Montag, 5. Mai 2008
München. Nacht.
Wenn ich eines Tages nicht mehr die Sensation empfinde, in der Dunkelheit in München anzukommen, wenn es irgendwann banal sein sollte, die Stadt zu erreichen und kein Gedanke mehr da ist, sich auf das Leben in der Nacht einzulassen, bin ich das geworden, was man wohl als alt bezeichnen muss.
Es gibt Orte, da reicht es schon aus, nur einmal dort gewesen zu sein, um jedes weitere Mal zu oft dort gewesen zu sein, es gibt Tanztempel, die nur noch Erinnerung sind, es gibt das Parkcafe als Architektur ohne Bedeutung und das Ballhaus als banale Kneipe, gehalten hat sich wenig und die Sensationen sind selten geworden in einer Zeit, die Kokain ernst nimmt und posttraumatisch orientierungslos ist, 4 on the floor haben alles zertrümmert und wenig wurde aus den Spolien gebaut, es war früher nicht besser, wer gibt schon zu, dass eine Weile die Herrenbekleidung aussah, als hätte jeder bei Thierry Muglier gekauft, und wegen der vielen Knopflöcher von Gaultier empfand man sich ebenfalls nicht als der Affe, der man war. Es waren wilde Jahre, es gab keine Angst ausser der vor AIDS und Schwangerschaften, es gab noch eine Zukunft, die mehr versprach, als sie gehalten hat.
Und trotzdem hat sich vieles geändert. Manche heiraten und sitzen jetzt in der Provinz, andere heiraten nicht und bieten den Nährboden, auf dem sich Münchens überteuerte Pseudoküche für Pseudofeinschmecker entwickeln kann, andere können immer noch weggehen, und es fällt nicht auf. Die Altersgrenzen verwischen zunehmend, der angebliche Standortvorteil von Berlin, dass man auch mit 40 noch weggehen kann, als wäre man gerade 25, ist ein vollkommen normaler Aspekt der meisten Grossstädte und der Bewohner, die es in den 80ern verlernt haben, sich in Kategorien pressen zu lassen. Alter ist weitgehend irrelevant, die Zeit als Kriterium ist zertrümmert, die Götzen haben sich verändert, aber der Kult ist immer noch der Hedonismus.
Wir sind alle schön. Wir sind alle hässlich. Wir leben, wir dürfen, wir können, jetzt und in alle Ewigkeit. Das ist das Credo an der Isar und den südlichen Regionen, das ist der Anspruch und das Versprechen, das einzulösen man nicht aufhört, die Legenden mögen verschwunden sein, aber es gibt immer noch zu viele Geschichten und Vergangenheiten, und wenn sie schmerzen, schafft man sich eben neue Gegenwarten und bleibt dabei, bis sie, frisch vergangen und immer noch blutig, etwas älter und golden wirken. Wir können das.
Es gibt Orte, da reicht es schon aus, nur einmal dort gewesen zu sein, um jedes weitere Mal zu oft dort gewesen zu sein, es gibt Tanztempel, die nur noch Erinnerung sind, es gibt das Parkcafe als Architektur ohne Bedeutung und das Ballhaus als banale Kneipe, gehalten hat sich wenig und die Sensationen sind selten geworden in einer Zeit, die Kokain ernst nimmt und posttraumatisch orientierungslos ist, 4 on the floor haben alles zertrümmert und wenig wurde aus den Spolien gebaut, es war früher nicht besser, wer gibt schon zu, dass eine Weile die Herrenbekleidung aussah, als hätte jeder bei Thierry Muglier gekauft, und wegen der vielen Knopflöcher von Gaultier empfand man sich ebenfalls nicht als der Affe, der man war. Es waren wilde Jahre, es gab keine Angst ausser der vor AIDS und Schwangerschaften, es gab noch eine Zukunft, die mehr versprach, als sie gehalten hat.
Und trotzdem hat sich vieles geändert. Manche heiraten und sitzen jetzt in der Provinz, andere heiraten nicht und bieten den Nährboden, auf dem sich Münchens überteuerte Pseudoküche für Pseudofeinschmecker entwickeln kann, andere können immer noch weggehen, und es fällt nicht auf. Die Altersgrenzen verwischen zunehmend, der angebliche Standortvorteil von Berlin, dass man auch mit 40 noch weggehen kann, als wäre man gerade 25, ist ein vollkommen normaler Aspekt der meisten Grossstädte und der Bewohner, die es in den 80ern verlernt haben, sich in Kategorien pressen zu lassen. Alter ist weitgehend irrelevant, die Zeit als Kriterium ist zertrümmert, die Götzen haben sich verändert, aber der Kult ist immer noch der Hedonismus.
Wir sind alle schön. Wir sind alle hässlich. Wir leben, wir dürfen, wir können, jetzt und in alle Ewigkeit. Das ist das Credo an der Isar und den südlichen Regionen, das ist der Anspruch und das Versprechen, das einzulösen man nicht aufhört, die Legenden mögen verschwunden sein, aber es gibt immer noch zu viele Geschichten und Vergangenheiten, und wenn sie schmerzen, schafft man sich eben neue Gegenwarten und bleibt dabei, bis sie, frisch vergangen und immer noch blutig, etwas älter und golden wirken. Wir können das.
donalphons, 20:52h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Donnerstag, 27. März 2008
Die geteilte Frau
Das schöne an den Filmen von Claude Chabrol wie dem oben genannten Werk ist, neben der Unmöglichkeit für Teenager, irgendwas zum blöd kichern zu finden, dass er einem Angehörigen des von ihm beschriebenen Bürgertums das Gefühk zu vermitteln versteht, es würde bei ihm selbst noch hübsch normal zugehen, mit den ausserehelichen Kindern über den Return von Töchterchens Tennislehrer und den alten, mit der Sekretärin durchbrennenden Gockeln und den kleinen Gesetzesverstössen in der grösseren Bekanntschaft. Man verlässt diese Filme immer bestens unterhalten, mochte die intelligenten Dialoge, die Schauspieler sind grandios, man ist gewaschen und der Pelz ist doch nicht nass, so sind wir, aber doch nicht so, wenngleich, wenn wir ehrlich sind, so ein paar zusätzliche chabroleske Momente in diesem Dasein nicht ganz schlecht wären, um die Langeweile der Provinz und die Lähmung des Banalen, die wie ein Bleideckel über allem liegen, etwas anzulupfen. Allein, es ist nett zu sehen, dass gewisse Eigenheiten dieser Schicht international, zumindest aber kontinentaleuropäisch sind. Hübsche Einrichtungsideen gibt es gratis dazu.
