Montag, 7. April 2008
Sehr zu empfehlen - Gas
Das Leben ist plötzlich sehr viel weniger angenehm, wenn man nach Jahren der Gasherdfreuden mit einem ebenso teuren wie unpraktischen Ceranfeldherd konfrontiert wird. So ähnlich muss es sein, wenn man das italienische Cabrio zugunsten einer S-Klasse mit Motorschaden aufgibt. Palatschinken gelingt - im Viertelstundentakt. Und bis das Wasser für die Spinatknödel die 100 Grad erreicht, ist die Sahnecreme nur noch Topfbelag.
Ich hasse Ceranherde. Modern, praktisch und sympathisch wie Blogvermarkter auf Ritalin. Ich hasse dicke Pfannen. Ich will meine Flammen, und die dünnste, billige Alupfanne.
Ich hasse Ceranherde. Modern, praktisch und sympathisch wie Blogvermarkter auf Ritalin. Ich hasse dicke Pfannen. Ich will meine Flammen, und die dünnste, billige Alupfanne.
donalphons, 01:35h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Sonntag, 30. März 2008
Sehr zu empfehlen - Stuck und Vorurteil
Es war im Wohnzimmer, eine Kneipe am Helmholtzplatz 2004, als ich, in fester Beschäftigung mit festem Einkommen versehen, spasseshalber zu zwei anderen Bloggern angesichts unser aller soliden Westherkunft spasseshalber sagte, eigentlich könnten wir allesamt vom Geld unserer Eltern leben. Einer der beiden erwiess sich später nicht nur als Opelblogger und Adicalteilnehmer, sondern auch als ziemlich intrigant, hintenrum und mit einer guten Portion Willen gesegnet, aus einem offensichtlichen Witz eine passende Lüge zu machen. Und so kam es dann, dass der Berliner Blogger Felix Schwenzel in einem Interview behauptete, ich würde vom Vermögen meiner Eltern leben, was dann ein anderer wiederum so falsch übernahm, dass es zur Abmahnung reichte.
Leider hat nicht nur meine Anwältin, sondern auch meine Wenigkeit sowas wie berufliche Verpflichtungen zum Gelderwerb. Die Lügen des Schwenzel und anderer haben einen Kern, der eben so falsch wie beneidenswert ist, denn eigentlich, nehme ich an, wäre es gar nicht so schlecht, vom elterlichen Vermögen eine üppige Apanage zu erhalten. Diese Meinung vertrat ich schon während des Studiums, als ich unter anderem als Hafentaucher im Schlamm unter sehr harten bedingungen enorm viel Geld verdiente, und würde man mir das anbieten, ich würde ohne zu zögern zusagen. Allein, ich fürchte, meine Eltern kommen aus mannigfaltigen Gründen nicht von selbst auf derlei Ideen, und somit entgeht der Leserschaft nun der Beitrag, in dem Don Alphonso einen bekannten Münchner Raumausstatter aufsucht, seine Gestaltungspläne für seine von den Eltern bezahlte Strandvilla in Auftrag gibt, die nächsten zwei Wochen in Strapsen hopsende Zimmermädchen auswählt, während ein Heer hilfreicher Geister Eingebungen umsetzen, die ihm und der Lieblingszofe dann doch nicht gefallen, was zu einer zweiten, akzeptierten Fassung knapp unterhalb des Niveaus des Treppenhauses der Residenz Würzburg führt, die abzubilden ihm zum Hohne Berliner Blutkonservenblogger gefallen möchte.
Statt dessen: 24 Stunden Geometrie - ich hasse Mathe! - sägen, vergleichen, messen, Fehler korrigieren, ältere unkorrigierbare Fehler entdecken, verzweifeln, Lösung finden, verwerfen, probieren, wundersam doch zurecht kommen, eine Leiste zwei Stunden nicht mehr finden (wie kam sie in den Küchenschubladen), streichen -
und am Ende feststellen, dass die deutschen Glühbirnen nicht in die italienischen Fassungen passen. Und das alles auf eigene Kosten in der selbst bezahlten Wohnung.
Und ein Zimmermädchen habe ich auch nicht.
Leider hat nicht nur meine Anwältin, sondern auch meine Wenigkeit sowas wie berufliche Verpflichtungen zum Gelderwerb. Die Lügen des Schwenzel und anderer haben einen Kern, der eben so falsch wie beneidenswert ist, denn eigentlich, nehme ich an, wäre es gar nicht so schlecht, vom elterlichen Vermögen eine üppige Apanage zu erhalten. Diese Meinung vertrat ich schon während des Studiums, als ich unter anderem als Hafentaucher im Schlamm unter sehr harten bedingungen enorm viel Geld verdiente, und würde man mir das anbieten, ich würde ohne zu zögern zusagen. Allein, ich fürchte, meine Eltern kommen aus mannigfaltigen Gründen nicht von selbst auf derlei Ideen, und somit entgeht der Leserschaft nun der Beitrag, in dem Don Alphonso einen bekannten Münchner Raumausstatter aufsucht, seine Gestaltungspläne für seine von den Eltern bezahlte Strandvilla in Auftrag gibt, die nächsten zwei Wochen in Strapsen hopsende Zimmermädchen auswählt, während ein Heer hilfreicher Geister Eingebungen umsetzen, die ihm und der Lieblingszofe dann doch nicht gefallen, was zu einer zweiten, akzeptierten Fassung knapp unterhalb des Niveaus des Treppenhauses der Residenz Würzburg führt, die abzubilden ihm zum Hohne Berliner Blutkonservenblogger gefallen möchte.
Statt dessen: 24 Stunden Geometrie - ich hasse Mathe! - sägen, vergleichen, messen, Fehler korrigieren, ältere unkorrigierbare Fehler entdecken, verzweifeln, Lösung finden, verwerfen, probieren, wundersam doch zurecht kommen, eine Leiste zwei Stunden nicht mehr finden (wie kam sie in den Küchenschubladen), streichen -
und am Ende feststellen, dass die deutschen Glühbirnen nicht in die italienischen Fassungen passen. Und das alles auf eigene Kosten in der selbst bezahlten Wohnung.
Und ein Zimmermädchen habe ich auch nicht.
donalphons, 05:11h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Donnerstag, 27. März 2008
Sehr zu empfehlen - Das Zeug für die Gäste
Man kann als Gastgeber eher schlecht für Tee die Auswahl unter diversen Kannen haben, und den Gästen ihre braune Plörre dann in der Glaskanne aus der Kaffeemaschine servieren. Manchmal glaube ich, die Höflichkeit und das gute Benehmen wurden vom Verband der Tischbedarfsproduzenten erfunden, so wie der Valentinstag von den Floristen und Weihnachten vom Elektrohandel. Wenn es aber so sein sollte, war es wenigstens etwas, das Menschen zusammenbringt.
