Man muss aufpassen

Das ist hier auch nicht anders als in Berlin, beispielsweise. Diese Angebote, doch einfach mitzumachen. Dort gründet man kaputte Firmen, hier macht man im Bräustüberl Geschäfte mit dem Haffenloher. Dort und hier wird es als normal angesehen, unzumutbare Pseudodialekte zu verwenden - und sich dafür nicht zu schämen. Habe ich schon mal erwähnt, dass auf einem Berliner Jugendsender wie Fritz die Anrufer genau die gleichen Artikulationsprobleme haben, die man in Bayern nur noch von Altnazis im Call in Format des Staatsfunks kennt? Anpassung heisst dabeisein, und mehr noch, alles richtig und angemessen finden, heisst Überleben, sein und werden, was man eh schon ist, wenn man sich unterordnet: Ein Stück Aas, ein Berliner, ein Rottacher Affenfelsenbewohner.

Man muss sich in Berlin der bedruckten T-Shirts enthalten und in Wiessee der Trachtenjanker, man sollte hier und dort nicht Komasaufen, nicht den Lügen der Fremdenverkehrten glauben und tun, was man selbst ist. Nur das Grau von Berlin ist so echt wie das Weiss des Schnees hier an den Bergen, und für alle scheint die gleiche Sonne, wenn sie denn scheint, was sie soeben, nach viel Schnee und Grau, zu tun beschlossen hat.



Man muss aufpassen. Besonders, wenn einem das hier nicht ganz so fern ist, wie das andere. Aber falls ich doch mal in einer dieser typischen, in China zusammengenähten Lederhose um die Aufnahme beim lokalen Blasmusikverein ersuche, fände ich es nett, wenn man mich erschiessen könnte, von mir aus auch mit dem Vorderlader. Solange bitte bei denjenigen üben, die im rotkarierldn Hemmad und Schnupftuch um den Hals, aus Norden via München kommen und meinen, das hier sei Oktoberfest mit anderen Mitteln.

Montag, 24. März 2008, 16:43, von donalphons | |comment

 
Was genau ist denn am süd- bzw. mittelbairischen Dialekt pseudo, wenn die Frage erlaubt ist?

Oder was spricht man am Tegernsee?

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Die Bloggemeinschaft sollte regionale Gruppen bilden, außerhalb derer man nicht kommunizieren darf. Der Mensch liebt es, sich von anderen abzugrenzen und ist im Herzen stockkonservativ.

Und bitte, Fritz ist ein Brandenburger Sender mit Sitz in Potsdam, das war schon immer so. Dass der Rest der Republik immer dazu neigt, das Brandenburgische mit Berlin gleichzusetzen, ist eine traurige Sache. Berlin wäre ohne Brandenburg nichts, eben wie Berlinerisch nur ein Brandenburger Dialekt ist. Lokalpatriotismus und so. *brabbel*

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zum ersten absatz: genau.
zum zweiten: ganz genau.

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Halo, fahre hin nach Rottach zu Füssen des Affenfelsen und geh in eines der besseren Restaurants, wo die Dirndlbedienung Zenzi in Wirklichkeit Tanja heisst und aus Düsseldorf-Dilz kommt, hör sie Dir an, und Du verstehst, was ich meine. Joooaaaaa Pfiaääädiiiijjeee. Heute so vernommen. Bergklinikbayerisch. Zum dabrunzn . Um es mal mittelbayerisch auszudrücken. Tegernsee, der Bakterienherd der Zwangsduzer selber ist auch nicht besser.

Patois: Wir alle wohnen in Kleinbloggersdorf. Die Idee eines Berlin ohne Brandenburg gefällt mir ausnehmend gut, denn ein Loch mit 150 Kilometer Durchmesser rund um Berlin, das wär was. Und dann bitte einen One-Way-Flughafen in Berlin, oder Ausstieg nur mit Fallschirm.

Ja ne, is klar. Fritz in Potsdam. Nur alle Mitarbeiter wohnen in Berlin, aber mei. Hejsst jar nüscht. wa.

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Außerdem hat Fritz wohl sicherlich auch mehr Hörer in Berlin als in Brandenburg, sage das, auch wenn meine Wenigkeit manchmal von Spandau aus lauscht (mein Reginalpatriotismus und so)...