Die anderen, nun, die können sich dort in ihren Vorurteilen bestätigt sehen.
Die anderen, nun, die können sich dort in ihren Vorurteilen bestätigt sehen.
donalphons, 00:22h
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Montag, 24. März 2008
Man muss aufpassen
Das ist hier auch nicht anders als in Berlin, beispielsweise. Diese Angebote, doch einfach mitzumachen. Dort gründet man kaputte Firmen, hier macht man im Bräustüberl Geschäfte mit dem Haffenloher. Dort und hier wird es als normal angesehen, unzumutbare Pseudodialekte zu verwenden - und sich dafür nicht zu schämen. Habe ich schon mal erwähnt, dass auf einem Berliner Jugendsender wie Fritz die Anrufer genau die gleichen Artikulationsprobleme haben, die man in Bayern nur noch von Altnazis im Call in Format des Staatsfunks kennt? Anpassung heisst dabeisein, und mehr noch, alles richtig und angemessen finden, heisst Überleben, sein und werden, was man eh schon ist, wenn man sich unterordnet: Ein Stück Aas, ein Berliner, ein Rottacher Affenfelsenbewohner.
Man muss sich in Berlin der bedruckten T-Shirts enthalten und in Wiessee der Trachtenjanker, man sollte hier und dort nicht Komasaufen, nicht den Lügen der Fremdenverkehrten glauben und tun, was man selbst ist. Nur das Grau von Berlin ist so echt wie das Weiss des Schnees hier an den Bergen, und für alle scheint die gleiche Sonne, wenn sie denn scheint, was sie soeben, nach viel Schnee und Grau, zu tun beschlossen hat.
Man muss aufpassen. Besonders, wenn einem das hier nicht ganz so fern ist, wie das andere. Aber falls ich doch mal in einer dieser typischen, in China zusammengenähten Lederhose um die Aufnahme beim lokalen Blasmusikverein ersuche, fände ich es nett, wenn man mich erschiessen könnte, von mir aus auch mit dem Vorderlader. Solange bitte bei denjenigen üben, die im rotkarierldn Hemmad und Schnupftuch um den Hals, aus Norden via München kommen und meinen, das hier sei Oktoberfest mit anderen Mitteln.
Man muss sich in Berlin der bedruckten T-Shirts enthalten und in Wiessee der Trachtenjanker, man sollte hier und dort nicht Komasaufen, nicht den Lügen der Fremdenverkehrten glauben und tun, was man selbst ist. Nur das Grau von Berlin ist so echt wie das Weiss des Schnees hier an den Bergen, und für alle scheint die gleiche Sonne, wenn sie denn scheint, was sie soeben, nach viel Schnee und Grau, zu tun beschlossen hat.
Man muss aufpassen. Besonders, wenn einem das hier nicht ganz so fern ist, wie das andere. Aber falls ich doch mal in einer dieser typischen, in China zusammengenähten Lederhose um die Aufnahme beim lokalen Blasmusikverein ersuche, fände ich es nett, wenn man mich erschiessen könnte, von mir aus auch mit dem Vorderlader. Solange bitte bei denjenigen üben, die im rotkarierldn Hemmad und Schnupftuch um den Hals, aus Norden via München kommen und meinen, das hier sei Oktoberfest mit anderen Mitteln.
donalphons, 16:43h
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Donnerstag, 28. Februar 2008
Und das Schiff fährt
Wenn man mir vor einem Jahr gesagt hätte, dass ich eine Wohnung am tegernsee kaufe, hätte ich es nicht geglaubt. Damals war ich faktisch schon auf dem Weg nach Italien und hatte Angebote für Immobilien am Gardasee gewälzt. Ich bin mit dem festen Vorsatz hingefahren, dort das Hauszu finden, zu kaufen, herzurichten und mittelfristig dort hinzuziehen. Und wie es dann sein sollte, hatte ich auch schon im Kopf. In Riva kenne ich dann auch ungefähr das, was ich mir so vorstelle:
Diese alte Pension würde meinen finanziellen Rahmen massiv sprengen, aber es wäre mit etwas Hungern, Einschränken und dem Verkauf einer Lunge dennoch nicht unmöglich gewesen, Sicherheiten sind da, und im Sommer habe ich diskret die Geschichte des Hauses, seine Besitzer und deren Vorstellungen recherchiert. Mit dem Ergebnis, dass die Hürden insgesamt doch zu hoch sind, weniger finanziell als vielmehr die italienischen Rechtsprobleme, die damit einhergehen, und noch ein paar andere Dinge, die hier auszubreiten ein eigenes Thema wären. Später, irgendwann, vielleicht, so schnell zerfällt das in Italien nicht, und inzwischen hat man das Gebäude gesichert.
Allerdings haben sich im letzten Jahr auch noch zwei andere Dinge gezeigt: Einerseits war ich doch so unabkömmlich, dass ich zu oft die Fahrerei gen Norden hätte antreten müssen. Umgekehrt lohnt es sich kaum, für zwei, drei Tage tausend Kilometer zu fahren. Nüchtern betrachtet passt es vorläufig nicht zu meiner Lebenssituation.
Andererseits jedoch - ich habe fast 20 Jahre mit mindestens zwei Wohnungen gelebt, ich musste nie irgendwo sein, ich konnte immer ausweichen. Drei Wohnungen in drei Städten war am Ende zu viel. So verliess ich Berlin, und als jemand eine Wohnung in München suchte, machte ich mich endlich an die Totalsanierung und zug in der Provinz in die eine grosse Wohnung, die alle Vorzüge bietet. Ausser dem, weg zu können, wann immer es mir beliebt.