Und obwohl es Kaffee ist, ist es immer noch die angenehme Seite des Umzugs. Am Sonntag ist Grosskampftag, und die nächsten Tage geht es um 7 Uhr los. 7 Uhr. Morgens. Drei Stunden, bevor ich normalerweise ins Bett gehe.
Ich hätte dem Verkäufer meiner Wohnung vielleicht doch besser ein paar seiner Ferraris abkaufen sollen.
Und obwohl es Kaffee ist, ist es immer noch die angenehme Seite des Umzugs. Am Sonntag ist Grosskampftag, und die nächsten Tage geht es um 7 Uhr los. 7 Uhr. Morgens. Drei Stunden, bevor ich normalerweise ins Bett gehe.
Ich hätte dem Verkäufer meiner Wohnung vielleicht doch besser ein paar seiner Ferraris abkaufen sollen.
donalphons, 15:02h
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Samstag, 22. März 2008
Sehr zu empfehlen - Familienweisheiten
Ich habe ganz vergessen, welches Gewicht Mahagoni hat. Das Schleppen von Mahagonimöbeln verdrängt man aus gutem Grunde schneller als Banalitäten wie katastrophalen Sex, das Essen von Sushi oder Bekanntschaft mit den Töchtern führender CSU-Politiker. Man will das rotbraune Blei vergessen, das den Hausherrn nach unten zieht, ganz im Gegensatz zu früher. Denn zu der Zeit, als daraus Tische und Stühle gefertigt wurden, hatte man zum Transport Diener oder gar Sklaven, und damit gesellschaftliche Verhältnisse, die makroökonomisch nicht zu begrüssen, beim Schleppen über 5 Treppen aber dann doch auch vorteilsbehaftet waren. Selten ein Schaden, wo kein Nutzen dabei ist, sagte meine Grosstante immer, und hatte damit natürlich wie immer recht, besonders, wenn sie beim rasanten Skifahren einen fetten Altnazi umnietete. Sie kannte keinen Schwung und Bremse, nur die Schwerkraft.
Deshalb geht dieses Bild von ihr auch mit in die von ihr geliebten Berge. Falls ich es schaffe. Seit einer Stunde wollte ich drin sein, jetzt erst komme ich dazu, den Rechner auszuschalten und das letzte Monstrum nach unten zu tragen. Nie wieder umziehen, habe ich mir geschworen. Es scheint, als wollte sich mein Körper auf eine Art daran halten, die meinen Feinden besser als mir selbst gefallen könnte. Aber wie sagte nicht meine Grosstante auch immer so richtig und bayerisch-mitfühlend: A Guada hoits aus und um an Schlechtn is ned schod.
Lawinen, ich komme!
Deshalb geht dieses Bild von ihr auch mit in die von ihr geliebten Berge. Falls ich es schaffe. Seit einer Stunde wollte ich drin sein, jetzt erst komme ich dazu, den Rechner auszuschalten und das letzte Monstrum nach unten zu tragen. Nie wieder umziehen, habe ich mir geschworen. Es scheint, als wollte sich mein Körper auf eine Art daran halten, die meinen Feinden besser als mir selbst gefallen könnte. Aber wie sagte nicht meine Grosstante auch immer so richtig und bayerisch-mitfühlend: A Guada hoits aus und um an Schlechtn is ned schod.
Lawinen, ich komme!
donalphons, 14:19h
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Freitag, 21. März 2008
Sehr zu empfehlen - Schenk mir, gib mir, werbe mich
Es gibt nicht viel, was ich mir freiwillig in den Briefkasten stecken lasse; neben sehr viel Zwang - das grottenschlechte Gemeindeblatt etwa, Müll und den wenigen Benachrichtigungen meiner schmalen Restbesitztümer auf der Bank meines Misstrauens - ist das die World of Interiors, die ich auch empfehlen kann, obwohl sie aus dem Hause Conde Nast stammt. Heute jedenfalls, in der Aprilausgabe, war noch etwas im Umschlag:
Eine Farbenskala von Farrow & Ball, auf gutem Papier lichtecht gedruckt und einzeln eingeklebt, mit Beschreibungen, wie sie nur Briten vermögen: Dead Salmon statt Beige, Breakfeast Room Green statt Lindgrün und, dankenswerter Weise, Cinder Rose für das Kirschyogurthelend, in dem ich versehentlich mein kleines Vorzimmer gestrichen habe. Cinder Rose klingt gleich viel besser.
Neben dem Briefkasten war auch der sehnlichst erwartete Stuck, mit dem ich die Schachtelräume meines neuen Heims menschenwürdig zu gestalten denke, und zumindest eine Wand in einem grünlich-braunen Hellbeige wäre nicht schlecht. Die Farbe nennt sich dann auch bloggerfeundlich "Cat´s Paw".
So geht Werbung. Alles andere ist nur ädiekelhaft.
Eine Farbenskala von Farrow & Ball, auf gutem Papier lichtecht gedruckt und einzeln eingeklebt, mit Beschreibungen, wie sie nur Briten vermögen: Dead Salmon statt Beige, Breakfeast Room Green statt Lindgrün und, dankenswerter Weise, Cinder Rose für das Kirschyogurthelend, in dem ich versehentlich mein kleines Vorzimmer gestrichen habe. Cinder Rose klingt gleich viel besser.
Neben dem Briefkasten war auch der sehnlichst erwartete Stuck, mit dem ich die Schachtelräume meines neuen Heims menschenwürdig zu gestalten denke, und zumindest eine Wand in einem grünlich-braunen Hellbeige wäre nicht schlecht. Die Farbe nennt sich dann auch bloggerfeundlich "Cat´s Paw".
So geht Werbung. Alles andere ist nur ädiekelhaft.
donalphons, 00:54h
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Samstag, 1. März 2008
Sehr zu empfehlen - vorher Worst Cases testen
Eine eiserne Erkenntnis des Immobilienerwerbs ist, dass sich mit der neuen Fläche nicht auch die dafür nötigen Utensilien vermehren. Anerkannte Studien belegen, dass das Zusammenstellen von Silber in einem Schrank auch nicht erfolgversprechender ist, als das Erfinden von Studien, in denen viele Blogs zusammen viel Umsatz machen sollen. Goldmacher heissen heute Werber, leben in Berlin und erfinden nebenbei auch kein Porzellan, sondern nur antisoziale Lebensweisen, sind also übertragen auch definitiv ungeeignet, um zur Sache einer leeren neuen Wohnung irgendwas beizutragen.
