: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Donnerstag, 1. April 2004

Crash mit Golf in der Choriner Strasse (Mitte)

Menu bei Monopol: Themen geht nicht. Autoren geht nicht. Fotografen geht nicht. Archive gehen nicht. Das ist schlecht, am Erstverkaufstag.

Aktuell: Begeisterung bei der Werbeagentur. Wann hat man schon einmal die Chance von Null zu starten? Eine Marke von Anfang an mit aufzubauen und einem Produkt Glaubwürdigkeit zu verleihen, indem man ein zentrales Thema in unterschiedlichen Kommunikationskanälen verschiedenartig interpretiert?“ (Stefan Schmidt, Executive Creative Director TBWA\)

Sonst nichts bei Aktuell. Typisch für Berliner ökonomische Seiten: Sie haben eine Idee, sie glauben an einen Markt, sie brauchen keine Kunden, erst mal, oder so. Die Geschichte wiederholt sich nicht. Sie verläuft in Spiralen.

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Montag, 22. März 2004

Stereophenia

Frontlautsprecher: Also, das mit dem Broker kann Millionen einbringen, und wenn das Urteil in unserem Sinn ist, legen wir erst richtig los. Allein der Streitwert ist schon gigantisch. Gigantisch!

Seitenlautsprecher 1 (französischer Akzent): Also, wenn meine Arbeitslosenunterstützung ausläuft, fällt mir nichts mehr ein. Ich hab keine Lust zu arbeiten, mir reicht schon das in der Kneipe jeden 2. Abend.

Frontlautsprecher: Und dann werden wir so argumentieren, dass wir die wegen Unterschlagung drankriegen, und die Prospekthaftung wird auch greifen. Für solche Konstruktionen sind so Aktionärsschützer natürlich zu blöd, die Deppen.

Seitenlautsprecher 2 (hessischer Akzent): Ach komm, ein paar Monate was anderes, dann kannst Du Dich ja wieder melden. Ich kenn da jemanden, der könnte Dich vielleicht sogar probeweise einstellen, bis das Arbeitsamt damit zufrieden sind.

Frontlautsprecher: Es ist so viel Geld da, verstehst Du, Geld, in diesem Fall, immer noch, die haben die AG unter den Augen des Aufsichtsrats ausgeplündert, das kriegen wir hin.

Seitenlautsprecher 1: Ich will einfach nicht arbeiten, jetzt wo der Frühling kommt.

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Samstag, 20. März 2004

They´re B-Grrrl-Rockers



No literature agent was hurt for this picture.

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Donnerstag, 18. März 2004

Brausegirls für Mädels

Danach alcopoppen für Jungs.

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Montag, 15. März 2004

Denn sie wissen, was sie werden sollen:

"Studentin (Germanistik und Journalismus) und bald arbeitslos." Von hier. Abteilung: Unnützes Wissen, um im Neon-Bild zu bleiben.

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Samstag, 13. März 2004

"alternde Nischenkultur"

eine Herabwürdigung der New Economy in der Zeit über Minusvisionen - so lange ist es noch gar nicht her. Von 1997 bis 2000 war es ein unaufhaltsamer Aufstieg, mit einem furiosen Finale im Frühling des Jahres. Bis Ende 2000 hiess es, das Einknicken des Neuen Marktes sei Konsolidierung. 2001 sagten die VCs, endlich könne man wieder günstig in Startups einsteigen. An einem Frühsommertag 2001 sass ich mit ein paar Gründern und Professoren im Cafe der Glyptothek in München, und sprach über neue Geschäftsmodelle. Nebenbei liess einer fallen, es wären noch nie so viele Startups gegründet wurden wie im ersten Halbjahr 2001. Die grossartigsten Parties, die besten Buffets sind noch keine drei Jahre her. Bis zum 11. September 2001 war die Hypemachine noch in voller Fahrt, und nur die Betroffenen litten unter den Pleiten - der Rest stürmte weiter vorran ins Nichts. Kurse und Workshops zur Krisenbewältigung wurden erst vor etwa zwei Jahren ins Leben gerufen.

