Donnerstag, 9. Mai 2013
Rollende Steine und andere glückliche Menschen
die im Sonnenlicht durch die Altstad von Ferrara radeln, abgestiegen sind oder im Hintergrund telefonieren, und im dichtesten Gedränge trotzdem akrobatisches Geschick im Umgang mit moderner Telekommunikation beweisen. Eine trägt auch Perlenohrringe, andere kaufen ein, und das alles ist mit einem manuellen Objektiv aufgenommen.
Ferrara ist in meinen Augen immer noch das Stadtmodell der Zukunft, und es wird so oder so kommen. Man sollte sich dager lieber heute damit beschäftigen, denn später, und dass man in London eine Milliarde Pfund für den Radverkehr ausgeben will, ist etwas, das deutscfhe Politiker beschämen sollte. Autos sind grossartig, aber sie gehören raus aus den Innenstädten, und unter 2 Kilometer Strecke sollte man sie nur unter Auflagen benutzen dürfen.
Ferrara ist in meinen Augen immer noch das Stadtmodell der Zukunft, und es wird so oder so kommen. Man sollte sich dager lieber heute damit beschäftigen, denn später, und dass man in London eine Milliarde Pfund für den Radverkehr ausgeben will, ist etwas, das deutscfhe Politiker beschämen sollte. Autos sind grossartig, aber sie gehören raus aus den Innenstädten, und unter 2 Kilometer Strecke sollte man sie nur unter Auflagen benutzen dürfen.
donalphons, 20:10h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Dienstag, 7. Mai 2013
Wie früher
In Brideshead Revisited gibt es die Figur des Antony Blanche, der viel mit seiner Verwandt- und Dienerschaft reist und nur ab und zu mal auftaucht, um zu sagen, was wirklich zu sagen ist; eigentlich ist er die einzig wirklich ehrliche Person im ganzen Buch und entsprechend fragwürdig und unsympathisch.
Momentan reise ich ein klein wenig wie er, und es ist eine Umstellung von der Umstellung; manchen Lesern wird aufgefallen sein, dass ich unterwegs so gut wie keinen Luxus brauche, und obendrein auch keine besondere Beziehung zu herausragenden Hotels habe, denn die Gemälde dort sind auch nicht wirklich echt und man merkt an allen Ecken und Enden, dass es ein Geschäft ist, bei dem man bei aller Verschwendung dennoch auf die Kosten achtet.
Ich hatte vor der FAZ mal mit solchen Geschäftsmodellen zu tun, das war ein wenig ernüchternd. Insofern bin ich auch jetzt reserviert, obwohl das Hotel wirklich schön, historisch korrekt und mit einer angenehmen Atmosphäre versehen ist. In Sizilien, inmitten von Verfall und Armut, war es gut, in einem richtigen Hotel zu sein; jetzt dagegen... ungewohnt. Weil ich ja eigentlich in dieser Region daheim bin.
Es ist übrigend noch recht kühl am See, man könnte nicht baden, auch wenn die Plakate aus den 20er Jahren in der Bar zeigen, dass oben noch Schnee lirgt, und unten bereits Bein und Arm gezeigt wird. Dafür ist es grün, sehr grün, man merkt in Gardona gar nicht, wo der eigene Park aufhört und der nächste beginnt. Es ist ein wenig aus der Zeit gefallen, wie ich auch, aber wie es eben so beim Fallen ist: Man rollt in verschiedene Richtungen, nimmt andere Macken mit -
und deshalb ist es zwar wie früher, aber ich fremdle noch sehr.
Momentan reise ich ein klein wenig wie er, und es ist eine Umstellung von der Umstellung; manchen Lesern wird aufgefallen sein, dass ich unterwegs so gut wie keinen Luxus brauche, und obendrein auch keine besondere Beziehung zu herausragenden Hotels habe, denn die Gemälde dort sind auch nicht wirklich echt und man merkt an allen Ecken und Enden, dass es ein Geschäft ist, bei dem man bei aller Verschwendung dennoch auf die Kosten achtet.
Ich hatte vor der FAZ mal mit solchen Geschäftsmodellen zu tun, das war ein wenig ernüchternd. Insofern bin ich auch jetzt reserviert, obwohl das Hotel wirklich schön, historisch korrekt und mit einer angenehmen Atmosphäre versehen ist. In Sizilien, inmitten von Verfall und Armut, war es gut, in einem richtigen Hotel zu sein; jetzt dagegen... ungewohnt. Weil ich ja eigentlich in dieser Region daheim bin.
Es ist übrigend noch recht kühl am See, man könnte nicht baden, auch wenn die Plakate aus den 20er Jahren in der Bar zeigen, dass oben noch Schnee lirgt, und unten bereits Bein und Arm gezeigt wird. Dafür ist es grün, sehr grün, man merkt in Gardona gar nicht, wo der eigene Park aufhört und der nächste beginnt. Es ist ein wenig aus der Zeit gefallen, wie ich auch, aber wie es eben so beim Fallen ist: Man rollt in verschiedene Richtungen, nimmt andere Macken mit -
und deshalb ist es zwar wie früher, aber ich fremdle noch sehr.
donalphons, 12:19h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Montag, 6. Mai 2013
Amazon dankt seinen bequemen Kunden
Verlassen wir Don Carlos. Don Carlos ist der Grandhotelkater, und wenn man glaubt, so etwas gäbe es nicht: Doch, hier schon. Niemand käme auf die Idee, Don Carlos zu verscheuchen. Don Carlos möchte einfach nur Gesellschaft und bewundert werden, also kommt er immer auf die Frühstücksterrasse und sieht gut aus. Nie nimmt er etwas zu Essen an. Es geht ihm nur darum, dabei zu sein.
Fahren wir nach Verona, und gehen wir auf öffentlichen Strassen auf bestem Marmor. Verona ist reich, steinreich, steht gewissermassen gleich neben einem Marmorberg, da kann man es sich leisten, die Strasse nicht zu betonieren, sondern zu marmorieren. Weshalb man in Verona auch den ganzen Tag andere Schuhe tragen kann als jene, die sich in Oberitalien sonst empfehlen.
Die marmorierte Strasse Via Giuseppe Mazzini - benannt nach einem Herren, der die Selbstbestimmung der Völker Europas forderte - verbindet in Verona die Piazza delle Erbe, wo man hin muss, mit der Arena, die auch jeder kennt. Das ist so etwas wie die gute Stube der Stadt, und als ich klein war, gab es hier alles. Heute hat sich das gewandelt, ausser von zwei Tabakgeschäften werden die Modegeschäfte nur noch von Banken unterbrochen. Es ist etwas eintönig geworden, mit den immer gleichen Menschen, die so auch in Paris oder München sein könnten, und die Frauen sind alle etwas zu dünn und wahrscheinlich nicht ganz unkompliziert.
Dass es so ist, verdankt man natürlich auch ein wenig dem Internet. Denn bis letztes Jahr gab es hier in der Strasse auch noch eine Bastion der Bildung, die den Passanten bedeutete: Es gibt noch etwas anderes. Ihr seid hier nicht in einer dummen Shapping Mall in Dubai, ihr seid in einem Weltkulturerbe und wenn ihr schon hier seid, dann benehmt Euch auch entsprechend. Gebt doch auch etwas Geld für Bildung aus. Oder lest wenigstens mal ein Buch. Nicht nur immer SMS oder Twitter.