Die Folgen sind unschönster Natur: Man invitiert Gäste, kauft ein und betätigt sich am Herd, nur um entsetzt feststellen zu müssen, dass sich in der neuen Küche nichts findet, was einem angemessenen Servieren zuträglich wäre. Man hätte alle Arten von Tabletts und Schalen, mehrfach sogar - aber eben nicht hier, sondern daheim, und um das eine Schlimme klar zu sagen: Mal eben etwas englisches Silber am Tegernsee nachkaufen ist zwar theoretisch möglich, praktisch aber ruinös und fördert allein eine zynische, abgefeimte Händlerbrut, die CSU wählt und in Rottach-Egern wohnt.
Deshalb gilt es gleich nach dem Erwerb Vorsorge zu treffen: Man stellt zusammen, was man am See zu brauchen meint, kauft das jeweils das zu erwartende Maximum ein und vergleiche, ob es reicht:
Hier, wie man sieht, herrscht eindeutig ein Mangel an einem grossen, ovalen Tablett, sowie einer Kuchenzange. So geht das nun die nächsten Tage weiter, Saucieren wären hilfreich und Untersetzer für die Weingläser fehlen, Tortenheber wären auch nicht schlecht und nachdem dort auch ab und an Frau Mama verkehren wird, ist eine grosse Kaffeekanne ein dringend zu behebendes Desiderat. Nicht, dass Gäste dereinst gezwungen sind, den Kopf unter den Kaffeefilter zu hängen. Sinnvoll ist es, dann gleich das Fehlende aus Schränken und Kommoden hervorzukramen, und das garstige Schicksal zu verfluchen, das einen die letzten Monate zu glauben bestimmte, dass es jetzt mal langsam reicht.
Mangel. Purer Mangel wird bei diesem Test offenbahr, und dabei ist nur so wenig Zeit bis zum Tag der Eröffnung, wo auf der Terasse angesto - Himmel, Sektkelche fehlen auch noch. Wo hab ich denn nur noch ein paar Sektkelche... (geht verzweifelt nach rechts ab, woher, Pling, Chrchr, tscgik, Brzz, leises Scheppern und Klirren dringt)
Die Folgen sind unschönster Natur: Man invitiert Gäste, kauft ein und betätigt sich am Herd, nur um entsetzt feststellen zu müssen, dass sich in der neuen Küche nichts findet, was einem angemessenen Servieren zuträglich wäre. Man hätte alle Arten von Tabletts und Schalen, mehrfach sogar - aber eben nicht hier, sondern daheim, und um das eine Schlimme klar zu sagen: Mal eben etwas englisches Silber am Tegernsee nachkaufen ist zwar theoretisch möglich, praktisch aber ruinös und fördert allein eine zynische, abgefeimte Händlerbrut, die CSU wählt und in Rottach-Egern wohnt.
Deshalb gilt es gleich nach dem Erwerb Vorsorge zu treffen: Man stellt zusammen, was man am See zu brauchen meint, kauft das jeweils das zu erwartende Maximum ein und vergleiche, ob es reicht:
Hier, wie man sieht, herrscht eindeutig ein Mangel an einem grossen, ovalen Tablett, sowie einer Kuchenzange. So geht das nun die nächsten Tage weiter, Saucieren wären hilfreich und Untersetzer für die Weingläser fehlen, Tortenheber wären auch nicht schlecht und nachdem dort auch ab und an Frau Mama verkehren wird, ist eine grosse Kaffeekanne ein dringend zu behebendes Desiderat. Nicht, dass Gäste dereinst gezwungen sind, den Kopf unter den Kaffeefilter zu hängen. Sinnvoll ist es, dann gleich das Fehlende aus Schränken und Kommoden hervorzukramen, und das garstige Schicksal zu verfluchen, das einen die letzten Monate zu glauben bestimmte, dass es jetzt mal langsam reicht.
Mangel. Purer Mangel wird bei diesem Test offenbahr, und dabei ist nur so wenig Zeit bis zum Tag der Eröffnung, wo auf der Terasse angesto - Himmel, Sektkelche fehlen auch noch. Wo hab ich denn nur noch ein paar Sektkelche... (geht verzweifelt nach rechts ab, woher, Pling, Chrchr, tscgik, Brzz, leises Scheppern und Klirren dringt)
donalphons, 18:42h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Mittwoch, 16. Januar 2008
Sehr zu empfehlen - Opaque de Sarreguemines
Wir müssen nochmal über Berlin reden. Über eine Ecke, die fast so stillos und verdreckt wie der Prenzlauer Berg ist, und sozial so unangenehm wie der Potsdamer Platz. Diese Ecke ist die Flughafenstrasse in Neukölln an deren Anfang ein hässliches Einkaufszentrum steht, das nur einen Vorteil hat: Einen Sparkassen-Geldautomaten. Es ist neben dem Automaten bei der Bergmannstrasse derjenige, wo ich das meiste Geld abhebe. Mitten in Neukölln, ohne Hang zu billigen Drogen oder billigen Rappern. Der alleinige Grund dafür ist die Flughafenstrasse. In der ich noch nie war, ohne etwas zu finden, angefangen von den beiden Chinageschäften unten, über den mit seinen Nachbarn Skat spielenden Nachlasshändler in der Mitte bis zu den Wohnungsauflösern mit den gefälschten Bronzestatuen oben, die inzwischen schon so lange in den verstaubten Fenstern stehen, dass sie in die Antiquität altern.
Dort jedenfalls, neben einer klobigen, gussnahtverschandelten Pseudo-Chryselephantine stand ein Teeservice im Schaufenster. Von Ferne hätte man es für Kakiemon-Keramik halten können, wüsste man nicht, dass das originale Kakiemon keine Teekannen kannte. Andererseits wurden die Dekore in Europa seit dem 18. Jahrhndert gnadenlos kopiert, was in Japan ein Auslaufen der Produktion zur Folge hatte - man sollte also vorsichtig sein, wenn man heute Asien wegen Produktpiraterie angreift, Europa ist da auch nicht unschuldig.