Anders gesagt: Wir leben im Jahr 2 nach der Katastrophe, oder maximal Ende des vierten Jahren, wenn man den Crash 2000 zugrunde legt. Für den Holtzbrinck-Konzern, in dem die Zeit erscheint, ist es noch immer nicht vorbei. Denn auf jeder Seite ist Mr. Check und erinnert an das eigene Versagen.

Mr. Check ist pure New Economy. Es ist eine Corporate-VC-Gründung, von einer Firma namens Holtzbrinck Networx - man betrachte das x am Ende. Mr. Check gehörte zum Content Syndicator Xipolis, dessen Chef eines schönen Herbsttages des Jahres 2001 in München verkündete, seine Firma sei profitabel. Was er nicht sagte, war, dass der Zwangsvertrieb von Mr. Check auf den Websites des Holtzbrinck-Konzerns das Geld einbrachte. Wer nicht musste, nahm das Programm natürlich nicht. Die Zeit muss wohl bis heute, und steckt noch knöcheltief in einer Vergangenheit, die hässlicher kaum sein kann: Xipolis wurde letztlich zerschlagen, und der erfolgsverwöhnte Chef sass eineinhalb Jahre später zufällig an einem Nebentisch in einem typischen New-Eco-Cafe und hatte ganz neue Zukunftspläne.

Und das alles soll jetzt Vergangenheit sein. Geschichte. Hätten sie gerne. Denn Geschichte ist vorbei, abgeschlossen, belästigt kaum mit den eigenen Fehlern im eigenen Konzern, und zum Glück sind die Business Developer im eigenen Haus zu feige, ihre Fehler in einem Buch zu versammeln. Und darüber zu reden, dass in der Holtzbrinck-Networx-Geschichte auch eine halbstaatliche Bank Geld verloren hat.

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Mittwoch, 10. März 2004

User generated Profit

"In wenigen Jahren werden die Top-Blogs Millionen wert sein." Träumt der Gründer von Weblog Inc.

Das träumten aber auch schon die Gründer von epinion, von Ciao, von Lycos und viele viele andere. Der Glaube, man könne mit quasi von selbst entstehenden Inhalten und einer gewissen Glaubwürdigkeit User binden, halten und ausschlachten.

Und übersehen das Grunproblem: Vor dem Internet gab es einen Haufen Flöhe, die man in einen Sack kriegen musste. Mit den Blogs gibt es keinen Sack mehr, sondern nur noch Flöhe, die mit anderen Flöhen rummachen. Schlechte Zeiten für Sackanbieter.

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Sonntag, 7. März 2004

Sie hat kein Volontariat

Noch nicht. Aber sie hat es in Aussicht. Immerhin gab es über 100 Bewerber. Niemand wurde genommen, aber sie hat wenigstens das Vorpraktikum gekriegt. Vorpraktikum ist ein halbes Jahr als Praktikantin arbeiten, bevor das Volontariat dann doch beginnt. Haben sie ihr versprochen.

Schriftlich hat sie nichts. Sie hat auch nicht danach gefragt. Sie denkt, wenn sie sie nehmen und jetzt schon an die Aufgaben ranführen, dann werden sie sich schon daran halten. Und sie arbeitet wirklich gut und viel.

Ich erzähle ihr nichts von den Realitäten des Daseins, obwohl ich den Konzern von innen erlebt habe. Es ist nicht meine Sache, und ändern könnte ich auch nichts.

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Freitag, 5. März 2004

Wrapped

Als ich Wraps kennenlernte, war ich kein besonders glücklicher Mensch. Auf dem Papier war ich das, was die Szene um mich herum "erfolgreich" nannte. Erfolg wurde in Netzwerken, Einladungen, Jobs gemessen. Die New Economy hatte mich wie einen toten Delphin auf den Strand des exzellenten Lebens gespült. Ich hatte nichts dazu getan, mich aber auch nicht gewehrt. Alles war mir auf eine dumpfe, schmerzliche Art egal. Ich tat, was sie von mir wollten, ganz gleich wie falsch es war. Es gab damals kein Richtig.