Und wann immer ich in der Maxvorstadt war, hatte ich das komische Gefühl, daheim zu sein, aber nicht daheim bleiben zu können. Mein Viertel, aber nicht mehr meine Wohnung. Das ist ein sehr verstörendes Gefühl, und auch der eigentliche Anlass, so etwas wie eine neue Bleibe zu suchen. Ein anderer Ort, eine Ausweichmöglichkeit, die auch dem Clan etwas bringt, und als ich dann in einer Konferenzpause am Tegernsee diese eine Wohnung betrachten konnte, dachte ich mir, warum nicht, es ist fast noch in München und nicht mehr weit nach Norditalien.
Ich bin ein Kind der 60er und 70er Jahre, als vieles aufgebrochen ist, und man nicht mehr zwingend irgendwo irgendwas sein musste. Wir alle sind die Kinder der Mobilität und der Geschwindigkeit, der verkleinerten Distanzen und der rituellen Urlaube, sowie des historisch bis dahin ungekannten Luxus, wirklich wählen zu können, wo man das Daheim selbst definiert. Es ist Luxus und Krankheit dieser Generation zugleich, die Flexibilität und die Bereitschaft, innerhalb einer Woche von München nach Berlin zu gehen, und in der Folge immer eine gewisse Distanz zu jedem Ort zu haben: Zu der Provinz, aus der wir alle kommen und die wir alle hassen gelernt haben, zu den Orten der Jugend, die irgendwann schal durch enttäuschte Hoffnungen werden, über die Karrierelocations, die wir besser gemieden hätte, und das Fehlen einer echten Verwurzelung ist letztlich das Momentum, das uns nach institutionalisierten Alternativen suchen lässt.
Nicht mehr der Weg, die Flucht ist dass Ziel, der Wunsch nach einem Ort, wo alles schon ist, von der Zahnbürste bis zur Silberkanne, und selbst, wenn es nicht geht, kann einem das Wissen, dass es immer, jederzeit die Alternative gibt, dass man nur in den Wagen steigen muss und hinfahren, den Tag, den Augenblick oder das Dasein retten. Ein Ende des Zwangs, irgendwo sein zu müssen, wo man es nicht mehr erträgt; etwas, das einem die Kraft verleiht, den Vorstadtreihenhausintriganten in Gesicht zu lächeln, an die Möglichkeit zu denken und sagen: Ach, weisst Du... Wir wollen raus, immer, sofort, es ist gar nicht so wichtig, ob es der perfekte Ort ist, aber besser als der Moment sollte er sein, und die ideale Lösung für den Moment liegt an den Alpen und am See. Wenn man den See und die Menschen dort auch nicht mehr erträgt, fährt man eben heim. Es gibt immer eine Alternative.
Und irgendwann eben die Villa Minerva.
Diese alte Pension würde meinen finanziellen Rahmen massiv sprengen, aber es wäre mit etwas Hungern, Einschränken und dem Verkauf einer Lunge dennoch nicht unmöglich gewesen, Sicherheiten sind da, und im Sommer habe ich diskret die Geschichte des Hauses, seine Besitzer und deren Vorstellungen recherchiert. Mit dem Ergebnis, dass die Hürden insgesamt doch zu hoch sind, weniger finanziell als vielmehr die italienischen Rechtsprobleme, die damit einhergehen, und noch ein paar andere Dinge, die hier auszubreiten ein eigenes Thema wären. Später, irgendwann, vielleicht, so schnell zerfällt das in Italien nicht, und inzwischen hat man das Gebäude gesichert.
Allerdings haben sich im letzten Jahr auch noch zwei andere Dinge gezeigt: Einerseits war ich doch so unabkömmlich, dass ich zu oft die Fahrerei gen Norden hätte antreten müssen. Umgekehrt lohnt es sich kaum, für zwei, drei Tage tausend Kilometer zu fahren. Nüchtern betrachtet passt es vorläufig nicht zu meiner Lebenssituation.
Andererseits jedoch - ich habe fast 20 Jahre mit mindestens zwei Wohnungen gelebt, ich musste nie irgendwo sein, ich konnte immer ausweichen. Drei Wohnungen in drei Städten war am Ende zu viel. So verliess ich Berlin, und als jemand eine Wohnung in München suchte, machte ich mich endlich an die Totalsanierung und zug in der Provinz in die eine grosse Wohnung, die alle Vorzüge bietet. Ausser dem, weg zu können, wann immer es mir beliebt.
Und wann immer ich in der Maxvorstadt war, hatte ich das komische Gefühl, daheim zu sein, aber nicht daheim bleiben zu können. Mein Viertel, aber nicht mehr meine Wohnung. Das ist ein sehr verstörendes Gefühl, und auch der eigentliche Anlass, so etwas wie eine neue Bleibe zu suchen. Ein anderer Ort, eine Ausweichmöglichkeit, die auch dem Clan etwas bringt, und als ich dann in einer Konferenzpause am Tegernsee diese eine Wohnung betrachten konnte, dachte ich mir, warum nicht, es ist fast noch in München und nicht mehr weit nach Norditalien.
Ich bin ein Kind der 60er und 70er Jahre, als vieles aufgebrochen ist, und man nicht mehr zwingend irgendwo irgendwas sein musste. Wir alle sind die Kinder der Mobilität und der Geschwindigkeit, der verkleinerten Distanzen und der rituellen Urlaube, sowie des historisch bis dahin ungekannten Luxus, wirklich wählen zu können, wo man das Daheim selbst definiert. Es ist Luxus und Krankheit dieser Generation zugleich, die Flexibilität und die Bereitschaft, innerhalb einer Woche von München nach Berlin zu gehen, und in der Folge immer eine gewisse Distanz zu jedem Ort zu haben: Zu der Provinz, aus der wir alle kommen und die wir alle hassen gelernt haben, zu den Orten der Jugend, die irgendwann schal durch enttäuschte Hoffnungen werden, über die Karrierelocations, die wir besser gemieden hätte, und das Fehlen einer echten Verwurzelung ist letztlich das Momentum, das uns nach institutionalisierten Alternativen suchen lässt.
