr wichtig, ein Spit-zen-Event, und ausserdem sind auch viele Jungstars der Szene da, Künstler, Schauspieler, Regisseure, Autoren.

Ein Typ, der mit seiner zerissenen Jeans einen kleinen Tribut 2 the topic machte, zog mit einer teuren Digicam herum und knallte mir den Blitz aus einem halben Meter Entfernung in die Augen, bevor er mir dann, zur Unschärfe inmitten eines schwarzleuchtgelben Flecks gewandelt, als irgendein Jungeventdurchzieher vorgestellt wurde. Sehr unangenehm, pleased to beat you. Gekreische von Rechts, ganz viel, da ging wohl wieder eine Flasche sekt auf, aber ich sah nichts.

Ich sprach dann noch mit einem frisch zurückgekehrten Austauschstudenten über die Probleme bei der Arbeitssuche in New York, mit einer fertigen Journalistin ohne Job über die Krise des Journalismus, und mit einem Kerl, der dachte, ich könnte ihm vielleicht helfen, sein Manuskript an einen Verlag zu bringen. Er war ziemlich frustriert, als ich ihm sagte, dss noch nicht mal ein gut laufendes Buch so viel Geld bringt, dass er sich den Traum vom neuen BMW X-5 leisten kann, geschwiege denn einer Wohnung in Mitte. Gegen ein Uhr drängte die nächste Gruppe in die Galerie, und ich ging, ohne meine einladende Bekannte noch mal zu sehen.

Auf dem Weg zum Auto hupte jemand hinter mir. Es war die Bekannte der PR-Frau. In einem leicht verbeulten Mazda MX-5 mit Koblenzer Kennzeichen. Shakira volle Kanne dröhnte durch das Verdeck.

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Donnerstag, 17. Juni 2004

Real Life 16/17.6.2004 - Scholz and Feinds

Ich erzählte ihr eine dieser miesen Geschichten aus der Munich Area, die keine New Economy sind und deshalb nicht bei Dotcomtod landen. Ganz klassisch: Unterschlagung, betrügerische Insovenz, ein Kickback-System, bei dem sich alle bereicherten, ausser den Investoren. Die ganz Miesen hatten ein Netz von 1-Personen-GmbHs um sich herum aufgebaut, die es zuerst erwischt hätte. Durch gezieltes "Risiko-Management", besser bekannt als Umdrehen eines Vertrauten, war das Netz am Ende sinnlos. Die ganz Miesen verlieren gerade ihr gesamtes Vermögen an Investoren, die ebenfalls nicht gerade zu den netten Menschen dieser Republik zählen. Alltag, früher auch mein Alltag in der wachstumsorientierten Munich Area. Die New Economy ist tot, aber die new Economy Deals laufen weiter.

Sie meinte, dass ihr das ziemlich fremd ist. Weiter unten in der Hierarchie bekommt man von diesen Geschichten nichts mit. Und überhaupt, es ist nicht alles so schlimm. Es gibt ja manche, die sich ganz locker gehalten haben. Eine Delle vielleicht, ein paar Jahre etwas Rückgang, aber sonst eigentlich alles ok. Eine Freundin von ihr arbeitet zum Beispiel gleich hier die Strasse runter bei Scholz & Friends. Natürlich sind das stressige Jobs, aber es läuft bei denen im Moment. Ohne solche riskanten Deals. Gute Aufträge.

Dann kamen die Enchilladas, und in der nächsten halben Stunde wurde das Wetter so schön, dass wir es doch ganz gut getroffen hatten, mit dem Platz draussen im Garten.

Heute regnete es wieder. Und sie sagte mir für heute Abend telefonisch ab. Wegen ihrer guten Freundin, die bei Scholz & Friends ist. Die braucht heute Abend jemand zum Quatschen. Es geht ihr nicht so besonders.

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Mittwoch, 16. Juni 2004

Real Life 15.6.04 - Frau zu haben

Der Ukrainer, der Frauenhandel und die Prostitution organisierte, und als dessen Berliner Kunde ein gewisser Michel Friedmann bekannt wurde, muss für fast 5 Jahre in den Knast.



Ob es dann noch diese Galerie gleich neben der Volksbühne gibt, ist eine andere Frage. Kunst ist Luxus, den man sich leisten können muss, genauso wie schlechten Geschmack. Wenn beides zusammenkommt, gibt es keinen Rabatt, und deshalb auch nicht mehr Umsätze.