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Mist. Eigentlich wollte ich ja in Gmund Urlaub machen um den Don mit der krachledernen, dem rotkarrierten und falschen Dachs- oder Gamshaar am Hut fotografieren. Wenn ich vor lachen zum fotografieren gekommen wäre.

Leute die sich hier in Berlin schon Jugendradio angehört haben müssen übrigens nicht erschossen werden, das machen die früher oder später selber. Meist in einem Tshirt auf dem so was sinnvolles wie "Leben heißt fi.." steht.

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Oh! Urlaub? Gmund? ... alles gut gelaufen bei der BfA? Ist die Rente durch?

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Franz.
Für Dich hab ich was. Ende der Woche. Ganz schlicht, ganz unbroccante, nur der Teppich drunter, aber ansonsten... ich sag nur: Dänischer Klassiker.

Jochen, gegen dauerhafte Lederhosen ist nicht zwingend was einzuwenden, wohl aber zu dem Trash, den man in Landhausmodeläden findet. Aber als Schtodara macht man darin kaum eine gute Figur, und bislang war ich auch der Meinung, dass man sie als solcher nicht trägt - allerdings zeigten jüngste Bilderfunde aus den 50er Jahren, dass es da wohl auch bei unds *hüstel* Ausnahmen, also, äh, gab. Die gibt es allerdings überall. Auch in Berlin.

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Sowas meine ich:
http://www.mo nte-welt.com/. Mit Focus zum Monte Fäkalino über San Breisskrepier und Krachledepping, vorbei am Grosskotzinger und über die kleine Geistfurz.

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hoho! .. wenns nicht so arge geologische Probleme nach sich ziehen wuerde, muesste man ja glatt empfehlen das ganzen Problem mit einigen Hektotonnen Plastiksprengstoff zu erledigen ...

— keine Berge, keine grenzdebilder Focus-Berg-Duenpfiff

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Aber, aber...
Mit Schneestürmen, Lawinen, Felsstürzen und Schluchten besitzt diese Region Selbstheilungskräfte, gegen die der Berliner Stadtverkehr nicht ankann.

Und das Schönste: Montag sind die alle fast wieder weg, wenn sie nicht in der Mur begraben liegen. Es bleiben the happy few. Und die wissen auch, wie man die Kurgastabzocke meidet. Allenfalls Rottach und Kreuth, das könnte man planieren.

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Ach so, und von wegen Rentnerparadies: Die bekinderten Schlittenhorden, deren einer Teil es heute gewagt hat, seinen Tuareg auf meinem Stellplatz zu parken, waren alle noch keine 40. Berge sind in Süddeutschland wieder sehr hip, bei den Jüngeren. Das, was beim Oktoberfest funktioniert hat, läuft jetzt mit der Grossfunandactionarea Alpine Regions. Fast vergleichbar mit dem, was dem Berliner die Ostsee ist. Siehe dieses Portal da, mit Ex-MTV-Pressesprecherin etc.. Letzthin am Achensee sassen gepiercte Ü20-Dresdner am Nebentisch und nörgelten über alles, ausser über ihren Opel.

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... die Tuaregs wuerde ich dann ja auch mal gerne zur Semtex-Therapie einladen ...

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Die Begründung war, dass sie a) das Schild an der Einfahrt zur Anlage nicht gesehen haben und b) an dem Platz ja kein Nummernschild ist, im Gegensatz zu anderen Stellplätzen.

Die Blagen rächten sich dann mit besonders lautem Kreischen beim Rodeln vor meiner Terasse.

(ich hätte auch in meine Tiefgarage fahren können, aber hier geht es ums Prinzip. Ich gebe keine 10.000 Euro aus, damit Ebersberger Tuaregfahrer einen billigen Parkplatz am Berg haben)

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... das wiederum ist gut so - wer so frueh vergreist muss ab und an die Freuden der Jugend vor Augen gefuehrt bekommen. ... und... kost' ja auch nix.

oh - ich lese "Anlage" .. ist das schon so mit Schwestern und roten und gruenen Leuchten ueber den Zimmertueren ... kann man sich das so vorstellen?