Hineingehen, anschauen, umdrehen war eins. Nein, Kakiemon ist es natürlich nicht, aber auch etwas, das nicht ganz ohne Wert ist: Opaque de Sarreguemines, einer der erfolgreicheren Versuche des späten 18. und 19. Jahrhunderts, auf Steinzeugbasis Porzellan nachzumachen. Der Bayer Paul Utzschneider hat die Firma in Frankreich gross und berühmt gemacht, Bürger und Fürsten damit beliefert, und mit seinen Nachfolgern die Marke zu einem Inbegriff für Louis Phillipe und Belle Epoque gemacht. Nun habe ich schon etwas mehr als ein Service, und benötige weder Tassen, noch Teller oder gar eine weitere Teekanne - da habe ich schon zwei Dutzend - aber was tut man nicht alles, als diesem doppelten Landsmann meiner Familienstämme aus einem staubigen Fenster zu befreien. 20 Euro Lösegeld wollte man für meinen Produktpiraten haben, das zahlt man doch gerne für Museumsstücke, um sie ahnungslosen Berlinern zu nehmen, die sie zumindest vorsichtig verpacken.
Ich bin ganz gross im Erklären, wozu ich so etwas trotz allem noch brauche. Ich mein, ich stamme aus einer Familie, deren Oberhäupter lieber noch einen Schrank gekauft haben, als ein Service nicht zu erwerben. Irgendwann ist das in den Genen. Hier jedoch ist es anders, die Stücke sind gut 120 bis 160 Jahre alt, und damit eigentlich nicht mehr zu benutzen. Jedenfalls nicht so, dass sie Schaden nehmen könnten. Es wäre wirklich sehr schade, würde man darauf mit Gabeln kratzen oder unachtsam mit ihnen umgehen. Was also faktisch tun mit dieser japanischen, französischen, bayerischen, aus Berlin geretteten Kostbarkeit? So wie der Apetit beim Essen kommt, ereilt einen nach durchdachter Fahrt die Lösung am Frühstückstisch:
das ist noch kein Food porn, deshalb nur in mittlerer Auflösung hier
Ich habe nämlich noch kein Service für ein kleines französisches Frühstück. Ich habe Schränke voll mit diesen grossen, 78 Teile umfassenden Hutschenteuther Systemen, mit dem man Hochzeitsgesellschaften abspeisen kann und Jubiläen feiern, ich könnte hier perlweisses Porzellan vor Barcampsäue werfen, ich könnte auffahren, bis die Tische brechen, wie es hier üblich ist in meinen Kreisen, wo man es als Schande empfindet, wenn Gäste nachher ohne Bauchschmerzen aufstehen können - aber ich hatte bis dato tatsächlich kein Service für ein kleines, schnelles Frühstück. Man kennt das, man hat wenig Zeit, man kann nur schnell zwei Quarknudeln mit Marmelade von Frau Moretti essen und zwei Tassen Tee trinken, vielleicht ein Croissant, mehr passt nicht auf die Teller, danach muss man hinaus in die Kälte, der nächste Antikmarkt ruft,es stimmt einen für die Jagd auf ein weiteres Service ein, noch eines mit asiatischen Anklängen und Formen des 18. Jahrhunderts vielleicht - dafür ist es hervorragend geeignet.
Es war also ein sinnvoller, geradezu notwendiger Kauf. Nicht dass einer behauptet, ich würde Berlin um das Plündern und Verarmens wegen ausnehmen.
Dort jedenfalls, neben einer klobigen, gussnahtverschandelten Pseudo-Chryselephantine stand ein Teeservice im Schaufenster. Von Ferne hätte man es für Kakiemon-Keramik halten können, wüsste man nicht, dass das originale Kakiemon keine Teekannen kannte. Andererseits wurden die Dekore in Europa seit dem 18. Jahrhndert gnadenlos kopiert, was in Japan ein Auslaufen der Produktion zur Folge hatte - man sollte also vorsichtig sein, wenn man heute Asien wegen Produktpiraterie angreift, Europa ist da auch nicht unschuldig.
Hineingehen, anschauen, umdrehen war eins. Nein, Kakiemon ist es natürlich nicht, aber auch etwas, das nicht ganz ohne Wert ist: Opaque de Sarreguemines, einer der erfolgreicheren Versuche des späten 18. und 19. Jahrhunderts, auf Steinzeugbasis Porzellan nachzumachen. Der Bayer Paul Utzschneider hat die Firma in Frankreich gross und berühmt gemacht, Bürger und Fürsten damit beliefert, und mit seinen Nachfolgern die Marke zu einem Inbegriff für Louis Phillipe und Belle Epoque gemacht. Nun habe ich schon etwas mehr als ein Service, und benötige weder Tassen, noch Teller oder gar eine weitere Teekanne - da habe ich schon zwei Dutzend - aber was tut man nicht alles, als diesem doppelten Landsmann meiner Familienstämme aus einem staubigen Fenster zu befreien. 20 Euro Lösegeld wollte man für meinen Produktpiraten haben, das zahlt man doch gerne für Museumsstücke, um sie ahnungslosen Berlinern zu nehmen, die sie zumindest vorsichtig verpacken.
Ich bin ganz gross im Erklären, wozu ich so etwas trotz allem noch brauche. Ich mein, ich stamme aus einer Familie, deren Oberhäupter lieber noch einen Schrank gekauft haben, als ein Service nicht zu erwerben. Irgendwann ist das in den Genen. Hier jedoch ist es anders, die Stücke sind gut 120 bis 160 Jahre alt, und damit eigentlich nicht mehr zu benutzen. Jedenfalls nicht so, dass sie Schaden nehmen könnten. Es wäre wirklich sehr schade, würde man darauf mit Gabeln kratzen oder unachtsam mit ihnen umgehen. Was also faktisch tun mit dieser japanischen, französischen, bayerischen, aus Berlin geretteten Kostbarkeit? So wie der Apetit beim Essen kommt, ereilt einen nach durchdachter Fahrt die Lösung am Frühstückstisch:
das ist noch kein Food porn, deshalb nur in mittlerer Auflösung hier
Ich habe nämlich noch kein Service für ein kleines französisches Frühstück. Ich habe Schränke voll mit diesen grossen, 78 Teile umfassenden Hutschenteuther Systemen, mit dem man Hochzeitsgesellschaften abspeisen kann und Jubiläen feiern, ich könnte hier perlweisses Porzellan vor Barcampsäue werfen, ich könnte auffahren, bis die Tische brechen, wie es hier üblich ist in meinen Kreisen, wo man es als Schande empfindet, wenn Gäste nachher ohne Bauchschmerzen aufstehen können - aber ich hatte bis dato tatsächlich kein Service für ein kleines, schnelles Frühstück. Man kennt das, man hat wenig Zeit, man kann nur schnell zwei Quarknudeln mit Marmelade von Frau Moretti essen und zwei Tassen Tee trinken, vielleicht ein Croissant, mehr passt nicht auf die Teller, danach muss man hinaus in die Kälte, der nächste Antikmarkt ruft,
Es war also ein sinnvoller, geradezu notwendiger Kauf. Nicht dass einer behauptet, ich würde Berlin um das Plündern und Verarmens wegen ausnehmen.
donalphons, 17:44h
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Donnerstag, 20. Dezember 2007
Im Bund der Dritte
Ich habe hier geschrieben, dass bei den Boxen von Audiodata etwas der Bass fehlt. Das Urteil halte ich aufrecht; den guten Ruf verdanken sie ihrer famosen Abbildung im oberen Bereich. Und bitte, ich bin keiner, der Remmidemmi hören würde - mir fehlt allein schon Beckenklang und Bassstreichen. However - dabei war auch noch ein Soutien-Bassmodul für die Kleinigkeit von original über 3000 Euro *hust*, über 20 Kilo schwer, und das steht jetzt dabei.