Ghelfi & Barbato war also so etwas wie der Fels in der Brandung einer Entwicklung, die dafür sorgt, dass die Preisschilder auch in Russisch sind und ich von Leuten lese, die es für Bildung halten, eine Weltbibliothek ungelesener Ebooks ohne jedes Gewicht mit sich herumzutragen. Es ist nicht ganz so schlimm, wie es scheinen mag, Ghelfi und Barbato lebt, kann nur die Miete in dieser extrem teuren AAA-Lage nicht mehr bezahlen und zieht nur 30 Meter weiter in eine Seitenstrasse, aber an dieser Stelle eröffnet demnächst ein Laden für in Bangladesch genähte Damenunterwäsche.
Damit hat der Corso Anastasia nun entgültig der marmorgedeckten Via Mazzani den Rang abgelaufen. Und kluges Kerlchen, das ich bin, habe ich natürlich nachgefragt: Dieser Laden hier zum Beispiel ist nicht gemietet, sondern seit jeher in Besitz der Betreiber. Und sollte, was zu befürchten ist, wenn man die Lehren aus München betrachtet, Ghelfi & Barbato am neuen Standort schon wieder vertrieben werden, so ist am Corso auch noch eine grosse Buchhandelskette, von der bekannt ist, dass die Renditeziele nicht stimmen. Vielleicht kann man dann, wenn die weg sind, Ghelfi & Barbato mit genau dieser Fassade hier neu entstehen lassen. Der Rest kann gern weiter Texte auf das Mobilgerät laden.
Es ist nicht so, dass ich die Vorteile der Moderne nicht zu schätzen wüsste, aber ich hätte sie gern mit weniger negativen, vermeidbaren Folgen und ohne den Eindruck, dass jeder Amazonkunde, der sich auf Bequemlichkeit hinausredet, am Ende wiederum derjenige sein wird, der dann das internationale Kapital, Gentrifizierung, Arbeitsplatzverluste etc. bekrittelt. Wer das bekämpfen will, wer hier Einhalt gebieten will, kann sofort damit anfangen und dort seinen Account löschen. Es ist ganz einfach, eigentlich. Und wenn man erst mal weniger Geld für den ganzen Digikrempel ausgibt, kann man sich vielleicht auch mal in der Via Mazzani etwas anderes als Sklavenarbeit leisten.
Fahren wir nach Verona, und gehen wir auf öffentlichen Strassen auf bestem Marmor. Verona ist reich, steinreich, steht gewissermassen gleich neben einem Marmorberg, da kann man es sich leisten, die Strasse nicht zu betonieren, sondern zu marmorieren. Weshalb man in Verona auch den ganzen Tag andere Schuhe tragen kann als jene, die sich in Oberitalien sonst empfehlen.
Die marmorierte Strasse Via Giuseppe Mazzini - benannt nach einem Herren, der die Selbstbestimmung der Völker Europas forderte - verbindet in Verona die Piazza delle Erbe, wo man hin muss, mit der Arena, die auch jeder kennt. Das ist so etwas wie die gute Stube der Stadt, und als ich klein war, gab es hier alles. Heute hat sich das gewandelt, ausser von zwei Tabakgeschäften werden die Modegeschäfte nur noch von Banken unterbrochen. Es ist etwas eintönig geworden, mit den immer gleichen Menschen, die so auch in Paris oder München sein könnten, und die Frauen sind alle etwas zu dünn und wahrscheinlich nicht ganz unkompliziert.
Dass es so ist, verdankt man natürlich auch ein wenig dem Internet. Denn bis letztes Jahr gab es hier in der Strasse auch noch eine Bastion der Bildung, die den Passanten bedeutete: Es gibt noch etwas anderes. Ihr seid hier nicht in einer dummen Shapping Mall in Dubai, ihr seid in einem Weltkulturerbe und wenn ihr schon hier seid, dann benehmt Euch auch entsprechend. Gebt doch auch etwas Geld für Bildung aus. Oder lest wenigstens mal ein Buch. Nicht nur immer SMS oder Twitter.
Ghelfi & Barbato war also so etwas wie der Fels in der Brandung einer Entwicklung, die dafür sorgt, dass die Preisschilder auch in Russisch sind und ich von Leuten lese, die es für Bildung halten, eine Weltbibliothek ungelesener Ebooks ohne jedes Gewicht mit sich herumzutragen. Es ist nicht ganz so schlimm, wie es scheinen mag, Ghelfi und Barbato lebt, kann nur die Miete in dieser extrem teuren AAA-Lage nicht mehr bezahlen und zieht nur 30 Meter weiter in eine Seitenstrasse, aber an dieser Stelle eröffnet demnächst ein Laden für in Bangladesch genähte Damenunterwäsche.
Damit hat der Corso Anastasia nun entgültig der marmorgedeckten Via Mazzani den Rang abgelaufen. Und kluges Kerlchen, das ich bin, habe ich natürlich nachgefragt: Dieser Laden hier zum Beispiel ist nicht gemietet, sondern seit jeher in Besitz der Betreiber. Und sollte, was zu befürchten ist, wenn man die Lehren aus München betrachtet, Ghelfi & Barbato am neuen Standort schon wieder vertrieben werden, so ist am Corso auch noch eine grosse Buchhandelskette, von der bekannt ist, dass die Renditeziele nicht stimmen. Vielleicht kann man dann, wenn die weg sind, Ghelfi & Barbato mit genau dieser Fassade hier neu entstehen lassen. Der Rest kann gern weiter Texte auf das Mobilgerät laden.
Es ist nicht so, dass ich die Vorteile der Moderne nicht zu schätzen wüsste, aber ich hätte sie gern mit weniger negativen, vermeidbaren Folgen und ohne den Eindruck, dass jeder Amazonkunde, der sich auf Bequemlichkeit hinausredet, am Ende wiederum derjenige sein wird, der dann das internationale Kapital, Gentrifizierung, Arbeitsplatzverluste etc. bekrittelt. Wer das bekämpfen will, wer hier Einhalt gebieten will, kann sofort damit anfangen und dort seinen Account löschen. Es ist ganz einfach, eigentlich. Und wenn man erst mal weniger Geld für den ganzen Digikrempel ausgibt, kann man sich vielleicht auch mal in der Via Mazzani etwas anderes als Sklavenarbeit leisten.
donalphons, 23:22h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Sonntag, 5. Mai 2013
Gerecht in Stein
Natürlich kann man auch als Italienfreund Italien schreiendes Unrecht tun. Das ist nicht fein, und als Entschuldigung genügt es nicht, auf das Internet zu verweisen, wo aus Fanatikern Irre und aus Versagern Stalker werden - da hilft nur Einsicht in das eigene Fehlverhalten.
Zu keiner Stadt Italiens bin ich ungerechter als zu Florenz. Ich bin in den letzten Jahren so oft vorbeigefahfren, ich habe sogar über das Haus des exilierten Macchiavelli geschrieben, von dem aus man die Kuppel sieht, weil ich diese distanzierte Sehnsucht kenne - aber ich war nicht dort. Früher war Florenz das Ziel schlechthin, heute habe ich Angst, dass ich meine Jugend darin nicht mehr erkennen kann. Damals war 1 amerikanische Reisegruppe in den Uffizien, in die man einfach so gehen konnte, und diese Gruppe trug Kappen mit der Aufschrift "Road to Rome". Das waren noch Exoten. Heute könnte ich der Fremde in einer Vermarktungsmaschine sein, den sie beiseite drängen, wenn er im Giottokampanile photographieren will.