Nicht mehr der Weg, die Flucht ist dass Ziel, der Wunsch nach einem Ort, wo alles schon ist, von der Zahnbürste bis zur Silberkanne, und selbst, wenn es nicht geht, kann einem das Wissen, dass es immer, jederzeit die Alternative gibt, dass man nur in den Wagen steigen muss und hinfahren, den Tag, den Augenblick oder das Dasein retten. Ein Ende des Zwangs, irgendwo sein zu müssen, wo man es nicht mehr erträgt; etwas, das einem die Kraft verleiht, den Vorstadtreihenhausintriganten in Gesicht zu lächeln, an die Möglichkeit zu denken und sagen: Ach, weisst Du... Wir wollen raus, immer, sofort, es ist gar nicht so wichtig, ob es der perfekte Ort ist, aber besser als der Moment sollte er sein, und die ideale Lösung für den Moment liegt an den Alpen und am See. Wenn man den See und die Menschen dort auch nicht mehr erträgt, fährt man eben heim. Es gibt immer eine Alternative.
Und irgendwann eben die Villa Minerva.
donalphons, 21:48h
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Donnerstag, 15. November 2007
Wir werden durchkommen
Wir werden durchkommen. Denn da ist nichts, was uns aufhalten könnte, wir sind ganz vorne in der Entwicklung in die Überflüssigkeit, so weit, dass es den anderen irgendwann zu mühsam wird, uns hinterher zu rennen.
Hypes leben von rasanten Veränderungen, und gehen dadurch zugrunde, wenn sich die Veränderung nicht mehr von der Mehrheit nachvollziehen lässt, wenn es die, die sich damit beruflich beschäftigen sollen, nicht mehr mitkommen. Dann trennt sich die Avantgarde vom Mainstream, und krepiert ohne diese Anbindung. Wenn sie kommerziell ist, wenn man sich davon abhängig gemacht hat, wenn man einen Herrn und Meister kennt, der zahlt, damit man schreiben kann.
Aber ein obskures Hobby? Schreiben ohne Rücksicht, ohne Bezug und Verszändlichkeit, ohne finanzielle Interessen und mit Lust an der Grenzverletzung? Wenn ich etwas aus diesem heutigen Abend mitnehme, ist es die Erfahrung, dass sich vieles schon viel zu weit entwickelt hat, dass selbst die blogfüllenden Anschleimer der Wirtschaft nicht mehr erklären können, was genau das bringen soll, dass sie von der Unfähigkeit, sich anzupassen, rausgeschleudert werden aus dem System der Erbsenzähler, oder gnadenlos reingezwungen werden in das System, dass sie aber so, wie die sind, von Spreeblick über Bildblog bis Riesenmaschine, im Nirgendwo zwischen Mainstream und Extrem hängen, nichts Besonderes, da kommt nichts mehr, und das Statische ihrer Existenz macht es unmöglich, sich als Fortschritt zu verkaufen. Wieviel % Abzüge eines Druckers mehr, welche Videodeppen vertragen sich noch mit Anspruch, wo ist das Besondere, das besondere Preise rechtfertigt.
Die Masse ist träge und strukturkonservativ, sie kann und will gar nicht verstehen, was hier geschieht, und es ist ihr Fluch, sich selbst zu bestätigen, dass es immer so weiter gehen wird, genauso, wie es hier draussen eine permanente Evolution gibt. Die einen wollen eigentlich nur ungern hinterher, die anderen wollen nicht warten. Das ist der digitale Riss, das wird Bestand haben, und wenn irgendwann die Textabsonderungsmaschinen der Adicaltrigamen weggerostet sind, und das letzte Seminar zum Thema Bloggen gehalten wurde und der Berater einen neuen Job braucht, wird es hier draussen immer noch weiter gehen. Wir werden durchkommen.
Und das finde ich sehr tröstlich.
Edit: Weitere Gedanken an der Blogbar.
Hypes leben von rasanten Veränderungen, und gehen dadurch zugrunde, wenn sich die Veränderung nicht mehr von der Mehrheit nachvollziehen lässt, wenn es die, die sich damit beruflich beschäftigen sollen, nicht mehr mitkommen. Dann trennt sich die Avantgarde vom Mainstream, und krepiert ohne diese Anbindung. Wenn sie kommerziell ist, wenn man sich davon abhängig gemacht hat, wenn man einen Herrn und Meister kennt, der zahlt, damit man schreiben kann.
Aber ein obskures Hobby? Schreiben ohne Rücksicht, ohne Bezug und Verszändlichkeit, ohne finanzielle Interessen und mit Lust an der Grenzverletzung? Wenn ich etwas aus diesem heutigen Abend mitnehme, ist es die Erfahrung, dass sich vieles schon viel zu weit entwickelt hat, dass selbst die blogfüllenden Anschleimer der Wirtschaft nicht mehr erklären können, was genau das bringen soll, dass sie von der Unfähigkeit, sich anzupassen, rausgeschleudert werden aus dem System der Erbsenzähler, oder gnadenlos reingezwungen werden in das System, dass sie aber so, wie die sind, von Spreeblick über Bildblog bis Riesenmaschine, im Nirgendwo zwischen Mainstream und Extrem hängen, nichts Besonderes, da kommt nichts mehr, und das Statische ihrer Existenz macht es unmöglich, sich als Fortschritt zu verkaufen. Wieviel % Abzüge eines Druckers mehr, welche Videodeppen vertragen sich noch mit Anspruch, wo ist das Besondere, das besondere Preise rechtfertigt.
Die Masse ist träge und strukturkonservativ, sie kann und will gar nicht verstehen, was hier geschieht, und es ist ihr Fluch, sich selbst zu bestätigen, dass es immer so weiter gehen wird, genauso, wie es hier draussen eine permanente Evolution gibt. Die einen wollen eigentlich nur ungern hinterher, die anderen wollen nicht warten. Das ist der digitale Riss, das wird Bestand haben, und wenn irgendwann die Textabsonderungsmaschinen der Adicaltrigamen weggerostet sind, und das letzte Seminar zum Thema Bloggen gehalten wurde und der Berater einen neuen Job braucht, wird es hier draussen immer noch weiter gehen. Wir werden durchkommen.
Und das finde ich sehr tröstlich.