Um es kurz zu machen: Mit dem aktuellen Verstärker muss ich den Bass um 10db absenken, damit es ein harmonisches Klangbild ergibt. So richtig bin ich da noch nicht angekommen, im Bereich von ca. 100-130 Hz klafft eine Lücke, oder sagen wir besser Delle, die aber auch der Verwendung eines nicht ganz passenden, weil zu leistungsschwachen Verstärkers zugeschrieben werden kann. Dadurch setzt das Bassmodul manchmal etwas unvermittelt ein, es fehlt ein harmonischer Übergang. Morgen probiere ich das mal mit einem anderen Leistungsgerät in der Signalkette.
Aber: Es ist schon erstaunlich, was so ein eigenes Bassmodul aus einer Bratsche herausholt. Gerade, wenn es um das Nachschwingen der Saiten geht. Klingt übertrieben, aber man kauft so etwas nicht, wenn man kein Interesse an solchen Erfahrungen hat.
Um es kurz zu machen: Mit dem aktuellen Verstärker muss ich den Bass um 10db absenken, damit es ein harmonisches Klangbild ergibt. So richtig bin ich da noch nicht angekommen, im Bereich von ca. 100-130 Hz klafft eine Lücke, oder sagen wir besser Delle, die aber auch der Verwendung eines nicht ganz passenden, weil zu leistungsschwachen Verstärkers zugeschrieben werden kann. Dadurch setzt das Bassmodul manchmal etwas unvermittelt ein, es fehlt ein harmonischer Übergang. Morgen probiere ich das mal mit einem anderen Leistungsgerät in der Signalkette.
Aber: Es ist schon erstaunlich, was so ein eigenes Bassmodul aus einer Bratsche herausholt. Gerade, wenn es um das Nachschwingen der Saiten geht. Klingt übertrieben, aber man kauft so etwas nicht, wenn man kein Interesse an solchen Erfahrungen hat.
donalphons, 11:20h
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Samstag, 15. Dezember 2007
Sehr zu empfehlen - Vintage High End Test
Bitte mal alle, die glauben, dass jede Anlage irgendwie gleich klingt und auch ein CD-Radio von der Sonderaktion bei Tchibo reicht, woanders lesen. Auf den Webseiten chinesischer Ausbeuter etwa, oder den Blogs bekannter Koksagenturen, gern auch Hamburger Provenienz.
Das also sind sie, oder besser, ein Teil des zu erwerbenden Ensembles: Nur mal die Lautsprecher Mignon des feinen Konzertmöbelbauers Audiodata aus Aachen. Mit allem Schnickschnack, aber noch ohne Kabel und den Basslautsprecher Soutien, der ebenfalls dazu gehört. In den 90er Jahren galten die Mignon manchen als die besten Kompaktboxen auf dem Markt. Weltweit.
Sie haben ein paar technische Besonderheiten. Die mit Sand gegossene, gebogene Schallwand etwa, die sie sehr schwer und resonanzarm macht. Ein massives, geschlossenes Gehäuse. Eine damals revolutionäre Frequenzweiche, einen Tieftöner mit 75 mm Schwingspule, und Fans, die sich eher von Haus, Katze, Frau, Auto und Kindern trennen würden, als von diesen Lautsprechern. Typisch High End und so wie sie dastehen, in der massgefertigten Oberfläche, damals über 8000 Mark teuer. Obendrein von einer kleinen Macke abgesehen wie neu und kaum benutzt. Ausser für das Heimkino. Aber gut.
Bei mir treffen die Mignon nicht auf eine Glotze, sondern auf meine guten, alten Duevel Planets für rund 500 Euro, und ALR Jordan Entry Lautsprecher für 350 Euro. Und noch zwei Alternativen, die ich weglasse, weil extrem teuer und klanglich nicht im Mindesten ein Vergleich.
Als Musik: Les Grandes Eaux Musicales de Versailles von Jordi Savall mit Musik des Barock, erschienen bei Alia Vox, die brandneue Le Tournoi de Chauvency, weltliche Gesänge des 13. Jahrhunderts von Anne Azema und K617, und aus dem Hause Alpha die CDs Alla Neapolitana von Sounare e Cantare mit Volksmusik der Renaissance, sowie Avinsons Konzerte über die Weisen von Domenico Scarlatti aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, eingespielt von Cafe Zimmermann.
In dieser Reihenfolge sind die Mignons im Vergleich zu den Duevels ein Wechselbad der Gefühle. Es beginnt mit einem Totalausfall. Während bei Lullys rythmischen Divertissement Royal mit den Duevels die Erde bebt und bei den ALRs noch die Wände vibrieren, hört man auf der Mignon jedes feine Detail. Ausser dem darunter grummelnden Bässen. Lully, mit Verlaub, muss knallen, bei Lully muss die Milch im Euter kochen, Lully war ein widerliches Stück Scheisse und muss auch so klingen, dunkel, diablolisch, fies, bei Lully ist es mir egal, ob ich höre, in welchem Monat das Ross welches Gras gefressen hat, bevor sein Haar zum Bogen umgearbeitet wurde. Das kann man bei den Audiodata fast raushören. Aber Lully wirkt ansonsten wie ein netter Onkel.
Beim Tournoi ist das sofort ganz anders. Stimmen, Frauenstimmen zumal, sind das ganz grosse Plus dieser Boxen. Crisp, zart, wunderbar in der Darstellung, brilliant, klar, dagegen fallen die Duevel und die ALR schwer ab. Wenn man nur Musik hört - und dafür sind sie gemacht - sind die Mignon traumhaft. Für das Nebenbei hören sind sie dagegen ungeeignet; es reicht ein Sprung, eine Dissonanz, eine Crescendo, und die Boxen zwingen sich damit in den Gehörgang. Das kann penetrant wirken, aber wir reden hier nicht über Küchenradios, sondern über Kunst für Kenner. Obwohl - eigentlich doch, denn die werden de facto meine Musikquelle für das Kochen.