Ich muss da mal im November hin, wenn sonst keiner dort ist.
Zu Rom bin ich auch ungerecht. Rom ist grossartig, jeder Stein ist interessant, man könnte so viel machen, einen Beitrag auf den Spuren von Marcello aus La Dolce Vita etwa oder über die Höhlen am Stadtrand oder den Faschismus und dessen futuristische Formen - aber Rom ist mir zu gross. Es ist nicht zu gross, der Fehler liegt in mir. Ich kann nicht mehr mit solchen Städten, sie überfordern mich schnell. In Siena will ich bleiben, in Rom fahre ich mit der Mille Miglia weiter.
Sollte ich wirklich diesen Samstag nach Siena fahren, nicht wegen der Autos, eigentlich, sondern wegen der Stadt, der Krawatten und Tücher am Dom, und dann auf die magische Stunde warten, wenn der Himmel tiefblau und der Ziegel dunkelrot wird? Sollte ich danach wieder in die Pinakotheca gehen, wegen dieser einen Lorenzetti-Madonna, an der jeder Glaube zerbricht und die Profanität in Europa gewinnt, noch bevor die grosse Pest kommt? Zu Siena bin ich übergerecht.
Nein, die Stadt, die ich noch wirklich unangemessen schlecht behandle, ist Brescia. Eigentlich ist Brescia nämlich toll, grandios, bezaubernd, und vor allem weitgehend leer von Touristen. Ausser natürlich, wenn ich auch immer dort bin, zur Mille Miglia, die in diesem Jahr vermutlich noch ein wenig kaputtgerittener ist, als im letzten Jahr. Diese wunderbare Stadt ist für mich allenfalls ein verschwommener Hintergrund für Autobilder. Letztes Jahr nun habe ich eine Serie über das Eisen gemacht, das hier die Gärten einrahmt und eine Quelle des Reichtums der Stadt gewesen ist. Und dieses Jahr...
Dieses Jahr bin ich schon vor dem Gedröhne da und widme mich dem weissen Stein, auf dem und aus dem Brescia errichtet wurde. Der Ort steht ja geradezu auf dem Marmor, der hier aus der Erde bricht, hier wurde die erste Regelung zum Schutz antiker Inschriftensteine verabschiedet, und wann immer ich zwischen all dem Blech stand, kam der Moment, da ich den Blick hob und dachte: Hier müsste man mal mit einem Teleobjektiv her, und mit einem lichtstarken Portraitobjektiv.
Man müsste zeigen, was es sonst nich gibt, in dieser Stadt, wo der Cafe noch 80 Cent kostet und man den ganzen Nachmittag in einem Cafe auf dem Platz vor der Loggia sitzen kann, ohne dass man vom nächsten Schub Touristen verdrängt wird. Sonst komme ich doch auch immer, wenn sonst keiner kommt - nur in Brescia laufe ich mit mit geschmierter Journaille und Geschichtsvermarktern und des Deutschen nicht mächtigen Merceedesmitarbeitern ohne Tischmanieren. Das war ungerecht.
Und so bin ich jetzt gekommen, mit einem Teleobjektiv her, und mit einem lichtstarken Portraitobjektiv, und habe Bilder gemacht von Steinen und Menschen, die darin leben. Natürlich sollte man dort hin, wenn die Motoren brüllen. Und nochmal, wenn sie wieder weg sind.
Ja. Rom und Florenz, das werden noch harte Brocken.
Zu keiner Stadt Italiens bin ich ungerechter als zu Florenz. Ich bin in den letzten Jahren so oft vorbeigefahfren, ich habe sogar über das Haus des exilierten Macchiavelli geschrieben, von dem aus man die Kuppel sieht, weil ich diese distanzierte Sehnsucht kenne - aber ich war nicht dort. Früher war Florenz das Ziel schlechthin, heute habe ich Angst, dass ich meine Jugend darin nicht mehr erkennen kann. Damals war 1 amerikanische Reisegruppe in den Uffizien, in die man einfach so gehen konnte, und diese Gruppe trug Kappen mit der Aufschrift "Road to Rome". Das waren noch Exoten. Heute könnte ich der Fremde in einer Vermarktungsmaschine sein, den sie beiseite drängen, wenn er im Giottokampanile photographieren will.
Ich muss da mal im November hin, wenn sonst keiner dort ist.
Zu Rom bin ich auch ungerecht. Rom ist grossartig, jeder Stein ist interessant, man könnte so viel machen, einen Beitrag auf den Spuren von Marcello aus La Dolce Vita etwa oder über die Höhlen am Stadtrand oder den Faschismus und dessen futuristische Formen - aber Rom ist mir zu gross. Es ist nicht zu gross, der Fehler liegt in mir. Ich kann nicht mehr mit solchen Städten, sie überfordern mich schnell. In Siena will ich bleiben, in Rom fahre ich mit der Mille Miglia weiter.
Sollte ich wirklich diesen Samstag nach Siena fahren, nicht wegen der Autos, eigentlich, sondern wegen der Stadt, der Krawatten und Tücher am Dom, und dann auf die magische Stunde warten, wenn der Himmel tiefblau und der Ziegel dunkelrot wird? Sollte ich danach wieder in die Pinakotheca gehen, wegen dieser einen Lorenzetti-Madonna, an der jeder Glaube zerbricht und die Profanität in Europa gewinnt, noch bevor die grosse Pest kommt? Zu Siena bin ich übergerecht.
Nein, die Stadt, die ich noch wirklich unangemessen schlecht behandle, ist Brescia. Eigentlich ist Brescia nämlich toll, grandios, bezaubernd, und vor allem weitgehend leer von Touristen. Ausser natürlich, wenn ich auch immer dort bin, zur Mille Miglia, die in diesem Jahr vermutlich noch ein wenig kaputtgerittener ist, als im letzten Jahr. Diese wunderbare Stadt ist für mich allenfalls ein verschwommener Hintergrund für Autobilder. Letztes Jahr nun habe ich eine Serie über das Eisen gemacht, das hier die Gärten einrahmt und eine Quelle des Reichtums der Stadt gewesen ist. Und dieses Jahr...
Dieses Jahr bin ich schon vor dem Gedröhne da und widme mich dem weissen Stein, auf dem und aus dem Brescia errichtet wurde. Der Ort steht ja geradezu auf dem Marmor, der hier aus der Erde bricht, hier wurde die erste Regelung zum Schutz antiker Inschriftensteine verabschiedet, und wann immer ich zwischen all dem Blech stand, kam der Moment, da ich den Blick hob und dachte: Hier müsste man mal mit einem Teleobjektiv her, und mit einem lichtstarken Portraitobjektiv.