Um mich war Dunkelheit und Niedergang. Meine Freunde fielen aus den Jobs, ihre Firmen klatschten in die Pleite, und bei den Jüngeren kam noch die übliche Orientierungslosigkeit dazu. Ein Mädchen verlor nach und nach den Halt am Arbeitsleben, zog sich zurück, hoffte nicht mehr, und verschwendete ihr Talent und ihre Begabung in langen Sommernachmittagen mit mir in einem kleinen Cafe in der Türkenstrasse. Über ihre Lippen kam pure Literatur, das Script zu Reality Bites Teil 2. Ich hatte als Hired Gun tagsüber viel Zeit zum zuhören, denn mein Arbeitstag begann damals erst mit Einbruch der Dunkelheit.

Sie nahm in der Regel einen Milchcafe und manchmal einen Muffin. Aber fast niemals einen Wrap. Die waren ihr zu teuer, und überhaupt. Sie fand sich zu dick. Und so gut sind die auch nicht. Wenn ich einen bestellte - was ich eigentlich jedesmal tat - wollte sie das Ding noch nicht mal kosten. Oder nur einmal einen kleinen Bissen. Nur auf gutes Zureden nam sie noch einen, behielt das Ding zufällig in der Hand, knabberte daran. Und weil das Gespräch hin zu den typischen leeren Träumen des Sommers 2000 wanderte, verschwand der Wrap in ihrer Hand beiläufig irgendwann, und bisweilen wollte sie dann auch einen haben, den ich ihr dann brachte.

Es war ein sehr verrückter Sommer, der durch seine bleierne Stille alle überraschte, die in den Jahren zuvor noch an den grenzenlosen Aufstieg geglaubt hatten. Manche krepierten sofort, andere brachen in blutigen Klumpen auseinander, viele waren äusserlich gesund und trugen die Ausrottung in sich. In diesem Sommer starb die Zuversicht, und sie starb beim ersten Anblick des Zweifels. Aber in diesen seltsamen Stunden im Cafe war ein Freiraum ohne zeitliche und räumliche Grenze, unschuldig und naiv, wie sich erst lange später zeigen sollten, als der gegenseitige Verrat alles zerstörte, was in diesem Sommer an eingebildetem Vertrauen und Nähe aufgebaut wurde, an einem kleinen dunklen Tisch mit einem Salat-Schafskäse-Wrap drauf.



Heute gab es sie wieder, bei einem offiziellen Empfang. Im Gegensatz zu den meisten meiner Freunde von damals bin ich noch immer im Geschäft und das, was man so landauf landab als erfolgreich bezeichnet - weil ich den Irrsinn der Jahre 2000/2001 nicht einfach vergessen, sondern zu einem Produkt gemacht habe. Don Alphonso, eine der wenigen Erfolgsgeschichten der New Economy, ein grausamer Treppenwitz der Geschichte für alle, die besser waren, zielstrebiger, und nach den gängigen Moralkriterien der Brokats und I-D Medias sauber gearbeitet haben, statt ihre Firma bei Dotcomtod zu verraten.

Ich bin nicht mehr in der Munich Area, sondern in der Hauptstadt. Es lässt sich nicht bestreiten, dass der Winter vorbei ist, und für the happy few wieder etwas mehr Essen aufgefahren wird. Aber es ist nicht mehr so wie 2000, dass man Wraps bei Gesprächen hübschen Mädchen essen kann, während draussen die Welt genau an der Grenze zwischen Hype und Downturn, zwischen Aufstieg und Vernichtung steht.

Es gibt noch das Essen, die Rezepte. Die Wraps haben es heute nebenbei auf die Platten der Ministerinnen, Staatssekretäre und Bundespräsidentengattinnen geschafft. Aber die Menschen, die damit etwas verbinden, sind nicht mehr das, was sie waren, und ihre Revolution, ihre Hoffnungen und Träume sind ausgelöscht.

Das Cafe, in dem ich damals war, hat schon den Herbst 2001 nicht überlebt.

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Donnerstag, 4. März 2004

Real life 03.03.04 - The fine art of stealing sampling

Zwischen einem übergrossen Teeglas und einer Kirschwaffel habe ich mich gestern gegenüber den Minusvisionären dazu hinreissen lassen, das Neon Magazin zu verteidigen, nachdem die erste Nummer zumindest eine akzeptable Modestrecke hatte. Leute, die an einer Hausecke zusammenrumpeln - das hat was.

Wie immer, wenn man sich für jemanden einsetzt, wird man enttäuscht: Wie ich heute morgen entdecken musste, hat neon die Idee geklaut.

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