Track 7 der neapolitanischen Weisen, eine Schiarazula von Mainero, beginnt leise, hat nur eine kleine, unschuldige Melodie, und bei jeder Wiederholung kommt ein neues Intrument dazu, bis es am Ende ein Höllentanz mit Dudelsack ist. So banal es gemacht ist, es treibt jede Box an ihre Grenzen, denn sie muss alles können: Fein wiedergben und trotzdem massiv klingen, den Raum durchknallen und dennoch dem Ohr schmeicheln, wie ein Engel singen und das Feuer der Hölle anzünden. Die ALR geht ihren Weg, lockt erst leise und reisst einen dann mit. Denkt man, bis man die Duevel hört. Die Duevels lallen zu Beginn ein wenig rum, tun sehr unengagiert, um dann einmal Luft zu holen, und der Rest ist Napalm und Brandbomben. Aber hallo. Man glaubt es schon nicht mehr ertragen zu können - und dann knallt noch der Dudelsack rein. Die Mignon dagegen erzählt aufgrund der famos wiedergegebenen Aufnahme schon zu Beginn alles, man ahnt an der Aufregung, was da kommen wird, es sirrt, flirrt und glitzert unter der Oberfläche, man sagt sich bei jeder Steigerung: ja. JA! JAAAAA! Komm, gib´s mir, Baby. Um sich dann beim entscheidenden Moment höflich zu verabschieden. Da kommt schon was, aber es ist zu wenig. Zu fein, zu gebildet, der Fluch der geschlossenen Box ohne Bassfundament.
Beim streicherlastigen Avison dagegen spielen alle drei ihre Vorteile aus. Die Duevels machen als Raumstrahler den Konzertsaal auf und erzeugen jede Menge Raum, die ALR sind präzise und dennoch mit solidem Fundament, und die Mignon zeigt, warum sie zurecht um den Faktor 8 bis 10 teurer war als die anderen. Da ist sehr viel mehr in der Musik, es klingt zwar etwas trocken, aber so, als würde man neben den Geigern stehen - und zwar bei allen gleichzeitig, so fein differenzieren die Membranen die Instrumente aus. Irre.
Was soll ich sagen? Für die Musik, die ich mag, für den Raumeindruck, den ich möchte, sind die Duevels immer noch die idealen Lautsprecher. Ich halte das Grundprinzip der Raumstrahler in jeder Hinsicht allen anderen Boxen für überlegen, es bringt die Seele und die Kraft der Musik an jeden Punkt des Raumes, während die anderen zu einer bestimmten Sitzposition zwischen den Tonquellen zwingen. Und ich kenne die grossen Geschwister der Planets - wenn ich 8000 Euro ausgeben würde, griffe ich zu den Bella Luna Diamante. Die gefallen mir besser - auch besser als die neueren, wirklich guten Audiodata mit Coaxiallautsprechern, oder die ähnlich aufgebauten Cabasse. Vielleicht auch, weil Duevel den radikalsten Ansatz verfolgt. Wenn ich auf den Bella Luna (und Röhrenanlage dahinter) Musik gehört habe, brauche ich erst mal 30 Minuten Stille, damit ich von meinen Boxen nicht enttäuscht bin. Alle Duevels haben nur den bauartbedingten Nachteil, dass sie Raum für die Aufstellung brauchen - und dort, wo ich noch Lautsprecher brauche, ist kaum Platz.
Und deshalb kaufe ich die ALR. Die sind mit 350 Euro pro Paar angesichts der Leistung und der schönen, runden Bässe wirklich günstig, sauber verarbeitet und besser als die anderen kleinen Lautsprecher, die ich daneben hatte - die aber über 1000 Euro kosten - pro Stück. Dachte ich, bis ich die Mignon sah. Die Mignon ist im gebrauchten Zustand teurer als die ALR und die Duevel, aber: Das war erst der Anfang. Montag hole ich mir noch den passenden Basslautsprecher dazu, und einen passenden Verstärker. Und dann legen wir das Programm nochmal auf.
Ich bin mir sicher, dass sie dann prima sind. Denn obenrum haben sie alles, Verstand, Intelligenz, Charisma, Seele, Witz und Charme, sie sind eine wunderbare , kunstsinnige Dame - ohne Unterleib. Der Bass fehlt einfach, und wenn der noch dabei ist, stimmt alles, wenn man an der richtigen Stelle sitzt. Denn diese Dame ist eine Zicke, sie verlangt ungeteilte Aufmerksamkeit, und dann ist sie richtig gut. Es mag eine Verschwendung sein, sie in die Bibliothek zu stellen, und nein, die überragende Qualität brauche ich in den seltensten Fällen. Aber wenn ich sie mal brauche - dann will ich sie auch haben. Will sagen; Der, der sie verkauft, war weise, als er sie eworben hat, aber die Trennung war idiotisch.
Aber jeder andere, dem man dergleichen nicht aus Lebensüberdruss und Dummheit nachschmeisst und nicht ein paar tausend Euro ausgeben will oder kann, höre beim Fachhändler mal bei Duevel und ALR Jordan rein. Wunderbare deutsche Boxen. Garantiert nicht bei Idiotenmärkten zu beziehen.
Das also sind sie, oder besser, ein Teil des zu erwerbenden Ensembles: Nur mal die Lautsprecher Mignon des feinen Konzertmöbelbauers Audiodata aus Aachen. Mit allem Schnickschnack, aber noch ohne Kabel und den Basslautsprecher Soutien, der ebenfalls dazu gehört. In den 90er Jahren galten die Mignon manchen als die besten Kompaktboxen auf dem Markt. Weltweit.
Sie haben ein paar technische Besonderheiten. Die mit Sand gegossene, gebogene Schallwand etwa, die sie sehr schwer und resonanzarm macht. Ein massives, geschlossenes Gehäuse. Eine damals revolutionäre Frequenzweiche, einen Tieftöner mit 75 mm Schwingspule, und Fans, die sich eher von Haus, Katze, Frau, Auto und Kindern trennen würden, als von diesen Lautsprechern. Typisch High End und so wie sie dastehen, in der massgefertigten Oberfläche, damals über 8000 Mark teuer. Obendrein von einer kleinen Macke abgesehen wie neu und kaum benutzt. Ausser für das Heimkino. Aber gut.