Man müsste zeigen, was es sonst nich gibt, in dieser Stadt, wo der Cafe noch 80 Cent kostet und man den ganzen Nachmittag in einem Cafe auf dem Platz vor der Loggia sitzen kann, ohne dass man vom nächsten Schub Touristen verdrängt wird. Sonst komme ich doch auch immer, wenn sonst keiner kommt - nur in Brescia laufe ich mit mit geschmierter Journaille und Geschichtsvermarktern und des Deutschen nicht mächtigen Merceedesmitarbeitern ohne Tischmanieren. Das war ungerecht.
Und so bin ich jetzt gekommen, mit einem Teleobjektiv her, und mit einem lichtstarken Portraitobjektiv, und habe Bilder gemacht von Steinen und Menschen, die darin leben. Natürlich sollte man dort hin, wenn die Motoren brüllen. Und nochmal, wenn sie wieder weg sind.
Ja. Rom und Florenz, das werden noch harte Brocken.
donalphons, 22:17h
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Samstag, 4. Mai 2013
IUVENTUTI ERUDIENDAE
Das ist mit riesigen Abstand mein absolutes Lieblingsbild des ganzen Urlaubs: Die eine unterweist die andere in der Frage der angemessenen Luxuseinkäufe und dahinter steht dann auch über der Türe: Der zu erziehenden Jugend. Dazu watschelt ein Terrier achtlos durch eine Pfütze.
Dieses Land, man müsste es eigentlich schütteln und anschreien und fast ein wenig hassen, weil es so dumm ist. Aber ich sitze nur da und bin schwer verknallt.
Dieses Land, man müsste es eigentlich schütteln und anschreien und fast ein wenig hassen, weil es so dumm ist. Aber ich sitze nur da und bin schwer verknallt.
donalphons, 01:36h
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Freitag, 3. Mai 2013
Überflügeln
Diesmal geht es nicht mit meinem Auto nach Italien, sondern mit einem, das neu ist. Und viel Platz hat, aber dafür in ein Hotel aus der Tourismussteinzeit fährt, in dem die Zimmer so gross wie die Badezimmer sind. Es liegt in Gardone Riviera, das vor 100 Jahren ein Ort der Prominenz war, auch schon mit deutschen Beschreibungen für das Essen und dieser speziellen Abgeschiedenheit vom Rest, die entsteht, wenn um jede Villa ein Park und vor jedem Grand Hotel ein Privatstrand ist.
Normalerweise müsste ich nun an dieser Stelle wie immer darüber schreiben, dass ich am Tegernsee übernachtet habe und es überhaupt nicht verstehe, warum ich eigentlich von hier aus in einen Urlaub fahre, wo doch der Gewinn an Reiz und Schönheit alleinfalls marginal ausfallen kann. Allerdings gibt sich das Alpenvorland keine besondere Mühe, weshalb es am klassischen Ort für das passende Bild mit Blick auf Bad Wiessee, den Kampen und den Hirschberg über dem Blau des Wassers, exakt so aussieht - und den platschenden Regen muss man sich auch noch dazu vorstellen:
Nichts Besonderes also. Jemand fährt von einem verregneten See an einen See in ein Hotel, in dem die Berühmtheiten nur noch schale Erinnerungen sind, und das auch nur, weil er nicht allein ist und die Begleitung ordentlichen Komfort wünscht. Da muss ich mit meiner üblichen, von mir sehr geschätzten Bleibe in Mantua nicht gross anfangen, da muss ich mitmachen, und an und für sich ist das kein Problem: Ich kenne das alles ja. Die langen und dafür günstigen Reisen meines Blogzeitalters entsprechen meinen Wünschen, aber davor und jetzt war und wird das ganz anders. Das ist, so dumm es klingen mag, durchaus auch meine Welt. Nur war ich da schon länger so nicht mehr, weil die Prioritäten in meinem Leben nicht Hotels sind, mit denen man sich darstellen kann. Ich hatte das letztes Jahr schon in Monte Carlo und fühlte mich unwohl, und hier ist es auch nicht anders: Das ist gebuchter und gemieteter Luxus, der nicht mir gehört, und den ich hergeben muss, wenn ich gehe. Das kann also ruhig klein und günstig sein. So ein Hotel ist auch nur wie eine Mietwohnung, und am Tag der Abreise wird man von allen Privilegien entkleidet. Es ist ein Nichts, fast so etwas wie ein früher Tod.
In München eröffnet die Tage ein Geschäft für gutes Gepäck mit der Einladung von Modebloggeschmeiss, was nicht sonderlich zum Klientel passt; und bei Twitter lese ich, wie das eine wuschig macht, die sonst Ikea besucht und Sonderangebote von Nespresso schätzt. Aber hier wird dann sofort versucht, ein Stück kommerzieller Grösse zu angeln. Mit Hotels ist das ähnlich, sie sind eine Art Kleingeld unter der Repräsentanz des grossen Geldes in dieser Welt, denn auch Heiligendamm war schon im Ramsch und ausser der Saison kann man in Dubai billig Skorpione in der Dusche sammeln. Das Elend des Tourismus ist seit jeher das Halbseidene; in meinem Hotel waren es vielleicht Spieler, Heiratsschwindler und Diebe, heute muss man damit rechnen, dass am Nebentisch Reisejournaille sitzt, eine gerade passende Busladung aus Botropp oder Leute, bei denen ein Goldkettchen am Arm die Rolex darunter zerkratzt. Und sicher kommt auch die LV-IKEA-Nespressotante aus einem Kaff in Niederbayern ins Schwärmen, wenn sie es mal aus ihrer 1-Zimmer-Wohnung dorthin schafft, wo auf Villeroy serviert wird nicht bedenkend, dass die auch Hotelservice und Sanitär machen. Und es darüber hinaus noch so einiges gibt, was auch hübsch ist.
Und an dem Tag, da sie es aus der Villa hinunter in den langgezogenen Schuppen an der Gardesana geschafft hat, mit Privatzugang zum Wasser und kostenlosem Lärm und keinem Park, aber jede Menge Wellness für Extrakosten, da wird sie vermutlich auf alles herabschauen, was nicht hier ist, sondern in den Parks weiter oben ist. Immerhin wohnte hier schon Churchill! Und würde sie 60 Kilometer nach Roverbella fahren, sähe sie auch das verfallende Schloss, in dem Napoleon lebte. Oder oben in Riva die schimmelnde Villa, in der Kafka lebte.Kann man mit dem Schlafsack für eine Nacht auch machen. Bevor uns alle die grosse Nichtigkeit allen Strebens am Ende einholen wird, machen wir so viele Torheiten, aber kaum etwas scheint mir angesichts des kommenden Untergangs dümmer, als ein Selbstwertgefühl, das sich aus geliehenen oder gemieteten Möglichkeiten ergibt. Zumal man die meiste Zeit darin ohnehin verschläft. Im besten Fall bringt Reisen den Menschen weiter, aber vielleicht verführt es auch nur dazu, die inneren Brüche und Abgründe noch weiter aufzureissen. Fern der Heimat, für eine Woche, der König, um den sie alle scharwenzeln. Deheim dann wieder Mietwohnung, Kaserne, Trott, Kantine, U-Bahn. Natürlich will man da raus. Aber ein Hotel ist da eine teure Sackgasse (meines hat wenigstens eine Hauskatze namens Pedro, das wiegt vieles auf).