Edit: Weitere Gedanken an der Blogbar.
donalphons, 23:40h
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Samstag, 15. September 2007
Verbales
Hiermit beanspruche ich die Urheberschaft an der Wortschöpfung
SCHRUMPFWEBRIESE
Schrumpfwebriese, der: Im Internet anhand von scheinbar bedeutender Link- und Besucherzahlen sich gross gerierende Person, die sich beim öffentlichen Auftritt als verhuzelter, greinender Kläffer ohne Benehmen erweist.
Und der Versprecher du Jour:
MacWinkel
Peter Turi hat´s fastfoodtechnisch verplappert.
SCHRUMPFWEBRIESE
Schrumpfwebriese, der: Im Internet anhand von scheinbar bedeutender Link- und Besucherzahlen sich gross gerierende Person, die sich beim öffentlichen Auftritt als verhuzelter, greinender Kläffer ohne Benehmen erweist.
Und der Versprecher du Jour:
MacWinkel
Peter Turi hat´s fastfoodtechnisch verplappert.
donalphons, 11:18h
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Dienstag, 27. März 2007
Vom Land
Kaff sagen wir und fahren vorbei, das wollen wir gar nicht erst wissen, das soll bitte schön im Tal bleiben und uns nicht verfolgen auf dem Weg in die Stadt, wo wir sind und bleiben. Das Ding ist Sozialkontrolle, Zwang, seelenlos und dumm, Kultur giltet hier nichts und sowas wie wir wäre tagein tagaus das Gespött derer, die das hier super finden. Das Kaff sind die anderen.
Aber setzen wir uns doch mal auf einen Berg, auf einen warmen Kalkfelsen hoch über dem Tal, kauen auf einem trockenen Grashalm des letzten Sommers und schauen hinunter.
Schön - ist es nicht, das stimmt. Aber wenn wir ehrlich sind: Da kommen wir her. Oder unsere Verwandtschaft. Oder unsere Vorfahren. Es gibt in Deutschland praktisch keinen Menschen, in dessen Ahnengalerie vor 3 Generationen nicht zumindest ein Bauer, ein Knecht oder eine Magd war. Irgendjemand kommt immer von da draussen, und desto weiter man in die Zeit zurückgeht, desto mehr findet man. Es muss kein Misthaufenrödler sein, es können auch Krämer sein. Es ist keine 120 Jahre her, da zog über dieses Land auch einer aus meiner Familie, der zwar in der Stadt lebte, aber hier draussen sein Geld mit Kleinkrediten und Viehhandel verdiente. In der Stadt hatten sie grosse Häuser, aber der Reichtum wurde hier erwirtschaftet.
Vielleicht ist es auch nur die Angst vor diesem Erbe, das uns Gas geben lässt. Es wird uns nicht gefallen, da hängt auch zu wenig Glanz und Vorzeigbares dran, was soll man vom Land schon erzählen, es ist halt so, wie es schon immer gewesen ist. Die Vorstellung, da leben zu müssen, ist auch kein Spass.
Lieber machen wir in der Stadt unser Netzwerk auf, der Buddha aus dem Möbelladen ersetzt das Herrgottseck, Harry Potter ist wie damals die Bibel das einzige gelesene Buch, und am Ende stürzen mit dem Flugzeug beim versuch ab, der Ödnis mit Suff auf Malle zu entkommen.
Nebenbei: Momentan sind in Beilngries, nicht weit von hier, die "Kulinarischen Frühlingswochen".
Barschfilet in leichter Senfsauce mit Butterkartoffeln und Blattsalat, Allgäuer Lendchen auf Butterspätzle mit Champignonrahmsosse und Käse überbacken, und so weiter, alles unter 10 Euro.
Aber setzen wir uns doch mal auf einen Berg, auf einen warmen Kalkfelsen hoch über dem Tal, kauen auf einem trockenen Grashalm des letzten Sommers und schauen hinunter.
Schön - ist es nicht, das stimmt. Aber wenn wir ehrlich sind: Da kommen wir her. Oder unsere Verwandtschaft. Oder unsere Vorfahren. Es gibt in Deutschland praktisch keinen Menschen, in dessen Ahnengalerie vor 3 Generationen nicht zumindest ein Bauer, ein Knecht oder eine Magd war. Irgendjemand kommt immer von da draussen, und desto weiter man in die Zeit zurückgeht, desto mehr findet man. Es muss kein Misthaufenrödler sein, es können auch Krämer sein. Es ist keine 120 Jahre her, da zog über dieses Land auch einer aus meiner Familie, der zwar in der Stadt lebte, aber hier draussen sein Geld mit Kleinkrediten und Viehhandel verdiente. In der Stadt hatten sie grosse Häuser, aber der Reichtum wurde hier erwirtschaftet.
Vielleicht ist es auch nur die Angst vor diesem Erbe, das uns Gas geben lässt. Es wird uns nicht gefallen, da hängt auch zu wenig Glanz und Vorzeigbares dran, was soll man vom Land schon erzählen, es ist halt so, wie es schon immer gewesen ist. Die Vorstellung, da leben zu müssen, ist auch kein Spass.
Lieber machen wir in der Stadt unser Netzwerk auf, der Buddha aus dem Möbelladen ersetzt das Herrgottseck, Harry Potter ist wie damals die Bibel das einzige gelesene Buch, und am Ende stürzen mit dem Flugzeug beim versuch ab, der Ödnis mit Suff auf Malle zu entkommen.
Nebenbei: Momentan sind in Beilngries, nicht weit von hier, die "Kulinarischen Frühlingswochen".
Barschfilet in leichter Senfsauce mit Butterkartoffeln und Blattsalat, Allgäuer Lendchen auf Butterspätzle mit Champignonrahmsosse und Käse überbacken, und so weiter, alles unter 10 Euro.
donalphons, 13:31h
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Donnerstag, 21. Dezember 2006
Sie tanzten nur einen Herbst
Schon wieder macht einer die Tür auf. Von draussen dringt der Lärm der Brunnenstrasse rein, auf der sich Proll-BMWs, verbeulte Kastenwägen und von Mama an die studierende Tochter verliehene Kleinwägen um die Pole Position an der viel zu kurz geschalteten Ampel drängen. Es nieselt, und deshalb stinkt es weniger nach Benzin und Abgasen, als vielmehr nach feuchter Hundescheisse. Aber weil er zu viel raucht, bekommt er das ohnehin kaum mit.