Bei mir treffen die Mignon nicht auf eine Glotze, sondern auf meine guten, alten Duevel Planets für rund 500 Euro, und ALR Jordan Entry Lautsprecher für 350 Euro. Und noch zwei Alternativen, die ich weglasse, weil extrem teuer und klanglich nicht im Mindesten ein Vergleich.
Als Musik: Les Grandes Eaux Musicales de Versailles von Jordi Savall mit Musik des Barock, erschienen bei Alia Vox, die brandneue Le Tournoi de Chauvency, weltliche Gesänge des 13. Jahrhunderts von Anne Azema und K617, und aus dem Hause Alpha die CDs Alla Neapolitana von Sounare e Cantare mit Volksmusik der Renaissance, sowie Avinsons Konzerte über die Weisen von Domenico Scarlatti aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, eingespielt von Cafe Zimmermann.
In dieser Reihenfolge sind die Mignons im Vergleich zu den Duevels ein Wechselbad der Gefühle. Es beginnt mit einem Totalausfall. Während bei Lullys rythmischen Divertissement Royal mit den Duevels die Erde bebt und bei den ALRs noch die Wände vibrieren, hört man auf der Mignon jedes feine Detail. Ausser dem darunter grummelnden Bässen. Lully, mit Verlaub, muss knallen, bei Lully muss die Milch im Euter kochen, Lully war ein widerliches Stück Scheisse und muss auch so klingen, dunkel, diablolisch, fies, bei Lully ist es mir egal, ob ich höre, in welchem Monat das Ross welches Gras gefressen hat, bevor sein Haar zum Bogen umgearbeitet wurde. Das kann man bei den Audiodata fast raushören. Aber Lully wirkt ansonsten wie ein netter Onkel.
Beim Tournoi ist das sofort ganz anders. Stimmen, Frauenstimmen zumal, sind das ganz grosse Plus dieser Boxen. Crisp, zart, wunderbar in der Darstellung, brilliant, klar, dagegen fallen die Duevel und die ALR schwer ab. Wenn man nur Musik hört - und dafür sind sie gemacht - sind die Mignon traumhaft. Für das Nebenbei hören sind sie dagegen ungeeignet; es reicht ein Sprung, eine Dissonanz, eine Crescendo, und die Boxen zwingen sich damit in den Gehörgang. Das kann penetrant wirken, aber wir reden hier nicht über Küchenradios, sondern über Kunst für Kenner. Obwohl - eigentlich doch, denn die werden de facto meine Musikquelle für das Kochen.
Track 7 der neapolitanischen Weisen, eine Schiarazula von Mainero, beginnt leise, hat nur eine kleine, unschuldige Melodie, und bei jeder Wiederholung kommt ein neues Intrument dazu, bis es am Ende ein Höllentanz mit Dudelsack ist. So banal es gemacht ist, es treibt jede Box an ihre Grenzen, denn sie muss alles können: Fein wiedergben und trotzdem massiv klingen, den Raum durchknallen und dennoch dem Ohr schmeicheln, wie ein Engel singen und das Feuer der Hölle anzünden. Die ALR geht ihren Weg, lockt erst leise und reisst einen dann mit. Denkt man, bis man die Duevel hört. Die Duevels lallen zu Beginn ein wenig rum, tun sehr unengagiert, um dann einmal Luft zu holen, und der Rest ist Napalm und Brandbomben. Aber hallo. Man glaubt es schon nicht mehr ertragen zu können - und dann knallt noch der Dudelsack rein. Die Mignon dagegen erzählt aufgrund der famos wiedergegebenen Aufnahme schon zu Beginn alles, man ahnt an der Aufregung, was da kommen wird, es sirrt, flirrt und glitzert unter der Oberfläche, man sagt sich bei jeder Steigerung: ja. JA! JAAAAA! Komm, gib´s mir, Baby. Um sich dann beim entscheidenden Moment höflich zu verabschieden. Da kommt schon was, aber es ist zu wenig. Zu fein, zu gebildet, der Fluch der geschlossenen Box ohne Bassfundament.
Beim streicherlastigen Avison dagegen spielen alle drei ihre Vorteile aus. Die Duevels machen als Raumstrahler den Konzertsaal auf und erzeugen jede Menge Raum, die ALR sind präzise und dennoch mit solidem Fundament, und die Mignon zeigt, warum sie zurecht um den Faktor 8 bis 10 teurer war als die anderen. Da ist sehr viel mehr in der Musik, es klingt zwar etwas trocken, aber so, als würde man neben den Geigern stehen - und zwar bei allen gleichzeitig, so fein differenzieren die Membranen die Instrumente aus. Irre.
Was soll ich sagen? Für die Musik, die ich mag, für den Raumeindruck, den ich möchte, sind die Duevels immer noch die idealen Lautsprecher. Ich halte das Grundprinzip der Raumstrahler in jeder Hinsicht allen anderen Boxen für überlegen, es bringt die Seele und die Kraft der Musik an jeden Punkt des Raumes, während die anderen zu einer bestimmten Sitzposition zwischen den Tonquellen zwingen. Und ich kenne die grossen Geschwister der Planets - wenn ich 8000 Euro ausgeben würde, griffe ich zu den Bella Luna Diamante. Die gefallen mir besser - auch besser als die neueren, wirklich guten Audiodata mit Coaxiallautsprechern, oder die ähnlich aufgebauten Cabasse. Vielleicht auch, weil Duevel den radikalsten Ansatz verfolgt. Wenn ich auf den Bella Luna (und Röhrenanlage dahinter) Musik gehört habe, brauche ich erst mal 30 Minuten Stille, damit ich von meinen Boxen nicht enttäuscht bin. Alle Duevels haben nur den bauartbedingten Nachteil, dass sie Raum für die Aufstellung brauchen - und dort, wo ich noch Lautsprecher brauche, ist kaum Platz.
Und deshalb kaufe ich die ALR. Die sind mit 350 Euro pro Paar angesichts der Leistung und der schönen, runden Bässe wirklich günstig, sauber verarbeitet und besser als die anderen kleinen Lautsprecher, die ich daneben hatte - die aber über 1000 Euro kosten - pro Stück. Dachte ich, bis ich die Mignon sah. Die Mignon ist im gebrauchten Zustand teurer als die ALR und die Duevel, aber: Das war erst der Anfang. Montag hole ich mir noch den passenden Basslautsprecher dazu, und einen passenden Verstärker. Und dann legen wir das Programm nochmal auf.