Ich mache mir da vermutlich Gedanken, die ich mir nicht machen müsste, denn das Hotel an sich ist immer ein Rückschritt: Ich weiss schon, warum ich stets eigenes Porzellan, eigenen Tee und eine eigene Silberkanne mitnehme. Es ist halt unvermeidlich, wenn man der Sonne entgegen fliehen will, man muss sich umleben und man ist dort nur auf Zeit, die man geniessen sollte, aber mehr auch nicht. Das ist wie ein Kinderspiel, das man irgendwann durch hat, dann müsste mehr kommen als das Packen und Gehen, und wenn man darauf keine Antwort und kein passendes Leben hat: Dann ist das vielleicht etwas wenig für ein Dasein. Zumal niemand jünger wird und auch all die lackierten Durchschnittsfressen unter Dutt und unter Stiefeln der Modeblogs mit jedem Tag etwas kaputter gehen. Man kann Vergänglichkeiten austauschen, oder sich fragen, was bleiben mag.
Mal mehr, mal weniger. Grand Hotels sind nur Durchgangsstationen. Hübsch, gelungen manchmal, fast eine Theaterkulisse. Aber nicht umsonst wandelt man sie mehr und mehr in Wohnungen um: Weil es eine Klientel gibt, für die der Schein nicht reicht, und die sich das banale Dasein unter guten Bedingungen leisten kann.
Normalerweise müsste ich nun an dieser Stelle wie immer darüber schreiben, dass ich am Tegernsee übernachtet habe und es überhaupt nicht verstehe, warum ich eigentlich von hier aus in einen Urlaub fahre, wo doch der Gewinn an Reiz und Schönheit alleinfalls marginal ausfallen kann. Allerdings gibt sich das Alpenvorland keine besondere Mühe, weshalb es am klassischen Ort für das passende Bild mit Blick auf Bad Wiessee, den Kampen und den Hirschberg über dem Blau des Wassers, exakt so aussieht - und den platschenden Regen muss man sich auch noch dazu vorstellen:
Nichts Besonderes also. Jemand fährt von einem verregneten See an einen See in ein Hotel, in dem die Berühmtheiten nur noch schale Erinnerungen sind, und das auch nur, weil er nicht allein ist und die Begleitung ordentlichen Komfort wünscht. Da muss ich mit meiner üblichen, von mir sehr geschätzten Bleibe in Mantua nicht gross anfangen, da muss ich mitmachen, und an und für sich ist das kein Problem: Ich kenne das alles ja. Die langen und dafür günstigen Reisen meines Blogzeitalters entsprechen meinen Wünschen, aber davor und jetzt war und wird das ganz anders. Das ist, so dumm es klingen mag, durchaus auch meine Welt. Nur war ich da schon länger so nicht mehr, weil die Prioritäten in meinem Leben nicht Hotels sind, mit denen man sich darstellen kann. Ich hatte das letztes Jahr schon in Monte Carlo und fühlte mich unwohl, und hier ist es auch nicht anders: Das ist gebuchter und gemieteter Luxus, der nicht mir gehört, und den ich hergeben muss, wenn ich gehe. Das kann also ruhig klein und günstig sein. So ein Hotel ist auch nur wie eine Mietwohnung, und am Tag der Abreise wird man von allen Privilegien entkleidet. Es ist ein Nichts, fast so etwas wie ein früher Tod.
In München eröffnet die Tage ein Geschäft für gutes Gepäck mit der Einladung von Modebloggeschmeiss, was nicht sonderlich zum Klientel passt; und bei Twitter lese ich, wie das eine wuschig macht, die sonst Ikea besucht und Sonderangebote von Nespresso schätzt. Aber hier wird dann sofort versucht, ein Stück kommerzieller Grösse zu angeln. Mit Hotels ist das ähnlich, sie sind eine Art Kleingeld unter der Repräsentanz des grossen Geldes in dieser Welt, denn auch Heiligendamm war schon im Ramsch und ausser der Saison kann man in Dubai billig Skorpione in der Dusche sammeln. Das Elend des Tourismus ist seit jeher das Halbseidene; in meinem Hotel waren es vielleicht Spieler, Heiratsschwindler und Diebe, heute muss man damit rechnen, dass am Nebentisch Reisejournaille sitzt, eine gerade passende Busladung aus Botropp oder Leute, bei denen ein Goldkettchen am Arm die Rolex darunter zerkratzt. Und sicher kommt auch die LV-IKEA-Nespressotante aus einem Kaff in Niederbayern ins Schwärmen, wenn sie es mal aus ihrer 1-Zimmer-Wohnung dorthin schafft, wo auf Villeroy serviert wird nicht bedenkend, dass die auch Hotelservice und Sanitär machen. Und es darüber hinaus noch so einiges gibt, was auch hübsch ist.
Und an dem Tag, da sie es aus der Villa hinunter in den langgezogenen Schuppen an der Gardesana geschafft hat, mit Privatzugang zum Wasser und kostenlosem Lärm und keinem Park, aber jede Menge Wellness für Extrakosten, da wird sie vermutlich auf alles herabschauen, was nicht hier ist, sondern in den Parks weiter oben ist. Immerhin wohnte hier schon Churchill! Und würde sie 60 Kilometer nach Roverbella fahren, sähe sie auch das verfallende Schloss, in dem Napoleon lebte. Oder oben in Riva die schimmelnde Villa, in der Kafka lebte.Kann man mit dem Schlafsack für eine Nacht auch machen. Bevor uns alle die grosse Nichtigkeit allen Strebens am Ende einholen wird, machen wir so viele Torheiten, aber kaum etwas scheint mir angesichts des kommenden Untergangs dümmer, als ein Selbstwertgefühl, das sich aus geliehenen oder gemieteten Möglichkeiten ergibt. Zumal man die meiste Zeit darin ohnehin verschläft. Im besten Fall bringt Reisen den Menschen weiter, aber vielleicht verführt es auch nur dazu, die inneren Brüche und Abgründe noch weiter aufzureissen. Fern der Heimat, für eine Woche, der König, um den sie alle scharwenzeln. Deheim dann wieder Mietwohnung, Kaserne, Trott, Kantine, U-Bahn. Natürlich will man da raus. Aber ein Hotel ist da eine teure Sackgasse (meines hat wenigstens eine Hauskatze namens Pedro, das wiegt vieles auf).
Ich mache mir da vermutlich Gedanken, die ich mir nicht machen müsste, denn das Hotel an sich ist immer ein Rückschritt: Ich weiss schon, warum ich stets eigenes Porzellan, eigenen Tee und eine eigene Silberkanne mitnehme. Es ist halt unvermeidlich, wenn man der Sonne entgegen fliehen will, man muss sich umleben und man ist dort nur auf Zeit, die man geniessen sollte, aber mehr auch nicht. Das ist wie ein Kinderspiel, das man irgendwann durch hat, dann müsste mehr kommen als das Packen und Gehen, und wenn man darauf keine Antwort und kein passendes Leben hat: Dann ist das vielleicht etwas wenig für ein Dasein. Zumal niemand jünger wird und auch all die lackierten Durchschnittsfressen unter Dutt und unter Stiefeln der Modeblogs mit jedem Tag etwas kaputter gehen. Man kann Vergänglichkeiten austauschen, oder sich fragen, was bleiben mag.