Keinen Rabatt auch gegenüber, hinter der Tür eines rot bemalten Erdgeschosses. Live Sex Erotic steht in den Fenstern, Frauenbeine zeigen eine Dynamik, die dem Bild in der Galerie gänzlich fremd ist. Zeigt der Hengst die kleinste Schwellung, geht die Stute gleich in Stellung, verkündet ein rotleuchtendes Laufband.

Gleich daneben ist Eggers und Landwehr, die Kneipe der Agenten, die Rechte an kaum volljährigen Mädchen verkaufen. Demnächst tingeltangelt hier Jana Hensel, noch so ein "junges Talent". Eine werbende Umschreibung, die sich der Ukrainer für die Wierderaufnahme seiner Geschäfte merken könnte.

Zwei seiner Landsleute kommen aus demn Cafe Burger, sturzbetrunken und stinkend. Sie torkeln Arm in Arm über die Strasse. Hinter ihnen hat ein Mädchen das Lokal verlassen, aber sie kommt nur ein paar Meter weit. Dann setzt sie sich auf den kaputten Berliner Asphalt, steckt die Beine aus und hält sich den Kopf. Sie hat zuviel. Zuviel Alkohol, schlechte Luft, zuviel Hoffnungen, dass es cool werden könnte und zuviel erlebt, als dass sie sich noch vormachen könnte, das hier wäre das tobende Leben.

Jemand sollte ihr ein Taxi beschaffen, damit sie sicher heim kommt. Ein Pulk grölender Fussballfans zieht achtlos an ihr vorrüber.

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Montag, 14. Juni 2004

Real life 14.4.04 - Unschuld update

Im Auto sitzen, Radio an, und dann kommen die Ärzte mit "Zu spät". Jede Zeile mitsingen können. Immer noch. Nach fast 20 Jahren. Von ICH HASSE IHN! bis zu Neinnein geh wg!

Nur bei den Ärzten möglich. Das nenne ich wahre Dichtkunst.

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Montag, 7. Juni 2004

Real Life 7.4.04 - Projektleitung

Eine wunderbare Mappe. Liest sich gut. Alle Achtung. So viele Referenzen. So viele grosse Namen. Jünger als ich, und ich frage mich, wieso ich, der ich hier zufällig und ohne mich je beworden zu haben gelandet bin, hier sitze - und sie arbeitslos ist. Äh, sich beruflich neu orientieren möchte. Denn, wie ich aus anderen Quellen weiss, hat man ihr und ein paar anderen Leuten nahegelegt, die Sachen doch als Freie zu machen. Ohne Auftragsgarantie, wie sie jetzt wahrscheinlich mitbekommt. Aber ihr Arbeitgeber hat sich mit ihrem Gutdünken einen Prozess erspart.

Weiter unten dann das entscheidende Wort, bei dem die HR immer misstrauisch wird - "Projektleitung". Will sie gemacht haben, als sie noch auf einer anderen Seite stand. Für eine Firma, die ich kenne. Kann sie ja nicht wissen. Aber ich weiss, dass diese Firma zu diesem Zeitpunkt schon keine Teams mehr hatte, die zu leiten waren. Das war mitten im Downturn, die Besitzer hatten ohnehin nur noch freie Mitarbeiter. Eine 1-Personen-Projektleitung also.

Eine schöne Mappe. Etwas ehrlicher wäre besser gewesen.

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Donnerstag, 3. Juni 2004

Real Life 2.6.04 - Neuer Trick der Verlage

oder besser, das sei jetzt angeblich so üblich: Statt 6% auf den Ladenverkaufspreis 10% auf den Verlagsabgabepreis - der bei etwa 50% des Ladenpreises eines Buches liegt. Und mickriger Vorschuss - der auf den Erlös angerechnet wird. Falls der Erlös geringer bleibt, muss der Vorschuss zurückbezahlt werden. Falls 20.000 Exemplare verkauft werden, liegt der Stundenlohn des Aurors bei 6, 7 Euro - vor Steuern. 5.000 Exemplare sind realistisch.

Bislang hielt ich sowas ja für Schaudermärchen aus dem Bereich von Abzockerverlagen. Heute habe ich sowas mal von einem Verlag gesehen, der einen guten Ruf hat. Aber so ergeht das Autoren, die sich den Verlag nicht raussuchen können, kurz also: Den meisten. Die, die mit dem Rücken zur Wand stehen. Und die Wände in diesem Business sind auch nicht mehr das, was sie mal waren.



Dieser Wisch wurde tatsächlich einem Bekannten unterbreitet. Bad times, das. Er wird aber nicht unterschreiben. Klug.

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Ich liebe meinen Verleger.
Agentenanfragen zwecklos.
Das soll hier mal gesagt sein.

---------------- Advertorial --------------------

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