Wie das mit dem Nichtraucherschutz werden soll, wundert ihn schon etwas. Er kann ja nicht jede viertel Stunde rausgehen und den Nachbarn bitten, auf den durch das Rumschleifen schon ziemlich ramponierten Apple aufzupassen. Gut, wenn sich das mit der Auftragslage nicht bessert, wird er das Ding sowieso nicht halten können. Diese Ärsche von der Filmfirma, ihn monatelang Entwürfe einreichen lassen, und dann behaupten sie, es hätte keine Absprachen gegeben. Die ganze Sicherheit ist futsch, und Vanessas Laden, für den die Seite gerade ist, hat auch ziemlich wenig Umsatz gemacht während der letzten Wochen. War keine so gute Idee, einen T-Shirt-Shop im Winter aufzumachen.
Schon wieder geht die Tür auf. Er erkennt am Luftzug, dass der Depp die Tür nicht schliesst, und sie ganz langsam, der Kälte eine Bresche bietend, zurückfällt. Er hebt den Kopf, um den Neuankömmling anzuraunzen, aber es ist Marc von der PR-Agentur, von der keiner weiss, welche Kunden sie eigentlich hat, und Marc ist sowas wie ein potenzieller Kunde. Nicht wirklich Kunde, aber jemand, der vielleicht einen kennt, der was braucht. Also grüsst er Marc, aber der übersieht ihn, ist ja nur ein weiterer Notebookpenner auf dem Stangerl, auf dem keine goldenen Eier gelegt werden.
Dier Bedienung, so eine verhungerte Blondine kommt vorbei und fragt ihn, ob er jetzt noch was zu trinken will oder ob er zahlen möchte. Blöde Kuh, denkt er, und sucht sein Kleingeld zusammen, um es ihr auf den Cent genau zu geben. Ja ne is klar, die brauchen den Platz für zahlende Gäste, die sich nicht 3 Stunden an einer Tasse Kaffee festhalten. Er klappt den Apple zusammen, grüsst die anderen, die aber alle im Stress sind und nicht aufschauen, und geht hinaus auf die Brunnenstrasse. Der leichte Wind ist bitterkalt, der Winter hält Einzug, und von nun an wird es übel, für 4, 5, 6 Monate ist Schluss mit dem Rumlaufen und draussen was tun. Wird teuer, das alles. Na, wenn Mami ihm zu Weihnachten sagen wir mal 1000 Euro alles in allem zusteckt und er einen Rucksack voller Fressalien mitnimmt, dann reicht das bis März, wenn sie wegen der Nebenkosten von 2004 nicht vollstrecken. Isa kann ihm vielleicht helfen, die hat auch keine Kunden für ihre Kanzlei, stimmt, die macht das vielleicht für einen Zehner, irgendwas wird sich in der Rechnung schon finden, man kennt ja die Berliner Schludrigkeit. Oder er haut ab und zieht um, das wäre ja nicht das erste Mal. Die Stadt ist gross genug.
Jetzt erst mal packen, dann die Mitfahrzentrale checken, und daheim die alten Kumpels treffen, im lahmen Kaff. Na, denen wird er was erzählen, wie saucool das so als Kreativer in Berlin ist. Und nächstes Jahr macht er ihn dann, den ultimativen Berlinroman für die Post9/11Welt, cooler Webdesigner trifft auf islamistischen Dönermann, dessen Schwester ausbrechen und Photographin werden will.
Wird sicher ein Renner. Oder so.
Wie das mit dem Nichtraucherschutz werden soll, wundert ihn schon etwas. Er kann ja nicht jede viertel Stunde rausgehen und den Nachbarn bitten, auf den durch das Rumschleifen schon ziemlich ramponierten Apple aufzupassen. Gut, wenn sich das mit der Auftragslage nicht bessert, wird er das Ding sowieso nicht halten können. Diese Ärsche von der Filmfirma, ihn monatelang Entwürfe einreichen lassen, und dann behaupten sie, es hätte keine Absprachen gegeben. Die ganze Sicherheit ist futsch, und Vanessas Laden, für den die Seite gerade ist, hat auch ziemlich wenig Umsatz gemacht während der letzten Wochen. War keine so gute Idee, einen T-Shirt-Shop im Winter aufzumachen.
Schon wieder geht die Tür auf. Er erkennt am Luftzug, dass der Depp die Tür nicht schliesst, und sie ganz langsam, der Kälte eine Bresche bietend, zurückfällt. Er hebt den Kopf, um den Neuankömmling anzuraunzen, aber es ist Marc von der PR-Agentur, von der keiner weiss, welche Kunden sie eigentlich hat, und Marc ist sowas wie ein potenzieller Kunde. Nicht wirklich Kunde, aber jemand, der vielleicht einen kennt, der was braucht. Also grüsst er Marc, aber der übersieht ihn, ist ja nur ein weiterer Notebookpenner auf dem Stangerl, auf dem keine goldenen Eier gelegt werden.
Dier Bedienung, so eine verhungerte Blondine kommt vorbei und fragt ihn, ob er jetzt noch was zu trinken will oder ob er zahlen möchte. Blöde Kuh, denkt er, und sucht sein Kleingeld zusammen, um es ihr auf den Cent genau zu geben. Ja ne is klar, die brauchen den Platz für zahlende Gäste, die sich nicht 3 Stunden an einer Tasse Kaffee festhalten. Er klappt den Apple zusammen, grüsst die anderen, die aber alle im Stress sind und nicht aufschauen, und geht hinaus auf die Brunnenstrasse. Der leichte Wind ist bitterkalt, der Winter hält Einzug, und von nun an wird es übel, für 4, 5, 6 Monate ist Schluss mit dem Rumlaufen und draussen was tun. Wird teuer, das alles. Na, wenn Mami ihm zu Weihnachten sagen wir mal 1000 Euro alles in allem zusteckt und er einen Rucksack voller Fressalien mitnimmt, dann reicht das bis März, wenn sie wegen der Nebenkosten von 2004 nicht vollstrecken. Isa kann ihm vielleicht helfen, die hat auch keine Kunden für ihre Kanzlei, stimmt, die macht das vielleicht für einen Zehner, irgendwas wird sich in der Rechnung schon finden, man kennt ja die Berliner Schludrigkeit. Oder er haut ab und zieht um, das wäre ja nicht das erste Mal. Die Stadt ist gross genug.