Mal mehr, mal weniger. Grand Hotels sind nur Durchgangsstationen. Hübsch, gelungen manchmal, fast eine Theaterkulisse. Aber nicht umsonst wandelt man sie mehr und mehr in Wohnungen um: Weil es eine Klientel gibt, für die der Schein nicht reicht, und die sich das banale Dasein unter guten Bedingungen leisten kann.
donalphons, 01:58h
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Montag, 29. April 2013
Die nächste Flucht
Inzwischen ist auch in Deutschland fast so etwas wie ein Vorfrühling spürbar. Trotzdem hat der Weis selten so spät getrieben. Und wirklich schön ist es auch nicht.
Also packe ich die inzwischen etwas angeschrammelte, schwere und robuste Reiseuhr wieder ein, denn ich werde sie brauchen. Es geht gleich wieder nach Italien, und hier hält mich iom Moment, wenn ich ehrlich bin, nichts.
Nicht für lang übrigens, es kommt die Zeitr der schznellen Sprünge über die Berge, eine Woche hier und eine Woche dart, weil hier so elende Sachen wie ein durchgeschnittenes Telefonkabel sind, das der Telekom gehört und von Vodafone genutzt wird. Eine Woche kafkaske Stunden in den Call Centern vor und nach Sizilien folgten, ein geplatzter Termin mit dem Handwerker, der dann drei Tage später doch vor der Tür stand: Deutschland ist unangenehm spannend. Und in Italien gäbe es so viel zum Ablichten.
In Sizilien war übrigens schon die Hälfte der Bilder mit manuellem Fokus geschossen, und jetzt - ich fahre nach Gardone Riviera - wird es vielleicht noch einmal mehr werden. Ich finde das gar nicht so schlimm, ersten komme ich vom Handeinstellen und zweitens denkt man mehr nach.
Und damit ich nicht fett und fau werde - Gardone ist ja eher was für Renter, die sich Bewegung nicht mehr antun müssen und ausgesorgt haben - nehme ich auch ein Rennrad mit. Langweilig wird es sicher nicht, aber erholsam nach all dem Ärger mit resistenten Damen vor allem in Ostdeutschland, die jeweils auf die andere Firma verweisen und jede verantwortung ablehnen.
Also packe ich die inzwischen etwas angeschrammelte, schwere und robuste Reiseuhr wieder ein, denn ich werde sie brauchen. Es geht gleich wieder nach Italien, und hier hält mich iom Moment, wenn ich ehrlich bin, nichts.
Nicht für lang übrigens, es kommt die Zeitr der schznellen Sprünge über die Berge, eine Woche hier und eine Woche dart, weil hier so elende Sachen wie ein durchgeschnittenes Telefonkabel sind, das der Telekom gehört und von Vodafone genutzt wird. Eine Woche kafkaske Stunden in den Call Centern vor und nach Sizilien folgten, ein geplatzter Termin mit dem Handwerker, der dann drei Tage später doch vor der Tür stand: Deutschland ist unangenehm spannend. Und in Italien gäbe es so viel zum Ablichten.
In Sizilien war übrigens schon die Hälfte der Bilder mit manuellem Fokus geschossen, und jetzt - ich fahre nach Gardone Riviera - wird es vielleicht noch einmal mehr werden. Ich finde das gar nicht so schlimm, ersten komme ich vom Handeinstellen und zweitens denkt man mehr nach.
Und damit ich nicht fett und fau werde - Gardone ist ja eher was für Renter, die sich Bewegung nicht mehr antun müssen und ausgesorgt haben - nehme ich auch ein Rennrad mit. Langweilig wird es sicher nicht, aber erholsam nach all dem Ärger mit resistenten Damen vor allem in Ostdeutschland, die jeweils auf die andere Firma verweisen und jede verantwortung ablehnen.
donalphons, 13:08h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Freitag, 26. April 2013
Nicht abschliessende Bemerkungen zu einer nicht abgeschlossenen Reise
Die Blogbeiträge aus Sizilien waren dem Internet und den Umständen geschuldet lausig.
Auch in Sizilien selbst ist einiges nicht gerade gut; trotz abgeschlossener Welt, in der ich schlief, war mir der Tag dann doch stets zu hart, zu arm und zu brutal. Es ist kein dauerndes Gefühl, aber jeden Tag passiert etwas, da sagt man sich: Das möchte ich nicht sehen.
Es ist ein sehr schönes und zumindest im April auch ein sehr grünes und sattes Land, und das hebt gewisse Mängel, die andere vielleicht mehr aus der Fassung bringen würden, mehr als auf. Es gab genug, dass ich sage, da will ich nochmal hin: Gerade in dieser Jahreszeit, wenn man noch relativ allein ist. Schmutzige Strände stören mich weniger als schmutzige Schulklassen.
Das Programm war dicht, aber natürlich nicht genug. Was mir wohl entgangen ist, und warum ich noch einmal hierher muss - das ist das Val di Noto. Ich war in Ragusa, und obwohl ich wusste, dass mich dort etwas Besonderes erwartet, hat das sizilianische Barock meine kühnsten Erwartungen spielend übertroffen. Was haben meine Füsse nach Ragusa weh getan: Das war es wert, und wird noch andere Reisen wert sein.
Aber: Es ist nicht das loand, in dem ich sein möchte. In Ragusa stünden noch so viele Häuser, die auf jemanden warten, der sie wachküssen möchte, und es gäbe jede Menge Barock zum Münchner Einzimmerwohnungspreis - aber da war nie auch nur der israelische Moment von wegen, ein halbes Jahr zur Langzeitbeobachtung am Bau. Das ist nicht fair und nicht gerecht, aber es berührte einfach nicht mein Herz.
Oder ich habe es nicht herangelassen, bei all dem Druck und Stresse? Man müsste es vielleicht noch einmal versuchen, sehr sicher sogar, oder öfters.
Auch in Sizilien selbst ist einiges nicht gerade gut; trotz abgeschlossener Welt, in der ich schlief, war mir der Tag dann doch stets zu hart, zu arm und zu brutal. Es ist kein dauerndes Gefühl, aber jeden Tag passiert etwas, da sagt man sich: Das möchte ich nicht sehen.
Es ist ein sehr schönes und zumindest im April auch ein sehr grünes und sattes Land, und das hebt gewisse Mängel, die andere vielleicht mehr aus der Fassung bringen würden, mehr als auf. Es gab genug, dass ich sage, da will ich nochmal hin: Gerade in dieser Jahreszeit, wenn man noch relativ allein ist. Schmutzige Strände stören mich weniger als schmutzige Schulklassen.
Das Programm war dicht, aber natürlich nicht genug. Was mir wohl entgangen ist, und warum ich noch einmal hierher muss - das ist das Val di Noto. Ich war in Ragusa, und obwohl ich wusste, dass mich dort etwas Besonderes erwartet, hat das sizilianische Barock meine kühnsten Erwartungen spielend übertroffen. Was haben meine Füsse nach Ragusa weh getan: Das war es wert, und wird noch andere Reisen wert sein.
Aber: Es ist nicht das loand, in dem ich sein möchte. In Ragusa stünden noch so viele Häuser, die auf jemanden warten, der sie wachküssen möchte, und es gäbe jede Menge Barock zum Münchner Einzimmerwohnungspreis - aber da war nie auch nur der israelische Moment von wegen, ein halbes Jahr zur Langzeitbeobachtung am Bau. Das ist nicht fair und nicht gerecht, aber es berührte einfach nicht mein Herz.