Ich bin mir sicher, dass sie dann prima sind. Denn obenrum haben sie alles, Verstand, Intelligenz, Charisma, Seele, Witz und Charme, sie sind eine wunderbare , kunstsinnige Dame - ohne Unterleib. Der Bass fehlt einfach, und wenn der noch dabei ist, stimmt alles, wenn man an der richtigen Stelle sitzt. Denn diese Dame ist eine Zicke, sie verlangt ungeteilte Aufmerksamkeit, und dann ist sie richtig gut. Es mag eine Verschwendung sein, sie in die Bibliothek zu stellen, und nein, die überragende Qualität brauche ich in den seltensten Fällen. Aber wenn ich sie mal brauche - dann will ich sie auch haben. Will sagen; Der, der sie verkauft, war weise, als er sie eworben hat, aber die Trennung war idiotisch.
Aber jeder andere, dem man dergleichen nicht aus Lebensüberdruss und Dummheit nachschmeisst und nicht ein paar tausend Euro ausgeben will oder kann, höre beim Fachhändler mal bei Duevel und ALR Jordan rein. Wunderbare deutsche Boxen. Garantiert nicht bei Idiotenmärkten zu beziehen.
donalphons, 21:52h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Mittwoch, 31. Oktober 2007
Sehr zu empfehlen - Kaufhölle Kustermann
Es ist vielleicht ganz gut, dass zwischen Dallmayr und Kustermann in München der stets überlaufene - und demnächst kitschüberladene - Marienplatz wie eine natürliche Barriere liegt, sonst könnte man auf Gedanken kommen wie "Oh, für dieses Gratin brauche ich noch eine grössere Backform, da geh ich doch gleich noch beim Kustermann vorbei". Doch das unergründliche Schicksal, das die Touristenhölle zwischen diese Küchenparadiese legte, hat Kustermann auch noch einen Rektaleingang nach hinten hinaus verpasst - und der führt direkt zum Viktualienmarkt.
Sagt also so ein verkommenes Versacegerippe, dass es nur einen Ballancekäse will, und man lügt es an - man kann solche essgestörten Haifische übrigens prima anlügen, Mangelernährung ist nicht gut für die Wahrnehmung - und sagt, beim Supermarkt im Tal wäre alles schon ausverkauft gewesen, statt dessen musste man bei Lupper als Ersatz deren Frischkäse mit Basilikum und Pinienkernen kaufen, steht man schon direkt vor dem Hintereingang zu Kustermann. Und erinnert sich daran, dass man ja noch einen Tellerhalter für das Imariporzellan braucht.
Solche Tellerhalter etwa gi8bt es in der Provinz mit ihren 120.000 Einwohnern nicht. Dazu muss man explizit nach München, wo man bei Kustermann eben diese praktischen Dinge des - natürlich britischen - Herstellers "White Rabbit" erwerben kann, in 5 Grössen und zu günstigen Preisen. Die allerdings sind im ersten Stock, und so muss man durch zwei Haushaltsabteilungen, wo einem dumme Ideen kommen: Wie wäre es etwa mit einem Ravioliausstecher? Gar nicht natürlich, man hat ja die eigenen Lieferanten in der Provinz, die das viel besser können, aber allein das Gefühl, so einen Raviolistecher zu besitzen! Und dann die Kuchenformen, die Backpinsel, die Teiglöffel aus Gummi, mit denen man auch den letzten Rest aus dem Topf bekommt, und überhaupt -
macht es keinen Sinn mehr, sich hier insolvent zu kaufen, denn draussen ist dann wieder der Viktualienmarkt, dessen Freuden mit den Neuerwerbungen gekocht werden wollen. Es ist ein Teufelskreislauf, das eine bedingt das andere, es kostet Zeit, Geld, Nerven, wenn man den Haifischen erklärt, warum es so lang gedauert hat, und man den bestellten Frass der Fastfoodklitschen im Tal natürlich vergessen hat. Und dabei ist Kustermann doch nur der Laden, der eigentlich alles hat, was man in der Innenstadt im Haushalt braucht.
Oder brauchen könnte. Oder nicht brauchte, bis eben jetzt. Raviolistecher eben. Und so etwas banales wie Nägel - schliesslich muss der Teller an die Küchenwand, und dort kann man sich auch komplett den Gang zum Baumarkt sparen.
Sagt also so ein verkommenes Versacegerippe, dass es nur einen Ballancekäse will, und man lügt es an - man kann solche essgestörten Haifische übrigens prima anlügen, Mangelernährung ist nicht gut für die Wahrnehmung - und sagt, beim Supermarkt im Tal wäre alles schon ausverkauft gewesen, statt dessen musste man bei Lupper als Ersatz deren Frischkäse mit Basilikum und Pinienkernen kaufen, steht man schon direkt vor dem Hintereingang zu Kustermann. Und erinnert sich daran, dass man ja noch einen Tellerhalter für das Imariporzellan braucht.
Solche Tellerhalter etwa gi8bt es in der Provinz mit ihren 120.000 Einwohnern nicht. Dazu muss man explizit nach München, wo man bei Kustermann eben diese praktischen Dinge des - natürlich britischen - Herstellers "White Rabbit" erwerben kann, in 5 Grössen und zu günstigen Preisen. Die allerdings sind im ersten Stock, und so muss man durch zwei Haushaltsabteilungen, wo einem dumme Ideen kommen: Wie wäre es etwa mit einem Ravioliausstecher? Gar nicht natürlich, man hat ja die eigenen Lieferanten in der Provinz, die das viel besser können, aber allein das Gefühl, so einen Raviolistecher zu besitzen! Und dann die Kuchenformen, die Backpinsel, die Teiglöffel aus Gummi, mit denen man auch den letzten Rest aus dem Topf bekommt, und überhaupt -
macht es keinen Sinn mehr, sich hier insolvent zu kaufen, denn draussen ist dann wieder der Viktualienmarkt, dessen Freuden mit den Neuerwerbungen gekocht werden wollen. Es ist ein Teufelskreislauf, das eine bedingt das andere, es kostet Zeit, Geld, Nerven, wenn man den Haifischen erklärt, warum es so lang gedauert hat, und man den bestellten Frass der Fastfoodklitschen im Tal natürlich vergessen hat. Und dabei ist Kustermann doch nur der Laden, der eigentlich alles hat, was man in der Innenstadt im Haushalt braucht.
Oder brauchen könnte. Oder nicht brauchte, bis eben jetzt. Raviolistecher eben. Und so etwas banales wie Nägel - schliesslich muss der Teller an die Küchenwand, und dort kann man sich auch komplett den Gang zum Baumarkt sparen.
donalphons, 19:07h
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