Jetzt erst mal packen, dann die Mitfahrzentrale checken, und daheim die alten Kumpels treffen, im lahmen Kaff. Na, denen wird er was erzählen, wie saucool das so als Kreativer in Berlin ist. Und nächstes Jahr macht er ihn dann, den ultimativen Berlinroman für die Post9/11Welt, cooler Webdesigner trifft auf islamistischen Dönermann, dessen Schwester ausbrechen und Photographin werden will.
Wird sicher ein Renner. Oder so.
donalphons, 12:43h
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Sonntag, 20. August 2006
Verschwendung und Laster als Wirtschaftsstimmulanz
Wir müssen unseren Eltern dankbar sein, dass sie so freundlich waren, uns etwas Sinnvolles studieren zu lassen. Nicht etwa BWL, wo allenthalben ein Dasein als Sachbearbeiter droht, oder Jura, deren Jünger für die doppelte Arbeit eines Facharbeiters 2/3 dessen Lohnes bekommen, wenn sie dem Kunden erst mal die Mahnungen geschickt haben - und der als GmbH nicht pleite ist. Glücklicherweise erkannten unsere Eltern den Wert einer universellen Bildung und liessen Studiengänge der Kulturgeschichte zu, die zwar keinen direkten Beruf nach sich zogen, uns aber zu gebildeten, wissenden und erfahrenen Menschen gemacht haben. Wir wissen, dass die sog. Evolution des Menschen eine dumme Einbildung desselbigen ist, der gern in Verblendung zurückschaut, sich heute überlegen fühlt und nicht daran denkt, dass man über ihn in 100 Jahren ähnlich schlecht reden wird, und er kann dann nicht mal mehr in deren Blogs kommentieren.
Dieses tumbe Dasein in der Menschenbrühe, an deren Spitze sich jeder vermuten möchte, zu durchschauen ist nicht nur eine geistige Übung, es ist der Schlüssel zum guten Leben. Wer jemals in einer neolithischen Siedlung einen schminktauglichen Rötelstein und eine kleine Reibe aus Quarzit gefunden hat, die damals mit unsäglichen Mühen über 200 Kilometer transportiert wurden, macht sich über die Natur der Frauen noch die gleichen Illusionen, die angesichts von frühmittelalterlichen Männergräbern entstehen, bei denen die Schädeldecken vom Hieb einer Spatha gespalten sind. Und wenn heute der respektierte Meister Lumma das Buch "Verschwendung" eines unsäglichen Autors einer wahrhaft erbärmlichen Postille "Brand1" mit grosser New Economyvergangenheit empfiehlt, nun, dann
greifen wir nur müde lächelnd in das Buchregal nach Bernard Mandevilles "Bienenfabel oder private Laster als gesellschaftliche Vorteile", legen es auf unseren Regencyschreibtisch und bereiten uns eine Kanne Tee. Denn eine wirklich üble Verschwendung wäre es, einen weichgespülten Apologeten des genial bösartigen Originals zu erwerben. Was, bitte, könnte denn ein Autor so einer windigen Luftnummer vermögen gegen einen der grossen Aufklärer, einen gottlosen, zynischen Beobachter des Lasters und seiner Folgen, die doch immer gleich sind? Was soll so ein Amazoninsidelesenbuch, der in einem Jahr auf dem Ramsch liegt, gegen einen Klassiker, der auch schon auf dem Index der katholischen Kirche stand? "Verschwendung", das wissen wir ohne Lesen, ist etwas für die Post-68er, die sich cool finden, weil sie heute saubere Resopaltische mit abartig teurem Kirschfurnierimitat haben, genauso cool wie der 68er, der stolz war, eine verdreckten Obstkiste das Eigen seiner Kommune zu nennen und dort Marxens ursprüngliche Akkumulation zu büffeln - und doch sitzen sie beide am gleichen Müll.
Mandeville - zu seiner Zeit Anfang des 18. Jahrhunderts allseits verhasst und als Mandevil verunglimpft - hat gut doppelt so viel geschrieben wie das deutsche Nachmacherlein in seinem erbärmlichen Hayekschismus. Denn Mandeville kritzelt nicht irgendwelchen hirnlosen Tschaka-Liberalismus für die geistige Tiefflughöhe des durschnittlichen Brand1-Liebhabers, er ist sich durchaus der negativen Folgen und Voraussetzungen der Verschwendung im Klaren, die in seinem Buch breiten, mit geistreich-zynischen Erzählungen gefüllten Raum einnehmen. Jenseits der Ironie bleibt Mandeville strikt bei einer sinnvollen Äquidistanz zwischen Knauserei und Verschwendung, er führt die Extreme vor und überlässt dann dem Leser die Entscheidung.
Was in meinen Augen der Unterschied zwischen einem europäischen Aufklärer und den Hayeks Kadaver ausbudelnden ökonomischen Terrorstaatsfanatikern ist. Was Wunder, dass des kecken Autors Verleger deshalb von einem Vorfahr der zweiten Gruppe vor den Kadi gezerrt wurde. Wir aber blättern also wieder in Mandeville, essen ein Stück gedeckten Apfelkuchen dazu, verstehen, dass der Mittelweg nicht immer golden, aber doch sinnvoll ist und heben uns ein feines Lächeln für die Schwächen und Triebe der Menschen auf, denen letztlich unser Naturell, der Sex, die Literatur, das verfeinerte Essen und die Musik entspringt, aber zwingend weder ein Geschäftsmodell noch ein Bestseller von so einem Typen da.
Wer den Mandeville noch nicht hat, bestelle sich am besten im Buchladen die Hardcoverausgabe von C.H. Beck in München, 1988, 19,90 Euro. Natürlich mit Lesebändchen.