Oder ich habe es nicht herangelassen, bei all dem Druck und Stresse? Man müsste es vielleicht noch einmal versuchen, sehr sicher sogar, oder öfters.
donalphons, 20:51h
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Donnerstag, 25. April 2013
Spätrömische Dekandenz
muss man sich in etwa so vorstellen, und es ist kein Wunder, dass sie nicht in Rom ist, sondern in der Villa Romana in Almerina, im Hinterland der Südküste von Sizilien.
Rom hatte damals, im späten 3. Jahrhundert, ein Versorgungeproblem: Die Staatskasse war wegen der Abwehrkriege leer, Rom selbst war ein gigantischer Moloch mit einem Mob, der stets zu Rebellionen aufgelegt war, und der Transport von Getreide aus Nordafrika war eine umfangreiche Operation mit logistischen Problemen, die schon früher an ihre Grenzen gestossen war. In dieser Zeit dann drohte die Versorgung des Mobs zusammenzubrechen, weshalb man sich nach neuen Lieferanten umsah, und sie in Sizilien auch fand. Das war vom geforderten Preis her zwar teurer, denn die Sizilianer waren Wucherer. Gleichzeitig aber auch billiger, weil der Transport erhblich einfacher war.
Es ist daher nicht ganz ohne Ironie, wenn sich der Besitzer der Villa den ganzen Boden mit Mosaiken hat auslegen lassen, die noch einmal jene Epoche feierten, die gerade wegen solcher Veränderungen im Niedergang begriffen war. Rom war immer noch reich, das Imperium hielt noch zusammen, aber es folgte ein langer, unaufhaltsamer Nidergang von jener Grösse, die da auf dem Fussboden zu sehen ist.
Echte Dekadenz eben. Gutes Leben, Jagden, Lieben, Sagen, Weinranken, PPutti, Dionysos und Amor im Zweikampf, Kinderspiele: Hier inmitten einer riesigen landwirtschaftlichen Produktionsstätte für Grundnahrungsmittel mag das alles noch fortgelebt haben, hier war die Welt noch in Ordnung, die Sklaven ackerten und die Herren waren so nett, sogar den Dienern ein einfaches Bad zu spendieren. Die Parther und Vandalen waren damals weit genug weg, um sie zu ignorieren; am Ende kam auch keine Kirche und zerstörte das Werk dieses Mosaikerotomanen: Es war ein natürlicher Erdrutsch.
Daher hat das alles die Zeiten überdauert und legt ein falsches Zeugnis der Epoche ab. Neureich? Sicher. Schon in dieser Zeit muss das ein wenig überzogen gewirkt haben, man kann auch die Nase rümpfen, aber dafür hat es gehalten, und irgendwo passt diese lässige Moral im Sommerhaus auch bestens zu unserer eigenen, hoffentlich klügeren Dekadenz.
Rom hatte damals, im späten 3. Jahrhundert, ein Versorgungeproblem: Die Staatskasse war wegen der Abwehrkriege leer, Rom selbst war ein gigantischer Moloch mit einem Mob, der stets zu Rebellionen aufgelegt war, und der Transport von Getreide aus Nordafrika war eine umfangreiche Operation mit logistischen Problemen, die schon früher an ihre Grenzen gestossen war. In dieser Zeit dann drohte die Versorgung des Mobs zusammenzubrechen, weshalb man sich nach neuen Lieferanten umsah, und sie in Sizilien auch fand. Das war vom geforderten Preis her zwar teurer, denn die Sizilianer waren Wucherer. Gleichzeitig aber auch billiger, weil der Transport erhblich einfacher war.
Es ist daher nicht ganz ohne Ironie, wenn sich der Besitzer der Villa den ganzen Boden mit Mosaiken hat auslegen lassen, die noch einmal jene Epoche feierten, die gerade wegen solcher Veränderungen im Niedergang begriffen war. Rom war immer noch reich, das Imperium hielt noch zusammen, aber es folgte ein langer, unaufhaltsamer Nidergang von jener Grösse, die da auf dem Fussboden zu sehen ist.
Echte Dekadenz eben. Gutes Leben, Jagden, Lieben, Sagen, Weinranken, PPutti, Dionysos und Amor im Zweikampf, Kinderspiele: Hier inmitten einer riesigen landwirtschaftlichen Produktionsstätte für Grundnahrungsmittel mag das alles noch fortgelebt haben, hier war die Welt noch in Ordnung, die Sklaven ackerten und die Herren waren so nett, sogar den Dienern ein einfaches Bad zu spendieren. Die Parther und Vandalen waren damals weit genug weg, um sie zu ignorieren; am Ende kam auch keine Kirche und zerstörte das Werk dieses Mosaikerotomanen: Es war ein natürlicher Erdrutsch.
Daher hat das alles die Zeiten überdauert und legt ein falsches Zeugnis der Epoche ab. Neureich? Sicher. Schon in dieser Zeit muss das ein wenig überzogen gewirkt haben, man kann auch die Nase rümpfen, aber dafür hat es gehalten, und irgendwo passt diese lässige Moral im Sommerhaus auch bestens zu unserer eigenen, hoffentlich klügeren Dekadenz.
donalphons, 23:41h
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Mittwoch, 24. April 2013
Die leichten Leutchen von Agrigent
Nüchtern betrachtet ist die Ausgrabung von Agrigent ein schönes Beispiel für die Richtigkeit des Zynismus bei der eigenen Aussendarstellung – wer repräsentiert und Prunkt, der wird liebevoll aufgerichtet und gepflegt, ja man kann sagen dass Agrigent der Altbundeskanzler und NATO-Doppelbeschluss-Schmidt der Antike ist. Hätte man die Erbauer der Tempel im 6. Jahrhundert gefragt, wie das alles 2500 Jahre später aussehen sollte, wenn es denn Ruine werden muss, dann hätten sie sich vermutlich so einen Anblick gewünscht. Schon damals hat man die Kette der üppigen, repräsentativen Kultgebäude direkt an die Felskante gebaut, dass jeder, egal ob von Land oder See kommend, die Grösse und Bedeutung der Stadt sofort erkennt. Und Agrigent, das darf man so sagen, hatte in seiner Blütezeit viel von einem Las Vegas oder Macao der Antike.
Damit war dann im 4. Jahrhundert Schluss, Agrigent war militärisch auf der falschen Seite und zahlte den Preis der legendären Orte, die in der Niederlage zu Provinznestern herabgesunken sind, Berlin, Karthago und Ferrara sind andere Beispiele dafür. Im Prinzip war das spätere Agrigent ein Kaff mit zu vielen und zu grossen Tempeln, so dass niemand auf die Idee kam, die Anlage zu vergrössern und mit römischen Säulenkapitellen aufzubohren. Rom ging unter, es kamen die Araber, man floh vor ihnen auf die höheren Berge, und so kam es dann, dass der Ort der Siedlung nicht von dem Moloch überbaut wurde, der heute Agrigent ist. Eine sagenhafte Verkettung glücklicher Umstände. Es steht weiterhin „the real shit“ in der Landschaft, um es modern zu sagen.