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Die Jugend soll bitte Schlittenfahren, wo sich der tapfere Brite heute noch den Hals bricht: Am Affenfelsen des Wallbergs ist schliesslich die gaachste Rodelstrecke des Landes, der berüchtigte, nicht präparierte Glaslhang mit mannigfaltiger Randbegrünung (Nächstes Wochenende, hoffe ich, ich auch).

nein, eher mit hausverwaltung, x.000 m² grund, zaun, minen, stacheldraht, sonstiges millionärsgedöns für ruhigen schlaf

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Gemach, Gemach ... wahrscheinlich gibts da nicht so saftige Parkplaetze, und am Ende ist es da auch einfach zu steil und die Kinderchen koennten sich was tun — wollen wa nicht — also ist es gut so wie es ist (... bis auf den Tuareg )

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Kennt man:
Natur wollen, aber natürliche Auslese ablehnen. Und mit 200 über die Autobahn, aber 48 Airbags und ESP.

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mist
und da dachte man schon, jetzt seist du wirklich ein für allemal gut untergekommen. gibt es denn keinen weg, auf nicht-adicalösem wege schnell _richtig_ reich zu werden und sich dann eine gute saubere insel mit bergen, flohmärkten, apfelbäumen und ohne lästige ureinwohner und zugezogenes gesocks zu kaufen?

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Integrationswillig
Los ging das ja, als das, was von München übriggeblieben war nach dem letzten Krieg, der Schuttberg Oberwiesenfeld 1972 Olymp werden sollte. Das trieb nicht nur die Preise in die Höhe, sondern sämtliche Düsseldorferinnen (die Frühform von Tanja-Anja?) samt anhängenden PR- und Werbeagenturen nach Isar-Athen.

«Eine Begründung für das Phänomen dieser Völkerwanderung im ausgehenden 20. Jahrhundert von Nordwesten gen Süd schreit regelrecht nach Historie. Und richtig, es scheint sich um eine Art Rachefeldzug gegen das Herrschergeschlecht der Wittelsbacher zu handeln, wenn auch um einen etwas verspäteten. Die hatten sich nämlich 1583 den Zugriff auf das entgleitende Erzstift Köln gesichert, in dessen Folge fast 200 Jahre lang ein jeweils nachgeborener Prinz den Kurhut von Köln und die Mitra der Nachbardiözesen trug.» (Schmoll et copains: Die nordrheinwestfälischen Bayern)

Es war für eine düsseldorfische Führungskraft bereits in den siebziger Jahren erste Pflicht, sich einen Trachtenjanker zuzulegen, Mitglied in einem Vorderlader-Schützenverein zu werden und kurz vor den Bergen ein Haus zu bauen, von dessen Architektur alle außer den Einheimischen meinten, sie sei oberbayrisch. Wie die Sprache, die sie sich ausgesprochen integrationswillig zulegten. Für manch einen war das ein Grund, sich im falschen (Landschafts-)Film zu fühlen.

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...und kurz vor den Bergen ein Haus zu bauen, von dessen Architektur alle außer den Einheimischen meinten, sie sei oberbayrisch.

Obacht - ich glaube der Don wohnt residiert jetzt in genau so einer Hütte.

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@"Grossfunandactionarea Alpine Regions" --- Ich sagte ja schon immer, Bayern ist ein tiefergelegtes Tirol.

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Es gab immer wieder mal Zuwanderungsschübe: Anfangs des letzten Jahrhunderts zum beispiel, als Schwabing schon russisch-preussisch unterwandert war. Und der am Tegernsee lebene Olaf Gulbransson war jetzt auch nicht gerade ein Urbayer (wenngleich e wengal hilfsbraun bei NS-Bedarf, aber das ist eine andere Geschichte). Richtog ist, dass das Wachstum von München oft an der Grenze dessen war, was für die Stadt gesund ist. Schlimmer als München selber ist aber der Speckgürtel, wo Bayern längst eine Minderheit sind.

Und nein, da wo ich wohne, ist kein Jodlerstil. Dass man die Dächer überkragen lässt und die Fensterläden grün streicht, ist da normal.

Die Tieferlegung errettet unsereins vor der grösseren Hüttengaudi, folglich sind DJ Ötzi und Edelweiss über der Grenze auf dem Nordwestbalkan beheimatet.

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