Dieses tumbe Dasein in der Menschenbrühe, an deren Spitze sich jeder vermuten möchte, zu durchschauen ist nicht nur eine geistige Übung, es ist der Schlüssel zum guten Leben. Wer jemals in einer neolithischen Siedlung einen schminktauglichen Rötelstein und eine kleine Reibe aus Quarzit gefunden hat, die damals mit unsäglichen Mühen über 200 Kilometer transportiert wurden, macht sich über die Natur der Frauen noch die gleichen Illusionen, die angesichts von frühmittelalterlichen Männergräbern entstehen, bei denen die Schädeldecken vom Hieb einer Spatha gespalten sind. Und wenn heute der respektierte Meister Lumma das Buch "Verschwendung" eines unsäglichen Autors einer wahrhaft erbärmlichen Postille "Brand1" mit grosser New Economyvergangenheit empfiehlt, nun, dann
greifen wir nur müde lächelnd in das Buchregal nach Bernard Mandevilles "Bienenfabel oder private Laster als gesellschaftliche Vorteile", legen es auf unseren Regencyschreibtisch und bereiten uns eine Kanne Tee. Denn eine wirklich üble Verschwendung wäre es, einen weichgespülten Apologeten des genial bösartigen Originals zu erwerben. Was, bitte, könnte denn ein Autor so einer windigen Luftnummer vermögen gegen einen der grossen Aufklärer, einen gottlosen, zynischen Beobachter des Lasters und seiner Folgen, die doch immer gleich sind? Was soll so ein Amazoninsidelesenbuch, der in einem Jahr auf dem Ramsch liegt, gegen einen Klassiker, der auch schon auf dem Index der katholischen Kirche stand? "Verschwendung", das wissen wir ohne Lesen, ist etwas für die Post-68er, die sich cool finden, weil sie heute saubere Resopaltische mit abartig teurem Kirschfurnierimitat haben, genauso cool wie der 68er, der stolz war, eine verdreckten Obstkiste das Eigen seiner Kommune zu nennen und dort Marxens ursprüngliche Akkumulation zu büffeln - und doch sitzen sie beide am gleichen Müll.
Mandeville - zu seiner Zeit Anfang des 18. Jahrhunderts allseits verhasst und als Mandevil verunglimpft - hat gut doppelt so viel geschrieben wie das deutsche Nachmacherlein in seinem erbärmlichen Hayekschismus. Denn Mandeville kritzelt nicht irgendwelchen hirnlosen Tschaka-Liberalismus für die geistige Tiefflughöhe des durschnittlichen Brand1-Liebhabers, er ist sich durchaus der negativen Folgen und Voraussetzungen der Verschwendung im Klaren, die in seinem Buch breiten, mit geistreich-zynischen Erzählungen gefüllten Raum einnehmen. Jenseits der Ironie bleibt Mandeville strikt bei einer sinnvollen Äquidistanz zwischen Knauserei und Verschwendung, er führt die Extreme vor und überlässt dann dem Leser die Entscheidung.
Was in meinen Augen der Unterschied zwischen einem europäischen Aufklärer und den Hayeks Kadaver ausbudelnden ökonomischen Terrorstaatsfanatikern ist. Was Wunder, dass des kecken Autors Verleger deshalb von einem Vorfahr der zweiten Gruppe vor den Kadi gezerrt wurde. Wir aber blättern also wieder in Mandeville, essen ein Stück gedeckten Apfelkuchen dazu, verstehen, dass der Mittelweg nicht immer golden, aber doch sinnvoll ist und heben uns ein feines Lächeln für die Schwächen und Triebe der Menschen auf, denen letztlich unser Naturell, der Sex, die Literatur, das verfeinerte Essen und die Musik entspringt, aber zwingend weder ein Geschäftsmodell noch ein Bestseller von so einem Typen da.
Wer den Mandeville noch nicht hat, bestelle sich am besten im Buchladen die Hardcoverausgabe von C.H. Beck in München, 1988, 19,90 Euro. Natürlich mit Lesebändchen.
donalphons, 18:37h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Dienstag, 18. Juli 2006
Durchpusten
Auch wenn die nacht kühl ist, klebt die Hitze des Tages immer noch an den Mauern, schwappt träge auf dem Asphalt und steht in den verschachtelten Räumen. München ist im Hochsommer eigentlich unerträglich, nur dem Ozon geht´s prima, und weil es alles eh schon egal ist, fährt der Münchner - idealtypisch mit dem Cabrio - eine halbe Stunde durch die Nacht, um sich durchzupusten und etwas auszukühlen.
Viel geht am Tag nicht. Termine werden nicht eingehalten, Verspätungen sind normal, die Läden locken vergebens mit Nachlässen. So fliesst das Leben wie ein zäher Brei dahin im Schatten der Alpen, deren Grün und Steingrau Erlösung verheisst, aber, seien wir ehrlich, junge Münchner kommen nur selten so weit, oder gar nach Salzburg. Wir haben es alles vor der Haustür, aber statt dessen schwitzen wir uns durch den Tag Richtung Biergarten, wo das mit der Transpiration nicht mehr so auffällt, und hören am trockenen Husten der anderen, dass Klimaanlagen an solchen Tagen auch nicht das Gelbe vom Ei sind.
Eine Trouvaille aus den Alpen ist heute übrigens zwischen zwei Büchern aufgetaucht: Die Speisekarte des Founders Forum 2001 in Elmau. Ein Skalp von meinen Feinden.
Viel geht am Tag nicht. Termine werden nicht eingehalten, Verspätungen sind normal, die Läden locken vergebens mit Nachlässen. So fliesst das Leben wie ein zäher Brei dahin im Schatten der Alpen, deren Grün und Steingrau Erlösung verheisst, aber, seien wir ehrlich, junge Münchner kommen nur selten so weit, oder gar nach Salzburg. Wir haben es alles vor der Haustür, aber statt dessen schwitzen wir uns durch den Tag Richtung Biergarten, wo das mit der Transpiration nicht mehr so auffällt, und hören am trockenen Husten der anderen, dass Klimaanlagen an solchen Tagen auch nicht das Gelbe vom Ei sind.
Eine Trouvaille aus den Alpen ist heute übrigens zwischen zwei Büchern aufgetaucht: Die Speisekarte des Founders Forum 2001 in Elmau. Ein Skalp von meinen Feinden.
donalphons, 13:33h
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