Und es ist natürlich noch immer beeindruckend. Trotzdem bleibt Zeit für vergleichende Erziehungswissenschaften, und ich bin der Meinung, dass italienische Schulklassen auch den erhabensten Moment mit ihrem blossen Auftauchen ruinieren. Die Lehrer haben das auch nicht unter Kontrolle und wollen auch gar keine Ordnung, egal ob schulisch oder dorisch. Wenig erbaulich ist auch das Benehmen der britischen Klassen, aber kein Schatten ohne Licht: Da war auch eine französische Klasse. Interessiert, aufmerksam, keine dumme Blödelei, kein Geplärre, nur freundliches Geschnatter beim Ablichten – und auch da keine dummen Witzbilder. Ich habe österreichische Klassen in Schönbrunn gesehen und deutsche Klassen in der Müncher Residenz: Vielleicht ist ja doch was an den französischen Erziehungsmethoden dran.
Abgang Franzosen, Eintritt amerikanische Rentner, und eigentlich kann ich noch froh sein, dass ich so früh hier bin. Später im Jahr ist noch mehr und enorm amerikanisch mehr los, denn Agrigent gehört nun mal wie Neuschwanstein unverzichtbar zum Kulturprogramm des alten Kontinent. Es kommt ein Polizeiwagen, und dir diversen Schwarz- und Fälschungshändler bleiben einfach sitzen: Es lohnt sich wohl noch nicht, davonzulaufen. Vorsaison. Mit etwas Glück hat man einen Tempel ein paar Minuten für sich alleine. Von der Siedlung, in der es damals hoch hergegangen sein muss, sieht man natürlich fast gar nichts. Das muss man sich alles dazu denken, und vielleicht war es hier oben gar nicht mal so bukolisch, und die eigentliche Feierzone lag unten am Hafen. Wovon sich natürlich auch nichts erhalten hat.
Zu den Ironien von Sizilien gehört natürlich auch, dass die Ruinen der Antike weitaus besser gepflegt und erhalten werden, als das neue Agrigent daneben, das nicht umsonst als ärmste Region Italiens gilt. Wie so oft in Sizilien sind die Ausgrabungen eine Parzelle und zur nächsten Parzelle führt eine Strasse, von der man kaum abweichen möchte. Ich bin da natürlich etwas anders eingestellt, aber die Busse rollen gleich weiter Richtung Palermo oder Syracus. Man will ja noch mehr echt griechische Ruinen, man ist im Urlaub oder auf Klassenfahrt, das muss man alles gesehen haben, und es ist auch wirklich beeindruckend.
Eine grandiose Kulisse. Man möchte sich aber bitte merken, dass auch die Antike wusste, wie man mehr aus sich machte, und was heute hellrot leuchtet, war früher mit weissem Kalk überzogen, um Marmor zu imitieren. Wie gesagt, es war das Las Vegas der Antike, schnell, skrupellos und gierig und was die Französinnen da über Säulenstellungen und Cellaeinteilung lernen, ist schön und gut. Aber man sollte ihnen vielleicht auch sagen, dass es der Montmatre von Magna Graecia war, und das eigentlich kein guter Ort für brave Mädchen mit Polkapunktkleider gewesen wäre.
Damit war dann im 4. Jahrhundert Schluss, Agrigent war militärisch auf der falschen Seite und zahlte den Preis der legendären Orte, die in der Niederlage zu Provinznestern herabgesunken sind, Berlin, Karthago und Ferrara sind andere Beispiele dafür. Im Prinzip war das spätere Agrigent ein Kaff mit zu vielen und zu grossen Tempeln, so dass niemand auf die Idee kam, die Anlage zu vergrössern und mit römischen Säulenkapitellen aufzubohren. Rom ging unter, es kamen die Araber, man floh vor ihnen auf die höheren Berge, und so kam es dann, dass der Ort der Siedlung nicht von dem Moloch überbaut wurde, der heute Agrigent ist. Eine sagenhafte Verkettung glücklicher Umstände. Es steht weiterhin „the real shit“ in der Landschaft, um es modern zu sagen.
Und es ist natürlich noch immer beeindruckend. Trotzdem bleibt Zeit für vergleichende Erziehungswissenschaften, und ich bin der Meinung, dass italienische Schulklassen auch den erhabensten Moment mit ihrem blossen Auftauchen ruinieren. Die Lehrer haben das auch nicht unter Kontrolle und wollen auch gar keine Ordnung, egal ob schulisch oder dorisch. Wenig erbaulich ist auch das Benehmen der britischen Klassen, aber kein Schatten ohne Licht: Da war auch eine französische Klasse. Interessiert, aufmerksam, keine dumme Blödelei, kein Geplärre, nur freundliches Geschnatter beim Ablichten – und auch da keine dummen Witzbilder. Ich habe österreichische Klassen in Schönbrunn gesehen und deutsche Klassen in der Müncher Residenz: Vielleicht ist ja doch was an den französischen Erziehungsmethoden dran.
Abgang Franzosen, Eintritt amerikanische Rentner, und eigentlich kann ich noch froh sein, dass ich so früh hier bin. Später im Jahr ist noch mehr und enorm amerikanisch mehr los, denn Agrigent gehört nun mal wie Neuschwanstein unverzichtbar zum Kulturprogramm des alten Kontinent. Es kommt ein Polizeiwagen, und dir diversen Schwarz- und Fälschungshändler bleiben einfach sitzen: Es lohnt sich wohl noch nicht, davonzulaufen. Vorsaison. Mit etwas Glück hat man einen Tempel ein paar Minuten für sich alleine. Von der Siedlung, in der es damals hoch hergegangen sein muss, sieht man natürlich fast gar nichts. Das muss man sich alles dazu denken, und vielleicht war es hier oben gar nicht mal so bukolisch, und die eigentliche Feierzone lag unten am Hafen. Wovon sich natürlich auch nichts erhalten hat.
Zu den Ironien von Sizilien gehört natürlich auch, dass die Ruinen der Antike weitaus besser gepflegt und erhalten werden, als das neue Agrigent daneben, das nicht umsonst als ärmste Region Italiens gilt. Wie so oft in Sizilien sind die Ausgrabungen eine Parzelle und zur nächsten Parzelle führt eine Strasse, von der man kaum abweichen möchte. Ich bin da natürlich etwas anders eingestellt, aber die Busse rollen gleich weiter Richtung Palermo oder Syracus. Man will ja noch mehr echt griechische Ruinen, man ist im Urlaub oder auf Klassenfahrt, das muss man alles gesehen haben, und es ist auch wirklich beeindruckend.
Eine grandiose Kulisse. Man möchte sich aber bitte merken, dass auch die Antike wusste, wie man mehr aus sich machte, und was heute hellrot leuchtet, war früher mit weissem Kalk überzogen, um Marmor zu imitieren. Wie gesagt, es war das Las Vegas der Antike, schnell, skrupellos und gierig und was die Französinnen da über Säulenstellungen und Cellaeinteilung lernen, ist schön und gut. Aber man sollte ihnen vielleicht auch sagen, dass es der Montmatre von Magna Graecia war, und das eigentlich kein guter Ort für brave Mädchen mit Polkapunktkleider gewesen wäre.
donalphons, 10:18h
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